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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [304]: Waldstein, Edmund – Gynäkologe, Chirurg, Leiter des Frauenhospizes der Arbeiterkrankenkasse Wien (Genossenschaftskrankenkassen), NS-Verfolgter

Waldstein, Edmund – Gynäkologe, Chirurg, Leiter des Frauenhospizes der Arbeiterkrankenkasse Wien (Genossenschaftskrankenkassen), NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 09.10.2024

Keywords: Gynäkologe, Chirurg, Frauenhospiz, Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Edmund Waldstein wurde als Sohn des aus Stuttgart in Deutschland stammenden Simon Waldstein (1837-1902) und der Wienerin Hermine (1841-1900), geborene Seligmann, am 8. Jänner 1871 in Wien geboren. 1902 heiratete er Paula Wiener (1878-1948), mit der er die Kinder Marianne Hermine (1903-1940), Gusti Elisabeth Brings-Waldstein (1905-1982) und Monica Margaret (1912-1978) hatte. Seine Tochter Gusti hatte an der Universität Wien Medizin studiert (Promotion 1933), arbeitete danach als Internistin und war seit 1933 mit dem Gynäkologen Ludwig Brings (1902-1979) verheiratet.

Waldstein studierte seit dem Wintersemester 1890/91 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 15. Juni 1895. Während des Studiums engagierte er sich im Medizinischen Unterstützungsverein, in dessen Ausschuss er 1892 als Kandidat der Freisinnigen Studentenschaft gewählt wurde.[1] Nach seinem Studium leistete er als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst als Assistenzarzt-Stellvertreter beim 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger beim Garnisonsspital Nr. 1 in Wien ab.[2]

Seit 1895 war Waldstein als Assistenzarzt an der I. Geburtshilflichen-gynäkologischen Frauenklinik bei Professor Friedrich Schauta (1849-1919) tätig, wo er eine Reihe von Studien publizierte wie 1897 „Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und Ectopia vesica“, 1900 „Ueber die Erfolge der operativen Behandlung des Gebärmutterkrebses“ und „Ueber periphere Tubensäcke und ihre Bedeutung für die Aetiologie der Tubo-Ovarialcysten“, 1901 „Weiterer Beitrag zur Carcinomstatistik“, 1902 „Ueber ein retroperitoneales Hämatom, eine stielgedrehte Ovarialcyste vortäuschend“, und 1903 „Zur diagnostischen Verwertung der Leukozytose in der Gynäkologie“. Waldstein veröffentlichte darüber hinaus eine Reihe von Arbeiten in der Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie und in der Gynäkologischen Rundschau. Daneben führte er eine Arztpraxis in Wien 1, Tuchlauben 2, und danach am Graben Nr. 29.[3]

Im Ersten Weltkrieg war er 1917 dem Garnisonsspital Nr. 1 zugeteilt und erhielt im selben Jahr das Kriegskreuz für Zivilverdienste.[4] 1919 erschien von ihm aus seiner Beschäftigung im Garnisonsspital im Jahr 1918 der Aufsatz „Über künstlich erzeugte Phlegmonen“.[5]

Frauenhospiz Wien, Peter-Jordanstraße 12-14

In dem 1909 vom Verband der Genossenschaftskrankenkassen gegründeten geburtshilflichen Anstalt „Frauen-Hospiz“ in Wien 19, Peter-Jordanstraße 12-14 war Waldstein, der die Idee zu diesem Projekt hatte und als Berater in die Planung der vom Architekten Viktor Postelberg (1869-1920) errichteten Anlage eingebunden war, als ärztlicher Leiter und Primarius tätig. Darüber berichtete Waldstein in der Wiener klinischen Rundschau unter dem Titel „Das Frauenhospiz des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens“. Nachdem das Hospiz während des Ersten Weltkrieges vom Militärkommando beschlagnahmt und benutzt wurde, kam es im Mai 1919 zu dessen Wiedereröffnung als Entbindungsheim für Arbeiterinnen der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse, (Frauenhospiz der Krankenkassen Wiens).[6] Die Anlage ist heute Teil der Universität für Bodenkultur.

Frauenhospiz Wien, Peter Jordanstraße: Wiener klinische Rundschau, Nr.1, 1910, D. 13.

Als Leiter des Frauenhospizes veröffentlichte er bis zu seinem erzwungenen Ausscheiden aus der Anstalt im März 1938 zahleiche Publikationen, darunter 1911 „Eine neue Methode zur Beckenausgangsbestimmung“, 1913 „Über Breus’sche Molen und retinierte Eier im allgemeinen“, oder 1928 „Status epilepticus und Schwangerschaft“. Seine Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, sowie im Repositorium der Medizinischen Universität Wien ePub.

1922 hielt er an der Tuberkulosetagung in Wien einen Vortrag, den er in der Wiener medizinischen Wochenschrift unter dem Titel „Tuberkulose und Schwangerschaft“ publizierte.[7] 1925 erschien von ihm die Studie „Ueber Scharlach im Wochenbett, während der Schwangerschaft und nach Abortus“.[8]

Waldstein war seit 1900 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte,[9] sowie in dem von Hugo Klein (1863-1937) gegründeten Österreichischen Bund für Mutterschutz.[10] Neben seiner ärztlichen Tätigkeit engagierte er sich im Verein „Freie Schule“, wo er u.a. neben dem Juristen und Sozialpolitiker Julius Ofner (1845-1924), den beiden sozialdemokratischen Politikern Engelbert Pernerstorfer (1850-1918) und Karl Seitz (1869-1950) sowie Viktor Hammerschlag (1870-1975) 1909 in den Zentralausschuss gewählt wurde.[11] Weiters gehörte er neben Regine Ulmann (1847-1939) als Mitglied und Revisor dem Verein für realgymnasialen Mädchenunterricht an,[12] für den er 1913 einen Baugrund zur Errichtung einer Schule (Architekt: Viktor Postelberg) zur Verfügung stellte,[13] die 1914 in der Albertgasse 38 eröffnet wurde.[14] Hier befindet sich heute das Schulgebäude für Kindergartenpädagogik und die Gedenktafel für die Sozialarbeiterin Ilse Arlt (1876-1960), der Tochter des Augenarztes Ferdinand Arlt.

Waldstein hielt regelmäßig Vorträge im Hebammen-Verein und dem Neuen Frauenclub, sowie in sozialdemokratischen Frauenorganisationen[15] – 1928 verfasste er ein „Merkblatt für Frauen“ als Aufklärungsschrift[16] – und vor den Freien Gewerkschaften. Er gehörte weiters der „Vereinigung sozialdemokratischer Ärzte Wiens“ an.

Waldstein und seine Familie wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Ihm gelang mit seiner Ehefrau im Juni 1938 die Flucht nach England, wo sie bei ihrer ebenfalls geflohenen Tochter und ihrem Schwiegersohn lebten. In England versuchte Waldstein beim Roten Kreuz sowie als Schiffsarzt bei der britischen Handelsmarine als Chirurg aufgenommen zu werden. Er verstarb am 2. Juni 1942 in Lincoln, England.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1871, Waldstein Edmund.

Matriken der IKG Wien 1902, Trauungsbuch, Waldstein Edmund, Wiener Paula.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0435, Waldstein Edmund (Nationalien Datum: 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-447a, Waldstein Edmund (Rigorosum Datum: 1892).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-216, Waldstein Edmund (Promotion Datum: 15.6.1895).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, Zl. 3.572, Waldstein Edmund.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Edmund Waldstein, 1942.

Find a grave, Waldstein Emanuel.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Brings Gusti, geborene Waldstein.

Literatur:

Waldstein, Edmund: Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und Ectopia vesicae. Aus der I. Universitäts-Frauen-Klinik des Herrn Professor Friedrich Schauta. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynaekologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber die Erfolge der operativen Behandlung des Gebärmutterkrebses. Aus der I. Wiener Universitäts-Frauen-Klinik des Herrn Prof. Schauta. Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Wien: Verlag von Julius Springer 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber periphere Tubensäcke und ihre Bedeutung für die Aetiologie der Tubo-Ovarialcysten. Aus der Klinik des Herrn Professor Dr. Friedrich Schauta. Sonderduck aus: Monatsschrift für Geburthülfe und Gynaekologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Weiterer Beitrag zur Carcinomstatistik. Aus der I. Wiener Univ.-Frauenklinik des Herrn Hofrath Schauta. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber ein retroperitoneales Hämatom, eine stielgedrehte Ovarialcyste vortäuschend. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik der Herrn Hofrathes Schauta. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund und Otfried Otto Fellner: Zur diagnostischen Verwertung der Leukozytose in der Gynäkologie. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik in Wien (Vorstand: Hofr. Schauta). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Kratz, Helf & Co. 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund und Viktor Postelberg: Das Frauenhospiz des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens. Sonderdruck aus: Klinische Rundschau. Wien: Buchdruckerei Max Werthner 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Eine neue Methode zur Beckenausgangsbestimmung. Aus dem Frauenhospiz in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k. und k. Hof-Buchhändler 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Über Breus’sche Molen und retinierte Eier im allgemeinen. Aus dem Frauenhospiz in Wien. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Status epilepticus und Schwangerschaft. Aus dem Frauenhospiz in Wien (Vorstand: Primarius Dr. Edmund Waldstein). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Die Presse, 6.11.1892, S. 16

[2] Prager Tagblatt, 1.10.1895, S. 7.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 28, 1895, Sp. 1253.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1917, Sp. 1211.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1919, Sp. 1741-1744; Nr. 37, 1919, Sp. 1796-1801.

[6] Die Frau, 24.5.1919, S. 4.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1922, Sp. 1976-1982.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1925, Sp. 1363-1366; Nr. 42, 1925, Sp. 2328-2334.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1900, S. 333.

[10] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz, Nr. 4, 1913, S. 17.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.3.1909, S. 12.

[12] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht, Wien 1913.

[13] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht, Wien 1913, S. 10-11.

[14] Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine, Nr. 8, 1914, S. 17.

[15] Arbeiterinnen-Zeitung, Nr. 12, 1911, S. 9.

[16] Arbeiterinnen-Zeitung, Nr. 3, 1928, S. 5.

Normdaten (Person): Waldstein, Edmund: BBL: 44840; GND: 128307323;

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Letzte Aktualisierung: 2024 10 09

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [300]: Jehle, Ludwig – Primararzt an der II. Kinderabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien

Jehle, Ludwig – Primararzt an der II. Kinderabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 28.08.2024

Keywords: Kinderarzt, I. Universitäts-Kinderklinik, St. Anna-Kinderspital, Allgemeinen Poliklinik in Wien, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Ludwig (Lajos) Jehle wurde am 19. Februar 1871 als Sohn von Ludwig Jehle sen. (1842-1920) und Theresia, geborene Frankl (1844-1908) in Prerau in Mähren (heute: Prerov/Tschechien) geboren. Sein Vater arbeitete als Chemiker in der Zuckerfabrik in Prerau, beschäftigte sich wissenschaftlich mit landeskundlichen Themen und veröffentlichte u.a. 1887 im Naturforschenden Verein „Zehnjährige Beobachtungs-Resultate der meteorologischen Station Prerau (Zucker-Fabrik)“. Sein Bruder war der Mediziner Sandor (Alexander) Jehle (1872-1962). Er war seit 1905 mit Eleonore Lilly Berecz verheiratet (1883-1943).

