Archiv der Kategorie: Neuburger Bibliothek

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [18]: Skoda, Joseph: Abhandlung über Perkussion und Auskultation. Wien: Bei J. G. Ritter von Mösle’s Witwe & Braumüller 1839.

Skoda, Joseph: Abhandlung über Perkussion und Auskultation. Wien: Bei J. G. Ritter von Mösle’s Witwe & Braumüller 1839.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3243]

http://search.obvsg.at/

Aufgegeben sei der Gedanke, die Grunderscheinung des Lebens zu enthüllen – ein Lebensprinzip aufzustellen –, da die Erfahrung nirgends eine solche Fundamentalerscheinung nachweise; und bei der Erforschung der Gesetze des tierischen Organismus seien dieselben Hilfsmittel anzuwenden, welche Physik und Chemie zur Ermittlung der Gesetze der anorganischen Welt anzuwenden pflegen.[1] [Aus der Antrittsrede Joseph Skodas 1846]

Skoda

Abb. 1    Joseph Skoda. Josephinum – Medizinische Sammlungen, MedUni Wien. Sign.: MUW-FO-IIR-000149-0007-001

Joseph Ritter von Skoda (*10.12.1805 Pilsen, gest. 13.06.1881 Wien) gilt als Begründer der physikalischen Diagnostik sowie, zusammen mit Ferdinand von Hebra (1816-1880) und Carl von Rokitansky (1804-1878), als Begründer der II. Wiener Medizinischen Schule. Er wurde als Sohn eines Schlossers in Pilsen geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in großer Armut. 1825 begann er mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien, was nur durch die Unterstützung der Wiener Seidenzeugfabrikantin Anna Bischoff möglich war. Nebenbei belegte er auch bei Andreas von Baumgartner (1793-1865) und Andreas von Ettingshausen (1796-1878) Physik und Mathematik, was für die Richtung seiner späteren Forschungen bestimmend sein sollte. Nachdem er das Studium im Juli 1831 abgeschlossen hatte, trat er im selben Jahr eine Arbeitsstelle als Choleraarzt in Böhmen an, die er nach einem Jahr wieder aufgab, um nach Wien zurückzukehren. Dort arbeitete er von 1832 bis 1837 als unbesoldeter Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien. Skoda, der noch nach der Humoralpathologie (Vier-Säftelehre) im Geiste Maximilian Stolls (1742-1787) und Johann Valentin von Hildenbrands (1763-1881) ausgebildet worden war stand dieser jedoch kritisch gegenüber und verließ sich nur auf seine selbst beobachteten Ergebnisse. Dies erzeugte natürlich Missfallen bei den Hütern der Tradition. Schon ein kleiner Verstoß, die ungenehmigte Tracheotomie bei einem Erstickenden, brachte ihm ein Jahr Strafdienst in der Irrenabteilung ein. Skoda ließ sich jedoch nicht beirren und arbeitete an der Weiterentwicklung der Perkussion (Abklopfen der Körperoberfläche zu diagnostischen Zwecken) von Leopold von Auenbrugger (1722-1809) und Auskultation (Abhören des Körpers) von René Théophile Hyacinthe Laënnec (1781-1826), dem Erfinder des Stethoskops. 1839 veröffentlichte Škoda sein wohl bekanntestes und wichtigstes Werk, Abhandlung über Perkussion und Auskultation, das seinen Weltruhm begründen sollte. „Percussion of the chest, introduced by the Austrian L. Auenbrugger in his book, published in 1771 in Latin, remained unnoticed in his country. It was promoted, on the other hand, by J. N. Corvisart (1755-1821) in Paris, and together with auscultation, introduced by R. T. H. Laennec (1748-1822), the French clinicians moved ahead of the old Austrian school. Their diagnostic conclusions, however, were reached intuitively, and percussion or auscultation phenomena were ascribed as typical for specified organ disease (liver, lung, tuberculosis, etc.) Skoda reimported Auenbrugger’s use of percussion. His approach – in contrast to that of the French colleagues – was based solely on the objective description of physical signs. To him, the acoustic phenomena produced by percussion were not specific for a given organ, but for the amount of air or fluid; hollow, empty, tympanic, high, deep, clear, dull. Based on acoustic phenomena, Skoda tried to explain the physical changes in an organ and then, from the anatomical and pathologic possibilities, he reached a clinical diagnostic conclusion.”[2]

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Abb. 2    Titelblatt: Skoda, Joseph: Abhandlung über Perkussion und Auskultation. Wien: Bei J. G. Ritter von Mösle’s Witwe & Braumüller 1839.

Nachdem er ab 1838 eine Arbeitsstelle als Armenarzt in St. Ulrich (Wien-Neubau) angenommen hatte, kehrte er 1840 als Leiter an die neu eingerichtete Abteilung für Brustkranke im Allgemeinen Krankenhaus Wien zurück, die von Ludwig von Türkheim (1777-1846) eigens für ihn geschaffen worden war. Im selben Jahr gelang, zusammen mit Franz Schuh (1804-1865), die Punktion eines Herzbeutels. 1841 wurde Skoda zum Primar ernannt und stand neben der Abteilung für Brustkranke auch den Abteilungen für Innere Medizin sowie Hautkrankheiten vor. In den folgenden Jahren scheiterten Bewerbungen für Professuren in Prag und Wien, bis er schließlich 1846 zum Professor und Vorstand der Klinik für Innere Medizin in Wien ernannt wurde. Joseph Skoda hat ebenso wie Carl von Rokitansky eine Vielzahl von Schülern ausgebildet, mit denen die Wiener Primariate und internistischen Lehrkanzeln von Innsbruck und Graz versorgt wurden. Sein bedeutendster Schüler war Leopold Schrötter von Kristelli (1837-1908), der das klinische und sozialhygienische Erbe seines Lehrers antrat. Im Dezember 1871 wurde Skoda emeritiert, blieb allerdings weiterhin in diversen Ehrenämtern, u. a. als Ehrenpräsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Bereits zu Lebzeiten spendete Skoda sein Vermögen diversen Armenhäusern und karitativen Einrichtungen.

Quellen:

Ehrlich, Anna: Ärzte, Bader, Scharlatane. Die Geschichte der Heilkunst in Österreich. Wien: Amalthea 2007.

Fejfar, Zdeněk und Ludmilla Hlavačkova: Joseph Skoda. In: Clinical cardiology. (20) 1997. S. 740-741.

Wyklicky, Helmut: Die Vollendung der Erfindungen von Auenbrugger und Laennec durch Josef Skoda. In: Wiener klinische Wochenschrift. (93) 1981/Nr. 15. S. 501.

Lesky, Erna: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrundert. (= Studien zur Geschichte der Universität Wien, Bd. 6). Graz und Köln: Verlag Hermann Böhlaus Nachf. 1965.

Lesky, Erna: Joseph Skoda. In: Wiener klinische Wochenschrift. (68) 1956/Nr. 38/39. S. 726-729.

Text: Harald Albrecht

[1] Wyklicky, Helmut: Die Vollendung der Erfindungen von Auenbrugger und Laennec durch Josef Skoda. In: Wiener klinische Wochenschrift. (93) 1981/Nr. 15. S. 501.

[2] Fejfar, Zdeněk und Ludmilla Hlavačkova: Joseph Skoda. In: Clinical cardiology. (20) 1997. S. 740.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [17]: Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik – Eine Teilsammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik – Eine Teilsammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Text: Dr. Walter Mentzel

An der Neuburger Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet sich als Teilsammlung die ehemalige Bibliothek des zwischen 1872 und 1888 der II. medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien vorstehenden Prof. Heinrich Bamberger (1822-1888). Diese Bibliothek wurde zirka 1913 mit Unterstützung des Professors und Leiters der II. medizinischen Klinik, Norbert Ortner (1865-1935), vom späteren Vorstand des Institutes für Geschichte der Medizin am Josephinum, Max Neuburger (1868-1955), am damaligen provisorischen Standort an der I. medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien für den Aufbau der künftigen Institutsbibliothek eingegliedert. Sie gehört damit zu den ältesten erhaltenen Bibliotheksbeständen einer medizinischen Einrichtung an der heutigen Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin und umfasst zirka 600 Bände.[1]


Stempel aus einem der Bände der ehemaligen Bibliothek der II. medizinischen Klinik

Keywords:

Heinrich von Bamberger, Institut für Geschichte der Medizin, I. Medizinische Klinik

[1] Neue Freie Presse. 14. Mai 1914. S. 9; Neues Wiener Journal. 16.12.1920. S. 2-3.

Normdaten Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik : BBL: 27274

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Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 27274 (23.02.2017); Letzte Aktualisierung: 2022 05 24
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=27274

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [16]: Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. 1929.

Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 42401]

http://search.obvsg.at/primo_library

ExLib

Abb. 1    Exlibris Lorenz Böhler

„Das Wichtigste bei der Behandlung eines Verletzten mit einem Knochenbruch ist, das Leben zu erhalten, dann folgt die Erhaltung des Gliedes, und wenn beides gelungen ist, muß man trachten, in möglichst kurzer Zeit die volle Gebrauchsfähigkeit des Gliedes wieder herzustellen.“[1]

Titelblatt
Abb. 2   Titelblatt: Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929.

Lorenz Böhlers Technik der Knochenbruchbehandlung in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Lorenz Böhlers Hauptwerk ist unbestritten die „Technik der Knochenbruchbehandlung“. Das Werk wurde zwischen 1929 und 1963 insgesamt 13 Mal aufgelegt und in acht Sprachen übersetzt. Es hatte ursprünglich 176 Seiten mit 234 Abbildungen. Der letzte Nachdruck des im Laufe der Zeit auf drei Bände angewachsenen Standardwerks aus dem Jahre 1996 hat 2.483 Seiten und etwa 4.800 Abbildungen. Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt eine Erstausgabe aus dem Jahr 1929 aus dem Privatbesitz von Lorenz Böhler. Es wurde im März 1967 persönlich von Böhler als Geschenk überreicht. Der Band trägt neben Böhlers Stempel sein wunderschönes privates Exlibris. Es handelt sich hierbei um jenes Exemplar, das Lorenz Böhlers Notizen, Anmerkungen, Änderungen und Erweiterungen für die zweite Auflage von 1930 enthält.

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Abb. 3    Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929. S. 120.

Lorenz Böhler

Lorenz Böhler (15.01.1885 Wolfurt/Vorarlberg, gest. 20.01.1973 Wien) gilt neben Ludwig Rehn (1849-1930), Martin Kirschner (1879-1942), Heinrich Bürkle de la Camp (1895-1974) und Gerhard Küntscher (1900-1972) als einer der Wegbereiter der modernen Unfallchirurgie. Er stammte aus einer Handwerkerfamilie und studierte ab 1905 Medizin an der Universität Wien wo er 1911 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert wurde. Schon vor dem ersten Weltkrieg beschäftigte sich Böhler intensiv mit den Methoden der operativen Knochenbruchbehandlung als er auf einer Studienreise in Chicago und an der Mayo Clinic in Rochester/Minnesota weilte. Während des Ersten Weltkrieges stand er einem Lazarett in Bozen, einer Spezialabteilung für Knochenschussbrüche und Gelenkschüsse, vor. Ein Augenzeuge aus dieser Zeit berichtete: „Ich erlebte hier die großartige, imponierende Systematik der Arbeit dieses Mannes, die, wie ich mit der Zeit erfuhr, sein ganzes wissenschaftliches Wirken bestimmte. Da lagen in einem Saal die Oberarmbrüche, im anderen die Unterarmbrüche, im dritten die Schenkelhalsfrakturen, im nächsten die Oberschenkelschußbrüche, in einem anderen die Unterschenkelfrakturen. Am Galgen liefen die Züge zur Einrichtung der verschobenen Knochenbrüche über Rollen. Es war die Ordnung um der Sache willen. Mit Farbstift war auf jedem Gipsverband die Art des Bruches aufgezeichnet, ferner die Daten vom Anfang der Behandlung mit Gipswechseln oder Eingriffen, kurz alles, was zur schellen Orientierung Wissenswertes nötig schien. Auf den sinnvollen Prinzipien des Zuges und Druckes der Ruhigstellung beruhte die Scheinbar so einfache Behandlung.“[2] Alles wurde spezialisiert und genormt, genau dokumentiert und für spätere Analysen statistisch erfasst.

Ab 1919 trat Lorenz Böhler mit der Allgemeinen Unfallversicherung (AUVA) in Wien in Kontakt. Er versuchte den Vorstand mit Hilfe seiner Bozener Statistiken von einer spezialisierten Behandlung in einem eigenen Unfallkrankenhaus zu überzeugen und versprach durch seine planmäßige Behandlung der Frischverletzten die Zahl und Höhe der vorrübergehenden und der Dauerrenten der Wiener AUVA um 50%-70% senken zu können. Schließlich eröffnete die AUVA 1925 in Wien 20, Webergasse 2-6, ihr erstes Unfallkrankenhaus mit Lorenz Böhler als Ärztlichem Direktor. Am 29. März 1930 habilitierte er sich für das Fach Chirurgie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und 1936 wurde ihm der Titel eines a.o. Universitätsprofessors verliehen.

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Abb. 4    Illustrierte Kronen-Zeitung. 19. Jänner 1926. Nr.9337. S. 3.

Lorenz Böhler war seit März 1934 Mitglied der Vaterländischen Front, der Einheitspartei des austrofaschistischen Ständestaates. Bereits im Februar 1938 wurde er Mitglied der NSDAP, später noch der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, des Reichsluftschutzbundes, des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes und schon ab Juni 1938 war er förderndes Mitglied der SS. Während des Zweiten Weltkrieges war er hauptsächlich Oberfeldarzt im Reservelazarett XIa (Rudolfstiftung, 1030 Wien). Nach 1945 verlor Böhler seine Lehrbefugnis an der Universität Wien, erhielt diese jedoch 1947 durch den persönlichen Einsatz von Karl Renner (1870-1950) und anderer wieder zurück. 1954 wurde ihm der Titel eines o. Universitätsprofessors durch den Bundespräsidenten verliehen. Er leitete das Unfallkrankenhaus bis zu seiner Pensionierung 1963. Lorenz Böhler war 1957 als Bundespräsidentschaftskandidat der FPÖ im Gespräch und hatte bereits zugesagt, als er kurz danach durch den nun gemeinsamen Kandidaten von ÖVP und FPÖ, Wolfgang Denk (1882-1970), ebenfalls Chirurg, ersetzt wurde. Denk verlor die Wahl gegen Adolf Schärf (1890-1965), den Kandidaten der SPÖ.

Quellen:

Lehne, Inge: Lorenz Böhler. Die Geschichte eines Erfolges. Maudrich: Wien u.a. 1991.

Wyklicky, Helmut: Lorenz Böhler zum 100. Geburtstag. Sonderdruck aus: Unfallchirurgie (11) 1985/Nr. 3. S. 103-106.

Skopec, Manfred: Begründer der Unfallchirurgie. Lorenz Böhlers neue Prinzipien. In: Das größere Österreichbuch. Geistiges und soziales Leben von 1880 bis zur Gegenwart. Hrsg. von Kristian Sotriffer. Wien: Edition Tusch 1982. S. 292-295.

Text: Harald Albrecht

[1] Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlungen. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929. S. 1.

[2] Skopec, Manfred: Begründer der Unfallchirurgie. Lorenz Böhlers neue Prinzipien. In: Das größere Österreichbuch. Geistiges und soziales Leben von 1880 bis zur Gegenwart. Hrsg. von Kristian Sotriffer. Wien: Edition Tusch 1982. S. 294.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [15]: Joseph Johann Knolz (Knolc, Knoltz): Sanitätsbeamter, Fachautor und Mediziner

Joseph Johann Knolz (Knolc, Knoltz): Sanitätsbeamter, Fachautor und Mediziner

Joseph Johann Knolz (*02.03.1791 Ljutomer/Slowenien [Luttenberg/Südsteiermark], gest. 12.06.1862 Wien) war Arzt (Allgemeine Pathologie, Pharmakologie, und experimentelle Pharmakologie) und Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.

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Knolz studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte im Jahr 1820 und war im Anschluss daran Assistent an der medizinischen Klinik für Wundärzte in Wien. Zwischen 1821 und 1830 war er als Professor der theoretischen und praktischen Medizin an der medizinisch-chirurgischen Lehranstalt des k.k. Lyzeums, als Arzt im Johannes-Spitals und der Irrenanstalt in Salzburg tätig. Seine ersten Publikationen aus dieser Zeit finden sich heute an der Neuburger Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin:

Knolz, Joseph Johann: Naturhistorische Abhandlung über die Blutegel und ihren medicinischen Gebrauch. Wien: Heubner 1820.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 47190]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=11951948&pos=14&phys=

Knolz, Joseph Johann: Systematische Einteilung der Fieber, als Leitfaden zur Diagnostik derselben am Krankenbett. Salzburg: typ. Duyle 1827. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 16022]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597457&pos=9&phys=

Knolz, Joseph Johann: Darstellung der Medicinal-Verfassung in den k.k. Staaten Österreichs, in Beziehung auf den Wirkungskreis der Kreiswundärzte, der Civil-, Stadt- und Landwundärzte, öffentliche Sanitäts-Invaliden, Ärzte, Dominien, Kreisämter und Behörden überhaupt. Wien: Mechiaristen-Congregations-Buchhandlung 1829.

