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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [348]: Salom, Josef – Frauenarzt und Geburtshelfer, NS-Verfolgter

Salom, Josef – Frauenarzt und Geburtshelfer, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 20.11.2025

Keywords: Frauenarzt, Gynäkologe, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Josef Salom wurde am 9. September 1874 als Kind einer sephardisch-jüdischen Familie in Sarajewo in Bosnien-Hercegowina geboren. Sein Vater war Isaac Salom (1851-1933), seine Mutter Sara, geborene Levi. Salom war mit Betty Biro (1885-1942) verheiratet und hatte mit ihr zwei Kinder: Alma, verheiratete Cohen (1909-?), und Stella (1914-1943, ermordet).

Salom studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 9. Mai 1901. Im Anschluss daran war er am Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig, wo er an der II. Frauen-Klinik bei Rudolf Chrobak (1843-1910) arbeitete. 1904 veröffentlichte er dort die Arbeit „Ueber Heißluftbehandlung einiger Krankheiten der Genitalorgane“.

Während des Ersten Weltkrieges war Salom zunächst dem Vereinsreservespital Nr. 3 in Wien zugeteilt[1] sowie zwischen 1914 und 1916 als Hilfsarzt dem Rudolfinerhaus.[2]

Seit 1911 war er Mitglied der Gesellschaft für physikalische Medizin.[3] Daneben engagierte er sich in einer der ältesten sephardischen Gemeinden der Habsburgermonarchie, in der seit 1737 in Wien bestehenden türkisch-israelitischen Gemeinde „Sephardim“ (Wien 2, Zirkusgasse 22), in deren Vereinsorganen er als Beirat fungierte.

Josef Salom führte in Wien 1, Rotenturmstraße 19, seine private Arztpraxis, unter derselben Adresse war er mit seiner Familie bis 1938 wohnhaft. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde die Familie von den Nationalsozialisten verfolgt. Josef und seine Ehefrau Betty Salom wurden aus Wien in den unter der Ustascha-Herrschaft stehenden „Unabhängigen Staat Kroatien“ (NDH) deportiert: Josef Salom wurde am 23. März 1942 im Lager Jasenovac, seine Ehefrau Betty am 20. Juni 1942 in dem insbesondere für jüdische Frauen und Kinder eingerichteten Lager Djakovo ermordet.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0539, Salom Josef (Nationalien Datum: 1898/90).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-341b, Salom Josef (Rigorosum Datum: 2.5.1901).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0756, Salom Josef (Promotion Datum: 9.5.1901).

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Opfer-Datenbank: Salom Josef, Betty.

Literatur:

Salom, Josef: Ueber Heißluftbehandlung einiger Krankheiten der Genitalorgane. Aus der Klinik Chorbak. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Kratz, Helf & Comp. 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener Zeitung, 16.10.1915, S. 2.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1932, S. 704.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1911, Sp. 790.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47087 (20.11.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47087

Letzte Aktualisierung: 2025.11.20

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [347]: Lichtenstern, Robert – Chirurg, Urologe, NS-Verfolgter

Lichtenstern, Robert – Chirurg, Urologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 19.11.2025

Keywords: Urologe, Chirurg, Rothschild-Spital, Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Robert Lichtenstern wurde am 2. Februar 1874 in Prag als Sohn von Wilhelm Lichtenstern (1847-1918) und Wilhelmine, geborene Lichtenstern (1853-1903), geboren. Im Jahr 1909 heiratete er in Wien Vilma Kende (1885-1927), mit der er den Sohn Franz Josef Oktavian (1911-) hatte.

Im Jahr 1893 absolvierte Lichtenstern das k.k. Staats-Obergymnasium in Prag-Neustadt. Anschließend studierte er Medizin an der Deutschen Universität in Prag und wurde dort 1899 promoviert. Danach war er am Pathologischen Institut in Prag tätig. Nach seiner Übersiedlung nach Wien arbeitete er zunächst an der Gynäkologischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus bei Ernst Wertheim (1864-1920) und seit 1902 als Assistent an der Urologischen Abteilung des Rothschild-Spitals bei Otto Zuckerkandl (1861-1921). Im Jahr 1911 wurde er zum urologischen Konsilarius an der Abteilung ernannt.

