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Gastbeiträge

Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Ver-rückte Zeit

Ver-rückte Zeit

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

 

„Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.“   Erich Kästner

Über tempus – die Zeit – ließe es sich trefflich philosophieren, von Vorsokratikern (πάντα ῥεῖ –  panta rhei – Heraklit) „alles fließt“ – über Newton: „sie tickt gleichmäßig..“ bis zu Albert Einstein, der meinte, dass die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eine hartnäckige Illusion wäre“ – in diesem unserem Raum-Zeit-Kontinuum und der vielzitierten Krümmung. Dazu mischen sich ziemlich verrückte Vorstellungen: „a photon can spend a negative amount of time in an atom cloud“ (Angulo et al 2024) https://arxiv.org/pdf/2409.03680.  Zum Stillstand kam ein Photon experimentell schon vor längerer Zeit (Bajcsy M et al (2003) „Stationary pulses of light in an atomic medium“  Nature;426(6967):638-41) und damit stockte vielleicht auch die ‚Zeit‘, die so genannte. Zeitdilatation, Lorentz-Faktor und „bewegte Uhren gehen langsamer“ etc. werden hier nur kurz erwähnt. Auch dass die Zeit still stünde ab dem Erreichen des Ereignishorizonts schwarzer Löcher und in deren Inneren eine von außen nicht erreichbare Zukunft existiere („wir wissen es nicht“ – A. Ghez) sprengt die Vorstellungskraft – wie gewohnt in der wunderlichen Welt der Quantenphysik. (Heilig P (2013) Quantenphysik und Auge: quantum satis est https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=16917)

Dem Otto Normalverbraucher liegt dies stagelgrün auf – es hat keine Bedeutung für ihn. Die ‚Zeit-Umstellung‘, alle Jahre wieder – wider Vernunft – stört jedoch seine Kreise. 1916 wollte das Deutsche Reich Energie sparen – für den Ersten Weltkrieg – und ’stellte die Zeit um‘ – sine effectu. Energie wurde weder damals noch heute gespart – auf diese Weise. Im Jahr 1947 gab es sogar eine Deutsche Doppelte Sommerzeit (zwei Stunden), nur so lange, bis die Allierten diese absurde Regelung abstellten um die in der Nachkriegszeit geschwächte bis ausgemergelte Bevölkerung nicht noch mehr zu belasten.
Das Drehen an der Uhr gelingt beinahe überall, nur nicht im Körper, an der inneren Uhr. Oszillatoren befinden sich im suprachiasmatischen Nucleus (SCN), Bio-Metronome geben den Takt vor, die zirkadianen Rhythmen. Dies manifestiert sich auch im Früh- und Spät-Aufsteher- Typus – genetisch determiniert. Ein Schulfreund wurde immer erst am späten Vormittag endgültig munter, abgesehen von den Weck-Wirkungen nachbarlicher Rempler – inklusive blauer Flecken, welche ihm ein Schulkamerad regelmäßig verpasste – wohlmeinend. Das leidige Problem mit dem Wachwerden begleitete ihn auch während seines gesamten Berufslebens – bloß die Rempler fehlten.

Die Chronotypen unterscheiden sich hinsichtlich Leistungsvermögen, Körpertemperatur, Hormonspiegel und Vigilanz in unterschiedlichen Tageszeiten voneinander. Dieses Faktum lässt sich weder durch Belohnung noch Bestrafung oder gar Überredung der zur Unzeit geweckten Kinder egalisieren – ‚Eulen‘ oder ‚Lerchen‘-Typen bleiben wie in Stein gemeißelt. (Heilig P (2014) Aus dem Takt geraten „unsere Zeit?“ https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=18817

Die Suizidrate (zweithäufigste Todesrate -) Jugendlicher nimmt zu. Chronische Müdigkeit provoziert Dysphorien und Depressionen bis zum ’suicidal behavior‘ (Gagliano A et al (2024) Neurodevelopmental Disorders and Suicide. J Clin Med;13(6):1627). Chronisch gestörte Biorhythmen praedisponieren dazu; dieser Kausalzusammenhang wird jedoch unterschätzt. Stichwort Chronodisruption: Melanopsin-Ganglienzellen (ipRGC) der Netzhaut reagieren auf Licht via SCN – auch zur Unzeit –  und stören über viele Stunden die zirkadianen Rhythmen – nicht selten chronisch. (Heilig P (2019) MRGC, eine retinale Schlüssel-Zelle (Conc Ophthalmol 6/2019, 23-24).

Kinder sind die am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmer – Wo? Ausgerechnet am ‚Schutz’weg, zynischerweise. Seit wann? Besonders seit Licht Am Tag oder Tagfahrlicht (daytime running lights – DRL). Überakzentuierte, grell bläulichweiß strahlende KFZ-Lichter lenken die Aufmerksamkeit auf sich. Nicht überakzentuierte – unbeleuchtete – schwächere Verkehrsteilnehmer, speziell Kinder und Jugendliche, könnten dadurch übersehen oder besser formuliert, nicht wahrgenommen werden (QED):  Trotz hoher Konzentration und Aufmerksamkeit können Wahrnehmungstörungen klar und deutlich gesehene verkehrsrelevante Objekte scheinbar verschwinden lassen: potentielle Unfall-Lenker nähern sich einem scheinbar leeren Zebrastreifen (jedoch darauf: ein Kind mit Warnweste am Schulweg) – infolge Ablenkung durch das zunehmende Übermaß heller, bewegter isotroper Lichtstimuli. Fazit: Distraction Blindness – durch Überlastung bzw. overflow der visual short term- und working memories im ZNS. DRL verstoßen gegen Artikel Drei der Menschenrechte. 
http://www.lightmare.org/docs/Austrian_Opthalmologic_Society_bans_DRL_duskofdrl.pdf.
http://www.lightmare.org/docs/ReflImprim.pdf

Epilog: Ein Arbiter, ein fiktiv ‚übergeordneter‘ Schiedsrichter, etwa Petronius, ein Mann von Esprit und Stil, schenkte (conj.) der Nacht wieder ihr samtenes Dunkel. Er verbäte sich jegliches Kunstlicht bei ausreichend hellem Tageslicht und die mehr Schaden als Nutzen verursachende ‚Summertime‘ zerzauste er – ‚pure, easy and elegant‘ in einem geistvoll kritischen Satyricon der Moderne.

Die Sonne stünde am Zenith des Himmelsgewölbes  – exakt in der Mitte des Tages.

LICHT-AUSSCHALTER (spesenfrei) sind indiziert – in der ‚Talsohle‘ des Anthropozän.. 

Einstein A: (1972) „The distinction between the past, present and future is only a stubbornly persistent illusion“ NY Times 1972 12 1)

Chronodisruption: Lichtstimuli (Smartphone, Tablet, Gaming etc.) knapp vor – bis weit in die Schlafenszeit hinein haben auf Dauer unerwünschte bis fatale Folgen: chronische Müdigkeit/gestörte Biorhythmen, Dysphorien und Depressionen bis (Prae-)Suizidalität.

Heilig P (2024) Retinales Pigmentepithel https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=45005

Petronius (14-66 (?)): ‚arbiter elegantiarum‘: – „einer der Größten der Weltliteratur“

 isotrop: in alle Richtungen abstrahlend

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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: TAPETUM LUCIDUM

TAPETUM LUCIDUM

und “inverted retinae“

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Verkehrt sei die Netzhaut angeordnet (upside down), vermutlich entstand deshalb in der Evolution ein Tapetum Lucidum in den Augen vieler Spezies – kompensatorisch gewissermaßen wegen des ’suboptimalen Designs‘ dieser invertierten Vertebraten-Retinae (1,2). Prima vista scheint dies zu stimmen, denn das Licht muss sich sozusagen durch alle Netzhautschichten quälen um am Ende dieser Reise sein Ziel, die Zapfen und Stäbchen zu erreichen.

Ein erstes Gegenargument ließe sich ins Treffen führen:  „Die Melanopsin exprimierenden intrinsischen retinalen Ganglienzellen (ipRGCs), die dritten Rezeptoren –  “reside in the ganglion cell layer (GCL) whereas rods and cones have their cells bodies in the outer nuclear layer (ONL) (3)“. Ein weiteres unwiderlegbares Argument sind die Faseroptik-Eigenschaften der Müllerzellen*, welche das Licht so gut wie verlustfrei durch die gesamte Netzhaut leiten.

*Heilig P (2018) Myopie und Müller’sche ‚Stützzelle‘. https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=30977

Als überzeugendes Argument weist die Position der äußeren Rezeptoren samt ihrer Verquickung mit dem Pigmentepithel sowie dessen Phagozytose- Eigenschaften auf die optimale Nähe zur Chorioidea hin; dies sei unverzichtbar wegen der Versorgung der metabolisch hoch-aktiven Sinneszellen mit Nährstoffen etc. Auch das Hämoglobin wäre – bei Netzhaut-Strukturen ‚andersherum designt‘, ein Problem.

Lichtschutzfaktoren tragen bei zu: – “xanthophylls in the human retina act as “molecular blinds”, opening and closing on a submillisecond timescale to dynamically control the intensity of light reaching the photoreceptors“ (4) – möglicherweise gäbe es eine reduzierte Wirkung von Lutein und Zeaxanthin in non-inverted Netzhäuten. Zu guter Letzt: „we provide evidence that the inverted retina is a superior space-saving solution“ (5)   
 

Ein – legendärer – Laplace’scher Dämon, konfrontiert mit obigen Fakten käme in Verlegenheit – falls dazu aufgefordert eine optimierte Vertebraten-Retinae nicht unvernünftig zu konzipieren, sondern mit den Rezeptoren zum Licht hin orientiert (pos. ‚phototaxis‘). Bei kleinen (z.B. Invertebraten-) Augen dürfte er gewissermaßen ’schludern‘ – sie funktionieren nämlich problemlos – doch hochdifferenzierte, extrem vulnerable Vertebraten-Netzhäute verziehen ihm einen solchen ‚Fehler‘ nie. Er, welcher alles wissen müsste, entwürfe mit Sicherheit eine dieser merkwürdigen ‚Upside Down‘ – Netzhäute. 

Audiatur et(iam) altera pars: „..das Linsenauge der Wirbeltiere sei eine Kompromisslösung und das Resultat irreparabel verbauter Anpassungen – nicht das Ergebnis voraus geplanten Designs“ (sic). Evolution in Biologie, Kultur und Gesellschaft 09/2011: absolut kein Konsens hier – siehe oben.

