Archiv der Kategorie: Gesellschaft der Ärzte Bibliothek

#SHOWCASE UB: Zum Internationalen Frauentag am 8. März: „Petition um Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium und um Freigebung der ärztlichen Praxis an weibliche Doctoren“

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Ub MedUni Wien ist mit über einer halben Million Bände die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs. Neben rezenter Literatur zur Geschichte der Medizin gibt es acht historisch sehr wertvolle Bibliotheken mit Beständen aus 6 Jahrhunderten (15.-20. Jhdt.).

Wir präsentieren im Lesesaal der Universitätsbibliothek zu den Öffnungszeiten im #SHOWCASE UB folgende Publikationen zum Internationalen Frauentag am 8. März.

Ort: Lesesaal der Universitätsbibliothek der MedUni Wien (im AKH Wien)

Dauer der Ausstellung: 07.03 bis 10.10.2025

zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Ausgestellte Bücher im #Showcase UB:

Petition um Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium und um Freigebung der ärztlichen Praxis an weibliche Doktoren. Hg.: Allgemeiner Österreichischer Frauenverein. Wien: 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 69132]

„Am 26. Oktober 1895 beschloss der Allgemeine Österreichische Frauenverein (AÖFV) in einer im Gemeindehaus in Wien-Währing abgehaltenen Versammlung eine „Petition um Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium und um Freigebung der ärztlichen Praxis an weibliche Doctoren“ sowie die Sammlung von Unterzeichnerinnen der Petition, um damit nachdrücklich das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrates zu befassen.

Der Petition angeschlossen war ein „Aufruf an die Frauen“ zur Leistung von Unterschriften.

Die Petition unterzeichneten die Präsidentin und Mitbegründerin des 1893 gegründeten Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins, die Lehrerin Auguste Fickert (1855-1910), die Vizepräsidentin Marie Lang (1858-1934) und die zweite Vizepräsidentin und Mitbegründerin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit Rosa Mayreder (1858-1938).

Nach Annahme der Petition kam es in den nächsten Monaten bis in das Jahr 1896 hinein zur Sammlung der Unterschriften. Insgesamt wurden zirka 6.000 Unterschriften zusammengetragen.weiterlesen

Kerschbaum-Putjata, Rosa: Professor Albert und die weiblichen Aerzte. Sonderdruck aus: Neue Revue. Wien: Buchdruckerei „Reichswehr“ G. David & M. Keitz 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31686]

Kronfeld, Ernst Moritz: Die Frauen und die Medicin. Professor Albert zur Antwort. Zugleich eine Darstellung der ganzen Frage. Wien: Konegen 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 18979a]

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [317]: Bing, Albert – Ohrenarzt

Bing, Albert – Ohrenarzt

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 04.02.2025

Keywords: Ohrenarzt, Medizingeschichte, Wien

Albert Bing wurde am 20. September 1844 als Sohn des Schriftstellers Hermann Bing (1811-1888) in Nikolsburg, Mähren (heute: Mikulov, Tschechien), geboren. Im Jahr 1914 heiratete er seine langjährige Dienstbotin Leopoldine Hauer-Fraissl, die aus einer früheren Beziehung eine Tochter, Hermine, in die Ehe einbrachte.

Bing absolvierte 1864 das Gymnasium in Nikolsburg und studierte danach an der Universität Wien Medizin. Am 26. Mai 1871 promoviert er zum Doktor der Medizin, am 3. August 1872 zum Doktor der Chirurgie.

Von 1871 bis 1873 war er als Aspirant und anschließend als supplierender Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Im April 1873 erfolgte seine Ernennung zum Assistenten an der neu gegründeten Klinik für Ohrenheilkunde bei Adam Politzer (1835-1920) und Josef Gruber (1827-1900), eine Position, die er bis Oktober 1876 innehatte. Nach seinem Ausscheiden im Jahr 1876 aus der Klinik habilitierte er sich 1881 mit dem Thema „Die Erkrankungen des Zitzenfortsatzes“ zum Privatdozenten für Ohrenheilkunde. 1902 erhielt er den Titel Titularprofessor sowie außerordentlichen Professor. Seit 1878 leitete er ein Ambulatorium für Ohrenkranke im Spital der Barmherzigen Schwestern in Gumpendorf und war zudem als Ohrenarzt bei der Sicherheitswache tätig.

Bing veröffentlichte eine Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten, darunter zahlreiche in der Zeitschrift Wiener klinische Rundschau, deren Mitarbeiter er seit 1899 war.[1] Zu seinen Arbeiten zählen u.a. aus dem Jahr 1877 „Vorkommen von Blasen mit hämorrhagischem Exsudate im äusseren Gehörgange und am Trommelfell“, 1879 „Ueber Bindegewebs-Strangbildung mitten im äusseren Gehörgang“, in den 1880er Jahren „Akute einseitige Taubheit – Heilung“,[2]Die Erkrankungen des Zitzenfortsatzes und ihre Beziehungen zum Hörorgane“ „Zur Casuistik der Trommelfellentzündung“, „Ueber Fremdkörper im Ohre“, „Warzen und Papillome am äusseren Ohrtheil“, „Ueber die äussere Ohrenentzündung“ und in den 1890er Jahren „Idiopathische acute Periostitis des äusseren Gehörganges“, „Zum therapeutischen Verhalten gegenüber der Entzündung im Warzentheile des Schläfebeins bei Otitis media“, „Ueber Verletzungen des Trommelfelles“[3] und „Ueber einen typischen Fall von Meniere`scher Affection – Heilung“. Weitere Arbeiten von Albert Bing waren „Klinisches zur Fistula auris congenita“,[4]Zum Verhalten der Luftverdichtung bei der Lufteintreibung ins Mittelohr“,[5]Zur Theorie der hörbessernden Wirkung des künstlichen Trommelfells[6]

1921 publizierte er „Über die selektive Schallanalyse und Analoges beim Farbensehen“.[7]

Die beiden Monografien, die 1890 veröffentlichte Arbeit „Vorlesungen über Ohrenheilkunde“ und das 1901 unter seiner Mitwirkung erschienene „Handbuch der Prophylaxe“, gehörten über viele Jahre hinweg zu den Standardwerken in ihrem Fachgebiet.

Bing war Mitglied des Wiener Volksbildungsvereins und 1913 Teil des konstituierenden Gründungskomitees des jüdischen Wanderbundes „Blau-Weiß“.[8]

Er gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Otologischen Gesellschaft in Wien und als korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Warschau an.

Bing verstarb am 5. November 1922 in Wien.

Bing Albert, Todesanzeige, Neue Freie Presse, 7.11.1922, S. 15.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0017, Bing Albert (Nationalien Datum 1866/67).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-26a, Bing Albert (Rigorosum Datum 1872).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-794, Bing Albert (Promotion Datum 26.5.1871).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe des Akademischen Senats, S 304 Personalblätter, Senat S 304.76, Bing Albert.

Literatur:

Bing, Albert: Vorkommen von Blasen mit hämorrhagischem Exsudate im äusseren Gehörgange und am Trommelfell. Sonderdruck aus: Dr. Wittelhöfer’s „Wiener medizinische Wochenschrift“. Wien: im Selbstverlage des Verfassers 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Ueber Bindegewebs-Strangbildung mitten im äusseren Gehörgang. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Die Erkrankungen des Zitzenfortsatzes und ihre Beziehungen zum Hörorgane. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Zeitschrift für die gesamte Heilkunde. Wien: Verlag v.L. Bergmann & Comp. 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Zur Casuistik der Trommelfellentzündung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: Verlag von L. Bergmann & Comp. 1880.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Ueber Fremdkörper im Ohre. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Diagnostik und Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Warzen und Papillome am äusseren Ohrtheil. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Ueber die äussere Ohrenentzündung. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesamte Therapie. Wien: o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Idiopathische acute Periostitis des äusseren Gehörganges. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Zum therapeutischen Verhalten gegenüber der Entzündung im Warzentheile des Schläfebeins bei Otitis media. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesamte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Ueber einen typischen Fall von Meniere`scher Affection – Heilung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Nobiling, Alfred, Jankau, Ludwig und Albert Bing: Handbuch der Prophylaxe. München: Seitz & Schauer 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21255]

Referenzen:

[1] Wiener klinische Rundschau, 19.2.1899, S. 1.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 11, 1880, Sp.288-291.

[3] Internationale klinische Rundschau, Nr. 18, 1890, Sp. 742-746; Nr. 19, 1890, Sp. 782-784.

[4] Wiener klinische Rundschau, 14.8.1904, S. 589-590.

[5] Wiener klinische Rundschau, 7.3.1909, S. 145-146.

[6] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 8, 1910, S. 945-952; Nr. 9, 1910, 1021-1027.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1921, Sp. 262-265.

[8] Neues Wiener Tagblatt, 28.3.1913, S. 11.

Normdaten (Person): Bing, Albert: BBL: 46595; GND: 13281398X;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 46595  (04.02.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=46595

Letzte Aktualisierung: 2025 02 04

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [315]: Weinberger Maximilian – Primararzt, Internist, NS-Verfolgter

Weinberger Maximilian – Primararzt, Internist, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 23.01.2025

Keywords: Internist, Primararzt und Vorstand der Medizinischen Abteilung im Rudolfspital und an der IV. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien, Facharzt für Lungen- und Herzkrankheiten, Interne Diagnostik und Therapie, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Maximilian Weinberger wurde am 4. Juni 1875 in Schaffa in Mähren (heute: Šavov/Tschechien) als Sohn von Alois Weinberger (1847-?) und Julia, geborene Sinaiberger (1857-?), geboren. Im Jahr 1923 heiratete er die Wienerin Hermine Schereschewsky (1884-1985).

Weinberger besuchte das Staatsgymnasium in Znaim, wo er 1892 die Matura ablegte und begann im Wintersemester 1892/93 an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin. Am 21. Dezember 1898 promovierte er. Bereits seit März 1898 gehörte er als Aspirant dem Personalstand des Allgemeinen Krankenhauses in Wien an. Hier durchlief er zur Ausbildung eine Reihe von Kliniken, darunter die Dermatologische Klinik von Eduard Lang (1841-1916), an der er 1899 „Die perinale Hodenverlagerung“ veröffentlichte. Ab Oktober 1898 war er zudem auch an der III. Medizinischen Klinik von Leopold Schrötter (1837-1908) tätig, wo er von Juli 1900 bis Dezember 1901 als unbesoldeter klinischer Assistent und anschließend von 1901 bis 1909 als besoldeter Assistent arbeitete. Während dieser Jahre widmete er sich vornehmlich der Tuberkulose und der Röntgendiagnostik und publizierte zahlreiche Arbeiten darunter „Eine seltene Form von Aneurysma der Aorta thorica descendens“, „Ueber die Röntgenographie des normalen Mediastinum“, „Atlas der Radiographie der Brustorgane“, „Ueber Diagnostik und klinischen Verlauf der mykotisch-embolischen Aneurysmen und Gefässrupturen sowie der Influenzaendokarditis“, „Ueber eine seltenere Ursache der rechtsseitigen Recurrenslähmung. (Aneurysma der Arteria anonyma dextra nach Tuberculose derselben mit folgender allgemeiner acuter Miliartuberculose)“, „Ueber fortgepflanzte Tuberculose der Kieferhöhle“, „Ueber periphere Verengerung der Pulmonalarterie und die klinischen Zeichen derselben“, sowie „Über lymphoides und myeloides Chlorom, sowie dessen Beziehung zur Lymphoiden und myeloiden Leukämie“.

Nach seiner Habilitation im Fach Innere Medizin im Jahr 1908 und seiner Ernennung zum Privatdozenten war er von Februar 1909 bis 1932 Primararzt und Leiter der Medizinischen Abteilung im Krankenhaus Rudolfstiftung. Anschließend arbeitete er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1936 als Vorstand an der IV. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Am 22. Juli 1921 erhielt er den Titel eines a.o. Professors verliehen. In dieser Zeit publizierte er u.a. „Über neuere Ergebnisse der Diagnostik der Lungentuberkulose. Neue Perkussionsmethoden, Röntgen-Diagnostik und Tuberkulindiagnostik“, „Allgemeininfektion durch Sproßpilze (generalisierte Blastomykose) mit tödlichem Ausgang“, „Über eine chronisch verlaufende Polymyositis mit Ausgang in progressive Muskelatrophie“ sowie „Chinintherapie der Pneumonien“.

Im Ersten Weltkrieg wurde Weinberger für seine Tätigkeit an der Rudolfstiftung im Jahr 1916 mit dem Offiziersehrenzeichen des Roten Kreuzes mit Kriegsdekoration ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt er sowohl die Preußische Rote Kreuzmedaille 2. und 3. Klasse als auch 1917 das Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens mit Kriegsdekoration verliehen. Weinberger war zudem Mitglied mehrerer Gesellschaften, darunter der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Gesellschaft für Innere Medizin, der Neurologisch-psychiatrischen Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, sowie der Tuberkulose-Gesellschaft. Darüber hinaus war er gerichtlich beeideter Sachverständiger für innere Medizin und engagierte sich als Mitglied in der Vereinigung Sozialdemokratischer Ärzte.[1]

Maximilian Weinberger lebte im Jahre 1938 mit seiner Familie in Wien 4, Brucknerstraße 4. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft waren er und seine Familie der NS-Verfolgung ausgesetzt. Am 22. April 1938 wurde er von seinem Amt an der Universität Wien enthoben und vertrieben. Am 26. Juni 1941 flüchtete er zusammen mit seiner Ehefrau über Lissabon, Portugal, mit der SS Mouzinho in die USA, wo er in New York City eine Arztpraxis eröffnete und die US-Staatsbürgerschaft erhielt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1954 lebte er wegen seines nie überwundenen Verlustes seiner Heimat völlig zurückgezogen. Seine Ehefrau Hermine verstarb am 25.2.1985 in Chicago, Illinois. Seine Schwester Adele Reismann und deren Tochter Julie Reismann wurden im Ghetto Theresienstadt ermordet.

Das gesamte Vermögen der Familie Weinberger wurde durch den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg-Vermögensverwertungsstelle aufgrund der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 (RGBl. I, 722) eingezogen. Während das bewegliche Inventar im Dorotheum Wien zur Veräußerung kam, dürfte seine private Bibliothek vor der Flucht zwangsverkauft oder ihm zur Bedeckung der ihm auferlegten „Reichsfluchtsteuer“ entzogen worden sein. Drei Bücher aus seiner ehemaligen privaten Bibliothek konnten im Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin an der Medizinischen Universität Wien identifiziert werden. Diese Bücher wurden 1941 vom ehemaligen Institut für Geschichte der Medizin von einem Wiener NS-Antiquariat angekauft. Derzeit erfolgt die Suche nach Erb:innen zum Zweck der Restitution.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1923, Weinberger Maximilian, Schereschewski Hermine.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 143-0602, Weinberger Maximilian (Nationalien Datum 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-441b, Weinberger Maximilian (Rigorosum Datum 8.3.1898).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0057, Weinberger Maximilian (Promotion Datum 21.12.1898).

UAW, Med. Fak., Senat, Personalblätter, S 304, Sign. 1350, Maximilian Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 6595, Hermine Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 7603, Maximilian Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29926, Hermine Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29927, Maximilian Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds, Zl. 7.655, Hermine Weinberger.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Sammelstellen A und B, Negativ-Akten Handel und Gewerbe, N 126, Maximilian Weinberger.

llinois, District and Circuit Court Naturalization Records, 1856-1991, Maximilian und Hermine Weinberger, 28. October 1941.

Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 45, 1954, S. 874.

Find a grave, Hermine Weinberger.

Lexikon der Provenienzforschung: Walter Mentzel, Weinberger Maximilian: https://www.lexikon-provenienzforschung.org/weinberger-maximilian

Mentzel Walter und Harald Albrecht, Die „Antiquariats- und Exportbuchhandlung Alfred Wolf“ – ehemals Hans Peter Kraus und Leo Weiser. Die Geschichte eines Raubunternehmens, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (2012) Sonderband 108, NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven (= Viertes Hannoversches Symposium), S. 441–454.

Literatur:

Weinberger, Maximilian: Die perinale Hodenverlagerung. Aus der Abteilung des Herrn Primarius Professor Eduard Lang im allgemeinen Krankenhause in Wien. Sonderdruck aus: Centralblatt für die Krankheiten der Harn- und Sexualorgane. Leipzig: Verlag von Arthur Georgi 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian und Arthur Weiß: Eine seltene Form von Aneurysma der Aorta thorica descendens. aus der III. medicinischen Klinik des Herrn Hofrathes L. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäs-Buchhändler 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Ueber die Röntgenographie des normalen Mediastinum. Aus der III. medicinischen Universitätsklinik des Herrn Hofraths Prof. L. v. Schrötter in Wien. (Hierzu Tafel I-IV und 2 Textabbildungen). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Atlas der Radiographie der Brustorgane. Aus der III. medicinischen Universitätsklinik des Hofrathes Prof. L. v. Schrötter in Wien. Wien und Leipzig: Verlag der k.u.k. Hof-Verlagsbuchhandlung Emil M. Engel 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 32366]

Weinberger, Maximilian: Ueber Diagnostik und klinischen Verlauf der mykotisch-embolischen Aneurysmen und Gefässrupturen sowie der Influenzaendokarditis. Aus der III. med. Universitätsklinik (Hofrat v. Schrötter) in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Breslau: 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Ueber eine seltenere Ursache der rechtsseitigen Recurrenslähmung. (Aneurysma der Arteria anonyma dextra nach Tuberculose derselben mit folgender allgemeiner acuter Miliartuberculose). Aus der III. medicinischen Klinik der Wiener Universität des Hofrathes Prof. L. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheikunde sowie für Kehlkopf-, Nasen-, Rachenkrankheiten. Berlin: Verlag von Oscar Coblentz 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Ueber fortgepflanzte Tuberculose der Kieferhöhle. Aus der III. med. Univ.-Klinik des Herrn Hofrathes Prof. L. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde sowie für Kehlkopf-, Nasen-, Rachenkrankheiten. Berlin: Verlag von Oscar Coblentz 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Ueber periphere Verengerung der Pulmonalarterie und die klinischen Zeichen derselben. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Über lymphoides und myeloides Chlorom, sowie dessen Beziehung zur Lymphoiden und myeloiden Leukämie. Wien: Braumüller 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-17797]

Weinberger, Maximilian: Über neuere Ergebnisse der Diagnostik der Lungentuberkulose. Neue Perkussionsmethoden, Röntgen-Diagnostik und Tuberkulindiagnostik. Referat, erstattet in der Gesellschaft für physikalische Medizin am 26.Oktober 1910. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian und Franz Windholz: Allgemeininfektion durch Sproßpilze (generalisierte Blastomykose) mit tödlichem Ausgang. Aus der III. Medicinischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien. Vorstand Professor Dr. Maximilian Weinberger. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Über eine chronisch verlaufende Polymyositis mit Ausgang in progressive Muskelatrophie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weinberger, Maximilian: Chinintherapie der Pneumonien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Tagblatt, 22.5.1924, S. 5.

Normdaten (Person): Weinberger, Maximilian: BBL: 45866; GND: 1354044150;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 45866  (23.01.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=45866

Letzte Aktualisierung: 23.01.2025

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [300]: Jehle, Ludwig – Primararzt an der II. Kinderabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien

Jehle, Ludwig – Primararzt an der II. Kinderabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 28.08.2024

Keywords: Kinderarzt, I. Universitäts-Kinderklinik, St. Anna-Kinderspital, Allgemeinen Poliklinik in Wien, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Ludwig (Lajos) Jehle wurde am 19. Februar 1871 als Sohn von Ludwig Jehle sen. (1842-1920) und Theresia, geborene Frankl (1844-1908) in Prerau in Mähren (heute: Prerov/Tschechien) geboren. Sein Vater arbeitete als Chemiker in der Zuckerfabrik in Prerau, beschäftigte sich wissenschaftlich mit landeskundlichen Themen und veröffentlichte u.a. 1887 im Naturforschenden Verein „Zehnjährige Beobachtungs-Resultate der meteorologischen Station Prerau (Zucker-Fabrik)“. Sein Bruder war der Mediziner Sandor (Alexander) Jehle (1872-1962). Er war seit 1905 mit Eleonore Lilly Berecz verheiratet (1883-1943).

