Schlagwort-Archive: New York

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [238]: Manfred Damask – Physikalische Medizin

Manfred Damask – Physikalische Medizin

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 25.08.2023

Keywords: Manfred Damask, Physikalische Medizin, Radiumtherapie, Rudolf-Stiftung, Arzt, Medizingeschichte, Wien, New York

Moriz Damask wurde am 15. September 1880 als Sohn des Eduard Chaskel Damask (1844-1905) aus Dabrowa in Galizien (heute: Dąbrowa Górnicza/Polen) und Rosa (1850-1918), geborene Robinsohn, in Wien geboren.

Er studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 18. Jänner 1906. Danach besaß er in Wien 6, Getreidemarkt 15, eine Arztpraxis und arbeitete als Assistent an der I. medizinischen Abteilung der k.k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung unter dem Vorstand Professor Gustav Singer (1867-1944). Hier publizierte er 1912 „Zur Kasuistik der luetischen Nephritis“,[1] 1913 „Beitrag zur Behandlung des Fiebers bei der Lungentuberkulose[2] und 1915 am pathologisch-anatomischen Institut der Rudolfstiftung „Beschleunigter Nachweis der Tuberculose im Tierversuch durch Milzimpfung“.

Radium-Kurhaus St. Joachimsthal

Bereits seit Mai 1914 war Damask als leitender Arzt für Radiumtherapien und physikalische Behandlungstherapien im Radium-Kurhaus in St. Joachimsthal bei Karlsbad in Böhmen tätig.[3] 1916, bereits als emeritierter Assistent im Spital Rudolfs-Stiftung, veröffentlichte er den Aufsatz „Zur Therapie des Gelenkrheumatismus (Elektrargol, Salvarsan, Tuberkulin)“.[4] Im selben Jahr publizierte er als Mitautor neben den Professoren Josef Wiesel (1876-1928), Friedrich Pineles (1868-1936), und den Doktoren Gustav Singer (1867-1944), Anton Bum (1856-1925), Rudolf Bassenge, Max Herz (1865-1956), Eduard Weiß, und Ernst Freund (1876-1942) in der im Verlag Moriz Perles erschienen Monografie „Der Rheumatismus. Aetiologie, Klinik, Therapie“, die jene in der Gesellschaft für physikalische Medizin in Wien gehaltenen Vorträge zum Inhalt hatte.

Moderne illustrierte Zeitung für Reisen und Sport, H. 8, 1914, S. 32.

Während des Ersten Weltkrieges diente er im Kriegsspital Nr. 6 in Wien Simmering als Regimentsarzt, wo er in dem im Spital errichteten Institut für Mechanotherapie tätig war.

Im Jänner 1923 emigrierte Damask in die USA, nahm hier den Namen Morris an, und arbeitete in New York am Brooklyn State Hospital. Er verstarb am 3. Oktober 1925 in New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch, 1880, Damask Moriz.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0555, Damask Moriz (Nationalien Datum: 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0325, Damask Moriz (Promotion Datum: 18.01/1906).

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 3245); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85.

United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968, Morris Manfred Damask, 1924.

United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968, Morris M Damask, 1941.

New York City Death Index, Damask Manfred.

Find a Grave: Damask Manfred Dr.

Literatur:

Damask, Moriz und F. Schweinburg: Beschleunigter Nachweis der Tuberculose im Tierversuch durch Milzimpfung. Aus der I. und III. med. Abr. (Vorstände: Prim.-Prof. Dr. G. Singer und Prim.-Doc. Dr. M. Weinberger) und dem path.-anat. Inst. (Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf) der k.k. Krankenanstalt „Rudolfstiftung“ zu Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für experimentelle Pathologie und Therapie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1912, Sp. 2546-2549.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 19, 1913, Sp. 1184-1191.

[3] Neues Wiener Journal, 12.4.1914, S. 21.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1916, Sp. 895-898.

