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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [213]: Fasal, Paul – Dermatologe – Lepraforscher, NS-Verfolgter

Fasal, Paul– Dermatologe – Lepraforscher, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Paul Fasal wurde am 9. Oktober 1904 als Sohn des Dermatologen Hugo Fasal (1873-1941) und Betti Pollak von Rudin in Wien geboren. Er war mit der in Kremsmünster in Oberösterreich geborenen Medizinerin Elfriede Hitzler (*30.8.1909) verheiratet. Nachdem er das Akademische Gymnasium in Wien besucht hatte, studierte er seit 1924 an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 4. März 1929 mit seiner Promotion ab. Danach arbeitete er als Hilfsarzt an der Universitätsklinik für Syphilidologie und Dermatologie unter dem Vorstand Professor Wilhelm Kerl (1880-1945). 1929 publizierte er gemeinsam mit Emmerich Farkas am Pathologischen Institut der Poliklinik in Wien unter dessen Vorstand Professor Carl Sternberg (1872-1935) die Studie „Über die körnchenförmigen Kalkeinlagerungen in der Arterienmedia“, 1932 erschien von ihm an der Universitätsklinik der Aufsatz „Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorportierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe“,[1] und 1934 die Arbeit „Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorporierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe“.

1933 wurde er zunächst zum Assistenten und danach im Juni 1935 zum interimistischen Leiter der Dermatologischen Abteilung des Krankenhauses Wieden ernannt.[2] Seine letzte Veröffentlichung in Österreich erschien 1938 als Sonderdruck der Zeitschrift „Der Chirurg“ aus der Dermatologischen Abteilung des Krankenhaus Wieden in Wien über die „Versorgung und Behandlung von Brandwunden“. Vor seiner Flucht aus Österreich entwickelte er die Brandsalbe „Tebege“, die während des Zweiten Weltkrieges in den Luftschutzapotheken des Deutschen Reiches Anwendung fand. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Paul Fasal, der jüdischer Herkunft war, flüchtete mit seiner Familie 1938 aus Österreich nach Britisch-Malaya, wo er im Auftrag der britischen Regierung am Institute for Medical Research in Kuala Lumpur arbeitete und zur Tropendermatologie forschte. Auf der Insel Penang studierte er die Filariose und in der Leprakolonie von Sungei Buloh die Lepra. 1941 emigrierte er mit seiner Familie in die USA und arbeitete zunächst als Assistenzarzt im Hahnemann Hospital. 1943 erhielt er sein State Board Examination, eröffnete ein Jahr darauf in San Francisco eine Privatpraxis und arbeitete von 1945 bis 1948 als Teilzeitarzt an der San Francisco City Clinic. 1948 wurde Fasal im Rang eines Diplomaten in das Board of Dermatology and Syphilology aufgenommen und 1949 zum Zivilberater für Pathologie und Dermatopathologie am Letterman Army Hospital ernannt. 1950 trat er der Abteilung für Dermatologie an der University of California Medical School in San Francisco als Clinical Instructor bei, danach wurde er zum Clinical Associate Professor of Dermatology an der Standford University, School of Medicine, ernannt. 1954 war er Berater für Lepra am Department of Public Health des Staates Kalifornien, und zwischen 1960 bis 1978 Leiter des Lepradienstes des United States Public Health Service Hospital in San Francisco.

Fasal war viele Jahre Mitglied des Gremiums für Dermatopathologie der American Academy of Dermatology und der Pacific Dermatological Association, 1954 Sekretär des medizinischen Personals am Marin General Hospital, Chief of Specialties am Ross General Hospital, 1957 Chief of Medicine am San Rafael General Hospital und zwischen 1954 und 1958 beratendes Mitglied des Marin County Tumor Board. Er gehörte zu den international renommiertesten Lepraforschern und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1969 die Outstanding Civilian Service Medal der US-Armee und 1972 vom Präsidenten Richard Nixon (1912-1994) den Distinguished Service Award des Ministeriums für Gesundheit, Bildung und Soziales der US-Regierung.

Sein schon in seiner frühen Kindheit gepflegtes Hobbie der Fotografie wandte er in seinem Fach der Dermatologie an. Seine Illustrationen wurden in zahlreichen Publikationen und Lehrbüchern verwendet.