Nach dem Studium der Medizin an der Universität Wien und seiner Promotion am 13. Juli 1895 leistete er seinen Militärdienst im Garnisonsspital Nr. 1 in Wien beim Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 ab.[1]

Danach arbeitete Jehle zwischen 1896 und 1897 als Assistent an der II. Medizinischen Abteilung von Heinrich Lorenz (1859-1945), zwischen 1897 und 1900 als Prosekturadjunkt am Kaiser Franz Joseph-Spital sowie zwischen 1901 und 1902 an der Allgemeinen Poliklinik in Wien bei dessen Direktor und Kinderarzt Professor Alois Monti (1839-1909) an der Abteilung für Kinderkrankheiten als Assistent von Professor Ferdinand FrühwaId (1854-1908). An der II. Medizinischen Abteilung publizierte er 1898 „Ein Fall von subacuter Lebertrophie[2] und an der Prosektur des Kaiser Franz Joseph-Spitals veröffentlichte er „Ueber den Nachweis von Typhusbacillen im Sputum Typhuskranker“. Zwischen 1902 und 1919 war er an der Universitäts-Kinderklinik im heutigen St. Anna Kinderspital bei Theodor Escherich (1857-1911) und dessen Assistenten Clemens von Pirquet (1874-1929) tätig. Hier erschienen von ihm 1906 „Ueber die Rolle der Grubeninfektionen beim Entstehen der Genickstarreepidemien“ und 1907 „Ueber das Vorkommen des Meningokokkus und des Micrococcus catarrhalis im Nasenrachenraum und Desinfektionsversuche mit Pyocyanase bei diesen Infektionen“.

Nachdem er sich 1910 im Fach Kinderheilkunde habilitiert hatte und den Titel eines Privatdozenten verliehen bekam, kehrte er an die Allgemeine Poliklinik zurück und übernahm als Primararzt die leitende Funktion der II. Kinderabteilung als Nachfolger des verstorbenen Vorstands Alois Monti.[3] Im Kriegsjahr 1914 trat er provisorisch die Leitung seines in den Kriegsdienst eingerückten Kollegen Franz Hamburger an der I. Kinderabteilung an. Im selben Jahr veröffentlichte er die Studie „Die Bronchialerkrankungen im Kindesalter“.[4] 1917 erhielt er den Titel eines a.o. Professors und leitete die Abteilung bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienstverhältnis im März 1938 weiter. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten befassten sich Jehle mit Bronchial- Nieren- und Baucherkrankungen im Kindesalter. Dazu sind seine Arbeiten „Die Gewebsasphyxie und die Nierendystrophie: ein Beitrag zur Frage der Nephritis“, „Die Nierenerkrankungen und ihre Therapie“.

Für seine Studien zur Lordotischen Albuminurie, die er vor dem Ersten Weltkrieg begonnen und 1913 in seiner Arbeit „Die Albuminurie: (klinisch-experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie)“ erstmals vorgelegt hatte, die 1914 als Monografie unter demselben Titel erschien, und 1923 mit der Publikation „Die funktionelle Albuminurie und Nephritis im Kindesalter“ fortgesetzt wurde, erhielt er von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Oppolzer-Preis. Weitere Arbeiten von ihm befinden sich in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Jehle engagierte sich im Verein „Wiener Frauenheim“[5] und während des Ersten Weltkriegs in der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvalide.[6] Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Wien.

Nach dem „Anschluss“ im März 1938 verlor er aufgrund der Schließung seine Abteilung seine Arbeit an der Allgemeine Poliklinik, die ihre Autonomie verlor und in den Besitz der Gemeinde Wien kam. Jehle, der laut der nationalsozialistischen „Rassengesetzgebung“ als „Mischling 2. Grades“ galt und dem die Verfolgung und der Entzug der Venia Legendi drohte, verstarb am 1. März 1939 in Wien. Seine Ehefrau Lilly starb 1943 in Wien, seine beiden Töchter Christl, verheiratet mit dem Mediziner Peter Clemens Kronfeld (1899-1980), dem Sohn des Radiologen Adolf Kronfeld (1861-1938), und Maria, verheiratete Winterstein (1913-2001), überlebten den Holocaust.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-172b, Jehle Ludwig (Rigorosum Datum: 1892).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-265, Jehle Ludwig (Promotion Datum: 13.7.1895).

Trauungsbuch, Erzdiözese Wien, Matriken, 01, St. Augustin, 02-17, Folio 244, Jehle Ludwig (5.10.1905).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalakt S 304.552, Jehle Ludwig.

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Nekrologe S 305.40, Jehle Ludwig.

UAW, Rektorat, GZ 680/II ex 1937/38, Jehle Ludwig.

Friedhofsdatenbank Wien: Jehle Ludwig.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938, Jehle Ludwig.

Literatur:

Jehle, Ludwig: Zehnjährige Beobachtungs-Resultate der meteorologischen Station Prerau (Zucker-Fabrick). Sonderdruck aus: Verhandlungen des naturforschenden Vereines. Brünn: Verlag des Vereines 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 1650]

Jehle, Ludwig: Ueber den Nachweis von Typhusbacillen im Sputum Typhuskranker. Aus der Prosectur des k.k. Kaiser Franz Josef-Spitales. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Ueber die Rolle der Grubeninfektionen beim Entstehen der Genickstarreepidemien. Aus der K.K. Universitäts-Kinderklinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Th. Escherich). Sonderdruck aus: Münchener medizinische Wochenschrift. München: J.F. Lehmann 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Ueber das Vorkommen des Meningokokkus und des Micrococcus catarrhalis im Nasenrachenraum und Desinfektionsversuche mit Pyocyanase bei diesen Infektionen. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Gewebsasphyxie und die Nierendystrophie. Ein Beitrag zur Frage der Nephritis. Sonderbeilage der: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Nierenerkrankungen und ihre Therapie. O.O.: 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z-3499/Sd.blg. 1927, H.4]

Jehle, Ludwig: Die Albuminurie (klinisch-experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie.) Mit 32 Abb. im Text und 2 Abb. auf einer Tafel. Sonderdruck aus: Ergebnisse der inneren Medizin und Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Albuminurie. Klinische und experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie. Berlin: Springer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-20189]

Jehle, Ludwig: Die funktionelle Albuminurie und Nephritis im Kindesalter. (=Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der Medizin/2) Wien: Springer 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21161]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 17.5.1896, S. 1.

[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 19.7.1898, S. 3.

[3] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin, Nr. 4, 1910, S. 154-155.

[4] Beihefte zur Medizinischen Klinik, H. 3, 1914, S. 1-56,

[5] Jahresbericht des unter dem hohen Protektorate ihrer k.u.k. Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Marie Valerie stehenden Vereines „Wiener Frauenheim“ für das Verwaltungsjahr 1903, Wien 1904.

[6] Neue Freie Presse, 28.10.1915, S. 10.

Normdaten (Person): Jehle, Ludwig: BBL: 44507; GND: 134080823;

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BBL: 44507 (28.08.2024)
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Letzte Aktualisierung: 2024 08 28

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [298]: Schiff, Arthur – Internist, Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter

Schiff, Arthur – Internist, Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.08.2024

Keywords: Internist, Allgemeine Arbeiterkrankenkasse, Verband der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Arthur (Artur) Schiff, Sohn des Kaufmannes und Mitbegründers des Wiener Musikvereins Max Marcus Schiff (1829-1903) und Lina Caroline (1839-1908), geborene Schlesinger, wurde am 13. Mai 1871 in Wien geboren. Im Mai 1900 heiratete er die Schwester des Internisten am Rothschild-Spital Robert Leopold Breuer (1869-1936), Margarethe Breuer (1872-1942). Er war der Onkel des Philosophen Sir Karl Popper.

Schiff studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 7. Juli 1894. 1892 gehörte er als Student zu den Gründungsmitgliedern des Medicinischen Unterstützungsvereins und wurde als Kandidat der Fortschrittlichen Partei im Mai 1892 bei der unter antisemitischen Protesten durchgeführten Wahl in den Ausschuss gewählt.[1] Im September 1894 erfolgte nach seinem Einjährig-Freiwilligendienst seine Ernennung zum Assistenzarzt-Stellvertreter und seine Zuteilung zum Garnisonsspital Nr. 1 in Wien, 1895 seine Beförderung zum Assistenzarzt der Reserve. Im Garnisonsspital tätigte er als Stabsarzt während des Ersten Weltkrieges seinen Dienst, und erhielt 1916 das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreutz.[2] 1917 bekam er das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen.[3]

Nach dem Militärdienst arbeitete er als Sekundararzt an der III. Medizinische Klinik im Allgemeinen Krankenhaus bei Professor Leopold Schrötter von Kristelli (1837-1908), wo er eine Reihe von Arbeiten veröffentlichte wie „Ueber zwei Fälle von intramedullären Rückenmarkstumoren“, „Zur diagnostischen Bedeutung der Lumbalpunktion“, oder „Myelitis haemorrhagica acutissima transversalis bei Typhus abdominalis“. 1895 übersetzte er in der Wiener klinischen Rundschau den von Sigmund Freud (1856-1939) in französischer Sprache verfassten Artikel „Zwangsvorstellungen und Phobien“ aus der Revue Neurologique.[4]

Seit 1900 führte er als emeritierter Assistent eine Arztpraxis in Wien 9, Wasagasse 4, später an seinem Wohnort in Wien 8, Skodagasse 19. 1901 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin an der Universität Wien und gehörte dem Lehrkörper der Medizinischen Fakultät an.[5] In den 1920er Jahren hielt er Vorträge im Rahmen der ärztlichen Fortbildungskurse der Wiener Medizinischen Fakultät,[6] wo er sich u.a. auch sozialversicherungstechnischen Fragen bei der Krankheitsbekämpfung widmete.[7] 1926 nahm er am 8. Internationalen ärztlichen Fortbildungskurs in Karlsbad teil.[8] Er gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Dermatologischen Gesellschaft in Wien, dem Wiener medizinischen Club, sowie der Gesellschaft für Innere Medizin an.

Allgemeine Arbeiterkranken- und Unterstützungskasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse

Nach seiner Emeritierung als Assistent an der III. Medizinischen Klinik fungierte Schiff als Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse (später Arbeiter-Krankenversicherungskasse für Wien, Niederösterreich und das Burgenland). In dieser Funktion widmete er sich zunehmend sozialmedizinischen Themen. 1907 nahm er am Internationalen Kongress für Hygiene und Demographie in Berlin teil, wo er über Krankenkassenstatistik referierte,[9] und 1908 an der von der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten abgehaltenen Enquete zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.[10] 1909 war er gemeinsam u.a. mit Ludwig Teleky (1872-197) an der vom arbeitsstatistischen Amt im Handelsministerium organisierten Enquete über die Arbeitszeit in den Bäckereibetrieben vertreten, indem er auch in der vom Verband der Bäckerarbeiter herausgegebenen Denkschrift „Gutachten von ärztlichen Fachmännern über den Gesundheitsschutz im Bäckergewerbe“ einen Beitrag schrieb.[11] Im selben Jahr gehörte er am II. Internationalen Kongress für Unfallmedizin gemeinsam mit u.a. Ludwig Teleky, Alexander Fränkel (1857-1941) und Maximilian Sternberg (1863-1934) dem dafür zusammengestellten österreichischen Reichskomitee an.[12] 1915 publizierte er die Monografie „Klinische und sozialmedizinische Arbeiten der Ärzte des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs“, 1917 „Zur Pathologie der Ödemkrankheit

1919 erfolgte seine Berufung zum a.o. Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien,[13] 1931 seine Wahl zum Vorsitzenden-Stellvertreter der im selben Jahr gegründeten Gesellschaft für Sozialversicherungsmedizin.[14]

Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Wiener Volksbildung und Freie Schule

Schiff war über viele Jahre in der Wiener Volksbildung aktiv, wo er zu medizinischen Themen wie „Über Tuberkulose“[15] oder den „Wert und Nutzen der Schutzimpfung“[16] referierte. 1906 wurde er neben Viktor Hammerschlag (1870-1975) in der im Wiener Gemeindebezirk Alsergrund gegründeten Ortsgruppe der Freien Schule, in den Vereinsausschuss gewählt.[17] Daneben überstützte er auch als Mitglied den Verein für realgymnasialen Mädchenunterricht.

