Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [334]: Preindlsberger-Mrazović, Milena – Journalistin, Schriftstellerin, Krankenpflegerin im Ersten Weltkrieg

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.07.2025

Keywords: Journalistin, Schriftstellerin, Medizingeschichte, Bosnien-Herzegowina, Sarajewo, Wien

Milena Mrazović wurde am 28. Dezember 1863 in Bjelovar in Ungarn (heute: Kroatien) als Tochter von Andrija Mrazović geboren. Nachdem sie ihre Schulbildung an einem Mädcheninstitut in Budapest erhalten hatte, zog sie nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas durch die Habsburgermonarchie im Jahre 1878 mit ihrer Familie nach Banja Luka, wo ihr Vater eine Stellung als Verwaltungsbeamter erhalten hatte. Ein Jahr später übersiedelte die Familie nach Sarajewo. Milena widmete sich in Bosnien zunächst der Komposition musikalischer Werke und zunehmend dem Journalismus, darunter seit 1884 als Mitarbeiterin in der gerade in Sarajewo gegründeten einzigen deutschsprachigen Zeitung Bosniens, der „Bosnischen Post“. Nachdem ihr Verlobter Eugen Töpfer, der die Zeitung 1886 aufgekauft hatte, 1889 verstarb, erhielt sie von der bosnischen Regierung die Erlaubnis die Zeitung samt Druckerei als Erbin zu übernehmen. Daneben arbeitete sie als Sprachlehrerin für Französisch an einer Schule.

1896 verkaufte sie den Verlag und die Druckerei, heiratete im selben Jahr den Chirurgen und Chefarzt des bosnischen Landespitals in Sarajewo Josef Preindlsberger (1863-1938), und widmete sich seither ausschließlich ihrer journalistischen Arbeit.

Sie publizierte in zahlreichen deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen, in denen sie den Lesern das multiethnische, vor allem aber das multikonfessionelle Bosnien-Herzegowina aus ethnografischer und anthropologischer Sicht näher zu bringen versuchte. Daneben hielt sie unter anderem Vorträge in Wien, wo sie auch durch ihre zahlreichen Artikel in der Reichspost und der Neuen Freien Presse einen hohen Bekanntheitsgrad genoss und 1889 zum ersten weiblichen Mitglied der „Anthropologischen Gesellschaft in Wien“ ernannt wurde. Des weiteren war sie Mitglied des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wiens.[1]

Unter anderem verfasste sie auch einen Beitrag zu Bosnien-Herzegowina für das von Kronprinz Rudolf konzipierte Werk „Österreich-Ungarn in Wort und Bild“ (1899), vor allem aber wurde sie seit den 1880er Jahren durch ihre in deutscher Sprache publizierten Reiseberichte, Tagebücher und Romane bekannt, in denen sie sich mit dem sozialen und kulturellen Leben der Bevölkerung und der Landeskunde von Bosnien-Herzegowina befasste. Dazu zählen ihre Arbeiten wie „Selam, Skizzen und Novellen aus dem bosnischen Volksleben“, die 1893 (Berlin: Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft) erschien und frühe Texte von Milena enthält, sowie eine Reihe weiterer Monografien wie „Bosnische Volksmärchen“ (Innsbruck: Edlinger 1905), der Roman „Das Grabesfenster. Eine Sarajevoer Geschichte aus dem Beginn der Okkupation“ (Innsbruck: Edlinger 1906), der Reiseführer „Die bosnische Ostbahn. Illustrierter Führer auf den bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnlinien Sarajevo-Uvac und Megjegje-Vardiste“ (Wien: Hartleben 1908), sowie die Tagebuchaufzeichnungen „Bosnisches Skizzenbuch, Landschafts- und Kulturbilder aus Bosnien und der Herzegowina“ (Dresden, Leipzig: E. Pierson’s Verlag 1900). In diesen Arbeiten deklarierte sie sich als Befürworterin der Okkupation Bosnien-Herzegowinas und zu den von Österreich-Ungarn getroffenen Verwaltungsmaßnahmen, denen sie eine Modernisierung, vor allem aber eine friedliche Entwicklung des Landes zuschrieb.

1904 erschien von ihr in der Zeitschrift „Die Zeit“ ein bis heute weitgehend unbekannt gebliebener Artikel unter dem Titel „Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina“. Darin thematisiert sie die Schwierigkeiten, die mit der Durchsetzung der medizinischen Verwaltung Bosnien-Herzegowinas nach der Okkupation 1878 und im speziellen jene der weiblichen Ärzteschaft gegenüber der muslimischen Bevölkerung auftraten. Dabei kam den k.k. Amtsärztinnen eine wesentliche Rolle zu, die – auch im europäischen Vergleich – eine einzigartige institutionalisierte Stellung innerhalb der k.k. Sanitätsverwaltung in Bosnien-Herzegowina einnahmen. Der Grund für die Stärkung der Funktion von Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina lag in der ihnen zugewiesenen spezifischen Aufgabe, die Gesundheitssituation der weiblichen muslimischen Bevölkerung zu verbessern, ihren Zugang zum Gesundheitssystem durchzusetzen und sie darin zu integrieren. Dazu wurden zwischen 1892 und 1918 insgesamt sieben Amtsärztinnen aus der Habsburgermonarchie in die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebiete berufen.

