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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Lebens Art – ars vivendi

Lebens Art – ars vivendi

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Das ‚how to‘, ein bene vivendi oder die ars vitae – gedieh nicht nur auf dem Boden berühmter antiker westlicher Schulen der Philosophie, der Liebe zur Weisheit – so auch in der „Kritik der reinen Vernunft“ des ‚Chinesen‘ aus Königsberg, wie der ‚Pessimist‘ Nietzsche ihn titulierte.

Das Leben des Geistes, die Spritualität, pflegten Jahrtausende lang Denker und Weise des fernen Ostens. Johann Wolfgang Goethe versuchte sich anhand bemühter Übersetzungsversuche dem Wesen von Kunst und Philosophie im Chinesischen zu nähern.

In ihrer Urform reimten sich Li T’ai Po’s legendäre Gedichte, etwa in in einem sachte schaukelnden Nachen mit Freunden – glückselig und nicht nur trunken vom Schein des Mondes,  “gazing at the moon, and long sighing in vain“, eine tückische Herausforderung für die jeweilige Übersetzungs-Software – mit und ohne Reim.
Jede Menge Stolperfallen gibt es auch, wenn es um den Humor der Chinesen geht – ein ‚Aspekt der Würde‘ und den Schalk, die indirekte Rede, die verborgenen Bedeutungen – 言外之意 (Yánwài zhī yì), um das Jonglieren mit Worten – 花言巧语 (Huāyán qiǎoyǔ) oder leeres Gerede ohne Zusammenhang 前言不搭后语 (Qiányán bù dā hòuyǔ).
Unübersetzbar!

Der Chinesische Glücks-Drache, eine mächtige mythische Kreatur, bringe Prosperität, er könne Hindernisse überwinden; er wurde geschätzt und verehrt. Er verkörperte die Befehlsgewalt des Kaisers und war allgegenwärtig, sogar in den Stammbäumen* der Herrscher. Er kontrolliert weise die Schicksale und hat mit westlichen hinterhältigen Fabelwesen nichts gemein.
Alles überstand dieser Glücksbringer – auch das dunkle Zeitalter im Land der Morgenröte, doch brutale koloniale Kulturkiller setzten ihm schwer zu; schließlich fiel er in einen todesähnlichen Dornröschenschlaf.

Allmählich begann das Harmonische, Subtile und Feingefühl chinesischer Kommunikation unter Abnützungserscheinungen zu leiden („Wenn du Kritik übst, dann lass es so sein, dass es wie ein sanfter Wind weht und nicht wie ein Sturm.“).

Lin Yutang war einer der letzten, der es meisterhaft verstand die morgenländischen Kulturen gleichsam wie in chinesischer Gartenkunst harmonisch zu überbrücken und mit der ‚Kultur‘ des Abendlandes, nicht unkritisch, zu verbinden: „Am Ende deines Lebens sollst du dich zurücklehnen können mit den Worten: „Das Ganze war eine hübsche Komödie“.
Und – „Human life can be lived like a poem“.
The Importance of Living (1937), p. 32.

 

*Kaiser Hirohito stieß in seiner Ahnengalerie 125 Generationen zurück – auf Prinzessin Faithful, die Tochter des Seedrachens.

 

Li T’ai Po, (701762 ) Li Bai, Li Po, Li Bo, 李白 (Morgenstern)
Westliche Li-Bai-Vertonungen

Debon G et al (Ed) (1987): Chinesische Geisteswelt. Zeugnisse aus drei Jahrtausenden.
Dausien

Lin Youtang (1937): The Importance of Living.
Reynal and Hitchcock, New York.

Lin Yutang (1982): Die Weisheit des Lächelnden Lebens: Das Geheimnis Erfüllten Daseins.
Rororo

 

 

Epilog: „Nur eine heitere Philosophie ist eine tiefgründige Philosophie. Die ernsten Philosophien des Westens haben nicht einmal angefangen zu verstehen, was das Leben ist.“
(Die Weisheit Des Lächelnden Lebens. Lin Yutang.)

Gender: beyond

Interest: Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung des Beitrags kein Interessenkonflikt im Sinne der Empfehlung des International Committee of Medical Journal Editors bestand.

AI: This text is characterized by AI-free wording

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Einladung
ALLOTRIA
p heilig UND*
ZEIT: am Freitag, 10. Oktober 2025 um 19 Uhr
ORT: Otto-Mauer-Zentrum
Einladung: PDF
Nähere Infos: Einladung.pdf
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Gastautor:
Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [342]: Flach, Auguste – Mitarbeiterin von Karl Bühler am Psychologischen Institut der Universität Wien, NS-Verfolgte

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 29.09.2025

Keywords: Psychologin, Psychologisches Institut, Verein für angewandte Psychopathologie und Psychologie, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgte

Auguste Flach (geb. Tänzer) wurde am 20. März 1891 als Tochter des aus Miklos in Ungarn stammenden Kaufmanns David Tänzer (1861-1932) und Sofie (1865-1942), geborene Berdach, der Schwester von Carl Berdach (1863-1943), in Wien geboren. Im Jahr 1910 heiratete sie den Ingenieur Artur Flach (1882-1963), mit dem sie zwei Söhne Sohn Georg (1912-?) und Robert (1923-2010) hatte.

Seit 1910 widmete sich Flach den Fächern Psychologie, Psychiatrie und der Biologie. Ab den frühen 1920er Jahren beschäftigte sie sich intensiv mit Ausdrucks- und Bewegungspsychologie und verfasste mehrere wissenschaftliche Arbeiten, die – trotz ihrer ungewöhnlichen akademischen Biografie – rasch internationale Beachtung fanden und bis heute rezipiert werden.[1] Obwohl ihr ein formaler Studienabschluss fehlte, war sie eng in das wissenschaftliche Leben der Universität Wien eingebunden. Sie arbeitete als Schülerin und Mitarbeiterin von Karl Bühler (1879-1963), der seit 1922 als Professor für Psychologie, Philosophie und experimentelle Pädagogik an der Universität Wien das neu gegründete Psychologische Institut leitete und ihre Studie betreute, sowie in enger Kooperation mit Universitätsprofessoren wie Erwin Stransky (1877-1962) und Otto Pötzl (1877-1962).

