Fleischmann, Walter – Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, NS-Verfolgter
Autor: Dr. Walter Mentzel
Published online: 17.03.2025
Keywords: Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter
Walter Fleischmann wurde als Sohn des Gynäkologen Carl Fleischmann und Mathilde Fleischmann am 10. Dezember 1896 in Wien geboren. Er war in erster Ehe seit 1923 mit Gertrude Fodor (1899-1947), seit 1933 in zweiter Ehe mit Gertrude Fürth (1899-1990) und zuletzt seit 1948 mit Susanne Kann (1904-1996), der Schwester Historikers Robert Adolf Kann (1906-1981), verheiratet.
Fleischmann studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 10. Oktober 1922. Im selben Jahr publizierte er gemeinsam mit Otto Fürth (1867-1938) „Über die Ermittelung des Tyrosingehaltes von Proteinen“. Nach seinem Studium arbeitete er am Physiologischen Institut der Universität Wien, wo er zahlreiche Arbeiten publizierte u.a. 1925 „Gibt es eine Wirkung des Lichtes auf die Phagocytose“, 1926 „Zur Frage der Beeinflussung der Phagocytose durch das Hormon der Schilddrüse“, 1927 „Über den Stoffwechsel und Leucocyten“, 1928 „Die physiologischen Lebenserscheinungen der Leukocytenzellen“, „Untersuchungen zur Frage der Permeabilität pflanzlicher und tierischer Zellmembranen für Kohlehydrate“, „Über das Vorkommen von Lipase in polymorphkernigen Leucocyten“, 1929 „Über die Permeabilität der Leukocyten für Ionen“, 1931 „Zur Prüfung der Vitalität von Leukocyten mittels Farbstoffen“ 1933 „Pathologische Physiologie des Stoffwechsels weißer Blutzellen“[1] und 1937 „Vergleichende Physiologie der inneren Sekretion“.
1931 habilitierte er sich als Dozent für Physiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.[2] Fleischmann verband seine wissenschaftliche Arbeit mit seinem Engagement als Volksbildner, vor allem als Referent in den Wiener Volksbildungseinrichtungen, zuletzt am 2. März 1938 in der Volkshochschule in Wien Ottakring.[3]
Walter Fleischmann war wie seine Familie jüdischer Herkunft und musste nach dem „Anschluss“ im März 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen.
Indexes to Naturalization Petitions to the U.S. Circuit and District Courts for Maryland
Er reiste im März 1938 aus Österreich nach England aus und gelangte im Juli 1938 über Havanna, Kuba, mit der S.S. T.E.L. Oriente nach New York. Er ließ sich zunächst in Baltimore, Maryland nieder und nahm die US-Staatsbürgerschaft an. Hier arbeitete er an der Johns Hopkins University und während des Krieges am Johns Hopkins Hospital. Darüber hinaus forschte er am Army Chemical Center in Edgewood. Daneben arbeitete er als Pathologe an verschiedenen Spitälern wie am Veterans Administration Hospital in Oteen, New York, und Memphis. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand war er als Leiter der Laboratory Services in Johnson City, Tennessee tätig. Fleischmann nahm in den USA auch seine wissenschaftliche Publikationsarbeit wieder auf, u.a. veröffentlichte er 1941 im Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism „Hypothyroidism in Childhood“ und 1951 „Comparative Physiology of the Thyroid and Parathyroid Glands“ und war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Organisationen wie der American Medical Association, der Tri-Country Medical Society, der American Physiological Society und Fellow Emeritus des American College of Pathologists.
Walter Fleischmann verstarb am 19. März 1979 in Johnson City, Tennessee, USA.[4]
Quellen:
Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1896, Fleischmann Walter.
UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0762, Fleischmann Walter (Nationalien Datum: 1918/19).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0161, Fleischmann Walter (Rigorosum Datum: 3.7.1922).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1186, Fleischmann Walter (Promotion Datum: 10.7.1922).
UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalblätter S 304, Senat S 304.277 Fleischmann Walter
UAW, Medizinische Fakultät, Dekanat, Zl. 1073/1937/38, Fleischmann Walter.
Indexes to Naturalization Petitions to the U.S. Circuit and District Courts for Maryland, 1797-1951; Maryland, Naturalization Indexes, 1797-1951, Entry for Walter Fleischmann, 1943. U.S., Federal Naturalization Records, Fleischmann Walter.
Philadelphia, Pennsylvania, United States Aufzeichnungen, Aufnahme 2631 von 3244; United States. National Archives and Records Administration. Mid Atlantic Region, Fleischmann Walter.
United States, Social Security Death Index, Fleischmann Walter, Mar 1979; citing U.S. Social Security Administration, Death Master File, database (Alexandria, Virginia: National Technical Information Service, ongoing).
Literatur:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Fleischmann, Walter: Vergleichende Physiologie der inneren Sekretion. Wien: Perles 1937.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21180]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 30765/118]
Referenzen:
[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1933, S. 215-217.
[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1931, S. 1111.
[3] Die Stunde, 1.3.1938, S. 3.
[4] Johnson City Press, 25.3.1979, S. 2.
Normdaten (Person): Fleischmann, Walter: BBL: 46605; GND: 1252259182;
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BBL: 46605 (17.03.2025)
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Letzte Aktualisierung: 2025 03 17