Im Ersten Weltkrieg begleitete sie ihren Ehemannes Josef Preindlsberger als freiwillige Krankenpflegerin an dessen Einsatzorten als Militärarzt bei der mobilen Chirurgengruppe an den Fronten in Serbien, Albanien, Montenegro und Italien. Unter anderem leitete sie 1915 auch das Sanitätsmaterialdepot in Bosnien-Herzegowina. Zudem leitete sie im Jahr 1915 das Sanitätsmaterialdepot in Bosnien-Herzegowina. Für ihren Einsatz wurde sie 1916 mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.[2] Nach dem Krieg wurden sie gemeinsam aus dem Königreich Jugoslawien (SHS) ausgewiesen und nach Österreich deportiert. Sie lebte mit Josef Preindlsberger in Wien und hielt, wie bereits vor dem Krieg, volkskundliche Vorträge über Bosnien und Herzegowina. Sie verstarb am 20. Jänner 1927 in Wien im Sanatorium Löw.

Quellen:

Dzambo Jozo: Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.), „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 173-214.

Fuchs Brigitte: „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajewo, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.): „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 94-127.

Lindemann Kristina: Explaining Bosnia – Milena Preindlsberger-Mrazović, and Austria’s own ‘Orient’, in: Zimmermann Tanja, Jakir Aleksandar (Hg.): Europe and the Balkans. Decades of „Europeanization“? Würzburg: 2015. S. 161-170.

Literatur:

Preindlsberger-Marzović, Milena: Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina. Sonderdruck aus: Die Zeit. Wien: 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-3016]

[1] Jahres-Bericht des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, Wien 1911, S. 22.

[2] Die Zeit, 29.8.10.1916, S. 2.

Normdaten (Person):  : BBL ; GND:

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Letzte Aktualisierung: 2025.07.22

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [333]: Nasch, Leonhart – Bahnhofsarzt in Wien Ottakring, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.07.2025

Keywords: Internist, Betriebsarzt, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Leonhart Nasch wurde am 2. Februar 1895 als Sohn des aus Zohor bei Pressburg in Ungarn (heute Bratislava/Slowakei) stammenden Pinkas Phüllöpp Nasch und Julie, geborene Ehrenhaft, in Wien geboren.

Nasch studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 6. Mai 1921. Nach seiner Promotion führte er eine private Arztpraxis (für innere Krankheiten) in Wien 9, Porzellangasse 30, die er später nach Wien 16, Lienfeldergasse 39, verlegte. Daneben arbeitete er als Hilfsarzt im Kaiser-Franz-Joseph-Spital in Wien und später als Bahnhofsarzt der Betriebskrankenkasse in Wien Ottakring sowie als Vertrauensarzt der Wirtschaftlichen Vereinigung der Haushalte Österreichs.[1] 1931 publizierte er eine Arbeit „Über den Einfluß der Basen auf die Hitzegerinnung der Eiweißkörper“ und 1937 meldete er ein Patent (Formaldehyd in fester Form)[2] an.

Leonhard Nasch war jüdischer Herkunft und wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Am 20. August 1942 wurde er aus einer Sammelwohnung in Wien 2, Zwerggasse 5/8, in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 29. Jänner 1943 in das KZ Auschwitz überstellt und ermordet.

Quellen:

IKG Wien, Geburtsbuch, 1895, Nasch Leonhard.

UAW, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-0576, Nasch Leonhard (Datum Promotion 6.5.1921).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29.308, Nasch Leonhard.

Auswanderungsblätter IKG Wien, jüdische Auswanderungsanträge, 1938-1939, Nasch Familie.

Arolsen-Archiv, Inhaftierungsdokumente, Lager und Ghettos, Ghetto Theresienstadt, Kartei Theresienstadt, Nasch Leonhard.

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Nasch Leonhard.

Literatur:

Nasch, Leonhard: Über den Einfluß der Basen auf die Hitzegerinnung der Eiweißkörper. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Julius Springer 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Die Frau von heute, Nr. 65, 1933, S. 4.

[2] Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung und Hygiene, Nr. 17, 1937, S. 399.

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Letzte Aktualisierung: 2025.07.22

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Neuerwerbungen: Juli 2025

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante Neuerwerbungen laufend erweitert. Stöbern Sie in unserer virtuellen Buchausstellung, lesen Sie die eBooks. Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert. Diese Bücher können Sie vormerken und nach der Ausstellung ausleihen.
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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Kipp-Punkte

KIPP- _
                 –  PUNKTE …..

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Kippdynamiken wären auch bei Stabilisierung oder Verringerung der globalen Temperatur nicht direkt umkehrbar.“ (Nat Commun. 2024 Jan 6;15(1):343). Die Metapher Kipp-Punkte macht Angst mit Zerrbildern plötzlich hereinbrechender globaler (?) Katastrophen, ohne Vorwarnung – scheinbar schicksalhaft, unabwendbar.

Diese Dynamiken verlaufen nicht wie ‚Sprungfunktionen‘ oder Niagara Daredevil-Abstürze über Wasserfall-Abrisskanten oder die sagenhaften Lemming-Klippensprünge, an die nicht einmal mehr die Film-Industrie glaubt. Auf ‚Evolutions-Uhren‘ sehen die erwähnten ‚Kipp‘-Änderungen wie Zeitraffer-Dokumentationen aus; doch diese Uhren messen heutzutage digital – das Analoge kam aus der Mode. Viele allmählich zunehmende Änderungen wie Starkregen-Entwicklungen – zum Beispiel – wurzeln im Vergangenen.