Lichtenstern veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur Nierenfunktion und Nierenchirurgie sowie zur Prostata- und Hodenchirurgie. Darunter 1905 „Die Wandlung in der funktionellen Nierendiagnostik“,[1] 1908 „Ein seltener Fall genitaler Missbildung“.[2] Vor dem Ersten Weltkrieg arbeitete er eng mit dem Leiter des chemischen Laboratoriums, Arthur Katz (1863-1917), mit dem er 1906 die Studie „Über funktionelle Nierendiagnostik und Phloridzindiabetes“, 1911 „Experimentelle Studien zur Nierenfunktion II“ und 1914 „Über eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels nach Laparotomie“ publizierte.

Zudem arbeitete er mit dem Physiologen und Sexualforscher Eugen Steinach (1861-1944) an dessen Konzept der Verjüngung des Menschen durch die Verpflanzung der Hoden und führte mit ihm 1918 die erste derartige Operation (Eugen Steinach-Operation) in Wien durch. Im selben Jahr publizierten beide den Aufsatz „Umstimmung der Homosexualität durch Austausch der Pubertätsdrüsen“.

Im Ersten Weltkrieg leistete er seinen Militärdienst als Landsturm-Assistenzarzt in der Chirurgischen Abteilung im Reservespital Nr. 1 in der Stifts-Kaserne in Wien[3] und zuletzt im k.k. Landwehr-Marodenhaus II in Wien, wo er 1918 die Arbeit „Einseitige Pyonephrose nach Schußverletzung der Blase“ veröffentlichte.[4] 1921 erschien von ihm der Artikel „Zur Therapie weit vorgeschrittener Fälle von Tuberkulose des Harntraktes“.[5]

Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft

Im Jahr 1922 wurde Lichtenstern zum Primararzt und Vorstand der Urologischen Abteilung am Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft berufen. Dort veröffentlichte er 1925 „Die Überpflanzung der männlichen Keimdrüsen“, 1930 „Über Dauererfolge bei Hodentransplantation[6] und 1935 die Monografie „Urologische Operationslehre“.

Er war seit 1910 Mitglied der Gesellschaft für Innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien[7] sowie seit 1904 der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[8]

Lichtenstern war Aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ der Nationalsozialistischen Verfolgung ausgesetzt. Gemeinsam mit seinem Sohn Franz Josef floh er 1938 in die Schweiz und emigrierte im Dezember desselben Jahres über Cherbourg mit der „SS Express of Britain“ in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Robert Lichtenstern verstarb am 3. August 1955 in Los Angeles, Kalifornien.

Quellen:

Fischer Isidor (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre, Bd. 2, Berlin-Wien 1933, S. 911.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 44.963, Lichtenstern Robert.

New York, Passenger and Crew List, 1925-1958.

USA, Declaration of intention, Lichtenstern Robert.

California death certificates, Lichtenstern Robert.

Literatur:

Lichtenstern, Robert und Arthur Katz: Über funktionelle Nierendiagnostik und Phloridzindiabetes. Vortrag, gehalten auf der 77. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Meran. Aus der chirurgischen Abteilung (Vortstand: Prim. Privatdoz. Dr. Otto Zuckerkandl) und dem chemischen Laboratorium (Vorstand: Privatdoz. Dr. Arthur Katz) der Rothschild-Stiftung in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhandlung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12902]

Katz, Arthur und Robert Lichtenstern: Experimentelle Studien zur Nierenfunktion II. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller, Hof- und Universitäts-Buchhändler 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Katz, Arthur und Robert Lichtenstern: Über eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels nach Laparotomie. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Steinach, Eugen und Robert Lichtenstern: Umstimmung der Homosexualität durch Austausch der Pubertätsdrüsen. Sonderdruck aus: Münchener medizinische Wochenschrift. München: Verlag von J.F. Lehmann 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 13717]

Lichtenstern, Robert: Urologische Operationslehre. Berlin und Wien: Urban & Schwarzenberg 1935.

[Universitätsbibliothek Medizinische Universität Wien/Magazin, Sign.: 1998-05407]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1905, Sp. 1201-1206.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1908, Sp. 1969-1972.

[3] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1.10.1914, S. 2.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1918, Sp. 694-697.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39/40, 1921, Sp. 1701-1705.

