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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [324]: Bienenstock, Walther – Inspektionsarzt an der Wiener Börse, NS-Verfolgter

Bienenstock, Walther – Inspektionsarzt an der Wiener Börse, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.03.2025

Keywords: Arzt, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Walther (Walter) David Bienenstock wurde am 7. Juli 1867 in Brügge in Belgien, als Sohn von Isaac Bienenstock (1833-1914) und Amalie Spitzer (1833-1912) geboren.

Nachdem Bienenstock 1885 in Wien maturiert hatte, studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 6. Juni 1891. Anschließend arbeitete er als Aspirant an der Wiener Allgemeinen Poliklinik[1] und von 1894 bis 1899 als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus Wien. Nebenbei führte er seine private Arztpraxis in Wien, Leopoldstadt, in der Lichtenauergasse 12, später in der Adlergasse 8, in Wien 1,[2] und ab 1900 in der Wipplingerstraße 18, wo er auch bis 1939 wohnhaft war. Im Jahr 1902 veröffentlichte er den Aufsatz „Mittel und Wege zur Einschränkung der Geschlechtskrankheiten“.

Im Ersten Weltkrieg diente Bienenstock als Oberarzt und wurde 1915 zum Regimentsarzt bei der Landwehr ernannt. Anschließend war er im Landsturmbataillon Nr. 232 in Galizien tätig[3] und erhielt für seine Verdienste hohe Dekorationen. 1915 wurde ihm das goldene Verdienstkreuz mit Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille verliehen, gefolgt vom Eisernen Kreuz im Jahr 1917.[4] Während des Krieges publizierte er 1915 „Zur Behandlung der Furunkulose[5] und 1916 „Improvisation eines Heißluftapparates im Feld“.

Nach seiner Rückkehr nach Wien im Jänner 1918, nach mehr als dreieinhalb Jahren im Kriegsdienst, führte er seine private Arztpraxis weiter und wurde im Februar 1918 mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet.[6]

Arzt an der Wiener Börse

Im Jahr 1924 wurde er zum Inspektionsarzt an der Wiener Börse bestellt.[7] 1932 erschien von ihm der Aufsatz „Zur Organisation der Psychopathen-Fürsorge in Österreich“, der auf seinen Vortrag im April 1932 im Verein für Psychiatrie und Neurologie basierte.

Bienenstock war Mitglied des Vereins der Ärzte des I. Wiener Gemeindebezirkes, wo er Teil der Vereinsorgane war,[8] der Wiener Laryngologischen Gesellschaft, seit 1897 Mitglied des Wiener Medizinischen Clubs,[9] und seit 1912 Mitglied der Gesellschaft für Physikalische Medizin.[10] 1917 erfolgte seine Ernennung zum Medizinalrat.[11] Darüber hinaus war er seit 1919 Mitglied der Loge Eintracht der B’nai Brith und unterstützendes Mitglied des Allgemeinen Frauenvereins.[12]

Bienenstock wurde wegen seiner jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ von den Nationalsozialisten verfolgt. Er verstarb am 30. September 1938 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 2.10.1938, S. 29.

Quellen:

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl.26.326, Bienenstock Walther.

Matriken der IKG Wien, Friedhofsdatenbank, Bienenstock Walther.

Literatur:

Bienenstock, Walther: Mittel und Wege zur Einschränkung der Geschlechtskrankheiten. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenstock, Walther: Improvisation eines Heißluftapparates im Feld. Sonderdruck aus: „Militärwesen“ aus Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenstock, Walther: Zur Organisation der Psychopathen-Fürsorge in Österreich. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Jahresbericht der […] Allgemeinen Poliklinik in Wien für 1891, Wien 1892, S. 19.

[2] Wiener Allgemeine Zeitung, 26.2.1899, S. 6.

[3] Neue Freie Presse, 9.4.1915, S. 11.

[4] Illustriertes Wiener Extrablatt, 16.11.1915, S. 8; Neues Wiener Journal, 6.10.1917, S. 6.

[5] Der Militärarzt, Nr. 16, 1915, Sp. 266-267.

[6] Neue Freie Presse, 2.2.1918, S. 10.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 11.5.1924, S. 16.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1907, Sp. 106.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 27, 1897, S. 660.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1912, Sp. 1508.

[11] Medizinische Klinik, Nr. 43, 1917, S. 1154.

[12] Neues Frauenleben, Nr. 7, 1905, S. 22.

Normdaten (Person): Bienenstock, Walther: BBL: 46609; GND: 1361358084;

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Letzte Aktualisierung: 2025 03 25

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [322]: Fleischmann, Walter – Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, NS-Verfolgter

Fleischmann, Walter – Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 17.03.2025

Keywords: Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Walter Fleischmann wurde als Sohn des Gynäkologen Carl Fleischmann und Mathilde Fleischmann am 10. Dezember 1896 in Wien geboren. Er war in erster Ehe seit 1923 mit Gertrude Fodor (1899-1947), seit 1933 in zweiter Ehe mit Gertrude Fürth (1899-1990) und zuletzt seit 1948 mit Susanne Kann (1904-1996), der Schwester Historikers Robert Adolf Kann (1906-1981), verheiratet.

Fleischmann studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 10. Oktober 1922. Im selben Jahr publizierte er gemeinsam mit Otto Fürth (1867-1938) „Über die Ermittelung des Tyrosingehaltes von Proteinen“. Nach seinem Studium arbeitete er am Physiologischen Institut der Universität Wien, wo er zahlreiche Arbeiten publizierte u.a. 1925 „Gibt es eine Wirkung des Lichtes auf die Phagocytose“, 1926 „Zur Frage der Beeinflussung der Phagocytose durch das Hormon der Schilddrüse“, 1927 „Über den Stoffwechsel und Leucocyten“, 1928 „Die physiologischen Lebenserscheinungen der Leukocytenzellen“, „Untersuchungen zur Frage der Permeabilität pflanzlicher und tierischer Zellmembranen für Kohlehydrate“, „Über das Vorkommen von Lipase in polymorphkernigen Leucocyten“, 1929 „Über die Permeabilität der Leukocyten für Ionen“, 1931 „Zur Prüfung der Vitalität von Leukocyten mittels Farbstoffen“ 1933 „Pathologische Physiologie des Stoffwechsels weißer Blutzellen[1] und 1937 „Vergleichende Physiologie der inneren Sekretion“.

1931 habilitierte er sich als Dozent für Physiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.[2] Fleischmann verband seine wissenschaftliche Arbeit mit seinem Engagement als Volksbildner, vor allem als Referent in den Wiener Volksbildungseinrichtungen, zuletzt am 2. März 1938 in der Volkshochschule in Wien Ottakring.[3]

Walter Fleischmann war wie seine Familie jüdischer Herkunft und musste nach dem „Anschluss“ im März 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen.

Indexes to Naturalization Petitions to the U.S. Circuit and District Courts for Maryland

Er reiste im März 1938 aus Österreich nach England aus und gelangte im Juli 1938 über Havanna, Kuba, mit der S.S. T.E.L. Oriente nach New York. Er ließ sich zunächst in Baltimore, Maryland nieder und nahm die US-Staatsbürgerschaft an. Hier arbeitete er an der Johns Hopkins University und während des Krieges am Johns Hopkins Hospital. Darüber hinaus forschte er am Army Chemical Center in Edgewood. Daneben arbeitete er als Pathologe an verschiedenen Spitälern wie am Veterans Administration Hospital in Oteen, New York, und Memphis. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand war er als Leiter der Laboratory Services in Johnson City, Tennessee tätig. Fleischmann nahm in den USA auch seine wissenschaftliche Publikationsarbeit wieder auf, u.a. veröffentlichte er 1941 im Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism „Hypothyroidism in Childhood“ und 1951 „Comparative Physiology of the Thyroid and Parathyroid Glands“ und war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Organisationen wie der American Medical Association, der Tri-Country Medical Society, der American Physiological Society und Fellow Emeritus des American College of Pathologists.

Walter Fleischmann verstarb am 19. März 1979 in Johnson City, Tennessee, USA.[4]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1896, Fleischmann Walter.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0762, Fleischmann Walter (Nationalien Datum: 1918/19).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0161, Fleischmann Walter (Rigorosum Datum: 3.7.1922).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1186, Fleischmann Walter (Promotion Datum: 10.7.1922).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalblätter S 304, Senat S 304.277 Fleischmann Walter

UAW, Medizinische Fakultät, Dekanat, Zl. 1073/1937/38, Fleischmann Walter.

Indexes to Naturalization Petitions to the U.S. Circuit and District Courts for Maryland, 1797-1951; Maryland, Naturalization Indexes, 1797-1951, Entry for Walter Fleischmann, 1943. U.S., Federal Naturalization Records, Fleischmann Walter.