Tipping Element Interaktionen fordern aufgrund hoher Komplexität sowie Variabilität die Forschung heraus; Historizität ist gekennzeichnet von der „Einmaligkeit sowie von Sub-Merkmalen: Irreversibilität, Phasenübergängen und Emergenzen“ (1,2,3). Skrutiniertes und penibles Dokumentieren von Daten, beispielsweise meteorologischer – seit Beginn der Aufzeichnungen (M.M. Heilig) – ermöglicht wesentlich solideres Extrapolieren und darauf aufbauend verlässlicheres Prognostizieren. Hochwasser-Analysen und – Warnungen erfahren besonders durch das Zusammenführen weltweiter Daten (Satelliten-Daten etc.) Optimierungen. Die Zukunft läge in einer wirkungsvollen Schadensbegrenzung – z.B. im Hochwasser-Krisen-Management und noch mehr in konsequenter Prophylaxe.

 

HOCHWASSER- NOTRUFE ÖSTERREICH:

WIEN:  122
Landeswarnzentrale

NIEDERÖSTERREICH: 122
oder
Hotline  „Hilfe bei Hochwasser“:
02742/9005-13352
oder
Hochwassertelefon:
+43/2742/9005-13178
+43/2742/9005-16480
07:30 bis 08:00 Uhr täglich;
nur durchgängig erreichbar bei Donauhochwasser.
https://www.noel.gv.at/wasserstand/#/de/Messstelle

OBERÖSTERREICH: 130
https://www.land-oberoesterreich.gv.at/hochwasser.htm

BURGENLAND: 130
Landessicherheitszentrale (www.lsz-b.at)

SALZBURG: 122
+43/662 8042 4314

KÄRNTEN: 130
https://hydrographie.ktn.gv.at/

STEIERMARK: 130
+43/676 8666 1963

TIROL: 130
+43/512 508 4202

VORARLBERG: 130
+43 5574 511 27405

DESIDERATUM: ‚Bundesharmonisierung‘:
Bundesweit nur eine einzige Nummer,
z.B.: 130 > automatische Ortung>Weiterleitung>Expertise
aktualisiert, punktgenau
: „es wird bearbeitet…“

Abgesehen von Feuerwehr (122) und Euro-Notruf (112) gibt es einen Notruf für Gehörlose und Hör-Beeinträchtigte: DEC112. Das ist eine barrierefreie Notruf-App für textbasierten Notruf an Polizei (112 und 133), Feuerwehr (122) und Rettung (144). Oder auch 0800 133 133 für den Notrufnummer mittels SMS.

 

 

 

Kein Wort hier über weitere Arten von Klima-Katastrophen – vor Allem kein ‚Asocial-Media-Menetekel‘ – auf unsichtbarer Wand, wie etwa auf Marlen Haushofers undurchdringlicher Barriere, welche Verständigung und Versöhnung blockieren. Denn noch nie gab es einen ‚Wissens‘-Krieg mit Gefährdung von Gesundheit und Leben. Wirtschaftkriege, Religions‘-Kriege, jeweils im Namen eines Allerhöchsten und die üblichen Scharmützel weltweit, in denen es um Bodenschätze oder noch Wertvolleres geht – auf den Übungstummelplätzen der Kriegsindustrie und ihrer Marionetten. Ein ‚WISSENS‘-Krieg fände möglicherweise am Grünen Tisch statt. Er wäre im Denk-Ansatz beendet – für ewige Zeiten, ohne entbehrliche Unterstützung von überbewerteter AI/KI.

Auf der Suche nach Schuldigen muss Digitale Demenz ausgeklammert weren – AI/KI sind zu exkulpieren. Sie sind kein ‚ens a se‘ sondern bloß ‚res‘; nicht satisfaktionsfähig. Ohne ein Selbst, ohne Gewissen. ‚Autonome‘ Aktionen, welche allzu oft fatal endeten, gehen nicht auf ihr Konto, da diese Dinge, Gewissen-los und Hirn-los, nicht entscheidungsfähig sind. Deren unschätzbaren technischen Vorteile sollen jedoch nicht geschmälert werden. Redlich erworbenes dementes homo sapiens-Verhalten wäre – viribus unitis – reparabel.

Eine ‚Als Ob‘ Philosophie könnte vielleicht helfen – als Psycho-Hygiene. Die Realität als Albtraum in die Schranken weisen und auf euphorisches Erwachen freuen. Galgenhumor und mehr als das. Ändern, was zu ändern ist. Gipfel- und Höhen-Erlebnisse, auch längst  vergangene, genießen, das Kind im Ich am Leben erhalten – und unbedingt: sein Lachen.

(Viktor Frankl, trotzdem lachend: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=26794)

 

Epilog: Versäumt wurden viel zu oft: Renaturierungen, Auffang-Becken, – Gerinne, – Flächen und begrünte Dächer (siehe ‚Schwammstadt‘), Aufbrechen von Versiegelungen – dieser glühenden Asphalt- und Betonwüsten mit ‚Kachelofen‘- Wärmespeicher-Effekt, die Rettung der Moore etc.  Es ist nie zu spät. ()

 

1. Riedl R (2000) Strukturen der Komplexität. Eine Morphologie des Erklärens und Erkennens. Springer

2. Lenton TM et al (2024) Remotely sensing potential climate change tipping points across scales.

3. Kubiszewski I et al (2025) Cascading tipping points of Antarctica and the Southern Ocean. Ambio;54(4):642-659.   „several of the major Antarctic interconnected tipping points (tp), including the physical, biological, chemical, and social t.p .“

 

 

Tipping Elements: Instabilität antarktischer, Grönländischer Eis-Schilde, Permafrost, – der El Niño–Southern Oscillation (ENSO), aktischer/antarktische Oszillationen (Polarwirbel, polar vortex) chaotische Multistabilität indischer und Westafrika – Monsune, atlantischer und arktischer Tiefenwässer. Gletscherschwund, Absterben borealer Wälder etc.