Normdaten (Person): Damask, Manfred: BBL: 41766; GND: 130028806X;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 41766 (24. 08. 2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41766

Letzte Aktualisierung: 2023 08 31

Logo Margrit Hartl

Zum 150. Geburtstag: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [96]: Neurath, Rudolf: Die nervösen Komplikationen und Nachkrankheiten des Keuchhustens. Klinische und anatomische Studien. 1904.

Zum 150. Geburtstag von: Neurath, Rudolf: Die nervösen Komplikationen und Nachkrankheiten des Keuchhustens. Klinische und anatomische Studien. Mit 2 Textfiguren. Leipzig und Wien: Franz Deuticke 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 53678]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1     Rudolf Neurath. Josephinum, Ethik, Sammlungen, und Geschichte der Medizin, MedUni Wien, FO-IR-003126-0001.

Rudolf Neurath (*17.02.1869 Wien, gest. 14.10.1947 New York), dessen Geburtstag sich im Februar 2019 zum 150. Mal jährte, war ein österreichischer Pädiater. Er wurde in Wien als Sohn von Michael Neurath und Leontine Reiß geboren und war jüdischer Herkunft. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Wien studierte er ab 1887 Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Am 11. März 1893 schloss er das Studium erfolgreich mit seiner Promotion ab. Er absolvierte seine Ausbildung zum Kinderarzt an mehreren Wiener Kliniken wo er bei Hermann Nothnagel (1841-1905), Theodor Escherich (1857-1911), Heinrich Obersteiner (1847-1922) und anderen lernte. Von 1894 bis 1897 war er Sekundararzt am Karolinen Kinderspital in Wien und von 1898 bis 1918 Abteilungsvortand des I. Öffentlichen Kinderkrankeninstituts. 1913 habilitierte sich Neurath im Fach Kinderheilkunde.

Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 wurde Rodolf Neurath bis 1938 Leiter des Kinderambulatoriums der Wiener Arbeiterkrankenkasse und Facharzt für Kinderkrankheiten des Wiener städtischen Jugendamtes. 1927 wurde er zum tit. a.o. Professor ernannt. Neuraths wissenschaftliche Schwerpunkte bildeten die Grenzgebiete zwischen Neurobiologie und Pädiatrie, Forschungen zur Pubertät und endokrinologische Fragen. Neurath war unter anderem Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, des Vereins für Neurologie und Psychiatrie und der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft trat er 1934 aus der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde (DGfK) aus um einer zwangsweisen Streichung seiner Mitgliedschaft durch die in Deutschland mittlerweile an die Macht gekommen Nationalsozialisten zuvor zu kommen: „Aussagen wie die des Schriftführers [der DGfK, Anm.] Goebel [Prof. Fritz Goebel (1888-1950) Anm.] vom Januar 1936 – ,Wie zu erwarten sind eine Anzahl von nichtarischen Austritten erfolgt und ich glaube dass wir bald rein arisch sein werden. Diesen Weg der freiwilligen Selbstaustritte finde ich viel glücklicher, als wenn wir irgendeinen Druck ausgeübt hätten.‘ – legen nahe, dass Juden in der DGfK unerwünscht waren und durchaus ein Druck zum ,freiwilligen Austritt‘ bestand. So schrieb auch der Wiener Professor für Kinderheilkunde Rudolf Neurath am 11. Januar 1934 nicht ohne Selbstbewusstsein: ,Sehr geehrter Herr Prof. Goebel! Ich melde meinen Austritt aus der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde, da, wie ich vermute, meine Mitgliedschaft der Gesellschaft ebenso unerwünscht sein dürfte, wie mir selbst. Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung‘. Der Austritt wurde ansonsten oft wortlos, manchmal auch unter Angabe ,wirtschaftlicher Gründe‘ oder der bevorstehenden Emigration erklärt.“[1]