Paul Fasal verstarb am 14. November 1991 in San Mateo, Kalifornien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1904, Fasal Paul.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0143, Fasal Paul (Rigorosum Datum: 5.2.1929)

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-2589 (Promotion Datum: 4.3.1929), Fasal Paul.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt., VA, Zl. 761, Fasal Paul.

United States Social Security Death Index,  Paul Fasal, 14 Nov. 1991; U.S. Social Security Administration, Death Master File, (Alexandria, Virginia: National Technical Information Service).

California Death Index, 1940-1997, Paul Fasal, 14 Nov. 1991; Department of Public Health Services, Sacramento.

Literatur:

Farkas, Emmerich und Paul Fasal: Über die körnchenförmigen Kalkeinlagerungen in der Arterienmedia. Aus dem pathologischen Institut der Poliklinik Wien. (Vorstand: Prof. Carl Sternberg) (Mit 2 Abbildungen im Text) Sonderdruck aus: Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Paul: Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorporierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Paul: Versorgung und Behandlung von Brandwunden. Aus der Dermatologischen Abteilung des Krankenhauses Wieden in Wien (Vorstand: Primararzt Dr. J. Konrad) Sonderdruck aus: Der Chirurg. Berlin: Verlag von Julius Springer 1938.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Fasal Paul, Dermatologie, Lepraforschung, Krankenhaus Wieden, San Francisco, Kalifornien, USA, Medizingeschichte, Wien,  Arzt

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1932, S. 191-193.

[2] Der Tag, 1.6.1935, S. 7.

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Normdaten (Person) Fasal, Paul: BBL: 40858; GND: 1284122093;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40858 (23.03.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 03 27
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Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“.

Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“. Band 10, Hungen: Verlag hpsmedia 2022.

Mit dem von Hubert Kolling herausgegebenen und 2022 erschienen zehnten Band des Biografischen Lexikons zur Pflegegeschichte wird gleichzeitig auch das 25-jährige Jubiläum, der seit 1997 bestehenden Schriftenreihe, begangen. Bislang konnten mit diesem Projekt mehr als 1.400 Personen aus dem Bereich der Pflegeberufe und Institutionen sowie der Pflegewissenschaft portraitiert werden. Der vorliegende Band, an dem neben dem Herausgeber 20 Autor:innen aus dem In- und Ausland mitwirkten, enthält 60 biografisch-bibliographische Porträts – fünf davon in einer überarbeiteten Auflage – zu Personen aus dem Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Neben der üblichen Schwerpunktsetzung auf den deutschsprachigen Raum, finden sich wieder Beiträge zu Personen aus Belgien, Brasilien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Kroatien, Polen, Saudi-Arabien, Slowenien, USA und Tschechien.

Die Artikel bestechen wie schon in den Bänden zuvor durch ihre umfangreichen biografischen Details und ihrer Informationsdichte, die weit über die gewohnt stichwortartigen Beiträge in einschlägigen Lexika hinausgehen und damit neben dem Gebrauchswert eines Nachschlagewerkes auch ein Lesevergnügen bereiten. Dazu zählen u.a. exemplarisch die kulturhistorischen Ausführungen im Beitrag von Kolling zur Krankenpflegerin im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Albine Pecher, der anlässlich ihres Todes vom Wiener Volksliedsänger Josef Hornig ein vierstrophiges Lied gewidmet wurde, das sich im Artikel auch abgedruckt findet. Die einzelnen Abhandlungen sind wie bisher durch zahlreiche Querverweise mit jenen in den anderen Bänden miteinander verbunden, sodass eine rasche Orientierung gewährleistet ist.

Die Beiträge insgesamt bieten mit diesem gewählten biografischen Zugang gleichsam einen breiten Überblick über die Geschichte und die Entwicklungslinien des Pflegeberufes, der auch die vielfältigen Problemfelder, die diesen Beruf über lange Zeiträume begleiten, thematisiert und damit die Sensibilisierung der heute wieder aktuellen Debatte zum Berufsbild, der Finanzierungthematik und der Wertschätzung des Pflegepersonals insgesamt ermöglicht.