Philadelphia, Pennsylvania, United States Aufzeichnungen, Aufnahme 2631 von 3244; United States. National Archives and Records Administration. Mid Atlantic Region, Fleischmann Walter.

United States, Social Security Death Index, Fleischmann Walter, Mar 1979; citing U.S. Social Security Administration, Death Master File, database (Alexandria, Virginia: National Technical Information Service, ongoing).

Literatur:

Fürth, Otto von und Walter Fleischmann: Über die Ermittelung des Tyrosingehaltes von Proteinen. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Gibt es eine Wirkung des Lichtes auf die Phagocytose. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Zur Frage der Beeinflussung der Phagocytose durch das Hormon der Schilddrüse. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter und Fritz Kubowitz: Über den Stoffwechsel und Leucocyten. Aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie, Berlin-Dahlem. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Braunschweig: Druck von Friedrich Vieweg & Sohn 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Die physiologischen Lebenserscheinungen der Leukocytenzellen. Sonderdruck aus: Ergebnisse der Physiologie. München: Verlag von J.F. Bergmann 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Untersuchungen zur Frage der Permeabilität pflanzlicher und tierischer Zellmembranen für Kohlehydrate. Aus dem physiologischen Institut der Universität Kiel. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Leipzig: Druck der Spamerschen Buchdruckerei 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Über das Vorkommen von Lipase in polymorphkernigen Leucocyten. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Über die Permeabilität der Leukocyten für Ionen. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pfüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Leipzig: Druck der Spamerschen Buchdruckerei 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Zur Prüfung der Vitalität von Leukocyten mittels Farbstoffen. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien und der chirurgischen Abteilung am Krankenhaus Wieden in Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. München: Verlag von J.F. Bergmann 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Vergleichende Physiologie der inneren Sekretion. Wien: Perles 1937.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21180]

Fleischmann, Walter: Comparative Physiology of the Thyroid and Parathyroid Glands. (=American lecture series/118). Springfield/Ill: Thomas 1951.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 30765/118]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1933, S. 215-217.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1931, S. 1111.

[3] Die Stunde, 1.3.1938, S. 3.

[4] Johnson City Press, 25.3.1979, S. 2.

Normdaten (Person): Fleischmann, Walter: BBL: 46605; GND: 1252259182;

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Letzte Aktualisierung: 2025 03 17

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [321]: Fleischmann, Carl – Gynäkologe, NS-Verfolgter

Fleischmann, Carl – Gynäkologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 17.03. 2025

Keywords: Gynäkologe, Rothschild-Spital, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Carl (Karl) Fleischmann wurde am 30. März 1859 als Sohn von Isak Fleischmann und Rosalia, geborene Glück, in Bukowa, Bezirk Pribram, in Böhmen (heute: Buková u Příbramě, Tschechische Republik) geboren. Seit 1895 war er mit Mathilde Wetzler (1872-1972) verheiratet, der Tochter des Industriellen und Mitglieds des Herrenhauses im österreichischen Reichsrat, Bernhard Wetzler (1839-1922). Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, darunter der spätere Mediziner Walter Fleischmann (1896-1979).

Fleischmann absolvierte 1876 das Gymnasium in Prag und begann anschließend an der Deutschen Universität in Prag ein Studium der Medizin, das er am 14. Jänner 1882 mit der Promotion anschloss. Von Jänner 1881 bis Dezember 1882 arbeitete er als Assistent an der geburtshilflichen Klinik unter Professor August Breisky (1832-1889). Danach war er von Jänner 1883 bis Dezember 1883 in Wien als Operateur bei Carl Gussenbauer (1842-1903) und darauf von Jänner 1884 bis Dezember 1886 wieder in Prag als Assistent bei Breisky tätig.

In diesen Jahren publizierte er „Ein Geburtsfall bei osteomalacischen Becken“, „Ein Fall von schräg-verengtem Becken“, „Vier Kaiserschnitte“, „Fall von gestielten Scheidenhämatom bei einer Schwangeren“, „Zwei Fälle von Anwendung des constanten Stromes zur Einleitung der künstlichen Frühgeburt“, „Einer Bildungsanomalie des Hymens“, „Geburt bei hochgradiger Muskelatrophie (Paralysis myosclerotica cum atrophia musculorum“ und „Tödliche Sublimatvergiftung nach einer zweimaligen Scheidenausspülung“. Fleischmann folgte Breisky, der Ende 1886 nach Wien berufen wurde, an die II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus nach, und führte daneben als Gynäkologe eine Arztpraxis. Während dieser Zeit veröffentlichte er „Sind Quellstifte notwendig?“, „Zur Kenntnis des Trichterbeckens“, und „Zur Kasuistik des Puerperalfiebers“.

Im Mai 1902 trat Fleisch als Primarius in die gynäkologische Abteilung des gerade eröffneten Rothschild-Spitals ein. Zischen 1910[1] und 1923[2] hatte er die Position eines Direktors des Spitals inne und war anschließend bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1930 wieder an der gynäkologischen Abteilung tätig.[3]

In diesen Funktionen publizierte er „Perinaeotomia mediana“, „Beitrag zur Frage der Spontanheilung des Chorionepithelioms“, „Zur Anatomie der Atmokausis“, „Unerwartete Rezidivfreiheit nach unvollständiger Operation des Gebärmutterkrebses“, „Beitrag zur operativen Myombehandlung“, „Beitrag zur operativen Behandlung der Uterusmyome“, „Myomentwicklung nach Ovarientransplantation“, „Bösartige Neubildungen im Cervixstumpfe nach supravaginaker Amputation des Uterus“, „Ist die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft bei angeborenen, erblichen Star oder bei Gehirntumor berechtigt?“. Seine Arztpraxis legte er Ende 1937 nieder.

Karl Fleischmann, Die Stunde, 4.4.1930, S. 3.

Fleischmann war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankheiten und der Gynäkologischen Gesellschaft. Weiters war er seit 1911 Mitglied der Loge Eintracht der B’nai Brith, sowie Mitglied des Kuratorium der Nathaniel Freiherr von Rothschild’schen Stiftung für Nervenkranke, Unterstützer des Israelitischen Frauen-Wohlthätigkeits-Vereins im Bezirke Alsergrund in Wien[4] und der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvalide.[5]

Anlässlich seiner Pensionierung erhielt er 1930 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.[6]

Fleischmann und seine Familie waren wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Ihm und seiner Familie gelang im September 1938 die Flucht nach Großbritannien, wo er bis zu seinem Tod in der Nähe von London lebte. Er verstarb im Jänner 1941 in Surrey, England.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1895, Fleischmann Carl, Glück Rosalia.

Literatur:

Fleischmann, Carl: Ein Geburtsfall bei osteomalacischen Becken. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Druck von Heinr. Mercy 1883.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Ein Fall von schräg-verengtem Becken. Aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Hofraths Prof. Breisky. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Druck von Heinr. Mercy 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Vier Kaiserschnitte – eine Bildungsanomalie des Hymens: Mittheilungen aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Prag: Druck der k.k. Hofbuchdruckerei A. Haase 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Fall von gestielten Scheidenhämatom bei einer Schwangeren. Mittheilungen aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Druck von Heinr. Mercy 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Zwei Fälle von Anwendung des constanten Stromes zur Einleitung der künstlichen Frühgeburt. Aus der geburtshülflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Eine Bildungsanomalie des Hymens. Aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Prag: Druck der k.k. Hofbuchdruckerei A. Haase 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Geburt bei hochgradiger Muskelatrophie (Paralysis myosclerotica cum atrophia musculorum). Mittheilung aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. Berlin: Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Tödliche Sublimatvergiftung nach einer zweimaligen Scheidenausspülung. Mittheilung aus der geburtshülflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Sind Quellstifte notwendig? Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Zur Kenntniss des Trichterbeckens. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Prag: Druck der k.k. Hofbuchdruckerei A. Haase 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Zur Kasuistik des Puerperalfiebers. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Druck der k. Wiener Zeitung 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Perinaeotomia mediana. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Kratz, Helf & Comp. 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Beitrag zur Frage der Spontanheilung des Chorionepithelioms. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Zur Anatomie der Atmokausis. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Unerwartete Rezidivfreiheit nach unvollständiger Operation des Gebärmutterkrebses. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Beitrag zur operativen Myombehandlung. Aus der gynäkologischen Abteilung des Spitales der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Beitrag zur operativen Behandlung der Uterusmyome. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhandlung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Myomentwicklung nach Ovarientransplantation. Aus der gynäkologischen Abteilung des Spitales der israelitischen Kultusgemeinde in Wien (Rothschild-Spital). Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Bösartige Neubildungen im Cervixstumpfe nach supravaginaker Amputation des Uterus. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Ist die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft bei angeborenen, erblichen Star oder bei Gehirntumor berechtigt? Aus der gynäkologischen Abteilung des Spitales der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologoie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 29.11.1910, S. 528.