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3165, Josephinische Bibliothek, Sign.: JB 5460]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597454&pos=6&phys=

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177913&pos=2&phys=

1830 kehrte er nach Wien zurück, wo er als ordentlicher Professor der Allgemeinen Pathologie, Therapie und Pharmakologie an der Universität Wien wirkte. 1831 wurde Knolz zum Referenten der k.k. Niederösterreichischen Landesregierung (für Cholera-Angelegenheiten) und 1833 zum Sanitäts-Referenten, wirklichen Regierungsrat und Protomedicus bestellt. In dieser Funktion beschäftigte er sich auch publizistisch mit den zu dieser Zeit bedrohlichen Cholera-und Ruhrepidemien, die durch die beginnende Urbanisierung und den daraus resultierenden Massenelendsquartieren zu immer bedrohlicher werdenden sanitären Zuständen für die Bevölkerung führten. 1843 war Knolz auch Direktor der Haupt-Schutzpockenimpfanstalt in Wien. Mitte der 1830er Jahre war er noch Superintendent der „Geislerischen Stiftung“, der „Goldbergischen Stiftung“ sowie der „Sorbaitschen Stiftung“.

Knolz, Joseph Johann: Darstellung der Brechruhr-Epidemie in der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, wie auch auf dem flachen Lande in Österreich unter der Enns in den Jahren 1831 und 1832, nebst den dagegen getroffenen Sanitäts-polizeylichen Vorkehrungen. Wien: Mayer 1834 (Cholera, Nr. 111).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/111]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597452&pos=4&phys=

Knolz, Joseph Johann: Vorschriften über das bey Epidemien überhaupt und bey der Brechdurchfalls-Epidemie insbesondere von den Kreisämtern, Dominien, Ortsobrigkeiten, Pfarrern, Kreis-Districts-Aushilfsärzten und Wundärzten zu beobachtenden Verfahren. Wien 1836.

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB 6476]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177915&pos=4&phys=

Knolz, Joseph Johann: Beobachtungen über die Brechruhr-Epidemie und ihre Behandlungsweise während des dreimaligen Erscheinens derselben in den Jahren 1830, 1831 und 1836 in der Haupt- und Residenzstadt Wien mit Angabe des eigenthümlichen Verhaltens und den erwähnenswerten Heilarten während ihres gegenwärtigen in Galizien aus amtlichen Quellen geschöpft und zusammengestellt. Wien: Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei 1849. (Cholera, Nr. 159).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/159]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597451&pos=3&phys=

Von ihm redaktionell betreut stammen die in den „Wiener medizinische Notizenblätter“ enthaltenen Mittheilungen über das Verhalten der Cholera-Epidemien und ihre Heilart (Redaktion Joseph Johann Knolz), Jg. 1854/1-12 Wien 1854.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3633]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8620224&pos=0&phys=

Knolz nutzte aber vor allem seine Stellung als hoher Sanitätsbeamter zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Sanitätsverwaltung, die sich in zahlreichen Publikationen und durch seine Herausgeberschaft von Publikationsreihen zur Gesetzgebungen auf dem Gebiet der Medizin und den Sanitätsverordnungen niederschlugen. Sie geben nicht nur einen kompakten Überblick über den Stand und der Entwicklung medizinsicher Einrichtungen im Vormärz bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und der medizinischen Versorgung und Verwaltung dieser Epoche, sondern sie stellen auch eine aus der Perspektive der medizinischen Verwaltung wichtige sozialhistorische Quelle dar.

Knolz, Joseph Johann: Institutiones medicae hygienes, semiotices et therapiae generalis usui academico adcommodatae. Viennae: typ. Mechithaisten 1835.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 27282]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597458&pos=10&phys=

Knolz, Joseph Johann: Darstellung der Humanitäts- und Heilanstalten im Erzherzogthume Österreich unter der Enns, als Staatsanstalten und Privatwerke, nach ihrer dermaligen Verfassung und Einrichtung. Wien: Mechiaristen-Congregations-Buchhandlung 1840.

Joseph_MHartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: HB28952, Josephinische Bibliothek, Sign.: JB 5654]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597453&pos=5&phys=

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177912&pos=1&phys=

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Abbildung 2 und 3: Knolz, Joseph Johann: Darstellung der Humanitäts- und Heilanstalten im Erzherzogthume Österreich unter der Enns […] Wien: Mechitaristen 1840.

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Abbildung 4: Handschriftliche Widmung von Knolz an Ludwig Türck (22.07.1810-25.02.1868)

Knolz, Joseph Johann: Vortrag gegen Kurpfuscher, Wundärzte und ausländische Ärzte, gehalten in der allgemeinen Versammlung der medizinischen Fakultät Wien am 27. Jänner 1842. In: Universität Wien. Acta decanatus. Vol. 3, S. 281ff.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Abschr1078]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597463&pos=15&phys=

Gemeinsam mit Eduard Vinzenz Guldener von Lobes (1763-1827) und Heinrich Böhm war Knolz Mitherausgeber der Publikationsreihe: „Sammlung der Sanitätsverordnungen für das Herzogtum Österreich unter der Enns“, Wien: 1798-1846.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3592]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8636609&pos=17&phys=

Zwischen 1856 und 1865 arbeitete er mit Georg Preyss (1810-1884) und Carl von Patruban (1816-1880) u.a. in der Redaktion der vom Doctoren-Collegium der medizinischen Fakultät in Wien herausgegeben Zeitschrift „Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde“, Wien: 1855-1873. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z2302]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8667443&pos=18&phys=

Jahres-Bericht über die Leistungen der Medicinal-Verwaltung und Gesetzgebung in der Provinz Österreich unter der Enns, Wien: Kaulfuß & Pradel 1844 (= Sammlung der Sanitätsverordnungen für das Herzogtum Österreich unter der Enns, Bd. 10)

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. K3592/10, Josephinische Bibliothek,  Sign.: JB 5442]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8590700&pos=1&phys=

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177480&pos=0&phys=

Seine Arbeiten widmeten sich auch den zeitgenössischen Fragen: den unmittelbaren Folgen und Auswirkung auf die, durch jene im Vormärz von der durch rasanten industriellen Aufschwung und der Technisierung der Wirtschaft sowie durch die desolaten Arbeits- und Wohnverhältnisse (u.a. in der Textilindustrie) betroffenen Bevölkerung. Diese Publikationen spiegeln auch die in der zeitgenössischen Medizin vorherrschenden und durch Obrigkeitsdenken und patriarchalischen Strukturen bestimmten Zugänge zu den neuen Arbeits- und Überlebensformen und stehen thematisch am Beginn der das 19. Jahrhundert dominierenden „sozialen Frage“.

Knolz, Joseph Johann: Darstellung der Verfassung und Einrichtung der Baumwoll-Spinnerei-Fabriken in Niederösterreich. Mit besonderer Beziehung auf die moralisch-intellectuelle und physische Erziehung der daselbst verwendeten Kinder und die diessfalls bestehenden gesetzlichen Vorschriften. Wien: Kaulfuss & Prandl 1843.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 50485]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597455&pos=7&phys=

Knolz, Joseph Johann: Über den gesundheitsschädlichen Einfluss des Wienflusses und der mangelhaften Wasserversorgungsanstalten in der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Wien: typ. typogr.-liter.-art. Anstalt um 1858.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17882]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597456&pos=8&phys=

Weitere Publikationen von Johann Joseph Knolz:

Knolz, Joseph Johann: Über die Leistungen Valentin’s von Hildebrand als praktischer Arzt, Staatsbeamter und klinischer Lehrer an der Wiener Hochschule. Vortrag: In: Wiener medizinische Wochenschrift. Jg. 3/1853. Nr. 25, S. 391ff.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Abschr20]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597459&pos=11&phys=

Knolz, Joseph Johann: Vortrag über den Einfluss vorausgegangener medicinischer Systeme auf den dermaligen Zustand der Medicin als Kunst und Wissenschaft, Wien: 1856.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 5092]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597462&pos=14&phys=

Text: Walter Mentzel

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [14]: Beer, Georg Josef: Praktische Beobachtungen über verschiedene, vorzüglich aber über jene Augenkrankheiten, welche aus allgemeinen Krankheiten des Körpers entspringen…