Auch in diesem Band wird an den diese Reihe auszeichnenden und umfassend konzipierten Pflegebegriff fortgesetzt und die verschiedensten an der Pflege mitwirkenden Personengruppen vorgestellt. Dazu zählen Biografien von Menschen im Pflegeberich aus der Zeit des Mittelalters, Gewerkschafter:innen, Adelige, Direktor:innen von Pflegeeinrichtungen, Pflegehistoriker:innen, Gründer:innen von Hospitälern, Krankenpflegeorden oder Mutterhäuser, die allesamt in ihrem politischen und sozioökonomischen Kontext dargestellt werden. Aus dem unmittelbaren Pflegebereich werden anhand von Personen die vielfältigen Aufgabengebiete vorgestellt, wie Krankenfürsorgerin, Hebammen oder Personen, die im Bereich der Behindertenpflege, der Psychiatrie- und Neurologie (Georg Stutz), Kriegslazarette (Alicia Loyd Still), in Internierungslagern und in Flüchtlingshilfswerken, sowie in der Pflege von Lepra-Erkrankten (Anna Russ) arbeiteten. Daneben werden Pflegepersonen vorgestellt, die während des nationalsozialistischen Regimes als Täter („Euthanasie“) involviert waren, oder durch ihre Widerstandsbereitschaft hervorstachen. Hinzu kommen zahlreiche Personengruppen aus dem Umfeld der Pflegeeinrichtungen wie jene, die durch ihre Herausgeberschaft oder als Redakteure von Fachzeitschriften in Erscheinung traten, oder in Berufs- und Verbandsorganisationen wirkten.

Abgeschlossen werden die biografischen Beiträge durch umfangreiche Quellen- und Literaturangaben, die eine weitere Recherche und thematische Vertiefung erleichtern.

Neben dem gebührenden Platz in Forschung und Lehre ist auch diesem Band zu wünschen, dass damit ein kleiner Beitrag geleistet werden kann, um der geringen Wertschätzung des Pflegeberufs entgegenwirkt und – wie Kolling im Vorwort anmerkt – eine notwendige Identitätsstiftung unterstützt.

Gewidmet ist der Band durch den Herausgeber der 2020 verstorbenen Schweizer Krankenschwester, Ordensfrau und Dozentin Liliane Juchli (1933-2020), die wesentlich zur Professionalisierung des Pflegeberufes beitrug.

Hubert Kolling: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. Band 10, 2022.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [75]: Medizinier in der Revolution 1848: Ernst Krackowizer

Medizinier in der Revolution 1848: Ernst Krackowizer

Text: Dr. Walter Mentzel

Ernst Krackowizer arbeitete 1848 als Chirurg und Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Wien und gehörte zu jenen Medizinern, die wegen ihrer aktiven Beteiligung an der Revolution von 1848 nach deren Niederschlagung verfolgt wurden und das Kaisertum Österreich verlassen mussten.

Ernst Nepomuk Krackowizer wurde am 3. Dezember 1821 in Spital am Pyhrn in Oberösterreich als Sohn des kaiserlichen Richters Ferdinand Krackowizer (1777-1826) und Theresia Richter (1794-1866) als eines von acht Kindern geboren. Nach dem Besuch des Stiftsgymnasiums in Kremsmünster studierte er an den Universitäten in Wien und Pavia Medizin. 1845 schloss er sein Studium in Wien mit seiner Graduierung zum Doktor der Medizin und der Chirurgie, sowie 1846/47 mit dem Magister der Geburtshilfe ab. Zunächst ließ er sich 1847 in Steyr als Arzt nieder,[1] übernahm jedoch noch im selben Jahr eine Assistentenstelle bei dem Chirurgen Franz Schuh (1804-1865) an der chirurgischen Klinik am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien.[2]