[2] Neue Freie Presse, 26.10.1923, S. 7.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 3, 1902, S. 77.

[4] Jahresbericht des Frauenhort israelitischer Frauen-Wohlthätigkeits-Verein im Bezirke Alsergrund in Wien, Wien 1900, S. 21.

[5] Neue Freie Presse, 14.1.1916, S. 9.

[6] Wiener Zeitung, 20.7.1930, S. 1.

Normdaten (Person): Fleischmann, Carl : BBL: 46603; GND: 1359573135;

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Letzte Aktualisierung: 2025 03 17

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [319]: Weil, Moritz – Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, NS-Verfolgter

Weil, Moritz – Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 19.02.2025

Keywords: Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, Abteilungsvorstand am Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Moritz (Moriz) Weil wurde am 26. Juni 1860 als Sohn von Ignaz Weil und Therese Taube (1825-1910), geborene Elias, in Eisenstadt in Westungarn (heute: Burgenland) geboren. Er war seit 1890 mit der aus Neudörfl bei Mattersburg stammenden Leopoldine Wolf (1866-1939) verheiratet. Sie hatten die fünf Kinder, Hilda (1891, ermordet Stutthof, Ravensbrück), Grete (1893-1904), Olga (1894-1969), Erich (1898-1928) und Ida (1896-1928), die mit dem Schriftsteller Leo Perutz verehelicht war.

Weil studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 19. Juli 1884. Danach arbeitete er an der I. Chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Josef Weinlechner (1829-1906), wo auch der mit ihm befreundete Arthur Schnitzler (1862-1931) tätig war.

Daneben führte er eine Facharztpraxis für Hals- und Nasenkrankheiten in Wien 1, Augustinerstraße 12, danach Elisabethstraße 3 und später in Wien, 1 Nibelungengasse 3.

Abteilungsvorstand am Mariahilfer Ambulatorium in Wien (später Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium)

Ab 1892/1893 war er Leiter der Abteilung für Hals- Nasen- und Brusterkrankungen in dem 1874 von praktischen Ärzten zur unentgeltlichen medizinischen Versorgung der unbemittelten Bevölkerung in den westlichen Industriebezirken Wiens gegründeten Heilanstalt Mariahilfer Ambulatorium, dem späteren Kaiser Franz Josephs-Ambulatorium. Hier arbeitete neben Maximilian Sternberg (1863-1934) und Emil Jahoda (1859-1934) auch der Dermatologe Alfred Perutz (1885-1934). Weil beschäftigte sich hier mit der Behandlung der Nebenhöhlen, des Kehlkopfkarzinoms und der Verbesserung der Nasenoperationen und verfasste dazu zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten darunter „Ein Fall von Lymphangioma cavernosum der hinteren Rachenwand“, 1897 „Zur Pathologie und Therapie der Eiterungen der Nasennebenhöhlen, insbesondere der Kieferhöhle“, 1907 „Bemerkungen über die Anwendung der Saugtherapie bei Naseneiterungen“,[1] 1914 „Querschuß durch den Gesichtsschädel“,[2] 1924 „Zur Anwendung des Antipyrins bei Kehlkopftuberkulose“,[3] 1927 „Zur Technik der Abtragung endolaryngealer Tumoren“,[4] 1931 „Über die Lokalbehandlung der Rhinitis vasomotoria[5] oder 1932 „Über primäres Pharynxerysipel[6].

1899 engagierte er sich zusammen mit Maximilian Sternberg in der Planung und Umsiedlung des Ambulatoriums nach Wien 6, Sandwirtgasse 3. 1912 wurde er von der Plenarversammlung zum Vizedirektor des Mariahilfer Ambulatoriums gewählt (ab 1912 „Kaiser-Franz-Joseph-Ambulatorium“).[7] 1924 verfasste er einen Artikel zur Geschichte des Ambulatoriums.[8]

Weil war seit 1893 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[9] sowie der Wiener laryngologischen Gesellschaft, deren Mitbegründer er 1894 war.

Moriz Weil und seine Familie wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Er verstarb am 4. Juni 1938 in Wien an seiner Arbeitsstätte, dem Kaiser-Franz-Joseph-Ambulatorium.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 5. Juni 1938, S. 26.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0141a, Weil Moriz (Nationalien 1878/79).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-1590, Weil Moriz (Promotion 19.7.1884).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Weil Moriz Dr.

Literatur:

Weil, Moritz: Ein Fall von Lymphangioma cavernosum der hinteren Rachenwand. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. O.O: o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weil, Moritz: Zur Pathologie und Therapie der Eiterungen der Nasennebenhöhlen, insbesondere der Kieferhöhle. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 26, 1907, Sp. 1273-1277; Nr. 27, 1907, Sp. 1334-1336; Nr. 28, 1907, Sp. 1388-1391.

[2] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 11, 1914, S. 1319-1320.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 47, 1924, Sp. 2522-2524.

[4] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 5, 1927, S. 570-571.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1931, S. 1605-1607; Nr. 51, 1931, S.

[6] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 2, 1932, S. 148-150

[7] Neue Freie Presse, 3.7.1912, S. 8.1689-1690.

[8] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 13.11.1924, S. 8.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 13, 1893, S. 242.

Normdaten (Person): Weil, Moritz: BBL: 46599; GND: 1140055860;

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Letzte Aktualisierung: 18.02.2025

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [315]: Weinberger Maximilian – Primararzt, Internist, NS-Verfolgter

Weinberger Maximilian – Primararzt, Internist, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 23.01.2025

Keywords: Internist, Primararzt und Vorstand der Medizinischen Abteilung im Rudolfspital und an der IV. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien, Facharzt für Lungen- und Herzkrankheiten, Interne Diagnostik und Therapie, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Maximilian Weinberger wurde am 4. Juni 1875 in Schaffa in Mähren (heute: Šavov/Tschechien) als Sohn von Alois Weinberger (1847-?) und Julia, geborene Sinaiberger (1857-?), geboren. Im Jahr 1923 heiratete er die Wienerin Hermine Schereschewsky (1884-1985).

Weinberger besuchte das Staatsgymnasium in Znaim, wo er 1892 die Matura ablegte und begann im Wintersemester 1892/93 an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin. Am 21. Dezember 1898 promovierte er. Bereits seit März 1898 gehörte er als Aspirant dem Personalstand des Allgemeinen Krankenhauses in Wien an. Hier durchlief er zur Ausbildung eine Reihe von Kliniken, darunter die Dermatologische Klinik von Eduard Lang (1841-1916), an der er 1899 „Die perinale Hodenverlagerung“ veröffentlichte. Ab Oktober 1898 war er zudem auch an der III. Medizinischen Klinik von Leopold Schrötter (1837-1908) tätig, wo er von Juli 1900 bis Dezember 1901 als unbesoldeter klinischer Assistent und anschließend von 1901 bis 1909 als besoldeter Assistent arbeitete. Während dieser Jahre widmete er sich vornehmlich der Tuberkulose und der Röntgendiagnostik und publizierte zahlreiche Arbeiten darunter „Eine seltene Form von Aneurysma der Aorta thorica descendens“, „Ueber die Röntgenographie des normalen Mediastinum“, „Atlas der Radiographie der Brustorgane“, „Ueber Diagnostik und klinischen Verlauf der mykotisch-embolischen Aneurysmen und Gefässrupturen sowie der Influenzaendokarditis“, „Ueber eine seltenere Ursache der rechtsseitigen Recurrenslähmung. (Aneurysma der Arteria anonyma dextra nach Tuberculose derselben mit folgender allgemeiner acuter Miliartuberculose)“, „Ueber fortgepflanzte Tuberculose der Kieferhöhle“, „Ueber periphere Verengerung der Pulmonalarterie und die klinischen Zeichen derselben“, sowie „Über lymphoides und myeloides Chlorom, sowie dessen Beziehung zur Lymphoiden und myeloiden Leukämie“.

Nach seiner Habilitation im Fach Innere Medizin im Jahr 1908 und seiner Ernennung zum Privatdozenten war er von Februar 1909 bis 1932 Primararzt und Leiter der Medizinischen Abteilung im Krankenhaus Rudolfstiftung. Anschließend arbeitete er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1936 als Vorstand an der IV. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Am 22. Juli 1921 erhielt er den Titel eines a.o. Professors verliehen. In dieser Zeit publizierte er u.a. „Über neuere Ergebnisse der Diagnostik der Lungentuberkulose. Neue Perkussionsmethoden, Röntgen-Diagnostik und Tuberkulindiagnostik“, „Allgemeininfektion durch Sproßpilze (generalisierte Blastomykose) mit tödlichem Ausgang“, „Über eine chronisch verlaufende Polymyositis mit Ausgang in progressive Muskelatrophie“ sowie „Chinintherapie der Pneumonien“.