Nach dem Studium der Medizin an der Universität Wien und seiner Promotion am 13. Juli 1895 leistete er seinen Militärdienst im Garnisonsspital Nr. 1 in Wien beim Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 ab.[1]

Danach arbeitete Jehle zwischen 1896 und 1897 als Assistent an der II. Medizinischen Abteilung von Heinrich Lorenz (1859-1945), zwischen 1897 und 1900 als Prosekturadjunkt am Kaiser Franz Joseph-Spital sowie zwischen 1901 und 1902 an der Allgemeinen Poliklinik in Wien bei dessen Direktor und Kinderarzt Professor Alois Monti (1839-1909) an der Abteilung für Kinderkrankheiten als Assistent von Professor Ferdinand FrühwaId (1854-1908). An der II. Medizinischen Abteilung publizierte er 1898 „Ein Fall von subacuter Lebertrophie[2] und an der Prosektur des Kaiser Franz Joseph-Spitals veröffentlichte er „Ueber den Nachweis von Typhusbacillen im Sputum Typhuskranker“. Zwischen 1902 und 1919 war er an der Universitäts-Kinderklinik im heutigen St. Anna Kinderspital bei Theodor Escherich (1857-1911) und dessen Assistenten Clemens von Pirquet (1874-1929) tätig. Hier erschienen von ihm 1906 „Ueber die Rolle der Grubeninfektionen beim Entstehen der Genickstarreepidemien“ und 1907 „Ueber das Vorkommen des Meningokokkus und des Micrococcus catarrhalis im Nasenrachenraum und Desinfektionsversuche mit Pyocyanase bei diesen Infektionen“.

Nachdem er sich 1910 im Fach Kinderheilkunde habilitiert hatte und den Titel eines Privatdozenten verliehen bekam, kehrte er an die Allgemeine Poliklinik zurück und übernahm als Primararzt die leitende Funktion der II. Kinderabteilung als Nachfolger des verstorbenen Vorstands Alois Monti.[3] Im Kriegsjahr 1914 trat er provisorisch die Leitung seines in den Kriegsdienst eingerückten Kollegen Franz Hamburger an der I. Kinderabteilung an. Im selben Jahr veröffentlichte er die Studie „Die Bronchialerkrankungen im Kindesalter“.[4] 1917 erhielt er den Titel eines a.o. Professors und leitete die Abteilung bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienstverhältnis im März 1938 weiter. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten befassten sich Jehle mit Bronchial- Nieren- und Baucherkrankungen im Kindesalter. Dazu sind seine Arbeiten „Die Gewebsasphyxie und die Nierendystrophie: ein Beitrag zur Frage der Nephritis“, „Die Nierenerkrankungen und ihre Therapie“.

Für seine Studien zur Lordotischen Albuminurie, die er vor dem Ersten Weltkrieg begonnen und 1913 in seiner Arbeit „Die Albuminurie: (klinisch-experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie)“ erstmals vorgelegt hatte, die 1914 als Monografie unter demselben Titel erschien, und 1923 mit der Publikation „Die funktionelle Albuminurie und Nephritis im Kindesalter“ fortgesetzt wurde, erhielt er von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Oppolzer-Preis. Weitere Arbeiten von ihm befinden sich in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Jehle engagierte sich im Verein „Wiener Frauenheim“[5] und während des Ersten Weltkriegs in der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvalide.[6] Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Wien.

Nach dem „Anschluss“ im März 1938 verlor er aufgrund der Schließung seine Abteilung seine Arbeit an der Allgemeine Poliklinik, die ihre Autonomie verlor und in den Besitz der Gemeinde Wien kam. Jehle, der laut der nationalsozialistischen „Rassengesetzgebung“ als „Mischling 2. Grades“ galt und dem die Verfolgung und der Entzug der Venia Legendi drohte, verstarb am 1. März 1939 in Wien. Seine Ehefrau Lilly starb 1943 in Wien, seine beiden Töchter Christl, verheiratet mit dem Mediziner Peter Clemens Kronfeld (1899-1980), dem Sohn des Radiologen Adolf Kronfeld (1861-1938), und Maria, verheiratete Winterstein (1913-2001), überlebten den Holocaust.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-172b, Jehle Ludwig (Rigorosum Datum: 1892).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-265, Jehle Ludwig (Promotion Datum: 13.7.1895).

Trauungsbuch, Erzdiözese Wien, Matriken, 01, St. Augustin, 02-17, Folio 244, Jehle Ludwig (5.10.1905).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalakt S 304.552, Jehle Ludwig.

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Nekrologe S 305.40, Jehle Ludwig.

UAW, Rektorat, GZ 680/II ex 1937/38, Jehle Ludwig.

Friedhofsdatenbank Wien: Jehle Ludwig.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938, Jehle Ludwig.

Literatur:

Jehle, Ludwig: Zehnjährige Beobachtungs-Resultate der meteorologischen Station Prerau (Zucker-Fabrick). Sonderdruck aus: Verhandlungen des naturforschenden Vereines. Brünn: Verlag des Vereines 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 1650]

Jehle, Ludwig: Ueber den Nachweis von Typhusbacillen im Sputum Typhuskranker. Aus der Prosectur des k.k. Kaiser Franz Josef-Spitales. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Ueber die Rolle der Grubeninfektionen beim Entstehen der Genickstarreepidemien. Aus der K.K. Universitäts-Kinderklinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Th. Escherich). Sonderdruck aus: Münchener medizinische Wochenschrift. München: J.F. Lehmann 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Ueber das Vorkommen des Meningokokkus und des Micrococcus catarrhalis im Nasenrachenraum und Desinfektionsversuche mit Pyocyanase bei diesen Infektionen. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Gewebsasphyxie und die Nierendystrophie. Ein Beitrag zur Frage der Nephritis. Sonderbeilage der: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Nierenerkrankungen und ihre Therapie. O.O.: 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z-3499/Sd.blg. 1927, H.4]

Jehle, Ludwig: Die Albuminurie (klinisch-experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie.) Mit 32 Abb. im Text und 2 Abb. auf einer Tafel. Sonderdruck aus: Ergebnisse der inneren Medizin und Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jehle, Ludwig: Die Albuminurie. Klinische und experimentelle Beiträge zur Frage der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie. Berlin: Springer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-20189]

Jehle, Ludwig: Die funktionelle Albuminurie und Nephritis im Kindesalter. (=Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der Medizin/2) Wien: Springer 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21161]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 17.5.1896, S. 1.

[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 19.7.1898, S. 3.

[3] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin, Nr. 4, 1910, S. 154-155.

[4] Beihefte zur Medizinischen Klinik, H. 3, 1914, S. 1-56,

[5] Jahresbericht des unter dem hohen Protektorate ihrer k.u.k. Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Marie Valerie stehenden Vereines „Wiener Frauenheim“ für das Verwaltungsjahr 1903, Wien 1904.

[6] Neue Freie Presse, 28.10.1915, S. 10.

Normdaten (Person): Jehle, Ludwig: BBL: 44507; GND: 134080823;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [280]: Bum, Anton – Chirurg und Physiotherapeut, Gründer des Institutes für Mechanotherapie in Wien

Bum, Anton – Chirurg und Physiotherapeut, Gründer des Institutes für Mechanotherapie in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 16.04.2024

Keywords: Chirurg, Physiotherapeut, Physikalische Medizin, Institut für Mechanotherapie, Medizingeschichte, Wien

Anton Bum wurde als Sohn von Emanuel Bum (1824-?) und Charlotte (1830-1904), geborene Pokorny, am 2. Juli 1856 in Brünn (heute Brno/Tschechien) geboren. Seit 1887 war er mit Annica Benvenisti (1866-?) verheiratete und hatte mit ihr die Tochter Gertrud (1888-?).

Bum maturierte am Deutschen Gymnasium in Brünn, studierte ab dem Wintersemester 1874/75 an der Universität Wien Medizin, und promovierte hier am 6. Juni 1879. Während seiner Studentenzeit engagierte er sich im „Leseverein der deutschen Studenten Wiens“, wo er die Funktion eines Vereinsbibliothekars einnahm[1] und 1876 zum Obmann-Stellvertreter ernannt wurde.[2] Nach dem Studienabschluss leistete er seinen Militärdienst im Garnisonsspital Nr. 5 in Brünn ab.[3]

Danach arbeitete er bis 1883 zunächst als Sekundararzt und darauf als Assistent bei Albert von Mosetig-Moorhof (1838-1907) am Krankenhaus Wieden. Hier veröffentlichte er 1881 „Ueber Jodoform und seine Anwendung“. In den folgenden Jahren unternahm Bum Studienreisen nach Holland und nach Schweden zur Ausbildung in der Gymnastik, Massage und Mechanotherapie. Er ließ sich als Facharzt in Wien nieder und übernahm 1898 den Chefarztposten an der Kuranstalt Gutenbrunn bei Baden bei Wien für Massagen, Orthopädie und Mechanotherapie.[4] Zuvor erfolgte 1882 seine Berufung als ordinierender Arzt für Chirurgie an das Mariahilfer Laboratorium,[5] weiters arbeitete er als Facharzt im Verband der Genossenschaftskrankenkassen. 1885 nahm er in Sofia mit Richard Wittelshöfer (1853-1889) an der Unterstützungsaktion zur medizinischen Versorgung der im serbisch-bulgarischen Krieg verwundeten Wehrangehörigen teil, worüber er im Dezember 1885 den Artikel „Aus den bulgarischen Spitälern“ verfasste[6] und im Jänner 1886 vor dem Wiener Medizinischen Doktoren-Kollegium über „Kriegschirurgisches aus Bulgarien“ referierte.[7]

1904 habilitierte er sich im Fach Chirurgie mit besonderer Berücksichtigung der Unfallchirurgie und erhielt den Titel eines Privatdozenten an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.

Autor und Herausgeber

Von Anton Bum sind zahlreiche Artikel, wissenschaftliche Aufsätze und Publikationen, die unter seiner Herausgeberschaft erschienen, erhalten. 1891 publizierte er seinen auf der 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte in Halle an der Saale gehaltenen Vortrag zur „Mechanodiagnostik“ und seinen vor dem Wiener Medizinischen Doktoren-Kollegium gehaltenen Vortrag „Ueber Heilgymnastik“. 1895 veröffentlichte er den Aufsatz „Zur Technik der Bauchmassage“ und 1898 „Ueber Muskelmechanik“.

Bum war auch Autor und Herausgeber mehrerer Monografien und Handbücher, darunter das „Therapeutische Lexikon für praktische Ärzte“ und das 1893 von ihm gemeinsam mit Moriz Tobias Schnirer (1860-1941) herausgegebene „Diagnostische Lexikon für praktische Ärzte“. 1896 publizierte er das in mehreren Auflagen gedruckte „Handbuch der Massage und Heilgymnastik“, 1904 das „Lexikon der physikalischen Therapie, Diätetik und Krankenpflege: für praktische Ärzte“ und 1906 „Physiologie und Technik der Massage“. 1917 gab er gemeinsam mit Julius Tandler (1869-1936) das „Handbuch der Krankenpflege“ heraus.

Seit Jänner 1887 hatte Bum die Redaktion der Zeitschrift „Wiener medizinische Presse“ übernommen, weiters redigierte er die Zeitschrift „Wiener Klinik“.

Von Anton Bum befinden sich 22 Sonderdrucke aus der Separata-Bibliothek im Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin und sind online abrufbar.

Institut für Mechanotherapie (Orthopädie, maschinelle Heilgymnastik und Massage) in Wien

Spätestens 1896 hatte Bum nach schwedischen Vorbild am Standort Wien 9, Garnisonsgasse 7, das „Institut für Heilgymnastik und Massage“ gegründet, in dem er auch orthopädische Gymnastik für Kinder anbot.[8] Im Oktober 1898 wechselte er an den Standort Wien 1, Schottenring, Deutschmeisterplatz 2 und eröffnete hier das „Institut für Mechanotherapie, Orthopädie, maschinelle Heilgymnastik und Massage“, das er gemeinsam mit Max Herz (1865-1956) ärztlich leitete. Es wurde im selben Jahr durch Apparaturen nach dem von Max Herz entworfenen System vergrößert.[9] Zu seinen Mitarbeitern zählte hier auch Robert Grünbaum (1874-1954), der später anstelle von Herz gemeinsam mit Bum die leitende ärztliche Funktion am Institut übernahm.

Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 1899, Sp. 47.

Bum war über viele Jahre als Referent im Wiener Volksbildungsverein, sowie als Autor populärwissenschaftlicher Artikel in Zeitungen wie dem Neuen Wiener Journal, die Neue Freie Presse oder Die Presse und in Zeitschriften tätig. 1902 unterstützte er Hugo Klein (1863-1937) u.a. in einem Gutachten bei dessen Initiative eine Modernisierung und Verbesserung der Frauenbekleidung aus medizinischer Sicht zu bewirken.[10]

Im Ersten Weltkrieg leitete er das chirurgische Universitäts-Spital und gehörte als Konsiliarius dem Grinzinger Kriegs-Spital an. 1916 erfolgte durch das Ministerium des Inneren seine Bestellung zum Lehrer an der Krankenpflegeschule des Wiener Krankenanstaltsfonds.[11]

Bum war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Physikalischen Gesellschaft in Wien, bei der er die Funktion eines Vizepräsidenten ausübte, sowie der Wiener Rettungsgesellschaft, und 1892 Gründungsmitglied des Krankenvereins der Ärzte Wiens.[12] 1921 erhielt er den Titel eines Regierungsrates.[13]

Anton Bum verstarb am 18. August 1925 in Wien. Er vermachte seine umfangreiche Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[14]

Neue Freie Presse, 21.8.1925, S. 21.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0091, Bum Anton (Nationalien Datum 1874/75).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-21b, Bum Anton (Rigorosum Datum 1878).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-931, Bum Anton (Promotion Datum 6.6.1879).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten Sonderreihe, Senat S 304.128 Bum, Anton (02.07.1856-18.08.1925).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Bum Anton.

Literatur:

Bum, Anton: Ueber Jodoform und seine Anwendung. Auf der chirurgischen Abteilung des Prof. v. Mosetig-Moorhof im k.k. Krankenhause Wieden. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bum, Anton: Mechanodiagnostik. Vorläufige Mitteilung, erstattet in der Section für Chirurgie der 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a.d.S. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Druck von Gottlieb Gistel & Comp. 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bum, Anton: Ueber Heilgymnastik. Vortrag gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung des „Wr. med. Doctoren-Collegiums“ am 26. October 1891. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Druck von Gottlieb Gistel & Comp. 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bum, Anton: Zur Technik der Bauchmassage. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhandlung 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bum, Anton: Ueber Muskelmechanik. Nach einem in der k.k. Gesellschaft der Aerzte am 20. Mai 1898 gehaltenen Vortrage. Sonderdruck aus: Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bum, Anton: Therapeutisches Lexikon für Ärzte. 3. vermehrte und verbesserte Auflage. 2 Bände. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1900.

[Universitätsbibliothek MedUni Wien/Freihand-Magazin Ebene04, Sign.: 2002-02123, 2002-02124]

Bum, Anton: Handbuch der Massage und Heilgymnastik für praktische Ärzte. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 10073]

Bum, Anton und J. Bädeker: Lexikon der physikalischen Therapie, Diätetik und Krankenpflege für praktische Ärzte. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-20365]

Bum, Anton u.a.: Handbuch der Krankenpflege. Mit 182, zum Teil farbigen Abbildungen. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 56181]

Referenzen:

[1] Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, Vereine, Wien 1876, S. 81.

[2] Die Presse, 12.5.1876, S. 10.

[3] Neue Freie Presse, 17.7.1879, S. 6.

[4] Neue Freie Presse, 25.2.1898, S. 7.

[5] Neue Freie Presse, 30.9.1882, S. 6.

[6] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 12.12.1885, S. 2.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1886, Sp. 257-258.

[8] Neues Wiener Tagblatt, 31.10.1896, S. 7.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 39, 1898, S. 889.

[10] Dokumente der Frauen, Nr. 22, 1902, S. 669.

[11] Wiener Zeitungen, 1.6.1916, S. 6.

[12] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 42, 1892, S. 614.

[13] Neue Freie Presse, 18.11.1921, S. 1.

[14] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.8.1925, S. 2.

Normdaten (Person): Bum, Anton: BBL: 43609; GND: 117640646;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [279]: Herz, Max – Internist, Kardiologe, NS-Verfolgter

Herz, Max – Internist, Kardiologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 10.04.2024

Keywords: Internist, Kardiologe, Physikalische Medizin, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Max Herz wurde als Sohn von Josef Herz (1826-1911) und Philippine, geborene Schostal (1840-?), am 3. April 1865 in Neutitschein in Mähren (heute: Nový Jičín/Tschechien) geboren. Er war seit 1898 mit der in New York in den USA geborenen Mignon Reno (1880-1930) verheiratet, mit der er die drei Kinder Walter (1900-?), Viola (1901-1995) und Herbert (1903-1980) hatte.

Nach Abschluss des Gymnasiums in Kremsier (heute: Kroměříž/Tschechien) im Jahr 1884 studierte Herz an der Universität Wien Medizin und promovierte am 26. März 1890. Danach war er zunächst als Aspirant an der I. Medizinischen Klinik bei Hermann Nothnagel (1841-1905) tätig, danach arbeitete bis 1893 als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus Wien bei Wilhelm Winternitz (1834-1917) und führte als Internist eine Ordination in Wien. 1895 habilitierte er sich als Privatdozent im Fach Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.[1]

Herz war Autor zahlreicher Studien zum Thema Herz- und Gefäßerkrankungen, diagnostische Verfahren und Therapien (Thermopalpation, Widerstandstherapie, Hydrotherapie u.a.), die er in Zeitschriften wie der Wiener medizinischen Presse, der Wiener klinischen Wochenschrift oder der Medizinischen Klinik veröffentlichte, wie u.a. über „Genussmittel als Heilmittel für Herzkranke“[2] oder 1913 den „Vortragszyklus über Herzkrankheiten“, darunter „Ueber den Einfluss des Geschlechts und der Heredität. Die Herzkrankheit der höheren Altersstufe“,[3] oder „Der Einfluss von Luft, Licht und Wärme auf Herzkranke“.[4] Er publizierte auch eine Reihe von Monografien zu seinen Forschungsschwerpunkten wie 1903 auf der Basis seiner Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät das „Lehrbuch der Heilgymnastik in Vorlesungen“, 1907 „Heilgymnastik“, 1911 „Ein Buch für Herzkranke“, und 1912 „Herzkrankheiten. Erfahrungen aus der Sprechstunde“.

Max Herz trat weiters als Konstrukteur einer Reihe von medizinischen Apparaturen hervor, wie u.a. gymnastische Apparaturen für Herzkranke, einen Apparat für Thermopalpation[5] und Widerstandstherapie sowie eines neuen einfacheren Blutdruckmessgeräts, das er gemeinsam mit seinem Bruder, dem Ingenieur Albert Adolf Herz (1862-1947), entwarf und dazu 1911 den Aufsatz „Das neue Modell meines Blutdruckmessers“ publizierte.[6]

Institut für Mechanotherapie (Orthopädie, maschinelle Heilgymnastik und Massage) in Wien

Seit Oktober 1898 teilte er sich mit Anton Bum (1856-1925) die ärztliche Leitung in dem vom Bum erweiterten und neugegründeten Institut. Hier brachte er auch die von ihm entworfenen maschinellen Apparaturen ein.

Wiener medizinische Wochenschrift, Nr.1, 1899, Sp. 47.

Im Institut für Mechanotherapie publizierte er 1899 „Zur heilgymnastischen Behandlung von Circulationsstörungen“. 1890er Jahren spezialisierte sich Herz auf die Erkrankungen des Herzens und ging zu Ausbildungszwecken nach Berlin und Meran, wo er seit 1904 als Kurarzt und Mitleiter des Sanatoriums „Waldpark“ arbeitete.[7] Hier veröffentlichte er 1905 „Eine einfache Methode der pneumatischen Therapie von Erkrankungen der Respirationsorgane[8] und 1907 „Ueber die Verwendung des künstlichen Licht-Luftstrombades bei einigen Erkrankungen des Nervensystems“.[9] 1907 kehrte er nach Wien zurück und eröffnete als Facharzt eine Ordination in Wien 1, Kärntner Ring 3.[10] Herz gründete 1909 das Zentralblatt für Herzkrankheiten und die Krankheiten der Gefäße. Während des Ersten Weltkriegs publizierte er den Aufsatz „Über die Begutachtung des Herzens im Kriege“.[11] Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich als Sonderdrucke in der Separata-Bibliothek der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Diagnostisch-therapeutisches Institut für Herzkranke

Im Jahr seiner Rückkehr gründete er das „Diagnostisch-therapeutisches Institut – Wiener Kuranstalt für Herzkranke“ am Standort seiner Ordination Wien 1, Kärntnerring 3. Hier veröffentlichte er 1908 „Die Beeinträchtigung des Herzens durch Raummangel“ und „Die sexuelle Psychogene Herzneurose“ sowie im selben Jahr den Aufsatz „Die nervösen Krankheiten des Herzens“ in der von Isaak Segel (1870-1913) herausgegebenen Zeitschrift „Die Medizin für Alle“.[12]

Wiener medizinische Club und die Gesellschaft für physikalisch-therapeutische Medizin