 Tapetum lucidum: Licht-reflektierende Schicht im Pigmentepithel oder der Chorioidea Nacht-aktiver Tiere. Es verbessert Dämmerungs- und Nachtsehen signifikant. 

Emissionstheorie – aus der Welt der Antike: „Licht ströme aus den Augen“ – diese damals verbreitete Theorie entstand vermutlich durch Beobachtungen des Licht-reflektierenden Tapetums vieler Tiere. 

“The glare of the lion was not unknown to Shakespeare:

 Against the Capitol I met a lion, who glared upon me!“ (6, Lee H. (1886))

Epilog: Ob Maculadegenerationen/Lichtschäden und die Myopie-‚Seuche‘ (Myopie-‚Pandemie‘ mancher Epidemiologen) in gleicher Weise ein non-inverted Retinae-Anthropozän überschatten würden – bleibt ein Enigma.

Advocatus diaboli: „Auf’s Design kommt’s nicht an. Spielt doch Euer überkandideltes Gedankenexperiment mit gelblichem Kunstlicht durch – ohne Phototoxizität und ohne blaue LED-humps. Ihr werdet ewig – und in Dankbarkeit an mich denken.“

1 Baden T et al (2022) Is our retina really upside down? Curr Biol;32(7):R300-R303.

2 Vee S et al (2022) The glow of the night: The tapetum lucidum as a co-adaptation for the inverted retina. Bioessays;44(10):e2200003

3 Pickard GE et al (2012) Intrinsically photosensitive retinal ganglion cells. Rev Physiol Biochem Pharmacol;162:59-90.

4 Luchowski R et al (2021)  Light-Modulated Sunscreen Mechanism in the Retina of the Human Eye. J Phys Chem B;125(23):6090-6102.

5 Kröger RH et al (2009) Space-saving advantage of an inverted retina. Vision Res. 2009; 49 (18): 2318-21.

5 Ollivier et al (2004) Comparative morphology of the tapetum lucidum (among selected species). Vet Ophthalmol;7(1):11-22.

6 Lee H. (1886) On the Tapetum Lucidum. Med Chir Trans; 69:239-45.

Oomens JMM  (2024) A possible origin of the inverted vertebrate retina revealed by physical modeling. J Biol Phys. Aug 3. “This study suggests that a primitive inverted retina in the predecessor of vertebrates is of ectodermal origin and available before neurulation occurred.“

‚Pseudo‘-Tapetum lucidum:

Breebaart-de MJG. Tapetum lucidum in a carrier of X-chromosomal atrophia retinae pigmentosa. Ophthalmologica. 1976;173(3-4):247-8. gold-colored reflections (inverse) Mizuo phenomenon

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15.10.24 um 19.00 h

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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: RETINALES PIGMENTEPITHEL (RPE)

RETINALES PIGMENTEPITHEL (RPE)

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig  

„Die faszinierendste Zelle“ der Netzhaut sei „das retinale Pigmentepithel“ meinten Experten (1). Nicht ‚außerhalb‘ der Netzhaut läge das RPE. Nein – integrierender Bestandteil des retinalen Systems wäre die RPE-Zelle, ganz besonders als untrennbare funktionelle Einheit mit peripheren Rezeptoren – via Mikrovilli – mit einem “thick basal cushion of mitochondria“ und der Interfotorezeptormatrix. Sie trennt  nicht – im Gegenteil, sie verbindet, über Ionenkanäle, über den Transport (‚Transportepithel‘) von Nährstoffen und Metaboliten und die Außensegment-Phagozytose. 

Das ’nonsynaptische Interface‘ zwischen RPE und den äußeren Rezeptor-Segmenten, komplex und in optimaler Ausdehnung, wird als das erste Microconnectom des visuellen Systems beschrieben. Basolaterale Einfaltungen vergrößern die Fläche etwa um den Faktor zehn. Verlust dieser Einfaltungen und Ansammlungen extrazellulärer Matrix etc. – an diesen Stellen – sind Anzeichen retinaler Alterungprozesse (2). Das RPE sorgt für eine perfekte Pump-Funktion (Na,K-ATPase) und passt sich an die retinalen Erfordernisse sowie an die der Choriocapillaris an.

Sowohl RPE- als auch Photorezeptor-Zellen sind postmitotisch und müssen daher ein Leben lang fehlerfrei funktionieren. Die Phagozytose der Außensegmentfragmente zum morgendlichen Licht stellt eine außerordentliche Belastung dar: „RPE-Zellen sind der am stärksten phagozytische Zelltyp im Körper“. Der phagozytische Schub, ausgelöst durch eine orchestrierte ‚Signalgebung‘: „Friss mich“ muss rasch beendet und die Rezeptor-Fragmente komplett ‚verdaut‘ werden. Unverdaute Reste, ‚autofluoreszierende Lipofuszingranula‘, wären toxisch. Ionenkanäle regulieren zirkadiane Rhythmen der Phagozytose.

Über Ionenkanäle können bei RPE-Versagen Krankheiten (channelopathies) verursacht werden, zum Beispiel bei Dystrophien und anderen hereditären und immunassoziierten Problemen. „Krebszellen können ihr Wachstum durch ‚Ca2+ getriebene  Wachstumsfaktorsekretion‘ fördern“. Licht bewirkt eine passagere Zunahme extrazellulären retinalen Flüssigkeitsvolumens – ATP Energie betreibt beim transepithelialem Transport Na+  und K+ sowie Clsamt Flüssigkeits-Austausch. Die hochsensible Zell-Flüssigkeit-Volumen-Regulation erfolgt über volumensensitive Cl-Kanäle.

Licht reduziert die subretinale K+ – Konzentration und setzt „eine bislang unbekannte ‚Lichtanstieg‘-Substanz frei, die an einen Rezeptor an der apikalen Membran der RPE bindet“, was zu einer Erhöhung des transepithelialen Cl- Transports und höhere transepitheliale basolaterale negative Potentiale auslöst, welche elektro-okulographisch (EOG) registriebar sind. Eine Vielfalt von diversen Wachstumsfaktoren (VEGF-A z.B.) und Zytokinen wird durch das RPE sezerniert. Interaktionen mit den Photorezeptoren und dem Endothel der Choriocapillaris garantieren Regulation und Stabilität sowie die Integrität der Photorezeptoren samt retinaler Neuronen.

Toll-Like Rezeptoren (TLR) Immun-Erkennungs- (oder Wächter-) Moleküle – erkennen mikrobielle molekulare Pathogen-Muster. TLRs lassen die Bedeutung des RPE bezüglich angeborener Immunität, Immun-Regulation sowie adaptativer okulärer Immunität erkennen. Die RPE-Zelle „kann als Ersthelfer bei Infektionsangriffen fungieren“ und mit „adaptiver Antwort auf eine zweite Antigen Exposition reagieren“ (immunologisches Gedächtnis).

Zytokine: proinflammatorisch, immunsuppressiv; Stimulation mit Zytokinen bewirkt hohe VEGF-Produktion. RPE können zu einer Quelle chemotaktischer Zytokine – Chemokine und Adhaesionsmolekülen werden. In der Folge – Rekrutierung von Leukozyten und lokalen profibrotischen und proangiogenen Prozessen sowie fibrovaskulären Membranen und Kontraktion durch myofibroplastisch differenzierte Müller Zellen. Pigmentepithel abgeleitete Faktoren (PEDF) hemmen unter normalen Bedingungen proliferative Tendenzen. Hyperglykämische sowie  hypoxische Faktoren können allerdings diese PEDF Expression hemmen.

Phototoxische Stimuli können nicht nur Rezeptoren und RPE irreversibel schädigen, sondern auch Mitochondrien fragmentieren: “Mitochondrial dynamics were disrupted with characteristics of fusion-related obstruction after blue-light irradiation“ (3)

Myopie: Das RPE ist mit Synthese und Sekretion von Wachstumsfaktoren, Rezeptor-Expression und Aktivierung von Neurotransmittern, mit Ionaustausch und Flüssigkeits-Bewegung an der Regulation des Augenwachstums maßgeblich beteiligt, besonders durch seine induktive Weichensteller-Position zwischen Retina und Choroidea.

RPE-Zellen: ein ‚Pluraletantum‘; sie fungieren wie eine hochorganisierte einzige – groß(artig)e Zelle..

VEGF: Vascular Endothelial Growth Factor, konstitutiv vom RPE exprimiert; wichtigster angiogener Wachstumfaktor, Erhaltung von RPE, Choriocapillaris etc. Auslöser Hypoxie, oxydativer Stress, Hyper- oder Hypo-Glykämie, Hyperthermie.

Embryonal-Entwicklung: Verlust bloß eines einzelnen VEGF-Allels kann fatale Folgen haben.

Chronodisruption: Lichtschübe zur Unzeit: belasten das System über Gebühr und können unerwünschte Langzeitwirkungen lostreten wie eine falsche Skispur im Lawinenhang.

Epilog: Pfleglich will das RPE behandelt werden. Möge es verschont werden von unphysiologischen (Kunst-) Licht-Torturen. Eines Tages wird  sich die Vernunft durchsetzen – angenehm warmes Licht wird die Augen erfreuen und niemals blenden oder ablenken – das Kontrastsehen verbessern und Phototoxicity vergessen lassen.

„Wir werden’s nicht erleben“ (Kassandra). 

1 Klettner K., Dithmar S. (Hrsg.) (2024) Das Retinale Pigmentepithel – Physiologie und Pathologie. Springer

2 Lindell M et al (2023) Volumetric Reconstruction of a Human Retinal Pigment Epithelial Cell Reveals Specialized Membranes and Polarized Distribution of Organelles. Invest Ophthalmol Vis Sci;64(15):35.

3 Zhang C et al (2024) High correlated color temperature artificial lighting impairs retinal pigment epithelium integrity and chloride ion transport: A potential mechanism for choroidal thinning; Biochem Biophys Res Com 718,150078

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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: La musique

La musique est l’espace entre les notes.
Debussy


Wer hätte dies schöner sagen können?

Vielleicht Harnoncourt – mit seinen Unmöglichkeiten, den schönsten Möglichkeiten (1). Oder aber auch seine kongeniale Partnerin..

Natürlich war es bereits Mozart, der die Stille zwischen den Noten hervorhob.“Was spielen denn die Engel im Himmel?“ „Bach“ und „wenn ‚ER‘ wieder anderweitig unterwegs ist?“ „Mozart.