Im Ersten Weltkrieg wurde Weinberger für seine Tätigkeit an der Rudolfstiftung im Jahr 1916 mit dem Offiziersehrenzeichen des Roten Kreuzes mit Kriegsdekoration ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt er sowohl die Preußische Rote Kreuzmedaille 2. und 3. Klasse als auch 1917 das Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens mit Kriegsdekoration verliehen. Weinberger war zudem Mitglied mehrerer Gesellschaften, darunter der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Gesellschaft für Innere Medizin, der Neurologisch-psychiatrischen Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, sowie der Tuberkulose-Gesellschaft. Darüber hinaus war er gerichtlich beeideter Sachverständiger für innere Medizin und engagierte sich als Mitglied in der Vereinigung Sozialdemokratischer Ärzte.[1]

Maximilian Weinberger lebte im Jahre 1938 mit seiner Familie in Wien 4, Brucknerstraße 4. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft waren er und seine Familie der NS-Verfolgung ausgesetzt. Am 22. April 1938 wurde er von seinem Amt an der Universität Wien enthoben und vertrieben. Am 26. Juni 1941 flüchtete er zusammen mit seiner Ehefrau über Lissabon, Portugal, mit der SS Mouzinho in die USA, wo er in New York City eine Arztpraxis eröffnete und die US-Staatsbürgerschaft erhielt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1954 lebte er wegen seines nie überwundenen Verlustes seiner Heimat völlig zurückgezogen. Seine Ehefrau Hermine verstarb am 25.2.1985 in Chicago, Illinois. Seine Schwester Adele Reismann und deren Tochter Julie Reismann wurden im Ghetto Theresienstadt ermordet.

Das gesamte Vermögen der Familie Weinberger wurde durch den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg-Vermögensverwertungsstelle aufgrund der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 (RGBl. I, 722) eingezogen. Während das bewegliche Inventar im Dorotheum Wien zur Veräußerung kam, dürfte seine private Bibliothek vor der Flucht zwangsverkauft oder ihm zur Bedeckung der ihm auferlegten „Reichsfluchtsteuer“ entzogen worden sein. Drei Bücher aus seiner ehemaligen privaten Bibliothek konnten im Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin an der Medizinischen Universität Wien identifiziert werden. Diese Bücher wurden 1941 vom ehemaligen Institut für Geschichte der Medizin von einem Wiener NS-Antiquariat angekauft. Derzeit erfolgt die Suche nach Erb:innen zum Zweck der Restitution.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1923, Weinberger Maximilian, Schereschewski Hermine.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 143-0602, Weinberger Maximilian (Nationalien Datum 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-441b, Weinberger Maximilian (Rigorosum Datum 8.3.1898).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0057, Weinberger Maximilian (Promotion Datum 21.12.1898).

UAW, Med. Fak., Senat, Personalblätter, S 304, Sign. 1350, Maximilian Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 6595, Hermine Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 7603, Maximilian Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29926, Hermine Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29927, Maximilian Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds, Zl. 7.655, Hermine Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Sammelstellen A und B, Negativ-Akten Handel und Gewerbe, N 126, Maximilian Weinberger.

llinois, District and Circuit Court Naturalization Records, 1856-1991, Maximilian und Hermine Weinberger, 28. October 1941.

Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 45, 1954, S. 874.

Find a grave, Hermine Weinberger.

Lexikon der Provenienzforschung: Walter Mentzel, Weinberger Maximilian: https://www.lexikon-provenienzforschung.org/weinberger-maximilian

Mentzel Walter und Harald Albrecht, Die „Antiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolf“ – ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser. Die Geschichte eines Raubunternehmens, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (2012) Sonderband 108, NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven (= Viertes Hannoversches Symposium), S. 441–454.

Literatur:

Weinberger, Maximilian: Die perinale Hodenverlagerung. Aus der Abteilung des Herrn Primarius Professor Eduard Lang im allgemeinen Krankenhause in Wien. Sonderdruck aus: Centralblatt für die Krankheiten der Harn- und Sexualorgane. Leipzig: Verlag von Arthur Georgi 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian und Arthur Weiß: Eine seltene Form von Aneurysma der Aorta thorica descendens. aus der III. medicinischen Klinik des Herrn Hofrathes L. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäs-Buchhändler 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Ueber die Röntgenographie des normalen Mediastinum. Aus der III. medicinischen Universitätsklinik des Herrn Hofraths Prof. L. v. Schrötter in Wien. (Hierzu Tafel I-IV und 2 Textabbildungen). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Atlas der Radiographie der Brustorgane. Aus der III. medicinischen Universitätsklinik des Hofrathes Prof. L. v. Schrötter in Wien. Wien und Leipzig: Verlag der k.u.k. Hof-Verlagsbuchhandlung Emil M. Engel 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 32366]

Weinberger, Maximilian: Ueber Diagnostik und klinischen Verlauf der mykotisch-embolischen Aneurysmen und Gefässrupturen sowie der Influenzaendokarditis. Aus der III. med. Universitätsklinik (Hofrat v. Schrötter) in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Breslau: 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Ueber eine seltenere Ursache der rechtsseitigen Recurrenslähmung. (Aneurysma der Arteria anonyma dextra nach Tuberculose derselben mit folgender allgemeiner acuter Miliartuberculose). Aus der III. medicinischen Klinik der Wiener Universität des Hofrathes Prof. L. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheikunde sowie für Kehlkopf-, Nasen-, Rachenkrankheiten. Berlin: Verlag von Oscar Coblentz 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Ueber fortgepflanzte Tuberculose der Kieferhöhle. Aus der III. med. Univ.-Klinik des Herrn Hofrathes Prof. L. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde sowie für Kehlkopf-, Nasen-, Rachenkrankheiten. Berlin: Verlag von Oscar Coblentz 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Ueber periphere Verengerung der Pulmonalarterie und die klinischen Zeichen derselben. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Über lymphoides und myeloides Chlorom, sowie dessen Beziehung zur Lymphoiden und myeloiden Leukämie. Wien: Braumüller 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-17797]

Weinberger, Maximilian: Über neuere Ergebnisse der Diagnostik der Lungentuberkulose. Neue Perkussionsmethoden, Röntgen-Diagnostik und Tuberkulindiagnostik. Referat, erstattet in der Gesellschaft für physikalische Medizin am 26.Oktober 1910. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian und Franz Windholz: Allgemeininfektion durch Sproßpilze (generalisierte Blastomykose) mit tödlichem Ausgang. Aus der III. Medicinischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien. Vorstand Professor Dr. Maximilian Weinberger. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Über eine chronisch verlaufende Polymyositis mit Ausgang in progressive Muskelatrophie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Chinintherapie der Pneumonien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Tagblatt, 22.5.1924, S. 5.

Normdaten (Person): Weinberger, Maximilian: BBL: 45866; GND: 1354044150;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [304]: Waldstein, Edmund – Gynäkologe, Chirurg, Leiter des Frauenhospizes der Arbeiterkrankenkasse Wien (Genossenschaftskrankenkassen), NS-Verfolgter

Waldstein, Edmund – Gynäkologe, Chirurg, Leiter des Frauenhospizes der Arbeiterkrankenkasse Wien (Genossenschaftskrankenkassen), NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 09.10.2024

Keywords: Gynäkologe, Chirurg, Frauenhospiz, Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Edmund Waldstein wurde als Sohn des aus Stuttgart in Deutschland stammenden Simon Waldstein (1837-1902) und der Wienerin Hermine (1841-1900), geborene Seligmann, am 8. Jänner 1871 in Wien geboren. 1902 heiratete er Paula Wiener (1878-1948), mit der er die Kinder Marianne Hermine (1903-1940), Gusti Elisabeth Brings-Waldstein (1905-1982) und Monica Margaret (1912-1978) hatte. Seine Tochter Gusti hatte an der Universität Wien Medizin studiert (Promotion 1933), arbeitete danach als Internistin und war seit 1933 mit dem Gynäkologen Ludwig Brings (1902-1979) verheiratet.