Arthur Schiff und seine Ehefrau Margarethe wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Nach seiner Vertreibung von der Universität Wien und der Widerufung seiner Venia legendi, beging er am 12. Juni 1939 in seiner Wohnung in Wien 8, Skodagasse 19 Suizid. Seine Ehefrau Margarethe wurde am 9. September 1942 im Ghetto Theresienstadt ermordet. Seinem Sohn, den späteren Nationalökonom Erich Schiff (1901-1992) und seiner Tochter Elisabeth gelang die Flucht in die USA, die Tochter Hanna Elisabeth (1902-1942) wurde nach 1942 im Holocaust ermordet.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Taufbuch 1871, Schiff Arthur.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch, Schiff Arthur, Breuer Margarethe.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0419, Schiff Arthur (Nationalien Datum: 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-389b, Schiff Arthur (Rigorosum Datum: 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-1355, Schiff Arthur (Promotion Datum: 7.7.1894).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Senat S 304.1106 Schiff, Arthur (13.05.1871; Innere Medizin).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VVSt, VA, Zl. 27.067, Schiff Arthur.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Schiff Arthur.

Literatur:

Schiff, Arthur: Ueber zwei Fälle von intramedullären Rückenmarkstumoren. (Hierzu Tafel VI.). Sonderdruck aus: Arbeiten aus dem Institut für Anatomie und Physiologie des Centralnervensystems an der Wiener Universität. Wien, Leipzig: Franz Deuticke 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Zur diagnostischen Bedeutung der Lumbalpunktion. Aus der III. medicinischen Klinik des Hofrathes Prof. Dr. v. Schrötter in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Myelitis haemorrhagica acutissima transversalis bei Typhus abdominalis (Exitus in 18 Stunden). Aus der III. medicin. Univ.-Klinik von Hofr. Prof. v. Schrötter in Wien. (Mit Tafel XI.). Sonderdruck aus: Deutsches Archiv für klinische Medizin. O.O. O.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Klinische und sozialmedizinische Arbeiten der Ärzte des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs. Sonderdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Hölder 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2873]

Schiff, Arthur: Zur Pathologie der Ödemkrankheit. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14609]

Referenzen:

[1] Neue Freie Presse, 6.5.1892, S. 19; 25. Mai 1892, S. 5.

[2] Die Presse, 30.9.1894, S. 4; Wiener Zeitung, 30.5.1895, S. 2; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 11.6.1895, S. 10; Die Zeit, 3.7.1916, S. 4.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1917, Sp. 953.

[4] Wiener klinische Rundschau, Nr. 17, 1895m S. 262-263; Nr. 18, 1895, S. 276-278.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1901, Sp. 1794.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 52/53, 1920, Sp. 2229.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1927, S. 335.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1926, Sp. 1279.

[9] Wiener Zeitung, 5.9.1907, S. 4.

[10] Medizinische Klinik, Nr. 12, 1908, S. 419.

[11] Arbeiter Zeitung, 5.6.1910, S. 13.

[12] Medizinische Klinik, Nr. 8, 1909, S. 38.

[13] Neue Freie Presse, 31.12.1919, S. 14.

[14] Neues Wiener Journal, 31.3.1931, S. 10.

[15] Volksbote, 12.2.1909, S. 4.

[16] Arbeiter Zeitung, 31.1.1915, S. 10.

[17] Arbeiter Zeitung, 14.11.1906, S. 7.

Normdaten (Person): Schiff, Arthur: BBL: 44503; GND: 1340146339;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [297]: Bergel, Artur – Facharzt für Innere Krankheiten, NS-Verfolgter

Bergel, Artur – Facharzt für Innere Krankheiten, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.08.2024

Keywords: Internist, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Artur Bergel wurde am 30. Jänner 1903 als Sohn von Arnold (1875-1941) und Jenny Bergel (1876-1944) in Olmütz in Mähren (heute: Olomouc/Tschechien) geboren und kam 1907 mit seinen Eltern nach Wien. Im Juli 1938 heiratete er im jüdischen Stadttempel in Wien Sali Lineal (11.6.1903 Wien, ermordet nach dem 28.10.1944 im KZ Auschwitz).

Bergel studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. März 1928. Danach führte er eine private Arztpraxis in Wien 9, Althanstraße 47. Daneben war er wissenschaftlich tätig und veröffentlichte an der II. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien eine Reihe von Arbeiten, darunter: „Untersuchungen über die Funktion der fetalen Milz bei entmilzten trächtigen Ratten“, „Vergleichende serologische Untersuchungen mit der vereinfachten Müllerschen Ballungsreaktion (M. B. R. II.)“, „Ein Fall von Encephalitis nach Vaccination bei einer Erwachsenen“, und „Lipurie und Lipoidnephrose“. 1929 publizierte er am Embryologischen Institut der Wiener Universität die Arbeit „Der Dotterstiel als Ursache einer menschlichen Fehlbildung

Wiener Volksbildung

Seit 1929 war Bergel in der Wiener Volksbildung tätig und referierte an den Zweigstellen der Volkshochschule in Ottakring, in Simmering, in der Brigittenau und in der Leopoldstadt zu medizinischen Themen, wie „Großstadthygiene“, „Blut, Blutkreislauf, Bluterkrankungen“,[1] „Hygiene der Kleidung“,[2] „Aufgaben der gerichtlichen Medizin“,[3] oder zu „Goethe und die Naturwissenschaften“[4].

Die Familie Bergel war wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Nachdem ihre Bemühungen nach Palästina, bzw. in die Türkei oder Ägypten zu flüchten, scheiterten, wurde Artur Bergel gemeinsam mit seiner Ehefrau Sali, seiner Mutter Jenny, und seinem Bruder Alfred und dessen Ehefrau Sophie am 9. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 28. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz überstellt und ermordet. Ihr letzter Wohnort in Wien war eine Sammelwohnung in Wien 2, Glockengasse 8a/9.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0990, Bergel Artur (Nationalien Datum: 1926/27).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0026, Bergel Artur (Rigorosum Datum: 15.3.1928).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-2329, Bergel Artur (Promotion Datum: 23.3.1928).

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1938, Bergel Artur, Lineal Sali.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VVSt, VA, 34.524, Bergel Artur.

Fürsorge-Zentrale der IKG Wien, Auswanderungsabteilung, Bergel Alfred, Arnold, Jenny, Sophie. Artur.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Bergel Artur.

Literatur:

Bergel, Artur und Ernst Flaum: Untersuchungen über die Funktion der fetalen Milz bei entmilzten trächtigen Ratten. Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Professor N. Jagic). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Vergleichende serologische Untersuchungen mit der vereinfachten Müllerschen Ballungsreaktion (M. B. R. II.). Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. N. Ortner). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Ein Fall von Encephalitis nach Vaccination bei einer Erwachsenen. Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Lipurie und Lipoidnephrose. Aus der II. Medizinische Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Der Dotterstiel als Ursache einer menschlichen Fehlbildung. Aus dem Embryologischen Institute der Wiener Universität – Vorstand: A. Fischel), (Mit 6 Textabbildungen). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Berlin: Verlag von Julius Springer 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Arbeiter Zeitung, 15.12.1929, S. 16.

[2] Kleine Volks-Zeitung, 23.4.1930, S.7.

[3] Arbeiter Zeitung, 3.5.1933, S. 10.

[4] Das Kleine Blatt, 20.2.1932, S. 9.

Normdaten (Person):  Bergel, Artur: BBL: 44501; GND: 1339836769;

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Letzte Aktualisierung: 2024 08 22

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [295]: Bustin, Ernst – Zahnarzt und Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, NS-Verfolgter

Bustin, Ernst – Zahnarzt und Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 12.08.2024

Keywords: Zahnarzt, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, Allgemeine Poliklinik Wien, Universitäts-Kinderklinik, Allgemeines Krankenhaus Wien, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien, Canada, Saskatchewan

Ernst Bustin wurde am 19. August 1900 als Sohn des aus Ungarn stammenden Kaufmanns Mark Bustin (1866-1942) und Karoline, geborene Kollmann (1869-1919), in Wien geboren.

Bustin studierte seit dem Wintersemester 1918/19 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 26. Juli 1924.

Bustin arbeitete nach dem Studium an derLaryngologischen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik bei Hermann Marschik (1878-1969) an der Allgemeinen Poliklinik in Wien, wo er 1927 den Aufsatz „Die Beeinflussung der Zähne durch faziale Kieferhöhlenoperation[1] publizierte.

Danach war er seit zirka 1929 an der zahnärztlichen Station der Universitäts-Kinderklinik in Wien tätig, dessen Leitung er übernahm. Hier publizierte er 1929 gemeinsam mit Moritz Leist „Röntgenbilder des kindlichen Gebisses bei Stellungsanomalien“. An der Zweigbibliothek für Zahnmedizin findet sich von ihm die 1936 gemeinsam mit Moritz Leist verfasste Monografie „Orthodontie des praktischen Zahnarztes“.

Bustin war Mitglied der Zahnärztlichen Gesellschaft in Wien,[2] der Wiener Laryngologisch-Rhinologischen Gesellschaft, der Österreichischen Otologischen Gesellschaft, der Gesellschaft für Kinderheilkunde und seit 1925 Mitglied des Wirtschaftsverbandes der Zahnärzte Österreichs.[3]

Volksbildung

In den 1920er und 1930er Jahren war Bustin in der Wiener Volksbildung aktiv, wo er u.a. im Volksheim Landstraße über „Hygiene der Zähne“ (1926)[4] oder an der Volkshochschule Leopoldstadt über „Gesundheitspflege der Zähne“[5] referierte. Eine weitere Funktion nahm er als Zahnarzt in der Bundeserziehungsanstalt für Knaben ein.

Bustin wurde wegen seiner jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von seinen Funktionen enthoben. Im Mai 1938 suchte er bei der Auswanderungsabteilung der Fürsorge-Zentrale bei der IKG Wien um eine Ausreisemöglichkeit nach England oder Brasilien an. Im März 1939 gelang ihm schließlich die Flucht nach England, wo er zu Kriegsbeginn zunächst als „enemy alien“ interniert wurde. Nachdem er zur Internierung nach Canada überführt und dort bis 1942 interniert blieb, wurde er 1944 in das Manitoba Medical Register aufgenommen und erhielt nach dem Krieg die Zulassung zur Ausübung des Zahnarztberufes.[6] Er arbeitete in Canada zunächst in Pine Falls und danach in Bienfait, Saskatchewan.[7] Er war in Canada mit Marilyn Heron (1926-2022) verheiratet.