[6] Wiener Archiv für innere Medizin, 1931, Teil 1, S. 319-322.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1910, Sp. 344.

[8] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 15, 1904, S. 427.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47085 (19.11.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47085

Letzte Aktualisierung: 2025.11.19

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Buchausstellung der besten Wissenschaftsbücher des Jahres 2026!

In der Buchausstellung im Lesesaal werden die Wissenschaftsbücher 2026 der Longlist präsentiert.

In den Wissenschaftsbüchern  „Medizin/Biologie“ und „Junior:innen Wissensbüchern“ können Sie schmökern, diese vormerken und nach der Buchausstellung (Ende Jänner 2026) entlehnen. >>Sammlung im Bibliothekskatalog

Beteiligen Sie sich auch gerne an der Wahl zum besten Wissenschaftsbuch des Jahres 2026: https://www.wissenschaftsbuch.at/

 
 

 

TOP-JOURNAL des Monats: Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology

Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology (Journal Impact Factor: 51.6*)[en]

Die Universitätsbibliothek stellt medizinische Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access  (>>Anleitung  ) zur Verfügung.

Das  TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:

Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology

Zu den Volltexten: Jg. 9, H. 1 (2012) –

Laut den Habilitationsrichtlinien der MedUni Wien werden die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes in den Journal Citation Reports als Top Journals gewertet. Die zwischen 20% und 60% liegenden Zeitschriften gelten als Standard Journals.

Mit dem 2024 Journal Impact Factor 51.6 ist Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology ein Top-Journal in der Kategorie: GASTROENTEROLOGY & HEPATOLOGY

ISSN:1759-5045
12 issues/year

***

[en] The University Library offers top medical journals available on the MedUni Vienna campus and via Remote Access .

TOP JOURNAL of the month in the Van Swieten Blog is:

Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology

To the fulltexts: Jg. 9, H. 1 (2012) –

According to the habilitation guidelines defined by MedUni Vienna, the first 20% of journals in a specific JCR category are classed as Top Journals. Journals positioned between 20% and 60% are classed as Standard Journals.

In the Impact Factor ranking with the 2024 Journal Impact Factor 51.6 is Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology a Top Journal in the category: GASTROENTEROLOGY & HEPATOLOGY

ISSN: 1759-5045
12 issues/year

*2024 Journal Impact Factor

Habilitationsrichtlinien: https://www.meduniwien.ac.at/web/karriere/karriere-an-der-medizinischen-universitaet-wien/wissenschaftliche-karriere-an-der-meduni-wien/habilitation

habilitation guidelines:
https://www.meduniwien.ac.at/web/en/career/careers-at-the-medical-university-of-vienna/scientific-careers-at-the-meduni-vienna/venia-docendi/

Letzter Abruf: 04.11.2025

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Weiterlesen: Datenbank des Monats – Journal Citation Reports (JCR)

„Blatt für Blatt – Die Schätze der Josephinischen Bibliothek“ am 20.11.2025, um 18 Uhr

„Blatt für Blatt – Die Schätze der Josephinischen Bibliothek“

In einer exklusiven Führung werden die einzigartigen Schätze aus dem wertvollen Bestand der Josephinischen Bibliothek gezeigt. Präsentiert werden historische Bücher beginnend vom Ursprung des Buchdrucks über anatomische Darstellungen der Renaissance bis hin zu prachtvollen barocken Pflanzenbüchern. Im Anschluss besteht die Möglichkeit mit Ihrem Ticket die Dauerausstellung sowie die Jubiläumsausstellung „Architektur und Medizin“ im Josephinum zu besichtigen.