 

Tipping Points, Kipp-Punkte: abrupte, Änderungen, „nicht umkehrbar“. ‚Elusive‘ Eintritts-wahrscheinlichkeit nichtlinearer Systeme – keine mathematische geschlossene Methode anwendbar. Die (Klima-) Auswirkungen Geopolitischer Konflikte sind nicht vorhersagbar.

Emergenz: Auftreten neuer Eigenschaften oder Strukturen in einem System, welche nicht einfach aus der Summe seiner Einzelteile vorhergesagt oder erklärt werden können. Diese neuen Eigenschaften entstehen durch die Interaktion und das Zusammenspiel einzelner Elemente. https://www.wortbedeutung.info/Emergenzen/

Menetekel: böses Omen, Unheil-verkündende Prophezeiung: מְנֵ֥א מְנֵ֖א תְּקֵ֥ל וּפַרְסִֽין

 

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Einladung
ALLOTRIA
p heilig UND*
ZEIT: am Freitag, 10. Oktober 2025 um 19 Uhr
ORT: Otto-Mauer-Zentrum
Einladung: PDF
Nähere Infos: Einladung.pdf
_________________________

Interessenkonflikt:
Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung
des Beitrags kein Interessen –
konflikt im Sinne der Empfehlung des
International Committee of Medical
Journal Editors bestand.

Gastautor:
Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at
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Datenbank des Monats – Embase

Datenbank des Monats – Embase[en]

Embase ist eine fachbibliographische Datenbank mit u.a. den Schwerpunkten:

  • Pharmakologie, Pharmazie, Pharmazeutik, Toxikologie
  • Humanmedizin (klinische und experimentelle), alternative Heilmethoden
  • Biotechnologie
  • Gesundheitspolitik, Gesundheitsmanagement, Pharmakoökonomie
  • Psychiatrie, Psychologie
  • Rehabilitation
  • Pflege
  • Zahnmedizin
  • Tiermedizin, Alternativen zu Tierversuchen
  • Forensik

Sie enthält die Datenbanken EMBASE mit über 11 Mio. Einträgen ab 1974 und MEDLINE mit über 7 Mio. Einträgen ab 1966 (ohne Überschneidungen). Es werden über 7.000 Fachzeitschriften aus 70 Ländern ausgewertet.

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TOP DATABASE: Embase

Embase is a specialist bibliographical database with focus on:

  • pharmacology, pharmacy, pharmaceutics, toxicology
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  • health policy, health management, pharmaco economics
  • psychiatry, psychology
  • rehabilitation
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  • dentistry
  • veterinary medicine, alternatives to animal experiments
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It contains the Embase databases with over 11 million entries from 1974 onwards, and Medline with over 7 million entries from 1966 onwards (without overlap). Over 7,000 journals from 70 countries are indexed.
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Last Update: 2025 03 24

Scientific Writing Hacks: Quellenplagiate vermeiden

Hack #

Quellenplagiate vermeiden:
Es dürfen nur jene Quellen zitiert werden, die auch selbst gelesen wurden. Das Zitieren von Inhalten samt Referenzen aus einer anderen Quelle (z.B. aus einem Buch oder einem Review), ohne sich mit diesen Primärquellen inhaltlich auseinandergesetzt zu haben, ist nicht statthaft. Sofern Sie auch die Primärquelle selbst gelesen haben und alle Informationen die in die Diplomarbeit übernommen wurden in beiden Quellen vorkommen, sind beide Quellen (die Primärquelle und das Buch / den Review) zusammen zu zitieren.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage der Plagiatsprüfungsstelle,im Leitfaden für das Erstellen von Hochschulschriften für Studierende und dem Muster für eine Abschlussarbeit.

Letzter Zugriff: 09.12.2024
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [332]: Weismayr, Alexander – Internist, Balneologe, Tuberkuloseforscher, Chefarzt der Heilanstalt Alland

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 30.06.2025

Keywords: Internist, Balneologe, Tuberkuloseforscher, Heilanstalt Alland, Medizingeschichte, Wien

Alexander Franz Michael Ritter von Weismayr wurde am 24. September 1867 als Sohn des Kreisgerichtspräsidenten in Steyr in Oberösterreich, Michael Weismayr, und Ludowika, geborene Kreil, in Wien Josefstadt geboren.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kremsmünster studierte er an der Universität Wien Medizin und legte 1888 sein Rigorosum ab. Seit 1891 führte er eine private Arztpraxis in Wien 8, Lederergasse 23.[1]

Nach dem Studium trat er im Allgemeinen Krankenhaus in Wien in die III. medizinische Klinik ein und wurde Assistent von Leopold Schrötter von Kristelli (1837-1908). 1898 erhielt er die Dozentur im Fach Innere Medizin.[2] Weismayr beschäftigte sich als einer der Ersten ausschließlich mit der Tuberkuloseforschung und verfasste darüber auf Anregung von Schrötter Monografien wie 1897 „Die medikamentöse und symptomatische Behandlung der Lungentuberkulose“ und im selben Jahr „Zur Klinik der primären Neoplasmen der Pleura“ sowie 1901 „Die Lungenschwindsucht, ihre Verhütung, Behandlung und Heilung“. Weitere Arbeiten von ihm aus seiner Zeit an der Klinik erschienen 1893 „Das Exalgin als schmerzstillendes Mittel“, 1894 „Ein Fall von Stenose der Carotis und Subclavia“ und 1896 „Eine noch nicht beobachtete Complication des Scleroms der Luftwege“, „Ein Beitrag zum Verlauf des tuberculösen Pneumothorax“ und „Tuberculose bei Herzfehlern“.

