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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [330]: Bienenfeld, Bianca – Frauenärztin und Gynäkologin im Allgemeinen Krankenhaus Wien und erste Fachärztin des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wien

 

Autor: Dr. Walter Mentzel

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Keywords: Frauenärztin, Gynäkologin, Allgemeines Krankenhaus Wien, Genossenschafts-Krankenkasse, Medizingeschichte, Wien

Bianca Bienenfeld wurde am 10. November 1879 als Tochter einer aus Krakau stammenden jüdischen Familie in Wien geboren und wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Ihr Großvater war Verwalter des israelitischen Spitals in Krakau, ihr Vater, Heinrich Leo Bienenfeld (1849-1895), arbeitete in Wien als Hof- und Gerichtsadvokat, ihre Mutter, Victoria Gitel (geb. Schmelkes) (1852-1918), stammte aus einer angesehenen Rabbinerfamilie. Ihre Schwester Elsa (1877-1942) war in Wien als Musikwissenschaftlerin und Musikpublizistin tätig.

Bienenfeld besuchte ab 1892 das neu eröffnete erste Wiener Mädchengymnasium des Vereins für erweiterte Frauenbildung. Ihre Matura legte sie 1898 extern mit Auszeichnung am Akademischen Gymnasium in Wien ab.[1] Danach studierte sie ab dem Wintersemester 1898/99 an der Universität Wien naturwissenschaftliche Fächer, konnte aber erst nach zwei Jahren an der Medizinischen Fakultät inskribieren. Gemeinsam mit ihrer Schwester Elsa besuchte sie Vorlesungen des Musikwissenschafters Guido Adler (1855-1941) und teilte mit ihr die Leidenschaft zur Musik.

Studentinnen-Verein „Wien“

Während ihrer Studienzeit war Bienenfeld gemeinsam mit ihrer Schwester Mitglied des im Dezember 1898 im wissenschaftlichen Club gegründeten ersten Wiener Studentinnen-Vereins „Wien“, dem auch die Medizinstudentinnen Gabriele Possanner von Ehrenthal (1860-1940), Margarete Hilferding-Hönigsberg (1871-1942) und Stephanie Weiss-Eder (1878-1959) angehörten. Sie war seit der Gründung des Vereins als Kassiererin und später als Schriftführerin in den Vereinsorganen tätig.[2] Dem Verein gehörten zudem die spätere Ärztin Rosa Regina Walter (1.4.1878 Wien, ermordet im Holocaust 1942 Belgrad), verheiratete Markovic,[3] und die Medizinstudentin und spätere Schriftstellerin Irma Schönfeld (1876-1915) an.

Während ihres Medizinstudiums, das sie am 10. März 1904 mit ihrer Promotion abschloss, studierte sie bei Friedrich Schauta (1849-1919), Richard von Krafft-Ebing (1840-1902), James Eisenberg (1861-1910), Edmund Neusser (1852-1912) und Anton Weichselbaum (1845-1920). Bereits als Studentin erfolgte ihre Bestellung zur Demonstratorin und Aspirantin am Physiologischen Institut bei Siegmund Exner (1846-1926), wo sie 1903 über „Das anatomische Verhalten der Muscularis mucosae in Beziehung zu ihrer physiologischen Bedeutung“ publizierte.

Nach der Promotion arbeitete sie nach einer gemeinsam mit Stephanie Weiss-Eder erfolgreich eingebrachten Petition beim Ministerium für Cultus und Unterricht als Aspirantin an der II. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus bei Edmund Neusser[4] und danach an der Kinderklinik (St. Anna Kinderspital) bei Theodor Escherich (1957-1911). Anschließend trat sie als erste supplierende Sekundarärztin in die III. medizinische Klinik unter dem Internisten Norbert Ortner (1965-1935) ein. Nach neun Monaten wurde sie auf Antrag von Professor Ortner am 1. Dezember 1906 an der I. Universitäts-Frauenklinik bei Friedrich Schauta bestellt, wo sie weitere sieben Jahre tätig war, sich zur Gynäkologin ausbilden ließ und im Februar 1908 die Ernennung zur definitiven Sekundarärztin erhielt. 1907 publizierte sie an der Klinik „Das Verhalten der Leukozyten bei der Serumkrankheit“ und im selben Jahr am Laboratorium der Spiegler-Stiftung in Wien „Das Verhalten der Frauenmilch zu Lab und Säure“. Zuletzt wurde sie auf Antrag von Schauta zur Intern-Ärztin der Klinik ernannt. Im Jahr 1912 veröffentlichte sie den „Beitrag zur Kenntnis des Lipoidgehaltes der Placenta“. Danach verließ sie 1913 als emeritierte Intern-Ärztin das Allgemeine Krankenhaus und arbeitete in ihrer Privatpraxis in Wien.