Ernst Krackowizer

An der Revolution von 1848 nahm Krackowizer als Hauptmann der Akademischen Legion teil und beteiligte sich vor allem während des sogenannten „Wiener Oktoberaufstandes“ an den Straßenkämpfen gegen die aus Wien nach Ungarn zur Niederschlagung der Revolution ausziehenden kaiserlichen Truppen und an den darauf anschließenden Kämpfen um die Belagerung Wiens. Nach der Eroberung Wiens durch die kaiserliche Armee wurde er von den Polizeibehörden verfolgt und steckbrieflich gesucht. Nachdem ihm die Flucht aus Wien geglückt war, arbeitete er in Tübingen als Assistent des Chirurgen Victor von Bruns (1812-1883). Da er auch hier vor der Verfolgung aufgrund einer von den österreichischen Behörden verlangten Auslieferung nicht sicher war, flüchtete er zunächst nach Kiel, von wo er schließlich 1850 in die USA emigrierte. In New York heiratete er 1851, die aus der Steiermark stammende und ihm 1850 in die USA nachgefolgte Emilie Forster (1826-1919). Mit ihr hatte er eine Tochter, Maria, die 1887 den Ethnologen, Sprachwissenschafter und Physiker Franz Boas (1858-1942) heiratete. Von Ernst Krackowizer sind eine Reihe von Briefen erhalten, die er während und nach der Revolution von 1848 geschrieben hatte. Sie wurden im „Journal of the history of medicine and allied science“ (Voll III, Nr. 1, December 1948, S. 65-94) von seinem Enkel, Ernst von Boas (1891-1955), unter dem Titel „A Refugee Doctor of 1850“ veröffentlicht.

In den USA arbeitete Krackowizer nach seiner Ankunft zuerst als praktischer Arzt in Williamsburg und nach seiner 1857 erfolgten Übersiedlung nach New York als Chirurg am Brooklyn City Hospital, am German Dispensary und am German Hospital (Lenox Hill Hospital). Krackowizer avancierte in den USA zu einem renommierten Chirurgen und führenden Laryngologen, der hier auch angeblich den Kehlkopfspiegel bekannt gemacht haben soll. Er war Mitglied und Vorsitzender der „Pathological Society“ sowie der „Medical Society of the Country of New York“, Mitbegründer des „Deutsche Hospital“ und gründete 1852 gemeinsam mit Kollegen die „New Yorker medizinische Monatsschrift“. Ebenso engagierte er sich als Mitglied im 1871 gegründeten „Committee of Seventy“, einer Bürgerreformbewegung, die sich zur Kontrolle der Regierung konstituiert hatte.

Während des Sezessionskrieges (1861-1865) diente Krackowizer, der ein deklarierter Gegner der Sklaverei und ein Anhänger des republikanischen Präsidenten Abraham Lincoln war, auf der Seite der Nordstaaten sowohl als Generalinspekteur der Militärspitäler und beratender Chirurg der Unionsarmee, als auch in zwei Schlachten als Chirurg in Feldspitälern.

Krackowizer starb am 23. September 1875 an Typhusfieber auf seinem Landgut Greenmount in Sing-Sing (Ossining) in der Nähe von New York City. 1876 gaben seine Freunde und Kollegen in New York zu seinem Andenken ein Gedenkbuch („In Memory of Ernst Krackowizer“) heraus. [3]

Von Ernst Krackowizer besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin seine 1845 an der Universität Wien approbierte Dissertation mit dem Titel „De Nexu Functionum Organicarum“.

Krackowizer: De Nexu Functionum Organicarum […]. Wien: 1845.

Weiters findet sich an der Zweigbibliothek zu Ernst Krackowizer der von Abraham Jacobi verfasste Nachruf:

Jacobi, Abraham: Biographical Sketch of Ernst Krackowizer. Abschrift aus: In memory of Ernst Krackowizer. New York: Putnam 1875.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr.589]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8590092&pos=1&phys=#

sowie Althof, H.: Rede [über Ernst Krackowizer] Abschrift aus: In memory of Ernst Krackowizer. New York: Putnam 1875.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr. 619]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8536569&pos=0&phys=#

und: Obituary Dr. Ernst Krackowizer. New York: 1875. Abschrift aus: New Yorker Staats-Zeitung, Jg. 41. Nr. 229.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr. 618]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8599586#

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-435, Krackowitzer Ernest (Promotion Datum 18.3.1845).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-0320, Krackowitzer Ernest (Promotion Datum 21.2.1847).

Literaturliste:

Krackowizer, Ernst: Dissertatio Inauguralis Chemico-Physiologica De Nexu Functionum Organicarum, Quam Consensu Et Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Præsidis Et Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, nec non Clarissimorum Et Celeberrimorum D. D. Professorum pro Doctoris Medicinae Laurea Rite Obtinenda in antiquissima ac celeberrima Universitate Vindobonensi. In theses disputabitur in aedibus Universitatis die […] mensis Martii anni 1845. Wien: Typis Carolis Ueberreuter 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D-3058]

Keywords:

1848, Allgemeines Krankenhaus Wien, Chirurgie, Dissertation, Ernst von Boas, Ernst Krackowizer, Franz Boas, Franz Schuh, Kehlkopfspiegel, Laryngologie, Medical Society of the Country of New York, New York, New Yorker medizinische Monatsschrift, Pathological Society, Revolution, USA, Victor von Bruns, Medizingeschichte, Wien, Arzt

[1] Linzer Zeitung. 17.5.1847. S. 14.