Ernst Bustin verstarb am 8. Februar 1958 in Regina, Saskatchewan, Canada.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1900, Bustin Ernst.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0736, Bustin Ernst (Nationalien Datum 1918/19).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0883, Bustin Ernst (Nationalien Datum 1922/23).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0611, Bustin Ernst (Rigorosen Datum 23.7.1924).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-0753, Bustin Ernst (Promotion Datum 26.7.1924).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 47.266, Bustin Ernst.

Auswanderungsabteilung der IKG Wien, Bustin Ernst.

Prisoners of War, 1715-1947, Ernst Bustin, 1939-1942.

https://de.findagrave.com/memorial/143668259/ernest-bustin

Carr Gilly, Pistol Rachel, British Internment and the Internment of Britons. Second World War Camps, History and Heritage, Bloomsbury Academic 2003.

Literatur:

Bustin, Ernst und Moritz Leist: Röntgenbilder des kindlichen Gebisses bei Stellungsanomalien. Aus der orthodontischen Abteilung (Leiter Prof. Dr. A. Oppenheim) des zahnärztlichen Universitätsinstitutes Wien (derzeit Vorstand Prof. Dr. H. Pichler). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Stomatologie. Wien: R. Spies & Co. 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Leist, Moritz und Ernst Bustin: Orthodontie des praktischen Zahnarztes. Wien: Aesculap-Verl. 1936.

[Zweigbibliothek für Zahnmedizin/Sign.: ARC I-3468]

Referenzen:

[1] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 5, 1927, S. 663-665.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16m 1931, S. 556.

[3] Zeitschrift für Stomatologie, H. 4, 1925, S.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 27.11.1926, S. 9.

[5] Arbeiter Zeitung, 19.2.1927, S. 11.

[6] Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 4, 1945, S. 171; Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 2, 1946, S. 100.

[7] Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 12, 1945, S. 563.

Normdaten (Person): Bustin, Ernst: BBL: 43987; GND: 126548897;

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Letzte Aktualisierung: 2024 08 12

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [286]: Silberstern, Ernst – Assistent an der II. Medizinischen Klinik im AKH Wien, Polizeiarzt in Wien, NS-Verfolgter

Silberstern, Ernst – Assistent an der II. Medizinischen Klinik im AKH Wien, Polizeiarzt in Wien, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 20.06.2024

Keywords: II. Medizinische Klinik im AKH Wien, Polizeiarzt, Polizeispital, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Ernst Silberstern war der Sohn des aus Goltsch bei Jenkau in Böhmen stammenden Polizeiarztes in Wien Philipp Silberstern (1863-1942), und der aus Prag stammenden Olga (-1942), geborene Schlosser, und wurde am 28. Juli 1898 in Wien geboren. 1933 heiratete er Helene Modry (1916-1958).

Silberstern studierte seit dem Wintersemester 1918/19 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. Dezember 1922. Danach arbeitete er als Assistent an der II. Medizinischen Universitätsklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Professor Norbert Ortner (1865-1935), bei dem er schon 1921 gemeinsam mit Alfred Luger (1886-1938) den Aufsatz „Das Krankheitsbild der experimentellen herpetischen Allgemeininfektion des Kaninchens“ publizierte. 1925 veröffentlichte er mit S. Singer „Ueber tumorartiges Aussehen der Tuberkulose im Röntgenbilde“ und mit Ernst Lauda (1892-1963) „Zur Frage der serologischen Beziehungen zwischen Zoster und Varizellen“, und im selben Jahr mit Fritz Erdstein (1898-?) noch den Aufsatz „Zur Kongorubinreaktion im Serum“.[1] 1926 publizierte er an der II. Medizinischen Universitätsklinik die Arbeit „Zur Histologie des spontanen Maussarkoms mit einem Beitrag zur Frage der oxychromatischen Degeneration der Zellkerne“ und 1927 wieder gemeinsam mit Luger der Aufsatz „Die Untersuchung des menschlichen Stuhles im polarisierten Lichte“.

Polizeiarzt

Im Jänner 1928 trat er als Beamtenanwärter und provisorischer Polizei-Sanitäts-Kommissär in den ärztlichen Dienst der Polizeidirektion Wien ein. Nach Ablegung seiner Physikatsprüfung im Jänner 1930 wurde er in ein Beamtenverhältnis aufgenommen, und nachdem er an verschiedenen Bezirkskommissariaten seinen Dienst verrichtet hatte, in das Wiener Polizeispital übernommen, wo er bis 13. März 1938 als Polizei-Sanitäts-Kommissär dem polizeiärztlichen Dienst angehörte.

Hier an der medizinischen Abteilung des Polizeispitals Wien unter der Leitung von Gustav Felsenreich (1888-1949) veröffentlichte er 1929 „Über einen Fall von akuter Enteritis mit protozoärer Mischfauna und Vorherrschen von Limaxamöben im Stuhlbilde“ und am Polizeispital zusammen mit der II. Medizinischen Universitäts-Klinik „Studien zur Frage der Darmspirochäten“.

Im selben Jahr erschien von ihm gemeinsam mit Victor Kollert (1887-1933), Alfred Luger, Carl Paschkis (1896-1961) und Ph. Rezel die Arbeit „Klinische Epikrisen zugleich Beiträge zur Differentialdiagnose. I. Abdominelle Krankheitszustände“ in den Abhandlungen aus dem Gebiet der Medizin. 1932 publizierte er „Untersuchungen über die Fehlergröße bei der Differentialzählung der Leukozyten im gefärbten Ausstrich und deren in der Verteilung derselben gelegenen Ursachen“, 1934 gemeinsam mit Lydia N. Pechterewa an der II. medizinischen Klinik „Ein Beitrag zur Frage der lymphatischen Reaktion (lymphatisches Blutbild bei einem Fall von Mastdarmkrebs)“,[2] 1935 „Die rechtlichen Grundlagen zur Internierung Suchtkranker“,[3] und 1936 in der Zeitschrift „Öffentliche Sicherheit Artikel „Schutz und erste Hilfe bei Gasvergiftungen“.[4]

In den 1930er Jahren war er noch als Arzt am Knabenwaisenhaus in Wien 19 tätig, hier erschien von ihm 1937 der Aufsatz „Zur Unterstützung des Ernährungszustandes bei Kinder“.[5] Silberstern gehörte als Mitglied der Gesellschaft für Innere Medizin in Wien und der Gesellschaft der Ärzte in Wien an.

Nach dem „Anschluss“ im März 1938 waren Silberstein und seine Familie wegen ihrer jüdischen Herkunft der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Silberstern wurde von der Gestapo inhaftiert und verpflichtet sich, nach seiner Haftentlassung am 12.11.1938, das Land zu verlassen. Im März 1939 kam es mit Verfügung des Reichsstatthalters in Wien vom 23.2.1939 gemäß § 3 Abs. 1 der Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums (GBL. f. Österreich, Nr. 160/1938) unter Ausschluss jeder Rechtsmittel zu seiner Versetzung in den dauernden Ruhestand. Im Mai 1939 gelang Silberstern mit seiner Ehefrau die Flucht aus Österreich nach Australien, wo er im März 1945 die britische Staatsbürgerschaft annahm. Er arbeitete in Australien am Westwood Memorial Hospital und Sanatorium und später als leitender Arzt an der Rockhampton Hospital Chest Clinic in Queensland. 1941 verlor er aufgrund des Reichsbürgergesetztes von 25.11.1941 seine österreichische Staatsangehörigkeit.

Ab 1950 machte Silberstein gegenüber der Republik Österreich aufgrund der 1938/39 erfolgten dienstrechtlichen Maßregelungen Ansprüche geltend. Zuletzt suchte Silberstern 1954 beim Bundesministerium für soziale Verwaltung entsprechend der Berufsbeamtenverordnung gemaßregelter Beamter zur Wiederherstellung des österreichischen Berufsbeamtentums (Beamten-Überleitungsgesetz, StGBl. 134/1945) an. Es ging um seine Rehabilitierung seiner Berufstätigkeit und die Gewährung seiner dienstrechtlichen Ansprüche (Ruhestandsbezüge, Zuerkennung von Beförderungen u.a.) und bereits fällig gewordener Ruhestandsbezüge aus seiner Tätigkeit bei der Polizeidirektion Wien bis 1938. Sein Antrag blieb ihm aufgrund seiner britischen Staatsbürgerschaft zunächst versagt, schließlich erhielt er eine Entschädigung nach dem Beamtenentschädigungsgesetz.

Ernst Silberstern verstarb am 5. April 1960 in Queensland.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1898, Silberstern Ernst.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1933, Silberstern Ernst, Modry Helene.

UAW, UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0844, Silberstern Ernst (Nationalien Datum: 1918/19).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0731, Silberstern Ernst (Rigorosum Datum: 21.12.1922).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1402, Silberstern Ernst (Promotion Datum: 23.12.1922).

ÖStA, BMsV, AV, Zl. 16.813-25/1954, Silberstern Ernst.

Literatur:

Luger, Alfred, Lauda, Ernst und Ernst Silberstern: Das Krankheitsbild der experimentellen herpetischen Allgemeininfektion des Kaninchens. Aus der II. medizinischen Universitäts-Klinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. N. Ortner). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten. Berlin: Verlag von Julius Springer 1921.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstern, Ernst und S. Singer: Ueber tumorartiges Aussehen der Tuberkulose im Röntgenbilde. Aus der II. Mediz. Univ.-Klinik in Wien, Vorstand Professor Dr. Ortner. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Lauda, Ernst und Ernst Silberstern: Zur Frage der serologischen Beziehungen zwischen Zoster und Varizellen. Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Wien: Druck R. Spies & Co. 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstern, Ernst: Zur Histologie des spontanen Maussarkoms mit einem Beitrag zur Frage der oxychromatischen Degeneration der Zellkerne. Aus der II. Med. Universitäts-Klinik Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner. (Mit 1 Textabbildung). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Luger, Alfred und Ernst Silberstern: Die Untersuchung des menschlichen Stuhles im polarisierten Lichte. Aus der II. Medizinischen Universitäts-Klinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. Ortner). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstern, Ernst: Über einen Fall von akuter Enteritis mit potozoärer Mischfauna und Vorherrschen von Limaxamöben im Stuhlbilde. Aus der Medizinischen Abteilung des Polizeispitals in Wien (Vorstand: Doz. Dr. G. Felsenreich). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstern, Ernst: Studien zur Frage der Darmspirochäten. Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik (Vorstand: Prof. N. Ortner) und der Medizinischen Abteilung des Polizeispitals (Vorstand: Priv.-Doz. G. Felsenreich) in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstern, Ernst u.a.: Klinische Epikrisen zugleich Beiträge zur Differentialdiagnose. I. Abdominelle Krankheitszustände. Wien: 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21161]

Silberstern, Ernst: Untersuchungen über die Fehlergröße bei der Differentialzählung der Leukozyten im gefärbten Ausstrich und deren in der Verteilung derselben gelegenen Ursachen (Mit 12 Abbildungen). Sonderdruck aus: Folia haematologica. Leipzig: Akademische Verlagsgesellschaft 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 32, 1925, Sp. 1858-1862.