Bianca Bienenfeld (zirka 1907): In: Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung 1907/08.

Sanatorium Loew und Ambulanz des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wien und Niederösterreich (Allgemeine Arbeiterkrankenkasse Wien)

Während des Ersten Weltkrieges übernahm Bienenfeld die Hausarztstelle an der Gynäkologischen Abteilung des Sanatoriums Loew in Wien. 1919 wurde sie zur ersten Fachärztin und Leiterin der gynäkologischen und geburtshilflichen Ambulanz an der Genossenschafts-Krankenkasse Wien und Niederösterreich ernannt. Hier nahm sie auch ihre wissenschaftliche Publikationstätigkeit u.a. mit ihrer Mitarbeiterin an der Ambulanz, Ida Eckstein (1888-1982), auf, mit der sie 1919 „Ein Sakraltumor beim Neugeborenen[5] publizierte. 1925 erschien von ihr „Zur Klinik der Vaginalsysten“,[6] und 1926 veröffentlichte sie erneut gemeinsam mit Ida Eckstein „Zur diagnostischen Verwertung des Gonotestfingerlings bei der weiblichen Gonorrhöe[7]

Neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Medizinerin hielt sie Vorträge in den Wiener Volksbildungseinrichtungen, wie den 1913 in der Urania zu „Das Leben vor der Geburt“,[8] den sie in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“ (Teil 2) in einer Artikelserie (Teil 1; Teil 3) publizierte.[9] Im selben Jahr veröffentlichte sie noch in der von der Frauenrechtlerin und Sozialreformerin Auguste Fickert (1855-1910) gegründeten Zeitschrift „Neues Frauenleben“ den Aufsatz „Die Geschichte der Krankenpflege“.[10] 1917 erschien von ihr die Artikelserie „Ueber die Physiologie der Frau“ in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“.[11] Anlässlich des Gynäkologenkongresses im Jahr 1925 in Wien veröffentlichte sie den Artikel „Wiens Anteil an der modernen Frauenheilkunde“[12] und 1928 wiederum in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“ den Artikel „Entwicklung und Entwicklungsstörungen der weiblichen Reife“.[13]

Sie verstarb am 22. August 1929 bei einem Zugsunglück in Schwarzach St. Veith auf der Rückreise von den Salzburger Festspielen in Begleitung ihrer Schwester Elsa.

Bianca Bienenfeld, Todesanzeige, Neue Freie Presse, 25.8.1929, S. 29.

1929 erschienen aus Anlass ihres Todes mehrere Nachrufe, darunter von Heinrich Peham (1871-1930) in der Zeitung Der Tag,[14] von Pauline Feldmann (1884-1986) in der Zeitschrift Medizinische Klinik,[15] und von Dora Brücke-Teleky (1879-1963) in der Wiener medizinischen Wochenschrift.[16] Ihre Schwester Elsa Bienenfeld wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt und am 26. Mai 1942 in Maly Trostinec ermordet.

1933 trat ein aus den Initiatoren, dem Architekten Oskar Strnad (1879-1935) und dem Bildhauer Georg Ehrlich (1897-1966), bestehendes Dr. Bianca Bienenfeld-Komitee an die Gemeinde Wien heran, um auf der Grünanlage am Albertplatz in Wien-Josefstadt ein von den beiden Initiatoren geschaffenes Bianca Bienenfeld-Denkmal genehmigen zu lassen. Die erteilte Genehmigung verfiel, da innerhalb der Jahresfrist keine Aufstellung des Denkmals erfolgte.[17] Seit April 2025 ist nach ihr in Wien-Leopoldstadt eine Straße benannt.

Quellen:

Geburtsbuch der IKG Wien, 1879, Bienenfeld Bianca.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0586, Bienenfeld Bianca (Nationalien Datum 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-021a, Bienenfeld Bianca (Rigorosum Datum 4.3.1904).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-1421, Bienenfeld Bianca (Promotion Datum 10.3.1904).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Bienenfeld Bianca.