[2] Wiener Zeitung. 10.1.1848. S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1876. Sp. 950.

Normdaten (Person) Krackowizer, Ernst: BBL: 30943; GND: 1017307725

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30943 (13.09.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 29
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [39]: Adolf Nichtenhauser – Ein in Österreich vergessener Pionier des medizinischen Films und Autor des unveröffentlichten Manuskripts: „A History of Motion Pictures in Medicine“

Adolf Nichtenhauser – Ein in Österreich vergessener Pionier des medizinischen Films und Autor des unveröffentlichten Manuskripts: „A History of Motion Pictures in Medicine“

Im Juli 1934 veröffentlichte der Mediziner und Mitarbeiter des Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Adolf Nichtenhauser, in der Wiener Medizinischen Wochenschrift einen Artikel unter dem Titel: „Der Aufbau des medizinischen Filmwesens“.[1] Darin thematisierte Nichtenhauser fast 30 Jahre nach dem 1896 von Ludwig Braun (1867-1936) in Wien produzierten ersten wissenschaftlichen medizinischen Film die seitdem zugenommene internationale Bedeutung der technischen Visualisierung in der medizinischen Forschung und Lehre. Dabei kritisierte er auch die Planlosigkeit und die fehlende finanzielle und organisatorische Unterstützung durch die Medizinische Fakultät in Wien auf diesem Gebiet. Während noch in den 1920er Jahren an einigen Kliniken und Instituten der Medizinischen Fakultät innovative und international beachtete medizinische Filme entstanden [(u.a. von Lorenz Böhler (1885-1973), Friedrich Dimmer (1855-1926), Anton von Eiselsberg (1860-1939), Wilhelm Weibel (1876-1945) und Adolf Lorenz(1854-1946)], die zumeist durch Eigeninitiative hergestellt aber schon nach wenigen Jahren aus dem Forschungs- und Lehrbetrieb ausgeschieden wurden, nahm die Filmproduktion an den österreichischen medizinischen Einrichtungen ab den frühen 1930er Jahren rapide ab. Jene, in den Jahren zuvor hergestellten Produktionen, gerieten rasch in Vergessenheit und in Verlust und lassen sich heute nur mehr über schriftliche Quellen rekonstruieren. Nichtenhauser bewarb in seinem programmatischen Artikel die systematische Förderung der Produktion medizinischer Filme – vor allem in jenen bislang vernachlässigten Disziplinen wie der Pharmakologie – und den Aufbau eines institutionellen Rahmens an der Fakultät zur Beschäftigung mit visuellen Methoden in der Medizin, wozu er auch eine professionelle Archivierung und Katalogisierung der vorhandenen medizinischen Filme einforderte. Sein Anliegen wurde von der Fakultät abgewiesen und blieb ohne Folgen.

(Abbildung 1 zum Vergrößern anklicken)
Abb. 1    Wiener Medizinische Wochenschrift. (84/27) 1934. S. 784-785.

Adolf Nichtenhauser wurde am 1. August 1903 in Wien geboren. Nach dem Studium der Psychologie, Kunstgeschichte und Literatur an den Universitäten Berlin, Bonn und Heidelberg, begann er in Berlin mit dem Studium der Medizin, das er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien 1931 mit seiner Promotion abschloss. Danach arbeitete er von Dezember 1931 bis Oktober 1933 im Allgemeinen Krankenhaus Wien an der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten bei Prof. Wilhelm Kerl (1880-1945) und an der Abteilung für Psychiatrie und Neurologie bei Prof. Emil Mattauschek (1870-1935).