1925 erschien am Psychologischen Institut der Universität Wien unter der Leitung von Karl Bühler Flachs Studie „Über symbolische Schemata im produktiven Denkprozess“, die im Archiv für die gesamte Psychologie (Bd.52, S. 369-440) veröffentlicht wurde. Jean Paul Sartre (1905-1980) griff bereits 1926 in seiner Examensarbeit dieser Publikation auf. Die Auseinandersetzung mit Flachs Überlegungen zur Einbildungskraft floss auch in seine späteren Studien zur Kunst und Ästhetik ein, wo er ihre Arbeit an zentraler Stelle rezipierte.

1928 folgte ihre Arbeit „Die Psychologie der Ausdrucksbewegung“, die sie 1930 auf der I. Internationalen Tagung für angewandte Psychopathologie und Psychologie in Wien erneut vorstellte.[2] In einer Rezension würdigte Erwin Stransky sie als „hochbegabte Verfasserin“.[3] Flach war zudem aktives Mitglied im Verein für angewandte Psychopathologie und Psychologie in Wien, der bis 1935 von Martin Pappenheim (1881-1943) und anschließend von Stransky geleitet wurde.

Im Sommersemester 1934 initiierte Karl Bühler eine Zusammenarbeit mit der Wiener psychiatrisch-hirnpathologischen Schule unter Otto Pötzl. Daraus entstand an der Psychiatrischen Klinik der Universität Wien eine „Seminaristische Arbeitsgemeinschaft“ unter dem Vorsitz von Erwin Stransky. Neben Flach nahmen daran u.a. Egon Brunswik (1903-1955), Otto Kauders (1893-1949), Paul Federn (1871-1950) sowie Else Frenkel (1908-1958), Mitarbeiterin von Karl und Charlotte Bühler und spätere Ehefrau von Brunswik teil. Über die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft berichteten 1935 Flach und Karl Theodor Dussik (1908-1968) im Auftrag des Vereins in der Wiener medizinischen Wochenschrift.[4] Ebenfalls aus dem Jahr 1934 stammt Flachs Arbeit „Psychomotorische Gestaltbildung im normalen und pathologischen Seelenleben“.

In den folgenden Jahren arbeitete sie eng mit der Psychiaterin und Neurologin Christine Palisa-Mlitz (1910-) zusammen. Gemeinsam veröffentlichten sie 1935 „Zur Psychopathologie des Zeiterlebens im postencephalitischen Blickkrampf“[5], 1936 „Zum Problem der Verarbeitung organischer Symptome bei Schizophrenie“[6] sowie 1938 die Studien „Insulin and the Cirkulation[7] und „Zur Frage der hirnpathologischen Erscheinungen des Insulinshocks“[8]. Parallel dazu war sie zwischen 1934 und 1938 als Mitarbeiterin an der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik tätig. Ebenfalls 1938 erschien – gemeinsam mit dem Psychiater Alfred Auersperg (1899-1968), dem späteren Nationalsozialisten und SS-Arzt – die Publikation „Zur Symptomatologie der Delirien bei occipitoparietalen Herden“.[9]

Auguste Flach und ihr Ehemann Artur waren wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Im selben Jahr gelang ihnen die Flucht nach Australien. Dort arbeitete Auguste zunächst in Hobaert, ab 1951 in Launceston und schließlich ab 1958 in Melbourne als Psychologin. Aus dieser Zeit stammt die 1949 “, gemeinsam mit dem Politikwissenschafter W. A. Townsley verfasst Arbeit „On Freedom“.[10]

Auguste Flach verstarb am 15. November 1972 in Caulfield, Victoria, in Australien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1891, Tänzer Auguste.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1910, Tänzer Auguste, Flach Artur.

In Australien, Victoria Sterbeverzeichnis, 1836-1985.

Australia, Victoria, Index to Probate Registers, 1841-1989, Entry for Auguste Flach, 05 Mar 1973.

Friedrich Jannette, Auguste Flach (1891-1972) – die Entdeckung einer ungewöhnlichen Biographie, in: Psychologische Rundschau, 76(1), 2025, S. 21—22.

Literatur:

Flach, Auguste: Die Psychologie der Ausdrucksbewegung. Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Psychologie. Wien: Gerold & Co. Universitäts-Buchhandlung 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Flach, Auguste: Psychomotorische Gestaltbildung im normalen und pathologischen Seelenleben. Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Psychologie. Köthen/Anhalt: Großdruckerei Paul Dünnhaupt 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Herrmann Theo, Psychologie der kognitiven Ordnung, Berlin 1965. Loquens Manus, Medium der Geste, Gesten der Medien, Köln 2003.

[2] I. Internationale Tagung für angewandte Psychopathologie und Psychologie, Wien 5.-7. Juni 1930, Referate und Vorträge, Hg. von Hartmann H., Pappenheim M., Stransky E., Berlin 1931, S. 202-209.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 28, 1929, S. 918.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 9, 1935, S. 234-237.

[5] Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, 154, 1935, S. 599-620.

[6] Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, 156, 1936, S. 274-286.

[7] Insulin and the Cirkulation, in: The Treatment of Schizophrenia Isulin Shock. Cardiazol sleep Treatment, aus: The American Journal of Psychiatrie, Nr. 94, Mai 1938 (Supplement), S. 96-108.

