Archiv der Kategorie: Medizinhistorische Bestände der Ub MedUni Wien

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [328]: Weiss-Eder, Stephanie – Kinderärztin, erste definitive Assistenzärztin in Österreich am Elisabeth-Spital und am Karolinen-Kinderspital in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

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Keywords: Kinderärztin, Elisabeth-Spital, Karolinen-Kinderspital, Medizingeschichte, Wien

Stephanie Eder wurde am 3. Februar 1878 als Tochter von Elise (Elisabeth) Eder in Wien-Josefstadt geboren. Im Jahr 1905 heiratete sie den Sohn des Mediziners Adolf Weiss, den Hauptmann-Auditor und späteren Oberlandesgerichtsrat Theodor Weiss (1872-). Nachdem sie die gymnasiale Mädchenschule in Wien absolviert und 1898 die Matura am Akademischen Gymnasium bestanden hatte, studierte sie an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. März 1904.

Studentinnen-Verein „Wien“

Während ihrer Studienzeit war sie neben Gabriele Possanner von Ehrenthal (1860-1940), Margarete Hilferding-Hönigsberg (1871-1942) und Bianca Bienenfeld (1879-1929) Mitglied des im Dezember 1898 im wissenschaftlichen Club gegründeten ersten Wiener Studentinnen-Vereins „Wien“ und fungierte hier seit der Vereinsgründung als Vizepräsidentin.[1]

Nach dem Studium arbeitete sie an verschiedenen Kliniken im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bis schließlich im Sommer 1904 nach einer gemeinsamen Petition mit Bianca Bienenfeld ihre Zulassung als Aspirantin in den Spitalsdienst erfolgte. Während Bianca Bienenfeld an der II. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Edmund Neusser (1852-1912) ihre Tätigkeit aufnahm, wurde Stephanie Eder als Aspirantin der Frauenabteilung des Bettina-Pavillon unter Ernst Wertheim (1864-1920) im Elisabeth-Spital in Wien zugewiesen.[2] Im November 1906 erfolgte ihre Ernennung als erste weibliche definitive Sekundarärztin am Karolinen-Spital unter Primarius Wilhelm Knöpfelmacher (1866-1938). Hier publizierte sie 1908 „Ueber Komplikationen und Serumtherapie bei Meningitis cerebrospinalis epidemica“, 1909 erschien von ihr die Arbeit „Orthotische Albuminurie und Scharlachnephritis“.

Weiss-Eder Stefanie: Österreichische Illustrierte Zeitung, H. 12, S. 23.12.1906, S. 273.

Im Jahr 1908 beendete sie ihre Tätigkeit am Karolinen-Spital und eröffnete in Wien 7, Burggasse 6, eine Arztpraxis für Frauen- und Kinderkrankheiten. Darüber hinaus arbeitete sie als Schulärztin an der gewerblichen Fortbildungsschule[3] sowie als Sekundarärztin im Vereinsreservespital Nr. 4 des Österreichisch patriotischen Hilfsvereines in Wien 18 unter den Primarärzt:innen Karl Bondy (1866-1938) und Dora Brücke-Teleky (1879-1963).[4]

Kinderärztin des Jugendamtes der Gemeinde Wien

Im Jahr 1916 wurde sie von der Stadt Wien gemeinsam mit Luise Rollet (1884-) zur Kinderärztin für die Säuglingsfürsorgestellen in Wien Ottakring und Rudolfsheim[5] und im Jahr 1918 als Ärztin für Säuglinge und Kleinkinder an der Bezirksstelle des Jugendamtes in Wien-Fünfhaus[6] bestellt. Weiters war sie Mitglied des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien,[7] sowie als Referentin zu medizinischen Themen in der Wiener Volksbildung u.a. in der Vereinigung der arbeitenden Frauen tätig.

Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs (Rohö)

Weiss-Eder engagierte sich in der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs, in dessen Vereinsorganen sie als Vorstandsmitglied[8] und später in den 1920er Jahren als Präsidentin und in den 1930er Jahren als Vizepräsidentin hohe Funktionen einnahm.

Stefanie Weiss-Eder verstarb am 1. Oktober 1959 in Wien. Ihr Ehemann Theodor Weiss wurde wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt und 1942 in Maly Trostinec ermordet.

Quellen:

Erzdiözese Wien, 8. Maria Treu, Taufbuch 01-055, 1878, Folio 11, Eder Stefanie.

Erzdiözese Wien, 8. Alservorstadt-Pfarre, Trauungsbuch 02-24, 1905, Folio 13, Weiss Theodor, Eder Stefanie.

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Weiss Theodor.

Literatur:

Weiss-Eder, Stephanie: Ueber Komplikationen und Serumtherapie bei Meningitis cerebrospinalis epidemica. Aus dem Karolinen-Kinderspitale in Wien. (Dirig. Primärarzt Doz. Dr. Wilhelm Knoepfelmacher). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss-Eder, Stephanie: Orthotische Albuminurie und Scharlachnephritis. Aus dem Karolinen-Kinderspitale in Wien (dirigierender Primararzt: Privatdozent Dr. Wilhelm Knoepfelmacher). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Frauen-Werke, Nr. 2, 1899, S. 2.

[2] Neue Freie Presse, 31.8.1904, S. 7; Blatt der Hausfrau, Nr. 1, 1904, S. 4; Wiener Mode, Nr. 12, 1905, S. 615.

[3] Neues Frauenleben, Oktober 1913, S. 281; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 30.11.1911, S. 10.

[4] Rechenschafts-Bericht des … österreichischen patriotischen Hilfsvereines, 1913, S. 11.

[5] Amtsblatt der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Stadt Wien – Presse- und Informationsdienst, Wien 1916, S. 43.

[6] Aufgaben und Organisation der Wiener städtischen Jugendfürsorge: zum Dienstgebrauche/Jugendamt der Stadt Wien. Wien 1922, S. 7.

[7] Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien, Wien 1905.

[8] Neues Wiener Journal, 21.11.1920, S. 15.

Normdaten (Person):  Weiss-Eder, Stephanie: BBL: 47042; GND: 1365818128;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [327]: Adalbert Stauber – Internist, Arzt der k.k. Staatsbahnen und Direktor des Rekonvaleszentenheims in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

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Keywords: Internist, k.k. Staatsbahn, Rekonvaleszentenheim für verarmte Frauen, Medizingeschichte, Wien

Adalbert Stauber wurde am 17. Jänner 1840 in Dorog, Ungarn, als Sohn von Samuel Stauber und Juliane (ca. 1819-1893), geborene Szlovak, geboren. Im Jahr 1876 heiratete er die Wienerin Johanna Kohn (1856-1930), mit der er zwei Töchter, darunter die spätere Ärztin und Psychologin Alice Elisabeth Stauber-Lehndorff (1881-1960) hatte.

Stauber studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 17.Jänner 1871 zum Doktor der Medizin sowie am 4. April 1871 zum Doktor der Chirurgie. Danach absolvierte er seinen Militärdienst als Assistenzarzt im Garnisonsspitals Nr. 1 in Wien und wurde im Mai 1871 zum Reserve-Oberarzt ernannt.[1] 1878 erfolgte seine Beförderung zum Regimentsarzt.[2]

Anschließend arbeitete er als Sekundararzt an der II. Chirurgischen Abteilung des Bezirkskrankenhauses in Wieden in Wien.[3] Im Jänner 1874 trat er nach seiner Ernennung zum Bahn-Arzt in den Dienst der Franz-Josefs-Bahn (Station Wien) ein.[4] Daneben war er für die Wiener Bezirkskrankenkasse tätig und bot hier Massagetherapien an. 1883 publizierte er dazu „Beiträge zur Massagebehandlung“. 1877 trat er dem neugegründeten Wiener Humanitätsverein Allianz bei und fungierte hier als Vereinsarzt.[5] Der Verein löste sich 1879 wieder auf.

