Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [352]: Wechsberg, Leo – Gynäkologe, Rothschild-Spital

Wechsberg, Leo – Gynäkologe, Rothschild-Spital

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 15.12.2025

Keywords: Gynäkologe, I. Frauenklinik, Allgemeines Krankenhaus, Rothschild-Spital, Medizingeschichte, Wien

Leo Alfred Wechsberg wurde am 24. Mai 1875 in Orlova bei Mährisch-Ostrau in Österreichisch-Schlesien (heute: Orlova/Tschechien) als Sohn von Ferdinand Wechsberg und Rosa Wechsberg (1850-1910) geboren. Sein Bruder war der Internist Friedrich Emil Wechsberg (1873-1929). 1906 heiratete er Käthe Eisenstädter (1883-?), mit der er einen Sohn Franz (1910-?) hatte.

Wechsberg absolvierte 1893 das Josefstädter Oberrealgymnasium in Wien[1] und begann anschließend an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 16. Juni 1899 mit der Promotion abschloss. Wie sein Bruder Friedrich Wechsberg war er während des Studiums Mitglied des Medizinischen Unterstützungsvereins an der Universität Wien und wurde 1897 in dessen Vereinsleitung gewählt.[2] Nach Abschluss des Studiums leistete er seinen Militärdienst im Garnisonsspital Nr. 2, beim Trainregiment Nr. 3 ab, den er mit der Ernennung zum Assistenzarzt der Reserve beendete.[3]

In der Folge arbeitete er an der I. Frauenklinik unter Friedrich Schauta (1849-1919) und trat 1902 als Sekundararzt in die neu errichtete gynäkologische Abteilung des Rothschild-Spitals bei Carl Fleischmann (1859-1941) ein.[4] Im selben Jahr publizierte er Arbeiten, die an der chirurgischen Abteilung des Kaiser Franz Joseph-Spitals unter den Primarius Julius Schnitzler (1865-1939), dem Bruder Arthur Schnitzlers (1862-1931), entstanden waren, darunter „Ueber einen Fall von Achsendrehung des Dünndarms“ und „Ein Beitrag zur Lehre vom Chloroformikterus“. 1903 folgte im Rothschild-Spital die Studie „Zur Histologie der hymenalen Atresie der Scheide“.

Vor dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Wechsberg mit Vorträgen im Unterstützungsverein für Hebammen sowie im Neuen Frauenclub in Wien, wo er in Kontakt mit Auguste Fickert (1855-1910) stand.

Seit 1900 führte Wechsberg eine private Arztpraxis in Wien 9, Pelikangasse 5. Nach seinem Ausscheiden aus dem Rothschild-Spital als emeritierter Assistent eröffnete er 1905 eine private fachärztliche Praxis für Frauenheilkunde in Wien 1, Stubenring 12,[5] die er 1911 nach Wien 9, Maria-Theresien-Straße 3, verlegte. Parallel dazu war er vor dem Ersten Weltkrieg weiterhin als Privatassistent von Carl Fleischmann tätig. In dieser Zeit erschienen mehrere Publikationen, darunter 1906 „Zur Indikation der Sectio caesarea“ und 1907 „Zur Verhütung des Zurücklassens von Kompressen in der Bauchhöhle“, beide an der gynäkologischen Abteilung des Rothschild-Spitals. 1909 veröffentlichte er die Arbeit „Vaginale Uterusamputation“, 1910 folgte in der Hebammen-Zeitung der Beitrag „Ueber die dritte Geburtsperiode und atonische Blutungen der Gebärmutter“.[6]

Am Ersten Weltkrieg nahm Wechsberg zunächst als Landsturmoberarzt (Ernennung 1914)[7] und ab 1915 als Landsturmregimentsarzt teil.[8]

Seit 1904 war Wechsberg Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien[9] sowie der Geburtshilflich-gynäkologischen Gesellschaft in Wien. Darüber hinaus gehörte er vor dem Krieg gemeinsam mit seiner Ehefrau Käthe als Mitglied dem „Österreichischen Patriotischen Hilfsverein, zugleich Landes- und Frauen-Hilfsverein vom Roten Kreuz für Niederösterreich“ an.[10]

Leo Wechsberg verstarb im Oktober 1934 in Wien.

Quellen:

Heiratsmatriken der IKG Wien, 1906, Wechsberg Leo, Eisenstädter Käthe.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0501, Wechsberg Leo (Nationalien Datum: 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-442b, Wechsberg Leo (Rigorosum Datum: 30.5.1899).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0185, Wechsberg Leo (Promotion Datum: 16.6.1899).

WStLA, 1.1.10.A1.28386/1934 – Totenbeschaubefund, Grabanweisung: Wechsberg Dr. Leo (Oktober 1934).

Literatur:

Wechsberg, Leo: Ueber einen Fall von Achsendrehung des Dünndarms. Aus der chirurgischen Abtheilung des k.k. Kaiser Franz Joseph-Spitales in Wien (Primarius Docent Dr. Julius Schnitzler). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wechsberg, Leo: Ein Beitrag zur Lehre vom Chloroformikterus. Aus der chirurgischen Abtheilung des k.k. Kaiser Franz Joseph-Spitales in Wien (Primarius Docent Dr. Julius Schnitzler). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wechsberg, Leo: Zur Histologie der hymenalen Atresie der Scheide. Aus der gynäkologischen Abteilung des Spitales der israelitischen Kultusgemeinde in Wien (Primararzt Dr. Karl Fleischmann). Sonderduck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Kratz, Helf & Co. 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wechsberg, Leo: Zur Indikation der Sectio caesarea. Aus der gynäkologischen Abteilung der „Rothschild-Stiftung“ (Primarius: Dr. Karl Fleischmann) und dem Kaiserin-Elisabeth-Wöchnerinnenheime „Lucina“ (Primarius: Dr. Berthold Bosse) in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wechsberg, Leo: Zur Verhütung des Zurücklassens von Kompressen in der Bauchhöhle. Aus der gynäkologischen Abteilung der „Rothschildstiftung“ (Primarius Dr. Karl Fleischmann) in Wien. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Ambrosius Barth 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wechsberg, Leo: Vaginale Uterusamputation. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Jahresbericht Josefstädter Obergymnasium, Wien 1894, S. 52.

[2] Neues Wiener Journal, 20.11.1897, S. 5.

[3] Wiener Zeitung, 22.5.1900, S. 1.

[4] Die Neuzeit, 18.4.1902, S. 165.

[5] Wiener klinische Rundschau, Nr. 25, 1905, S. 449.

[6] Hebammen-Zeitung, 1.7.1910, S. 281-282.

[7] Der Militärarzt, Nr. 24, 1914, S. 472.

[8] Der Militärarzt, Nr. 8, 1915, Sp. 135.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 15, 1904, S. 427.

[10] Rechenschaftsbericht des Österreichischen Patriotischen Hilfsverein, zugleich Landes- und Frauen-Hilfsverein vom Roten Kreuz für Niederösterreich, Wien 1910, S. 32.

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Letzte Aktualisierung: 2025.12.15

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