[8] Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, 108 (5), 1938, S. 633-660.

[9] Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, 107, 1938, S. 616-635.

[10] Townsley W. A., Flach Auguste, On Freedom, in: The Australian

Quarterly, 21 (3), 1949, S. 45-56.

Normdaten (Person): Flach, Auguste: BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 47075 (29.09.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47075

Letzte Aktualisierung: 2025.09.29

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [341]: Burger, Emanuel – Ohrenarzt, Arzt des Gremiums der Wiener Drechsler

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 25.09.2025

Keywords: Ohrenarzt, Gremium der Drechsler, Medizingeschichte, Wien

Emanuel Burger wurde am 26. Mai 1833 in Schaffa (heute: Šafov, Tschechien) in Mähren geboren. Seit 1863 war er mit Rosa Deutsch (zirka 1833-1919) verheiratet. Aus dieser Ehe ging der Sohn und spätere Opernsänger Richard Carl Burger (1.8.1864-?) hervor.

Burger studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 30. Oktober 1860 zum Doktor der Medizin und Chirurgie und zum Magister der Geburtshilfe. Im Anschluss trat er zunächst als Sekundararzt in das Krankenhaus in Wieden ein, wo er der von Primararzt Ferdinand Dinstl geleiteten II. Abteilung angehörte.[1]

Daneben führte Burger eine Praxis als Ohrenarzt zunächst in Wien 1, Salztor, später in Wien 1, Wollzeile 20, und ab 1892 bis zu seinem Tod in Wien 1, Lugeck 3. Zudem betreute er als Arzt das Gremium der Wiener Drechsler.[2] 1870 veröffentlichte er die Arbeit „Das Einbringen von Flüssigkeit und Dämpfen durch die Paukenhöhle und über die Wirkungsweise der Luftdouche“.

Burger war seit 1863 Mitglied des Wiener Medizinischen Doctoren-Kollegiums,[3] außerdem gehörte er dem Ärztlichen Verein in Wien sowie der Gesellschaft der Ärzte in Wien an.

Er verstarb am 16. Oktober 1916 in Wien.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-17r, Burger Emanuel (Rigorosum 1860).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 181-826, Burger Emanuel (Promotion 30.10.1860).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Burger Emanuel.

Literatur:

Berger, Emanuel: Das Einbringen von Flüssigkeit und Dämpfen durch die Paukenhöhle und über die Wirkungsweise der Luftdouche. Sonderdruck aus: Archiv für Ohrenheilkunde. Würzburg: Druck und Verlag der Stahel’schen Buch- und Kunsthandlung 1870.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Ärztlicher Bericht des k.k. Bezirks-Krankenhaus Wieden, Wien 1863, S. 274.

[2] Neues Wiener Tagblatt, 19.10.1916, S. 14.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 40, 1863, Sp. 638.

Normdaten (Person):  Burger, Emanuel: BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47071 (25.09.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47071

Letzte Aktualisierung: 2025.09.25

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [340]: Sternberg, Julius – Chirurg, Primarius am Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium und Jubiläumsspital, Obmann des Vereins Distriktkrankenpflege, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 17.09.2025

Keywords: Chirurg, Primarius, Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium und Jubiläumsspital, Mariahilfer Ambulatorium und Spital, Verein Distriktkrankenpflege, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Julius Sternberg wurde am 19. Dezember 1867 als Sohn des aus Brody stammenden Kaufmannes Hermann Sternberg (zirka 1826-1886) und der Wienerin Ernestine, geborene Schiller (1837-1916), in Wien geboren. Sein Bruder war der Mediziner Maximilian Sternberg (1863-1934). Im Jahr 1916 heiratete er in Wien die Schweizerin und Lehrerin Helene Brunner (*4.1.1890)

Sternberg studierte ab dem Wintersemester 1886/87 Medizin an der Universität Wien und promovierte am 19. März 1892. Anschließend führte er eine Arztpraxis in Wien 2, Untere Donaustraße 13,[1] die er 1896 nach Wien 19, Billrothstraße 78, verlegte,[2] und später bis 1938 in Wien 1, Seilergasse 14.

Ab 1895 arbeitete er als Sekundararzt am Rudolfinerhaus in Wien.[3] Hier veröffentlichte er im Jahr 1897 „Über den Rectovaginalschnitt bei Mastdarmoperationen“. Im Jahr 1898 folgte „Beitrag zur Kenntnis der Bruchsacktuberculose“. Weitere Veröffentlichungen umfassen die Arbeiten „Zwei Fälle von Lufteintritt ins Herz“, „Habituelle beidseitige Luxation der Clavicula“,[4]Zur Kenntnis der Brachydaktylie“,[5]Ueber Operationen an Diabetischen“, „Ueber die Behandlung der Mastdarmfisteln“, und „Über Operationen bei gleichzeitig bestehenden Infektions- und Stoffwechselkrankheiten“. Daneben beschäftigte er sich am Rudolfinerhaus, wo die erste Pflegeschule Wiens eingerichtet worden war, mit den Fragen des systematischen Unterrichts und der Professionalisierung der Krankenpflege in Spitälern. Er verfasste mehrere Rezensionen zu diesem Thema in der Wiener klinischen Wochenschrift,[6] und hielt Vorträge wie u.a. 1903 vor dem Allgemeinen österreichischen Frauenverein.[7] Darüber hinaus war Sternberg mit Vorträgen in den Wiener Volksbildungseinrichtungen wie im Volksheim aktiv.