[2] Wiener Archiv für innere Medizin, Teil 3, 1929, S. 47-66.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 3, 1935, S. 73-74.

[4] Öffentliche Sicherheit, Nr. 2, 1936, S. 4.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30, 1937, S. 806.

Normdaten (Person): Silberstern, Ernst: BBL: 43967 ; GND: 1331711045;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [284]: Hochsinger, Carl – Kinderarzt, Leiter des Ersten Öffentlichen Kinder-Krankeninstituts, NS-Verfolgter

Hochsinger, Carl – Kinderarzt, Leiter des Ersten Öffentlichen Kinder-Krankeninstitut, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 03.06.2024

Keywords: Kinderarzt, Erstes Öffentliches Kinder-Krankeninstitut, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Carl (Karl) Hochsinger wurde als Sohn des Hermann Hochsinger (zirka 1830-1910, Kaufmann aus Pressburg) und der Henriette, geborene Frankl (zirka 1839-1863) am 12. Juli 1860 in Wien geboren. Seit 1888 war er mit Rosa Sternlicht verheiratet.

Nachdem Hochsinger 1877 die Matura am Schottengymnasium in Wien absolvierte hatte, begann er im Wintersemester 1879/80 mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien, das er am 17. Februar 1883 mit seiner Promotion abschloss. Danach arbeitete er bis 1888 als Sekundararzt an der chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Schon zuvor trat er 1883 als Assistent von Max Kassowitz (1842-1913) in das Erste Öffentliche Kinder-Krankeninstitut in Wien ein. Hier stieg er 1889 erst zum Abteilungsleiter und dann zum stellvertretenden Direktor auf. 1906 übernahm Hochsinger die Leitung[1] und 1913 die Funktion des Direktors des Institutes, die er sie bis zum „Anschluss“ im März 1938 behielt. Unter seiner Führung kam es zur Errichtung von einer Reihe medizinischer Spezialabteilungen und zur Ausgestaltung des Institutes zu einer Poliklinik, sowie zur Gründung eines Unterstützungsvereines „Verein zur Förderung des Ersten Öffentlichen Kinder-Kranken-Institutes“, um die Finanzierbarkeit des Institutes zu gewährleisten. Seit 1888 besaß er eine Arztpraxis in Wien 1, Börseplatz Nr. 6, 1906 habilitierte er sich an der Universität Wien im Fach Kinderheilkunde zum Privatdozenten.[2]

1913 gehörte Hochsinger dem Ehrenpräsidium des Vereins Augustineum in Wien an, der sich der Fürsorge verarmter körperbehinderter Kinder annahm.[3] 1914 rief er u.a. gemeinsam mit dem Schriftsteller Arthur Schnitzler (1862-1931) zur Gründung und dem Bau einer Waldschule für verarmte und schwächliche Kinder auf.[4]

Bild: Hochsinger, Carl: Die Geschichte des Ersten Öffentlichen Kinder-Kranken-Institutes in Wien während seines 150jährigen Bestandes 1788-1938. Wien Verlag des Kinder-Kranken-Institutes 1938.

Seit der Gründung des „Klubs der motorisierten Ärzte Österreichs“ im Jahr 1907 (seit 1921 „Ärztliche Kraftfahrvereinigung“) fungierte Hochsinger als dessen Präsident.

Allgemeine Automobil-Zeitung, 20.8.1911, S. 3.

Während des Ersten Weltkrieges war Hochsinger als Spitalskommandant dem Reservespital Nr. 2 in Wien zugeteilt, daneben organisierte er federführend die Durchführung der Verschickung verarmter Wiener Kinder in das neutrale Ausland, darunter vor allem die von ihm ins Leben gerufene Aktion „Österreichische Kinder nach Holland“. Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte er sich bei der Umsetzung verschiedener Kinderhilfsaktionen.

Nachdem es im Jahr 1919 wieder zur Aufnahme des Vollbetriebes des Krankeninstituts gekommen war, , wurde Hochsinger neuerlich zum Direktor gewählt .[5] Unter seiner Leitung wurde das Institut bis 1938 gemäß den Satzungen als Wohlfahrtseinrichtung weitergeführt, um Kindern aus mittellosen Familien eine unentgeltliche medizinische Behandlung anzubieten. Wie schon vor 1918 rekrutierte sich das durch den Weltkrieg und der Nachkriegsinflation stark verminderte Vermögen aus der Spendenbereitschaft verschiedenster privater Personen und Organisationen sowie öffentlicher Einrichtungen.

Hochsinger war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Wien. 1918 wurde ihm der Titel eines Regierungsrates verliehen.[6]

Neben zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten zur Kinderheilkunde, insbesondere des Herzens und Herzerkrankungen des Kindes sowie der syphilitischen Infektion, darunter „Zwanzigjährige Dauerbeobachtung eines Falles von angeborener Syphilis (Paroxysmale Hämoglobinurie Aortitis – Infantilismus – Tabes)“, „Die Prognose der angeborenen Syphilis“ oder „Über Diagnostik angeborener Herzfehler bei Kindern: nebst Bemerkungen über Transposition der arteriellen Herzostien“ publizierte er 1896 die bis in die 1930er Jahre in mehreren Auflagen immer wieder erschienene Monografie „Die Gesundheitspflege des Kindes im Elternhaus“.

Weitere Arbeiten von Hochsinger sind „Die Phosphorbehandlung der Rachitis im Jahre 1884“, „Sterilisierte Milch und deren Anwendungsweise zur Säuglingsernährung“, „Eine neue Wärmekammer für lebensschwache Frühgeburten“. Darüber hinaus schrieb er populärwissenschaftliche Artikel in Zeitschriften wie der „Modernen Welt“ „Kinder, die nicht essen wollen“.[7] Seine letzte Arbeit „Über das Zyanose-Problem bei den angeborenen Herzfehlern der Frühkindheit“ veröffentlichte er anlässlich des bevorstehenden Jubiläums zur Feier des 150jährigen Bestandes des Institutes in der von ihm herausgegebenen 48-seitige Festschrift, die im März 1938 unter dem Titel „Die Geschichte des Ersten Öffentlichen Kinder-Kranken-Institutes in Wien während seines 150jährigen Bestandes 1788-1938“ erschien. Zum Zeitpunkt der Fertiggestellung des Buchprojektes im März 1938 hatten die Nationalsozialisten das Institut bereits geschlossen, die jüdischen Mitarbeiter:innen vertrieben und mit der Liquidierung dieser Institution begonnen.

Carl Hochsinger, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt, von seinen Funktionen am Institut enthoben und vertrieben worden war, wurde gemeinsam mit seiner Ehefrau am 9. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, und am 28. Oktober 1942 ermordet.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1860, Hochsinger Karl.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0126, Hochsinger Karl (Nationalien Datum 1878/79).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0169, Hochsinger Karl (Nationalien Datum 1882/83).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-137a, Hochsinger Karl (Rigorosum Datum 1880).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-1406, Hochsinger Karl (Promotion Datum 17.2.1883).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Senat S 304.502, Hochsinger Karl (12.07.1860-1942; Kinderheilkunde).

WStLA, Hauptregistratur, A 47 – Department 1 – Stiftungen, Versorgungshäuser, Anstalten, L 21 340.520/1881.

WStLA, M.Abt. 212 A23, Ausgeschiedene Krankenanstalten 17/13, Kinder-Kranken-Institut (Statuten).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 21.164, Hochsinger Carl.

Nationalarchiv Prag, Opferdatenbank, Ghetto Theresienstadt, Todesfallanzeige, Hochsinger Karl.

Literatur:

Hochsinger, Carl: Die Geschichte des Ersten Öffentlichen Kinder-Kranken-Institutes in Wien während seines 150jährigen Bestandes 1788-1938. Wien: Verlag des Kinder-Kranken-Institutes 1938.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 10087]

Hochsinger, Carl: Zwanzigjährige Dauerbeobachtung eines Falles von angeborener Syphilis (Paroxysmale Hämoglobinurie Aortitis – Infantilismus – Tabes). Aus dem I. öffentlichen Kinder-Krankeninstitute in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Druck von Gottlieb Gistel & Cie 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hochsinger, Carl: Die Prognose der angeborenen Syphilis. Sonderdruck aus: Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von Julius Springer 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hochsinger, Carl: Über Diagnostik angeborener Herzfehler bei Kindern, nebst Bemerkungen über Transposition der arteriellen Herzostien. Sonderdruck aus: Wiener Klinik. Wien: Urban & Schwarzenberg 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hochsinger, Carl: Gesundheitspflege des Kindes im Elternause. Leipzig, Wien: Deuticke 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 53736]

Hochsinger, Carl: Die Phosphorbehandlung der Rachitis im Jahre 1884 (hierzu 1 Tafel). Aus dem ersten öffentlichen Kinder-Kranken-Institute. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hochsinger, Carl: Sterilisierte Milch und deren Anwendungsweise zur Säuglingsernährung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Druck von Gottlieb Gistel & Comp. 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hochsinger, Carl: Eine neue Wärmekammer für lebensschwache Frühgeburten. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Druck von Gottlieb Gistel & Comp. 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hochsinger, Carl: Über das Zyanose-Problem bei den angeborenen Herzfehlern der Frühkindheit. Aus dem ersten öffentlichen Kinderkranken-Institute in Wien aus Anlasß seines 150jahrigen Bestandes gewidmet. Sonderdruck. Wien: Gesellschaftsbuchdruckerei Brüder Holinek 1938.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Neues Wiener Journal, 9.7.1906, S. 2.

[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 31.7.1896, S. 359.

[3] Die Zeit, 8.8.1913, S. 6.

[4] Die Zeit, 14.6.1914, S. 8.

[5] Wiener Zeitung, 15.2.1919, S. 5.

[6] Neues Wiener Journal, 2.1.10918, S. 6.

[7] Moderne Welt, Juni 1922, S. 16.

Normdaten (Person):  Hochsinger, Carl: BBL:43823; GND: 126500177;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [282]: Gerber, Otto Paul – Vorstand und Primarius an der Tuberkuloseabteilung des Rainer-Spitals, Primarius im Invalidenamt der Stadt Wien, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Wien, NS-Verfolgter

Gerber, Otto Paul – Vorstand und Primarius an der Tuberkuloseabteilung des Rainer-Spitals, Primarius im Invalidenamt der Stadt Wien, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Wien, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 30.04.2024

Keywords: Facharzt für Innere Medizin, Tuberkuloseabteilung des Rainer-Spitals, Invalidenamt der Stadt Wien, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Wien, Bezirksrat, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Otto Paul Gerber wurde als Sohn des aus Horitz bei Königrätz in Böhmen (heute: Horice/Tschechien) stammenden Ferdinand Gerber (zirka 1830-1886) und Friederike, geborene Kraus (1844-1895) am 25. März 1875 in Wien geboren. Seit 1903 war er mit Bertha Bergmann (*4.2.1876 Wien) verheiratet, mit der er die beiden Töchter Margarete Frederic (1906-2006) und Freda (*6.11.1904) hatte.