Beer, Georg Josef: Praktische Beobachtungen über verschiedene, vorzüglich aber über jene Augenkrankheiten, welche aus allgemeinen Krankheiten des Körpers entspringen, oder öfters mit denselben verbunden sind. Für Aerzte und Wundärzte. Mit illuminirten und unilluminirten Kupfern. Wien: bey F. J. Kaiserer 1791.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: 48141/b]

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/search.do?fn=search&ct=search&initialSearch=true&mode=Basic&tab=default_tab&indx=1&dum=true&srt=rank&vid=UMW&frbg=&tb=t&vl%28freeText0%29=georg+beer+Beobachtungen+%C3%BCber+verschiedene+1791&scp.scps=scope%3A%28ACC_acc05_M900%29%2Cscope%3A%28UMW_aleph_acc%29%2Cscope%3A%28UMW_O_SFX%29

Georg Josef Beer

Georg Josef Beer (*23.12.1763 Wien, gest. 11.04.1821 Wien) ist der Gründer der ältesten Universitäts-Augenklinik der Welt, die 1812 in Wien eröffnet wurde. Er war ursprünglich von seinem Vater für den geistlichen Stand vorgesehen, begann aber entsprechend seinen Begabungen ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien und entschied sich letztlich doch für ein Studium der Medizin an der Universität Wien.
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Der berühmte Anatom Joseph Barth (1746-1818) wurde schon früh auf die zeichnerische Begabung von Georg Josef Beer aufmerksam und beschäftigte diesen insgesamt über sieben Jahre als anatomischen Zeichner in seiner Klinik; selbst noch nachdem Beer am 16.03.1786 zum Doktor der Medizin promiviert worden war. Beers Interesse und Geschick für die Augenheilkunde zeigte sich schon sehr früh während seiner Ausbildung. Doch Joseph Barth verweigerte ihm die eigentliche augenärztliche Ausbildung. Barth selbst war seit 1774 Professor für Anatomie und Augenheilkunde. Er war zwar ein begabter Staroperateur und wurde nach der erfolgreichen Heilung einer schmerzhaften Augenentzündung Josephs II. (1741-1790) zum Leibaugenarzt ernannt, eine eigens für Barth geschaffene Sonderstellung, aber trotzdem bestand die Augenheilkunde an der Medizinischen Fakultät lediglich als theoretisches Unterrichtsfach. Georg Josef Beer gab jedoch die Ophthalmologie nicht auf und erwarb sich seine praktischen Fähigkeiten als Autodidakt. So bestand er am 09.06.1790 das okulistische Examen an der Universität Wien. Daraufhin eröffnete er eine Praxis als Augenarzt in seiner Wohnung, wo er auch mittellose Arme kostenlos behandelte und sogar zwei Zimmer zur stationären Aufnahme und Pflege armer Augenkranker einrichtete. Beers Praxis wurde zu einer gefragten Anlaufstelle für Patienten mit Augenkrankheiten und er erhielt die Erlaubnis in den Monaten Mai und Juni unentgeltlich Staroperationen im Allgemeinen Krankenhaus durchführen zu dürfen. Ab 1797 begann er seine Erfahrungen in privaten Lehrkursen weiter zu geben und suchte erstmals und vergeblich um eine öffentliche Beauftragung durch die Universität an. „Bis Georg Joseph Beer […] seine Vision – die Gründung einer Augenklinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und damit verbunden die Schaffung der Augenheilkunde als neue, selbstständige ärztliche Disziplin – im Jahr 1812 werden sah, musste er genau 25 Jahre um Anerkennung ringen.“[1] 1806 erkannte die Wiener Sanitätsbehörde Beers Bemühungen erstmals an und verlieh seiner privaten Armenordination Öffentlichkeitsrecht. Gleichzeitig wurde er zum ersten Stadtarmen-Augenarzt Wiens ernannt – es war ihm nun nach 20jährigem Wirken endlich gelungen eine öffentlich besoldete Stelle zu bekommen. 1812 wurde er schließlich zum außerordentlichen Professor für praktische Augenheilkunde an der Universität ernannt und Vorstand der neu gegründeten selbständigen Universitäts-Augenklinik im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Durch seine zahlreichen Publikationen und seine lange Lehrtätigkeit – er bildete eine ganze Generation von Ärzten aus – wurde er zum international führenden Vertreter der wissenschaftlichen und praktischen Ophthalmologie, die er als neue medizinische Spezialdisziplin begründet hatte.

Georg Josef Beers Hauptwerk ist zweifellos: Lehre von den Augenkrankheiten, als Leitfaden zu seinen öffentlichen Vorlesungen. Bd. 1-2. Wien: Camesina/Heubner und Volke 1813-1817. Die Aufmerksamkeit soll aber auf ein Frühwerk Beers gerichtet werden: Praktische Beobachtungen über verschiedene, vorzüglich aber über jene Augenkrankheiten, welche aus allgemeinen Krankheiten des Körpers entspringen, oder öfters mit denselben verbunden sind. Für Aerzte und Wundärzte. Mit illuminirten und unilluminirten Kupfern. Wien: bey F. J. Kaiserer 1791. Das Werk wurde kritisiert, auch weil Passagen bei August Gottlieb Richter (1742-1812), Professor für Chirurgie, abgeschrieben worden waren. Beer erwähnte seine frühen Werke später auch mit keinem Wort mehr. Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt zwei Ausgaben dieses Werkes. Eines kam als Schenkung der I. Augenklink in die Bestände der Bibliothek (es hat als Anhang zwei Tafeln mit kolorierten Kupferstichen) – das zweite Exemplar kam als Dauerleihgabe der Gesellschaft der Ärzte in die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Dieses Exemplar hat als Anhang zwei Tafeln mit den kolorierten Original-Illustrationen, die von Georg Josef Beer persönlich gezeichnet wurden!Beer2

Quellen:

Schmidt-Wyklicky, Gabriela und Helmut Gröger: Die akademische Augenheilkunde in Wien um 1800. In: Spektrum der Augenheilkunde (26/2012). S. 263-265.

Schmidt-Wyklicky, Gabriela und Helmut Gröger: Georg Joseph Beer (1763-1821). Leben und Werk des Begründers der ältesten Universitäts-Augenklinik. In: Spektrum der Augenheilkunde (26/2012). S. 266-272.

Schmidt-Wyklicky, Gabriela und Helmut Gröger: Die Gründung der weltweit ersten Universitäts-Augenklinik in Wien 1812 und ihre Erhebung zum Ordinariat 1818. In: Spektrum der Augenheilkunde (26/2012). S. 273-282.

Holubar, Karl; Fatović-Ferenčić, Stella und Gerd Pelwig: Looking at eyes and faces. Ophthalmologic water-colours drawn largely by physician-artists. Vienna late 18th and 19th centuries. Wien: Austrian Academy of Sciences Press: 2006.

Text: Harald Albrecht

[1] Schmidt-Wyklicky, Gabriela und Helmut Gröger: Die Gründung der weltweit ersten Universitäts-Augenklinik in Wien 1812 und ihre Erhebung zum Ordinariat 1818. In: Spektrum der Augenheilkunde (26/2012). S. 273.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [13]: Bruno Görgen und die Privat-Heilanstalt für „Gemüthskranke“ (Wien 1820) und die Anfänge der Bibliothek des Neurologischen Institutes – „Obersteiner Bibliothek“

Bruno Görgen und die Privat-Heilanstalt für „Gemüthskranke“ (Wien 1820) und die Anfänge der Bibliothek des Neurologischen Institutes – „Obersteiner Bibliothek“

Text: Dr. Walter Mentzel

Im Jahr 1820 erschien bei Franz Wimmer in Wien eine zweisprachige (deutsch-französische) Publikation des in Wien lebenden und praktizierenden Arztes Bruno Görgen unter dem Titel: Privat-Heilanstalt für Gemüthskranke. Wien: Wimmer 1820. [auch auf franz]. Darin beschreibt er die von ihm forcierten modernen und humanistisch geprägten Methoden und Arbeitsweisen in seiner von ihm ein Jahr zuvor 1819 eröffneten und geleiteten „Privat-Heilanstalt für Gemüthskranke“. Diese Arbeit befindet sich im Bestand der Josephinischen Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

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Görgen, Bruno: Privat-Heilanstalt für Gemüthskranke. Wien: Wimmer 1820.

Bruno Görgen wurde am 24.8.1777 in Trier als Sohn eines Architekten geboren und war mit Gertrude Görgen verheiratet. Er absolvierte an der Universität in Wien ein Medizinstudium, das er 1799 mit seiner Promotion abschloss. Danach arbeitete er zwischen 1805 und 1808 als Mitglied der Medizinischen Fakultät als Primararzt und „Irrenarzt“ am Allgemeinen Krankenhaus in Wien im sogenannten „Narrenturm“. Hier entwickelte er sich zum Kritiker der von Inhumanität und durch Exklusion gekennzeichneten Verhältnisse psychiatrischer Anstalten. Seine Vorbilder waren damals nach humanen Grundsätzen und reformorientierten Anstalten und Behandlungsmethoden von Philippe Pinel (1745-1826) in Paris und jene in Großbritannien.