Verein „Distriktkrankenpflege in Wien“

Seit spätestens 1905 war Sternberg Vorstandsmitglied[8] und seit 1909 Obmann des Vereins „Distriktkrankenpflege in Wien“. Dieser Verein widmete sich jenen Menschen, die aufgrund ihrer Einkommensverhältnisse keinen Zugang zum Pflegesystem Wiens hatten und damit der Verelendung ausgesetzt waren. 1911 trat er wegen Arbeitsüberlastung als Obmann zurück.[9]

Mariahilfer Ambulatorium und Spital – Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium und Jubiläumsspital

Von zirka 1905 bis 1938 war Sternberg im Mariahilfer Ambulatorium und Spital (seit 1912 Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium und Jubiläumsspital) als Vorstand der II. chirurgischen Abteilung und ab 1932 als Primarius und Abteilungsvorstand an der I. chirurgischen Abteilung und der Abteilung für kosmetische Chirurgie tätig. Bei der Planung des 1912 eröffneten Spitals war Sternberg maßgeblich beteiligt. Hier veröffentlichte er eine Reihe von Arbeiten darunter 1908 „Das Gebiet der ambulatorischen Operationen“, „Dauermassage und Dauergymnastik bei Verletzungen und Erkrankungen der Extremitäten“, „Jodex in der chirurgischen Therapie: eine Kombinationstherapie“, „Einige bewährte chirurgische Instrumente und Apparate“, sowie „Vulnodermol in der chirurgischen Praxis“. 1937 erschien von ihm noch die Arbeit „Lokalbehandlung des Ulcus cruris mit Epithelkörperchenhormon (Ectract. Parathyreoideae)“.[10]

Am Ersten Weltkrieg nahm er an der Nordostfront in Galizien als Regimentsarzt des Reserve Spitals Nr. 1 in Kolomea im Felde sowie als Chefarzt einer Chirurgengruppe teil. Im Jahr 1915 erhielt er das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille.[11] In demselben Jahr publizierte er „Kosmetische Rücksichten in der operativen Chirurgie“.

Sternberg war seit 1911 Mitglied der Gesellschaft für physikalische Medizin,[12] weiters Mitglied des Österreichischen-patriotischen Hilfsvereins vom Roten Kreuze für Niederösterreich,[13] der Gesellschaft der Ärzte in Wien, des Verbandes der Wiener Fachärzte,[14] sowie Mitglied in den Vereinsorganen der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte.[15]

Mit seiner Ehefrau Helene lebte Sternberg 1938 in Wien 1, Seilergasse 14. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 verlor er wegen seiner jüdischen Herkunft die Zulassung zur Ausübung seines Arztberufes. Er durfte als zugewiesener „jüdischer Krankenbehandler“ für Chirurgie seinen Beruf eingeschränkt ausüben[16] und überlebte den Holocaust. Nach dem Krieg eröffnete er im Juli 1945 eine Arztpraxis in Wien.

Neues Österreich, 23.6.1945, S. 2.

1946 war Sternberg einer von fünf Proponenten des provisorischen Vereinsvorstands Mariahilfer Ambulatorium und Spital, das sich um die Wiederherstellung des von den Nationalsozialisten im November 1938 durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände (RBGL 135/1938) der Gemeinde Wien eingegliederten Ambulatoriums und früherem Trägerverein des Ambulatoriums bemühte. Zuvor war die Eingliederung aufgrund des Verfassungsgesetzes StGBL. 102 (Vereins-Reorganisationsgesetz) außer Kraft gesetzt worden.[17]

Sternberg verstarb im November 1947 in Wien.[18]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1867, Sternberg Julius.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0334, Sternberg Julius (Nationalien Datum 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-328b, Sternberg Julius (Rigorosum Datum 1890).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-542, Sternberg Julius (Promotion Datum 19.3.1892).

Literatur:

Sternberg, Julius: Über den Rectovaginalschnitt bei Mastdarmoperationen. (Aus dem Rudolfinerhause in Wien). Sonderdruck aus: Centralblatt für Chrirugie. Leipzig: 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Beitrag zur Kenntniss der Bruchsacktuberculose. Aus dem Rudolfinderhaus in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Zwei Fälle von Lufteintritt ins Herz. (Aus dem Rudolfinerhause in Wien). Sonderdruck aus: Centralblatt für Chirurgie. Leipzig: 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Ueber Operationen an Diabetischen. Abgekürzt vorgetragen auf der 74. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Karlsbad, Abtheilung für Chirurgie, Sitzung vom 23. September 1902. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhandlung 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Ueber die Behandlung der Mastdarmfisteln. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesamte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles, k.u.k. Hofbuchhandlung 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Über Operationen bei gleichzeitig bestehenden Infektions- und Stoffwechselkrankheiten. Vortrag gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums am 10. April 1905. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sterberg, Julius: Das Gebiet der ambulatorischen Operationen. Aus dem Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium in Wien. Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Dauermassage und Dauergymnastik bei Verletzungen und Erkrankungen der Extremitäten. Aus der I. Chirurgischen Klinik. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Jodex in der chirurgischen Therapie. Eine Kombinationstherapie. Aus dem Mariahilfer Ambulatorium und Spital in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Einige bewährte chirurgische Instrumente und Apparate. (Aus der I. chirurgischen und der Abteilung für kosmetische Chirurgie des Mariahilfer Ambulatoriums und Spitales in Wien). Sonderdruck aus: Österreichische Ärzte-Zeitung. Wien: 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Vulnodermol in der chirurgischen Praxis. Aus der I. Chirurgischen und der Abteilung für kosmetische Chirurgie des Mariahilfer Ambulatoriums und Spitals in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Sternberg, Julius: Kosmetische Rücksichten in der operativen Chirurgie. (Aus dem Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium und Jubiläumsspital in Wien). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1893, Sp. 184.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1896, Sp. 507.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1932, S. 704.

[4] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 47, 1897, S. 1030-1032.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 41, 1902, S. 1060-1065.