Nachdem „Anschluss“ 1938 wurde Rudolf Neuraths Venia legendi entzogen und am 1. Juli 1938 wurde ihm seine Mitgliedschaft in der Wiener Ärztekammer, die er seit 1894 besaß, entzogen.[2] Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musst Neurath seine Wohnung in der Lange Gasse 70 in der Wiener Josefstadt verlassen und aus Österreich fliehen. Rudolf Neurath gelang die Flucht in die USA, wo er am 14. Oktober 1947 in New York City verstarb. In der wissenschaftlichen Sitzung der Gesellschaft der Ärzte in Wien am 28. November 1947 wurden die erschienen Mitgliedern vom Tod Rudolf Neuraths durch den Vorsitzenden Erwin Stransky (1877-1962) informiert. Stransky erwähnte das Neurath widerfahrene Unrecht mit keinem Wort, wie der in der Wiener klinischen Wochenschrift abgedruckte Sitzungsbericht zeigt: „Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, begrüßt die Erschienen und bringt dem Plenum zur Kenntnis, daß vor kurzem in New York Prof. Dr. Rudolf Neurath verstorben ist. Er war seit 1896 Mitglied unserer Gesellschaft. Mit ihm ist ein hervorragender Vertreter der Wiener Pädiaterschule dahingegangen. Neurath hat eine Reihe bemerkenswerter wissenschaftlicher Arbeiten veröffentlicht, insbesondere auch in pädiatrisch-neurologischen Grenzgebieten, so über zerebrale Veränderungen beim Keuchhusten u.a. als Arzt wie als Kollege hat er sich allgemeiner Wertschätzung erfreut; wir werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.“[3]

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt eine Ausgabe von Neuraths oben erwähnter 1904 erschienen Monografie über den Keuchhusten. Das Exemplar stammt ursprünglich aus der Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte in Wien (GdÄW) und kam im Zuge einer Dauerleihgabe im Jahr 1976 in die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Das Exemplar weist am Buchdeckel eine leider nicht mehr zur Gänze lesbare handschriftliche Widmung Rudolf Neuraths an die Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte auf: „[Der B]ibliothek der k.k. Gesellschaft der Aertze/vom Verf.“

Abb. 2    Handschriftliche Widmung am Buchdeckel von Rudolf Neurath an die Bibliothek der GdÄW

Neurath, Rudolf: Die nervösen Komplikationen und Nachkrankheiten des Keuchhustens. Klinische und anatomische Studien. Mit 2 Textfiguren. Leipzig und Wien: Franz Deuticke 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 53678]

Abb. 3    Titelblatt: Neurath: Die nervösen Komplikationen […]. Leipzig […]: 1904.

Abb. 4    Neurath: Die nervösen Komplikationen […]. Leipzig […]: 1904. S. 72.

Quellen:

Neurath, Rudolf (17.2.1869-14.10.1947 New York City) tit. a.o. Prof. Dr. med., Kinderarzt. In: Jüdische Kinderärzte 1933-1945. Entrechtet/geflohen/ermordet. Hrsg.: Eduard Seidler. Erweiterte Neuauflage. Basel u.a.: Karger 2007.

Visus und Vision. 150 Jahre DOG. Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Hrsg: DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Köln: Biermann Verlag 2007.

7480 Neurath, Rudolf. In: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Hrsg.: Österreichische Nationalbibliothek. Band 2. J-R. 4542-8922. München: K.G. Saur 2002. S. 982-983.

Neurath, Rudolf, österr. Pädiater, *17.21869 Wien, +14.10.1947 New York. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Hrsg. von Dietrich von Engelhardt. Bd. 2. R-Z Register. München: K. G. Saur 2002. S. 437.

Feikes, Renate: Emigration Wiener jüdischer Ärzte ab 1938 in die USA, speziell nach New York. Wien: Univ.-Diss. 1999.

Rudolf Neurath (1869 Wien – 1948). In: Dokumentation Vertriebene Intelligenz 1938. Der Verlust geistiger und menschlicher Potenz an der Universität Wien von 1938 bis 1945. Hrsg.: Kurt Mühlberger. 2. verb. u. verm. Auflage. Wien: Archiv der Universität Wien 1993. S. 28.

Neurath, Rudolf: In: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre (=Zugleich Fortsetzung des Biographischen Lexikons der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker). Zweite und dritte, unveränderte Auflage. Zweiter Band Kon-Zweig Nachträge und Berichtigungen, mit 80 Bildnissen. München und Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1962. S. 1112.