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Obersteiner, Heinrich: Bruno Görgen. In: Deutsche Irrenärzte. Einzelbilder ihres Lebens und Wirkens. Hrsg. Kirchhoff Theodor. Band 1. Berlin: Springer 1921. S. 104.

1813 bot sich ihm die Gelegenheit Pläne und Gutachten für eine, seinen Reformvorstellungen gerecht werdenden modernen psychiatrischen Anstalt, für die Hofkanzlei zu erstellen. Im selben Jahr erhielt er die Konzession zu Errichtung einer solchen, scheiterte jedoch zunächst an deren Verwirklichung wegen einer entsprechenden Lokalität. Erst 1819 eröffnete er, nachdem er in Gumpendorf, einer damals vor Wien gelegenen Vorstadt, im ehemaligen Mollardschlössel (Palais Windischgrätz; heute: Gumpendorfer Straße 104) einen geeigneten Platz gefunden hatte, seine Anstalt und nahm im Juli 1819 die ersten Patienten auf.

Hier praktizierte und übte er frei von Zwangs- und Erniedrigungsmaßnahmen, ohne Ketten und Gurte auch neue Behandlungsmethoden und setzte vor allem auf das Prinzip der Gewährung größtmöglicher Bewegungsfreiheit seiner Patienten. Er wandte verschiedenen Arten der Beschäftigungstherapien wie Werkstätten an, setzte vor allem Musik[1] aber auch Sport als eine Therapiemöglichkeit ein und versuchte insgesamt bei Betreuung und Therapie den Anlagen und Bedürfnissen der Patienten entgegen zu kommen und auf sie abzustimmen. Dementsprechend anspruchsvoll war das Anforderungsprofil und streng die Auswahlkriterien bei der Rekrutierung seines Pflegepersonals, das ein hohes Bildungsniveau samt musischer Begabungen (Musik- und Sprachkenntnisse)[2] vorweisen musste und als Freund und Gesellschafter die Patienten begleiten sollte.

Ebenso zeichnete sich seine Anstalt durch einen hohen Personalaufwand (100 Patienten zu 70, bis 80 Pfleger und Wärter: 1847 betrug das Verhältnis 25 Patienten zu 20 Pfleger) aus. Er setzte sich aber gleichzeitig zum Ziel eine Anstalt ohne Wärterpersonal zu kreieren. Seine Anstalt galt in den 1830er Jahren im deutschsprachigen Raum als einzigartig (Medizinisch-chirurgische Zeitung. 5.12.1831. S. 9). Diese Anstalt, deren Patienten sich vor allem aus dem zahlungskräftigen Publikum des Hochadels und des Großbürgertums der österreichisch-ungarischen Monarchie rekrutierten, freute sich in diesen Kreisen zunehmender Beliebtheit. Ab 1821 bot er auch Patienten mit einem geringeren Einkommen Platz in seiner Anstalt an.

Auf der Suche nach einem besseren Standort, der seinen Vorstellungen einer Betreuung gerecht werden und vor allem seinem Anspruch nach einer offenen, ruhigen, von einer Parkanlage umgebenen Anstalt genügen sollte, fand er diesen in Ober-Döbling bei Wien. Die neue Anstalt wurde nach umfangreichen Umbauarbeiten, mit denen 1829 begonnen wurde, und der Einholung der Genehmigung der Landesregierung[3] 1831 bezogen und bestand als sogenannte „Döblinger Privatanstalt“ bis zum Jahr 1917. Sie galt viele Jahre im deutschsprachigen Raum als modernste Anstalt.[4] 1876 erschien von den späteren Anstaltsleitern ein von Heinrich Obersteiner jun. (1847-1922) und Maximilian Leidesdorf (1818-1889) die Schrift „Die Privatheilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke zu Ober-Döbling bei Wien seit ihrer Gründung 1819 nebst einen Berichts über ihre Leistungen in der fünfzehnjährigen Periode vom 1. Juli 1860 bis 30. Juni 1875. Wien: Czermak 1876“, die mit einer Reihe von Plänen und historischen Ansichten versehen ist.

Die Privatheilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke zu Ober-Döbling bei Wien seit ihrer Gründung 1819 nebst einen Berichts über ihre Leistungen in der fünfzehnjährigen Periode vom 1. Juli 1860 bis 30. Juni 1875. Wien: Czermak 1876.

bild_04_weblog-13_30023_02Die Privatheilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke zu Ober-Döbling bei Wien seit ihrer Gründung 1819 nebst einen Berichts über ihre Leistungen in der fünfzehnjährigen Periode vom 1. Juli 1860 bis 30. Juni 1875. Wien: Czermak 1876.

Görgen verstarb am 29. Mai 1842 in Ober-Döbling Nr. 163.

Nach seinem Tod übernahm sein Sohn, der Mediziner Gustav Görgen (1814-1860), der selbst zuvor im Ausland psychiatrische Anstalten studiert hatte, bis 1859/1860 die Leitung, danach folgten ihm als Eigentümer Maximilian Leidesdorf und Heinrich Obersteiner sen. (1820–1891) und ab 1872 Heinrich Obersteiner jun. nach. Damit begann auch die Erweiterung der heutigen „Obersteiner-Bibliothek“, die heute an ihrem Standort an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin auch über die ersten Entwicklungen der modernen Psychiatrie Aufschluss gibt und in der Büchersammlung von Bruno Görgen ihren Ursprung hat. Heinrich Obersteiner jun. verfasste 1921 eine kurze biografische Skizze zu Bruno Görgen.

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Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenbände des Dekanats, Doktoren der Medizin 1752-1821, Med. 9,5-256 (Promotion 27.12.1799), Görgen Bruno.

UAW, Rektorat, Rigorosen- und Promotionsprotokoll der Medizinischen Fakultät, 1840-1854, Sign. 176-230, Görgen Gustav.

Matriken der Erzdiözese Wien, Sterbebuch, Sterberegister, Sign. 03-02, Bez. 19, Döbling, Folio 64, Görgen Bruno.

Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bestand 2.9.4.3. – Krankenhaus Obersteinergasse 1824-1982.

Österreichischer Beobachter. 11.2.1821. S. 4.

Englisch, Franz: Die Döblinger Privatirrenanstalt. Ein Beitrag zur Geschichte der Wiener Pflegeanstalten für Geisteskranke. In: Wiener Geschichtsblätter 1969. Nr. 1.

Skopec, Manfred: Bruno Görgen (1877-1842). In: Straßennamen. Wien 1978 (= Arzt, Presse, Medizin Nr. 11. 11./16. März 1978).

Literaturliste:

Görgen, Bruno: Privat-Heilanstalt für Gemüthskranke = Etablissement privé à Vienne pour la Reception des Aliénés. Wien: Bey Franz Wimmer 1820.

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-4562]

Obersteiner, Heinrich jun. und Maximilian Leidesdorf: Die Privatheilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke zu Ober-Döbling bei Wien seit ihrer Gründung 1819 nebst einen Berichts über ihre Leistungen in der fünfzehnjährigen Periode vom 1. Juli 1860 bis 30. Juni 1875. Wien: Czermak 1876.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 30023]

Obersteiner, Heinrich jun.: Bruno Görgen1777-1842. Sonderabdruck aus: Deutsche Irrenärzte. Berlin: Springer 1921.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 5196]

Keywords:

Bruno Görgen, Döbling, Gumpendorf, Gustav Görgen, Heinrich Obersteiner, Narrenturm, Psychiatrische Heilanstalt, Wien, Arzt, Medizingeschichte, Medizinische Bibliothek, Wiener Ärztebibliothek

[1] Allgemeine musikalische Zeitung. 22.9.1830. S. 611-612.

[2] Wiener Zeitung. 24.6.1824. S. 1016.

[3] Wiener Zeitung. 10.5.1832. S. 11.

[4] Medizinisch-chirurgische Zeitung. 5.12.1831. S. 330.