Rekonvaleszentenheim für arme Frauen in Neu-Gersthof/Hütteldorf (Kaiser-Franz-Josef-Rekoncaleszentenheim)

Stauber war Mitglied in der 1874 vom Wiener Rechtsanwalt Geza Viktor Winter (1850-1924) gegründeten und aus vereinsrechtlichen Gründen in Pressburg ansässigen Freimaurerloge „Freundschaft“, die in Wien den humanitären Verein „Freundschaft“ unterhielt, sowie in dem von Winter gegründeten Ungarn-Verein in Wien.[6]

Um der Mortalität nach der Entbindung – häufig aufgrund der zu raschen Entlassung aus den Wiener Spitälern – entgegenzuwirken, stellte Stauber 1889 als Obmannstellvertreter im Verein „Freundschaft“ den Antrag ein Rekonvaleszentenheim für Wöchnerinnen mit einer längeren Aufenthalts- und Betreuungsdauer von zwei bis drei Wochen ins Leben zu rufen.[7] Einige Jahre später fanden auch Frauen nach operativen Eingriffen oder schweren Erkrankungen hier Aufnahme und Pflege, womit armutsbetroffene Frauen, die sich keine Pflege und Versorgung in ihrem Umfeld leisten konnten, zu frühzeitigen operativen Eingriffen entschieden. Das Heim stand Frauen aller Konfessionen sowie verheirateten wie unverheirateten Frauen offen. Die ärztliche Leitung übernahm mit der Eröffnung des Heimes Adalbert Stauber, Geza Winter fungierte als Obmann des Exekutivkomitees. Der Standort dieses Heimes befand sich zunächst in Neu-Gersthof in der Johannesgasse 10, in einer leerstehenden Villa und wechselte 1898 nach Wien Hütteldorf in die Rosenthalgasse 11. Im selben Jahr wurde das Haus anlässlich des Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I in Kaiser-Franz-Josef-Rekonvaleszentenheim umbenannt.

Rekonvaleszentenheim für arme Frauen: Rosenthalgasse 11, Postkartenansicht

Adalbert Stauber verstarb am 29. September 1909 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 30.9.1909, S.42.

Sein Nachfolger im Rekonvaleszentenheim wurde der Arzt Siegmund Politzer (1866-1925).

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0041, Stauber Adalbert (Nationalien Datum 1866/67).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-257a, Stauber Adalbert (Rigorosen Datum 1870).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-707, Stauber Adalbert (Promotion Datum 27.1.1871).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-493, Stauber Adalbert (Promotion Datum – Chirurgie 4.4.1871).

WStLA, M.Abt. 212, A26, Statuten, 1.3.2.212.A26.4/13, Kaiser Josefs-Rekonvaleszentenheim für arme Frauen, 1906-1912.

WStLA, M.Abt. 119, A32, Gelöschte Vereine, 2099/1938. Humanitärer Verein Freundschaft.

Friedhofsdatenbank der IKG Wien.

Literatur:

Stauber, Adalbert: Beiträge zur Massagebehandlung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: Druck und Verlag von Ludwig Schönberger 1883.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener Zeitung, 11.5.1871, S. 1.

[2] Die Vedette, 22.9.1878, S. 11.

[3] Ärztlicher Bericht des k. k. Bezirks-Krankenhauses Wieden, 1872, S. 273.

[4] Neue Freie Presse, 13.1.1874, S. 5

[5] Illustriertes Wiener Extrablatt, 30.4.1877, S. 3.

[6] Pester Loyd, 16.12.1890, S. 7.

[7] Internationale klinische Rundschau, Nr. 12, 1889, Sp. 520.

Normdaten (Person):  Stauber, Adalbert: BBL: 47040; GND: 1365462064:

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [326]: Roth, Georgine – Ärztin am Offiziers-Töchter-Erziehungsinstitut in Wien Hernals

Autor: Dr. Walter Mentzel

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Keywords: Offiziers-Töchter-Erziehungsinstitut, Medizingeschichte, Wien

Georgine Maria Appolonia Sephalia Fidelia Roth wurde am 24. Oktober 1861 als Tochter des Generalmajors Carl Joseph Valentin von Roth (1818-1879) und der Gräfin Georgine (1827-1910), geborene Pálfy ab Erdöd, auf Schloss Bibersburg in Ungarn (heute: Červený Kameň), geboren. Sie wuchs bei ihren Eltern in Pressburg auf, erhielt hier privaten Gymnasialunterricht und legte die Matura an einem Gymnasium in Wien ab.

Nach erfolgreichem Abschluss der Aufnahmeprüfung studierte sie von 1885 bis 1889 in Zürich Medizin und absolvierte im Anschluss von 1890 bis 1892 die klinischen Studien an der Universität Genf. Im Frühjahr 1892 legte sie das Schlussexamen ab und erhielt am 23. Februar 1892 ihr eidgenössisches Diplom und erwarb den Doktortitel.

Nach ihrer Rückkehr nach Wien im Frühjahr 1892 hospitierte sie an verschiedenen Krankenanstalten, darunter das Maria-Theresien-Hospital und das Rudolfiner-Haus, sowie an der II. Medizinischen Klinik unter Professor Edmund von Neusser (1852-1912). Hier publizierte sie 1894 die Arbeit „Ueber die Wirksamkeit des Lactophenins“ und wurde im Sommersemester 1893 für die klinischen Vorlesungen bei Neusser an der Universität Wien zugelassen.

Offiziers-Töchter-Erziehungsinstitut in Wien

Am 31. September 1895 erhielt sie die kaiserliche Genehmigung und mit Erlass des Reichskriegsministeriums vom 1.10.1895 die Berufung zur Untervorsteherin „zur Versehung des laufenden ärztlichen Dienstes“ an die Krankenabteilung des Offiziers-Töchter-Erziehungsinstituts in Wien Hernals. Am 20. Oktober fand am Institut ihre Beeidigung statt, wodurch sie formal als Ärztin zugelassen wurde.

In ihrem Betätigungsfeld war sie zunächst eingeschränkt, da sie bei den Behandlungen das Einvernehmen mit einem leitenden Stabsarzt herstellen musste, da ihr Doktorat in Österreich nicht nostrifiziert wurde und sie daher die ärztliche Praxis nicht selbstständig ausüben durfte.[1] Die Wiener medizinische Wochenpresse umschrieb ihr Arbeitsfeld mit den Worten: „stilles Walten im häuslichen Kreise“.[2] Neben der Überprüfung der Einhaltung der hygienischen Bedingungen an der Krankenabteilung war sie mit der Behandlung der Patienten unter der Aufsicht des Stabsarzt betraut. Erst im Jahr 1900 erhielt sie, nach Gabriele von Possanner von Ehrenthal (1860-1940), als zweite Ärztin durch einen Statthaltereierlass mit kaiserlicher Zustimmung die Bewilligung zur Ausübung hilfsärztlicher Verrichtungen erteilt,[3] womit ihr die vollständige Ausübung ihres ärztlichen Berufes und das Führen einer Arztpraxis gestattet worden war.

Georgine Roth: Illustrierte Welt. Nr. 19, 1896, S. 451.