1892 gründete Herz zusammen mit Hermann Schlesinger (1866-1934) den Wiener medizinischen Klub, dem er auch als Präsident vorstand, und in dem in einer der ersten Versammlungen Sigmund Freud seinen Vortrag über Hypnose und ihre Anwendung in der Medizin hielt.[13] 1894 war er Gründungsmitglied des Vereins Freier Kassenärzte,[14] sowie 1907 Gründungsmitglied der Gesellschaft für physikalische Medizin, dessen erster und langjähriger Präsident er war, und in dem auch Anton Bum als Vizepräsident und Robert Grünbaum (1874-1954) im Vorstand wirkten. Weiters gehörte er als Mitglied dem Akademischen Verein für medizinische Psychologie, der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien, die aus dem Medizinischen Klub hervorging, sowie als Obmann dem Verein der Ärzte im 9. Bezirk in Wien an. Als Vorstandsmitglied war er noch in der „Frauenvereinigung für soziale Hilfstätigkeit“ tätig.[15]

Eine Klangschrift für Blinde

1916 erfand Herz eine druckfähige Klangschrift für Blinde, die er zunächst im Mai 1916 in der Gesellschaft der Ärzte in Wien vorstellte[16] und dazu in der Wiener klinischen Wochenschrift den Artikel „Eine druckfähige Klangschrift für Schwachsichtige und Blinde“ verfasste. 1917 veröffentlichte er darüber noch einen Aufsatz „Klangschrift und Blinden-Prägedruck“ im Organ des Zentralvereines für das österreichische Blindenwesen, der Zeitschrift für das Österreichische Blindenwesen.[17] Die vom Österreichischen Blindenverein herausgegeben Blindenzeitung wurde nach dem von Max erfundenen Massedruck der Blinden-Punktschrift hergestellt.

Aufgrund dieses Erfolges erhielt er 1920 eine Einladung der amerikanischen Philanthropen-Vereinigung und von Thomas Alva Edison in die USA, wo er die von ihm erfundene Klangschrift für Blinde vorlegte. Nach seiner Rückkehr berichtete er darüber in der Neuen Freien Presse.[18]

Das interessante Blatt, 23.9.1920, S. 2.

Standesvertretung

Herz engagierte sich seit den 1890er Jahren in den ärztlichen Standesvertretungen wie der Ärztekammer Wien, für die er auch kandidierte. Zu Themen des Ärztestandes publizierte u.a. 1896 „Zur Krankenkassenreform in Österreich“.[19] 1899 gehörte er der konstituierenden Generalversammlung und als gewähltes Ausschussmitglied der Vereinigung österreichischer Hochschuldozenten an.[20] 1923 erhielt er den Titel eines Obermedizinalrates.[21]

Volksbildner

Herz war bis in die späten 1930er Jahre als Volksbildner aktiv: Als Referent im Wiener Volksbildungsverein, der „Jüdisch akademischen Lesehalle“ (später: Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler),[22] im Verein „Bereitschaft“, im Volksheim und in sozialdemokratischen Arbeiterbildungsvereinen wie u.a. „Apollo“. In den 1920er bis 1930er Jahren hielt er regelmäßig Vorträge im Radio Wien in der „Stunde der Volksgesundheit“. Daneben verfasste er populärwissenschaftliche Artikel in der Zeitung Die Zeit, der Wiener Hausfrauen-Zeitung „Über Schule und Herz“ nach einem von ihm gehaltenen Vortrag vor der Österreichischen Gesellschaft für Schulhygiene,[23] im „Illustrem Bade-Blatt“ „Über den Missbrauch der Kohlensäurebäder“[24] oder über „Genussmittel als Heilmittel“.[25]

Herz war auch Autor zahlreicher Monografien. 1897 veröffentlichte er „Kritische Psychiatrie. Kantische Studien über die Störungen und den Missbrauch der reinen speculativen Vernunft“, in der er die Pathologie von Geisteskrankheiten auf Kant aufzubauen versuchte und als Freimaurer 1924 die Monografie „Die Freimaurer“. 1927 erschien von ihm die Monografie „Des alten Doktors wundersames Wachsfigurenkabinett“, in dem er seine Erlebnisse aus seinem Berufsleben reflektierte, und die Adolf Kronfeld (1861-1938) in der Wiener medizinische Wochenschrift rezensierte.[26] Eine launige Beschreibung zu seiner Person erschien aus diesem Anlass vom Schriftsteller Ernst Lothar (1890-1974) in der Neuen Freien Presse.[27]

Foto (zirka 1944) aus: California, Northern U.S. District Court Naturalization Index.

Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde ihm wegen seiner jüdischen Herkunft die Lehrbefugnis entzogen. Im März 1939 flüchtete er nach England, von wo er im November 1943 mit der SS Empress of Australia in die USA emigrierte und sich in San Francisco niederließ. 1944 erwarb er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Max Herz verstarb am 20. Oktober 1956 in San Francisco in Kalifornien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1898, Herz Max Dr., Reno Mignon.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0261, Herz Max (Nationalien Datum: 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-145a, Herz Max (Rigorosum Datum: 1888).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2808, Herz Max (Promotion Datum: 26.3.1890).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.477 Herz, Max (03.04.1865; Innere Medizin).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 31.86, Herz Max.

California, Northern U.S. District Court Naturalization Index, 1852-1989, Petition no. 091275, Jun. 20, 1949 – Petition no. 091600, Nov. 21, 1949 (= NARA microfilm publication M1744 (Pacific Sierra Region, San Bruno: National Archives and Records Administration, n.d.), Herz Max.

United States, Genealogy Bank Historical Newspaper Obituaries, 1815-2011, Entry for Dr Max Herz and Hery, 21 Oct 1956.

Find a grave: Max Herz Dr.

United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968, Entry for Max Herz, 22 Oct 1956.

Literatur:

Herz, Max: Ueber den Einfluß des Geschlechtes auf die Entstehung und Gestaltung von Herzkrankheiten. Aus dem diagnostisch-therapeutischen Institut für Herzkranke in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wein: Druck von Bruno Bartelt 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Herz, Max: Lehrbuch der Heilgymnastik. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 10323]

Herz, Max: Heilgymnastik. (=Physikalische Therapie/5). Stuttgart: Enke 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17918/5]

Herz, Max: Ein Buch für Herzkranke. Was sie tun sollen. 3. vermehrte Auflage. München: Reinhardt 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 56639]

Herz, Max: Herzkrankheiten. Erfahrungen aus der Sprechstunde. Wien, Leipzig: Perles 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8009]

Herz, Max: Zur heilgymnastischen Behandlung von Circulationsstörungen. Sonderdruck aus: Prager medizinischer Wochenschrift. Prag: Druck von Carl Bellmann 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Herz, Max: Eine druckfähige Klangschrift für Schwachsichtige und Blinde. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Herz, Max: Des alten Doktors wundersames Wachsfigurenkabinett. Wien: Elbemühl-Graph. Industrie 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21901]

Referenzen:

[1] Die Neuzeit, 3.5.1895, S. 192.

[2] Medizinische Klinik, 29.5.1910, S. 865-866.

[3] Medizinische Klinik, 30.11.1913, S. 1965-1968.

[4] Medizinische Klinik, 28.12.1913, S. 2142-2143.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 9, 1897, Sp. 393.

[6] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 37, 1911.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1904, Sp. 1949.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1905, Sp. 1861-1865.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1907, Sp. 729-732.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1907, Sp. 1698.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1916, Sp. 159-161.

[12] Österreichische Illustrierte Zeitung, 15.1.1908, S. 392.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1892, Sp. 685.

[14] Wiener Allgemeine Zeitung, 28.10.1894, S. 3.

[15] Illustriertes Wiener Extrablatt, 13.3.1901, S. 8.

[16] Die Zeit, 25.5.1916, S. 4.

[17] Zeitschrift für das Österreichische Blindenwesen, Nr. 3, 1917, S. 695-696.

[18] Neue Freie Presse, 5.9.1920, S. 5-6.

[19] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin (Wiener Ausgabe), 1896, S. 190-192

[20] Arbeiter Zeitung, 14.3.1899, S. 6.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 45, 1923, Sp. 2031.

[22] Neuzeit, 24.1.1896, S. 36.

[23] Wiener Hausfrauen-Zeitung, 8.3.1914, S. 119-121; 15.3.1914, S. 136-140.

[24] Allgemeines Bade-Blatt für die Frauen-Welt, 30.4.1909, S. 1-2.

[25] Allgemeines Bade-Blatt für die Frauen-Welt, 20.7.1913, S. 1-2.

[26] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1927, S. 1708.

[27] Neue Freie Presse, 2.10.1927, S. 1-4

Normdaten (Person): Herz, Max: BBL: 43607; GND: 117523593;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [277]: Buxbaum, Beni – Leiter der Abteilungen für Hydrotherapie an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und der „Fango-Heilanstalt“

Buxbaum, Beni – Leiter der Abteilungen für Hydrotherapie an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und der „Fango-Heilanstalt“

Autor: Walter Mentzel

Published online: 28.03.2024

Keywords: Hydrotherapeut, Physikalische Medizin, Allgemeine Poliklinik Wien, Fango-Heilanstalt, Medizingeschichte, Wien

Beni (Benö, Benjamin) Buxbaum wurde am 2. Jänner 1864 als Sohn von Henrik Buxbaum und Maria, geborene Ehrenfeld, in Pressburg in Ungarn (heute: Bratislava/Slowakei) geboren. Er war seit 1904 mit Anna Leopoldine Kornelia Ester Oberländer (1879-?) verheiratet und hatte mit ihr die beiden Töchter Henriette (1906-1991) und Adele (1905).

Im Wintersemester 1882/83 begann Buxbaum an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 13. April 1889 mit seiner Promotion abschloss. Danach trat er als Aspirant in die Allgemeine Poliklinik in Wien ein,[1] wo er von 1891 bis zu seiner Emeritierung während des Ersten Weltkrieges als Assistent von Professor Wilhelm Winternitz (1834-1917) an der hydrotherapeutischen Abteilung der Klinik arbeitete.[2]

Hier publizierte er 1894 „Zur Influenza cerebralis“,[3] 1897 „Die diätische und physikalische Behandlung der Schlaflosigkeit“,[4] und 1898 „Die hydriatische Behandlung der Chlorose und Anämie“.[5] 1900 veröffentlichte er zwei Monografien: „Lehrbuch der Hydrotherapie“ und „Technik der Wasseranwendungen“. Eine weitere Monografie brachte er 1906 mit dem „Kompendium der physikalischen Therapie für praktische Ärzte und Studierende“ heraus, sowie im selben Jahr den Aufsatz „Physikalische Therapie der Erkrankungen der Verdauungsorgane“.