Literatur:

Bienenfeld, Bianca: Das anatomische Verhalten der Muscularis mucosae in Beziehung zu ihrer physiologischen Bedeutung. Bonn: Strauss 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 22498]

Bienenfeld, Bianca: Das Verhalten der Leukozyten bei der Serumkrankheit. Sonderdruck aus: Jahrbuch der Kinderheilkunde und physische Erziehung. Berlin: Verlag von S. Karger 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenfeld, Bianca: Das Verhalten der Frauenmilch zu Lab und Säure. Aus dem Laboratorium der Spiegler-Stiftung, Wien (Leiter: S. Fränkel). Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenfeld, Bianca: Beitrag zur Kenntnis des Lipoidgehaltes der Placenta. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik [Vorstand: Hofrat Schauta] und dem chemischen Laboratorium der L. Spiegler-Stiftung [Vorstand: Prof. S. Fraenkel] in Wien. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Jahres-Bericht über das k.k. Akademische Gymnasium Wien in Wien für das Schuljahr 1898/99, Wien 1899, S. 9.

[2] Frauen-Werke, Nr. 2, 1899, S. 2; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 4.3.1899, S. 2.

[3] Yad Vashem Markovic Vera (https://collections.yadvashem.org/en/names/13903965).

[4] Hebammen-Zeitung, 15.9.1904, S. 133.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1919, Sp. 1890-1897.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1925, Sp. 1268-1274.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1926, S. 544-550.

[8] Die Zeit, 30.1.1913, S. 7.

[9] Die Frau und Mutter, H.1, Oktober 1913, S. 2-5; H. 2, November 1913, S. 46-48; H. 3, Dezember 1913, S. 79-81.

[10] Neues Frauenleben, Jänner 1913, S. 8-13.

[11] Die Frau und Mutter, H. 3, 1916, S.30-32; H. 4, 1917, S. 45-47; H. 5, 1917, S.65-66; H.6, 1917, S. 79-80.

[12] Neues Wiener Journal, 31.5.1925, S. 7.

[13] Die Frau und Mutter, 1928, S. 11-12.

[14] Der Tag, 9.11.1929, S. 4.

[15] Medizinische Klinik, 30.8.1929, S. 1324.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1929, S. 1162-1163.

[17] Rathaus-Korrespondenz, 25. Juli 1933.

Normdaten (Person):Bienenfeld, Bianca : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47046 (16.06.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47046

Letzte Aktualisierung: 2025.06.16

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [304]: Waldstein, Edmund – Gynäkologe, Chirurg, Leiter des Frauenhospizes der Arbeiterkrankenkasse Wien (Genossenschaftskrankenkassen), NS-Verfolgter

Waldstein, Edmund – Gynäkologe, Chirurg, Leiter des Frauenhospizes der Arbeiterkrankenkasse Wien (Genossenschaftskrankenkassen), NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 09.10.2024

Keywords: Gynäkologe, Chirurg, Frauenhospiz, Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Edmund Waldstein wurde als Sohn des aus Stuttgart in Deutschland stammenden Simon Waldstein (1837-1902) und der Wienerin Hermine (1841-1900), geborene Seligmann, am 8. Jänner 1871 in Wien geboren. 1902 heiratete er Paula Wiener (1878-1948), mit der er die Kinder Marianne Hermine (1903-1940), Gusti Elisabeth Brings-Waldstein (1905-1982) und Monica Margaret (1912-1978) hatte. Seine Tochter Gusti hatte an der Universität Wien Medizin studiert (Promotion 1933), arbeitete danach als Internistin und war seit 1933 mit dem Gynäkologen Ludwig Brings (1902-1979) verheiratet.