Seit 1893 gehörte sie als Mitglied dem Verein für erweiterte Frauenbildung in Wien an, seit spätestens 1901 war sie Mitarbeiterin des Frauen-Wohltätigkeits-Verein für Wien und Umgebung, Bezirksorganisation Hernals, sowie in der der Österreichischen Liga zur Bekämpfung des Mädchenhandels tätig.[4] Weiters engagierte sie sich in dem 1912 sich konstituierenden Komitee zur Errichtung von Arbeitsstuben für Kinder.[5]

In der um die Jahrhundertwende geführten und von Hugo Klein (1863-1937) und seinem „Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung“ angestoßenen Debatte über die körperlichen Schädigungen, die durch traditionelle Frauenbekleidung wie dem Mieder verursacht wurden, stellte sie neben Hermann Teleky (1837-1921), Max Kassowitz (1842-1913) und Friedrich Schauta (1849-1919) ein medizinisches Gutachten aus. Darin bestätigte sie die hervorgerufenen Missbildungen und Deformationen und sprach sich für eine grundsätzliche Reform der Frauenbekleidung aus.[6]

1908 trat sie krankheitsbedingt als k.u.k. Untervorsteherin in den Ruhestand, führte aber weiterhin ihre Arztpraxis in Wien 13, Bernbrunngasse 5 weiter. Georgine Roth verstarb am 15. Mai 1940 in Wien.

Quellen:

Friedhofsdatenbank Wien: Roth Georgine.

Literatur:

Roth, Georgine: Ueber die Wirksamkeit des „Lactophenins“. Aus der II. medicinischen Klinik des Herrn Professor Neusser des k.k. Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien, 1909, S. 8.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 44, 1895, Sp. 1877-1878.

[3] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 19.1.1900, S. 5.

[4] Bericht der Oesterreichischen Liga zur Bekämpfung des Mädchenhandels, 1911, S. 62.

[5] Neue Freie Presse, 9.3.1912, S. 12.

[6] Dokumente der Frauen, Bd. 6, Nr. 22, 1902, 678-679.

Normdaten (Person):  Roth, Georgine: BBL: ; GND:

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Letzte Aktualisierung: 2025 05 12

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [325]: Neudörfer, Ignaz Joseph – Chirurg und Militärarzt

Neudörfer, Ignaz Joseph – Chirurg und Militärarzt

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 16.04.2025

Keywords: Chirurg, Militärarzt, Privatdozent, Allgemeine Poliklinik, Medizingeschichte, Wien

Ignaz Joseph Neudörfer wurde am 15. März 1825 als Sohn von Moses Neudörfer (zirka 1797-?) und Anna (zirka 1797-1877), geborene Schlesinger, in Hlinik bei Bytca in Ungarn (heute: Hlinik nad Vahom/Slowakei) geboren. In erster Ehe war er mit Emma Emilie Lange (1845-1873) und in zweiter Ehe mit der aus Schlesien stammenden Anna Paulina Lange (1848-1926) verheiratet. Aus diesen Ehen stammten sechs Kinder, darunter der spätere Chirurg und Leiter des Krankenhauses in Hohenems in Vorarlberg, Artur Neudörfer (1877-1952). Neudörfer konvertierte während seines Studiums vom jüdischen zum katholischen Glauben.

Neudörfer studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 3. August 1855 zum Doktor der Medizin und am 19. Jänner 1856 zum Doktor der Chirurgie. Nachdem er 1855 als Cholera-Aushilfsarzt nach Laibach entsandt wurde,[1] arbeitete er als Sekundararzt an der IV. Chirurgischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus und zwischen 1857 und 1858 als supplierender Professor an der Chirurgenschule in Olmütz.[2] Darüber berichtete er in seiner 1858 erschienen Arbeit „Mitteilungen aus der chirurgischen Klinik in Olmütz“. Im Jahr 1857 veröffentlichte Neudörfer den Aufsatz „Der hydrostatische Apparat in der Chirurgie“, basierend auf einem im November 1856 gehaltenen Vortrag an der Akademie der Wissenschaften in Wien und im Jänner 1857 seinen in der Sektion für Physiologie und Pathologie der k.k. Gesellschaft der Ärzte gehaltenen Vortrag „Über Hydrocephalus externus chronicus aquisitus“.

Neudörfer Ignaz: Josephinum – Sammlungen der Medizinischen Universität Wien

Solferino

Im Juni 1859 nahm Neudörfer als Oberarzt im Sardinischen Krieg an der Schlacht von Solferino teil und erhielt dafür das Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens.[1] Ein Jahr darauf wurde er zum Regimentsarzt ernannt.[2] Danach erfolgte 1860 seine Zuteilung zum Garnisonsspital Nr. 1 in Prag und seine Ernennung zum Privatdozenten der Chirurgie an der Universität Prag.

Deutsch-Dänischer Krieg 1864 – Chefarzt der kaiserlichen Armee in Mexiko

Im Jahr 1864 leitete er im Deutsch-Dänischen Krieg zunächst das Offiziers-Spital in Schleswig[3] und danach das Feldspital Nr. 12, wofür er das Ritterkreuz des königlichen Württembergischen Kron-Ordens erhielt.[4] Darüber berichtete er in seiner 63-seitigen Broschüre „Aus dem feldärztlichen Berichte über die Verwundeten in Schleswig“. Anschließend trat er im April 1864 als Chefarzt und Begleiter des späteren Kaisers Maximilian I. in die kaiserliche mexikanische Armee ein[5] und unternahm im Frühjahr 1864 zur Rekrutierung von Ärzten für die mexikanische Armee eine Reise durch Deutschland und die Schweiz.[6] In Mexiko organisierte er das Sanitätswesen in der Armee. Nach seiner Rückkehr nahm er 1866 wieder seinen Dienst in die k.u.k. Armee auf, wurde für seine Tätigkeit als Militärarzt in der kaiserlichen mexikanischen Armee zum Oberstleutnant Stabsarzt befördert[7] und richtete in Reichenberg eine Heilanstalt ein.

Garnisons-Spital Nr. 1 Wien

1867 wechselte Neudorfer vom Garnisons-Spital Nr. 1 in Prag in das Garnisons-Spital Nr. 1 nach Wien[8] und erhielt im selben Jahr die Militärdekoration des Offizierskreuzes des belgischen Leopolds-Ordens sowie das Offizierskreuz des mexikanischen Guadaloup-Ordens.[9]

Seine umfangreichen Erfahrungen als Kriegschirurg fanden ihren Niederschlag in dem von ihm verfassten dreibändigen „Handbuch der Kriegschirurgie“, das über Jahrzehnte als Standardwerk der Kriegschirurgie galt. Neudörfer publizierte darüber hinaus zahlreiche Aufsätze und Artikel in der medizinischen Fachpresse wie 1867 „Ueber die Grösse der abzutragenden Knochenstücke“[10] oder 1871 „Die Endresultate der Gelenksresektion“. Er führte eine Reihe von Neuerungen im militärischen Sanitätswesen ein, darunter eine von ihm konstruierte Feldtrage[11] sowie die Verwendung von Gips- und desinfizierenden Pulverbänden bei Schussverletzungen und die Gelenkssekretion bei Schussbrüchen. Weiters beschäftigte er sich mit Wundinfektionen. 1877 erschien dazu seine Monografie „Die chirurgische Behandlung der Wunden“, 1879 „Aus der chirurgischen Klinik der Militärärzte“, 1880 „Über Desinfektion im Kriege“, 1882 „Zur Chloroformnarkose“ und 1885 „Die moderne Chirurgie in ihrer Theorie und Praxis“.