Heilanstalt Alland und Kaiserin-Elisabeth-Spital

Seit den frühen 1880er Jahren verfolgte Schrötter seine Anliegen zum Bau von Heilanstalten. 1890 gründete er dazu den „Verein zur Errichtung und Erhaltung einer klimatischen Heilstätte für Brustkranke in der Nähe Wiens“ und erhielt schließlich die Genehmigung zum Bau einer Lungenheilanstalt in Alland. 1897 wurde Weismayr zum Direktor und Chefarzt der im Oktober 1897 eröffneten Heilanstalt ernannt, in der auch der spätere Sozialmediziner Alfred Götzl (1873-1946) als Assistent tätig war. Im selben Jahr veröffentlichte Weismayr den Aufsatz „Die Schweizer Volksheilstätten für Tuberculose“. Weitere Publikationen waren „Zum Verlaufe der croupösen Pneumonie“ und „Die häusliche Behandlung der Lungentuberkulose“. Anlässlich des 1. Internationalen Tuberkulose-Kongresses in Berlin im Jahr 1899 verfasste er den Aufsatz „Der Congress zur Bekämpfung der Tuberculose als Volkskrankheit“.

Weismayr Alexander (1. Reihe, Links): Das interessante Blatt, 4.9.1902, S. 9.

Nach mehreren Jahren in dieser Funktion trat er als Leiter der Heilanstalt zurück, übernahm die Leitung einer Privatheilanstalt in Arco in Trient, gab diese jedoch nach kurzer Zeit wieder auf und kehrte nach Wien zurück. 1906 wurde er zum Vorstand der II. medizinischen Abteilung im Kaiserin-Elisabeth-Spital berufen.[3]

Volksbildner

Weismayr hielt im Rahmen des Wiener Volksbildungsvereines Vorträge zur Tuberkulose, darunter 1894 zur „Die klimatische Behandlung der Tuberkulose“.[4]

Weismayr war als Redakteur bei der Wiener klinischen Rundschau tätig, er gehörte der Gesellschaft der Ärzte in Wien an und nahm 1900 am 2. Österreichischen Balneologen-Kongress in Triest teil.[5] Weiters war er Träger und Ritter des sächsisch-ernestinischen Hausordens.

Alexander Weismayr verstarb am 10. März 1907 in Wien.[6]

Quellen:

Taufbuch, Erzdiözese Wien, 08, Alservorstadtpfarre, Taufbuch 01-32, 1867, Folio 450, Weismayr Alexander.

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S 304 Personalblätter, Senat S 304.1354 Weismayr, Alexander Ritter von.

Friedhofsdatenbank der Gemeinde Wien, Weismayr Alexander.

Literatur:

Weismayr, Alexander von: Die medikamentöse und symptomatische Behandlung der Lungentuberkulose. Sonderdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien: 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 1543]

Weismayr, Alexander von: Zur Klinik der primären Neoplasmen der Pleura. In: Klinische Medizin und Chirurgie. Wien, Leipzig: Braumüller 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: K-1511/17]

Weismayr, Alexander von: Die Lungenschwindsucht. Ihre Verhütung, Behandlung und Heilung, in gemeinverständlicher Weise dargestellt. Wien: Braumüller 1901.

[Universitätsbibliothek MedUni Wien/Magazin Eben04, Sign.: 2018-05319]

Weismayr, Alexander von: Das Exalgin als schmerzstillendes Mittel. Aus der medicinischen Klinik des Herrn Prof. von Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Ein Fall von Stenose der Carotis und Subclavia. Aus der medicinischen Klinik des Herrn Professor v. Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Eine noch nicht beobachtete Complication des Scleroms der Luftwege. Aus der III. medicin. Klinik des Herrn Hofrath von Schrötter. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde sowie Kehlkopf-, Nasen-, Rachenkrankheiten. Berlin: Druck von Maischner & Stephan 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Ein Beitrag zum Verlauf des tuberculösen Pneumothorax. Aus der III. medizinischen Klinik des Herrn Prof. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Tuberculose bei Herzfehlern. Aus der III. medicinischen Klinik des Herrn Prof. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Die Schweizer Volksheilstätten für Tuberculose. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Zum Verlaufe der croupösen Pneumonie. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Berlin: Gedruckt bei L. Schumacher 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Die häusliche Behandlung der Lungentuberkulose. Sonderdruck aus: Die Krankenpflege- Monatsschrift für die gesamten Zweige der Krankenhauspflege und Krankenhausbehandlung in Wissenschaft und Praxis. Berlin: Verlag von Georg Reimer 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Der Congress zur Bekämpfung der Tuberculose als Volkskrankheit. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1891, Sp. 1020.

[2] Wiener Zeitung, 2.10.1898, S. 8.

[3] Wiener Zeitung, 23.9.1906, S. 4.

[4] Wiener Zeitung, 13.11.1894, S. 8.

[5] Neue Freie Presse, 29.3.1900, S. 5.

[6] Wiener Kommunal-Kalender und Städtisches Jahrbuch 1908, Wen 1908, S. 704.

Normdaten (Person): Weismayr, Alexander : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47050 (30.06.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47050

Letzte Aktualisierung: 2025.06.30

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Rezension: Gerhard Aumüller, Andreas Hedwig (Hg.), „Der zeichnende Medizin-Student und seine Professoren. Die Professoren-Skizzen des Dr. med. Ludwig Justus (1840-1920)“

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online:

Keywords: Rezension, Zeichnungen, Portraits, Marburg, Würzburg, Berlin, Wien, Medizingeschichte

Im Jänner 2025 erschien in der von der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt und der Historischen Kommission für Hessen herausgegebenen Reihe „Quellen und Forschungen zur Hessischen Geschichte“ der Band 197 unter dem Titel „Der zeichnende Medizin-Student und seine Professoren. Die Professoren-Skizzen des Dr. med. Ludwig Justus (1840-1920)“. Herausgeber und Autoren sind der emeritierte Professor der Anatomie an der Universität Marburg und Autor zahlreicher medizin- und musikhistorischer Arbeiten Gerhard Aumüller und der bis 2024 als Präsident des Hessischen Landesarchivs und Honorarprofessors wirkende Andreas Hedwig. Weitere Beiträge in diesem Band wurden von Reinhard Hildebrand, Andreas Mettenleiter und Irmtraut Sahmland verfasst.

