Autor: Dr. Walter Mentzel
Published online: 07.08.2025
Keywords: Frauenarzt, Allgemeine Poliklinik Wien, Mariahilfer Ambulatorium, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien
Josef Bondi wurde am 8. August 1872 als eines von sechszehn Kindern des aus Mainz stammenden Marcus Mer Bondi (1831-1926) und dessen Ehefrau Bertha Beila (1842-1912), geborene Hirsch, in Mainz geboren. Die Familie lebte seit Mitte der 1880er Jahren in Wien, wo Marcus Mer Bondi die Metallfirma Jacob Neurath führte. Zu seinen Geschwistern zählte der Mediziner Samuel Bondi (1878-1959). Im Jahr 1900 heiratete er Rosa Hirsch (1873-1950),[1] mit der er zwei Kinder, Arthur (1903-1985) und die Pianistin Helene Bondi (1905-1927) hatte.
Bondi studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. Mai 1896. Im Anschluss daran eröffnete er eine private Arztpraxis in Wien 2, zunächst in der Kaiser-Joseph-Straße 21 (heute: Heinestraße) und danach ab 1918 in der Praterstraße 16 und später bis 1938 auf Nr. 9.
Seinen einjährigen Militärdienst schloss er mit der Ernennung zum Assistenzarzt-Stellvertreter in der Reserve ab.[2] Während des Ersten Weltkrieges wurde er 1915 zum Oberarzt ernannt.[3]
Allgemeine Poliklinik in Wien
Bondi arbeitete danach als Assistent an der Frauenabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien bei den Vorständen Gustav Christian Lott (1842-1909) und Heinrich Peham (1871-1930), wo er eine Reihe von Arbeiten publizierte, darunter: „Ueber den Einfluß gynäkologischer Operationen auf die Menstruation“, „Zur Anatomie der Cysten der kleinen Schamlippe“, „Zur Kenntnis des Melanosarcoma ovarii“, „Ueber Ovarialgravidität“, „Über deziduale Umwandlung des zervikalen Bindegewebes“, „Synthese der Salicylsäure“, und „Über die Herkunft des Fruchtwassers“.[4] Weitere Veröffentlichungen von ihm am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie unter dem Vorstand von Richard Paltauf (1858-1924), an der I. Frauenklinik der Universität Wien unter Friedrich Schauta (1849-1919) und am Institut für medizinische Chemie der Universität Wien finden sich heute in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.
Daneben hielt er Vorträge vor dem Unterstützungsverein für Hebammen, die in deren Zeitschrift abgedruckt worden sind.[5]
Frauenabteilung am Mariahilfer Ambulatoriums und Spitales
Seit 1931 war er in der Funktion des leitenden Vorstandes der Frauenabteilung des Mariahilfer Ambulatoriums und Spitals tätig.
Wie sein Bruder Samuel Bondi fungierte er als Schularzt in der Vereins-Volksschule Talmud-Thora in Wien 2, Malzgasse 16, wo er wie sein Vater Markus Bondi auch im Vorstand des Vereines tätig war.[6] Nach dem Krieg engagierte er sich im Vorstand des Vereins „Einheit“ Verein zur Errichtung und Erhaltung von Volksspeisehallen,[7] sowie ab 1931 im Palästinaaufbaufonds unter dessen Vorsitzenden dem Kinderarzt Wilhelm Knöpfelmacher (1866-1938).[8] Weiters war seit 1907 Mitglied der Freimaurerloge Eintracht der B’nai Brith.[9]
Bondi und seine Familie waren jüdischer Herkunft und wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Josef und Rosa Bondi gelang die Flucht aus Österreich nach Großbritannien, von wo sie im März 1940 mit der SS Georgic über Liverpool in die USA emigrierten.
Josef Bondi verstarb am 28. April 1942 in Bergen County New Jersey, USA.
Quellen:
UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0358, Bondi Josef (Nationalien Datum 1890/91).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-41b, Bondi Josef (Rigorosum Datum 1893).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-555, Bondi Josef (Promotion Datum 23.5.1896).
ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29.224, Bondi Josef.
New York Passenger and Crew List 1025-1958, Bondi Josef, Rosa.
New York City Municipal Deaths, 1795-1949, Bondi Joseph.
Find a grave: Bondi Josef und Rosa.
Literatur:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
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[1] Neue Freie Presse, 21.7.1900, S. 14.
[2] Neue Freie Presse, 4.6.1897, S. 3.
[3] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 26.8.1915, S. 19.
[4] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 9.2.1909, S. 1-2.
[5] Hebammen-Zeitung, Nr. 11, 1910, S. 234-235; Nr. 12, 1910, S. 256-257.
[6] Jüdische Presse, 7.1.1921, S. 5.
[7] Jüdische Presse, 17.3.1922, S. 65.
[8] Neues Wiener Journal, 19.4.1931, S. 23.
[9] Entstehungsgeschichte und Chronik der Vereinigung »Wien« B’nai B’rith in Wien 1895-1935, Wien 1935, S. 112.
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Letzte Aktualisierung: 2025.08.07