Normdaten (Person) Görgen, Bruno: BBL: 27094; GND: 1253590826

Görgen, Bruno in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Görgen (Stand: 07.03.2022)

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [12]: Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.obersteiner_m-hartl
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Heinrich Obersteiner Bibliothek, Sign.: HOB-A-00002]

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Abb. 1     Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Andreas Vesalius

Andreas Vesalus (*31.12.1514/01.01.1515 Brüssel, gest. 15.10.1564 Zakynthos) gilt als Begründer der modernen Anatomie. Er war der Sohn eines kaiserlichen Hofapothekers, dessen Familie schon seit Generationen medizinische Berufe ausübte. Bereits als Kind interessierte er sich für das Innere des Körpers und sezierte kleinere Tiere. Nach seinem Schulbesuch in Brüssel begann er seine universitäre Ausbildung 1530 in Löwen, wechselte von 1533 bis 1536 an die medizinische Fakultät von Paris und promovierte schließlich 1537 in Padua, wo er nahtlos eine Professorenstelle für Chirurgie erhielt. Später ging er nach Venedig, sezierte 1540 öffentlich in Bologna und wurde 1544 Leibarzt Kaiser Karl V. (1500-1558) und nach dessen Abdankung 1556 Leibarzt seines Sohnes Philipp II. von Spanien (1527-1598).

Vesalius wurde nach den anatomischen Lehren Galens (129-199) ausgebildet, was zu dieser Zeit allgemein üblich war. Galens Lehren – dieser hatte nie einen Hehl daraus gemacht lediglich Tiere seziert zu haben – wurden von Andreas Vesalius, als einem der ersten seiner Zeit, aufgrund seiner eigenen Erfahrungen in Zweifel gezogen. Er prangerte die unreflektierte Tradierung Galens durch seine Kollegen an und forderte eine neue Anatomie, die sich ausschließlich auf eigene Befunde und Beobachtungen durch Sektionen stützen sollte. Damit führte er morphologisches Denken in die Darstellung der Anatomie ein. Vesals Innovationsschub löste den größten Fortschritt in der Anatomie seit der Antike aus. Angesichts der Erregungen, die Vesals Sektionen auslösten, kam es sogar zu einer kaiserlichen Anfrage an die theologische Fakultät von Salamanca durch Karl V., ob ein katholischer Christ Leichen sezieren dürfe. Die Fakultät bescheinigte, dass die Zergliederung von Leichen für die Erlernung der Heilkunde unerlässlich und daher zulässig sei.

In den Jahren 1538-1542 entstand Vesalius‘ Hauptwerk: De Humani corporis fabrica Libri septem. Es handelt sich um ein prachtvolles Lehrbuch, das mit ca. 200, teilweise ganzseitigen, Illustrationen ausgestattet ist. Die hervorragenden Holzschnitte werden zum Teil Jan Stephan van Calcar (1499-1548), einem Schüler Tizians (1488-1576), zugeschrieben. Vesal zeichnet in diesem Werk, bezugnehmend aus Plinius (23-79), eine Abstammungslinie vom Affen zum Menschen. Vesals Fabrica erschien 1543 in Basel, wo er auch ein anatomisches Kolloquium abhielt und eine Leiche präparierte. Es handelt sich angeblich um Jakob Karrer von Gebweiler, einem Straftäter. Dieses „Vesalsche Skelett“ ist heute noch in der anatomischen Sammlung in Basel erhalten.

Kaiser Karl V würdigte Andreas Vesalius am 21. April 1556, wenige Monate nach dem Erscheinen der zweiten Auflage der Fabrica, mit der Erhebung in den Adelsstand. Er machte ihn zum Pfalzgrafen – Comes Palatinus. In der Urkunde dazu heißt es: „Die sieben Bücher über den Bau des menschlichen Körpers zeugen von einer solchen Gelehrsamkeit und anatomischen Kenntnis, von solch großer Begabung und solchen Fleiß, dass ihnen nichts Gleichwertiges an die Seite gestellt werden kann. Ohne Zweifel sind sie das bedeutendste Werk, das über die Anatomie geschrieben worden ist, und berühmt durch ihre Illustrationen. Alle Studenten der Medizin, alle gelehrten Professoren und die berühmten Ärzte schulden deshalb Vesal großen Dank!“[1] Die Urkunde befindet sich heute im Österreichischen Staatsarchiv.

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Abb. 2     Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Jan Stephan van Calcar

Jan Stephan von Calcar (*1499 Kleve, gest. 1548 Neapel) war ein Maler und Graphiker der Renaissance. Calcar hat wahrscheinlich ursprünglich in Dordrecht gelebt und gearbeitet bevor er in Venedig in die Schule Tizians eintrat. Seine Werke ähneln denen seines Meisters Tizians so sehr, dass sie oft kaum von diesen zu unterscheiden sind. Calcar lebte nach dem Weggang Tizians aus Venedig, als dieser Hofmaler Karls V. wurde, in Neapel. Es ist heute umstritten, welche und wie viele Illustrationen aus der Fabrica von Calcar stammen. Seine Beteiligung an diesem Werk scheint aber gesichert, er hatte auch schon bei früheren Publikationen Vesals mit diesem zusammen gearbeitet.

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Abb. 3     Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Vesals De Humani corporis fabrica Libri septem in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt drei Ausgaben der zweiten Auflage von Vesals De Humani corporis fabrica Libri septem aus dem Jahr 1555.

Ein Exemplar befindet sich in der Heinrich Obersteiner Bibliothek:

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Heinrich Obersteiner Bibliothek, Sign.: HOB-A-00002]

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/search.do?pcAvailabiltyMode=false&ct=facet&dummyChar=%E2%99%A5&fn=search&ct=search&vid=UMW&indx=1&dum=true&vl%2836668552UI1%29=all_items&srt=rank&vl%281UI0%29=contains&vl%28D3442612UI0%29=any&frbr=&tab=default_tab&mode=Basic&scp.scps=scope%3A%28UMW_O_SFX%29%2Cscope%3A%28UMW_O_metalib%29%2Cscope%3A%28UMW_aleph_acc%29%2Cprimo_central_multiple_fe&vl%28freeText0%29=HOB-A-00002&submit_button.x=0&submit_button.y=0

Zwei Exemplare befinden sich in der Josephinischen Bibliothek:Joseph_MHartl
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB855/a,b]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6183795&pos=1&phys=#

Die zweite Auflage ist ebenso wie die erste in Basel bei Johannes Oporinus (*25.01.1507 Basel, gest. 06.07.1568 Basel), einem Baseler Humanisten und Buchdrucker, erschienen. Sie zeichnet sich durch die besonders schönen Drucktypen des französischen Typografen, Stempelschneiders und Verlegers Claude Garamond (1490-1561) aus, dessen Entwürfe bis ins 17. Jahrhundert Maßstab für die Druckereien in Holland, Deutschland und Italien blieben.

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Abb. 4     Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Quellen:

Putscher, Marlene: Ein Totentanz von Tizian. Die 17 großen Holzschnitte zur Fabrica Vesals (1538-1542). In: Metanoeite. Wandelt euch durch neues Denken. Festschrift für Professor Hans Schadewaldt zur Vollendung des 60. Lebensjahres. Düsseldorf: Triltsch 1983. S. 23-40.

Lindeboom, Gerrit A.: Andreas Vealius and his opus magnum. A biographical sketch and an introduction to the Fabrica. Nieuwendijk: de Forel 1975.

Petrucelli, R. Joseph: Giorgio Vasari’s attribution of the Vesalian illustrations to Jan Stephan of Calcar: a further examination. In: Bulletin of the history of medicine. (45) 1971. S. 29-37)

Weinberg, M. H.: Lebensbild. Andreas Vesalius 1514-1564. In: Münchner medizinische Wochenschrift. (106/40) 1964. S. 2007-2012.

Rath, Gernot: Andreas Vesal im Lichte neuer Forschungen. (= Beiträge zur Geschichte der Wissenschaft und der Technik, Bd. 6). Wiesbaden: Steiner 1963.

Mani, Nikolaus: Vesals erste Anatomie in Bologna 1540. Ruben Erikssons Veröffentlichungen eines Augenzeugenberichts. In: Gesnerus. (17) 1960. S. 42-52.

Proper, Robert: Jan Stephan van Calcar: a little known self-portrait. In: Bulletin of the history of medicine. (32) 1959. S. 466-469.

Text: Harald Albrecht

[1] Rath, Gernot: Andreas Vesal im Lichte neuer Forschungen. (= Beiträge zur Geschichte der Wissenschaft und der Technik, Bd. 6). Wiesbaden: Steiner 1963. S. 6.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [11]: Ludwig Braun und der erste wissenschaftliche Dokumentarfilm aus dem Jahr 1896: „Über Herzbewegung und Herzstoss“, Jena 1898. Ein Buch schreibt Filmgeschichte.

Ludwig Braun und der erste wissenschaftliche Dokumentarfilm aus dem Jahr 1896: „Über Herzbewegung und Herzstoss“, Jena 1898. Ein Buch schreibt Filmgeschichte.