Der Ausgangspunkt dieses Buches ist eine Sammlung von Portraitzeichnungen von Ärzten, die von dem aus einer Marburger Gelehrtenfamilie stammenden Medizinstudenten und späteren praktischen Arztes Ludwig Justi während seines Studiums in den 1860er Jahren angefertigt wurden. Diese Sammlung befindet sich als Konvolut, das neben weiteren Zeichnungen auch seine Vorlesungsmitschriften umfasst, in seinem Nachlass im Marburger Staatsarchiv. Gerhard Aumüller stieß auf diese Sammlung während seiner Recherchen im Marburger Staatsarchiv und entwickelte daraus ein Buchkonzept. Dieses umfasst Justis Biografie, die Rekonstruktion seiner Arbeitsweisen und Arbeitstechniken sowie seines Studienverlaufes an den Medizinischen Fakultäten in Marburg, Würzburg, Berlin und Wien. Anschließend folgt eine umfangreiche Darstellung der Zeichnungen und deren sorgfältige Interpretation unter Einbeziehung der historischen und kulturellen Perspektiven.

Mit diesen Portraitzeichnungen versuchte Justi die charakteristischen Gesten und Eigenschaften der Lehrkräfte auf eine zeichnerisch anspruchsvolle Weise zu präsentieren, wozu er karikierende Elemente integrierte. Dadurch konterkarierte er auch die damals aufkommende Darstellungsweise jener Ärztegeneration, die erstmals einen erheblichen gesellschaftlichen Bedeutungs- und Prestigezuwachs erfuhr. In den kommenden Jahrzehnten sollte sich diese Entwicklung in der Bildsprache der Porträts durch eine Überhöhung und Entrücktheit der dargestellten Personen häufig widerspiegeln.

Die Porträtzeichnungen von Justi beginnen mit der Aufnahme seines Studiums an der Medizinischen Fakultät in Marburg im Mai 1860. Hier porträtierte er vierzehn Professoren, darunter den Pharmakologen Carl Falk (1816-1880), den Anatomen Friedrich Matthias Claudius (1822-1869) und den Professor für Geburtshilfe Rudolf Dohrn (1836-1915). Danach studierte er 1862 und 1863 zwei Semester an der Universität Würzburg, wo er 12 Professoren verewigte, darunter den Anatomen Albert von Kölliker (1817-1905), den Pathologen Rudolf Virchow (1821-1902) und den später an die Medizinische Fakultät in Wien als Nachfolger seines Lehrers Johann Oppolzer berufenen und aus Prag stammenden Pathologen Heinrich Bamberger (1822-1888). Von ihm fertigte Justi gleich fünf Portraitzeichnungen an. An der Universität Berlin hielt er sich in den Jahren 1869 und 1870 auf. Weitere Portraits, die er in Berlin herstellte, weisen auf seine Besuche in den Jahren 1865 und 1867 hin. Insgesamt finden sich 13 portraitierte Professoren wie der Kliniker Ludwig Taube (1818-1876) oder der Chirurg Adolf Heinrich von Bardeleben (1819-1895) in seiner Sammlung. Aus seiner Zeit an der Wiener Medizinischen Fakultät, die er im Frühjahr und Sommer 1869 besuchte, sind 16 Portraits überliefert, und zwar von den Professoren und Sekundarärzten Ferdinand von Hebra (1816-1880), Carl Ludwig Sigmund (1810-1883), Theodor Billroth (1829-1894), Ferdinand von Arlt (1812-1887), Joseph von Skoda (1805-1881), Johann von Oppolzer (1808-1871), Joseph Hyrtl (1810-1894), Josef Gruber (1827-1900), Karl von Patruban (1816-1880), Carl von Rokitansky (1804-1874), Alois Monti (1839-1909), sowie Portraits der Assistenten Ludwig Mauthner (1840-1894), Johann Schnitzler (1835-1893), Moriz Kohn (ab 1871 Kaposi) (1837-1902), Isidor Schnabel (1842-1908) und Markus Funk (1839-1883), die im Stil von Collagen hergestellt wurden. Wie aus seinen Tagebuchaufzeichnungen hervorgeht, war er in Wien vor allem mit Theater- und Museumsbesuchen sowie mit Ausflügen in die Umgebung der Stadt beschäftigt.

Die Mitarbeiter:innen des Bandes haben neben kurzer Abrisse über die von ihm besuchten medizinischen Fakultäten ausführliche biografische Skizzen der porträtierten Personen verfasst, die eine zeitgenössische Kontextualisierung bieten und zur Vertiefung der Bildanalyse beitragen.

Insgesamt bietet die Darstellung eine spannende Einsicht in die Erfahrungen eines Marburger Medizinstudenten während seines Studienverlaufs im deutschsprachigen Raum. Sie beleuchten seine Wahrnehmungen und die visuelle Darstellung einer sich zu dieser Zeit immer mehr spezialisierenden und an Bedeutung gewinnenden Wissenschaftsgemeinschaft.

Rezension: Hubert Kolling (Hrsg.): „Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. Who was who in nursing history“. Band 11, Hungen: Verlag hpsmedia 2025.