[6] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 5, 1901, S. 117-118; Nr. 51, 1902, S. 1367-1369; Nr. 30, 1903, S. 886.

[7] Neues Wiener Tagblatt, 6.2.1903, S. 13.

[8] Die Zeit, 2.4.1905, S. 6.

[9] Die Zeit, 26.11.1911, S. 8.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1937, S. 338-339.

[11] Der Militärarzt, Nr. 32, 1915, S. 519.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1911, Sp. 790.

[13] Rechenschaftsbericht. Patriotischen Hilfsvereines vom Roten Kreuze für Niederösterreich, Wien 1913, S. 58.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 51, 1920, Sp. 2181.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30/31, 1923, Sp. 1406.

[16] Jüdisches Nachrichtenblatt Wien, 2.9.1940, S. 4.

[17] Amtsblatt der Stadt Wien. Stadt Wien – Presse- und Informationsdienst, Nr. 43, Wien 1946, S. 16.

[18] Österreichische Ärztezeitung, 3. Jg. Nov./Dez. 1947, S.28, (Nachruf).

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Letzte Aktualisierung: 2025.09.17

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [339]: Freud, Paul – Kinderarzt im St. Anna Kinderspital und im Säuglingsheim des Wiener Zentralkrippenvereins, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 03.09.2025

Keywords: Kinderarzt, St. Anna Kinderspital, Säuglingsheim des Wiener Zentralkrippenverein, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Paul Freud wurde am 6. November 1894 in Wien geboren. Er war der Sohn des Kaufmannes Simon (Sigmund) Freud (1847-1930) aus Kassejowitz in Böhmen (heute: Kasejovice/Tschechien) und seiner Frau Hermine, geborene Lederer. Im Jahr 1902 konvertierte er vom Judentum zum evangelischen Glauben (AB). 1929 heiratete er Hilda, die 1908 in Leipzig in Deutschland geboren wurde und 2004 verstarb.

Freud studierte an der Universität Wien Medizin und schloss sein Studium am 26. Juli 1921 mit der Promotion ab. Anschließend arbeitete er als Kinderarzt in seiner Arztpraxis in Wien 6, Hugo Wolfgasse 1.[1] 1923 veröffentlichte er am Pharmakologischen Institut der Universität Wien die Studie „Über Verhinderung der entzündlichen Reaktion nach intramuskulärer Neosalvarsan-Einspritzung“.

St. Anna Kinderspital Wien und Säuglings- und Mütterheim des Wiener Zentralkrippenvereins

Freud arbeitete außerdem am St. Anna Kinderspital in Wien unter der Leitung von Professor Romeo Monti (1883-1933), wo er 1925 „Beitrag zur Therapie der Enuresis nocturna[2] publizierte. Ab 1926 war er in dem in Wien Ottakring vom Wiener Zentralkrippenverein errichteten Säuglings- und Mütterheim in der Seitenberggasse 12 als behandelnder Primararzt tätig.[3] Hier publizierte er bis 1938 regelmäßig, darunter 1928 „Über die Aussichten der Therapie postdiphtheritischer Komplikationen[4] und „Über Algopysan, ein neues Schmerz- und Beruhigungsmittel“,[5] 1929 „Über Mastkuren mit innerlich verabreichtem Insulin[6] und „Über die Anwendung moderner Eisenpräparate im Säuglings- und Kinderkleinalter“,[7] 1930 „Über perkutane Behandlung von Hauterkrankungen im Kindesalter mit hochvoluminöser Kieselsäure (Fissan)“ und 1931 „Zur Frage der Kalkverabreichung bei Säuglingen und Kleinkindern“ und „Über therapeutische Versuche mit Sedormid im Kindesalter“.[8] 1932 erschienen von ihm die Arbeiten „Therapeutische Versuche mit Gamelan im Kindesalter[9], „Über therapeutische Versuche mit Jodex im Kindesalter[10] und „Über therapeutische Versuche mit löslichen Azetyl-salizylsäurepräparaten“.[11] 1934 veröffentlichte er „Therapeutische Versuche mit Radipon im Kindesalter[12] und „Behandlung akuter und chronischer Darmkatarreh im Kindesalter mit Profamin“.[13] 1935 publizierte er „Behandlungsversuche mit einer zink- und talkfreien Lebertransalbe im Kindesalter[14] und „Recresal bei Erschöpfungszuständen im Kindesalter[15] sowie 1936 „Behandlung eitriger Hautaffektionen im Kindesalter[16] und „Therapeutische und Pflegeversuche mit Thiosept-Puder im Kindesalter[17]. Seine beiden letzten Studien in Österreich „Behandlung von Durchfallserkrankungen im Säuglings- und Kindesalter mit reinem Pektin[18] und „Erfahrungen mit dem heimischen „Vistonic“ bei Schwächezuständen im Kindesalter[19] erschienen im Jahr 1937.

Freud war Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien und der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit engagierte sich er als Referent zu medizinischen Themen in der Wiener Volksbildung.

Petitions for Naturalization, 865-1991; U.S. District Court for the Eastern District of New York, Freud Paul.

Paul Freud war jüdischer Herkunft und nach dem „Anschluss“ im März 1938 von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bedroht. Er flüchtete gemeinsam mit seiner Ehefrau Hilda im Juli 1938 über Le Havre in Frankreich nach New York. 1939 erhielt er die Lizenz zur Aufnahme seiner Tätigkeit als Kinderarzt und arbeitete danach als Assistent Professor of Pediatrics am Medical College, Flower and Fifth Avenue Hospitals in New York City.

Paul Freud starb am 9. April 1977 in Dade, Florida.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1894, Freud Paul.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 18.637, Freud Paul.

Petitions for Naturalization, 1865-1991; U.S. District Court for the Eastern District of New York, Freud Paul.

Florida, Death Index, 1877-1998, Paul Freud, 9. April 1977.

Literatur:

Freud, Paul: Über Verhinderung der entzündlichen Reaktion nach intramuskulärer Neosalvarsan-Einspritzung. Aus dem pharmakologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Freud, Paul: Über perkutane Behandlung von Hauterkrankungen im Kindesalter mit hochvoluminöser Kieselsäure (Fissan). Aus dem Säuglingsheim des Zentralkrippenvereins in Wien. Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Freud, Paul: Zur Frage der Kalkverabreichung bei Säuglingen und Kleinkindern. Aus dem Säuglingsheim des Zentralkrippenvereins in Wien. Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1921, Sp. 1783.

[2] Medizinische Klinik, Nr. 46, 1925, S. 1725-1726.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1926, S. 565.

[4] Medizinische Klinik, Nr. 26, 1928, S. 974.

[5] Medizinische Klinik, Nr. 27, 1928, S. 1026-1027.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 37, 1929, S. 1171-1175.

[7] Medizinische Klinik, Nr. 28, 1929, S. 1066-1067.

[8] Medizinische Klinik, Nr. 4, 1931, S. 134-135.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1932, S. 651.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 42, 1932, S. 1333-1334.

[11] Medizinische Klinik, Nr. 27, 1932, S. 938-939.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 32/33, 1934, S. 889-890.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 37, 1934, S. 1001.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1935, S. 501-502.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 28, 1935, S. 784-785.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 9, 1936, S. 249-250.

[17] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1936, S. 1205-1206.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 3, 1937, S. 84.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 14, 1937, S. 396.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47067 (03.08.2025)
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Letzte Aktualisierung: 2025.09.03

Logo Margrit Hartl

Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig:

QuantumRhythms

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Biologische Rhythmen, konzertierte harmonische Aktionen in allen Bereichen des Lebens und der Natur – der Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien etc., wurden lange ausschließlich mit trivialen biophysikalischen und auch biochemischen Phänomenen zu erklären versucht; doch die hohe Komplexität und extrem raschen Verläufe zugrundeliegender Prozesse ließen Fragen offen – so lange, bis die Quantenphysik ins Spiel kam – nontrivial – mit coherence, entanglement, superposition und tunneling etc.
Multifrequente Biorhythmen und Fluktuationen der Gen-Expressionen, Protein-Stoffwechsel sowie das hoch-differenzierte und komplexe biomolekulare dynamische Geschehen gehorchen quantenmechanischen biofunktionalen Prozessen.

Schrittmacher in den suprachiasmatischen Nuclei (SCN), biologische ‚Uhren‘, geben den Takt an, wie Metronome gleichsam, modifiziert unter Lichteinfluss (z.B. Chronodisruption) durch intrinsisch photosensitive retinale Ganglienzellen (ipRGCs). Die Oszillatoren der SCN beeinflussen Ruhe- und Aktivitätphasen, Sympathicus sowie Parasympathicus, die Körpertemperatur-Zyklen, EKG, EEG, den Melatonin- und Cortison-Stoffwechsel sowie den Transcription – Serum Response Factor (SRF), mitochondriale Respiration und die enzymatische Aktivität, den Metabolismus sowie zelluläre Biorhythmen (1).

Von Millisekunden neuraler Oszillationen bis zu jahreszeitlichen Zyklen (Winterschlaf, hibernation), orchestrieren Quanteneffekte mit quantum coherence, quantum entanglement, quantum tunneling etc., robust Biorhythmen – infradian bis ultradian – in allen Geweben und Zellen, temperaturunabhängig und rasch synchronisierend, präzise, extrem stabil, mit einer “long-range coherence“, phasengetreu über längere Strecken – “system wide“.

Ergo: ‚Quantum effects are the crucial players’… (2).

Circadiane Biorhythmen wirken sich vielfältig auf das Auge aus: auf die Achsenlängen (‚growing eyes of chickens and monkeys‘), auf  Aderhaut-Dicke, den intraokulären Druck, die sklerale Matrix-Synthese, Dopamin und Melatonin-Konzentrationen sowie auf die Expression der Clock Gene, alles abhängig von Licht-Rhythmen, -Spektren und -Intensitäten (3,4).

Tölpelhaft zerstört der Homo sapiens die Harmonie der subtil aufeinander abgestimmten natürlichen Schwingungen – der großartigen Symphonie – durch Fehlernährung, Bewegungsmangel, blaustichig grelles Licht – aus zu kurzer Distanz (Smart-Phones), Gaming, zur falschen Zeit (5) mittels Chronodisruption, Überstimulationen (überakzentuierte Tagfahrlichter – Distraction Blindness – mit fatalen Folgen). Weit verbreitet, um nicht zu sagen ubiquitär, fehlentwickeltes Kunstlicht – ‚Light-Pollution‘ mit all ihren Spielarten: grell, kurzwellig dominiert, irritierend, vor allem ablenkend.

Fazit: ‚Renaturierung‘ wäre längst indiziert, moderates Kunstlicht – mit den natürlichen, nicht kurzwellig dominierten Spektren. Vielleicht ließe sich sogar die pandemisch bedrohliche Zunahme der Myopie abschwächen (6).

Zukunft: Quantenbiologie und Chronobiologie sollten längst miteinander ‚verschränkt‘ werden. Im Photon steckt viel mehr, etwa der Spin etc. – in Anlehnung an: „Kleinzack taugt viel mehr..“ (Hoffmanns Erzählungen, J. Offenbach) (7,8).

Eines Tages wird es – wie angekündigt – klinische Anwendungen von quantenphysikalischen Techniken und Prozessen geben. Quantentechnologien könnten als wertvolle Instrumente und Werkzeuge für Analyse und Prophylaxe dienen (9) um endlich Effekte des Klimawandels zu mitigieren (10,11).

Jean Baptiste Fourier beschrieb den Treibhauseffekt im Jahre 1824. Nicht weniger als hundert Jahre später erkannte man diesen Effekt als einen der ‚üblichen Verdächtigen‘ und Mit-Verursacher von Klima-Katastrophen. Und weitere hundert Jahre später – ‚hier sträubt sich allerdings die Feder‘. *

Mit Abstand der ‚biggest player‘ ist die Quantentechnologie im All (12,13.14).

„Die Sonne tönt nach alter Weise..

Und Stürme brausen um die Wette,
Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,
Und bilden wütend eine Kette der tiefsten Wirkung ringsumher.. “
(Der Tragödie Erster Teil, Faust I. J.W. Goethe).

Epilog: Quanten-Rhythmen sind gefährdet, vergleichbar Ökosystemen;  wie wirkte sich ein ursprünglicher Status quo aus? Ohne Blendungen und ‚Licht-Stress‘ (‚blue hazard‘), ohne Tagfahrlichter mit ihren Irritationen und unvermeidlichen, im Extremfall fatalen Ablenkungen?
Lebensrettend – im günstigsten Fall?

Doch bleibt man hübsch im Kreis und kommt nicht vorwärts“.
(Ein Bruderzwist, Grillparzer)

 

1 Mazzoccoli G (2022) Chronobiology Meets Quantum Biology: A New Paradigm Overlooking the Horizon?
Front Physiol;13:892582.

2 Baltatu OC et al (2025) Circadian system coordination: new perspectives beyond classical models.
Front Physiol;16:1553736.

3 Nickla DL (2013) Ocular diurnal rhythms and eye growth regulation: where we are 50 years after Lauber.
Exp Eye Res;114:25-34.

4 Wolffsohn JS et al (2019) IMI – Myopia Control Reports Overview and Introduction.
Invest Ophthalmol Vis Sci;60(3):M1-M19.

5 Heilig P (2024) Ver-rückte Zeit.
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=45620

6 Schaeffel F. (2019) Prävention der Myopie. Ophthalmologe;116(6):509-517.

7 Heilig P (2013) Quantum satis est, Quantenphysik, wahrgenommen.
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=16917

8 Heilig P (2017) Schrödinger, Quantencomputer und „beyond“.
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=28579

9  Berger C et al (2021) Quantum technologies for climate change: Preliminary assessment.
https://arxiv.org/pdf/2107.05362

10 Purohit A et al (2024) Building a quantum-ready ecosystem.
IET Quant. Comm;5(1),1–18.

11 Abbas, A et al (2024) Challenges and opportunities in quantum optimization.
Nat Rev Phys;6, 718–735.

12 Mercer CR et al (2025) Quantum sensing for NASA science missions.
EPJ Quantum Technol;12(1):56.

13 Mohageg M et al (2022) The deep space quantum link: prospective fundamental physics experiments using long-baseline quantum optics.
EPJ Quantum Technol;9(1):25

14 Kaltenbaek R (2021) Quantum technologies in space.
Exp Astron (Dordr);51(3):1677-1694.

 

* Unverzeihliche Klima-‚Sünden‘, verursacht durch selbstverschuldete Ignoranz, Kritiklosigkeit, möglicherweise Mb, Alzheimer oder andere Formen von Demenz.

Gender: beyond
Interest: no conflict
AI/KI: AI-free wording

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Einladung
ALLOTRIA
p heilig UND*
ZEIT: am Freitag, 10. Oktober 2025 um 19 Uhr
ORT: Otto-Mauer-Zentrum
Einladung: PDF
Nähere Infos: Einladung.pdf
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Interessenkonflikt:
Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung
des Beitrags kein Interessen –
konflikt im Sinne der Empfehlung des
International Committee of Medical
Journal Editors bestand.

Gastautor:
Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at
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Datenbank des Monats – DocCom.Deutsch

Datenbank des Monats – DocCom.Deutsch Lernplattform mittels Online-Modulen für die Aus- und Weiterbildung in der Kommunikation im Gesundheitswesen. Die Übertragung von einigen der 42 Module aus der amerikanischen Originalversion von DocCom in die deutsche Sprache und Kultur erfolgte durch Ärzte und Fachspezialisten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich.

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Last Update: 2025 03 24

Scientific Writing Hacks: Zitathäufchen vermeiden

Hack #

Zitathäufchen vermeiden:
Mehrere Zitierungen sogenannte Zitathäufchen am Ende von Textpassagen sind nur dann zulässig, wenn tatsächlich alle Informationen der Textstelle in allen „angehäuften“ Referenzen enthalten sind. Eine konkrete Zuweisung der Zitierungen zu den jeweiligen Aussagen muss bestehen, da sonst nicht unmittelbar erkenntlich ist, ob auch wirklich alle Informationen überhaupt durch Quellen belegt sind.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage der Plagiatsprüfungsstelle,im Leitfaden für das Erstellen von Hochschulschriften für Studierende und dem Muster für eine Abschlussarbeit.

Letzter Zugriff: 09.12.2024
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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Faden verloren

FADEN VERLOREN


Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Solange ungebetene, suspekte ‚Invaders‘ fernblieben, durften sämtliche Aussagen, etwa  einer Encyclopedia Britannica und ähnlicher, verwandter Werke ernst, das heißt ‚für bare Münze genommen‘ werden.
Seit der ersten Kontamination mit AI-Hallucinations etc. kam berechtigtes Misstrauen auf. Freie Enzyklopädien zeichnen sich durch eine merkwürdige Besonderheit aus: Frei zu sein, wie der Name sagt. Aber frei wovon? Von einer kritischen Kontrolle, Falsifikation, wie von Sir Karl Popper gefordert? Frei von störenden Fehlern,  Desinformationen und den zu trauriger Berühmtheit gelangten Fake News?