Nichtenhausers Interesse am Film geht auf die frühen 1920er Jahre zurück. Zwischen 1923 und 1928 beschäftigte er sich mit der in den USA sich zu dieser Zeit etablierenden Filmindustrie, dem neu entstehenden Filmmarkt und erarbeitete Vorschläge zur Programmgestaltung und Organisation von Kinos, der Filmproduktion und dem Vertrieb in Wien, sowie mit jenen in Europa um sich greifenden staatlichen Filmzensurmaßnahmen. 1926/27 und 1931 belegte er Lehrgänge an der Technischen Universität Wien zu 35 mm und 16 mm Filmen und setzte sich mit den pädagogischen und ästhetischen Möglichkeiten des modernen Films, hier besonders dessen Anwendungsgebiete im Bereich des medizinischen Films, auseinander. Er produzierte erste Drehbücher zu wissenschaftlichen Lehrfilmen und für das „International Institut of Educational Cinematography“ (der League of Nations) ein Konzept zur Katalogisierung, Erhaltung und der Verbreitung von wissenschaftlichen Filmen für staatliche Filminstitute. In den Jahren 1936 und 1937 arbeitete er auch als Übersetzer medizinischer Publikationen vom Englischen ins Deutsche u.a. 1937 beim Symposium „Glandulärer Physiologie und Therapie“, veröffentlicht von der American Medical Assoziation, sowie von deutschsprachigen Zusammenfassungen aus amerikanischen Zeitschriften für die „Ars Medici“ in Wien.

Die Drüsen mit innerer Sekretion. Ihre physiologische und therapeutische Bedeutung. (= Autorisierte Übersetzung und Erweiterung des Werkes: Glandular physiology and therapy. A symposium prepared unter the auspices of the Council on Pharmacy and Chemistry of the American Medical Association.) Hrsg.: Wilhelm Raab. Wien und Leipzig: Aesculyp-Verlag 1937.

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8625144&pos=1&phys=

In den 1930er Jahren publizierte er zahlreiche Artikeln in nationalen wie internationalen Zeitschriften zu propädeutischen Fragen des wissenschaftlich-medizinischen Films und dessen Vertriebs- und Einsatzmöglichkeiten, daneben befasste er sich aber auch mit den Folgen des Aufstiegs des Nationalsozialismus und den daraus ausgehenden Gefahren für Österreich auch im Hinblick auf die Filmindustrie:

Progress in the evolution of cultural films. In: International review of educational cinematography. Rom: April 1933. P. 243-269.

Der Aufbau der Kulturarbeit am Film. In: Internationale Lehrfilmschau. Rom: April 1933. S. 259-289.

Ein Prophet des Dritten Reiches. In: Die neue Weltbühne. 25. Mai 1933. S. 657-658.

Naturfilme. In: Internationale Lehrfilmschau. Rom: Oktober 1933. S. 732-733.

Kulturarbeit am Film. In: Der Bücherwurm. Wien: Oktober 1933. S. 2-4.

Science and film. In: International review of educational cinematography. Rom: Oktober 1933. P. 682-683.

For the creation of an international film archive. In: International review of educational cinematography. Rom: April 1934. P. 248-251.

The present situation of the school film. In: International pedagogical information. Paris: November 1936. P. 66-72.

Ein internationales medizinisches Filmarchiv. In: Internationaler Lehrfilmschau. Rom: April 1934. S. 283-287.

Die heutige Situation des Schulfilms. In: Internationale pädagogische Information. Paris: November 1936. S. 64-69.

Der Weg in die Emigration (1933 bis 1937)