Waldstein studierte seit dem Wintersemester 1890/91 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 15. Juni 1895. Während des Studiums engagierte er sich im Medizinischen Unterstützungsverein, in dessen Ausschuss er 1892 als Kandidat der Freisinnigen Studentenschaft gewählt wurde.[1] Nach seinem Studium leistete er als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst als Assistenzarzt-Stellvertreter beim 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger beim Garnisonsspital Nr. 1 in Wien ab.[2]

Seit 1895 war Waldstein als Assistenzarzt an der I. Geburtshilflichen-gynäkologischen Frauenklinik bei Professor Friedrich Schauta (1849-1919) tätig, wo er eine Reihe von Studien publizierte wie 1897 „Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und Ectopia vesica“, 1900 „Ueber die Erfolge der operativen Behandlung des Gebärmutterkrebses“ und „Ueber periphere Tubensäcke und ihre Bedeutung für die Aetiologie der Tubo-Ovarialcysten“, 1901 „Weiterer Beitrag zur Carcinomstatistik“, 1902 „Ueber ein retroperitoneales Hämatom, eine stielgedrehte Ovarialcyste vortäuschend“, und 1903 „Zur diagnostischen Verwertung der Leukozytose in der Gynäkologie“. Waldstein veröffentlichte darüber hinaus eine Reihe von Arbeiten in der Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie und in der Gynäkologischen Rundschau. Daneben führte er eine Arztpraxis in Wien 1, Tuchlauben 2, und danach am Graben Nr. 29.[3]

Im Ersten Weltkrieg war er 1917 dem Garnisonsspital Nr. 1 zugeteilt und erhielt im selben Jahr das Kriegskreuz für Zivilverdienste.[4] 1919 erschien von ihm aus seiner Beschäftigung im Garnisonsspital im Jahr 1918 der Aufsatz „Über künstlich erzeugte Phlegmonen“.[5]

Frauenhospiz Wien, Peter-Jordanstraße 12-14

In dem 1909 vom Verband der Genossenschaftskrankenkassen gegründeten geburtshilflichen Anstalt „Frauen-Hospiz“ in Wien 19, Peter-Jordanstraße 12-14 war Waldstein, der die Idee zu diesem Projekt hatte und als Berater in die Planung der vom Architekten Viktor Postelberg (1869-1920) errichteten Anlage eingebunden war, als ärztlicher Leiter und Primarius tätig. Darüber berichtete Waldstein in der Wiener klinischen Rundschau unter dem Titel „Das Frauenhospiz des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens“. Nachdem das Hospiz während des Ersten Weltkrieges vom Militärkommando beschlagnahmt und benutzt wurde, kam es im Mai 1919 zu dessen Wiedereröffnung als Entbindungsheim für Arbeiterinnen der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse, (Frauenhospiz der Krankenkassen Wiens).[6] Die Anlage ist heute Teil der Universität für Bodenkultur.

Frauenhospiz Wien, Peter Jordanstraße: Wiener klinische Rundschau, Nr.1, 1910, D. 13.

Als Leiter des Frauenhospizes veröffentlichte er bis zu seinem erzwungenen Ausscheiden aus der Anstalt im März 1938 zahleiche Publikationen, darunter 1911 „Eine neue Methode zur Beckenausgangsbestimmung“, 1913 „Über Breus’sche Molen und retinierte Eier im allgemeinen“, oder 1928 „Status epilepticus und Schwangerschaft“. Seine Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, sowie im Repositorium der Medizinischen Universität Wien ePub.

1922 hielt er an der Tuberkulosetagung in Wien einen Vortrag, den er in der Wiener medizinischen Wochenschrift unter dem Titel „Tuberkulose und Schwangerschaft“ publizierte.[7] 1925 erschien von ihm die Studie „Ueber Scharlach im Wochenbett, während der Schwangerschaft und nach Abortus“.[8]

Waldstein war seit 1900 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte,[9] sowie in dem von Hugo Klein (1863-1937) gegründeten Österreichischen Bund für Mutterschutz.[10] Neben seiner ärztlichen Tätigkeit engagierte er sich im Verein „Freie Schule“, wo er u.a. neben dem Juristen und Sozialpolitiker Julius Ofner (1845-1924), den beiden sozialdemokratischen Politikern Engelbert Pernerstorfer (1850-1918) und Karl Seitz (1869-1950) sowie Viktor Hammerschlag (1870-1975) 1909 in den Zentralausschuss gewählt wurde.[11] Weiters gehörte er neben Regine Ulmann (1847-1939) als Mitglied und Revisor dem Verein für realgymnasialen Mädchenunterricht an,[12] für den er 1913 einen Baugrund zur Errichtung einer Schule (Architekt: Viktor Postelberg) zur Verfügung stellte,[13] die 1914 in der Albertgasse 38 eröffnet wurde.[14] Hier befindet sich heute das Schulgebäude für Kindergartenpädagogik und die Gedenktafel für die Sozialarbeiterin Ilse Arlt (1876-1960), der Tochter des Augenarztes Ferdinand Arlt.

Waldstein hielt regelmäßig Vorträge im Hebammen-Verein und dem Neuen Frauenclub, sowie in sozialdemokratischen Frauenorganisationen[15] – 1928 verfasste er ein „Merkblatt für Frauen“ als Aufklärungsschrift[16] – und vor den Freien Gewerkschaften. Er gehörte weiters der „Vereinigung sozialdemokratischer Ärzte Wiens“ an.

Waldstein und seine Familie wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Ihm gelang mit seiner Ehefrau im Juni 1938 die Flucht nach England, wo sie bei ihrer ebenfalls geflohenen Tochter und ihrem Schwiegersohn lebten. In England versuchte Waldstein beim Roten Kreuz sowie als Schiffsarzt bei der britischen Handelsmarine als Chirurg aufgenommen zu werden. Er verstarb am 2. Juni 1942 in Lincoln, England.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1871, Waldstein Edmund.

Matriken der IKG Wien 1902, Trauungsbuch, Waldstein Edmund, Wiener Paula.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0435, Waldstein Edmund (Nationalien Datum: 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-447a, Waldstein Edmund (Rigorosum Datum: 1892).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-216, Waldstein Edmund (Promotion Datum: 15.6.1895).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, Zl. 3.572, Waldstein Edmund.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Edmund Waldstein, 1942.

Find a grave, Waldstein Emanuel.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Brings Gusti, geborene Waldstein.

Literatur:

Waldstein, Edmund: Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und Ectopia vesicae. Aus der I. Universitäts-Frauen-Klinik des Herrn Professor Friedrich Schauta. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynaekologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber die Erfolge der operativen Behandlung des Gebärmutterkrebses. Aus der I. Wiener Universitäts-Frauen-Klinik des Herrn Prof. Schauta. Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Wien: Verlag von Julius Springer 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber periphere Tubensäcke und ihre Bedeutung für die Aetiologie der Tubo-Ovarialcysten. Aus der Klinik des Herrn Professor Dr. Friedrich Schauta. Sonderduck aus: Monatsschrift für Geburthülfe und Gynaekologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Weiterer Beitrag zur Carcinomstatistik. Aus der I. Wiener Univ.-Frauenklinik des Herrn Hofrath Schauta. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Ueber ein retroperitoneales Hämatom, eine stielgedrehte Ovarialcyste vortäuschend. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik der Herrn Hofrathes Schauta. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund und Otfried Otto Fellner: Zur diagnostischen Verwertung der Leukozytose in der Gynäkologie. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik in Wien (Vorstand: Hofr. Schauta). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Kratz, Helf & Co. 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund und Viktor Postelberg: Das Frauenhospiz des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens. Sonderdruck aus: Klinische Rundschau. Wien: Buchdruckerei Max Werthner 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Eine neue Methode zur Beckenausgangsbestimmung. Aus dem Frauenhospiz in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k. und k. Hof-Buchhändler 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Über Breus’sche Molen und retinierte Eier im allgemeinen. Aus dem Frauenhospiz in Wien. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Waldstein, Edmund: Status epilepticus und Schwangerschaft. Aus dem Frauenhospiz in Wien (Vorstand: Primarius Dr. Edmund Waldstein). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Die Presse, 6.11.1892, S. 16

[2] Prager Tagblatt, 1.10.1895, S. 7.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 28, 1895, Sp. 1253.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1917, Sp. 1211.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1919, Sp. 1741-1744; Nr. 37, 1919, Sp. 1796-1801.

[6] Die Frau, 24.5.1919, S. 4.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1922, Sp. 1976-1982.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1925, Sp. 1363-1366; Nr. 42, 1925, Sp. 2328-2334.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1900, S. 333.

[10] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz, Nr. 4, 1913, S. 17.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.3.1909, S. 12.

[12] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht, Wien 1913.

[13] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht, Wien 1913, S. 10-11.

[14] Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine, Nr. 8, 1914, S. 17.

[15] Arbeiterinnen-Zeitung, Nr. 12, 1911, S. 9.

[16] Arbeiterinnen-Zeitung, Nr. 3, 1928, S. 5.