Dazu die AI „selbst“:
„Warum die neuen Systeme trotz technischer Fortschritte schlechter mit Fakten umgehen, ist bislang nicht vollständig geklärt. OpenAI selbst räumt die Probleme offen ein. Man arbeite daran, die höheren Halluzinationsraten zu reduzieren, erklärte Unternehmens-Sprecherin Gaby Raila gegenüber der New York Times. Bis solche KI-Systeme fehlerfrei funktionieren gilt: Wer sich auf die neue Intelligenz verlässt, muss selbst immer klüger prüfen.“
Wie denn …

Texthänger und falsche Texte auf den Bühnen der Illusionstheater wurden jeweils prompt korrigiert, durch sogenannte Einflüsterer, Souffleusen oder Prompter (engl.). Doch die Kästen wurden abgeschafft, zumindest bei Internet- Auftritten der Wirklichkeits-Erklärer.
Hänger, Halluzinationen, Illusionen, freie Assoziationen, ähnlich Klingendes jedoch ganz anders Bedeutendes, incorrect or inconsistent terms, alles hat freien Zutritt, ohne durch Türsteher, wie eine BloodBrainBarrier (BBB) gehindert zu werden.
Peer-Review befreit, treiben Fakes ihr Unwesen in einem ZNS, welches diese Bezeichnung nicht verdient. Das Ding ist hirnlos.

Unwahres, Unwirkliches und Datenmüll (GIGO) infizieren unerkannt Datenbänke, Texte, Analysen mittels Autokorrektur-Similarities auf eigene Faust, nach Art der  Killer-Drohnen. Diese löschen sogar aus – unguided missiles.
Doch der Spieltrieb darf Analogie-Ausflüge nicht ausufern lassen. Ganz so schlimm wird es hoffentlich nicht. Allerdings, auf dem Gebiet der Medizin könnten scheinbar harmlose AI-‚Unschärfen‘ auch folgenschwere Schäden anrichten, der Kontrolle entzogen. Schmerzlich wird es, wenn Ökologisches zum Handkuss kommt, mit womöglich größeren finanziellen Einbußen, wichtig Jurisprudentes, oder gar ‚Auto’nomie und Fehler-anfällige ‚Assistenten‘ im Straßenverkehrverkehr *.

Prophylaxe: käme zu spät. Paul Floras meisterhafte Zeichnung ‚Ad Absurdum‘ bringt es auf den Punkt. In Gremien hieße es vielleicht unfreiwillig komisch: „Die Richtung stimmt.“
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40686

Epilog: Der Begriff Pollution drängt sich auf, wie Digital Pollution, Space Pollution (Space Debris), Licht-, Wasser-, Luft- und Bodenverschmutzungen. Relativ neu: AI-Pollution.

“Post mission disposal: Schutz–Zonen, “Low Earth Orbit” (LEOIADC) und “Geostationary Orbit” (GEOIADC), should be cleared from permanent or (quasi-) periodic presence of non-functional man-made objects“.
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=33250

GIGO: Garbage In Garbage Out
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=22304

*Der Straßenverkehr wurde bisher unterschätzt oder ignoriert, wenn es um Light Pollution ging. Besonders seit dem Einsatz isotroper Tagfahrlichter – „… sie blenden wesentlich stärker als Abblendlichter.“ (Deutscher Autofahrer Club) – verirren sich Lichtstrahlen vermehrt sogar in höhere und höchste Regionen.

Bara SS (2025): On the continued growth of light pollution from vehicle lights (2016-2025).
Preprints da Corredoira 2025.3.v1 10.5281/zenodo.15565958

Gender: beyond

Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung des Beitrags kein Interessenkonflikt im Sinne der Empfehlung des International Committee of Medical Journal Editors bestand.

AI: This text is characterized by AI-free wording

 

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Einladung
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ZEIT: am Freitag, 10. Oktober 2025 um 19 Uhr
ORT: Otto-Mauer-Zentrum
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Nähere Infos: Einladung.pdf
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Interessenkonflikt:
Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung
des Beitrags kein Interessen –
konflikt im Sinne der Empfehlung des
International Committee of Medical
Journal Editors bestand.

Gastautor:
Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at
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Datenbank des Monats – Journal Citation Reports (JCR) und Essential Science Indicators (ESI).

Datenbank des Monats – Journal Citation Reports (JCR) und Essential Science Indicators (ESI)

JCR ermöglicht die rasche Analyse sowie den Vergleich von Zeitschriften aus den Science und Social Sciences Citation Indizes, sowie (seit Juli 2021) auch der Arts & Humanities und Emerging Sources Citation Indizes der WoS Core Collection. Zeitschriftenprofilseiten bieten umfassende Zeitschriftenmetriken inklusive des Journal Impact Factors (JIF) und des Journal Citation Indicators (JCI) sowie kontextuelle beschreibende Angaben. JCR unterstützt Wissenschaftler bei der Auswahl einer geeigneten Zeitschrift für Ihre Publikation und Informationsmanager beim Verwalten der institutionellen Zeitschriftenbestände.

ESI basiert ebenfalls auf den Science und Social Sciences Citation Indizes der WoS Core Collection und teilt die Publikationen der letzten 10 Jahre in 22 grobe Fachgebiete ein. Anhand normalisierter Zitationszahlen werden die Top 1% bzw. 0,1% der Dokumente pro Kategorie und Publikationsjahr bestimmt (Highly Cited und Hot Papers). Anhand der Analyse von Ko-Zitationen werden außerdem Research Fronts bestimmt. ESI identifiziert herausragende Publikationen, Autoren und Institutionen und lässt Forschungstrends erkennen.

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[Englisch Version]

Last Update: 2025 03 26