Vielleicht steckt sie nicht nur in der Stille zwischen den Noten, sondern schwebt darüber – diese Musik, welche jeder anders hört und anders empfindet. So wie ein Bild, subjektiv betrachtet, einmalige individuelle Eindrücke vermittelt; diese sind mit keiner Methode ‚objektivierbar‘. Keine einzige Farbe lässt sich, losgelöst von individueller ‚Einfärbung‘ herauslösen aus der subjektiven Wahrnehmung (2), analog dazu auch kein Klang.

Nebenbei ist es unvorstellbar, dass es in Mozarts Kopf – in seiner überschäumenden genialen Kreativität jemals ’still‘ geworden wäre. Schon die uralten Meister der subtilen Stille-Meditation hatten ihre liebe Not mit den Schülern, welche an ihren aufdringlichen ‚inneren Lärmpegeln‘ scheiterten.

Der alte ‚Heißsporn‘ Sergio Celibidache hatte sich vom „verkappten Diktator“, wie er dies einmal formulierte, zu einem in sich Ruhenden, zum Philosophen der Ausgeglichenheit gewandelt, zur Entdeckung der Langsamkeit: „Jeder Saal, jedes Stück, jeder Satz hat ein eigenes, absolutes Tempo“ – meinte er..

Dies trifft im übertragenen Sinn auf alle Orchester zu und auf jeden dieser einmaligen Musiker, auf die Interindividualität des Auditoriums – in summa auf die Harnoncourt’sche Unmöglichkeit (1). Dazu: „Musik ist nichts Rationales und nicht logisch zu erklären.“     
Sergio Celibidache.

Beispiele aus der Harnoncourt’schen Sprachbilderwelt

„Knapp vor der Perfektion ist es am wunderschönsten.“

zum Chor: „Nicht langsamer werden! Das Ritenuto ist hier ausgeschrieben. Wie sie wissen – in der Wiener Klassik bedeutet ‚decrescendo‘ nicht dasselbe wie ‚diminuendo‘ – das heißt vermindern von Allem, Lautstärke und Tempo, decrescendo aber nicht“ –  die ‚Hohe Schule‘, für Fortgeschrittene..

zu Mozart: „Nicht plötzlich herunterhudeln – das klingt ja wie ein Flugzeugabsturz.“

zu Schubert: „Ich finde ganz viel Gründe dafür, dass Schubert recht hat mit seinem Tempo.“
Nikolaus Harnoncourt

Musikphilosophie und Musikforschung versuchen diese Welt der Musik, besser gesagt ein Musik-Universum, die ‚Harmonie des Kosmos‘, ‚die höchste Kunst‘ nach Schopenhauer – zu erklären. „Ist eine Philosophie der Musik überhaupt möglich?“ – dieses „sich selbst programmierende offene Kunstwerk“ – mit den Worten Umberto Ecos.

 Das nicht fassbare und nirgends einzuordnende Phänomen Musik entzieht sich nicht nur der angestrengt bemühten Philosophie, es verbirgt sich nicht nur ‚zwischen den Noten‘, in kreativer Stille – etwa in einem Darüber oder ‚Zuinnerst‘ – wer weiß das schon?

 Musik kann das Gedächtnis verbessern – sowie die Aufmerksamkeitspanne verlängern, Erfolge in Depressions-Prophylaxe und -Therapien erzielen, sensomotorische Fein-Abstimmungen und Koordinationen optimieren, auch in Schlaganfall-Rehabilitationen inklusive der Logopädie. Über Erfolge in der Parkinson-Behandlung, Epilepsie, Demenz, speziell Morbus Alzheimer etc. wurde berichtet. Linderung von Schmerzen, besonders chronischer durch ‚rezeptive Musiktherapie‘ – als Adjuvans, kann Wolken vetreiben (3).

‚Symphonien‘, wie Crescendos (4) neuronaler Aktivitäten, eine ‚Resonanz‘ in zahllosen ZNS-Regionen untermalen und bereichern sowohl das emotionale als auch kognitives Erleben. Wie Lampyridae synchron leuchten, als ‚inter-subject correlation‘ beschrieben und als inter-subject correlation of EEG signals dokumentiert, Synchronisierungen, zur Freude der Psychoaesthetics – Experten *, welche bereits vor über fünfzig Jahren diese bemerkenswerten Phänomene erwähnten, ohne dass die technischen Voraussetzungen zur Objektivierbarkeit gegeben waren (5).

Studien über Jazz-Improvisationen samt ‚Interplay‘ lieferten erstaunliche Resultate und erlaubten Einblicke in das faszinierende Zusammenspiel und in die komplex-dynamisch miteinander verflochtenen Jazzklänge – beinahe scheint es als wären die Jazzer intuitiv  via Gedankenübertragung quasi miteinander verbunden. Kommt hier wieder einmal  – unerforscht – Quanten-Physikalisches (6) ins Spiel?  

Epilog: Musik kann (ver)zaubern 

 Lampyridae: Leuchtkäfer

 * nicht mehr im Diesseits vermutlich..

1 Gruber S.M. (2003) Unmöglichkeiten sind die schönsten Möglichkeiten. Die Sprachbilderwelt des Nikolaus Harnoncourt. Residenz

2 Heilig P (2024) Farben: van Swieten blog https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=44120

3 Arnold CA et al (2024) The psychophysiology of music-based interventions and the experience of pain. Front Psychol;15:1361857.

4 Toader C et al (2023) Cognitive Crescendo: How Music shapes the brain structure and function. Brain Sci 13(10):1390

5 Madsen J et al (2019) Music synchronizes brainwaves across listeners with strong effects of repetition, familiarity and training. Sci Rep;9(1):3576.

6 Heilig P (2013) Quantum satis est. https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=16917

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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Kommunikation mit KOKO

Kommunikation mit KOKO

(Western Lowland Gorilla, July 4, 1971 – June 19, 2018)02

„Gebt acht auf die Tiere.. glaubt mir, sie haben auch eine Seele“  Nikos Kazantzakis                                             

Umhegt und geborgen wuchs Koko auf, das ’sprechende‘ Gorilla-Mädchen, welches mit ihrer berührenden Story Millionen Herzen erobern konnte. Ein Kätzchen wünschte sich Koko sehnlich: „Cat, cat, cat!“ Sprechende Puppen ’sprachen sie nicht an‘, Plüschtiere schon gar nicht. Koko schwebte glücklich wie auf Wolken mit ihrem Schmusekätzchen. Dieses Wollknäuel – Kätzchen, All Ball nannte sie es, war ihr buchstäblich ans Herz gewachsen. Liebevoll umhegte sie die Katze wie ein eigenes Baby – she loved Ball in spite of its naughty behavior“ (sie biss und kratzte Koko nicht selten empfindlich).  

Ihre Trauer nach dem Tod von All Ball ‚verbalisierte‘ sie in der Gebärdensprache (ASL):  „Bad, sad, bad“ und „frown, cry – frown – sad – trouble“. Auch mit Körpersprache, Mimik und Weinen ließ sie ahnen, wie sehr sie dieser Verlust schmerzte. Als sie vom Tode eines Mannes erfuhr, welcher ihr ein lieber Freund war, verhielt sie sich ganz ähnlich.

Koko hatte sich rasch zu einem Respekt einflößenden Gorillaweibchen herausgemausert. Sie kommunizierte geradezu perfekt mit Patterson und Besuchern. Eines Tages riss Koko ein Waschbecken aus seiner Verankerung – und zur Rede gestellt, meinte sie: „Cat did it“. Blitzt hier etwa ein Funken Humor auf, oder handelte es sich um ‚Scapegoating‘ ? Den Sinn für Humor konnte man ihr nicht absprechen, auch nicht den ‚Schalk im Nacken‘. Ausgelassen blödelte sie übermütig mit Robin Williams, brachte ihn zum schallenden Lachen, probierte seine Brille, forderte ihn auf sie zu kitzeln..


“You key there me cookie,” she signed to Patterson, instructing her to unlock a cabinet and bring a treat. It was impressive enough for the clarity of its meaning, but there is also the use of the imperative “you,” silent and implied in human sentences, expressed in Koko’s. And there is the “there,” the designation of a point in three-dimensional space.“ 

Eine der unsäglichen Klatschbasen-Journalistinnen war ihr offenbar unsympathisch. Koko belegte sie mit einer wenig schmeichelhaften Bezeichnung und wurde auch prompt gerügt, blieb aber bei ihrer pointiertenn ASL-‚Karikatur‘ – Chapeau!


Dr. Gold was not fluent in ASL, he would often speak to Koko in English, some of which she seemed to understand. One specific memory altered his skepticism about Koko’s ability to understand English. One day he was in her trailer sitting with only chain-link separating them as it poured rain outside. Among her many blankets, toys, books, and assorted clothing in her enclosure he noticed a yellow slicker raincoat that humans would wear. He offhandedly said something like “Koko, I see you have a raincoat, but I’ll bet your arms don’t fit inside, since it is made for people.” After turning around to arrange some items in the trailer’s kitchen, he turned back to observe that Koko had taken the raincoat from among a pile of belongings and was putting her arm into it: She was a cognizant being who could truly understand him“.

Empathie‘ besaß sie seit jeher: Die Anthropozän-Anthropomorphierer wählten diesen Terminus. Es fehlt einfach eine Spezies-übergreifende Semantik. Jane Goodall meinte dazu, mit Platon: Übergänge wären fließend.

Das ‚Licht der Welt‘ widerspiegelte sich als greller Widerschein in den Wolken der ‚Fourth-Of-July‘ Feuerwerk-Exzesse über dem Geburtsort von Koko aka Hanabiko“ (花火子): ‚Fireworks Child‘ – über dem San Francisco Zoo. Alles hatte sie überstanden, eine frühe ‚life-threatening illness‘, die US-Kultur- und -Medizin mit ihren ‚Reinforced Vitamins‘ samt Naturopathic ‚Nutritional Supplements‘, (auch ‚processed meat‘, chocolate, cakes and candies) die absurden ‚IQ-Tests‘, Zuckerlrosa- und Himmelblau-Kitsch sowie ‚Goodies‘ ortsüblicher Geburtstagsfeiern, die Sprach-Experimente, “the longest interspecies communication study in history“, Apple & Co., Wissenschäftler- Kritiken (missing ‚grammatical competence‘ – ‚only words and no syntax‘, semantics, phonology‘, „little language ability beyond „producing signs at random in a purely situation-bound bid to obtain food from her trainer,“ Patterson’s “lack of falsifability“ etc.) und sogar US-Filme: Wild Kingdom oder Pretty Woman gefielen, aber Jurassic Park verursachte ihr Albträume. Das ‚Smart‘phone blieb Koko glücklicherweise erspart, auch die etwas hypertrophe AI/KI-Hysterie: „Ich finde nicht die Spur von einem Geist – und alles ist Dressur“  (JW Goethe).