Normdaten (Person): Waldstein, Edmund: BBL: 44840; GND: 128307323;

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Letzte Aktualisierung: 2024 10 09

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [300]: Jehle, Ludwig – Primararzt an der II. Kinderabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien

Jehle, Ludwig – Primararzt an der II. Kinderabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 28.08.2024

Keywords: Kinderarzt, I. Universitäts-Kinderklinik, St. Anna-Kinderspital, Allgemeinen Poliklinik in Wien, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Ludwig (Lajos) Jehle wurde am 19. Februar 1871 als Sohn von Ludwig Jehle sen. (1842-1920) und Theresia, geborene Frankl (1844-1908) in Prerau in Mähren (heute: Prerov/Tschechien) geboren. Sein Vater arbeitete als Chemiker in der Zuckerfabrik in Prerau, beschäftigte sich wissenschaftlich mit landeskundlichen Themen und veröffentlichte u.a. 1887 im Naturforschenden Verein „Zehnjährige Beobachtungs-Resultate der meteorologischen Station Prerau (Zucker-Fabrik)“. Sein Bruder war der Mediziner Sandor (Alexander) Jehle (1872-1962). Er war seit 1905 mit Eleonore Lilly Berecz verheiratet (1883-1943).

Nach dem Studium der Medizin an der Universität Wien und seiner Promotion am 13. Juli 1895 leistete er seinen Militärdienst im Garnisonsspital Nr. 1 in Wien beim Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 ab.[1]

Danach arbeitete Jehle zwischen 1896 und 1897 als Assistent an der II. Medizinischen Abteilung von Heinrich Lorenz (1859-1945), zwischen 1897 und 1900 als Prosekturadjunkt am Kaiser Franz Joseph-Spital sowie zwischen 1901 und 1902 an der Allgemeinen Poliklinik in Wien bei dessen Direktor und Kinderarzt Professor Alois Monti (1839-1909) an der Abteilung für Kinderkrankheiten als Assistent von Professor Ferdinand FrühwaId (1854-1908). An der II. Medizinischen Abteilung publizierte er 1898 „Ein Fall von subacuter Lebertrophie[2] und an der Prosektur des Kaiser Franz Joseph-Spitals veröffentlichte er „Ueber den Nachweis von Typhusbacillen im Sputum Typhuskranker“. Zwischen 1902 und 1919 war er an der Universitäts-Kinderklinik im heutigen St. Anna Kinderspital bei Theodor Escherich (1857-1911) und dessen Assistenten Clemens von Pirquet (1874-1929) tätig. Hier erschienen von ihm 1906 „Ueber die Rolle der Grubeninfektionen beim Entstehen der Genickstarreepidemien“ und 1907 „Ueber das Vorkommen des Meningokokkus und des Micrococcus catarrhalis im Nasenrachenraum und Desinfektionsversuche mit Pyocyanase bei diesen Infektionen“.

Nachdem er sich 1910 im Fach Kinderheilkunde habilitiert hatte und den Titel eines Privatdozenten verliehen bekam, kehrte er an die Allgemeine Poliklinik zurück und übernahm als Primararzt die leitende Funktion der II. Kinderabteilung als Nachfolger des verstorbenen Vorstands Alois Monti.[3] Im Kriegsjahr 1914 trat er provisorisch die Leitung seines in den Kriegsdienst eingerückten Kollegen Franz Hamburger an der I. Kinderabteilung an. Im selben Jahr veröffentlichte er die Studie „Die Bronchialerkrankungen im Kindesalter“.[4] 1917 erhielt er den Titel eines a.o. Professors und leitete die Abteilung bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienstverhältnis im März 1938 weiter. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten befassten sich Jehle mit Bronchial- Nieren- und Baucherkrankungen im Kindesalter. Dazu sind seine Arbeiten „Die Gewebsasphyxie und die Nierendystrophie: ein Beitrag zur Frage der Nephritis“, „Die Nierenerkrankungen und ihre Therapie“.

Für seine Studien zur Lordotischen Albuminurie, die er vor dem Ersten Weltkrieg begonnen und 1913 in seiner Arbeit „Die Albuminurie: (klinisch-experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie)“ erstmals vorgelegt hatte, die 1914 als Monografie unter demselben Titel erschien, und 1923 mit der Publikation „Die funktionelle Albuminurie und Nephritis im Kindesalter“ fortgesetzt wurde, erhielt er von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Oppolzer-Preis. Weitere Arbeiten von ihm befinden sich in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Jehle engagierte sich im Verein „Wiener Frauenheim“[5] und während des Ersten Weltkriegs in der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvalide.[6] Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Wien.

Nach dem „Anschluss“ im März 1938 verlor er aufgrund der Schließung seine Abteilung seine Arbeit an der Allgemeine Poliklinik, die ihre Autonomie verlor und in den Besitz der Gemeinde Wien kam. Jehle, der laut der nationalsozialistischen „Rassengesetzgebung“ als „Mischling 2. Grades“ galt und dem die Verfolgung und der Entzug der Venia Legendi drohte, verstarb am 1. März 1939 in Wien. Seine Ehefrau Lilly starb 1943 in Wien, seine beiden Töchter Christl, verheiratet mit dem Mediziner Peter Clemens Kronfeld (1899-1980), dem Sohn des Radiologen Adolf Kronfeld (1861-1938), und Maria, verheiratete Winterstein (1913-2001), überlebten den Holocaust.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-172b, Jehle Ludwig (Rigorosum Datum: 1892).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-265, Jehle Ludwig (Promotion Datum: 13.7.1895).

Trauungsbuch, Erzdiözese Wien, Matriken, 01, St. Augustin, 02-17, Folio 244, Jehle Ludwig (5.10.1905).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalakt S 304.552, Jehle Ludwig.

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Nekrologe S 305.40, Jehle Ludwig.

UAW, Rektorat, GZ 680/II ex 1937/38, Jehle Ludwig.

Friedhofsdatenbank Wien: Jehle Ludwig.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938, Jehle Ludwig.

Literatur:

Jehle, Ludwig: Zehnjährige Beobachtungs-Resultate der meteorologischen Station Prerau (Zucker-Fabrick). Sonderdruck aus: Verhandlungen des naturforschenden Vereines. Brünn: Verlag des Vereines 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 1650]

Jehle, Ludwig: Ueber den Nachweis von Typhusbacillen im Sputum Typhuskranker. Aus der Prosectur des k.k. Kaiser Franz Josef-Spitales. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Ueber die Rolle der Grubeninfektionen beim Entstehen der Genickstarreepidemien. Aus der K.K. Universitäts-Kinderklinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Th. Escherich). Sonderdruck aus: Münchener medizinische Wochenschrift. München: J.F. Lehmann 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Ueber das Vorkommen des Meningokokkus und des Micrococcus catarrhalis im Nasenrachenraum und Desinfektionsversuche mit Pyocyanase bei diesen Infektionen. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Gewebsasphyxie und die Nierendystrophie. Ein Beitrag zur Frage der Nephritis. Sonderbeilage der: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Nierenerkrankungen und ihre Therapie. O.O.: 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z-3499/Sd.blg. 1927, H.4]

Jehle, Ludwig: Die Albuminurie (klinisch-experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie.) Mit 32 Abb. im Text und 2 Abb. auf einer Tafel. Sonderdruck aus: Ergebnisse der inneren Medizin und Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Albuminurie. Klinische und experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie. Berlin: Springer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-20189]

Jehle, Ludwig: Die funktionelle Albuminurie und Nephritis im Kindesalter. (=Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der Medizin/2) Wien: Springer 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21161]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 17.5.1896, S. 1.

[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 19.7.1898, S. 3.

[3] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin, Nr. 4, 1910, S. 154-155.

[4] Beihefte zur Medizinischen Klinik, H. 3, 1914, S. 1-56,

[5] Jahresbericht des unter dem hohen Protektorate ihrer k.u.k. Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Marie Valerie stehenden Vereines „Wiener Frauenheim“ für das Verwaltungsjahr 1903, Wien 1904.

[6] Neue Freie Presse, 28.10.1915, S. 10.

Normdaten (Person): Jehle, Ludwig: BBL: 44507; GND: 134080823;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [298]: Schiff, Arthur – Internist, Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter

Schiff, Arthur – Internist, Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.08.2024

Keywords: Internist, Allgemeine Arbeiterkrankenkasse, Verband der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Arthur (Artur) Schiff, Sohn des Kaufmannes und Mitbegründers des Wiener Musikvereins Max Marcus Schiff (1829-1903) und Lina Caroline (1839-1908), geborene Schlesinger, wurde am 13. Mai 1871 in Wien geboren. Im Mai 1900 heiratete er die Schwester des Internisten am Rothschild-Spital Robert Leopold Breuer (1869-1936), Margarethe Breuer (1872-1942). Er war der Onkel des Philosophen Sir Karl Popper.