Militär-Sanitätsreform-Kommission, Josephinum, Mitbegründer der Allgemeinen Poliklinik

Zunächst erfolgte im Jahr 1868 nach seiner Habilitation die Ernennung Neudörfers zum Privatdozenten der allgemeinen und klinischen Chirurgie an der Universität Wien. Im selben Jahr wurde er als Mitglied der Militär-Sanitäts-Reform-Kommission eingesetzt, in der er sich für die Schließung des Josephinums einsetzte.[12] Trotzdem wirkte er hier seit 1870 als Lehrbeauftragter für operative Chirurgie und ab 1875 als Chirurg im Rahmen der militärärztlichen Kurse am Josephinum.[13]

1872 gehörte er dem Kreis der Gründungsmitglieder der Allgemeinen Poliklinik in Wien an und übernahm die Leitung der Chirurgischen Abteilung an der Klinik.[14] 1873 wurde das Verlangen des k.u.k. Kriegsministeriums nach einer Ernennung von Neudörfers zum a.o. Professor vom medizinischen Doctoren-Kollegium abgelehnt.[15] 1874 erhielt er seine Beförderung zum Stabsarzt.

1878: Bosnien-Herzegowina

1878 nahm er als Operateur und Berater des Armee-Chefarztes an der Okkupation Bosnien-Herzegowinas teil.[16]

Nachdem er 1883 zum Sanitätschef des 9. Armeekorps in Josefstadt und 1886 zum Sanitätschef des 5. Armeekorps in Pressburg bestellt worden war, schied Neudörfer 1887 aus der Armee aus, trat in den Ruhestand und erhielt den Titel eines Generalstabsarztes.[17] Seine Tätigkeit an der Poliklinik führte er ab 1891 bis 1895 weiter. In diesen Jahren publizierte er 1888 „Gegenwart und Zukunft der Antiseptik und ihr Verhältnis zur Bakteriologie“ und „Die Impfung als pathogenes, curatives und prophylaktisches Agens“.[18] 1889 erschien von ihm „Die Syphilis“, 1889 „Erfahrungen und Enttäuschungen mit der Ozontherapie“,[19] 1890 „Ueber Spirotherapie“, 1891 „Die lokale Anästhesie“[20] und „Die Aus- und Einrenkungen im Schultergelenk“,[21] sowie 1895 „Behring´s Heilserum und das Wasserstoffsuperoxyd“. Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich heute in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Volksbildung – Ethische Gesellschaft

Neudörfer unterstützte den Wiener Volksbildungsverein und war dort als Referent tätig. Außerdem war er Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und Redaktionsmitglied der von Karl Bettelheim (1840-1895) herausgegebenen „Medizinisch-chirurgischen Rundschau“. Neudörfer gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Ethischen Gesellschaft in Wien, die für eine Trennung von Staat und Kirche eintrat.

Neudörfer verstarb am 20. Mai 1898 in Abbazia (Opatija, Kroatien).

Quellen:

Taufmatriken, Rk., Erzdiözese Wien, 3. Landstraße, St. Rochus, Taufbuch 01-34, 1851, Folio 117, Neudörfer Ignaz Joseph.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-175a, Neudörfer Ignaz (Rigorosum Datum: 1855).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 181-169, Neudörfer Ignaz (Promotion Datum: 3.8.1855).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 181-102, Neudörfer Ignaz (Promotion Datum: 19.1.1856).

ÖStA, AVA, Unterricht UM, Allg. Akten, 1210.16 Neudörfer Ignaz, Professorenakt, 1856-1863.

ÖStA, AVA, Unterricht UM, Allg. Akten, 628.30 Neudörfer Ignaz, Professorenakt, 1868-1887.

Literatur:

Neudörfer, Ignaz Joseph: Mitteilungen aus der chirurgischen Klinik in Olmütz. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: 1858.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 40376]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Über Hydrocephalus externus chronicus aquisitus. Vorgetragen in der Section für Physiologie und Pathologie der k.k. Gesellschaft der Ärzte am 2. Jänner 1857. Sonderdruck aus: Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien. Wien: Druck von Carl Gerold’s Sohn 1857.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Aus dem feldärztlichen Berichte über die Verwundeten in Schleswig. Berlin: Sittenfeld 1864.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 33431]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Handbuch der Kriegschirurgie. Leipzig: Vogel 1864-1872.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8068]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Die Endresultate der Gelenksresektion. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Druck von F.B. Geitler 1871.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Die chirurgische Behandlung der Wunden. Wien: Braumüller 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29151]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Aus der chirurgischen Klinik der Militärärzte. Wien: Braumüller 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29190]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Über Desinfektion im Kriege. Vortrag, gehalten im Militärwiss. Vereine zu Wien am 13. Februar 1880. Sonderdruck aus: Organ des Militärwiss. Vereines. Wien: Verlag des Militärwiss. Vereines 1880.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46838]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Zur Chloroformnarkose. Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Leipzig: 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29148]

Neudörfer, Ignaz Jospeh: Die moderne Chirurgie in ihrer Theorie und Praxis. Wien: Braumüller 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29191]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Gegenwart und Zukunft der Antiseptik und ihr Verhältnis zur Bakteriologie. Sonderdruck aus: Klinische Zeit- und Streitfragen. Wien: 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 13492/2,1]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Die Impfung als pathogenes, curatives und prophylaktisches Agens. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörfer, Ignaz Jospeh: Die Syphilis. Sonderdruck aus: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Ueber Spirotherapie. Vortrag, gehalten in der Sitzung der k.k. Gesellschaft der Aerzte in Wien, am 14. März 1890. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alferd Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörger, Ignaz Joseph: Behring´s Heilserum und das Wasserstoffsuperoxyd. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1859, Sp. 557.

[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 17.7.1860, S. 234.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1864, Sp. 157.

[4] Wiener Zeitung, 16.9.1864, S. 1.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1864, Sp. 607. Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 20.12.1864, S. 412.

[6] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 15.8.1864, S. 271.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 68, 1866, Sp. 1094.

[8] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 44, 1867, Sp. 704.

[9] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr.,33, 1867, Sp. 525.

[10] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 11, 1867, Sp. 161-165,

[11] Der Militärarzt, 1875, Sp. 132-133

[12] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 8.9.1868, S. 6.

[13] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 31, 1875, Sp. 725-726.

[14] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 1, 1872, Sp. 20.

[15] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 4, 1873, Sp. 94.

[16] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 37, 1878, Sp. 1006.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 23, 1887, Sp. 737.

[18] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1888, S. 299-304.

[19] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 20, 1889, Sp. 833-835; Nr. 21, 1889, Sp. 873-876.

[20] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 31, 1891, S. 1177-1180; Nr. 32, 1891, Sp. 1221-1224; Nr. 33, 1891, Sp. 1265-1268.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 40, 1891, Sp. 1601-1605; Nr. 41, 1891, Sp. 1649-1651; Nr. 42, 1891, Sp. 1689-1692; Nr. 43, 1891, Sp. 1733-1736.

[1] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, 1855, S. 584.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 40, 1857, Sp. 733.

Normdaten (Person): Neudörfer, Ignaz Joseph: BBL: 46611; GND: 116952814

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [324]: Bienenstock, Walther – Inspektionsarzt an der Wiener Börse, NS-Verfolgter

Bienenstock, Walther – Inspektionsarzt an der Wiener Börse, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.03.2025

Keywords: Arzt, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Walther (Walter) David Bienenstock wurde am 7. Juli 1867 in Brügge in Belgien, als Sohn von Isaac Bienenstock (1833-1914) und Amalie Spitzer (1833-1912) geboren.

Nachdem Bienenstock 1885 in Wien maturiert hatte, studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 6. Juni 1891. Anschließend arbeitete er als Aspirant an der Wiener Allgemeinen Poliklinik[1] und von 1894 bis 1899 als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus Wien. Nebenbei führte er seine private Arztpraxis in Wien, Leopoldstadt, in der Lichtenauergasse 12, später in der Adlergasse 8, in Wien 1,[2] und ab 1900 in der Wipplingerstraße 18, wo er auch bis 1939 wohnhaft war. Im Jahr 1902 veröffentlichte er den Aufsatz „Mittel und Wege zur Einschränkung der Geschlechtskrankheiten“.

