Gastautor: Prof. Dr. Peter Heilig: Aus dem Takt geraten, – „unsere“ Zeit – ?

Aus dem Takt geraten,
– „unsere“ Zeit – ?

Rhythmen prägen das Leben, circadian, lunar, tidal. Metronome schlagen in unserem
Inneren den Takt, nach dem wir ticken (1,2). Wo? Im nucleus suprachiasmaticus; Zeitoder
besser Taktgeber, innere Uhren. Autonome Metronome. Temperatur-unabhängig,
synchron, im Gleichklang mit unzähligen Uhren-Genen der Körper-Zellen. Komplex
negativ rück-gekoppelt, sehr „eigensinnig“, kaum verstellbar.

Die Uhren-Gene der unterschiedlichen Chronotypen, der Frühaufsteher oder ‚Nachteulen‘,
sträuben sich beharrlich gegen unsensibles „Umprogrammieren“. Erst allmählich, mit den
Jahren, fällt das ursprünglich ungeliebte Früh-Aufstehen nicht mehr ganz so schwer.
Kinder und Jugendliche, „zur Unzeit“ gefordert, bemühen sich oft verzweifelt, die erwartete
Leistung zu liefern. Auch grelle Blaulichter (gut gemeinte „Entrainment“-Stimuli) lassen die
Eulen nicht zu Lerchen mutieren. Intensiv-kalt-bläuliches Licht sollte in allen Lebenslagen
Vigilanz, Lernlust und Arbeitswut steigern; inflationär – eine unphysiologische „Blaulicht-
Seuche“.

Ein Kind, welches möglicherweise um 6 Uhr aufstehen muss um ab 8 Uhr die Schulbank
zu drücken – als „Sitzling“ – (Bernd Lötsch), enttäuscht wahrscheinlich die Erwartungen.
„Innenzeit ist genetisch“ (1), sie lässt sich weder durch Ermahnungen, Bestrafungen und
schon gar nicht durch überdosierten „Licht-Terror“ ändern.

Ein späterer Schulbeginn könnte selbst PISA-Gläubige bekehren. Sensible Anpassung
fremdgesteuerter „Außen“- an unsere unverrückbare Innen-Zeit: eine Zielvorstellung.
Epilog: „Sommerzeit“: Schildbürgerstreich, ineffizient (QED). Ein weiteres Beispiel für die
„trottelhafte Kraft des Faktischen“.

1. Roenneberg, T (2012) Wie wir ticken. Die Bedeutung der Chronobiologie für unser
Leben. Dumont – “ ein Trostbuch für alle, die morgens schwer aus dem Bett kommen“ –
(Frankfurter Rundschau).
2. Podbregar N (2012) Die innere Uhr -Was lässt uns ticken? in: Podbregar N, Lohmann D
3. (2012) Im Fokus: Neurowissen. pp 93 – 108. Springer.


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