Autor: Dr. Walter Mentzel

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Keywords: Rezension, Biographisches Lexikon, Pflegegeschichte, Medizingeschichte

Anfang 2025 erschien im hpsmedia-Verlag der elfte Band des renommierten und als Standardwerk anerkannten „Biographischen Lexikon zur Pflegegeschichte. Who was who in nursing history“. Die Reihe ist vollständig im Katalog der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien zugänglich. Der Band 11 ist dem Andenken an die 2023 verstorbene deutsche Pflegewissenschafterin und Begründerin der Akademisierung des Pflegeberufes, Ruth Schröck, gewidmet. Herausgeber und Autor ist, wie schon bei den vorherigen Bänden der Reihe, der Pflegehistoriker, Politikwissenschafter und Dozent für Politische Bildung beim deutschen Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, Hubert Kolling.

Kolling betont in seinem Vorwort die Bedeutung der Pflege im Kontext aktueller Herausforderungen und zukünftiger Aufgaben. Er fordert eine nachhaltige Organisation sowie Professionalisierung der Pflege, die für das Funktionieren unseres Gesundheits- und Pflegesystems von essenzieller Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist, insbesondere im Hinblick auf die demografische Entwicklung. Zudem weist er darauf hin, dass das Beschäftigungswachstum in diesem Bereich überwiegend durch ausländische Fachkräfte getragen wird. Er warnt vor den Folgen eines politischen Rechtsrucks sowie vor den Gefahren migrationsfeindlicher Haltungen, die die zukünftige Anwerbung von Fachkräften negativ beeinflussen könnten.

Der vorliegende Band präsentiert Beiträge von insgesamt zehn Autor:innen aus Deutschland, Island und Rumänien, darunter zahlreiche vom Herausgeber selbst verfassten Biografien. Diese spannen den zeitlichen Bogen von der Frühen Neuzeit bis ins 21. Jahrhundert und bieten – wie schon bei den vorliegenden Bänden – eine fundierte, den Qualitätsansprüchen einer modernen Biografie-Forschung entsprechende hohe Informationsdichte. Besonders hervorzuheben sind die teilweise aufwendig durchgeführten Archivrecherchen, die bei anderen renommierten Lexika-Projekten nur selten in vergleichbarer Qualität zu finden sind. Auf 328 Seiten werden 66 Personen vorgestellt, wodurch die Lexikon-Reihe die Dokumentation von über 1.500 biografischen Einträgen umfasst.

Die bisherige inhaltliche Konzeption wird auch in diesem Band fortgesetzt, indem der Fokus über die eng gefassten Berufsgruppen der Pflegekräfte hinaus erweitert wird, um ein vielfältiges Spektrum an Tätigkeitsfeldern darzustellen und möglichst breit jene Personen einzubeziehen, die für die Professionalisierung sowie die Weiterentwicklung des Pflegeberufes und der Pflegeeinrichtungen von Relevanz sind. Hierzu zählen unter anderem jene Personen, die in Fürsorgeeinrichtungen zunehmend spezialisierte Berufsfelder ausüben, Privatpersonen, die in Umbruchsphasen wie Krieg und Flucht aktiv wurden, Journalist:innen, Theolog:innen, Pflegewissenschaftler:innen, Personen in leitenden Funktionen von Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, die diese gegründet und professionalisiert haben; Mediziner:innen, Politiker:innen sowie Autorinnen, die sich in diesem Bereich engagierten.

Neben den geographischen Schwerpunkten im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz und Österreich) werden Persönlichkeiten aus aller Welt vorgestellt. Besonders eindrucksvoll sind jene Beiträge, die die Folgewirkungen der massiven Umbrüche des 20. Jahrhunderts auf die Entwicklung des Pflegeberufs sowie auf die individuellen Arbeits- und Lebensbiografien sichtbar machen.

Ein Beispiel ist die aus Japan stammende Hebamme Natsue Inoue (1898-1980). Ihre Karriere begann mit ihrer Ausbildung zur Hebamme und danach zur Krankenschwester, zunächst eng verbunden mit dem Aufstieg des japanischen Militarismus und der Expansion Japans in Asien (Sachalin). Nach einem Ausbildungsjahr am Bedford Women’s College, einer Einrichtung der University of London, im Fach Pflegewissenschaften, arbeitete sie in Japan im Bereich der Krankenschwesterausbildung am Japanese Red Cross Central Hospital und während des Zweiten Weltkrieges am Ministerium für Gesundheit und Soziales. Nach dem Krieg wurde sie zur ersten Präsidentin der Japanischen Gesellschaft für Hebammen, Krankenpfleger und Angestellte im Gesundheitswesen ernannt, setzte sich für die Integration der japanischen Pflegeorganisation in die internationalen Organisationen wie dem International Council of Nursing (ICN) ein und engagierte sich später als Politikerin für umfassende Reformen des Pflegeberufes und die Professionalisierung dessen in Japan.

Ein weiteres Beispiel für die tiefgreifenden Folgen der politischen Umbrüche der 1930er und 1940er Jahre auf individuelle Lebensläufe, ist Josefine Pöllinger aus Kärnten in Österreich. Nach ihrer Ausbildung zur Hebamme wurde sie im austrofaschistischen Regime wegen illegaler Abtreibungen verurteilt. Während des Nationalsozialismus erfolgte eine erneute Verurteilung wegen illegaler Abtreibung, schwere Kerkerstrafen und ihre Verschleppung ins KZ Ravensbrück. Sie überlebte das Konzentrationslager, doch ihre Spuren verloren sich nach ihrer Rückkehr nach Wolfsberg in Kärnten im Jahr 1945.