Der Homo sapiens sapiens hat sich an ein von ihm unterschätztes Wesen angebiedert, kritisch betrachtet. Unglückbringende ‚macht-Euch-die-Erde-untertan‘-Repräsentanten („Dominium terrae“) zerstören neben ihren Lebensräumen auch Habitate der Gottheiten des Regenwaldes, der sanften Riesen. Dazu:Human survival depends on biodiversity.“  (Jane Goodall)   
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=39112

Die altindische Gottheit Hanuman, der ‚Affengott‘, eine der Inkarnationen Shivas, wird in der Religion, in den spirituellen Philosophien und den märchenhaft bunten fernöstlichen Phantasien verehrt. Shivas Tanz ist eine Metapher für das Geheimnis des Lebens – des Werdens und Vergehens. Dieser Gott, „Nataraja“, der kosmische Tänzer, zertanzt den „Dämon der Unwissenheit“, diesen Katalysator maligner Absurdität und Geistlosigkeit. „Solange Shiva tanzt, emaniert das Universum“.

Koko knew about death: “Where do animals go when they die?“ Koko’s response: in “a comfortable hole“ – then she gave a kiss-goodbye. Sie starb mit 46 Jahren im Schlafe – glückselig träumend..

Audiatur et altera pars: Drewermann E (2022) Über die Unsterblichkeit der Tiere. Patmos

 „Wir sind nicht der Mittelpunkt der Evolution“
Ein Himmel ohne Tiere wäre kein Himmel (dioezese-linz.at) rosenberger himmel für tiere at
https://duckduckgo.com/?q=rosenberger+himmel+f%C3%BCr+tiere&ia=web

Epilog: In denaturierter Umgebung wachsen viele gerettete Wildtiere auf. Koko kam 1979 in ein naturbelassenes Reservat (Santa Cruz Mountains, California) – ohne ‚Smart’phone.

Francine Patterson was working on her doctoral dissertation on the linguistic capabilities of gorillas and in 1972 started to teach Koko sign language.

ASL:  American Sign Language: One of the first words that she used to describe herself was “Queen“. „There was little reason for me to assume that a gorilla could learn to use language to rhyme, lie, joke, express her emotions or describe her world“   Patterson

IQ-Tests:  Pöppel E (2010) Der Rahmen: Ein Blick des Gehirns auf unser Ich. Hanser

Producing signs at random:  dies erinnert an die AI/KI Hype – GIGO..
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=22304
„Prove you are a Gorilla and not a robot“ (‚tongue in cheek‘)

 Scapegoating  („Sündenbock“) Leviticus 16, 10: Schuld abwälzen, hier – auf eine Ziege.

Gold C et al (2018) Koko, a remarkable gorilla. Am J Primatol; 80(12): e22930.                  

Jane Goodall: Der gute Geist von Gombe | National Geographic , https://www.nationalgeographic.de/tiere/jane-goodall-der-gute-geist-von-gombe

https://www.rewild.org/get-to-know/primates

https://www.criterion.com/current/posts/3752-koko-and-her-kittens

www.youtube.com/watch?v=02HpVRfxSF4

https://web.archive.org/web/20180722113607/http://www.koko.org/dvds

https://people.com/pets/koko-gorilla-robin-williams-celebrity-fans/

https://www.grunge.com/126879/the-untold-truth-of-koko/

https://www.mentalfloss.com/posts/hadrians-wall-facts

https://www.thecut.com/2018/06/koko-the-gorilla-best-stories.html

https://time.com/5318710/koko-gorilla-life/

https://www.huffpost.com/entry/koko-gorilla-kittens_n_5620688fe4b06462a13b8b57

https://bigbangpokemon.com/animals/who-is-the-smartest-gorilla.html

https://nypost.com/2018/06/21/how-koko-forever-changed-the-way-we-think-about-gorillas/

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Veranstaltung:

Wahrgenommen
15.10.24 um 19.00 h

im Otto-Mauer-Zentrum – KAVÖ
Währinger Str. 2-4  A-1090 Wien

Veranstaltung Wahrgenommen

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Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung
des Beitrags kein Interessen –
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Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Die Farbe

Die Farbe

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

„Solange man nicht ein Grau gemalt hat, ist man kein Maler.“
Cézanne

„Nicht nur die Philosophie lässt sich unter dem Aspekt der Grautönigkeit neu lesen, auch die Politik kann man als Vorgang der Vergrauung verstehen.“
Sloterdijk

Gräulich: seit der ‚Neuen Rechtschreibung‘ – ein ‚zweidäutiges‘ Adjektiv.

Cézanne – exzentrischer (Post-) Impressionist, hatte übrigens ein Leben lang DAS Grau gesucht: „Das Grau muss man finden“ meinte er. Selbst in seinem ausschließlich in Brauntönen gehaltenen „Stilleben in Schwarz und Weiß“ (1871-72) ist kein Grau zu entdecken.

Gustav Fechner (1801-1887) prägte den traumwandlerisch korrekt gewählten Begriff Eigengrau (“intrinsic gray.”): What the frog’s eye tells the frog’s brain.“

Bei völliger Dunkelheit und geschlossenen Augen wird es nicht pechschwarz ‚vor den Augen‘ – auch Blinde berichten über Grau oder Licht(er):

Doch da war das Licht.. Es übte auf mich einen geradezu faszinierenden Zauber aus. Jeden Tag danke ich dem Himmel, dass er mich schon als Kind, im Alter von nicht ganz acht Jahren, blind werden ließ. Ich weiß, dass ich seit dem Tag, an dem ich blind wurde, niemals unglücklich gewesen bin.. Ich sah das Licht. Ich sah es, obwohl ich blind war. Auch die Farben – alle Farben des Prismas – bestanden weiterhin. Das Licht breitete seine Farben auf Dinge und Wesen. Sie waren alle in einer Weise farbig gegenwärtig, wie ich es niemals vor meiner Erblindung gesehen hatte. Das Licht war für mich der Grund des Lebens. Ich ließ es emporsteigen wie Wasser in einem Brunnen und ich freue mich ohne Ende.“ Lusseyran (1981) Das wiedergefundene Licht. Die Autobiographie eines Menschen, den seine Blindheit sehen lehrte. Klett-Cotta; Ullstein.

Wie ist dieses Phänomen zu erklären? Ganz einfach, durch Daueraktivität neuronaler Elemente. Die retinalen Ganglienzellen z.B. feuern unentwegt, senden ihre Signale in die Zentrale, daher wird praefrontal kein Schwarz wahrgenommen. „RGCs spike tonically in steady illumination and are suppressed by both increases and decreases in illumination.“

Die Daueraktivität (psychophysisch ‚Eigengrau‘) wird durch verschiedene sinnesphysiologische Stimuli frequenzmoduliert – diese Potentialfolgen werden weitertransportiert und dekodiert, gleichsam. Neben Mustern und Kontrasten werden auch monochrome Eindrücke wahrgenommen.

Das ‚ideale‘ – theoretisch isolierte Grau – von dem der Träumer Cézanne schwärmte, kam in seiner Welt – vordergründig – nicht vor, da es immer eingebettet war – in der ihm eigenen Welt der Farben. Chiaroscuro oder Hell/Dunkel Werke (Clair-obscur peinture), Beispiele für Simultankontrast, Buntkontrast, Polychromie etc lassen erkennen, wie Farben aufeinander wirken, auch als Bunt/Unbunt, etwa durch ‚Konturflanken‘ – somit Illusionen schaffend: siehe https://michaelbach.de/ot/index-de.

Die Forderung „need for efficient communication about color“ (Lindsey et al) bleibt Wunschdenken, denn: Jeder Mensch sieht anders, nimmt anders wahr, empfindet anders; der Seheindruck des führenden Auges unterscheidet sich von dem des Partnerauges – das Umgebungslicht spielt eine wichtige Rolle, auch der retinale Adaptationszustand, die Kontrastphänomene, die optischen Täuschungen und Illusionen etc. gaukeln dem Bewusstsein alles Mögliche vor, aber keine objektiven ‚Daten‘ – um es auch hier in der einzigen zurzeit verständlichen Sprache zu formulieren. Daher kann es nur Teilerfolge geben bei Versuchen einander ‚objektive‘ Farb-Eindrücke mitzuteilen.

Auch Phänomene, wie – „Computational studies show that strikingly human-like similarities“, welche in die immer mehr anthropomorphisierte AI/KI Welt hineininterpretiert werden, halten keiner kritischen Prüfung stand. Demnach kann das Kunstprodukt virtuelle ‚Wirklichkeit‘ nur als Modellierung bezeichnet werden – eine  Näherung bestenfalls: “any similarities are therefore purely coincidental.“ – zu hart formuliert? Mag sein.

ROT:

am langwelligen Ende des sichtbaren Spektrums (mit fließendem Übergang zum Infrarot (~ 780 -1000 nm)), welches via „two-photon absorption“ über einen ’nonlinearen Prozess‘ auch humane retinale Rezeptoren aktivieren kann – “a finding that has not received a satisfactory physical explanation“..

Palczewska G et al (2014) Human infrared vision is triggered by two-photon chromophore isomerization. Proc Natl Acad Sci U S A;111(50):E5445-54.

‚Langwellen-Stimulationen‘ (650 – 900 nm) verbesserten in humanen ‚aged‘ retinae die Funktion durch “improved aged mitochondrial function“ sowie 

“increasing ATP production and reducing ROS“ (Single exposures to 670 nm light delivered in the morning, at only 8 mW/cm2). Über erste Erfolge wurde auch hierzulande berichtet. Shinhmar H et al (2021) Week-long improved colour contrasts sensitivity after single 670 nm exposures associated with enhanced mitochondrial function. Sci Rep;11(1):22872.