Gerber studierte ab 1894 an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 7. Juli 1899 mit seiner Promotion ab. 1900 wurde er als Militärarzt dem Infanterieregiment Graf von Abensperg und Traun Nr. 21 zugeteilt[1] und publizierte als Assistenzarzt-Stellvertreter aus der II. Abteilung des Regimentsarztes Dr. Karl Franz im Garnisonsspital Nr. 1 in Wien „Einige Beobachtungen aus der jüngsten Influenza-Epidemie mit besonderer Berücksichtigung des Blutbefundes“.[2]

Zeitgleich mit Julius Frisch erfolgte im Juli 1901 auf Initiative des Kultusvorsteher der IKG Wien, Josef Breuer (1842-1925), seine Bestellung zum Hilfsarzt in der israelitischen Versorgungsanstalt in Wien.[3] 1902 veröffentlichte er gemeinsam mit dem Dozenten Rudolf Matzenauer (1869-1932) in den „Arbeiten aus dem Neurologischen Institut“ in Wien den Aufsatz „Lepra und Syringomyelie“.[4] Danach war er im Arbeiterspital der Bauunternehmung Brüder Redlich und Berger in Tolmein bei Görz tätig, wo er 1905 die Studie „Infektiöse idiopathische Purpura“ publizierte.[5]

Allgemeine Poliklinik Wien

Gerber arbeitete ab zirka 1910 als Assistent an der Abteilung für interne Krankheiten an der Wiener Allgemeinen Poliklinik bei dem Vorstand Professor Julius Mannaberg (1860-1941).[6] 1911 erschien hier von ihm die Arbeit „Zur Benützung der Kresylfarbstoffe in der klinischen Färbetechnik“.[7] Zirka ab 1912 führte er daneben noch gemeinsam mit Ing. Richard Bodanzky an der Kuranstalt Elisabethheim in Wien 9, Elisabethpromenade 37, ein ein chemisch-mikroskopisch-bakteriologisches Laboratorium.

Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 26, 1912, Sp. 1791.

Erster Weltkrieg

Gerber nahm am Ersten Weltkrieg zunächst als Landsturmassistenzarzt teil.[8] 1915 erhielt er die Beförderungen zum Landsturmreservearzt[9] und Landsturmoberarzt.[10] 1917 bekam er das Ehrenzeichen 2. Klasse vom Roten Kreuz mit Kriegsdekoration verliehen.[11] Bei Kriegsende war er dem Garnisonsspital Nr. 19 in Pozsony[12](heute: Bratislava/Slowakei) als Abteilungschefarzt und Leiter des chemisch-bakteriologischen Laboratoriums zugeteilt, und gehörte dem militärärztlichen wissenschaftlichen Verein des Militärkommandos Pozsony an.[13]

Wiener Gesellschaft für Tuberkuloseforschung, Primarius an der Tuberkuloseabteilung des Rainer-Spitals in Wien, Invalidenamt der Stadt Wien

Bereits vor Kriegsende publizierte Gerber die Studie „Die Boden- und Wohnungsfrage. In Beziehung auf die Tuberkulose mit besonderer Berücksichtigung Wiener Verhältnisse“. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Abteilungsarzt an der Tuberkuloseabteilung des Kriegsspitals Nr. 3 in Wien, bis er 1919 zum Vorstand und Primarius der medizinischen Abteilung für Tuberkulose im Kriegsspital in Grinzing in Wien,[14] und darauf zum Vorstand und Primarius an der Tuberkuloseabteilung des Rainer-Spitals in Wien bestellt wurde. Im November 1919 gehörte er gemeinsam mit Ernst Löwenstein (1878-1950), Richard Volk (1876-1943) und Moriz Weiß dem Gründungskomitee der Wiener Gesellschaft für Tuberkuloseforschung an.[15] Ab 1925 arbeitete er noch als Chefarzt und Vorstand an der Untersuchungsstelle des Bundesministeriums für soziale Verwaltung (Volksgesundheitsamt) für Lungenkranke Kriegsbeschädigte bei der Magistratsabteilung 11 (Invalidenfürsorge) der Stadt Wien.[16]

Gerber beschäftigte sich seit den frühen 1920er Jahren auf dem Gebiet der Berufserkrankungen. 1929 veröffentlichte er dazu „Über Entwicklungsstörungen und Krankheitsanfälligkeit im Lehrlingsalter“.[17] Nachdem das 1911 auf Betreiben von Ludwig Teleky (1872-1957) errichtete „Institut und Seminar für Soziale Medizin“ nach dessen Weggang nach Deutschland nicht nachbesetzt worden war, führte die Vereinigung sozialdemokratischer Ärzte zusammen mit der medizinischen Fachgruppe der sozialdemokratischen Studenten- und Akademikervereinigung das Fach „Soziale Medizin“ an der Universität Wien durch eine Vortragsreihe im Rahmen von „Seminarabende für Soziale Medizin“ als Ersatz weiter. Hier hielt Gerber 1923 und 1924 Vorträge zur „Theorie und Praxis der Tuberkulosefürsorge“.[18]

Vereinigung sozialdemokratischer Ärzte

Gerber kandierte in der Ersten Republik in Wien Alsergrund für die Sozialdemokratischen Partei. Zunächst im Mai 1919,[19] 1927 und 1929 erfolgte seine Wahl in die Bezirksvertretung in Wien Alsergrund.[20] Hier hielt er auch Vorträge wie 1919 zu „Volksgesundheit, Klassenstaat, sozialistische Gemeinwirtschaft“.[21] Daneben referierte er jahrelang in sozialdemokratischen Organisationen, sowie u.a. auch 1927 gemeinsam mit Julius Tandler vor dem Verein Bereitschaft in Wien Alsergrund.[22] Als Mitglied der Vereinigung sozialdemokratischer Ärzte nahm er 1924 gemeinsam mit Julius Tandler (1869-1936), Margarethe Hilferding (1871-1942), Viktor Hammerschlag (1870-1975), Martin Pappenheim (1881-1943), Karl Kautsky (1892-1978), Alfred Bass (1867-1941), Moriz Laub (1869-1952), Sigismund Pellar (1890-1985), Maximilian Weinberger (1875-1954) u.a. an der Tagung zur Schwangerschaftsunterbrechung und Bevölkerungspolitik teil.[23] 1930 publizierte er in der Zeitschrift „Der Sozialistische Arzt“ den Aufsatz „Die Kurpfuscherei“.[24] Daneben engagierte er sich in der Wiener Volksbildung, wo er u.a. auch Vorträge zur Tuberkulose hielt,[25] und die Errichtung von Versorgungskolonien für Lungenkranke propagierte.[26] 1928 erschien von ihm dazu „Die Begutachtung und Behandlung der Lungentuberkulose in der Kassenpraxis. Aus der Untersuchungsstelle des Bundesministeriums für soziale Verwaltung (Volksgesundheit) für lungenkranke Kriegsbeschädigte“. Vom Wiener Landtag wurde er in den Jahren 1924, 1927 und letztmalig 1932 zum Mitglied des Stadtschulrates bestellt.[27]

Ärztekammer Wien

Gerber gehörte in der demokratischen Phase der Ersten Republik der ärztlichen Standesorganisation der Wiener Ärztekammer als Funktionär an. 1928[28] und 1931 erfolgte seine Wahl in dessen Vorstand.[29] Auf diesem Arbeitsgebiet publizierte er u.a. den Artikel „Zur Reform der Sozialversicherung in Österreich“.[30]

Das interessante Blatt, 24.1.1929, S. 3.

Gerber war Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien. Vor dem Ersten Weltkrieg engagierte er sich im Verein für realgymnasialen Mädchenunterricht.[31] 1923 erhielt er den Titel eines Regierungsrates.[32]

Gerber und seine Familie wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Er arbeitete nach dem „Anschluss“ in der Ärzteberatung und im Spital der IKG Wien. Nachdem ihm und seiner Familie die Flucht aus Österreich nach Stockholm gelang, emigrierten sie im Juli 1946 in die USA, und ließen sich in Detroit in Michigan nieder. 1948 nahm er die US-Staatsbürgerschaft an. Nach dem Krieg besuchte er Wien, und veröffentlichte hier 1952 sein Buch „Biologie und Pathologie der organischen Entwicklung. Vom Gen zur Kultur“.

Otto Paul Gerber verstarb am 16. Jänner 1960 in Detroit.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1875, Gerber Paul Otto.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1903, Gerber Otto Paul.

UAW, Sammlungen, Absolutorium, 112.126.693 Gerber, Otto Paul (25.03.1875, Wien), 1893.09.21-1899.07.05.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0457, Gerber Paul Otto (Nationalien Datum: 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-095a, Gerber Paul Otto (Rigorosum Datum: 27.6.1899).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0198, Gerber Paul Otto (Promotion Datum: 7.7.1899).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt., VA, Zl. 25.284, Gerber Otto Paul.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 24.972, Gerber Berta.

Österreich, Wien, jüdische Auswanderungsanträge, 1938-1939

Michigan, Eastern and Western Districts, Naturalization Records, 1837-1993, Index Cards to Naturalization Petitions for the United States District Court for the Eastern District of Michigan, Southern Division, Detroit, 1907-1995. (National Archives and Records Administration: 1999) Gerber Otto Paul.

Michigan, Eastern District, Naturalization Index, 1907-1995, Otto Paul Gerber, 1948.

United States Census, 1950: Detroit. Volkzählungen 1950, Gerber Paulo Otto und Berta.

Literatur:

Gerber, Paul: Die Begutachtung und Behandlung der Lungentuberkulose in der Kassenpraxis. Aus der Untersuchungsstelle des Bundesministeriums für soziale Verwaltung (Volksgesundheit) für lungenkranke Kriegsbeschädigte. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Seprata Bibliothek]

Gerber, Paul: Biologie und Pathologie der organischen Entwicklung. Vom Gen zur Kultur. Wien: Maudrich 1952.

[Universitätsbibliothek MedUni Wien/Freihand-Magazin Ebene04, Sign.: 2018-04641]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 22.5.1900, S. 2.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 26, 1900, Sp. 1277-1279; Nr. 27, 1900, Sp. 1325-1332.

[3] Die Neuzeit, 19.7.1901, S. 3.

[4] Arbeiten aus dem Neurologischen Institut, Heft 9, 1902, S. 146-168.

[5] Wiener klinische Rundschau, Nr. 19, 1905, S. 329-332.

[6] Die Heilkunde, Monatsschrift für praktische Medizin, H. 4, 1910, S. 131.

[7] Medizinische Klinik, Nr. 3, 1911, S. 107-108.

[8] Der Militärarzt, Nr. 19, 1914, Sp. 391.

[9] Der Militärarzt, Nr. 13, 1915, Sp. 221.

[10] Wiener Zeitung, 22.5.1915, S. 4.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1917, Sp. 1524.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1918, Sp. 1107.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1918, Sp. 1105.

[14] Wiener klinische Rundschau, Nr. 27/28, 1919, S. 155.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1921, Sp. 2126; Neues Wiener Journal, 14.11.1919, S. 2.

[16] Der Invalide, 30.11.1925.

[17] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1929, S. 240-245.

[18] Arbeiter Zeitung, 27.11.1923, S. 11; Arbeiter Zeitung, 31.1.1924, S. 5.

[19] Amtsblatt der Stadt Wien 1919, Wien 1919, S. 1119.