Schiff studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 7. Juli 1894. 1892 gehörte er als Student zu den Gründungsmitgliedern des Medicinischen Unterstützungsvereins und wurde als Kandidat der Fortschrittlichen Partei im Mai 1892 bei der unter antisemitischen Protesten durchgeführten Wahl in den Ausschuss gewählt.[1] Im September 1894 erfolgte nach seinem Einjährig-Freiwilligendienst seine Ernennung zum Assistenzarzt-Stellvertreter und seine Zuteilung zum Garnisonsspital Nr. 1 in Wien, 1895 seine Beförderung zum Assistenzarzt der Reserve. Im Garnisonsspital tätigte er als Stabsarzt während des Ersten Weltkrieges seinen Dienst, und erhielt 1916 das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreutz.[2] 1917 bekam er das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen.[3]

Nach dem Militärdienst arbeitete er als Sekundararzt an der III. Medizinische Klinik im Allgemeinen Krankenhaus bei Professor Leopold Schrötter von Kristelli (1837-1908), wo er eine Reihe von Arbeiten veröffentlichte wie „Ueber zwei Fälle von intramedullären Rückenmarkstumoren“, „Zur diagnostischen Bedeutung der Lumbalpunktion“, oder „Myelitis haemorrhagica acutissima transversalis bei Typhus abdominalis“. 1895 übersetzte er in der Wiener klinischen Rundschau den von Sigmund Freud (1856-1939) in französischer Sprache verfassten Artikel „Zwangsvorstellungen und Phobien“ aus der Revue Neurologique.[4]

Seit 1900 führte er als emeritierter Assistent eine Arztpraxis in Wien 9, Wasagasse 4, später an seinem Wohnort in Wien 8, Skodagasse 19. 1901 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin an der Universität Wien und gehörte dem Lehrkörper der Medizinischen Fakultät an.[5] In den 1920er Jahren hielt er Vorträge im Rahmen der ärztlichen Fortbildungskurse der Wiener Medizinischen Fakultät,[6] wo er sich u.a. auch sozialversicherungstechnischen Fragen bei der Krankheitsbekämpfung widmete.[7] 1926 nahm er am 8. Internationalen ärztlichen Fortbildungskurs in Karlsbad teil.[8] Er gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Dermatologischen Gesellschaft in Wien, dem Wiener medizinischen Club, sowie der Gesellschaft für Innere Medizin an.

Allgemeine Arbeiterkranken- und Unterstützungskasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse

Nach seiner Emeritierung als Assistent an der III. Medizinischen Klinik fungierte Schiff als Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse (später Arbeiter-Krankenversicherungskasse für Wien, Niederösterreich und das Burgenland). In dieser Funktion widmete er sich zunehmend sozialmedizinischen Themen. 1907 nahm er am Internationalen Kongress für Hygiene und Demographie in Berlin teil, wo er über Krankenkassenstatistik referierte,[9] und 1908 an der von der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten abgehaltenen Enquete zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.[10] 1909 war er gemeinsam u.a. mit Ludwig Teleky (1872-197) an der vom arbeitsstatistischen Amt im Handelsministerium organisierten Enquete über die Arbeitszeit in den Bäckereibetrieben vertreten, indem er auch in der vom Verband der Bäckerarbeiter herausgegebenen Denkschrift „Gutachten von ärztlichen Fachmännern über den Gesundheitsschutz im Bäckergewerbe“ einen Beitrag schrieb.[11] Im selben Jahr gehörte er am II. Internationalen Kongress für Unfallmedizin gemeinsam mit u.a. Ludwig Teleky, Alexander Fränkel (1857-1941) und Maximilian Sternberg (1863-1934) dem dafür zusammengestellten österreichischen Reichskomitee an.[12] 1915 publizierte er die Monografie „Klinische und sozialmedizinische Arbeiten der Ärzte des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs“, 1917 „Zur Pathologie der Ödemkrankheit

1919 erfolgte seine Berufung zum a.o. Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien,[13] 1931 seine Wahl zum Vorsitzenden-Stellvertreter der im selben Jahr gegründeten Gesellschaft für Sozialversicherungsmedizin.[14]

Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Wiener Volksbildung und Freie Schule

Schiff war über viele Jahre in der Wiener Volksbildung aktiv, wo er zu medizinischen Themen wie „Über Tuberkulose“[15] oder den „Wert und Nutzen der Schutzimpfung“[16] referierte. 1906 wurde er neben Viktor Hammerschlag (1870-1975) in der im Wiener Gemeindebezirk Alsergrund gegründeten Ortsgruppe der Freien Schule, in den Vereinsausschuss gewählt.[17] Daneben überstützte er auch als Mitglied den Verein für realgymnasialen Mädchenunterricht.

Arthur Schiff und seine Ehefrau Margarethe wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Nach seiner Vertreibung von der Universität Wien und der Widerufung seiner Venia legendi, beging er am 12. Juni 1939 in seiner Wohnung in Wien 8, Skodagasse 19 Suizid. Seine Ehefrau Margarethe wurde am 9. September 1942 im Ghetto Theresienstadt ermordet. Seinem Sohn, den späteren Nationalökonom Erich Schiff (1901-1992) und seiner Tochter Elisabeth gelang die Flucht in die USA, die Tochter Hanna Elisabeth (1902-1942) wurde nach 1942 im Holocaust ermordet.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Taufbuch 1871, Schiff Arthur.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch, Schiff Arthur, Breuer Margarethe.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0419, Schiff Arthur (Nationalien Datum: 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-389b, Schiff Arthur (Rigorosum Datum: 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-1355, Schiff Arthur (Promotion Datum: 7.7.1894).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Senat S 304.1106 Schiff, Arthur (13.05.1871; Innere Medizin).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VVSt, VA, Zl. 27.067, Schiff Arthur.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Schiff Arthur.

Literatur:

Schiff, Arthur: Ueber zwei Fälle von intramedullären Rückenmarkstumoren. (Hierzu Tafel VI.). Sonderdruck aus: Arbeiten aus dem Institut für Anatomie und Physiologie des Centralnervensystems an der Wiener Universität. Wien, Leipzig: Franz Deuticke 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Zur diagnostischen Bedeutung der Lumbalpunktion. Aus der III. medicinischen Klinik des Hofrathes Prof. Dr. v. Schrötter in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Myelitis haemorrhagica acutissima transversalis bei Typhus abdominalis (Exitus in 18 Stunden). Aus der III. medicin. Univ.-Klinik von Hofr. Prof. v. Schrötter in Wien. (Mit Tafel XI.). Sonderdruck aus: Deutsches Archiv für klinische Medizin. O.O. O.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Klinische und sozialmedizinische Arbeiten der Ärzte des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs. Sonderdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Hölder 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2873]

Schiff, Arthur: Zur Pathologie der Ödemkrankheit. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14609]

Referenzen:

[1] Neue Freie Presse, 6.5.1892, S. 19; 25. Mai 1892, S. 5.

[2] Die Presse, 30.9.1894, S. 4; Wiener Zeitung, 30.5.1895, S. 2; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 11.6.1895, S. 10; Die Zeit, 3.7.1916, S. 4.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1917, Sp. 953.

[4] Wiener klinische Rundschau, Nr. 17, 1895m S. 262-263; Nr. 18, 1895, S. 276-278.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1901, Sp. 1794.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 52/53, 1920, Sp. 2229.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1927, S. 335.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1926, Sp. 1279.

[9] Wiener Zeitung, 5.9.1907, S. 4.

[10] Medizinische Klinik, Nr. 12, 1908, S. 419.

[11] Arbeiter Zeitung, 5.6.1910, S. 13.

[12] Medizinische Klinik, Nr. 8, 1909, S. 38.

[13] Neue Freie Presse, 31.12.1919, S. 14.

[14] Neues Wiener Journal, 31.3.1931, S. 10.

[15] Volksbote, 12.2.1909, S. 4.

[16] Arbeiter Zeitung, 31.1.1915, S. 10.

[17] Arbeiter Zeitung, 14.11.1906, S. 7.

Normdaten (Person): Schiff, Arthur: BBL: 44503; GND: 1340146339;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [297]: Bergel, Artur – Facharzt für Innere Krankheiten, NS-Verfolgter

Bergel, Artur – Facharzt für Innere Krankheiten, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.08.2024

Keywords: Internist, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Artur Bergel wurde am 30. Jänner 1903 als Sohn von Arnold (1875-1941) und Jenny Bergel (1876-1944) in Olmütz in Mähren (heute: Olomouc/Tschechien) geboren und kam 1907 mit seinen Eltern nach Wien. Im Juli 1938 heiratete er im jüdischen Stadttempel in Wien Sali Lineal (11.6.1903 Wien, ermordet nach dem 28.10.1944 im KZ Auschwitz).