Besonders aufhorchen ließ eine ‚angekündigte‘ Rotlicht-Myopie-Prophylaxe (Repeated low-level red-light (RLRL)): „Evidence has suggested that RLRL may inhibit myopia progression“. Klingt vielversprechend – abwarten.. Zhu Q et al (2023) Repeated Low-Level Red-Light Therapy for Controlling Onset and Progression of Myopia-a Review. Int J Med Sci 4;20(10):1363-1376

 “670 nm red light has potential for medical applications. For example, 670 nm light could protect neuronal cells under treatment of cyanide, protect photoreceptors in rat and promote wound healing in primate retina, increase of mitochondrial metabolism, decrease of retinal inflammation, and reduction of oxidative cell stress may be achieved probably by changes of respiratory chain complex I, II and IV to affect cytochrome c oxidase (CCO), resulting in better energy metabolism within mitochondria. 670 nm red light may be used as a neuroprotectant against other light caused damage and certain toxins. Treatment with 670 nm red light decreases retinal inflammation by increasing mitochondria membrane potential, improves retinal healing, such as reducing raised intracellular pressure in rat retina, retards aging retinal functions. 670 nm LED may regulate inflammation and immunity in the retina of a mouse with macular degeneration, likely through promoting CCO expression, along with reduced inflammation. Respiration in aged retinal mitochondria may be enhanced by 670 nm light, showing better mitochondrial functions and inflammation reduction through activation of CCO. In fact, aged retina may possess a progressive oxidation increase by 670 nm light in 5 minutes. 670 nm light can improve oxygen-mediated degeneration within retina in mouse, showing decreased oxidative stress marker expression and reduction in hyperoxia. 670 nm light treatment may significantly retard lipid peroxidation, complement propagation in retina degeneration. Low levels of 670 nm light may prevent retinopathy by oxygen induction and lung damage by excessive oxygen and modulate expression of genes involved with inflammation, oxidative metabolism and apoptosis. Evidence has indicated that CCO is the primary photo receptor , promoting oxidative metabolism and increase ATP production, and is probably linked to increased CCO and reduced acrolein expression through the reparative and/or the protective mechanism. In fact, abundant research results supports its potential benefits in retinal diseases, stroke, neurodegeneration, neuromuscular disorders, hair regrowth, memory and mood disorders“.

Rotes Licht zeichnet sich durch besonders niedrige Energie aus: es hat halb so viele Elektronenvolt (eV) wie kurzwelliges, potentiell phototoxisches Licht.

BLAU: fließender Übergang zum Ultraviolett, potentiell phototoxisch – aus kurzer Distanz (und extrem hell), abhängig von Dauer der Expositionen und Intensität – cave zeitliche Summation. Blaulicht-Stimulationen: werden nicht empfohlen. Auch nicht die ‚blaue Schrift im Blauskotom‘ – im Maxwell spot. https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=31486. Üblicherweise droht kaum Gefahr durch ‚Blue Hazard‘ (https://michaelbach.de/2020/04/07/blauer-bloedsinn.html), abgesehen von Tagfahrlichtern und allen überdosierten, oft fehlentwickelten Scheinwerfern (auch Fahrrad, e-Bike, e-Scooter etc. als „little blinders“ neuerdings zynisch angepriesen) sowie gutgemeinten, aber blendenden Verkehrslichtern – sie provozieren erhöhte Unfallgefahr.

GRÜN: Labsal für alle Migräne-Patienten – als beruhigend und entspannend sowie konzentrationsfördernd beschrieben. „Blaues Licht ist die Hölle“ klagen viele geplagte Patienten (https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=38643

GELB: „wirke prächtig und edel und mache einen warmen und behaglichen Eindruck“ meinte der berühmte Meister der Farbenlehre (JW Goethe). Selbst die berechtigte, strenge Kritik Newtons ließ diesen Satz unkorrigiert stehen. Gelb verbessert die Kontrast- Sensitivität und reduziert vor Allem die Blaulicht blendungen. Rieger G. (1992) Improvement of contrast sensitivity with yellow filter glasses. Can J Ophthalmol;27(3):137-8.

Epilog: Farben sind das Leben für Maler. Sie dekorieren und würzen quasi das Menü der Sinneseindrücke, welches im Thalamus aufbereitet wird, bevor es den ‚höheren Instanzen‘ kredenzt wird – unserem Bewusstsein.

Farben – Philosophie: Sloterdijk P (2022) Wer noch kein Grau gedacht hat. Eine Farbenlehre. Suhrkamp

Lettvin JY et al (1959) What the frog’s eye tells the frog’s brain. Proc Inst Radio Eng.;47:1940–1951.

Heilig P et al (1968) Die Spontanaktivität von Einzel-Fasern des Nervus opticus der Katze bei Hypothermie. Gem. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Biophysik und der Österreichischen Gesellschaft für Reine und Angewandte Biopysik (1968) R.A.B Wr Med Akad 45-48

Heilig P 82018) Der blinde Mann, der sehen kann. Der Zauber des Lichts. https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=31273https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=31273

Jacoby J (2015) An Amacrine Cell Circuit for Signaling Steady Illumination in the Retina. Cell Rep;13(12):2663-70.

Lindsey DT et al (2021) Lexical Color Categories. Annu Rev Vis Sci;7:605-631: „ the need for efficient communication about color“

 Spence C (2023) On the manipulation, and meaning(s) of color in food: A historical perspective. J Food Sci;88(S1):5-20.

de Mejia EG et al (2020) The Colors of Health: Chemistry, Bioactivity, and Market Demand for Colorful Foods and Natural Food Sources of Colorants. Annu Rev Food Sci Technol;11:145-182: „Betalains, carotenoids, phycocyanins, and anthocyanins are major food colorants used in the food industry that have documented biological effects, particularly in the prevention and management of chronic diseases such as diabetes, obesity, and cardiovascular disease.“

Zha J et al (2020) Making brilliant colors by microorganisms. Curr Opin Biotechnol;61:135-141: „anthocyanins have demonstrated medicinal roles in humans and animals, such as the strong absorption of ultraviolet light and the prevention of cancer, cardiovascular diseases, neurodegenerative diseases, obesity, and diabetes.“

Meruvu H (2021)et al Colors of life: a review on fungal pigments. Crit Rev Biotechnol;41(8):1153-1177 “Fungi are paramount sources of natural pigments.“

Nascimento SMC et al (2021) Naturalness and aesthetics of colors – Preference for color compositions perceived as natural. Vision Res;185:98-110.

Jonauskaite D et al (2020) Universal Patterns in Color-Emotion Associations Are Further Shaped by Linguistic and Geographic Proximity. Psychol Sci; 31(10):1245-1260.

Pene CHM, Muramatsu A, Matsuzawa T. Color discrimination and color preferences in Chimpanzees (Pan troglodytes). Primates;61(3):403-413.

Von allen Formen esoterischer Licht- ‚Philosophie‘ wird Abstand genommen.

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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Die Welt der Opsine

Die Welt der Opsine

OPHTHALMOLOGIE 2/2024

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Opsine, wie zum Beispiel das Melanopsin intrinsic photosensibler retinaler Ganglienzellen (ipRGC), besonders das der M1 Variante – mit dem höchsten Melanopsin-Anteil innerhalb der ipRGC-Gruppe – spielen eine entscheidende Rolle für das normale Augenwachstum. Ein experimentelles Ausschalten der ipRGCs (M1 cell ablation) führt zur Myopisierung durch Zunahme von Bulbus-Achsenlängen und vice versa bewirkt eine Aktivierung dieses Opsins eine hyperope Tendenz. Ein Melanopsin-Mangel verursacht Dysfunktionen der retinalen ‚clock genes‘, jedoch nicht nur dieser . .

„Opsin 3 (OPN3, ) ist unerlässlich für eine emmetrope refraktive Entwicklung.“ Es wurde erstmals im Jahr 1999 im Cortex, im Striatum, Cerebellum und im lateralen Thalamus der Maus beschrieben. Dieses blau-sensitive Panopsin oder Encephaloopsin ist das unter den Säugetieren am weitesten verbreitete Opsin. Es findet sich in der Plazenta, der Leber und der Niere, (non-retinal domain of expression), im Hypothalamus, in den periventrikulären Nuclei, im N. Opticus, N. Trigeminus, corpus ciliare, in retinalen Ganglienzellen und Müller Zellen (MC ~ 488 nm ). Diese zahllosen Lokalisationen von OPN3 weisen auf seine Bedeutung hin.

Der Verlust von Opsin 4 (OPN4, ~ 480 nm), ebenfalls aus der Familie der ipRGC, führt zu ‚early myopia‘ und ‚late hyperopia‘. Sie wirken, gemeinsam mit der Mikroglia – der Müllerschen Stützzelle – geradezu wie Weichensteller in Schaltkreisen. Vaskuläre Beeinflussungen und Interaktionen mit den circadianen Rhythmen (auch ohne SCN-Beteiligungen)  und letzendlich Myopisierungen durch beeinträchtigten Dopaminstoffwechsel gehen jedenfalls auf sein Konto.

Opsin 5, Violett-sensitiv (~380 nm) wurde in Retina, Cornea, Dermis, ZNS und Hoden  nachgewiesen. Es reguliert die perinatale Gefäß-Entwicklung, beeinflusst aber auch die Bio-Rhythmen der ‚clock-genes‘ von Retina, Cornea und Dermis, ebenso unabhängig von SCN-Aktivitäten.

Eine ‚Akkomodative Instabilität‘ wäre zwar ein wertvoller Hinweis auf sich möglicherweise anbahnende myopische Tendenzen, doch ein EBM-Kausalzusammenhang lässt sich nicht mit Sicherheit beweisen.

Der Einfluss hellen kurzwellig dominierten Lichtes beeinflusst zwar, wie experimentell demonstriert, retinale Dopaminproduktion samt Aderhautdicke mit ‚Achsenlängen-Abnahme‘; dies wirkt sich zwar positiv auf ‚emmetropere‘ Bulbus-Innen-Abmessungen aus (‚innere lichte Weite‘ – aus der Technik), ist aber bedauerlicherweise nicht von Dauer (‚disappointingly small and temporary effects on deprivation myopia‘ und: ‚transient nature of the effects of atropine on the choroid‘). Auch der seltsame Vorschlag – mehr Violett und Ultraviolett dem Kunstlicht beizumischen, führte sich ad absurdum – eo ipso .

Bleibende Einflüsse auf Hornhautkrümmung, Linsendicke und Vorderkammertiefe sowie auf sklerale Wachstumfaktoren wären von entscheidender Bedeutung. Die Suche nach dem wahren Schuldigen in diesem ‚Myopie-Krimi‘ läuft noch. Die Opsine, offenbar längere Zeit mehr oder weniger übersehen, gehören jedenfalls zum Kreis der üblichen Verdächtigen. 