Adolf Nichtenhausers an das Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Wien gerichteter Vorschlag einen wissenschaftlichen Film über die Entwicklung der „Wiener medizinischen Schule“ herzustellen wurde ebenso abgelehnt wie seine Vorstellungen an der Fakultät die organisatorischen und technischen Grundlagen zu einer Institutionalisierung des medizinisch-wissenschaftlichen Films zu schaffen. Stattdessen bekam er 1933 von der Direktion des AKH Hausverbot, die ihn der „regierungsfeindlichen Propaganda im Ausland“ bezichtigte, und wurde 1934 vom Bundesministerium für soziale Verwaltung gemaßregelt. Die gegen ihn vorgebrachten Denunziationen dürften auch mit seinen Publikationen korrelieren, in denen er die autoritären Tendenzen auch in der österreichischen Kulturpolitik, die sich bereits in der Phase der Zerstörung der österreichischen Demokratie abzeichneten, kritisierte. Danach arbeitete er bis 1936 im St. Anna Kinderspital, in der Arbeiter-Unfallversicherungs-Klinik und von Mai 1936 bis zu seiner Emigration im Jahr 1937 als Arzt im „Cottage Sanatorium“ in Wien. In diesen Jahren war er auch als Filmkritiker tätig und publizierte zahlreiche Artikel in österreichischen und ausländischen Zeitungen u.a. als Korrespondent für den „Motion Picture Herald“. Seine Bemühungen in die USA zu emigrieren, in der Filmbranche Fuß zu fassen und seine in Wien bekämpften Vorstellungen zu verwirklichen, belegen  umfangreiche Korrespondenzen mit Kodak, Hollywood, der Carnegie Foundation, der Yale University oder der Rockefeller Foundation, die bis in das Jahr 1933 zurückverfolgt werden können. 1937 emigrierte er schließlich nach Frankreich und nach Erhalt eines Visum für die USA im Jahr 1938 nach New York, wo er an seine in Wien formulierten und ausgearbeiteten Pläne zur Produktion, Organisation, Vertrieb und der systematischen Erhaltung des medizinischen Films festhielt, sie hier aber auch umzusetzen konnte. 1939 arbeitete er als Assistent des Direktors der „Health Education, National Tuberculosis Association“ und später als Berater für zahlreiche private und öffentliche Organisationen. Darunter mit der „Armed Forces medical Library“ (später „National Library of Medicine), weiter für die „Division of Medical Science – Rockefeller Foundation“, „National Science Fund – National Academy of Science“, „Office of War Information – Bureau of Motion Pictures“ und dem US „Public Health Services“. Von 1947 bis 1950 war er für das „Navy Department – Bureau of Medicine and Surgery“ und 1950 bis 1952 für das „Medical Film Institute of the Association of American Medical Colleges (heute: Medical Audio-Visual Institute)“ in New York tätig. Seine Umtriebigkeit spiegelt sich auch in seiner Publikationstätigkeit dieser Jahre wieder. Dazu zählen:

Health film production. In: Film news,. (6) 1945. S. 3.

A program on health films. In: American journal of public health. (35) 1945. S. 343-346.

Training and educational films and related printed material available for distributation. In: US Public Health Service. Malaria control in war areas. September 1945, März 1946, April 1946.

Cultural film program outline. In: The New York Times. 7. April 1946. Section 2. S. 3.

The tasks of an international film institute. In: Hollywood quarterly. (2) 1946. S. 9-24.

The critical cataloging of medical films. In: Journal of medical education. (26) 1951 [Supplement].

Reviews of films in atomic medicine. Medical Film Institute. First series. Februar 1951.

Reviews of films in psychiatry, psychology and mental health. Medical Film Institute. April 1951.

Reviews of miscellaneous medical and related films. Medical Film Institute. April 1951.

1953 erschien seine letzte Monografie: Nichtenhauser, Adolf, Coleman, Marie L. und David S. Ruhe: Films in psychiatry, psychology and mental health“. New York: Health Education Council 1953.

„A History of Motion Pictures in Medicine“

Von der US-Marine (Abteilung: US-Navy Audio-Visual Training Section, Bureau of Medicine and Surgery) erhielt Nichtenhauser 1947 den Auftrag zur Herstellung einer Monografie über die Entwicklung des medizinischen Films. Dieses mehr als tausend typografische Seiten umfassende Manuskript mit dem Titel „A history of motion pictures in medicine“ wurde zirka 1950 fertiggestellt, blieb jedoch wegen des Todes von Nichtenhauser im November 1953 unveröffentlicht und befindet sich heute – wie zahlreiche weitere unveröffentlichte Texte – in seinem umfangreichen schriftlichen Nachlass an der United States National Library of Medicine – National Institutes of Health (NIH). Bethesda, Maryland.

https://oculus.nlm.nih.gov/cgi/f/findaid/findaid-idx?c=nlmfindaid;id=navbarbrowselink;cginame=findaid-idx;cc=nlmfindaid;view=reslist;subview=standard;didno=nichtenhauser277

Ein Projekt des Verein Netzwerk – AG freiberuflicher Historikerinnen

https://verein-netzwerk-historiker.blogspot.co.at/p/der-medizinische-film-in-osterreich.html

Text: Walter Mentzel

[1] Wiener Medizinischen Wochenschrift, 28, 7.7.1934, S. 784-787.

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