[20] Arbeiter Zeitung, 27.4.1927, S. 7. Namensverzeichnis der Mitglieder des Gemeinderates (Landtages) … des Stadtsenates (Landesregierung), der Gemeinderatsausschüsse, der Vertreter Wiens im Bundesrat, der Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteher-Stellvertreter, Wien 1929.

[21] Arbeiter Zeitung, 23.4.1919, S. 7.

[22] Arbeiter Zeitung, 22.4.1927, S. 4.

[23] Arbeiter Zeitung, 18.5.1924, S. 8.

[24] Der sozialistische Arzt, H. 4, 1930, S. 164-170.

[25] Neue Freie Presse, 12.2.1921, S. 9.

[26] Der Morgen. Wiener Montagsblatt, 25.4.1921, S. 4.

[27] Wien: Presse- und Informationsdienst, 1922-1992, Rathaus-Korrespondenz, Stadt Wien. Wien 1924 und 1927; Kleine Volks-Zeitung, 8.6.1932, S. 7.

[28] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1928, S. 203.

[29] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1931, S. 623.

[30] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1926, S. 530-532; Nr. 18, 1926, S. 560-563.

[31] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht, Wien 1915, S. 30.

[32] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 11, 1923, Sp. 552.

Normdaten (Person): Gerber, Otto Paul: BBL: 43819; GND: 1327853809;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [279]: Herz, Max – Internist, Kardiologe, NS-Verfolgter

Herz, Max – Internist, Kardiologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 10.04.2024

Keywords: Internist, Kardiologe, Physikalische Medizin, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Max Herz wurde als Sohn von Josef Herz (1826-1911) und Philippine, geborene Schostal (1840-?), am 3. April 1865 in Neutitschein in Mähren (heute: Nový Jičín/Tschechien) geboren. Er war seit 1898 mit der in New York in den USA geborenen Mignon Reno (1880-1930) verheiratet, mit der er die drei Kinder Walter (1900-?), Viola (1901-1995) und Herbert (1903-1980) hatte.

Nach Abschluss des Gymnasiums in Kremsier (heute: Kroměříž/Tschechien) im Jahr 1884 studierte Herz an der Universität Wien Medizin und promovierte am 26. März 1890. Danach war er zunächst als Aspirant an der I. Medizinischen Klinik bei Hermann Nothnagel (1841-1905) tätig, danach arbeitete bis 1893 als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus Wien bei Wilhelm Winternitz (1834-1917) und führte als Internist eine Ordination in Wien. 1895 habilitierte er sich als Privatdozent im Fach Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.[1]

Herz war Autor zahlreicher Studien zum Thema Herz- und Gefäßerkrankungen, diagnostische Verfahren und Therapien (Thermopalpation, Widerstandstherapie, Hydrotherapie u.a.), die er in Zeitschriften wie der Wiener medizinischen Presse, der Wiener klinischen Wochenschrift oder der Medizinischen Klinik veröffentlichte, wie u.a. über „Genussmittel als Heilmittel für Herzkranke“[2] oder 1913 den „Vortragszyklus über Herzkrankheiten“, darunter „Ueber den Einfluss des Geschlechts und der Heredität. Die Herzkrankheit der höheren Altersstufe“,[3] oder „Der Einfluss von Luft, Licht und Wärme auf Herzkranke“.[4] Er publizierte auch eine Reihe von Monografien zu seinen Forschungsschwerpunkten wie 1903 auf der Basis seiner Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät das „Lehrbuch der Heilgymnastik in Vorlesungen“, 1907 „Heilgymnastik“, 1911 „Ein Buch für Herzkranke“, und 1912 „Herzkrankheiten. Erfahrungen aus der Sprechstunde“.

Max Herz trat weiters als Konstrukteur einer Reihe von medizinischen Apparaturen hervor, wie u.a. gymnastische Apparaturen für Herzkranke, einen Apparat für Thermopalpation[5] und Widerstandstherapie sowie eines neuen einfacheren Blutdruckmessgeräts, das er gemeinsam mit seinem Bruder, dem Ingenieur Albert Adolf Herz (1862-1947), entwarf und dazu 1911 den Aufsatz „Das neue Modell meines Blutdruckmessers“ publizierte.[6]

Institut für Mechanotherapie (Orthopädie, maschinelle Heilgymnastik und Massage) in Wien

Seit Oktober 1898 teilte er sich mit Anton Bum (1856-1925) die ärztliche Leitung in dem vom Bum erweiterten und neugegründeten Institut. Hier brachte er auch die von ihm entworfenen maschinellen Apparaturen ein.

Wiener medizinische Wochenschrift, Nr.1, 1899, Sp. 47.

Im Institut für Mechanotherapie publizierte er 1899 „Zur heilgymnastischen Behandlung von Circulationsstörungen“. 1890er Jahren spezialisierte sich Herz auf die Erkrankungen des Herzens und ging zu Ausbildungszwecken nach Berlin und Meran, wo er seit 1904 als Kurarzt und Mitleiter des Sanatoriums „Waldpark“ arbeitete.[7] Hier veröffentlichte er 1905 „Eine einfache Methode der pneumatischen Therapie von Erkrankungen der Respirationsorgane[8] und 1907 „Ueber die Verwendung des künstlichen Licht-Luftstrombades bei einigen Erkrankungen des Nervensystems“.[9] 1907 kehrte er nach Wien zurück und eröffnete als Facharzt eine Ordination in Wien 1, Kärntner Ring 3.[10] Herz gründete 1909 das Zentralblatt für Herzkrankheiten und die Krankheiten der Gefäße. Während des Ersten Weltkriegs publizierte er den Aufsatz „Über die Begutachtung des Herzens im Kriege“.[11] Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich als Sonderdrucke in der Separata-Bibliothek der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Diagnostisch-therapeutisches Institut für Herzkranke

Im Jahr seiner Rückkehr gründete er das „Diagnostisch-therapeutisches Institut – Wiener Kuranstalt für Herzkranke“ am Standort seiner Ordination Wien 1, Kärntnerring 3. Hier veröffentlichte er 1908 „Die Beeinträchtigung des Herzens durch Raummangel“ und „Die sexuelle Psychogene Herzneurose“ sowie im selben Jahr den Aufsatz „Die nervösen Krankheiten des Herzens“ in der von Isaak Segel (1870-1913) herausgegebenen Zeitschrift „Die Medizin für Alle“.[12]

Wiener medizinische Club und die Gesellschaft für physikalisch-therapeutische Medizin

1892 gründete Herz zusammen mit Hermann Schlesinger (1866-1934) den Wiener medizinischen Klub, dem er auch als Präsident vorstand, und in dem in einer der ersten Versammlungen Sigmund Freud seinen Vortrag über Hypnose und ihre Anwendung in der Medizin hielt.[13] 1894 war er Gründungsmitglied des Vereins Freier Kassenärzte,[14] sowie 1907 Gründungsmitglied der Gesellschaft für physikalische Medizin, dessen erster und langjähriger Präsident er war, und in dem auch Anton Bum als Vizepräsident und Robert Grünbaum (1874-1954) im Vorstand wirkten. Weiters gehörte er als Mitglied dem Akademischen Verein für medizinische Psychologie, der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien, die aus dem Medizinischen Klub hervorging, sowie als Obmann dem Verein der Ärzte im 9. Bezirk in Wien an. Als Vorstandsmitglied war er noch in der „Frauenvereinigung für soziale Hilfstätigkeit“ tätig.[15]

Eine Klangschrift für Blinde

1916 erfand Herz eine druckfähige Klangschrift für Blinde, die er zunächst im Mai 1916 in der Gesellschaft der Ärzte in Wien vorstellte[16] und dazu in der Wiener klinischen Wochenschrift den Artikel „Eine druckfähige Klangschrift für Schwachsichtige und Blinde“ verfasste. 1917 veröffentlichte er darüber noch einen Aufsatz „Klangschrift und Blinden-Prägedruck“ im Organ des Zentralvereines für das österreichische Blindenwesen, der Zeitschrift für das Österreichische Blindenwesen.[17] Die vom Österreichischen Blindenverein herausgegeben Blindenzeitung wurde nach dem von Max erfundenen Massedruck der Blinden-Punktschrift hergestellt.

Aufgrund dieses Erfolges erhielt er 1920 eine Einladung der amerikanischen Philanthropen-Vereinigung und von Thomas Alva Edison in die USA, wo er die von ihm erfundene Klangschrift für Blinde vorlegte. Nach seiner Rückkehr berichtete er darüber in der Neuen Freien Presse.[18]

Das interessante Blatt, 23.9.1920, S. 2.

Standesvertretung

Herz engagierte sich seit den 1890er Jahren in den ärztlichen Standesvertretungen wie der Ärztekammer Wien, für die er auch kandidierte. Zu Themen des Ärztestandes publizierte u.a. 1896 „Zur Krankenkassenreform in Österreich“.[19] 1899 gehörte er der konstituierenden Generalversammlung und als gewähltes Ausschussmitglied der Vereinigung österreichischer Hochschuldozenten an.[20] 1923 erhielt er den Titel eines Obermedizinalrates.[21]

Volksbildner

Herz war bis in die späten 1930er Jahre als Volksbildner aktiv: Als Referent im Wiener Volksbildungsverein, der „Jüdisch akademischen Lesehalle“ (später: Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler),[22] im Verein „Bereitschaft“, im Volksheim und in sozialdemokratischen Arbeiterbildungsvereinen wie u.a. „Apollo“. In den 1920er bis 1930er Jahren hielt er regelmäßig Vorträge im Radio Wien in der „Stunde der Volksgesundheit“. Daneben verfasste er populärwissenschaftliche Artikel in der Zeitung Die Zeit, der Wiener Hausfrauen-Zeitung „Über Schule und Herz“ nach einem von ihm gehaltenen Vortrag vor der Österreichischen Gesellschaft für Schulhygiene,[23] im „Illustrem Bade-Blatt“ „Über den Missbrauch der Kohlensäurebäder“[24] oder über „Genussmittel als Heilmittel“.[25]

Herz war auch Autor zahlreicher Monografien. 1897 veröffentlichte er „Kritische Psychiatrie. Kantische Studien über die Störungen und den Missbrauch der reinen speculativen Vernunft“, in der er die Pathologie von Geisteskrankheiten auf Kant aufzubauen versuchte und als Freimaurer 1924 die Monografie „Die Freimaurer“. 1927 erschien von ihm die Monografie „Des alten Doktors wundersames Wachsfigurenkabinett“, in dem er seine Erlebnisse aus seinem Berufsleben reflektierte, und die Adolf Kronfeld (1861-1938) in der Wiener medizinische Wochenschrift rezensierte.[26] Eine launige Beschreibung zu seiner Person erschien aus diesem Anlass vom Schriftsteller Ernst Lothar (1890-1974) in der Neuen Freien Presse.[27]

Foto (zirka 1944) aus: California, Northern U.S. District Court Naturalization Index.

Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde ihm wegen seiner jüdischen Herkunft die Lehrbefugnis entzogen. Im März 1939 flüchtete er nach England, von wo er im November 1943 mit der SS Empress of Australia in die USA emigrierte und sich in San Francisco niederließ. 1944 erwarb er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Max Herz verstarb am 20. Oktober 1956 in San Francisco in Kalifornien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1898, Herz Max Dr., Reno Mignon.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0261, Herz Max (Nationalien Datum: 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-145a, Herz Max (Rigorosum Datum: 1888).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2808, Herz Max (Promotion Datum: 26.3.1890).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.477 Herz, Max (03.04.1865; Innere Medizin).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 31.86, Herz Max.