Bemerkenswert ist das asymmetrische Bulbuswachstum nach experimentellen – asymmetrischen Stimulationen. Auch nach Sehnerv-Durchtrennung lässt sich dieses außerordentliche Phänomen beobachten – als deutlicher Hinweis auf die dominierende Rolle der Retina und ihrer Opsine. Trotz nachgewiesener regredienter Fasern (N. Opticus) haben die zentralen – ‚top down‘ -Faktoren einen geringeren Einfluss auf das Bulbuslängen-Wachstum als die retinalen -.

Zu den Risikofaktoren Fehlernährung, Bewegungsmangel, Tageslicht-Mangel etc. gesellt sich die Genetik, implicit und a priori. Vielleicht lässt sich eines der fehlenden Steinchen des unvollständigen Gesamtmosaikes Myopie entdecken – in den ’novel Mutations der x-linked ‚early onset high Myopia‚ und ihren ‚toxic truncated proteins‚ – in den betroffenen drei Genen. Die Carrier Symptomatik war von jeher Aufschluss- bis lehrreich, elektrophysiologische Auffälligkeiten inklusive.

Das Rhodopsin (~500 nm) kann nicht exkulpiert werden in dieser causa: experimentelle Myopie, sowie stationäre Nachtblindheit (‚Schubert Bornschein‘ z.B.), Retinitis pigmentosa, Genetik und Mutationen sind einige Kapitel, die noch einmal aufzuschlagen wären in diesem Zusammenhang.

Epilog: Opsine wären bitte ‚im Auge zu behalten‘

SCN: suprachiasmatische Nuclei sind paarig angelegt; SC-Nucleus (wie üblich): ein Pluraletantum?

Schubert, G. & Bornschein, H. (1952) Beitrag zur Analyse des menschlichen Elektroretinogramms.Ophthalmologica 123, 396–413.

Linne Cet al (2023) Encephalopsin (OPN3) is required for normal refractive development and the GO/GROW response to induced myopia. Mol Vis.14; 29:39-57.

Chakraborty R et al (2023) The effect of intrinsically photosensitive retinal ganglion cell (ipRGC) stimulation on axial length changes to imposed optical defocus in young adults, J Optometry, 16,1, 53-63,

 Li L et al (2023) Circadian rhythm, ipRGCs, and dopamine signalling in myopia. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol, 262, 983–990

Liu AL et al (2022) The role of ipRGCs in ocular growth and myopia development. Sci Adv.  10;8(23): eabm 9027

Ye M et al (2023) Mutational investigation of 17 causative genes in a cohort of 113 families with nonsyndromic early-onset high myopia in northwestern China. Mol Genet Genomics;298(3):669-682.

Gu L et al (2023) The causal mutation in ARR3 gene for high myopia and progressive color vision defect. Sci Rep;13(1):8986.

Schaeffel F et al (2016) Myopia and outdoor exposure. Invest Ophthal Visual Science; 57, 4790.

Schaeffel F et al (2017) 3rd. Inhibiting Myopia by (Nearly) Invisible Light? EBioMedicine;16:27-28.

Mathis U et al (2023) Studies on the interactions of retinal dopamine with choroidal thickness in the chicken. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 261(2): 409-425.

Langaas T et al (2012) Accommodative instability: relationship to progression of early onset myopia. Clin Exp Optom;95(2):153-9.

Hu M et al (2008) Expression of rhodopsin for experimental myopia of form-deprivation and defocus in guinea pig. Yan Ke Xue Bao;24(1):1-5.

Marchese NA et al (2022) The Intrinsic Blue Light Responses of Avian Müller Glial Cells Imply Calcium Release from Internal Stores. ASN Neuro;14:17590914221076698.

Heilig P (2018) Myopie und die Müller’sche ‚Stützzelle‘. Concept Ophthalmologie 6/2018, 30-31

Heilig P (2019) MRGC, eine retinale Schlüssel-Zelle; Concept Ophthalmologie 6/2019, 23-24

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Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Vogel-Strauss-Politik

Die Frage lautet, wann eine neue Pandemie droht – nicht ob.. (1)

WHO:

Antimicrobial resistance (AMR) is one of the top global public health and development threats. It is estimated that bacterial AMR was directly responsible for 1.27 million global deaths in 2019 and contributed to 4.95 million deaths.

The misuse and overuse of antimicrobials in humans, animals and plants are the main drivers in the development of drug-resistant pathogens.

AMR affects countries in all regions and at all income levels. Its drivers and consequences are exacerbated by poverty and inequality, and low- and middle-income countries are most affected.

AMR puts many of the gains of modern medicine at risk. It makes infections harder to treat and makes other medical procedures and treatments – such as surgery, caesarean sections and cancer chemotherapy – much riskier.

The world faces an antibiotics pipeline and access crisis. There is an inadequate research and development pipeline in the face of rising levels of resistance, and urgent need for additional measures to ensure equitable access to new and existing vaccines, diagnostics and medicines.

In addition to death and disability, AMR has significant economic costs.

https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antimicrobial-resistance

Resistenzen: Heilig P (2024)
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=43031

Prophylaxe und Strategien

Globale, rechtlich verbindliche Vereinbarungen sind zu treffen um künftige Pandemie- Katastrophen zu vermeiden – erste Schritte..

https://www.who.int/news/item/03-03-2023-countries-begin-negotiations-on-global-agreement-to-protect-world-from-future-pandemic-emergencies

– mit konkreten Vorstellungen: “Six specific, politically feasible mechanisms for new international agreements that, together, could create compliance pressures to shift state behaviour.“

Kavanagh MM et al (2023) Increasing compliance with international pandemic law: international relations and new global health agreements. Lancet 23;402(10407):1097-1106.

„Human survival depends on biodiversity.“ Jane Goodall

Heilig P (2022) https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=39112

Neu zu schaffende Frühwarn-Einrichtungen für neue Erkrankungen (‚Disease X‘) werden dringend benötigt (2). Flexibilität ist gefragt (3).

Clostridioides difficile – “a New „Superbug“, weltweit verbreitet, mit hohen Rezidiv- und Mortalitätsraten, multiresistent, wurde zu einem besorgniserregenden Problem (4). Neue Behandlungsmethoden müssen dringend entwickelt werden (5), auch neue Diagnose-Armamentarien, z.B. “Bacteria-binding peptides (BBPs) in combination with horseradish peroxidase (HRP)“ etc.

Neue Wege müssen beschritten werden: “Technological advances in gene sequencing and computing have led to an explosion in the availability of bioinformatic data and processing power, respectively, creating a ripe nexus for artificial intelligence (AI) to design strategies for controlling cell behavior.“

https://news.northwestern.edu/stories/2024/03/transfer-learning-paves-the-way-for-new-disease-treatments/

In der Diagnostik können AI-Modelle hilfreich sein, speziell in Verbindung mit dem ‚black box‘-Problem.

https://beckman.illinois.edu/about/news/article/2024/03/04/new-ai-model-draws-treasure-maps-to-diagnose-disease

 Keinesfalls darf außer Acht gelassen werden, dass scheinbar allwissenden AI-Systeme Bias-anfällig sind und dass dieses Problem zur neuen Herausforderung wurde (6)

“AI is no panacea, of course. Like all powerful technologies, it presents risks as well as benefits“ https://online.sse.tulane.edu/articles/can-ai-prevent-the-next-pandemic-tulane-mscs/. Ein Werkzeug, aber nicht mehr: AI can be a valuable tool for the development of public health policy. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10637620/

Epilog: Nicht als unverbindliche WHO-Empfehlung sind oben skizzierte längst überfällige Maßnahmen zu verstehen  – allzu lange wurde der ‚Kopf in den Sand‘ gesteckt.

1 Correction for Marani et al., Intensity and frequency of extreme novel epidemics. Proc

 Natl Acad Sci U S A. 2023 Mar 21;120(12):e2302169120.

2 Disease X: WHO Warns Future Outbreak Just a Matter of Time : ScienceAlert

3 Manirambona E et al (2024) Mitigating the threat of „Disease X“ to global health security. New Microbes New Infect;57:101223

4 Markovska R et al (2023) Clostridioides difficile, a New „Superbug“. Microorganisms;11 (4):845 5 Gurung B et al (2024) Gut Microbiota-Gut Metabolites and Clostridioides difficile Infection: Approaching Sustainable Solutions for Therapy. Metabolites;14(1):74.  6 Mittermaier M et al (2023) Bias in AI-based models for medical applications: challenges nd mitigation strategies. npj Digit. Med. 6, 113 .

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Veranstaltung:

UV-Strahlung. Freund oder Feind?

Mittwoch, 10. April 2024, 19:00 Uhr

Weitere Infos–>Einladung UV-Strahlung  PDF

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Interessenkonflikt:
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Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: RESISTENZEN

RESISTENZEN

 

Resistent war schon Epimetheus, Beratungs-resistent, dennalle Übel und Leiden kamen über die Menschen“ nach dem Galomir‘schen Öffnen von Pandoras Vorratsgefäß, Pithos genannt, einer großen Amphore ähnelnd – nicht ‚Büchse‘ – ein kleiner Übersetzungsfehler des großen Erasmus von Rotterdam – ein geradezu unwürdiges Behältnis für Erynnien, Parzen, Harpyien und weitere mythische Unglücks-Vögel, welche in keiner ‚Büchse‘ Platz gefunden hätten – homerisch gelacht hätten sie dazu, die Olympier..

Ein neuzeitliches quälendes Übel –  fatalerweise, die Antimikrobielle Resistenz (AMR), beschränkt sich nicht nur auf die Resistenzbildung von Bakterien, sondern wird auch von anderen Krankheitserregern erfolgreich beherrscht, wie von Viren, Parasiten und Pilzen etc. AB-Therapien wurden weniger wirksam bis unwirksam. Als Prophylaxe wurde – wie zum Hohn – bloß Krankenhaus-Hygiene empfohlen, ein apriori – conditio sine qua non. Prävention wäre angezeigt, umfassend und effektiv – adhoc.

https://health.ec.europa.eu/antimicrobial-resistance/eu-action-antimicrobial-resistance_de

Antibiotikaresistenzen, eine schleichende Pandemie:

Die Resistenz gegen Antibiotika ist ein natürliches Phänomen – schon seit Millionen von Jahren. Bakterien und Pilze produzieren Antibiotika zu ihrem eigenen Schutz, ausgetüftelt geradezu und im Equilibrium: leben und leben lassen. Leidvolle Erfahrung lehrte uns, dass mancher unbedachte Eingriff des homo sapiens in vulnerable Öko-Systeme – empfindlich aufeinander abgestimmt, gleichsam Lawinen ins Rollen bringen können. Bestes Beispiel: die AMR. Sie gehört heute zu den größten Gesundheitsgefahren.

AB werden bei vielen selbstlimitierenden Affektionen häufig unreflektiert verordnet, auch in der Human-Medizin. Derartige nicht indizierte AB-Therapien provozieren die Selektion von Keimen mit ‚problematischen Resistenzspektren‘ sowie nosokomiale Infektionen, wie zum Beispiel die sich besorgniserregend häufenden postoperativen Wundinfekte und weitere,  im schlimmsten Fall fatale Folgen. Denn: „Etwa siebzig Prozent aller Infektionen mit AB-resistenten Bakterien sind Therapie-assoziiert.“

Trotz besseren Wissens, beratungsresistent, wird heutzutage AB-Missbrauch betrieben, wie die Massentierhaltung mit insgesamt hunderten Tonnen AB, auch mit unersetzlichen, lebensrettenden ‚Reserve‘-AB. Siebenundneunzig Prozent (!) aller Abwasserproben der Massentierställe enthielten (multi-) resistente, potentiell pathogene Keime (Greenpeace 2022) – eine falsche Statistik? Hoffentlich.

Die WHO fordert umfassende effiziente Maßnahmen:

https://health.ec.europa.eu/antimicrobial-resistance/eu-action-antimicrobial-resistance_de

https://www.helmholtz-hzi.de/de/forschung/research-foci/antimikrobielle-resistenz/

ANTIVIRAL DRUG RESISTENT VIRUSES

“- are an increasing concern, particularly in immuno-compromised patient populations. This has been often observed in the therapy of influenza, hepatitis, and human immunodeficiency virus.“ Measures?

ANTIFUNGAL DRUG RESISTENT FUNGI

“Fungi adapt to the challenge of antifungal exposure“  (Lee et al 2023). Solutions?

Nach einem besseren, wirksamen Armamentarium zur Bekämpfung multiresistenter bzw. ‚Therapie-resistenter‘ Krankheitserreger wird verzweifelt gesucht. In der Literatur (4 z.B.) finden sich vielversprechende Denkansätze, meist ‚preliminary reports‘. Das Desideratum wäre – endlich wieder eine problemlose Verfügbarkeit von AB, nicht nur hierzulande. Auch Internationale Apotheken bedauern Versorgungslücken.

An Biozida herrscht kein Mangel, obwohl der Terminus Resistenzen auf diesem Gebiet zu einem Hauptwort gedieh. Konkretes Beispiel: Glyphosat oder Roundup® etc.  seit 1974 – ein stolzes Jubiläum für dieses Produkt, über dessen unerwünschte Wirkungen auf Flora, Fauna und humane Gesundheit seit Jahrzehnten berichtet wird. Die Anwendung dieser hochtoxischen Substanzen dehnte sich schlagartig auf Bereiche außerhalb des Ackerbaus aus. Zu den Einsatzbereichen von Glyphosat & Co. zählen Dauerkulturen wie Obst- und Weinbau, Grünland, Zierpflanzen-Anbau, Freiflächenpflege auf Nichtkulturland, Forste, auf Verkehrsflächen wie Gleisanlagen und problematische nicht-professionelle Anwendungen in vielen Haus- und Kleingärten.“ Die Jahresproduktion liegt derzeit bei ~ 850.000 Tonnen, Hauptproduzent ist China.    (Die Geschichte von Glyphosat – LfL (bayern.de)).

Hunderte Resistenzen auf Glyphosat- und andere Herbizide wurden wissenschaftlich untersucht und veröffentlicht. Der prognostizierte Albtraum Superweeds‘. Beratungs-resistente, ausschließlich oekonomisch ‚motivierte‘ EU-Lobbies erzwingen verlängerte Zulassungen von Glyphosat, immer wieder und wieder..

Glyphosat u.Ä. im Verein mit Phosphat- u.Ä. Düngern verursachen Eutrophierung von Binnengewässern samt Cyanobakterial blooms – a major ecological and human health problem worldwide. (verendete Haustiere in halb ausgetrockneten Bächen. Über Flüsse, Bäche, Badewässer (Seen und Badeteiche) etc. können bei steigenden Temperaturen (26° C und höher – Badeverbote, auch schon im kühleren Waldviertel) Krankheitserreger – ‚wasserbürtige Infektionen‘ – aktiv werden: Salmonellen, Campylobacter oder EHEC, Legionellen, therapierestistente Pseudomonas, Cercarien, humanpathogene (Nicht-) Cholera-Vibrionen, Acanthamaoeba, von besonderem Interesse für die bei dieser Thematik oft überforderten Opthalmologie – speziell im Zusammenhang mit Kontaktlinsen und Orthokeratologie (“detrimental effects on patient outcomes and quality of life. Delayed diagnosis can result in deeper corneal involvement, necessitating urgent keratoplasty to restore ocular anatomy and vision. .“

 

Obige, nicht vollständige – ‚worst case‘ – Auflistung sollte keineswegs Panik auslösen – sie will Zusammenhänge aufdecken und als Argumentationshilfe dienen – im frustrierenden Kampf gegen Beratungsresistenzen und lethargische, scheinbar in Dornröschenschlaf vesunkene Instanzen.

Seit Jahrzehnten werden Gewässerschutz, Seesäuberungen etc.in Erinnerung gerufen, geradezu urgiert mit ‚wechselndem ‚Erfolg‘. Niemand ‚ist zuständig‘, keine Behörde, keine Instanz reagiert, auch nicht bei der leidigen Problematik ‚Light Pollution‘: Der ‚Urban glow‘ von urbanisierten Landschaften, Blendungen und fatale Ablenkungen im Straßenverkehr, verirrtes Licht aus Kugelleuchten, besonders in ufernahen Bereichen (Amphibien sind besonders bedroht, da extrem lichtempfindlich). ‚Light trespassing‘ in die Schlafräume der Anlieger eindringendes Licht, wissenschaftlich dokumentiert gesundheitsgefährdend, auch bei geringer Intensität, sind für das jeweilige Amt kein Thema.

Interessenkonflikt:
Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung
des Beitrags kein Interessen –
konflikt im Sinne der Empfehlung des
International Committee of Medical
Journal Editors bestand.

Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at

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Veranstaltung:

UV-Strahlung. Freund oder Feind?

Mittwoch, 10. April 2024, 19:00 Uhr

Weitere Infos–>Einladung UV-Strahlung  PDF

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Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: HISTörchen aus der OPHTHAMOLOGIE

HISTörchen aus der OPHTHAMOLOGIE

Autor: Peter Heilig

Bruno Bauer gewidmet und mit ihm allen, die der Welt ein Lächeln schenkten

Vor nun über zweihundertfünfzig Jahren, im Jahre 1773, hielt Joseph Barth die erste akademische Vorlesung über Ophthalmologie – in Wien. Im selben Jahr wurde auch ein gewisser Metternich geboren, im Deutschen Eck, in Koblenz. Albert Lortzing karikierte den „dumpfen Geist“ der Metternich-Epoche mit einer komischen Oper (Uraufführung 1837). Der ‚Kutscher Europas‘, und seine seltsamen Vernaderer erzwangen eine Art ‚Lachverbot‘, gewissermaßen. Gelacht wurde aber dennoch und zwar hinter vorgehaltener Hand. Auch Zeller-Zellenberg hatte seine diebische Freude an der unfreiwilligen Komik der Spitzel; am Geruch hätten sie die Hunde erkannt – sie pinkelten ihnen gern ans Bein, meinte er augen-zwinkernd. Dem berühmten Wiener ‚Schmäh’* entkommt niemand – dieser  ‚Wiener Antwort auf die Dummheit der Welt‘- siehe Ludlamshöhle:

‚Der Zauberflöte zweiter Teil‘ war die Antwort auf Metternich’schen Ungeist in dem trüben Dunstkreis Allerhöchster Begrenztheiten. Grillparzer wollte mit seinem funkensprühenden Text voll Witz und Esprit seine Freunde („alle besser’n Maler, Musiker und Literatoren der Residenz“) in der „Ludlams Höhle“ überraschen. Dort gab es gepflegten, scharfsinnigen Humor, Gesang und phantasievolle Spitznamen der „Ludlamiten“. Jedes neue Mitglied musste zum Gaudium aller den Nachweis erbringen, „ daß er fähig sei, das Vergnügen der Gesellschaft durch seinen Beitritt zu vermehren“. Heutzutage wird jedoch nirgends mehr ein derartiger Nachweis verlangt. 

https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=31558

Geschichten aus der Augenheilkunde

„Lernen’s Geschichte, Herr Reporter“  – so grantelte und brummelte einst Bruno Kreisky. Meinte er vielleicht – aus der Geschichte? Was wäre denn zu lernen aus der Historie? Prima vista – das Vermeiden dokumentierter Irrwege oder Irrtümer. Das kann allerdings längst schon die allwissende ‚Seed AI‘ bewerkstelligen, eine repetitive, epigenetische Art Vor-Programmierung und – „Dieser Zyklus wird so lange fortgesetzt, bis irgendwann die menschliche Intelligenz erreicht und im nächsten Zyklus überflügelt wird.“ Wer wird dies dann verlässlich beurteilen? Ein ‚Singularity Institute for AI‘- als übergeordnete Instanz?

Eliezer Yudkowsky meinte, dass irgendwann Evolutionäre Algorithmen (EA) die natürliche Intelligenz und vielleicht sich selbst (AI) überholt haben werden, à la longue.. Chat – GPT empfiehlt ‚Verbesserung der Algorithmen, menschliche Expertise einzubeziehen, ethische Richtlinien zu entwickeln (hört-hört) und AI (nur) als Werkzeug zu betrachten‘ – na also..

Dazu – nochmals ein Quäntchen Philosophie : AI hat keine Seele, kein Gewissen und keinen Humor, dummerweise. ES ist bloß res und niemals ens a se; AI ist exkulpiert, logisch.. Das EU Parlament philosophierte allen Ernstes über ‚Roboterstrafrecht‘ . Ist AI eine „Person“? Nein, AI ist nicht ‚rechtsfähig‘ (https://www.juraforum.de/lexikon/person). AI wäre auch nicht ’satisfaktionsfähig‘ quasi, nicht einmal am Stammtisch – und warum? ‚Schmähstad‘ wäre das Ding. Der Begriff ‚autonom‘ = ein ‚misnomer‘ und führt in die Irre – auch mit dem KFZ. ES hat keine ‚ureigenen‘- Einfälle oder Ideen – wäre jedenfalls zu hoffen. ‚Unguided Missiles‘ mit potentiell fatalen GPS- Versagern im Straßenverkehr und herumschwirrende (Killer-) Drohnen, fehlerhaft/stümperhaft programmiert, passen nicht in diese Welt. Sie sind entbehrlich – absolut ..