Text: Dr. Walter Mentzel

Im Jahr 1898 erschien vom österreichischen Mediziner Ludwig Braun im Verlag Gustav Fischer in Jena das Buch „Über Herzbewegung und Herzstoss“, das als Habilitationsschrift an der Medizinischen Fakultät eingereicht und approbiert worden ist. Dieses Buch erzählt aber auch die Geschichte eines Durchbruchs in der medizinisch-wissenschaftlichen Forschung und Lehre durch eine neue technische Entwicklung: die des wissenschaftlichen Dokumentarfilms. Das Buch befindet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Ludwig Braun wurde am 12. August 1867 als Sohn von Hermann Braun und Dorothea (1832-1924), geborene Schrötter, in Ungarisch-Ostrau (Uherský Ostroh, heute: Tschechien) geboren. 1885 begann er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 21. März 1891 mit seiner Promotion abschloss. Unmittelbar danach trat er als Aspirant in den Dienst des Allgemeinen Krankenhauses in Wien ein. Seine weitere berufliche Laufbahn führte ihn als Sekundararzt und als Abteilungsarzt 1895 an die III. medizinische Abteilung, wo er bis 1897 tätig war. 1900 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin, nachdem er bereits nach der Einreichung seiner Habilitationsschrift zum Privatdozenten ernannt worden war.

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Ludwig Braun. Aus: Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte. Mai 1936.

Seine Forschungsarbeit im Rahmen seiner Habilitation führte ihn auf das Feld der Herzchirurgie. Spätestens seit 1894 beschäftigte er sich konkret mit dem Mechanismus der Herzbewegungen. Dazu angeregt wurde Ludwig Braun durch einen von ihm über mehrere Tage beobachten Krankenfall im Mai des Jahres 1894 im Allgemeinen Krankenhaus, bei dem er bei einem durch eine Schussverletzung laborierenden Patienten die Bewegung des Herzens „auf das genaueste Verfolgen konnte“[1]. Indessen Folge war er auf der Suche nach einer Methode die Bewegungsabläufe und Zwischenformen der Abläufe des Herzens exakt darzustellen. Diese Suche brachte ihn an das Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie zu Salomon Stricker (1834-1898), der das Institut seit 1868 leitete und neu eingerichtet hatte. Dieses Institut gehörte zu den technisch innovativsten Forschungseinrichtungen seiner Zeit. Die Suche und Entwicklung von Formen und Methoden zur Visualisierung des Experimentalunterrichtes und deren Einsatz in Lehre und Forschung besaß seit den 1880er Jahren bei Stricker einen exponierten Stellenwert. Hier wurden schon seit 1881 an Projektionsmethoden- und Apparaturen zur Verbesserung der Forschung und vor allem des anschaulichen Lehrunterrichts experimentiert. Hier führte Stricker erstmals das „methodische Schulexperiment“ als medizinisches Unterrichtsfach an der Fakultät ein. Salomon Stricker begleitete nicht nur die Habilitationsarbeit von Braun, sondern hier am Institut wurden im Herbst 1896 die entscheidenden Experimente, die letztlich zum ersten wissenschaftlichen Dokumentarfilm führten, durchgeführt.

Am Beginn seiner Arbeit bewegte sich Braun noch in den traditionellen Methoden der Darstellung von Bewegungsabläufen, wie sie in der Mitte der 1890er Jahre in der Medizin verfügbar waren. Dazu zählte vor allem die Fotografie, als Mittel Bewegungsabläufe mit Hilfe der sogenannten Serienfotografie nachzustellen, bzw. die Stroboskopie. Noch an seinem am 21. Oktober 1896 gehaltenen Vortrag zu seinen Forschungen im Wiener Medizinischen Klub unter dem Titel „Der Ausdruck der Herzbewegungen an der Thoraxwand“ erwähnte Braun sein wenige Tage später unternommenes Experiment einer erstmaligen filmischen Aufnahme eines pulsierenden Herzens mit keinem Wort. Diese erste Darstellung seines Forschungsgebietes erfolgte von ihm im November und Dezember 1896 und wurde in zwei Teilen in der Wiener medizinischen Wochenschrift (Nr. 49, 28.11.1896, S. 2121-2125, Nr. 50, 5.12.1896, S. 2177-2183) abgedruckt.

Sein Experiment, einen narkotisierten Hund am offenen Herzen zu filmen, erfolgte am 19./20. November 1896 mit einem von der Firma Lechner konstruierten „Kinematographen“ am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie. Die in Wien ansässige Firma Lechner, die sich im Besitz von Wilhelm Müller befand, der noch als Buchhändler und Verlegertätig tätig war, zählte zu dieser Zeit zur angesehensten und technisch innovativsten Firma und war auf dem Gebiet der Herstellung hochwertiger Fotoapparate und Fotoartikel spezialisiert. Wilhelm Müller konstruierte 1896 einen Apparat zur Herstellung von Filmen, bzw. zu deren Projektion, den er erstmals im Juli 1896 in Wien einem kleinen Kreis von Fotografen zur Vorführung von Filmen (Straßenszenen) vorstellte. Diese neue technische Entwicklung, ging auf die als Erfinder des modernen Films geltenden Brüdern August und Louis Lumiére zurück, die im März 1895 erstmals in Lyon einen „Kinematographen“ konstruierten, der sowohl als Kamera als auch als Projektor konzipiert worden war, und nunmehr von der Firma Lechner in einer modifizierten Version gebaut wurde.

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Filmstreifen aus der Habilitationsschrift: Über Herzbewegung und Herzstoss. Die Aufnahmen enthielten zirka 25-30 Bilder pro Sekunde. (Wiener Zeitung, 25.11.1896, S. 9).

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Filmstreifen aus der Habilitationsschrift: Über Herzbewegung und Herzstoss.

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Grafische Darstellung des von der Firma Lechner 1896 hergestellten Filmapparates. Aus: Über Herzbewegung und Herzstoss.

Bereits am 11. Dezember 1896, wenige Wochen nach seinem Vortrag vor dem Wiener Medizinischen Klub, präsentierte Braun in einer Sitzung der Gesellschaft der Ärzte erstmals seine neue Methode der Visualisierung der Herzbewegungen. Dieser Bericht über sein gemeinsam mit der Firma Lechner gelungenes Experiment im November 1896 veröffentlichte er wenige Tage später, am 17. Dezember 1896 (Nr. 51, S. 1206-1207) in der Wiener klinischen Wochenschrift und am 19. Dezember 1896 in der Wiener medizinischen Wochenschrift (Nr. 52, S. 2291). Der Titel seines Vortrages – „Zur Methodik der graphischen Darstellung der Herzbewegung“ – weist bereits auf den von ihm beigemessenen Stellenwert dieser Methode und auf der von ihm gesuchten Darstellungsform des Bewegungsablaufes und des Studiums des Herzens hin: des ersten wissenschaftlichen Films, den Braun noch als „lebende Photographie“ bezeichnete.

Im Jänner 1897 kam es zu ersten öffentlichen Vorstellung des Films und zu einer ersten öffentlichen Thematisierung dieses Erfolges für dessen weitere Bedeutung in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre.[2] Ein Jahr später, im September 1897, stellte Braun seine Arbeit im Rahmen der 69. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zum Thema „Die wissenschaftliche Photographie und ihre Anwendung auf den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaften und Medizin“ in Braunschweig vor. Diesen Vortrag veröffentlichte Braun unter dem Titel „Die Anwendung der Kinematographie für das Studium und die objektive Darstellung der Herzbewegung“ im Oktober 1897 in der Wiener medizinische Wochenschrift (Nr. 44, 30.10.1897, S. 2025-2028).

Noch im selben Jahr 1897 wurde am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie als Folge der Studie von Braun die „Kinemathographie“ als Unterrichtsmethode und damit erstmalig der Film als Lehrmittel an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien eingeführt. Während dieser Zeit erfolgten am Institut weitere Filmaufnahmen, die heute nicht mehr erhalten sind.

Braun erkannte aber auch bereits den über die Forschung hinausgehenden Wert, der sich mit der Möglichkeit mit der künftigen Produktion von wissenschaftlichen Filmen im medizinischen Unterricht an Universitäten aber auch – und hier erwies er sich als Vordenker – zur Popularisierung der wissenschaftlichen Forschung eröffnete: Wissenschaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der Film gilt heute als Verschollen. Verschollen, wie zahlreiche Filme aus der Zeit der „Zweiten Medizinischen Schule“, die einer jahrzehntelang unnachgiebig praktizierten und von Unbedarftheit getriebenen Räumungs-, Auslagerungs- und Entsorgungswut unwiederbringlich zum Opfer gefallen sind. Heute sind nur mehr die an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin überlieferten Schriften von Ludwig Braun, und vor allem seine Habilitationsschrift, Zeugen jener Tage und damit die einzig erhalten wahren „Denkmäler“.