Zahlreiche Arbeiten erschienen in der Allgemeinen Wiener medizinischen Zeitung, darunter 1900 „Die Behandlung acuter fieberhafter Infectionskrankheiten“,[6] 1902 „Das Indicationsgebiet der Hydrotherapie“,[7] 1903 Die hydriatische Behandlung der Lungentuberkulose“,[8] und 1904 „Soziale und ökonomische Bedeutung des physikalischen Heilmethode“.[9] 1905 publizierte er „Über die Kombination physikalischer Reize und physikalisch-diätetischer Heilmethoden“, 1907 „Technik der Wasseranwendungen, der Massage und der Elektrotherapie: Belehrung für Badewärter, Krankenpfleger usw.“ und „Zur physikalischen Behandlung der Obstipation“.[10] 1909 veröffentlichte er den Aufsatz „Das Vollbad“,[11] 1910 „Die physikalische Therapie bei Fettsucht“,[12] und 1913 „Die Adria-Seebäder[13] sowie über „Kohlensäurebäder in der ärztlichen Praxis“.[14] 1914 erschienen von ihm in der von Wilhelm Stekel (1868-1940) herausgegebenen Schriftenreihe „Grenzfragen der Medizin und Pädagogik“ der Artikel „Der Kopfschmerz als Erziehungsproblem“, und in der Allgemeinen Wiener medizinischen Zeitung „Einige neue hydriatische Prozeduren“.[15] Seine letzte Publikation stammt aus dem Jahr 1919 über „Die Tebecinbehandlung in der Privatambulanz“.[16]

Seit spätestens 1903 arbeitete er neben seiner Tätigkkeit an der Poliklinik als Vorstand der Abteilung für Hydrotherapie an der Privat-Heilanstalt (Fango-Heilanstalt) für Behandlung mit Fango, Hydrotherapie, Heißluft, elektrische Lichtbädern Elektrotherapie u.a. in Wien 9, Lazarettgasse 20.

Wiener klinische Wochenschrift, 19.2.1903, S. 31.

Buxbaum führte weiters eine Arztpraxis in Wien 6, Gumpendorferstraße 116 und später in Wien 9, Spitalgasse 1a. Er war Mitglied der Gesellschaft für physikalische Medizin und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Beni Buxbaum verstarb am 26. September 1920 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 29.9.1920, S. 10.

Quellen:

Slovakia Church and Synagogue Books, 1592-1935, Jewish (Židovská obec), Odbor Archivnictva (The Archives of the Republic), Slovakia.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0151, Buxbaum Beni (Nationalien Datum: 1882/83).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 177-28b, Buxbaum Beni (Rigorosum Datum: 1886).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 186-2524, Buxbaum Beni (Promotion Datum: 13.4.1889).

Literatur:

Buxbaum, Beni: Lehrbuch der Hydrotherapie. Leipzig: Thieme 1903.

[Zweigbibliothek für Zahnmedizin/ÖGZMG, Sign.: V-0873]

Buxbaum, Beni: Technik der Wasseranwendungen. Leipzig: Thieme 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 28434]

Buxbaum, Beni, Herzl, Ludwig und Ferdinand Winkler: Kompendium der physikalischen Therapie für praktische Ärzte und Studierende. Leipzig: Thieme 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 10433]

Buxbaum, Beni: Physikalische Therapie der Erkrankungen der Verdauungsorgane. (= Physikalische Therapie in Einzeldarstellungen/12) Stuttgart: Enke 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17918/12]

Buxbaum, Beni: Über die Kombination physikalischer Reize und physikalisch-diätetischer Heilmethoden. Sonderdruck aus: Blätter für klinische Hydrotherapie und verwandte Heilmethoden. Wien: Druckerei der kaiserl. Wiener Zeitung 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Buxbaum, Beni: Technik der Wasseranwendungen, der Massage und der Elektrotherapie. Belehrung für Badewärter, Krankenpfleger usw. 2. Vermehrte Auflage. Leipzig: Thieme 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-18575]

Referenzen:

[1] Jahresbericht der unter dem Protectorate […] Herrn Erzherzog Rainer stehenden Allgemeinen Poliklinik in Wien, Wien 1889, S. 16.

[2] Jahresbericht der unter dem Protectorate […] Herrn Erzherzog Rainer stehenden Allgemeinen Poliklinik in Wien, Wien 1892, S. 19.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr.6, 1894, Sp. 237-239.

[4] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 7.9.1897, S. 405-406; 14.9.1897, S. 417-418; 21.9.1897, S. 429-431; 28.9.1897, S. 442-443; 5.10.1897, S. 452-453.

[5] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 1.11.1898, S. 693-694; 8.11.1898, S. 503-504.

[6] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 17.7.1900, S. 325-326;24.7.1900, S. 327-328; 31.7.1900, S. 349-351; 7.8.1900, S. 359-360; 14.8.1900, S. 371-372.

[7] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 8.7.1902, S. 293-294.

[8] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 15.12.1903, S. 547-548.

[9] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 4.10.1904, S. 439-440; 11.10.1904, S. 452-453.

[10] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 29.1.1907, S. 49-50; 5.2.1907, S. 59-60; 12.2.1907, S. 71-72; 19.2.1907, S. 83-84; 26.2.1907, S. 95-96; 5.3.1907, S. 105-106.

[11] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 1.6.1909, S. 243-344; 8.6.1909, S. 255-256.

[12] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 1.3.1910, S. 93-94.

[13] Brioni Insel-Zeitung, 22.6.1913, S. 1-2.

[14] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 4.2.1913, S. 47-48.

[15] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 26.5.1914, S. 209-210; 2.6.1914, S. 217-218.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30, 1919, Sp. 1487-1489.

Normdaten (Person): Buxbaum, Beni: BBL: 43603; GND: 1324477644;

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Letzte Aktualisierung: 2024 03 28

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#SHOWCASE UB: Zum Internationalen Frauentag am 8. März: Publikationen von Mona Spiegel-Adolf, Klara Weingarten und Melitta Sperling

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Ub MedUni Wien ist mit über einer halben Million Bände die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs. Neben rezenter Literatur zur Geschichte der Medizin gibt es acht historisch sehr wertvolle Bibliotheken mit Beständen aus 6 Jahrhunderten (15.-20. Jhdt.).

Wir präsentieren im Lesesaal der Universitätsbibliothek zu den Öffnungszeiten im #SHOWCASE UB folgende Publikationen herausragender Medizinerinnen:

Die Globuline : mit 68 Abbildungen und 300 Tabellen

Mona Spiegel-Adolf (Anna Spiegel), 1893-1983 [VerfasserIn]

1930

Physikalisch-chemische Untersuchungen bestrahlter Proteine : <1.> Mitteilung: Die Veränderungen des Seralbumins bei Ultraviolettbestrahlung und ihre Beziehungen zur Hitzegerinnung

Mona Spiegel-Adolf (Anna Spiegel), 1893-1983 [VerfasserIn]
1927


Neuburger Bibliothek
Nominalkatalog Medizinhistorische Literatur 1850-1989


Normdaten
(Person): Spiegel-Adolf, Mona: BBL: 31332; GND: 127944494;

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Die myoklonischen Syndrome : mit 29 Abbildungen

Weingarten, Klara, 1909-1973 [VerfasserIn]

1957

Gesellschaft der Ärzte Bibliothek
Zettelkatalog der Gesellschaft der Ärzte Bibliothek


Normdaten
(Person): Weingarten, Klara: BBL: 31434; GND: 1231078308;

>Short Bio im VS-Blog

 

 

Sperling, Melitta: Analyse eines Knaben mit transvestitischen Tendenzen. Ein Beitrag zur Genese und Dynamik des Transvestitismus. In: Psyche. (21/7) 1967. S. [520]-541.

[Universitätsbibliothek, AKH/Magazin, Periodika]

Sperling, Melitta: VI. Psychotherapeutische Aspekte des kindlichen Bronchialasthmas. In: Handbuch der Kinderpsychotherapie. Hg.: Gerd Biermann. Band 2. München: Reinhardt 1969. S. 886-896.

[Universitätsbibliothek, AKH/Magazin, Sign.: 1999-03485]

Sperling, Melitta: VIII. Psychotherapeutische Aspekte der Coltis ulcerosa bei Kindern. In: Handbuch der Kinderpsychotherapie. Hg.: Gerd Biermann. Band 2. München: Reinhardt 1969. S. 912-921.

[Universitätsbibliothek, AKH/Magazin, Sign.: 1999-03485]


Normdaten
(Person): Sperling, Melitta: BBL: 42065; GND: 142843482;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [273]: Jolles, Adolf – Chemiker und Inhaber des Chemisch-mikroskopischen Laboratoriums für hygienische, medizin-chemische und technisch-chemische Untersuchungen, NS-Verfolgter

Jolles, Adolf – Chemiker und Inhaber des Chemisch-mikroskopischen Laboratoriums für hygienische, medizin-chemische und technisch-chemische Untersuchungen, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 04.03.2024

Keywords: Chemiker, Firmeninhaber, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Adolf (Adolph) Jolles wurde am 9. November 1862 als Sohn von Fabian (Feibisch) Jolles und Pauline, geboren Fichtenholz (etwa 1840-1898), in Warschau („Kongresspolen“) geboren. Im Juli 1892 heiratete er in Wien die Tochter des Textilkaufmannes David Geiringer, Rosa Geiringer (1868-1942), mit der er die beiden Töchter, die Konzertpianistin Gertrud (1895-1996) und Paula Jolles (1901-2008) hatte.

Nachdem Jolles an der Universität Breslau 1887 sein Chemiestudium mit seiner Promotion zum Dr. phil. absolviert hatte, arbeitete er als Assistent am amtlichen Laboratorium des städtischen Gesundheitsamtes der Stadt Breslau. Hier erwarb er sich als technischer Beamter umfassende Kenntnisse auf dem Gebiet der physiologischen und Nahrungsmittel-Chemie. 1889 kam er nach Wien, wo er am Hygiene-Institut der Universität Wien arbeitete, und veröffentlichte im selben Jahr den Artikel „Die Hygiene in der Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung in Wien“,[1] und „Die physiologische Seite der Alkoholfrage“.[2] 1922/23 inskribierte er an der Universität Wien Medizin.

Chemisch-mikroskopisches Laboratorium für hygienische, medizin-chemische und technisch-chemische Untersuchungen

Im Sommer 1889 gründete er gemeinsam mit seinem Bruder, dem Mediziner Maximilian Jolles in Wien 9, Türkenstraße 9, das Chemisch-mikroskopische Laboratorium für hygienische, medizin-chemische und technisch-chemische Untersuchungen.[3] Eine der ersten am Laboratorium vorgenommenen Untersuchungen publizierte er 1890 unter dem Titel „Ueber den chemischen Nachweis der Glycosurie“,[4]  und weiters „Über eine neue quantitative Methode zur Bestimmung der freien Salzsäure des Magensaftes“,[5] und „Ueber die „Jodzahl“ der Harne und ihre Bedeutung für die Semiotik derselben“,[6] sowie ein am Laboratorium erstelltes „Gutachten über ein behufs chemischer und bacteriologischer Untersuchungen […] in Arad eingesandten, dem Badehausbrunnen zu Arad entnommenen Wasser“.[7] Nach dem Tode seines Bruders (1914) führte er das Laboratorium bis 1938 weiter. In diesem Laboratorium erfolgten neben Untersuchungen auf dem Gebiet der medizinischen Chemie und Mikroskopie, Untersuchungen im Bereich der Hygiene und im speziellen der Genuss- und Lebensmitteln, sowie von Gebrauchsgegenständen, aber auch synthetische und technologische Arbeiten für das Gewerbe, die Industrie und Landwirtschaft. Weiters besaß Jolles gemeinsam mit seinem Bruder Maximilian in Wien 10, eine Firma zur Erzeugung chemischer Präparate.

1890 erhielten Adolf und Max Jolles auf der Bielitzer Gewerbeausstellung für ihre hygienische und technologischen Erfindungen eine Goldmedaille zuerkannt.[8] 1893 beriet Adolf Jolles die montenegrinische Regierung über die Einrichtung einer hygienischen Trinkwasserversorgung in deren Hauptstadt Cetijne.

Foto: Adolf Jolles, Die Stunde, 27.4.1935, S. 3.

Publizist

Seit der Gründung im Jahr 1887 war Jolles Redakteur der in Wien von Hans Heger (1855-1940) herausgegebenen Wochenschrift „Pharmaceutische Post“ sowie der „Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung und Hygiene und Warenkunde. Eine Monatsschrift für chemische und mikroskopische Untersuchung von Nahrungs- und Genussmitteln, Gebrauchsgegenständen und für Hygiene“ (ab 1898: Österreichische Chemiker-Zeitung). Jolles veröffentlichte zahlreiche weitere Aufsätze und Gutachten in medizinisch-chemischen und technischen Zeitungen und Zeitschriften, darunter in der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines, den Monatsheften für Chemie, der Medizinischen Klinik, der Wiener medizinischen Wochenschrift und der Wiener klinischen Wochenschrift, oder der Allgemeinen Wiener medizinischen Zeitung. In der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin sind von Adolf Jolles insgesamt 76 Sonderdrucke erhalten. Weiters veröffentlichte er in der siebenbändigen Reihe „Die wissenschaftlichen Grundlagen der Ernährung“ 1926 „Die wissenschaftlichen Grundlagen der Ernährung. 1: Die Nahrungs- und Genußmittel und ihre Beurteilung“ und 1932 „Die wissenschaftlichen Grundlagen der Ernährung. 2: Die Vitamine : nebst einer Einleitung über chemische Dynamik biologischer Vorgänge“.

1900 erhielten Adolf und Max Jolles vom k.k. Ministerium des Inneren die Autorisierung zur Vornahme von chemischen und bakteriologischen Untersuchungen von Nahrungs- und Genussmittel.[9] Wie sein Bruder Maximilian war er k.k. landesgerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister für Lebensmittelchemie. 1904 nahm er an der Naturforscherversammlung in Breslau teil,[10] 1906 am Kongress der Gesundheitspolizei in Genf,[11] 1912 am Naturforscher- und Ärztetag in Münster.[12]

Universitäre Laufbahn

1896 erfolgte die Ernennung Jolles zum Dozenten für Chemie und Mikroskopie der Nahrungs- und Genussmittel am Technologischen Gewerbemuseum, 1909 erhielt er den Titel Professor (vom Ministerium für öffentliche Arbeiten)[13] und 1918 wurde er zum Dozenten für chemische und mikroskopische Übungen in der markttechnischen Beurteilung der wichtigsten Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände an der k.k. Exportakademie (spätere Hochschule für Welthandel) ernannt. 1931 bekam er die Lehrbefugnis für Technologie unter besonderer Berücksichtigung der markttechnischen Untersuchung und Beurteilung der wichtigsten Nahrungs- und Genussmittel zuerteilt.

Volksbildner

Seit spätestens 1889 war er als Vortragender im Allgemeinen Niederösterreichischen Volksbildungsverein aktiv, wo er zu Nahrungs- und Genussmittel[14], oder zur Bestimmung der Luftqualität[15] referierte.

Während des Ersten Weltkrieges bekam er 1915 das Ehrenzeichen für die Verdienste um das Rote Kreuz verliehen, sowie 1935 den Titel eines a.o. Professors an der Hochschule für Welthandel durch den Bundespräsidenten der Republik Österreich.[16] Jolles war Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, der Chemisch-physikalischen Gesellschaft in Wien und des Verein Österreichischer Chemiker.

Verfolgung und Ermordung

Adolf Jolles und seine Ehefrau Rosa waren jüdischer Herkunft und nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Nach dem ‚Anschluss‘ im März 1938 wurde ihm die Lehrbefugnis entzogen und am 13. August 1942 erfolgte die Deportation von Adolf und Rosa Jolles aus ihrer Wohnung in Wien 9, Peregringasse 1/13 in das Ghetto Theresienstadt. Rosa wurde am 7. September 1942 und Adolf Jolles am 13. November 1942 ermordet. Ihr „gesamtes bewegliches und unbewegliches Vermögen“ wurde ihnen gemäß § 1 der Verordnung über die Einziehung volks- und staatsfeindlicher Vermögens im Lande Österreich (vom 18.11.1938, RGBl. 1, S. 1620) zugunsten des Deutschen Reiches entzogen. Seinen Töchtern gelang mit ihren Familien die Flucht aus Österreich, sie lebten danach in den USA.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch, 1892, Jolles Adolf, Geiringer Rosa.

WStLA, 2.3.3.B74.38.465, Handelsregister, E 38/465, Erzeugung chemischer Präparate Dr. A. Jolles.

OeStA. AdR, HBbBuT, BMfHuV, Allg. Reihe, Sekt IV 1919, Zl. 25.550, Jolles Adolf Doz. Dr., chemischen und mikroskopischen Übungen an der Exportakademie, Anempfehlung, 1919.

OeStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 46.836, Jolles Adolf.

Arolsen-Archiv, Inhaftierungsdokumente, 1.2 Verschiedenes, 1.2.1 Deportationen und Transporte, 1.2.1.1 Deportationen, Deportationen aus dem Gestapobereich Wien (1939-1945), Jolles Adolf.

Arolsen-Archiv, Inhaftierungsdokumente, 1.1 Lager und Ghettos, 1.1.42 Ghetto Theresienstadt, 1.1.42.2 Kartei Theresienstadt, Ghetto Theresienstadt-Kartei, Jolles Adolf.

Ghetto Theresienstadt, Todesfallanzeige, Jolles Adolf, Rosa.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Hochschule für Welthandel 1938-1945, Jolles Adolf a.o. Prof.

Literatur:

Jolles, Adolf: Die wissenschaftlichen Grundlagen der Ernährung. 1.: Die Nahrungs- und Genußmittel und ihre Beurteilung. Leipzig, Wien: Deuticke 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21372]

Jolles, Adolf: Die wissenschaftlichen Grundlagen der Ernährung. 2.: Die Vitamine, nebst einer Einleitung über chemische Dynamik biologischer Vorgänge. Leipzig, Wien: Deuticke 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21372]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1889, S. Sp. 1291-1294; Nr. 39, 1889, Sp. 1325-1327.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1889, Sp. 229-230.

[3] Wiener Allgemeine Zeitung, 10.7.1889, S. 5.

[4] Internationale klinische Rundschau, Nr. 31, 1890, Sp. 1275-1278; Nr. 32, 1890, Sp. 1323-1325.

[5] Monatshefte für Chemie, Wien 1890, S. 472-481.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1890, Sp. 649-653.

[7] Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung und Hygiene, H. 1, 1890, S. 1-11.

[8] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 26.8.1890, S. 407.

[9] Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines, Nr. 16, 1900, S. 267.

[10] Neue Freie Presse, 21.9.1904, S. 6.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 18.8.1906, S. 9.

[12] Die Zeit, 17.9.1912, S. 6.

[13] Die Zeit, 25.8.1909, S. 5.

[14] Wiener Allgemeine Zeitung, 6.1.1889, S. 3.

[15] Arbeiter Zeitung, 17.1.1890, S. 8.

[16] Die Stunde, 27.4.1935, S. 3.

Normdaten (Person): Jolles, Adolf : BBL: 43223; GND: 11716738X;

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Letzte Aktualisierung: 20240304

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [266]: Hermann, Josef – Primararzt am Krankenhaus Wieden, Betriebsarzt der Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft, Schriftsteller

Hermann, Josef – Primararzt am Krankenhaus Wieden, Betriebsarzt der Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft, Schriftsteller

Autor: Walter Mentzel

Published online: 25.01. 2024

Keywords: Primararzt Krankenhaus Wieden, Betriebsarzt Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft, Schriftsteller, Medizingeschichte, Wien

Josef Hermann wurde als Sohn des Weinhändlers Franz Hermann (1777-1825) und Josepha Buchta (1796-1870), als ältester von fünf Geschwistern, am 20. August 1817 in Golassowitz in Österreichisch-Schlesien (heute: Golasowice/Polen) geboren. In erster Ehe war er mit Susanne Peyer (1823-1843) und seit 1854 mit Anna von Gaugusch (1833-1911) verheiratet. Sein Sohn war der k.k. Hofapothekerbeamte Albert Hermann (1867-1947).

Hermann studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 28. März 1843 zum Doktor der Medizin. Am 11. Februar 1844 erhielt er die Sponsion zum Magister der Chirurgie und Magister der Geburtshilfe. Danach arbeitete er als Arzt in der Gemeinde Inzersdorf bei Wien sowie im Bürgerspital in der Cäciliengasse 6 in Wien 1 (heute: Lobkowitzplatz).

