Bum, Anton – Chirurg und Physiotherapeut, Gründer des Institutes für Mechanotherapie in Wien
Autor: Dr. Walter Mentzel
Published online: 16.04.2024
Keywords: Chirurg, Physiotherapeut, Physikalische Medizin, Institut für Mechanotherapie, Medizingeschichte, Wien
Anton Bum wurde als Sohn von Emanuel Bum (1824-?) und Charlotte (1830-1904), geborene Pokorny, am 2. Juli 1856 in Brünn (heute Brno/Tschechien) geboren. Seit 1887 war er mit Annica Benvenisti (1866-?) verheiratete und hatte mit ihr die Tochter Gertrud (1888-?).
Bum maturierte am Deutschen Gymnasium in Brünn, studierte ab dem Wintersemester 1874/75 an der Universität Wien Medizin, und promovierte hier am 6. Juni 1879. Während seiner Studentenzeit engagierte er sich im „Leseverein der deutschen Studenten Wiens“, wo er die Funktion eines Vereinsbibliothekars einnahm[1] und 1876 zum Obmann-Stellvertreter ernannt wurde.[2] Nach dem Studienabschluss leistete er seinen Militärdienst im Garnisonsspital Nr. 5 in Brünn ab.[3]
Danach arbeitete er bis 1883 zunächst als Sekundararzt und darauf als Assistent bei Albert von Mosetig-Moorhof (1838-1907) am Krankenhaus Wieden. Hier veröffentlichte er 1881 „Ueber Jodoform und seine Anwendung“. In den folgenden Jahren unternahm Bum Studienreisen nach Holland und nach Schweden zur Ausbildung in der Gymnastik, Massage und Mechanotherapie. Er ließ sich als Facharzt in Wien nieder und übernahm 1898 den Chefarztposten an der Kuranstalt Gutenbrunn bei Baden bei Wien für Massagen, Orthopädie und Mechanotherapie.[4] Zuvor erfolgte 1882 seine Berufung als ordinierender Arzt für Chirurgie an das Mariahilfer Laboratorium,[5] weiters arbeitete er als Facharzt im Verband der Genossenschaftskrankenkassen. 1885 nahm er in Sofia mit Richard Wittelshöfer (1853-1889) an der Unterstützungsaktion zur medizinischen Versorgung der im serbisch-bulgarischen Krieg verwundeten Wehrangehörigen teil, worüber er im Dezember 1885 den Artikel „Aus den bulgarischen Spitälern“ verfasste[6] und im Jänner 1886 vor dem Wiener Medizinischen Doktoren-Kollegium über „Kriegschirurgisches aus Bulgarien“ referierte.[7]
1904 habilitierte er sich im Fach Chirurgie mit besonderer Berücksichtigung der Unfallchirurgie und erhielt den Titel eines Privatdozenten an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.
Autor und Herausgeber
Von Anton Bum sind zahlreiche Artikel, wissenschaftliche Aufsätze und Publikationen, die unter seiner Herausgeberschaft erschienen, erhalten. 1891 publizierte er seinen auf der 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte in Halle an der Saale gehaltenen Vortrag zur „Mechanodiagnostik“ und seinen vor dem Wiener Medizinischen Doktoren-Kollegium gehaltenen Vortrag „Ueber Heilgymnastik“. 1895 veröffentlichte er den Aufsatz „Zur Technik der Bauchmassage“ und 1898 „Ueber Muskelmechanik“.
Bum war auch Autor und Herausgeber mehrerer Monografien und Handbücher, darunter das „Therapeutische Lexikon für praktische Ärzte“ und das 1893 von ihm gemeinsam mit Moriz Tobias Schnirer (1860-1941) herausgegebene „Diagnostische Lexikon für praktische Ärzte“. 1896 publizierte er das in mehreren Auflagen gedruckte „Handbuch der Massage und Heilgymnastik“, 1904 das „Lexikon der physikalischen Therapie, Diätetik und Krankenpflege: für praktische Ärzte“ und 1906 „Physiologie und Technik der Massage“. 1917 gab er gemeinsam mit Julius Tandler (1869-1936) das „Handbuch der Krankenpflege“ heraus.