Medizinische Laufbahn und Lehrtätigkeit

Im Jahre 1910 erfolgte die Ernennung von Ludwig Braun zum a.o. Professor. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Medizinischen Fakultät arbeitete er Chefarzt der Krankenkasse „Einigkeit“ sowie seit 1910 als Primararzt und – neben Robert Breuer (1869-1936) – als Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung im Spital der „Israelitischen Kultusgemeinde, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1936 tätig war. Darüber hinaus war er Mitglied der „k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien“, der „Gesellschaft für innere Medizin“, der „Morphologisch-physiologischen Gesellschaft in Wien“ und des „Vereins für Psychiatrie und Neurologie in Wien“.

Sein weiterer Karriereweg als Wissenschafter verlief brüchig. Während des Ersten Weltkrieges musste er sich in einem gegen ihn angestrengten Prozess vor dem Senat des Heeresdivisionsgerichtes wegen des „Verbrechens des Missbrauches der Amts- und Dienstgewalt durch Geschenkannahmen in Amtssachen“ und wegen Vergehens des Wehrgesetzes verantworten. Er wurde beschuldigt als Konstatierungsarzt des Garnisonsspitals Nr. 2 niedrige Tauglichkeitsbescheinigungen erstellt bzw. die Entziehung der Wehrplicht ermöglicht zu haben. Er verbrachte drei Monate in Untersuchungshaft. Der Prozess begann im August 1917 und endete im September 1917 mit einem Freispruch in allen Anklagepunkten. Nichts desto trotz war der Prozess von öffentlichen Anschuldigungen begleitet und Ludwig Braun von einer durch öffentliche Stigmatisierung verursachten Rufschädigung betroffen. Die Folgewirkung dieser Kampagne ereilte Braun aber erst Jahre später. Nach seinem Freispruch stellte Braun im Oktober 1917 den Antrag an die Medizinische Fakultät eine Disziplinaruntersuchung über sein Verhalten in dieser Angelegenheit vorzunehmen, um damit endgültig seine Rehabilitation wieder zu erreichen. Die Kommission des akademischen Senats kam erst im Juni 1920 zu einem Ergebnis, konstatierte eine „Verletzung der Standespflicht“ und entzog Ludwig Braun die Lehrberechtigung, womit er von einer weiteren universitären Laufbahn abgeschnitten wurde. Braun dürfte hier den antisemitisch motivierten Säuberungsbestrebungen zum Opfer gefallen sein, die seit den frühen 1920er Jahren an der Wiener Universität auf der Ebene der Personalpolitik praktiziert wurde. Während seiner Tätigkeit im Garnisonsspital Nr. 2 publizierte er gemeinsam mit Gustav Alexander (1873-1932) „Über neurotischen Labyrinthschwindel“. Diese Arbeit erschien in der Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie und befindet sich heute in der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Braun arbeitete in den folgenden Jahren weiter auf dem Gebiet der Herzpathologie, publizierte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu Herzerkrankungen, darunter das 1903 veröffentlichte Lehrbuch „Therapie der Herzkrankheiten“, das 1913 nochmals unter dem Titel „Diagnose und Therapie der Herzkrankheiten“aufgelegt wurde.

Einem breiteren Publikum bekannt machten ihn die Publikationen zweier weiterer Monografien: die 1920 in Wien erschienene Arbeit „Herz und Psyche“ und die 1932 veröffentlichte Studie „Herz und Angst. Eine ärztliche psychologische Studie“. 1928 hielt er noch einen Vortrag im Akademischen Verein für medizinische Psychologie zum Thema „Die Psyche der Herzkrankheiten“ und 1929 ebenfalls vor dem Verein einen Vortrag über „Die ärztliche Anamnese“. Beide Vorträge wurden von ihm publiziert und befinden sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Darüber hinaus war Braun in der Tuberkulosebekämpfung aktiv. Seine Vortragstätigkeit an der Fakultät blieb jedoch nur mehr auf der Ebene von Fortbildungskursen beschränkt.

Präsident der „Vereinigung jüdischer Ärzte“

Von 1926 an bis zu seinem Tod im Jahr 1936 war er Präsident der „Vereinigung jüdischer Ärzte“, über deren und seine Tätigkeit die Zeitschrift „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ Auskunft gibt.

Seit spätestens Ende der 1920er Jahre näherte sich Braun dem Feld der Euthanasie an, wobei er sich auf den deutschen Rechtswissenschaftler und Strafrechtsexperten Karl Binding (1841-1920) berief, der mit seinen Publikationen die spätere NS-Euthanasie legitimierte. Braun sprach sich für die Tötung unrettbarer Kranker und Verwundeter sowie unheilbar „Verblödeter“ aus, worüber er unter dem Titel „Euthanasie“ vor dem Akademischen Verein für medizinische Psychologie 1929 einen Vortrag hielt, den er in zwei Teilen in der Wiener medizinischen Wochenschrift abdruckte. (Nr. 6. 02.02.1929. S. 171-173 und Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 7. 09.02.1929. S. 208-214). Der Titel findet sich auch in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Ludwig Braun verstarb am 8. Mai 1936. Einen seiner Nachrufe verfasste sein langjähriger Freund aus Studienzeiten, Siegmund Freud, für das „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ (Nr. 29. 1936, S. 6). Seine Ehefrau Gabrielle Ella Braun (*22.2.1877 Wien), geborene Pollak, die seit 1900 mit Ludwig verehelicht war, wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt und aus ihrer Wohnung nach Wien II., Böcklinstraße 35 – eine sogenannte Sammelunterkunft für Juden – deportiert. Sie verstarb am 28. Juli 1942 im Spital der Israelitischen Kultusgemeinde, einen Tag vor ihrer festgesetzten Deportation in das KZ Theresienstadt.

Literatur und Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0229, Braun Ludwig (Nationalien Datum 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-32a, Braun Ludwig (Rigorosum Datum 1888).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 187-133, Braun Ludwig (Promotion Datum 21.3.1891).

UAW, Med. Fak. Senat, S 792, Personalblatt Ludwig Braun.

UAW, Med. Dekanat, Zl. 1.621/1920 Disziplinarkommission gegen Ludwig Braun.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Braun Gabriele (*22.7.1877).

Stricker, Salomon: 30 Jahre experimentelle Pathologie. Herrn Prof. Dr. S. Stricker zur Feier seines 25jährigen Jubiläums als ordentlicher Professor der allgemeinen und experimentellen Pathologie und zur Erinnerung an den 30jährigen Bestand des Institutes für experimentelle Pathologie in Wien gewidmet von Freunden und Schülern. Leipzig u. Wien: Deuticke 1898.

Literaturliste:

Braun, Ludwig: Zur Methodik der graphischen Darstellung der Herzbewegung. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25276]

Braun, Ludwig: Über Herzbewegung und Herzstoss. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 10431]

Braun, Ludwig: Therapie der Herzkrankheiten. Berlin und Wien: Urban & Schwarzenberg 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 3970]

Braun, Ludwig: Über Pulsdruckmessung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25277]

Biedl, Arthur und Ludwig Braun: Zur Pathogenese der experimentellen Arteriosklerose. Demonstration in der Sitzung der k.k. Gesellschaft der Aerzte am 14. Mai 1909. Aus dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie der Wiener Universität (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. R. Paltauf.) Sonderduck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25261]

Braun, Ludwig: Diagnose und Therapie der Herzkrankheiten. 2., vollst. umgearb. Aufl. Wien: Urban & Schwarzenberg 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign. GÄ-17678]

Alexander, Gustav und Ludwig Braun: Über neurotischen Labyrinthschwindel. Aus dem k.u.k. Garnisonspital Nr. 2 in Wien (Spitalskommandant: Oberstabsarztbl. Kl. Dr. Bruno Drastich). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryongo-Rhinologie. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Braun, Ludwig: Angst und Eurhythmie, zwei Grundlagen der Herzpsychologie. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 13048]

Braun, Ludwig: Ueber Angina pectoris. (Eine historisch-kritische Betrachtung) Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 5521]

Braun, Ludwig: Die Psyche des Herzkranken. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-24]

Braun, Ludwig: Euthanasie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-12]

Braun, Ludwig: Die ärztliche Anamnese. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-11]

Braun, Ludwig: Herz und Angst. Eine ärztlich psychologische Studie. Wien: Franz Deuticke 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-2108]

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign. GÄ-22218]

Keywords:

Ludwig Braun, