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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [293]: Clar, Franz – Kinderarzt in Wien und Graz, Professor für Allgemeine Pathologie, Therapie, Pharmakologie und Pharmakognosie an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz

Clar, Franz – Kinderarzt in Wien und Graz, Professor für Allgemeine Pathologie, Therapie, Pharmakologie und Pharmakognosie an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 18.07.2024

Keywords: Kinderarzt, Pathologe, Pharmakologe, Pharmakognostiker, Medizingeschichte, Wien, Graz

Franz Clar wurde am 13. Dezember 1812 in Herreskretschen bei Jonsdorf in Böhmen (heute: Janov u Hřenska/Tschechien) geboren. Er war mit Theresia Clar (1820-1856) verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn war der Balneologe und Geologe Conrad Clar (1844-1904).

Clar studierte ab 1835 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 30. März 1840 zum Doktor der gesamten Heilkunde und am 17. April 1842 zum Doktor der Chirurgie. 1840 erhielt er eine Sekundararztstelle am Wiener Allgemeinen Krankenhaus und ergänzte seine Ausbildung in Pathologie bei Carl Freiherr von Rokitansky (1804-1878). Daneben arbeitete er zwischen 1843 und 1847 als praktischer Arzt in Wien sowie bis 1851 als Sekundararzt im Findelhaus in Wien. Hier publizierte er 1850 „Ueber Dr. Grün’s Abortivheilmethode neonatorum und das seit Anfang 1848 an der Wiener Findelanstalt übliche Verfahen“.[1] 1852 folgte die Publikation „Ueber den angeborenen Hirnbruch“. Innerhalb der Gesellschaft der Ärzte, der er seit 1851 als Mitglied angehörte, nahm er an den Sitzungen der Sektion für Therapie teil.[2]

1852 übersiedete er nach Graz, wo er als Assistent im Findelhaus arbeitete und an der Medizinischen Fakultät in Graz als Dozent für Kinderheilkunde lehrte. Mit „Allerhöchster Entschließung“ vom 26. Oktober 1852 erfolgte seine Ernennung zum Professor der Theoretischen Medizin an der Chirurgischen Lehranstalt in Graz,[3] und 1854 zum Professor der Allgemeinen Pathologie, Therapie und Pharmakologie. 1857 fungiert er als Leiter der Ambulatorischen Kinderklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Graz, sowie der Diätischen Heilanstalt. Weiters stand er der Lehrkanzel für Theoretische Medizin an der Chirurgenschule vor, und nach deren Auflösung, der medizinisch-chirurgischen Lehrkanzel der Medizinischen Fakultät in Graz.[4] Von 1863 bis 1876 unterrichtete er am Lehrstuhl für Pharmakologie, Allgemeine Pathologie und Kinderheilkunde an der Medizinischen Fakultät in Graz, nachdem er bereits als Mitglied der im Juli 1863 eingerichteten Kommission zur Errichtung einer Medizinischen Fakultät den der Universität Graz angehört hatte. Nach dieser Bestellung veröffentlichte er 1864 die Monografie „Einige Worte über ärztliche Schule und Praxis“ und 1869 die Monografie „Die Gesundheits-Pflege von Graz. Ansichten und Wünsche“.

Clar war Mitbegründer und Direktor des Vereins für Krippen in Graz, der nach dem Vorbild des Wiener Zentral-Vereins eingerichtet wurde,[5] und 1886 Gründer der Auenbrugger Stiftung, zu dessen Andenken er bereits 1867 die Arbeit „Leopold Auenbrugger. Der Erfinder der Percussion des Brustkorbes und sein Inventum Novum“ verfasste, und mit der erkrankte mittelose Ärzte, sowie Witwen und Waisen eine Unterstützung fanden. Neben seinen zahlreichen caritativen Tätigkeiten war er Mitbegründer des Vereins der Ärzte in Graz sowie des Grazer Kommunalvereines, als dessen Präsident er beiden Vereinen er vorstand.

Grazer Gemeinderat

Clar engagierte sich in den 1860er Jahren in der Grazer Bürgerpartei, 1871 erfolgte seine Wahl in den Gemeinderat. Als Mitglied des Grazer Gemeinderates engagierte er sich für die Verbesserung der sanitären Verhältnisse und brachte u.a. Studien zur Anlage von Schlachthäusern und Friedhöfen ein. Auf einer ihm gehörenden Parganlage am Rainerkogel errichtete er eine Aussichts-Gloriette und überließ das Areal der Grazer Bevölkerung zur freien Benützung.

Clar verstarb am 22. Dezember 1876 in Graz.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 170-117r, Klar Franz (Rigorosum Datum: 1840).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 1751173, Clar Franz (Promotion Datum: 30.3.1840).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-0074, Clar Franz (Promotion Datum: 17.4.1842).