Das Stiefkind Humor muss hier endlich zu Wort kommen. Das Lachen und der Spaß kamen zu kurz während dieser langen zweihundertfünfzig Jahre. Gleich von Anfang an gab es nicht viel zu lachen für die Pioniere der Ophthalmologie. Wissenschaftliche Fragen gab es zu beantworten und organisatorische Probleme galt es zu lösen, Rückschläge einzustecken, mit den damals unheilbaren Krankheiten fertig zu werden, ganz besonders aber mit den Beratungs-Resistenzen ‚höherer‘ Instanzen. Vierunddreißig (!) Jahre hatte Die Zuständige Behörde einen vom Ministerium genehmigten Antrag auf die Gründung der II. Universitäts -Augenklinik ‚vorderhand auf sich beruhen lassen‚.

Sehr viele Jahrzehnte später:

Josef Böck: „ Herr Heilig, heute hab‘ ich einen Brief an das Ministerium geschrieben –, kommen’s herein, den müssen’s lesen!“ Und: „Wie soll ich ihnen diesen Typ beschreiben? Ein Verkehrtscheiber “ oder –  seine geniale verbale Karikatur einer  ‚herausgebrezelten‘ Person: „ Prunksänfte“. Er war Humor-begabt – er sowie viele andere aus der Kollegenschaft, deren Geistesblitze keinen Niederschlag fanden in den knochentrockenen Annalen.

Die Graphic Medicine  ermöglicht mit der essentiellen Ingredienz Humor, in der Sprache der Bilder – auch besorgte und verängstigte Patienten behutsam zu informieren und ganz besonders Kindern die Angst zu nehmen vor der unpersönlichen ‚Apparate‘-Medizin samt ihren ‚Dompteuren‘, mit denen es vielleicht gar nicht gut wäre Kirschen zu essen.

Bilder:     https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=37798

Viktor Frankl – trotzdem lachend

vf

Viktor Frankl, lachend, bei einer Begegnung in der Mariannengasse

https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=26794

https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41224

Der Puppendoktor

Die Puppe wird zuerst untersucht – sie hat sogar gelacht, weil sie ein bisserl kitzlig ist..

Was wurde denn gelernt aus dieser ruhmreichen Geschichte, auch wenn es nicht in Vorlesungen ‚gelehrt‘ und digital verbreitet wird: Hoffentlich der Umgang mit den Großen UND den Kleinen, den Unglücklichen und den Verzweifelten. Und wenn einmal eine der kleinen Patientinnen treuherzig sagt: „Mit Kindern kennst du dich aber sehr gut aus“, dann war dieses Lob aus Kindermund wahrscheinlich das schönste Komplimente der Karriere. .

 Histörchen – nicht nur aus Wien:

Siegmund Freud: ‚Coca-Koller‘ pflegte Sigmund Freud seinen Freund Karl Koller zu nennen, nachdem dieser (an der II. Augenklinik) die anaesthesierende Wirkung des Cocains entdeckt hatte    (https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=13233)

K.D Lindner, ein gestrenger Herr, ermahnte einen etwas heruntergekommen Patienten mit den Worten: „Guter Mann, wenn sie weiterhin so rauchen und – mit Verlaub – saufen, dann werden sie blind!“ Nämlicher – darauf mit glasigem Blick: „Dokterl, g’sehg’n ha°b‘ i scho‘ gnua, a°ba gsoff’n und g’raucht no ned.“


G Zehetbauer,
II. Augenklinik: „ Ihn zeichnete großer Humor aus“ – S. Binder. Er war stets guter Laune, überall beliebt und mitreißend zu Späßen aufgelegt. Unvergessen sind seine Auftritte als Kellner mit zünftigem Gilet und ‚Geldkatz‘ am Gürtel, mit langem ungarischen Hirtenmantel oder mit fesch aufgemaltem Schnauzbart – in Honved-Husaren-Uniform.

C. Faschinger – Augenklinik Graz. Es kam keine Langeweile auf. Toni Hommer – ehemalige II. Augenklinik: ‚Infotainment‘ war seine Show, zur Hochform aufgelaufen mit C. Faschinger.

Diskussionsbemerkung im Rahmen des beliebten ‚Flammer-Symposiums‘ in Basel: „Dann (nach potentiell phototoxischen retinalen Lichtbelastungen) sieht die Netzhaut so aus, als wären Dschingis Khan’s sengende Horden darüber geritten!“. Josef Flammer: „Das war wieder ein typischer Heilig-Sager – odrr?“

US-Humor: Charlie Kelman (Erfinder, Jazzmusiker, Komponist, Unterhalter (Broadway producer), entwickelte Kryochirurgie, Phakochirurgie., IOL-Implantate, ‚Ophthalmologist of the Century‘ etc.) erinnerte einwenig an Danny Kay, pfiffig, gut gelaunt und übermütig. Er konnte auf einen Tisch springen und mit seinem Saxophon jede Party retten. Eines Tages holte er eine von ihm entwickelte Spezial-IntraOkularLinse (IOL) aus seiner Jackentasche: „Look Peter, what I’ve got here!“ Er präsentierte augenzwinkernd mit berechtigtem Stolz eine merkwürdig aussehende IOL. „One hook for the capsule, the other for the sulcus“: In der ‚Learning Kurve‘ rutschte ab und zu einer der Bügel aus der Kapsel – ein klassischer Charlie Kelman practical joke.

F.C. Blodi (1917-1996), in Wien geboren, vormals I. Univ. – Augenklinik, Iowa City Dept Ophthal Vis Sc (1967-1984): „The ideal academic physician“. Er wirkte an einer der weltbesten Ausbildungskliniken. “He bubbled over with humor, but never strayed from the point of his lecture“. H. St. Thompson. Blodi leitete sein Department geradezu spielend, immer einen Scherz auf den Lippen. Als sich ein Resident beim Vortrag in den damals üblichen unzähligen Kabeln verhedderte: „Dont‘ worry, Brian, we’ll get you out there“

Mc Cannel, „Neil“ (1946 – 2022) : (Mc Cannel-Naht). Prototyp eines Sanguinikers. Er brachte alle zum Lachen. Vor seinem originellen Haus in Minneapolis prunkte ein Ford T, blitzblau lackiert, mit Hundegebell als Hupe. In seinem uralten, liebevoll gepflegten Mercedes gab es zwei unumstößliche Regeln: erstens – die Funktion aller Hebel und Pedale musste man kennen und zweitens – jeder Gag in diesem Auto war “ verry funny.“ Eine amüsante, ausführliche Tour durch sein Office (mit einem zünftigen Ohrenfauteuil) und einige Departments schloss er bedauernd mit den Worten: „Sorry, my friends – die Schwester, die ich euch vorstellen wollte, hat heute keinen Dienst !“

Holländischer Humor – Jan Worst:  “Aphakia is the first complication of cataract surgery“ – wie wahr! Das faszinierende Worst-‚Vitreus Ballet‘, begleitet von urkomischen ‚Hanswurst‘– Aperçus, bleibt lebhaft in Erinnerung.

Russischer Humor – SN Fyodorov: mit dem schönsten russischen Akzent deklamierte er, ein wenig an Ivan Rebroff erinnernd:  „Othrr people take chart lanses (harte IOLs) but wee, we take soft lenses – they are like the touch of a woman!“

 Seiner Zeit voraus war Joseph Barth – auch auf anderen Gebieten:

Der Barth’sche Spar-Ofen zum Kochen und Heitzen. Von der Erfindung des Kaiserl. Königl. Raths und ehemaligen Professors der Anatomie, Phisiologie und der Augenkrankheiten. Mit zwey Kupfertafeln. Wien 1805. Gedruckt bey Joseph Gerold, kayserl. Reichshofraths – und Universitäts-Buchdrucker. Ignaz Alberti’s Witwe

Barth war – insbesondere in seinen späteren Jahren – ein Sonderling. Ergötzlich ist die Silhouette, welche der alte Gräffer von ihm entwirft: „In seiner Wohnung in der Waggasse, wo mitten in einem Garten sein Haus stand, da sah man ihn als Sansculotte umhergehen, blos in einem schwarzen weiten Oberrocke, einer Art Kutte; der Hut ohne Boden. Von unten und von oben freie Luft. In seinem Hause in der Heugasse unterhielt er eine künstliche Hühnerausbrütungs-Anstalt auf egyptische Manier, da spazirte er mutternackt einher.“ Constantin von Wurzbach: Barth, Joseph in: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 1.Theil. Universitäts-Buchdruckerei L. C. Zamarski (vormals J. P. Sollinger),  Wien 1856, S.166 f.

Epilog:  An einem Schlossteich (Elektrophysiologischer Kongress in der ehemaligen DDR) stand eine Tafel mit der Aufschrift: „Laichverbot!“; Dieser zunächst etwas kryptische Begriff mutierte im Dunkel der Dämmerung scheinbar zum „Lachverbot“ ..

ad Metternich: „Grosser Europäer war er keiner, da ihm, wie eingehend dargelegt wurde, jedes Verständnis für die Bevölkerung fehlte“  F. Weissensteiner, Historiker.

‚Verkehrtscheiber‘: – stand mit dem Rücken zu den Kegeln..

‚herausgebrezelt‘: aufgeputzt, ‚aufg’mascherlt‘ und mit teurem Kitsch-Schmuck behängt.

‚Sansculotte‘: ‚ohne Kniebundhose‘ – Mann aus der gesellschaftlichen Unterschicht.

Jan Worst: direkt übersetzt – Hanswurst

AI-Vogel: Fund aus der virtuellen Archäologie: AKH/Altes Haus, II. Univ.Augenklinik, im ERG-Labor: Avis Artificalis Intelligentiae, dem PC-Gehege entkommen, frei umherfliegend, pflegeleicht und stubenrein.

Baumgartner E (2018) SCHMÄH Die Wiener Antwort auf die Dummheit dieser Welt. claudius

Gender: beyond

Interest: kein Konflikt

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UV-Strahlung. Freund oder Feind?

Mittwoch, 10. April 2024, 19:00 Uhr

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