Die einzelnen Biografien enthalten hervorgehobene Querverweise, die eine einfache Navigation innerhalb der Lexikonreihe ermöglichen und die inhaltliche Orientierung erleichtern. Ein umfassendes Verzeichnis aller bisher in den Bänden 1 bis 11 behandelten Personen bietet einen guten Überblick. Insgesamt lässt sich das Lexikon sowohl als Nachschlagewerk als auch als Lesebuch benutzen, und leistet neben einen eminent wichtigen Beitrag zur historischen Aufarbeitung und Geschichte des Pflegeberufes und seiner gesellschaftlichen Einbettung, ein hohes Reflexionsniveau hinsichtlich der daraus zu ziehenden Lehren für gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen.

Nicht zuletzt ist hervorzuheben, dass die von Hubert Kolling herausgegebene Reihe von ihm vollständig privat und ohne jegliche institutionelle Unterstützung sowie finanzielle Zuwendungen betrieben wird. Sowohl ihm als auch allen, die an seinem Projekt interessiert sind und davon profitieren, wäre es wünschenswert, dass sich Möglichkeiten eröffnen, um eine langfristige und respektvolle Absicherung zu schaffen.

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [331]: Kautzky, Anton – Leibarzt des Vizekönigs von Ägypten, Radiologe und Leiter des Röntgeninstitutes im Sanatorium Auersperg in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.06.2025

Keywords: Radiologe, Leibarzt, Röntgeninstitut, Allgemeine Poliklinik, Sanatorium Auersperg, Medizingeschichte, Ägypten, Kairo, Wien

Anton Kautzky wurde am 12. März 1867 als Sohn des Kleidermachers Anton von Padua Kautzky (1833-1909) und der Kaffeehaus-Kassiererin Josepha (1836-1921), geborene Knauer, in Wien Gumpendorf geboren. 1897 heiratete er Leopoldine Hermanek (1878-1957). Mit ihr hatte er einen Sohn, den späteren Mediziner Anton Kautzky jun. (1898-1985).

Kautzky studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 19. März 1892 zum Doktor der gesamten Heilkunde. Danach führte er eine Arztpraxis in Wien 6, Bürgerspitalgasse 22.[1] Während des Studiums war er Mitbegründer und Mitglied der seit 1886 bestehenden deutschnationalen Studentenverbindung Akademische Corps Symposion.

Leibarzt des Vizekönigs von Ägypten

Im Jahr 1894 trat er als Leibarzt in den Dienst des osmanischen Khedive (Vizekönig) von Ägypten, Abbas Hilmi Pascha II (1874-1944). Daneben übernahm er 1909 die Leitung der Internen Abteilung in der neu errichteten Klinik in Kairo, die nach dem Vorbild der Wiener Allgemeinen Poliklinik gestaltet wurde.[2] Kautzky war in Ägypten Mitglied der Khedivial Society of Medicine in Kairo, und erhielt 1896 in Kairo den kaiserlich ottomanischen Medschidie-Orden.[3] Im Jahr 1908 wurde ihm das Offizierskreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen. 1903 nahm er am I. Medizinischen Kongress in Kairo teil und war als Schriftführer der Sektion für Innere Medizin tätig.[4] Während seiner Zeit in Ägypten publizierte er 1903 „Die Bilharziaerkrankungen“ und 1904 „Blutuntersuchungen bei Bilharzia-Krankheit“.

Allgemeine Poliklinik Wien und das Röntgeninstitut im Sanatorium Auersperg Straße 9, Wien 8.

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er zunächst als privater Röntgenarzt in Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 34A, sowie am Radiologischen Institut der Allgemeinen Poliklinik in Wien unter dem Vorstand Robert Kienböck (1871-1953), wo er 1923 „Ein seltener Fall von Knochengeschwulst“ publizierte.[5] Zudem war er als Leiter des Instituts für Röntgen-Untersuchungen im Sanatorium Auerspergstraße 9 tätig. 1927 publizierte er gemeinsam mit Alfred Luger (1886-1938) „Ueber das Vorkommen von Oscillospira Guillermondi“.

Kautzky war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Er verstarb am 19. April 1944 in Wien.

Quellen:

Trauungsbuch, Erzdiözese Wien, 06, Gumpendorf, Sign. 02-66, Folio 87, Kautzky Anton, Herzmanek Leopoldine.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-205a, Kautzky Anton (Rigorosum Datum 1890).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-538, Kautzky Anton (Promotion Datum 19.3.1892).

Friedhofsdatenbank der Gemeinde Wien, Kautzky Anton.

Literatur:

Kautzky, Anton: Die Bilharziaerkrankungen. Demonstrationsvortrag gehalten in der Sitzung vom 18. Juni 1903 des Vereines für innere Medizin in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag der Wiener klinischen Rundschau 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kautzky, Anton: Blutuntersuchungen bei Bilharzia-Krankheit. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Berlin: 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Luger, Alfred und Anton Kautzky: Ueber das Vorkommen von Oscillospira Guillermondi. Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. N. Ortner). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 32, 1892, Sp. 1280.

[2] Wiener klinische Rundschau, Nr. 26, 1909, S. 414.

[3] Neue Freie Presse, 29.1.1896, S. 4.

[4] Wiener klinische Rundschau, Nr. 5, 1903, S. 81.

[5] Fortschritte auf den Gebieten der Röntgenstrahlen. Publikationsorgan der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. 31, 5/6, 1923-24, S. 636-638.

Normdaten (Person):  Kautzky, Anton: BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47048 (22.06.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47048

Letzte Aktualisierung: 2025.06.22

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