Im Ersten Weltkrieg diente Bienenstock als Oberarzt und wurde 1915 zum Regimentsarzt bei der Landwehr ernannt. Anschließend war er im Landsturmbataillon Nr. 232 in Galizien tätig[3] und erhielt für seine Verdienste hohe Dekorationen. 1915 wurde ihm das goldene Verdienstkreuz mit Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille verliehen, gefolgt vom Eisernen Kreuz im Jahr 1917.[4] Während des Krieges publizierte er 1915 „Zur Behandlung der Furunkulose[5] und 1916 „Improvisation eines Heißluftapparates im Feld“.

Nach seiner Rückkehr nach Wien im Jänner 1918, nach mehr als dreieinhalb Jahren im Kriegsdienst, führte er seine private Arztpraxis weiter und wurde im Februar 1918 mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet.[6]

Arzt an der Wiener Börse

Im Jahr 1924 wurde er zum Inspektionsarzt an der Wiener Börse bestellt.[7] 1932 erschien von ihm der Aufsatz „Zur Organisation der Psychopathen-Fürsorge in Österreich“, der auf seinen Vortrag im April 1932 im Verein für Psychiatrie und Neurologie basierte.

Bienenstock war Mitglied des Vereins der Ärzte des I. Wiener Gemeindebezirkes, wo er Teil der Vereinsorgane war,[8] der Wiener Laryngologischen Gesellschaft, seit 1897 Mitglied des Wiener Medizinischen Clubs,[9] und seit 1912 Mitglied der Gesellschaft für Physikalische Medizin.[10] 1917 erfolgte seine Ernennung zum Medizinalrat.[11] Darüber hinaus war er seit 1919 Mitglied der Loge Eintracht der B’nai Brith und unterstützendes Mitglied des Allgemeinen Frauenvereins.[12]

Bienenstock wurde wegen seiner jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ von den Nationalsozialisten verfolgt. Er verstarb am 30. September 1938 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 2.10.1938, S. 29.

Quellen:

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl.26.326, Bienenstock Walther.

Matriken der IKG Wien, Friedhofsdatenbank, Bienenstock Walther.

Literatur:

Bienenstock, Walther: Mittel und Wege zur Einschränkung der Geschlechtskrankheiten. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenstock, Walther: Improvisation eines Heißluftapparates im Feld. Sonderdruck aus: „Militärwesen“ aus Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenstock, Walther: Zur Organisation der Psychopathen-Fürsorge in Österreich. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Jahresbericht der […] Allgemeinen Poliklinik in Wien für 1891, Wien 1892, S. 19.

[2] Wiener Allgemeine Zeitung, 26.2.1899, S. 6.

[3] Neue Freie Presse, 9.4.1915, S. 11.

[4] Illustriertes Wiener Extrablatt, 16.11.1915, S. 8; Neues Wiener Journal, 6.10.1917, S. 6.

[5] Der Militärarzt, Nr. 16, 1915, Sp. 266-267.

[6] Neue Freie Presse, 2.2.1918, S. 10.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 11.5.1924, S. 16.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1907, Sp. 106.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 27, 1897, S. 660.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1912, Sp. 1508.

[11] Medizinische Klinik, Nr. 43, 1917, S. 1154.

[12] Neues Frauenleben, Nr. 7, 1905, S. 22.

Normdaten (Person): Bienenstock, Walther: BBL: 46609; GND: 1361358084;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [322]: Fleischmann, Walter – Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, NS-Verfolgter

Fleischmann, Walter – Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 17.03.2025

Keywords: Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Walter Fleischmann wurde als Sohn des Gynäkologen Carl Fleischmann und Mathilde Fleischmann am 10. Dezember 1896 in Wien geboren. Er war in erster Ehe seit 1923 mit Gertrude Fodor (1899-1947), seit 1933 in zweiter Ehe mit Gertrude Fürth (1899-1990) und zuletzt seit 1948 mit Susanne Kann (1904-1996), der Schwester Historikers Robert Adolf Kann (1906-1981), verheiratet.

Fleischmann studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 10. Oktober 1922. Im selben Jahr publizierte er gemeinsam mit Otto Fürth (1867-1938) „Über die Ermittelung des Tyrosingehaltes von Proteinen“. Nach seinem Studium arbeitete er am Physiologischen Institut der Universität Wien, wo er zahlreiche Arbeiten publizierte u.a. 1925 „Gibt es eine Wirkung des Lichtes auf die Phagocytose“, 1926 „Zur Frage der Beeinflussung der Phagocytose durch das Hormon der Schilddrüse“, 1927 „Über den Stoffwechsel und Leucocyten“, 1928 „Die physiologischen Lebenserscheinungen der Leukocytenzellen“, „Untersuchungen zur Frage der Permeabilität pflanzlicher und tierischer Zellmembranen für Kohlehydrate“, „Über das Vorkommen von Lipase in polymorphkernigen Leucocyten“, 1929 „Über die Permeabilität der Leukocyten für Ionen“, 1931 „Zur Prüfung der Vitalität von Leukocyten mittels Farbstoffen“ 1933 „Pathologische Physiologie des Stoffwechsels weißer Blutzellen[1] und 1937 „Vergleichende Physiologie der inneren Sekretion“.

1931 habilitierte er sich als Dozent für Physiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.[2] Fleischmann verband seine wissenschaftliche Arbeit mit seinem Engagement als Volksbildner, vor allem als Referent in den Wiener Volksbildungseinrichtungen, zuletzt am 2. März 1938 in der Volkshochschule in Wien Ottakring.[3]

Walter Fleischmann war wie seine Familie jüdischer Herkunft und musste nach dem „Anschluss“ im März 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen.

Indexes to Naturalization Petitions to the U.S. Circuit and District Courts for Maryland

Er reiste im März 1938 aus Österreich nach England aus und gelangte im Juli 1938 über Havanna, Kuba, mit der S.S. T.E.L. Oriente nach New York. Er ließ sich zunächst in Baltimore, Maryland nieder und nahm die US-Staatsbürgerschaft an. Hier arbeitete er an der Johns Hopkins University und während des Krieges am Johns Hopkins Hospital. Darüber hinaus forschte er am Army Chemical Center in Edgewood. Daneben arbeitete er als Pathologe an verschiedenen Spitälern wie am Veterans Administration Hospital in Oteen, New York, und Memphis. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand war er als Leiter der Laboratory Services in Johnson City, Tennessee tätig. Fleischmann nahm in den USA auch seine wissenschaftliche Publikationsarbeit wieder auf, u.a. veröffentlichte er 1941 im Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism „Hypothyroidism in Childhood“ und 1951 „Comparative Physiology of the Thyroid and Parathyroid Glands“ und war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Organisationen wie der American Medical Association, der Tri-Country Medical Society, der American Physiological Society und Fellow Emeritus des American College of Pathologists.

Walter Fleischmann verstarb am 19. März 1979 in Johnson City, Tennessee, USA.[4]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1896, Fleischmann Walter.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0762, Fleischmann Walter (Nationalien Datum: 1918/19).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0161, Fleischmann Walter (Rigorosum Datum: 3.7.1922).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1186, Fleischmann Walter (Promotion Datum: 10.7.1922).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalblätter S 304, Senat S 304.277 Fleischmann Walter

UAW, Medizinische Fakultät, Dekanat, Zl. 1073/1937/38, Fleischmann Walter.

Indexes to Naturalization Petitions to the U.S. Circuit and District Courts for Maryland, 1797-1951; Maryland, Naturalization Indexes, 1797-1951, Entry for Walter Fleischmann, 1943. U.S., Federal Naturalization Records, Fleischmann Walter.