Seit Jänner 1887 hatte Bum die Redaktion der Zeitschrift „Wiener medizinische Presse“ übernommen, weiters redigierte er die Zeitschrift „Wiener Klinik“.
Von Anton Bum befinden sich 22 Sonderdrucke aus der Separata-Bibliothek im Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin und sind online abrufbar.
Institut für Mechanotherapie (Orthopädie, maschinelle Heilgymnastik und Massage) in Wien
Spätestens 1896 hatte Bum nach schwedischen Vorbild am Standort Wien 9, Garnisonsgasse 7, das „Institut für Heilgymnastik und Massage“ gegründet, in dem er auch orthopädische Gymnastik für Kinder anbot.[8] Im Oktober 1898 wechselte er an den Standort Wien 1, Schottenring, Deutschmeisterplatz 2 und eröffnete hier das „Institut für Mechanotherapie, Orthopädie, maschinelle Heilgymnastik und Massage“, das er gemeinsam mit Max Herz (1865-1956) ärztlich leitete. Es wurde im selben Jahr durch Apparaturen nach dem von Max Herz entworfenen System vergrößert.[9] Zu seinen Mitarbeitern zählte hier auch Robert Grünbaum (1874-1954), der später anstelle von Herz gemeinsam mit Bum die leitende ärztliche Funktion am Institut übernahm.
Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 1899, Sp. 47.
Bum war über viele Jahre als Referent im Wiener Volksbildungsverein, sowie als Autor populärwissenschaftlicher Artikel in Zeitungen wie dem Neuen Wiener Journal, die Neue Freie Presse oder Die Presse und in Zeitschriften tätig. 1902 unterstützte er Hugo Klein (1863-1937) u.a. in einem Gutachten bei dessen Initiative eine Modernisierung und Verbesserung der Frauenbekleidung aus medizinischer Sicht zu bewirken.[10]
Im Ersten Weltkrieg leitete er das chirurgische Universitäts-Spital und gehörte als Konsiliarius dem Grinzinger Kriegs-Spital an. 1916 erfolgte durch das Ministerium des Inneren seine Bestellung zum Lehrer an der Krankenpflegeschule des Wiener Krankenanstaltsfonds.[11]
Bum war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Physikalischen Gesellschaft in Wien, bei der er die Funktion eines Vizepräsidenten ausübte, sowie der Wiener Rettungsgesellschaft, und 1892 Gründungsmitglied des Krankenvereins der Ärzte Wiens.[12] 1921 erhielt er den Titel eines Regierungsrates.[13]
Anton Bum verstarb am 18. August 1925 in Wien. Er vermachte seine umfangreiche Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[14]
Neue Freie Presse, 21.8.1925, S. 21.
Quellen:
UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0091, Bum Anton (Nationalien Datum 1874/75).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-21b, Bum Anton (Rigorosum Datum 1878).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-931, Bum Anton (Promotion Datum 6.6.1879).
UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten Sonderreihe, Senat S 304.128 Bum, Anton (02.07.1856-18.08.1925).
Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Bum Anton.
Literatur:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Universitätsbibliothek MedUni Wien/Freihand-Magazin Ebene04, Sign.: 2002-02123, 2002-02124]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 10073]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-20365]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 56181]
Referenzen:
[1] Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, Vereine, Wien 1876, S. 81.
[2] Die Presse, 12.5.1876, S. 10.
[3] Neue Freie Presse, 17.7.1879, S. 6.
[4] Neue Freie Presse, 25.2.1898, S. 7.
[5] Neue Freie Presse, 30.9.1882, S. 6.
[6] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 12.12.1885, S. 2.
[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1886, Sp. 257-258.
[8] Neues Wiener Tagblatt, 31.10.1896, S. 7.
[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 39, 1898, S. 889.
[10] Dokumente der Frauen, Nr. 22, 1902, S. 669.
[11] Wiener Zeitungen, 1.6.1916, S. 6.
[12] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 42, 1892, S. 614.
[13] Neue Freie Presse, 18.11.1921, S. 1.
[14] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.8.1925, S. 2.
Normdaten (Person): Bum, Anton: BBL: 43609; GND: 117640646;
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BBL: 43609 (16.04.2024)
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Letzte Aktualisierung: 2024 04 16