California, Northern U.S. District Court Naturalization Index, 1852-1989, Petition no. 091275, Jun. 20, 1949 – Petition no. 091600, Nov. 21, 1949 (= NARA microfilm publication M1744 (Pacific Sierra Region, San Bruno: National Archives and Records Administration, n.d.), Herz Max.

United States, Genealogy Bank Historical Newspaper Obituaries, 1815-2011, Entry for Dr Max Herz and Hery, 21 Oct 1956.

Find a grave: Max Herz Dr.

United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968, Entry for Max Herz, 22 Oct 1956.

Literatur:

Herz, Max: Ueber den Einfluß des Geschlechtes auf die Entstehung und Gestaltung von Herzkrankheiten. Aus dem diagnostisch-therapeutischen Institut für Herzkranke in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wein: Druck von Bruno Bartelt 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Herz, Max: Lehrbuch der Heilgymnastik. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 10323]

Herz, Max: Heilgymnastik. (=Physikalische Therapie/5). Stuttgart: Enke 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17918/5]

Herz, Max: Ein Buch für Herzkranke. Was sie tun sollen. 3. vermehrte Auflage. München: Reinhardt 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 56639]

Herz, Max: Herzkrankheiten. Erfahrungen aus der Sprechstunde. Wien, Leipzig: Perles 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8009]

Herz, Max: Zur heilgymnastischen Behandlung von Circulationsstörungen. Sonderdruck aus: Prager medizinischer Wochenschrift. Prag: Druck von Carl Bellmann 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Herz, Max: Eine druckfähige Klangschrift für Schwachsichtige und Blinde. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Herz, Max: Des alten Doktors wundersames Wachsfigurenkabinett. Wien: Elbemühl-Graph. Industrie 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21901]

Referenzen:

[1] Die Neuzeit, 3.5.1895, S. 192.

[2] Medizinische Klinik, 29.5.1910, S. 865-866.

[3] Medizinische Klinik, 30.11.1913, S. 1965-1968.

[4] Medizinische Klinik, 28.12.1913, S. 2142-2143.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 9, 1897, Sp. 393.

[6] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 37, 1911.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1904, Sp. 1949.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1905, Sp. 1861-1865.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1907, Sp. 729-732.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1907, Sp. 1698.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1916, Sp. 159-161.

[12] Österreichische Illustrierte Zeitung, 15.1.1908, S. 392.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1892, Sp. 685.

[14] Wiener Allgemeine Zeitung, 28.10.1894, S. 3.

[15] Illustriertes Wiener Extrablatt, 13.3.1901, S. 8.

[16] Die Zeit, 25.5.1916, S. 4.

[17] Zeitschrift für das Österreichische Blindenwesen, Nr. 3, 1917, S. 695-696.

[18] Neue Freie Presse, 5.9.1920, S. 5-6.

[19] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin (Wiener Ausgabe), 1896, S. 190-192

[20] Arbeiter Zeitung, 14.3.1899, S. 6.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 45, 1923, Sp. 2031.

[22] Neuzeit, 24.1.1896, S. 36.

[23] Wiener Hausfrauen-Zeitung, 8.3.1914, S. 119-121; 15.3.1914, S. 136-140.

[24] Allgemeines Bade-Blatt für die Frauen-Welt, 30.4.1909, S. 1-2.

[25] Allgemeines Bade-Blatt für die Frauen-Welt, 20.7.1913, S. 1-2.

[26] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1927, S. 1708.

[27] Neue Freie Presse, 2.10.1927, S. 1-4

Normdaten (Person): Herz, Max: BBL: 43607; GND: 117523593;

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Letzte Aktualisierung: 2024 04 10

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [278]: Grünbaum, Robert – Inhaber des Instituts für physikalische Therapie in Wien, NS-Verfolgter

Grünbaum, Robert – Inhaber des Instituts für physikalische Therapie in Wien, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 04.04.2024

Keywords: Physikalische Medizin, Institut für physikalische Medizin, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Robert Grünbaum wurde als Sohn des aus Leipnik in Böhmen stammenden Josef Grünbaum (1854-?) und Anna, geborene Lanzer (1853-1937) am 22. Februar 1874 in Grudek in Österreichisch-Schlesien (heute: Hrádek nad Olší/Tschechien) geboren. Seit 1917 war er mit Elsa Markstein verheiratet (1883-1975).

Nachdem er am Akademischen Gymnasium in Wien 1891 maturiert hatte,[1] studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 16. Juli 1897.

Institut für maschinelle Heilgymnastik (mechanotherapeutische und orthopädische Institut) des Dr. A. Bum in Wien

Seit 1898 arbeitete er in dem im selben Jahr von Anton Bum (1856-1925) und Max Herz (1865-1956) gegründeten „Institut für Mechanotherapie“ in Wien 1, Schottenring/Deutschmeisterplatz 2, wo er ab zirka 1904 neben Anton Bum die Funktion als leitender Arzt ausübte.

Medizinische Klinik, 5.1.1908, S. 19.

Hier publizierte er 1901 „Der Einfluss von Bewegungen auf die Pulsfrequenz“ und „Über traumatische Muskelverknöcherungen“, 1902 „Weitere Beiträge zur Heissluftbehandlung“ und 1903 „Zur Physiologie und Technik der Heissluftbehandlung“, sowie den Aufsatz „Ikonometrie. Eine neue Methode der Skoliosenzeichnung und -Messung“.

Institut für physikalische Therapie des Dr. Robert Grünbaum

Mit dem Statthaltereierlass vom 17.12.1912 eröffnete er in Wien am Schottenring 5/Hessgasse 7 ein eigenes Institut für physikalische Therapie,[2] das eine eigene Kinderabteilung samt spezifischer Therapieangebote für Kinder sowie ein Radium-Laboratorium anbot.[3] Hier entstanden seine Arbeiten „Über Diathermie“, „Die Diathermiebehandlung der Claudicatio intermittens“ und 1923 „Zur Technik und Indikation der Diathermie“.

Während des Ersten Weltkrieges diente er in der chirurgischen Abteilung des Festungsspitals Nr. 3 in Przemysl.[4] Er geriet 1914 in Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juli 1917 im Rahmen eines Austauschs von Invaliden freigelassen wurde.[5] Im September 1918 gehörte er dem Arbeitsausschuss des in Wien stattfindenden Kongress der Kriegsbeschädigtenfürsorge an.[6]

Nach dem Ersten Weltkrieg war er neben seiner Beschäftigung an seinem Institut noch als Konsulent für das Institut für Krüppelfürsorge der Stadt Wien tätig[7] und arbeitete in der Heilanlage für ambulante physikalische Behandlung der Wiener Gebietskrankenkasse als Spezialarzt.

Grünbaum war Mitglied der Gesellschaft für Physikalische Medizin, dem Max Herz als Präsident und Anton Bum, Guido Holzknecht (1872-1931) und Alois Strasser als Vizepräsidenten (1867-1945) vorstanden, der neben Max Kahane (1866-1923) als Sekretär auch Beni Buxbaum (1864-1920) als Kassier angehörte.[8] 1912 wurde er neben Viktor Blum (1877-1953), Alfred Jungmann (1872-1914), Eduard Schiff (1849-1913) in den Vorstand gewählt. 1898 trat er dem Verein der Ärzte im 9. Bezirk in Wien bei, der neben dem Obmann Max Herz zum Schriftführer gewählt worden war.[9] Seit 1902 gehörte er als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien an.[10] Weiters war er Mitglied des Vereins „Die Technik für die Kriegsinvaliden“. 1921 erhielt er den Titel eines Medizinalrates.[11]

Grünbaum und seine Ehefrau wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Ihnen gelang die Flucht nach Argentinien. Grünbaum verstarb am 19. November 1954 in Buenos Aires.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch, Grünbaum Robert, Elsa Markstein.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 143-0459, Grünbaum Robert (Nationalien Datum: 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-092a, Grünbaum Robert (Rigorosum Datum: 7.7.1897).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-914, Grünbaum Robert (Promotion Datum: 16.7.1897).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 34.607, Grünbaum Josef.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 2.302, Grünbaum Robert.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds, Zl. 3.329, Grünbaum Robert.

WStLA, VEAV, 3.2.119.A41 134, Bezirk: 1, Grünbaum Robert.

WStLA, VEAV, 3.2.119.A41 643, 115, Bezirk: 18, Grünbaum Robert.

WStLA, M.Abt. 213, 1.3.2.213.A4.A/26 – Heilanstalt für elektro-und physikalische Heilmethoden.

WStLA, M.Abt. 212, 1.3.2.212.A26.6/15 – Institut für physikalische Therapie des Dr. Robert Grünbaum.

Autorizaciones de sepultación: Cementerio Británico de Buenos Aires, Grünbaum Robert.

Literatur:

Grünbaum, Robert und A. Amson: Der Einfluss von Bewegungen auf die Pulsfrequenz. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünbaum, Robert: Über traumatische Muskelverknöcherungen. Vortrag gehalten in der Sitzung des „Wiener Med. Club“ am 5 December 1900. Aus dem Institute für Mechanotherapie der DDr. A. Bum und M. Herz in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünbaum, Robert: Weitere Beiträge zur Heissluftbehandlung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünbaum, Roberg: Zur Physiologie und Technik der Heissluftbehandlung. Aus dem Institute für Mechanotherapie des Dr. A. Bum in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für diätetische und physikalische Therapie. Leipzig: Verlag von Georg Thieme 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünbaum, Robert: Ikonometrie. Eine neue Methode der Skoliosenzeichnung und -Messung. Aus dem Institute für Mechanotherapie der Drn. Bum und Herz in Wien. (Mit 4 in den Text gedruckten Abbildungen) Sonderdruck aus: Zeitschrift für orthopädische Chirurgie. Stuttgart: Enke 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünbaum, Robert: Über Diathermie. Aus dem Institute für physikalische Therapie des Dr. R. Grünbaum in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünbaum, Robert: Die Diathermiebehandlung der Claudicatio intermittens. Aus dem Institute für physikalische Therapie des Dr. Robert Grünbaum in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1920.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünbaum, Robert: Zur Technik und Indikation der Diathermie. Aus dem Institute für physikalische Therapie Dr. Grünbaum in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Rikola Verlag 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Jahresbericht Akademisches Gymnasium Wien, 1892, S. 24.

[2] Die Gemeinde-Verwaltung der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Wien, 1912, S. 296.

[3] Die Zeit, 10.11.1912, S. 16.

[4] Neue Freie Presse, 3.11.1914, S. 11.

[5] Der Morgen. Wiener Montagblatt, 16.7.1917, S. 4.

[6] Neue Freie Presse, 16.9.1918, S. 5.

[7] Amtsblatt der Stadt Wien, 1926, S. 75.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1912, Sp. 1508.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 3, 1989, Sp. 133.

[10] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 13, 1902, S. 349.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 31.12.1921, S. 3.

Normdaten (Person): Grünbaum, Robert: BBL: 43605; GND: 1325231584;

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