Philadelphia, Pennsylvania, United States Aufzeichnungen, Aufnahme 2631 von 3244; United States. National Archives and Records Administration. Mid Atlantic Region, Fleischmann Walter.

United States, Social Security Death Index, Fleischmann Walter, Mar 1979; citing U.S. Social Security Administration, Death Master File, database (Alexandria, Virginia: National Technical Information Service, ongoing).

Literatur:

Fürth, Otto von und Walter Fleischmann: Über die Ermittelung des Tyrosingehaltes von Proteinen. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Gibt es eine Wirkung des Lichtes auf die Phagocytose. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Zur Frage der Beeinflussung der Phagocytose durch das Hormon der Schilddrüse. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter und Fritz Kubowitz: Über den Stoffwechsel und Leucocyten. Aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie, Berlin-Dahlem. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Braunschweig: Druck von Friedrich Vieweg & Sohn 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Die physiologischen Lebenserscheinungen der Leukocytenzellen. Sonderdruck aus: Ergebnisse der Physiologie. München: Verlag von J.F. Bergmann 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Untersuchungen zur Frage der Permeabilität pflanzlicher und tierischer Zellmembranen für Kohlehydrate. Aus dem physiologischen Institut der Universität Kiel. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Leipzig: Druck der Spamerschen Buchdruckerei 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Über das Vorkommen von Lipase in polymorphkernigen Leucocyten. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Über die Permeabilität der Leukocyten für Ionen. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pfüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Leipzig: Druck der Spamerschen Buchdruckerei 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Zur Prüfung der Vitalität von Leukocyten mittels Farbstoffen. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien und der chirurgischen Abteilung am Krankenhaus Wieden in Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. München: Verlag von J.F. Bergmann 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Vergleichende Physiologie der inneren Sekretion. Wien: Perles 1937.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21180]

Fleischmann, Walter: Comparative Physiology of the Thyroid and Parathyroid Glands. (=American lecture series/118). Springfield/Ill: Thomas 1951.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 30765/118]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1933, S. 215-217.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1931, S. 1111.

[3] Die Stunde, 1.3.1938, S. 3.

[4] Johnson City Press, 25.3.1979, S. 2.

Normdaten (Person): Fleischmann, Walter: BBL: 46605; GND: 1252259182;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [321]: Fleischmann, Carl – Gynäkologe, NS-Verfolgter

Fleischmann, Carl – Gynäkologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 17.03. 2025

Keywords: Gynäkologe, Rothschild-Spital, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Carl (Karl) Fleischmann wurde am 30. März 1859 als Sohn von Isak Fleischmann und Rosalia, geborene Glück, in Bukowa, Bezirk Pribram, in Böhmen (heute: Buková u Příbramě, Tschechische Republik) geboren. Seit 1895 war er mit Mathilde Wetzler (1872-1972) verheiratet, der Tochter des Industriellen und Mitglieds des Herrenhauses im österreichischen Reichsrat, Bernhard Wetzler (1839-1922). Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, darunter der spätere Mediziner Walter Fleischmann (1896-1979).

Fleischmann absolvierte 1876 das Gymnasium in Prag und begann anschließend an der Deutschen Universität in Prag ein Studium der Medizin, das er am 14. Jänner 1882 mit der Promotion anschloss. Von Jänner 1881 bis Dezember 1882 arbeitete er als Assistent an der geburtshilflichen Klinik unter Professor August Breisky (1832-1889). Danach war er von Jänner 1883 bis Dezember 1883 in Wien als Operateur bei Carl Gussenbauer (1842-1903) und darauf von Jänner 1884 bis Dezember 1886 wieder in Prag als Assistent bei Breisky tätig.

In diesen Jahren publizierte er „Ein Geburtsfall bei osteomalacischen Becken“, „Ein Fall von schräg-verengtem Becken“, „Vier Kaiserschnitte“, „Fall von gestielten Scheidenhämatom bei einer Schwangeren“, „Zwei Fälle von Anwendung des constanten Stromes zur Einleitung der künstlichen Frühgeburt“, „Einer Bildungsanomalie des Hymens“, „Geburt bei hochgradiger Muskelatrophie (Paralysis myosclerotica cum atrophia musculorum“ und „Tödliche Sublimatvergiftung nach einer zweimaligen Scheidenausspülung“. Fleischmann folgte Breisky, der Ende 1886 nach Wien berufen wurde, an die II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus nach, und führte daneben als Gynäkologe eine Arztpraxis. Während dieser Zeit veröffentlichte er „Sind Quellstifte notwendig?“, „Zur Kenntnis des Trichterbeckens“, und „Zur Kasuistik des Puerperalfiebers“.

Im Mai 1902 trat Fleisch als Primarius in die gynäkologische Abteilung des gerade eröffneten Rothschild-Spitals ein. Zischen 1910[1] und 1923[2] hatte er die Position eines Direktors des Spitals inne und war anschließend bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1930 wieder an der gynäkologischen Abteilung tätig.[3]

In diesen Funktionen publizierte er „Perinaeotomia mediana“, „Beitrag zur Frage der Spontanheilung des Chorionepithelioms“, „Zur Anatomie der Atmokausis“, „Unerwartete Rezidivfreiheit nach unvollständiger Operation des Gebärmutterkrebses“, „Beitrag zur operativen Myombehandlung“, „Beitrag zur operativen Behandlung der Uterusmyome“, „Myomentwicklung nach Ovarientransplantation“, „Bösartige Neubildungen im Cervixstumpfe nach supravaginaker Amputation des Uterus“, „Ist die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft bei angeborenen, erblichen Star oder bei Gehirntumor berechtigt?“. Seine Arztpraxis legte er Ende 1937 nieder.

Karl Fleischmann, Die Stunde, 4.4.1930, S. 3.

Fleischmann war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankheiten und der Gynäkologischen Gesellschaft. Weiters war er seit 1911 Mitglied der Loge Eintracht der B’nai Brith, sowie Mitglied des Kuratorium der Nathaniel Freiherr von Rothschild’schen Stiftung für Nervenkranke, Unterstützer des Israelitischen Frauen-Wohlthätigkeits-Vereins im Bezirke Alsergrund in Wien[4] und der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvalide.[5]

Anlässlich seiner Pensionierung erhielt er 1930 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.[6]

Fleischmann und seine Familie waren wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Ihm und seiner Familie gelang im September 1938 die Flucht nach Großbritannien, wo er bis zu seinem Tod in der Nähe von London lebte. Er verstarb im Jänner 1941 in Surrey, England.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1895, Fleischmann Carl, Glück Rosalia.

Literatur:

Fleischmann, Carl: Ein Geburtsfall bei osteomalacischen Becken. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Druck von Heinr. Mercy 1883.

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Fleischmann, Carl: Ein Fall von schräg-verengtem Becken. Aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Hofraths Prof. Breisky. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Druck von Heinr. Mercy 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Vier Kaiserschnitte – eine Bildungsanomalie des Hymens: Mittheilungen aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Prag: Druck der k.k. Hofbuchdruckerei A. Haase 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Fall von gestielten Scheidenhämatom bei einer Schwangeren. Mittheilungen aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Druck von Heinr. Mercy 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Zwei Fälle von Anwendung des constanten Stromes zur Einleitung der künstlichen Frühgeburt. Aus der geburtshülflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1886.

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Fleischmann, Carl: Eine Bildungsanomalie des Hymens. Aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Prag: Druck der k.k. Hofbuchdruckerei A. Haase 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Geburt bei hochgradiger Muskelatrophie (Paralysis myosclerotica cum atrophia musculorum). Mittheilung aus der geburtshilflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. Berlin: Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1886.