Waldstein studierte seit dem Wintersemester 1890/91 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 15. Juni 1895. Während des Studiums engagierte er sich im Medizinischen Unterstützungsverein, in dessen Ausschuss er 1892 als Kandidat der Freisinnigen Studentenschaft gewählt wurde.[1] Nach seinem Studium leistete er als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst als Assistenzarzt-Stellvertreter beim 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger beim Garnisonsspital Nr. 1 in Wien ab.[2]

Seit 1895 war Waldstein als Assistenzarzt an der I. Geburtshilflichen-gynäkologischen Frauenklinik bei Professor Friedrich Schauta (1849-1919) tätig, wo er eine Reihe von Studien publizierte wie 1897 „Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und Ectopia vesica“, 1900 „Ueber die Erfolge der operativen Behandlung des Gebärmutterkrebses“ und „Ueber periphere Tubensäcke und ihre Bedeutung für die Aetiologie der Tubo-Ovarialcysten“, 1901 „Weiterer Beitrag zur Carcinomstatistik“, 1902 „Ueber ein retroperitoneales Hämatom, eine stielgedrehte Ovarialcyste vortäuschend“, und 1903 „Zur diagnostischen Verwertung der Leukozytose in der Gynäkologie“. Waldstein veröffentlichte darüber hinaus eine Reihe von Arbeiten in der Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie und in der Gynäkologischen Rundschau. Daneben führte er eine Arztpraxis in Wien 1, Tuchlauben 2, und danach am Graben Nr. 29.[3]

Im Ersten Weltkrieg war er 1917 dem Garnisonsspital Nr. 1 zugeteilt und erhielt im selben Jahr das Kriegskreuz für Zivilverdienste.[4] 1919 erschien von ihm aus seiner Beschäftigung im Garnisonsspital im Jahr 1918 der Aufsatz „Über künstlich erzeugte Phlegmonen“.[5]

Frauenhospiz Wien, Peter-Jordanstraße 12-14

In dem 1909 vom Verband der Genossenschaftskrankenkassen gegründeten geburtshilflichen Anstalt „Frauen-Hospiz“ in Wien 19, Peter-Jordanstraße 12-14 war Waldstein, der die Idee zu diesem Projekt hatte und als Berater in die Planung der vom Architekten Viktor Postelberg (1869-1920) errichteten Anlage eingebunden war, als ärztlicher Leiter und Primarius tätig. Darüber berichtete Waldstein in der Wiener klinischen Rundschau unter dem Titel „Das Frauenhospiz des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens“. Nachdem das Hospiz während des Ersten Weltkrieges vom Militärkommando beschlagnahmt und benutzt wurde, kam es im Mai 1919 zu dessen Wiedereröffnung als Entbindungsheim für Arbeiterinnen der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse, (Frauenhospiz der Krankenkassen Wiens).[6] Die Anlage ist heute Teil der Universität für Bodenkultur.

Frauenhospiz Wien, Peter Jordanstraße: Wiener klinische Rundschau, Nr.1, 1910, D. 13.

Als Leiter des Frauenhospizes veröffentlichte er bis zu seinem erzwungenen Ausscheiden aus der Anstalt im März 1938 zahleiche Publikationen, darunter 1911 „Eine neue Methode zur Beckenausgangsbestimmung“, 1913 „Über Breus’sche Molen und retinierte Eier im allgemeinen“, oder 1928 „Status epilepticus und Schwangerschaft“. Seine Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, sowie im Repositorium der Medizinischen Universität Wien ePub.

1922 hielt er an der Tuberkulosetagung in Wien einen Vortrag, den er in der Wiener medizinischen Wochenschrift unter dem Titel „Tuberkulose und Schwangerschaft“ publizierte.[7] 1925 erschien von ihm die Studie „Ueber Scharlach im Wochenbett, während der Schwangerschaft und nach Abortus“.[8]

Waldstein war seit 1900 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte,[9] sowie in dem von Hugo Klein (1863-1937) gegründeten Österreichischen Bund für Mutterschutz.[10] Neben seiner ärztlichen Tätigkeit engagierte er sich im Verein „Freie Schule“, wo er u.a. neben dem Juristen und Sozialpolitiker Julius Ofner (1845-1924), den beiden sozialdemokratischen Politikern Engelbert Pernerstorfer (1850-1918) und Karl Seitz (1869-1950) sowie Viktor Hammerschlag (1870-1975) 1909 in den Zentralausschuss gewählt wurde.[11] Weiters gehörte er neben Regine Ulmann (1847-1939) als Mitglied und Revisor dem Verein für realgymnasialen Mädchenunterricht an,[12] für den er 1913 einen Baugrund zur Errichtung einer Schule (Architekt: Viktor Postelberg) zur Verfügung stellte,[13] die 1914 in der Albertgasse 38 eröffnet wurde.[14] Hier befindet sich heute das Schulgebäude für Kindergartenpädagogik und die Gedenktafel für die Sozialarbeiterin Ilse Arlt (1876-1960), der Tochter des Augenarztes Ferdinand Arlt.