Zwischen 1845 und 1846 gehörte er als Assistent der Lehrkanzel für Staatsarzneikunde und als Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Wien an.

Chefarzt der Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft

Seine erste selbständige berufliche Tätigkeit übte er seit spätestens 1846 als Arzt, Chirurg, Geburtshelfer und Zahnarzt in der von Alois Miesbach (1791-1857) 1820 erworbenen ersten staatlichen Ziegelei am Wienerberg mit zirka 4.000 Mitarbeitern aus. Später war er hier als Chefarzt des Krankenhauses „am Wienerberg“ der „Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft“ tätig.

Primarius im Krankenhaus Wieden und seine Syphilisbehandlung

Im Juli 1855 veröffentlichte Hermann eine 75-seitige Arbeit unter dem Titel „Medicinische Studien“, in der er die Gründe für seine Ablehnung des Quecksilbers als Heilmittel gegen Syphilis formulierte. Im Oktober 1855 trat Hermann in das Bezirkskrankenhaus Wieden ein, wo er, nachdem ihm durch einen Minister-Erlass von 25. Oktober 1855 die Bewilligung erteilt worden war, „unter commissioneller Kontrolle von Fachgenossen“ Syphilis zu behandeln, um den Beweis anzutreten, dass Mercur kein Heilmittel sei, bzw. selbst schwere Krankheiten verursacht.[1] Ein Jahr später publizierte er die Ergebnisse seiner Arbeit unter dem Titel „Die Behandlung der Syphilis ohne Mercur. Wissenschaftlicher Bericht über die Ergebnisse der unter commisssioneller Controlle von Fachgenossen der k.k. Bezirkskrankenhause Wieden im Jahr 1856 stattgefundenen Behandlung syphilitischer Erkrankter“. Darin wandte er sich gegen die zu dieser Zeit übliche Quecksilbertherapie und betrachtete die sekundäre konstitutionelle Syphilis als Wirkung des Quecksilbers. Seine Ansichten riefen u.a. von Ärzten wie Mathias Singer (1829-1912) von der Abteilung für Syphilis im Allgemeinen Krankenhaus Wien[2] heftigen Widerspruch hervor und stießen eine Debatte an, die er mit seinen Kritikern in Fachzeitschriften ausfocht.[3]

Mit Friedrich Lorinser (1817-1895), der ebenfalls zum Personalstand des Wiedner Spitals gehörte, und mit dem er 1845 die schädigende Wirkung von Phosphordämpfen bei der Zündholzherstellung auf die Knochen untersucht hatte, begründete er damit die „antimercurale Schule“. Am 27. Juli 1858 trat er mit Bestellung durch einen Ministerialerlass die provisorische Leitung der neu gegründeten Abteilung für Syphilis und Hautkrankheiten in das Bezirkskrankenhaus Wieden an,[4] und konnte nun Syphilis nach seinen Heilmethoden ohne Mercur und ohne Jod behandeln.[5]

In den nächsten Jahren publizierte er eine Reihe von Arbeiten, in denen er seine Theorien weiter vehement vertrat. 1859 veröffentlichte er dazu in der Wiener medizinischen Wochenschrift den Aufsatz „Zur Frage der Syphilisation“,[6] 1861 „Der constitutionelle Jodismus“, 1862 „Studien über Syphilis“, 1865 „Die Mercurial-Krankheiten und deren Verhältnisse zur Lustseuche“, 1868 schrieb er das Vorwort zu der von Robert Charles Drysdale (1824-1907) veröffentlichten Arbeit „Ueber die Behandlung der Syphilis und anderer Krankheiten ohne Quecksilber. Eine Sammlung von Beweisen, dass das Quecksilber eine Krankheitsursache, aber kein Heilmittel ist“. 1869 veröffentlichte er den Artikel „Die Syphilis und deren Behandlung vom Standpunkte der öffentlichen Administration,“[7] 1872 „Die Behandlung Syphilitischer in den öffentlichen in den öffentlichen Krankenhäusern Wiens mit besonderer Rücksicht auf die öffentlichen Fonde“,[8] 1875 „Über die Natur und Wesenheit der Syphilis und deren Behandlung ohne Mercus“,[9] 1889 „Es gibt keine constitutionelle Syphilis: ein Trostwort für die gesammte Menschheit“. Weiters publizierte er 1862 „Die Prostitution und die Syphilis“ und 1890 eine Artikelserie zur „Sanitätspolizei und Prostitution“.[10] Er sprach sich darüber hinaus auch gegen die Impfung bei Tollwut und Pocken aus.[11]

Im Herbst 1858 erschienen von ihm die „Studien über Krankheitsformen in Idria“ (1. Teil,[12] 2, Teil,[13] 3. Teil[14]), nachdem er im Oktober 1857 das Quecksilberwerk in der Krain besucht hatte, um die Auswirkungen des Quecksilbers auf die Gesundheit der Bergarbeiter zu untersuchen, 53 Jahre bevor 1910 Ludwig Teleky (1872-1957) hier seine Untersuchungen zu quecksilberbedingten Krankheiten anstellte. 1873 publizierte er dazu „Die Wirkungen des Quecksilbers auf den menschlichen Organismus“.

Am 15. September 1862 erfolgte seine Ernennung zum Primararzt an der Abteilung für Syphilis im Krankenhaus Wieden,[15] 1863 bekam er als Assistent Eduard Lewy (1838-1905) zugeteilt.

Im Jänner 1889 erfolgte seine Pensionierung am Bezirkskrankenhaus Wieden,[16] bis 1893 führte er noch seine private Arztpraxis zuletzt in Wien 9, Spitalgasse 5.

Hermann verfasste in seinen späteren Lebensjahren zwei Monografien 1886 die „Glückseligkeitslehre“, die als Gebrauchsanweisung zu einer bewussten Lebensführung als auch als Bauanleitung zur Entwicklung einer organisch aufgebauten Gesellschafts- und Staatsphilosophie gelesen werden kann, sowie 1902 „Die Lebensführung im hohen Alter“, die 1910 in der 5. Auflage erschien und neben Diätvorschlägen zahlreiche autobiografische Skizzen enthält.

Exlibris Josef Hermann, aus: Die Lebensführung im hohen Alter, Leipzig 1910.

Hermann war seit 1888 Träger des Franz-Joseph-Ordens, den er für bürgerliche Verdienste verliehen bekam.[17] Er lebte bis zu seinem Tod auf einem von ihm 1850 erworbenen Grundstück in Inzersdorf Parzelle 26, und war zwischen 1879 und 1882 gewählter Mandatar im Gemeinderat von Inzersdorf.[18]

Josef Hermann verstarb am 12. Oktober 1902 in Inzersdorf bei Wien.

Quellen:

Trauungsbuch, Rk Erzdiözese Wien 23 Inzersdorf, 1854, Sign. 02-03; Folio 151, Hermann Josef.

Sterbebuch, Rk Erzdiözese Wien, Wien 23, Inzersdorf, 1902, Sign. 03-11, Folio 274, Hermann Josef.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-91r, Hermann Josef (Rigorosum Datum 1842).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 176-265, Hermann Josef (Promotion Datum 28.3.1843).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 176-0170, Hermann Josef (Sponsion Datum 11.2.1844).

Freund Georg, Inzersdorf am Wienerberge. Historisch-topografische Darstellung des Ortes und seiner Bestandtheile vom Ursprunge bis in die neuste Zeit, 1882.

Literatur:

Hermann, Josef: Die Behandlung der Syphilis ohne Mercur. Wissenschaftlicher Bericht über die Ergebnisse der unter comissioneller Controlle von Fachgenossen im k.k. Bezirkskrankenhause Wieden im Jahre 1856 stattgefundenen Behandlung syphilitisch Erkrankter. Wien: Sallmayer & Comp. 1857.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3436]

Hermann, Josef: Der constitutionelle Jodismus. Sonderdruck aus: Österreichischer Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: Druck von Anton Schweiger 1861.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hermann, Josef: Studien über Syphilis. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: Druck und Papier von Leopold Sommer 1862.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Drysdale, Charles Robert und Josef Hermann: Ueber die Behandlung der Syphilis und anderer Krankheiten ohne Quecksilber. Eine Sammlung von Beweisen, dass das Quecksilber eine Krankheitsursache, aber kein Heilmittel ist. Wien: Sallmayer 1868.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-17715]

Hermann, Josef: Es gibt keine constitutionelle Syphilis. Ein Trostwort für die gesammte Menschheit. Hagen i.W.: Risel 1880.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-18264]

Hermann, Josef: Die Glücklichkeitslehre. Wien, Leipzig: Verlag von A. Pichlldf’s Witwe und Sohn 1861.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 61332]

Hermann, Josef und Peter Simon Ziegelroth: Die Lebensführung im hohen Alter. Mit einem Bildnis des Verfassers. 5. Auflage. Leipzig: Verlag von Hand Hedwig’s Nachfolger Curt Ronninger 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 64038]

Referenzen:

[1] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, Nr. 17, 1857, S. 273-182.

[2] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, Nr. 11, 1857, S. 177-182; 23.3.1857, S. 193-199.

[3] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Nr. 11, 1857, S. 177-182; Nr. 17, 1857, S. 273-276.

[4] Die Presse, 8.8.1858, S. 3.

[5] Ärztlicher Bericht des k. k. Bezirks-Krankenhauses Wieden, 1858, S. 88.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1859, Sp. 67-71; Nr. 6, Sp. 84-86; Nr. 7, Sp. 101-104.

[7] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 1.6.1869, S. 179-180.

[8] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 26.11.1872, S. 589-590; 3.12.1872, S. 606-607; 17.12.1872, S. 638-639.

[9] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 30.11.1875, S. 429-431.

[10] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 2.9.1890, S. 417-418; 9.9.1890, S. 429; 16.9.1890, S. 442-443; 23.9.1890, S. 453-454; 14.10.1890, S. 489-490; 21.10.1890, S. 500; 28.10.1890, S. 511-512.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1864, Sp. 737-741. Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 12.12.1871, S. 409-410.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 40, 1858, Sp. 697-700.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1858, Sp. 713-717.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1858, Sp. 750-751.

[15] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 49, 1891, S. 931.

[16] Die Presse, 19.2.1889, S. 3.

[17] Wiener medizinische Wochenschrift Nr. 11, 1888, Sp. 378.

[18] Inzersdorf am Wienerberge. Historisch-topografische Darstellung des Ortes und seiner Bestandtheile vom Ursprunge bis in die neueste Zeit (Georg Freund, Bearbeiter), Inzersdorf am Wienerberge 1882, S. 74 und 142.

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