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Fleischmann, Carl: Tödliche Sublimatvergiftung nach einer zweimaligen Scheidenausspülung. Mittheilung aus der geburtshülflichen Klinik des Herrn Prof. Breisky in Prag. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1886.

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Fleischmann, Carl: Sind Quellstifte notwendig? Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Zur Kenntniss des Trichterbeckens. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Prag: Druck der k.k. Hofbuchdruckerei A. Haase 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Zur Kasuistik des Puerperalfiebers. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Druck der k. Wiener Zeitung 1888.

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Fleischmann, Carl: Perinaeotomia mediana. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Kratz, Helf & Comp. 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Beitrag zur Frage der Spontanheilung des Chorionepithelioms. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Zur Anatomie der Atmokausis. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Unerwartete Rezidivfreiheit nach unvollständiger Operation des Gebärmutterkrebses. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Beitrag zur operativen Myombehandlung. Aus der gynäkologischen Abteilung des Spitales der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Beitrag zur operativen Behandlung der Uterusmyome. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhandlung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Myomentwicklung nach Ovarientransplantation. Aus der gynäkologischen Abteilung des Spitales der israelitischen Kultusgemeinde in Wien (Rothschild-Spital). Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Bösartige Neubildungen im Cervixstumpfe nach supravaginaker Amputation des Uterus. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Carl: Ist die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft bei angeborenen, erblichen Star oder bei Gehirntumor berechtigt? Aus der gynäkologischen Abteilung des Spitales der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologoie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 29.11.1910, S. 528.

[2] Neue Freie Presse, 26.10.1923, S. 7.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 3, 1902, S. 77.

[4] Jahresbericht des Frauenhort israelitischer Frauen-Wohlthätigkeits-Verein im Bezirke Alsergrund in Wien, Wien 1900, S. 21.

[5] Neue Freie Presse, 14.1.1916, S. 9.

[6] Wiener Zeitung, 20.7.1930, S. 1.

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#SHOWCASE UB: Zum Internationalen Frauentag am 8. März: „Petition um Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium und um Freigebung der ärztlichen Praxis an weibliche Doctoren“

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Ub MedUni Wien ist mit über einer halben Million Bände die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs. Neben rezenter Literatur zur Geschichte der Medizin gibt es acht historisch sehr wertvolle Bibliotheken mit Beständen aus 6 Jahrhunderten (15.-20. Jhdt.).

Wir präsentieren im Lesesaal der Universitätsbibliothek zu den Öffnungszeiten im #SHOWCASE UB folgende Publikationen zum Internationalen Frauentag am 8. März.

Ort: Lesesaal der Universitätsbibliothek der MedUni Wien (im AKH Wien)

Dauer der Ausstellung: 07.03 bis 10.10.2025

zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Ausgestellte Bücher im #Showcase UB:

Petition um Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium und um Freigebung der ärztlichen Praxis an weibliche Doktoren. Hg.: Allgemeiner Österreichischer Frauenverein. Wien: 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 69132]

„Am 26. Oktober 1895 beschloss der Allgemeine Österreichische Frauenverein (AÖFV) in einer im Gemeindehaus in Wien-Währing abgehaltenen Versammlung eine „Petition um Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium und um Freigebung der ärztlichen Praxis an weibliche Doctoren“ sowie die Sammlung von Unterzeichnerinnen der Petition, um damit nachdrücklich das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrates zu befassen.

Der Petition angeschlossen war ein „Aufruf an die Frauen“ zur Leistung von Unterschriften.

Die Petition unterzeichneten die Präsidentin und Mitbegründerin des 1893 gegründeten Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins, die Lehrerin Auguste Fickert (1855-1910), die Vizepräsidentin Marie Lang (1858-1934) und die zweite Vizepräsidentin und Mitbegründerin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit Rosa Mayreder (1858-1938).

Nach Annahme der Petition kam es in den nächsten Monaten bis in das Jahr 1896 hinein zur Sammlung der Unterschriften. Insgesamt wurden zirka 6.000 Unterschriften zusammengetragen.weiterlesen

Kerschbaum-Putjata, Rosa: Professor Albert und die weiblichen Aerzte. Sonderdruck aus: Neue Revue. Wien: Buchdruckerei „Reichswehr“ G. David & M. Keitz 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31686]

Kronfeld, Ernst Moritz: Die Frauen und die Medicin. Professor Albert zur Antwort. Zugleich eine Darstellung der ganzen Frage. Wien: Konegen 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 18979a]

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [320]: Engländer, Martin – Facharzt für Innere Medizin, NS-Verfolgter

Engländer, Martin – Facharzt für Innere Medizin, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.02.2025

Keywords: Internist, Medizingeschichte, Wien

Martin Engländer wurde am 20. Dezember 1868 in Rozgony in Ungarn (heute: Rozhanovce/Slowakei) geboren. Er studierte Medizin an der Universität Wien und promovierte am 2. April 1900. Während seiner Studienzeit engagierte er sich als Vorstandsmitglied im Medizinischen Unterstützungsverein[1] und in der jüdisch akademischen Lesehalle, wo er im Juni 1896 über die Naturforscher Gebrüder Humboldt und ihren jüdischen Freundeskreis referierte.[2] Nach seiner Promotion arbeitete als praktischer Arzt in Wien 9, Lazarettgasse 3, und danach bis 1938 als Facharzt für Innere Medizin in Wien 1, Augustinerstraße 2.

Martin Engländer war ein früher Anhänger von Theodor Herzl (1860-1904) und der zionistischen Bewegung. In den ersten Jahren nach seinem Studium widmete er sich der Untersuchung spezifischer Prädispositionen bei Juden für bestimmte Krankheiten. Im Jahr 1902 veröffentlichte er dazu den Aufsatz „Die auffallend häufigen Krankheitsescheinungen der jüdischen Rasse“, in dem er verschiedene Formen nervöser Störungen, eine erhöhte Morbidität und Diabetes diagnostizierte, die er auf die Lebensbedingungen u.a. im Ghetto, bzw. in Städten zurückführte.

Im Jahr 1906 präsentierte er auf dem 23. Kongress für Innere Medizin in München ein Referat mit dem Titel „Diagnostische Bedeutung des Prozentischen Eiweissgehaltes (Minima und Maxima) der Aszitesflüssigkeiten“. Zwei Jahre später, 1908, hielt er einen Vortrag auf der internationalen Tuberkulosekonferenz in Philadelphia, der unter dem Titel „Die subfebrilen Temperaturen in der Diagnostik und Therapie der Lungentuberkulose“ veröffentlicht wurde. 1909 erschien von ihm „Zur klinischen Differenzierung des pritonealen Transsudates“, 1910 „Therapie der Fettleibigkeit“,[3] 1912 „Die Alteration der Blutbeschaffenheit bei Morbus Brighti“, 1914 „Hochgradiger Meteorismus bei einem Falle mit Aortitis luetica“,[4] 1925 „Zur biologischen Bedeutung des Jods im Schilddrüsenhormon. I. Teil“, und 1929 „Über Hypothyreosen und ihre Behandlung mit Mikrojoddosen“. Weiters entwickelte er mit dem Urinthermometer ein Verfahren zur Bestimmung der Körpertemperatur.