Termin: Donnerstag, 20.11. 2025, jeweils um 18 Uhr

Dauer: 60 Minuten

Eintritt & Anmeldung

Da die Teilnehmer:innenanzahl begrenzt ist, bitten wir um Anmeldungen unter: info@josephinum.ac.at oder
(+43) 1 40160 26005

Eintritt: 20 Euro

Josephinum-Medizinhistorisches Museum Wien
Währinger Straße 25
1090 Wien

Most Wanted Book: Magnesium : Grundlagen, Klinik, Praxis und Ernährung

Unter den am meisten vorgemerkten Büchern der letzten Buchausstellung ist:

 
1
 
 
 
Buch

Magnesium : Grundlagen, Klinik, Praxis und Ernährung

Kisters, Klaus, 1961- [VerfasserIn]Vormann, Jürgen, 1953- [VerfasserIn]Micke, Oliver, 1967- [VerfasserIn]
2025
 
2
 
 
 
E-Book

Magnesium : Grundlagen, Klinik, Praxis und Ernährung

Kisters, Klaus [VerfasserIn]Vormann, Jürgen [VerfasserIn]Micke, Oliver [VerfasserIn]
2025

ISBN 978-3-66

 
Weitere Infos:

Datenbank des Monats November – Embase & Testzugang sowie Webinar zu „Embase AI“

Datenbank des Monats – Embase[en]

Vom 10.-21. November 2025: Testzugang und Webinar zu „Embase AI“

Embase ist eine fachbibliographische Datenbank mit u.a. den Schwerpunkten:

  • Pharmakologie, Pharmazie, Pharmazeutik, Toxikologie
  • Humanmedizin (klinische und experimentelle), alternative Heilmethoden
  • Biotechnologie
  • Gesundheitspolitik, Gesundheitsmanagement, Pharmakoökonomie
  • Psychiatrie, Psychologie
  • Rehabilitation
  • Pflege
  • Zahnmedizin
  • Tiermedizin, Alternativen zu Tierversuchen
  • Forensik

Sie enthält die Datenbanken EMBASE mit über 11 Mio. Einträgen ab 1974 und MEDLINE mit über 7 Mio. Einträgen ab 1966 (ohne Überschneidungen). Es werden über 7.000 Fachzeitschriften aus 70 Ländern ausgewertet.

>>Zur Datenbank

Testzugang und Webinar zu „Embase AI“ im November 2025

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[en]

TOP DATABASE: Embase

Embase is a specialist bibliographical database with focus on:

  • pharmacology, pharmacy, pharmaceutics, toxicology
  • human medicine (clinical and experimental), alternative healing methods
  • biotechnology
  • health policy, health management, pharmaco economics
  • psychiatry, psychology
  • rehabilitation
  • care
  • dentistry
  • veterinary medicine, alternatives to animal experiments
  • forensics

It contains the Embase databases with over 11 million entries from 1974 onwards, and Medline with over 7 million entries from 1966 onwards (without overlap). Over 7,000 journals from 70 countries are indexed.
 >>Go to Database

Last Update: 2025 11 03

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [346]: Braun von Fernwald, Richard Albert – Frauenarzt, Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie am Allgemeinen Krankenhaus in Wien

Braun von Fernwald, Richard Albert – Frauenarzt, Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie am Allgemeinen Krankenhaus in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 03.11.2025

Keywords: Frauenarzt, Gynäkologe, Geburtshilfliche Klinik, Allgemeines Krankenhaus Wien, Medizingeschichte, Wien

Richard Albert Braun von Fernwald wurde am 25. November 1866 in Dornbach, einem damals selbständigen Vorort von Wien, geboren. Er war der Sohn von Carl Braun von Fernwald (1823-1891), Professor an der I. Geburtshilflichen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und später Dekan der Medizinischen Fakultät, und dessen Ehefrau Johanna Julia Elisabeth, geborene Stockher (1831-1902). Sein Onkel war der Gynäkologe Professor Gustav August Braun (1829-1911), einer der führenden Vertreter der Wiener geburtshilflichen Schule. Einer seiner Brüder, Egon August Gustav Braun von Fernwald (1862-1926), war ebenfalls als Mediziner tätig. Richard Braun von Fernwald war mit Klementina Helene Aloisia Edlen von Frankl (1873-1956) verheiratet.