Literatur:

Clar, Franz: Ueber den angebornen Hirnbruch. Mit einer lithographirten Tafel. Zwei Vorträge, gehalten in den wissenschaftlichen Plenarversammlungen des Doctoren-Collegiums der med. Fak. Sonderdruck aus: Zeitschrift der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Wien: Druck von Carl Gerold und Sohn 1851.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Clar, Franz: Leopold Auenbrugger. der Erfinder der Percussion des Brustkorbes und sein Inventum Novum. Sonderdruck aus: Jahresbericht des Vereins der Ärzte in der Steiermark. Graz: Leuschner & Lubensky 1867.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign: BS-009]

Clar, Franz: Beobachtungen über Thymus-Anomalien. Sonderdruck aus: Jahrbuch für Kinderheilkunde und physische Erziehung. Wien: Druck der typogr.-liter.-art. Anstalt (L.C. Zamarski, C. Dittmarsch & Comp.) 1859.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Vierteljahresschrift für praktische Heilkunde, 1. Hauptteil, 1850, S. 112-121.

[2] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Wien 1851, S. 335.

[3] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Wien 1852, S. 568.

[4] Grazer Zeitung, 10.10.1863, S. 9.

[5] Krippen-Kalender für das Jahr 1853; Jahrbuch für Frauen und Mütter, (Hrsg. von der Direktion des Zentral-Vereines für Kostkinder-Beaufsichtigung und Krippen, Wien 1853, S. 43.

Normdaten (Person): Clar, Franz: BBL: 43982; GND: 1075617677;

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Letzte Aktualisierung: 2024 07 18

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [249]: Heinrich Baar – Kinderarzt im St. Anna Kinderspital, Pathologe, NS-Verfolgter: Wien, Birmingham, Maine

Heinrich Baar – Kinderarzt im St. Anna Kinderspital, Pathologe, NS-Verfolgter: Wien, Birmingham, Maine

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 19.10. 2023

Keywords: Heinrich Siegfried Baar, Kinderarzt, Pathologe, NS-Verfolgter, St. Anna Kinderspital, Medizingeschichte, Wien, Birmingham, Maine

Heinrich Siegfried Baar wurde am 15. Februar 1892 in Jagielnica bei Tarnopol in Galizien (heute: Yahilnytsya/Ternopil/Ukraine) als Sohn von Julius Baar (1869-?) und Henriette Ohrenstein (1870-?) geboren. Seit 1921 war er mit der Medizinerin Ida Türkl (23.12.1894 Troppau, gest. 1975 Birmingham/England) verheiratet, mit der er die Tochter Stella Baar (1921-2004) hatte.

Baar studierte, nachdem er die Schule in Tarnopol absolviert hatte, an der Universität Wien Philosophie (Promotion 1914), und arbeitete daneben an der biologischen Station in Lunz am See und an der zoologischen Station Triest. Ab dem Wintersemester 1914/15 studierte er – mit Unterbrechungen wegen seines Militärdienstes – an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 30. Juli 1919 mit seiner Promotion ab.

Danach begann er als Assistent des Kinderarztes und Primarius Romeo Monti (1877-1933) am St. Anna Kinderspital in Wien, und leitete zwischen 1928 und 1938 hier als Vorstand die Ambulanz. Seine wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte lagen auf dem Gebiet der Hämatologie, Infektionskrankheiten und Tetanus.

Oglinda Lumii 1929, S. 558.

Zwischen 1920 und 1937 publizierte er: 1920 gemeinsam mit Matija Ambrozic „Ein Fall von Makrogenitosomia praecox und Nebennierentumor bei einem 3 jährigen Mädchen“, 1921 „Ueber den diagnostischen Wert der Globulinvermehrung im Liquor cerebrospinalis bei Erkrankung des Kindesalters“, 1922 „Zur Kenntnis der lymphatischen Reaktion“, 1924 „Untersuchungen über die pressorische Adrenalinwirkung im Kindesalter“ und „Xanthomatose ohne Hypercholesterinämie bei einem 2 1/4 Jahre alten Knaben“, 1925 „Über den Einfluß von Proteinkörperinjektionen auf den Stoffwechsel des Alkaptonurikers“, 1926 „Adrenalinleukocytose und Asrenalinhypertonie in ihren Wechselbeziehungen“, 1928 veröffentlichte er mit Eugen Stransky (1891-1975 gemeinsam die Arbeit „Die klinische Hämatologie des Kindesalters“, 1932 mit Hans Benedict „Über Scharlach und Masern, sowie Masernproohylaxe auf Scharlachabteilungen“,[1] und 1937 „Über die Feitüchtigkeit bei maligner Diphterie (Zugleich ein Beitrag zur Frage der Alauntoxoid-Immunisierung)“. Weiters o.J. „Über akute aleukozytämische Leukämie im Kindesalter

Baar, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt und im August 1938 aus dem St. Anna Kinderspital entlassen wurde, flüchtete im Dezember 1938 nach England, wo er bis 1957 am Department für Pathologie am Children’s Hospital Birmingham, M.D. Birmingham arbeitete. 1963 erschien in den USA seine Arbeit „Disorders of the blood and blood-forming organs in childhood“.Danach übersiedelte er in die USA, wo er von 1958 bis 1965 am Pineland Hospital und Training Center in Pownal, Maine für die pathologische und klinische Forschung tätig war. 1964 wurde er Founder Fellow am College of Pathologists in London, weiters war er Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Royal Society of Medicine in London.

Baar verstarb am 21. Februar 1967 in Birmingham, England.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0681, Baar Heinrich (Nationalien Datum 1914/15).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 191-1606, Baar Heinrich Siegfried (Promotion Datum: 30.7.1919).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt., VA, Zl. 84 und 85, Baar Heinrich Siegfried.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 2.147, Baar Heinrich.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD 19.909, Baar Heinrich.

WStLA, VEAV, 1.3.2.119.A41, C 336, Bezirk: 7, Baar Heinrich.

Journal of the Main Medical Association, 1967, S. 90.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Ida Baar, 1975.

Find a grave: Baar Heinrich und Ida (Quinton Cemetery, Halesowen, Metropolitan Borough of Dudley, West Midlands, England).

Literatur:

Baar, Heinrich und Matija Ambrozic: Ein Fall von Makrogenitosomia praecox und Nebennierentumor bei einem 3 jährigen Mädchen. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien und dem path.-anatom. Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von Julius Springer 1920.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Ueber den diagnostischen Wert der Globulinvermehrung im Liquor cerebrospinalis bei Erkrankung des Kindesalters. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien (Vorstand: Prim. Dr. Romeo Monti). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller 1921.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Zur Kenntnis der lymphatischen Reaktion. Aus dem St. Anna-Kinderspitale, Direktor: Prim. Dr. Romeo Monti. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Rikola Verlag 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Untersuchungen über die pressorische Adrenalinwirkung im Kindesalter. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien – Primarius: Dr. Romeo Monti. (Mit 2 Abbildungen im Text). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Kinderheilkunde. Wien: Verlag von Julius Springer 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Xanthomatose ohne Hypercholesterinämie bei einem 2 1/4 Jahre alten Knaben. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien – Primarius: Dr. Romeo Monti. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Kinderheilkunde. Wien: Verlag von Julius Springer 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Über den Einfluß von Proteinkörperinjektionen auf den Stoffwechsel des Alkaptonurikers. Aus dem St. Anna-Kinderspital in Wien (Direktor: Prim. Dr. Romeo Monti). Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Adrenalinleukocytose und Asrenalinhypertonie in ihren Wechselbeziehungen. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien (dirigierender Primararzt Dr. Romeo Monti). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich und Eugen Stransky: Die klinische Hämatologie des Kindesalters. Leipzig u.a.: Deuticke 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte, Sign.: GÄ-21939]

Baar, Heinrich: Über die Feitüchtigkeit bei maligner Diphterie (Zugleich ein Beitrag zur Frage der Alauntoxoid-Immunisierung). Aus dem St. Anna-Kinderspitale (Direktor: Doz. Dr. H. Orel) und dem Staatlichen seotherapeutischen Institute in Wien, Abteilung für Serumsgewinnung (Vorstand: Dr. N. Kovács). Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer, München: J.F. Bergmann 1937.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Über akute aleukozytämische Leukämie im Kindesalter. Aus dem St.-Anna Kinderspitale (Primarius Dr. Romeo Monti) und dem pathologisch-anatomischen Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Jahrbuch für Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von S. Karger o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Disorders of blood and blood-forming organs in childhood. With 135 tables. Basel u.a.: Karger 1963.

[Universitätsbibliothek AKH/Magazin, Sign.: 2017-01769]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1932, S. 1221-1225.

Normdaten (Person): Baar, Heinrich: BBL: 42315; GND: 1042688907;

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Letzte Aktualisierung: 2023 10 19

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [175]: Heinrich Bamberger – Pathologe, Internist an der II. medizinischen Klinik der Medizinischen Fakultät Wien

Heinrich Bamberger – Pathologe, Internist an der II. medizinischen Klinik der Medizinischen Fakultät Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Heinrich von Bamberger wurde am 27. Dezember 1822 als Sohn von Jakob Bamberger (1787-1861) und Theresia Henrietta (1797-1888), geborene Dormitzer, in Zvonarka bei Prag geboren. Er war seit 1854 mit Auguste, geborene Rechtenberg, verheiratet. Bamberger studierte nach Absolvierung des Akademischen Gymnasiums in Prag an den Fakultäten in Wien und Prag Medizin. Nach seiner Promotion an der Universität in Prag im Jahr 1847 zum Doktor der Medizin arbeitete er als Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Prag. Nachdem sein Lehrer Johann von Oppolzer (1808-1871) 1851 an die 2. Medizinische Klinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien berufen wurde, folgte Bamberger ihm als sein Assistent an die Klinik. Zu seinen Lehrern gehörten hier Josef von Skoda (1805-1881) und Carl von Rokitansky (1804-1878). Zwischen 1854 bis 1872 wirkte Bamberger als Leiter der Medizinischen Universitätsklinik in Würzburg, bis er 1872 zum Ordinarius für medizinische Pathologie, Therapie und Klinik ernannt die Nachfolge des verstorbenen Oppolzer an der II. medizinischen Klinik an der Universität Wien antrat und diese bis zu seinem Tod ausübte. In Würzburg publizierte er sein „Lehrbuch der Krankheiten des Herzens“. Im April 1872 hielt er seine Antrittsvorlesung an der medizinischen Klinik, die in der Wiener medizinischen Wochenschrift abgedruckt ist.[1] Als Pathologe und Internist führte Heinrich Bamberger die Laboratoriumsmedizin und die Mikroskopie in die Innere Medizin ein.


Heinrich von Bamberger

Seit 1886 war Bamberger Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. 1888 gründete er gemeinsam mit Ernst Fuchs (1851-1930) die „Wiener klinischen Wochenschrift“. Daneben war er Vorstand des Vereins zur Pflege kranker Studierender in Wien.[2] Sein Sohn Eugen von Bamberger (*5.9.1858 Würzburg, gest. 4.10.1921 Wien) arbeitete ebenfalls als Mediziner.

Heinrich von Bamberger verstarb am 9. November 1888 in Wien.[3] Ein umfassender Nachruf von Prof. Theodor Meynert (1833-1892), gehalten vor der Gesellschaft der Ärzte, findet sich in der Wiener klinischen Wochenschrift abgedruckt.[4]

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt den Bestand der früheren II. Medizinischen Klinik, die zirka 1913/14 zum Aufbau des ehemaligen Institut für Geschichte der Medizin übernommen wurde. Im Bestand der Zweigbibliothek befinden sich heute zahlreiche seiner Arbeiten.

Eine ihm gewidmete Büste als Denkmal befindet sich seit 1899 im Arkadenhof der Universität Wien.

Quellen:

Neue Freie Presse. 14. Mai 1914. S. 9.

Neues Wiener Journal. 16.12.1920. S. 3.

Die Neuzeit. 10.11.1888. S. 3.

Neuburger, Max: Heinrich von Bamberger. Der Begründer der Wiener klinischen Wochenschrift. In: Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 50. 1937. S. 2-4.

Literaturliste:

Bamberger, Heinrich von: Lehrbuch der Krankheiten des Herzens. Wien: Braumüller 1857.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 860]

Keywords:

Bibliothek, Heinrich Bamberger, Internist, Pathologe, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 17. 1872. Sp. 415-417.

[2] Wiener Allgemeine Zeitung. 7.12.1886. S. 5.

[3] Neue Freie Presse, 10.11.1888. S. 6 und S. 2 (Abendblatt).

[4] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 35. 1888. S. 713-717.

Normdaten (Person) Bamberger, Heinrich : BBL: 39061; GND: 119034581

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39061 (24.05.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 05 24
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=39061

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [17]: Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik – Eine Teilsammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik – Eine Teilsammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Text: Dr. Walter Mentzel

An der Neuburger Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet sich als Teilsammlung die ehemalige Bibliothek des zwischen 1872 und 1888 der II. medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien vorstehenden Prof. Heinrich Bamberger (1822-1888). Diese Bibliothek wurde zirka 1913 mit Unterstützung des Professors und Leiters der II. medizinischen Klinik, Norbert Ortner (1865-1935), vom späteren Vorstand des Institutes für Geschichte der Medizin am Josephinum, Max Neuburger (1868-1955), am damaligen provisorischen Standort an der I. medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien für den Aufbau der künftigen Institutsbibliothek eingegliedert. Sie gehört damit zu den ältesten erhaltenen Bibliotheksbeständen einer medizinischen Einrichtung an der heutigen Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin und umfasst zirka 600 Bände.[1]


Stempel aus einem der Bände der ehemaligen Bibliothek der II. medizinischen Klinik

Keywords:

Heinrich von Bamberger, Institut für Geschichte der Medizin, I. Medizinische Klinik

[1] Neue Freie Presse. 14. Mai 1914. S. 9; Neues Wiener Journal. 16.12.1920. S. 2-3.

Normdaten Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik : BBL: 27274

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 27274 (23.02.2017); Letzte Aktualisierung: 2022 05 24
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=27274

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