Waldstein hielt regelmäßig Vorträge im Hebammen-Verein und dem Neuen Frauenclub, sowie in sozialdemokratischen Frauenorganisationen[15] – 1928 verfasste er ein „Merkblatt für Frauen“ als Aufklärungsschrift[16] – und vor den Freien Gewerkschaften. Er gehörte weiters der „Vereinigung sozialdemokratischer Ärzte Wiens“ an.

Waldstein und seine Familie wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Ihm gelang mit seiner Ehefrau im Juni 1938 die Flucht nach England, wo sie bei ihrer ebenfalls geflohenen Tochter und ihrem Schwiegersohn lebten. In England versuchte Waldstein beim Roten Kreuz sowie als Schiffsarzt bei der britischen Handelsmarine als Chirurg aufgenommen zu werden. Er verstarb am 2. Juni 1942 in Lincoln, England.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1871, Waldstein Edmund.

Matriken der IKG Wien 1902, Trauungsbuch, Waldstein Edmund, Wiener Paula.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0435, Waldstein Edmund (Nationalien Datum: 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-447a, Waldstein Edmund (Rigorosum Datum: 1892).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-216, Waldstein Edmund (Promotion Datum: 15.6.1895).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, Zl. 3.572, Waldstein Edmund.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Edmund Waldstein, 1942.

Find a grave, Waldstein Emanuel.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Brings Gusti, geborene Waldstein.

Literatur:

Waldstein, Edmund: Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und Ectopia vesicae. Aus der I. Universitäts-Frauen-Klinik des Herrn Professor Friedrich Schauta. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynaekologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber die Erfolge der operativen Behandlung des Gebärmutterkrebses. Aus der I. Wiener Universitäts-Frauen-Klinik des Herrn Prof. Schauta. Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Wien: Verlag von Julius Springer 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber periphere Tubensäcke und ihre Bedeutung für die Aetiologie der Tubo-Ovarialcysten. Aus der Klinik des Herrn Professor Dr. Friedrich Schauta. Sonderduck aus: Monatsschrift für Geburthülfe und Gynaekologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Weiterer Beitrag zur Carcinomstatistik. Aus der I. Wiener Univ.-Frauenklinik des Herrn Hofrath Schauta. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber ein retroperitoneales Hämatom, eine stielgedrehte Ovarialcyste vortäuschend. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik der Herrn Hofrathes Schauta. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund und Otfried Otto Fellner: Zur diagnostischen Verwertung der Leukozytose in der Gynäkologie. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik in Wien (Vorstand: Hofr. Schauta). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Kratz, Helf & Co. 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund und Viktor Postelberg: Das Frauenhospiz des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens. Sonderdruck aus: Klinische Rundschau. Wien: Buchdruckerei Max Werthner 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Eine neue Methode zur Beckenausgangsbestimmung. Aus dem Frauenhospiz in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k. und k. Hof-Buchhändler 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Über Breus’sche Molen und retinierte Eier im allgemeinen. Aus dem Frauenhospiz in Wien. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Status epilepticus und Schwangerschaft. Aus dem Frauenhospiz in Wien (Vorstand: Primarius Dr. Edmund Waldstein). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Die Presse, 6.11.1892, S. 16

[2] Prager Tagblatt, 1.10.1895, S. 7.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 28, 1895, Sp. 1253.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1917, Sp. 1211.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1919, Sp. 1741-1744; Nr. 37, 1919, Sp. 1796-1801.

[6] Die Frau, 24.5.1919, S. 4.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1922, Sp. 1976-1982.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1925, Sp. 1363-1366; Nr. 42, 1925, Sp. 2328-2334.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1900, S. 333.

[10] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz, Nr. 4, 1913, S. 17.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.3.1909, S. 12.

[12] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht, Wien 1913.

[13] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht, Wien 1913, S. 10-11.

[14] Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine, Nr. 8, 1914, S. 17.

[15] Arbeiterinnen-Zeitung, Nr. 12, 1911, S. 9.

[16] Arbeiterinnen-Zeitung, Nr. 3, 1928, S. 5.

Normdaten (Person): Waldstein, Edmund: BBL: 44840; GND: 128307323;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 44840  (09.10.2024)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=44840

Letzte Aktualisierung: 2024 10 09

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