Richard Braun studierte an der Universität Wien Medizin und schloss sein Studium am 22. September 1890 sub auspiciis Imperatoris mit der Promotion ab. Bereits während des Studiums arbeitete er an mehreren Kliniken, darunter bei Heinrich von Bamberger (1822-1888), Edmund von Neusser (1852-1912), Otto Kahler (1849-1893), Theodor Billroth (1829-1894) und Rudolf Chrobak (1843-1910), sowie an der geburtshilflichen Klinik für Hebammen seines Onkels Gustav Braun, bei dem er auch nach seiner Promotion als klinischer Assistent tätig war. Im November 1890 beendete er seinen Militärdienst als Eleve erster Klasse im Garnisonsspital Nr. 1 in Wien und wurde zum Marine-Assistenz-Arzt der Reserve ernannt.[1]

In den folgenden Jahren publizierte Braun als Assistent an der Klinik seines Onkels mehrere Arbeiten darunter „Zur Symphyseotomiefrage“, „Ueber die in letzten 10 Jahren ausgeführten Sectiones caesareae“ und „Zur Casuistik der Complication von Schwangerschaft durch einen Ovarialtumor“. Diese Schriften befinden sich heute in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

1894 erschien von ihm die 104 Seiten umfassende Monografie „Der Kaiserschnitt bei engen Becken“ sowie die 83-seitige Studie „Über Uterusruptur“. 1898 folgte die Monografie „Ueber den Einfluss der modernen Gynäkologie auf die Geburtshilfe

Nach seiner Habilitation für Geburtshilfe und Gynäkologie im Jahr 1895 und seiner Ernennung zum Privatdozenten[2] erfolgte im November 1902 seine Ernennung zum a.o. Professor für Gynäkologie an der Universität Wien.[3]

Während des Ersten Weltkrieges war Braun als Oberstabsarzt dem Garnisonsspital Nr. 1 in Wien zugeteilt, wo er als Chefarzt einer chirurgischen Abteilung tätig war. Er war Träger des Kommandeurkreuzes des bulgarischen Nationalen Zivilverdienstordens in Brillanten.[4]

Braun engagierte sich über viele Jahre regelmäßig im Unterstützungs-Verein für Hebammen, in dessen Rahmen er Vorträge, etwa zum Thema „Schutz des Kindes vor Erkrankungen“[5] hielt. Darüber hinaus war er Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und Vorstandsmitglied der Ärztlichen Kraftfahrvereinigung Österreichs unter deren Präsidenten Karl Hochsinger (1860-1942).[6]

Neben seiner Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus in Wien führte er eine private Arztpraxis in Wien 4, Rainerplatz 7 (ab 1919 Suttnerplatz, heute: Rilkeplatz).

Richard Braun-Fernwald verstarb am 25. August 1955 in Wien.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-30a, Braun Ritter von Fernwald Richard (Rigorosum Datum: 1887).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2979, Braun Ritter von Fernwald Richard (Promotion Datum: 1887).

Friedhofsdatenbank Wien: Braun-Fernwald, Richard.

Literatur:

Braun von Fernwald, Richard: Zur Symphyseotomiefrage. Aus der geburtshilflichen Klinik des Hofrathes Prof. Gustav Braun in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Braun von Fernwald, Richard: Ueber die in letzten 10 Jahren ausgeführten Sectiones caesareae. Aus der Klinik des Herrn Hofraths Gustav Braun in Wien. Sonderdruck aus: Archiv für die Gynäkologie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Braun von Fernwald, Richard: Zur Casuistik der Complication von Schwangerschaft durch einen Ovarialtumor. Originalarbeiten. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Braun von Fernwald, Richard: Der Kaiserschnitt bei engem Becken. Wien: Safar 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2268]

Braun von Fernwald, Richard: Über Uterusruptur. Wien: Safar 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 51011]

Braun von Fernwald, Richard: Ueber den Einfluss der modernen Gynäkologie auf die Geburtshilfe. Sonderdruck aus: Wiener medicinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhandlung 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 13.11.1890, S. 3.

[2] Wiener klinische Rundschau, Nr. 38, 1895, S. 608.

[3] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 2.12.1902, S. 8.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 26, 1914, Sp. 1496.

[5] Hebammen-Zeitung, , 30.12.1897, S. 1-3; 15.1.1898, S. 1-2.

[6] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 19.12.1925, S. 12.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47083 (03.11..2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47083

Letzte Aktualisierung: 2025.11.03

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Neuerwerbungen: November 2025

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante Neuerwerbungen laufend erweitert. Stöbern Sie in unserer virtuellen Buchausstellung, lesen Sie die eBooks. Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert. Diese Bücher können Sie vormerken und nach der Ausstellung ausleihen.
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