Verhandlungen ärztlicher Gesellschaften und Kongreßberichte. Offizielles Protokoll der Gesellschaft der Ärzte in Wien. In: Wiener klinische Wochenschrift. (60/1) 1948. S. 22.

[1] Visus und Vision. 150 Jahre DOG. Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Hrsg: DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Köln: Biermann Verlag 2007. S. 57.

[2] Vgl.: Feikes, Renate: Emigration Wiener jüdischer Ärzte ab 1938 in die USA, speziell nach New York. Wien: Univ.-Diss. 1999. Bd. 2. S. 133.

[3] Verhandlungen ärztlicher Gesellschaften und Kongreßberichte. Offizielles Protokoll der Gesellschaft der Ärzte in Wien. In: Wiener klinische Wochenschrift. (60/1) 1948. S. 22.

Alle Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [75]: Medizinier in der Revolution 1848: Ernst Krackowizer

Medizinier in der Revolution 1848: Ernst Krackowizer

Text: Dr. Walter Mentzel

Ernst Krackowizer arbeitete 1848 als Chirurg und Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Wien und gehörte zu jenen Medizinern, die wegen ihrer aktiven Beteiligung an der Revolution von 1848 nach deren Niederschlagung verfolgt wurden und das Kaisertum Österreich verlassen mussten.

Ernst Nepomuk Krackowizer wurde am 3. Dezember 1821 in Spital am Pyhrn in Oberösterreich als Sohn des kaiserlichen Richters Ferdinand Krackowizer (1777-1826) und Theresia Richter (1794-1866) als eines von acht Kindern geboren. Nach dem Besuch des Stiftsgymnasiums in Kremsmünster studierte er an den Universitäten in Wien und Pavia Medizin. 1845 schloss er sein Studium in Wien mit seiner Graduierung zum Doktor der Medizin und der Chirurgie, sowie 1846/47 mit dem Magister der Geburtshilfe ab. Zunächst ließ er sich 1847 in Steyr als Arzt nieder,[1] übernahm jedoch noch im selben Jahr eine Assistentenstelle bei dem Chirurgen Franz Schuh (1804-1865) an der chirurgischen Klinik am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien.[2]

Ernst Krackowizer

An der Revolution von 1848 nahm Krackowizer als Hauptmann der Akademischen Legion teil und beteiligte sich vor allem während des sogenannten „Wiener Oktoberaufstandes“ an den Straßenkämpfen gegen die aus Wien nach Ungarn zur Niederschlagung der Revolution ausziehenden kaiserlichen Truppen und an den darauf anschließenden Kämpfen um die Belagerung Wiens. Nach der Eroberung Wiens durch die kaiserliche Armee wurde er von den Polizeibehörden verfolgt und steckbrieflich gesucht. Nachdem ihm die Flucht aus Wien geglückt war, arbeitete er in Tübingen als Assistent des Chirurgen Victor von Bruns (1812-1883). Da er auch hier vor der Verfolgung aufgrund einer von den österreichischen Behörden verlangten Auslieferung nicht sicher war, flüchtete er zunächst nach Kiel, von wo er schließlich 1850 in die USA emigrierte. In New York heiratete er 1851, die aus der Steiermark stammende und ihm 1850 in die USA nachgefolgte Emilie Forster (1826-1919). Mit ihr hatte er eine Tochter, Maria, die 1887 den Ethnologen, Sprachwissenschafter und Physiker Franz Boas (1858-1942) heiratete. Von Ernst Krackowizer sind eine Reihe von Briefen erhalten, die er während und nach der Revolution von 1848 geschrieben hatte. Sie wurden im „Journal of the history of medicine and allied science“ (Voll III, Nr. 1, December 1948, S. 65-94) von seinem Enkel, Ernst von Boas (1891-1955), unter dem Titel „A Refugee Doctor of 1850“ veröffentlicht.