Bergel studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. März 1928. Danach führte er eine private Arztpraxis in Wien 9, Althanstraße 47. Daneben war er wissenschaftlich tätig und veröffentlichte an der II. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien eine Reihe von Arbeiten, darunter: „Untersuchungen über die Funktion der fetalen Milz bei entmilzten trächtigen Ratten“, „Vergleichende serologische Untersuchungen mit der vereinfachten Müllerschen Ballungsreaktion (M. B. R. II.)“, „Ein Fall von Encephalitis nach Vaccination bei einer Erwachsenen“, und „Lipurie und Lipoidnephrose“. 1929 publizierte er am Embryologischen Institut der Wiener Universität die Arbeit „Der Dotterstiel als Ursache einer menschlichen Fehlbildung

Wiener Volksbildung

Seit 1929 war Bergel in der Wiener Volksbildung tätig und referierte an den Zweigstellen der Volkshochschule in Ottakring, in Simmering, in der Brigittenau und in der Leopoldstadt zu medizinischen Themen, wie „Großstadthygiene“, „Blut, Blutkreislauf, Bluterkrankungen“,[1] „Hygiene der Kleidung“,[2] „Aufgaben der gerichtlichen Medizin“,[3] oder zu „Goethe und die Naturwissenschaften“[4].

Die Familie Bergel war wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Nachdem ihre Bemühungen nach Palästina, bzw. in die Türkei oder Ägypten zu flüchten, scheiterten, wurde Artur Bergel gemeinsam mit seiner Ehefrau Sali, seiner Mutter Jenny, und seinem Bruder Alfred und dessen Ehefrau Sophie am 9. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 28. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz überstellt und ermordet. Ihr letzter Wohnort in Wien war eine Sammelwohnung in Wien 2, Glockengasse 8a/9.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0990, Bergel Artur (Nationalien Datum: 1926/27).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0026, Bergel Artur (Rigorosum Datum: 15.3.1928).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-2329, Bergel Artur (Promotion Datum: 23.3.1928).

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1938, Bergel Artur, Lineal Sali.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VVSt, VA, 34.524, Bergel Artur.

Fürsorge-Zentrale der IKG Wien, Auswanderungsabteilung, Bergel Alfred, Arnold, Jenny, Sophie. Artur.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Bergel Artur.

Literatur:

Bergel, Artur und Ernst Flaum: Untersuchungen über die Funktion der fetalen Milz bei entmilzten trächtigen Ratten. Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Professor N. Jagic). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Vergleichende serologische Untersuchungen mit der vereinfachten Müllerschen Ballungsreaktion (M. B. R. II.). Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. N. Ortner). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Ein Fall von Encephalitis nach Vaccination bei einer Erwachsenen. Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Lipurie und Lipoidnephrose. Aus der II. Medizinische Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Der Dotterstiel als Ursache einer menschlichen Fehlbildung. Aus dem Embryologischen Institute der Wiener Universität – Vorstand: A. Fischel), (Mit 6 Textabbildungen). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Berlin: Verlag von Julius Springer 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Arbeiter Zeitung, 15.12.1929, S. 16.

[2] Kleine Volks-Zeitung, 23.4.1930, S.7.

[3] Arbeiter Zeitung, 3.5.1933, S. 10.

[4] Das Kleine Blatt, 20.2.1932, S. 9.

Normdaten (Person):  Bergel, Artur: BBL: 44501; GND: 1339836769;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [295]: Bustin, Ernst – Zahnarzt und Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, NS-Verfolgter

Bustin, Ernst – Zahnarzt und Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 12.08.2024

Keywords: Zahnarzt, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, Allgemeine Poliklinik Wien, Universitäts-Kinderklinik, Allgemeines Krankenhaus Wien, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien, Canada, Saskatchewan

Ernst Bustin wurde am 19. August 1900 als Sohn des aus Ungarn stammenden Kaufmanns Mark Bustin (1866-1942) und Karoline, geborene Kollmann (1869-1919), in Wien geboren.

Bustin studierte seit dem Wintersemester 1918/19 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 26. Juli 1924.

Bustin arbeitete nach dem Studium an derLaryngologischen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik bei Hermann Marschik (1878-1969) an der Allgemeinen Poliklinik in Wien, wo er 1927 den Aufsatz „Die Beeinflussung der Zähne durch faziale Kieferhöhlenoperation[1] publizierte.

Danach war er seit zirka 1929 an der zahnärztlichen Station der Universitäts-Kinderklinik in Wien tätig, dessen Leitung er übernahm. Hier publizierte er 1929 gemeinsam mit Moritz Leist „Röntgenbilder des kindlichen Gebisses bei Stellungsanomalien“. An der Zweigbibliothek für Zahnmedizin findet sich von ihm die 1936 gemeinsam mit Moritz Leist verfasste Monografie „Orthodontie des praktischen Zahnarztes“.

Bustin war Mitglied der Zahnärztlichen Gesellschaft in Wien,[2] der Wiener Laryngologisch-Rhinologischen Gesellschaft, der Österreichischen Otologischen Gesellschaft, der Gesellschaft für Kinderheilkunde und seit 1925 Mitglied des Wirtschaftsverbandes der Zahnärzte Österreichs.[3]

Volksbildung

In den 1920er und 1930er Jahren war Bustin in der Wiener Volksbildung aktiv, wo er u.a. im Volksheim Landstraße über „Hygiene der Zähne“ (1926)[4] oder an der Volkshochschule Leopoldstadt über „Gesundheitspflege der Zähne“[5] referierte. Eine weitere Funktion nahm er als Zahnarzt in der Bundeserziehungsanstalt für Knaben ein.

Bustin wurde wegen seiner jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von seinen Funktionen enthoben. Im Mai 1938 suchte er bei der Auswanderungsabteilung der Fürsorge-Zentrale bei der IKG Wien um eine Ausreisemöglichkeit nach England oder Brasilien an. Im März 1939 gelang ihm schließlich die Flucht nach England, wo er zu Kriegsbeginn zunächst als „enemy alien“ interniert wurde. Nachdem er zur Internierung nach Canada überführt und dort bis 1942 interniert blieb, wurde er 1944 in das Manitoba Medical Register aufgenommen und erhielt nach dem Krieg die Zulassung zur Ausübung des Zahnarztberufes.[6] Er arbeitete in Canada zunächst in Pine Falls und danach in Bienfait, Saskatchewan.[7] Er war in Canada mit Marilyn Heron (1926-2022) verheiratet.

Ernst Bustin verstarb am 8. Februar 1958 in Regina, Saskatchewan, Canada.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1900, Bustin Ernst.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0736, Bustin Ernst (Nationalien Datum 1918/19).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0883, Bustin Ernst (Nationalien Datum 1922/23).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0611, Bustin Ernst (Rigorosen Datum 23.7.1924).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-0753, Bustin Ernst (Promotion Datum 26.7.1924).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 47.266, Bustin Ernst.

Auswanderungsabteilung der IKG Wien, Bustin Ernst.

Prisoners of War, 1715-1947, Ernst Bustin, 1939-1942.

https://de.findagrave.com/memorial/143668259/ernest-bustin

Carr Gilly, Pistol Rachel, British Internment and the Internment of Britons. Second World War Camps, History and Heritage, Bloomsbury Academic 2003.

Literatur:

Bustin, Ernst und Moritz Leist: Röntgenbilder des kindlichen Gebisses bei Stellungsanomalien. Aus der orthodontischen Abteilung (Leiter Prof. Dr. A. Oppenheim) des zahnärztlichen Universitätsinstitutes Wien (derzeit Vorstand Prof. Dr. H. Pichler). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Stomatologie. Wien: R. Spies & Co. 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Leist, Moritz und Ernst Bustin: Orthodontie des praktischen Zahnarztes. Wien: Aesculap-Verl. 1936.

[Zweigbibliothek für Zahnmedizin/Sign.: ARC I-3468]

Referenzen:

[1] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 5, 1927, S. 663-665.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16m 1931, S. 556.

[3] Zeitschrift für Stomatologie, H. 4, 1925, S.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 27.11.1926, S. 9.

[5] Arbeiter Zeitung, 19.2.1927, S. 11.

[6] Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 4, 1945, S. 171; Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 2, 1946, S. 100.

[7] Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 12, 1945, S. 563.

Normdaten (Person): Bustin, Ernst: BBL: 43987; GND: 126548897;

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BBL: 4387 (12.08.2024)
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Letzte Aktualisierung: 2024 08 12

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