Am Ersten Weltkrieg nahm Engländer als landsturmpflichtiger Zivilarzt und Chefarzt des Epidemie-Spitals in Kagran in Wien und danach als Leiter des Kriegsepidemie-Spitals in Baden bei Wien teil.[5]

Engländer war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und trat 1905 der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien bei.[6] Zudem war er Mitglied der Gesellschaft für Physikalische Medizin und seit 1925 des Vereines Österreichischer Chemiker in Wien.[7] 1932 erhielt er das Offizierskreuz des rumänischen Kronenordens verliehen.[8] Er war Vorstandsmitglied des Mädchen- und Frauenvereins „Bikur-Chaulim“[9] und gehörte der akademischen jüdischen Verbindung J.A.V. Unitas an. Als Vertreter dieser Verbindung nahm er 1908 am Parteitag der westösterreichischen Zionisten in Brünn teil.[10] Engländer war weiters in der Volksbildung aktiv und hielt Vorträge in jüdischen Einrichtungen, darunter im „Jüdischen Bildungsheim“, sowie in den verschiedenen Volksbildungseinrichtungen in Wien.

Engländer war 1938 in Wien 1, Augustinerstraße 2, wohnhaft und wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Er verstarb am 19. Jänner 1941 im Gerichtsmedizinischen Institut in Wien.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0512, Engländer Martin (Nationalien Datum 1898/99).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-057b, Engländer Martin (Rigorosum Datum 28.3.1900).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0413, Engländer Martin (Promotion Datum 2.4.1900).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Engländer Martin.

Literatur:

Engländer, Martin: Die auffallend häufigen Krankheitserscheinungen der jüdischen Rasse. Wien: Pollak 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-4037]

Engländer, Martin: Diagnostische Bedeutung des Prozentischen Eiweissgehaltes (Minima und Maxima) der Aszitesflüssigkeiten. (Mit 2 Tabellen im Texte). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engländer, Martin: Die subfebrilen Temperaturen in der Diagnostik und Therapie der Lungentuberkulose. Aus der Heilanstalt Alland, N.-Österr. (Direktor: Doz. Dr. Sorge). Sonderdruck aus: Beiträge zur Klinik der Tuberkulose und spezifischen Tuberkulose-Forschung. Würzburg: A. Stuber’s Verlag o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engländer, Martin: Zur klinischen Differenzierung des pritonealen Transsudates. Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engländer, Martin: Die Alteration der Blutbeschaffenheit bei Morbus Brighti. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engländer, Martin: Zur biologischen Bedeutung des Jods im Schilddrüsenhormon. I. Teil. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Neues Wiener Journal, 20.11.1897, S. 5.

[2] Die Neuzeit, 26.6.1896, S. 271.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1910, Sp. 108.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1914, Sp. 1275-1277.

[5] Badener Zeitung, 27.10.1915, S. 3.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1905, Sp. 102.

[7] Österreichische Chemiker-Zeitung, Nr. 24, 1925, Seite 7.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1932, S. 70.

[9] Die Neuzeit, 9.10.1903, S. 456.

[10] Jüdische Volksstimme, 1.7.1908, S. 3.

Normdaten (Person): Engländer, Martin: BBL: 46601; GND: 128087099;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 46601 (26.02.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=46601

Letzte Aktualisierung: 2025 02 26

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [319]: Weil, Moritz – Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, NS-Verfolgter

Weil, Moritz – Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 19.02.2025

Keywords: Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, Abteilungsvorstand am Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Moritz (Moriz) Weil wurde am 26. Juni 1860 als Sohn von Ignaz Weil und Therese Taube (1825-1910), geborene Elias, in Eisenstadt in Westungarn (heute: Burgenland) geboren. Er war seit 1890 mit der aus Neudörfl bei Mattersburg stammenden Leopoldine Wolf (1866-1939) verheiratet. Sie hatten die fünf Kinder, Hilda (1891, ermordet Stutthof, Ravensbrück), Grete (1893-1904), Olga (1894-1969), Erich (1898-1928) und Ida (1896-1928), die mit dem Schriftsteller Leo Perutz verehelicht war.

Weil studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 19. Juli 1884. Danach arbeitete er an der I. Chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Josef Weinlechner (1829-1906), wo auch der mit ihm befreundete Arthur Schnitzler (1862-1931) tätig war.

Daneben führte er eine Facharztpraxis für Hals- und Nasenkrankheiten in Wien 1, Augustinerstraße 12, danach Elisabethstraße 3 und später in Wien, 1 Nibelungengasse 3.

Abteilungsvorstand am Mariahilfer Ambulatorium in Wien (später Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium)

Ab 1892/1893 war er Leiter der Abteilung für Hals- Nasen- und Brusterkrankungen in dem 1874 von praktischen Ärzten zur unentgeltlichen medizinischen Versorgung der unbemittelten Bevölkerung in den westlichen Industriebezirken Wiens gegründeten Heilanstalt Mariahilfer Ambulatorium, dem späteren Kaiser Franz Josephs-Ambulatorium. Hier arbeitete neben Maximilian Sternberg (1863-1934) und Emil Jahoda (1859-1934) auch der Dermatologe Alfred Perutz (1885-1934). Weil beschäftigte sich hier mit der Behandlung der Nebenhöhlen, des Kehlkopfkarzinoms und der Verbesserung der Nasenoperationen und verfasste dazu zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten darunter „Ein Fall von Lymphangioma cavernosum der hinteren Rachenwand“, 1897 „Zur Pathologie und Therapie der Eiterungen der Nasennebenhöhlen, insbesondere der Kieferhöhle“, 1907 „Bemerkungen über die Anwendung der Saugtherapie bei Naseneiterungen“,[1] 1914 „Querschuß durch den Gesichtsschädel“,[2] 1924 „Zur Anwendung des Antipyrins bei Kehlkopftuberkulose“,[3] 1927 „Zur Technik der Abtragung endolaryngealer Tumoren“,[4] 1931 „Über die Lokalbehandlung der Rhinitis vasomotoria[5] oder 1932 „Über primäres Pharynxerysipel[6].

1899 engagierte er sich zusammen mit Maximilian Sternberg in der Planung und Umsiedlung des Ambulatoriums nach Wien 6, Sandwirtgasse 3. 1912 wurde er von der Plenarversammlung zum Vizedirektor des Mariahilfer Ambulatoriums gewählt (ab 1912 „Kaiser-Franz-Joseph-Ambulatorium“).[7] 1924 verfasste er einen Artikel zur Geschichte des Ambulatoriums.[8]

Weil war seit 1893 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[9] sowie der Wiener laryngologischen Gesellschaft, deren Mitbegründer er 1894 war.

Moriz Weil und seine Familie wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Er verstarb am 4. Juni 1938 in Wien an seiner Arbeitsstätte, dem Kaiser-Franz-Joseph-Ambulatorium.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 5. Juni 1938, S. 26.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0141a, Weil Moriz (Nationalien 1878/79).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-1590, Weil Moriz (Promotion 19.7.1884).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Weil Moriz Dr.

Literatur:

Weil, Moritz: Ein Fall von Lymphangioma cavernosum der hinteren Rachenwand. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. O.O: o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weil, Moritz: Zur Pathologie und Therapie der Eiterungen der Nasennebenhöhlen, insbesondere der Kieferhöhle. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 26, 1907, Sp. 1273-1277; Nr. 27, 1907, Sp. 1334-1336; Nr. 28, 1907, Sp. 1388-1391.

[2] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 11, 1914, S. 1319-1320.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 47, 1924, Sp. 2522-2524.

[4] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 5, 1927, S. 570-571.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1931, S. 1605-1607; Nr. 51, 1931, S.

[6] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 2, 1932, S. 148-150

[7] Neue Freie Presse, 3.7.1912, S. 8.1689-1690.

[8] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 13.11.1924, S. 8.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 13, 1893, S. 242.

Normdaten (Person): Weil, Moritz: BBL: 46599; GND: 1140055860;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 46599 (18.02.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=46599

Letzte Aktualisierung: 18.02.2025

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