In den USA arbeitete Krackowizer nach seiner Ankunft zuerst als praktischer Arzt in Williamsburg und nach seiner 1857 erfolgten Übersiedlung nach New York als Chirurg am Brooklyn City Hospital, am German Dispensary und am German Hospital (Lenox Hill Hospital). Krackowizer avancierte in den USA zu einem renommierten Chirurgen und führenden Laryngologen, der hier auch angeblich den Kehlkopfspiegel bekannt gemacht haben soll. Er war Mitglied und Vorsitzender der „Pathological Society“ sowie der „Medical Society of the Country of New York“, Mitbegründer des „Deutsche Hospital“ und gründete 1852 gemeinsam mit Kollegen die „New Yorker medizinische Monatsschrift“. Ebenso engagierte er sich als Mitglied im 1871 gegründeten „Committee of Seventy“, einer Bürgerreformbewegung, die sich zur Kontrolle der Regierung konstituiert hatte.

Während des Sezessionskrieges (1861-1865) diente Krackowizer, der ein deklarierter Gegner der Sklaverei und ein Anhänger des republikanischen Präsidenten Abraham Lincoln war, auf der Seite der Nordstaaten sowohl als Generalinspekteur der Militärspitäler und beratender Chirurg der Unionsarmee, als auch in zwei Schlachten als Chirurg in Feldspitälern.

Krackowizer starb am 23. September 1875 an Typhusfieber auf seinem Landgut Greenmount in Sing-Sing (Ossining) in der Nähe von New York City. 1876 gaben seine Freunde und Kollegen in New York zu seinem Andenken ein Gedenkbuch („In Memory of Ernst Krackowizer“) heraus. [3]

Von Ernst Krackowizer besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin seine 1845 an der Universität Wien approbierte Dissertation mit dem Titel „De Nexu Functionum Organicarum“.

Krackowizer: De Nexu Functionum Organicarum […]. Wien: 1845.

Weiters findet sich an der Zweigbibliothek zu Ernst Krackowizer der von Abraham Jacobi verfasste Nachruf:

Jacobi, Abraham: Biographical Sketch of Ernst Krackowizer. Abschrift aus: In memory of Ernst Krackowizer. New York: Putnam 1875.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr.589]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8590092&pos=1&phys=#

sowie Althof, H.: Rede [über Ernst Krackowizer] Abschrift aus: In memory of Ernst Krackowizer. New York: Putnam 1875.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr. 619]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8536569&pos=0&phys=#

und: Obituary Dr. Ernst Krackowizer. New York: 1875. Abschrift aus: New Yorker Staats-Zeitung, Jg. 41. Nr. 229.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr. 618]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8599586#

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-435, Krackowitzer Ernest (Promotion Datum 18.3.1845).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-0320, Krackowitzer Ernest (Promotion Datum 21.2.1847).

Literaturliste:

Krackowizer, Ernst: Dissertatio Inauguralis Chemico-Physiologica De Nexu Functionum Organicarum, Quam Consensu Et Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Præsidis Et Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, nec non Clarissimorum Et Celeberrimorum D. D. Professorum pro Doctoris Medicinae Laurea Rite Obtinenda in antiquissima ac celeberrima Universitate Vindobonensi. In theses disputabitur in aedibus Universitatis die […] mensis Martii anni 1845. Wien: Typis Carolis Ueberreuter 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D-3058]

Keywords:

1848, Allgemeines Krankenhaus Wien, Chirurgie, Dissertation, Ernst von Boas, Ernst Krackowizer, Franz Boas, Franz Schuh, Kehlkopfspiegel, Laryngologie, Medical Society of the Country of New York, New York, New Yorker medizinische Monatsschrift, Pathological Society, Revolution, USA, Victor von Bruns, Medizingeschichte, Wien, Arzt

[1] Linzer Zeitung. 17.5.1847. S. 14.

[2] Wiener Zeitung. 10.1.1848. S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1876. Sp. 950.

Normdaten (Person) Krackowizer, Ernst: BBL: 30943; GND: 1017307725

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30943 (13.09.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 29
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=30943

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl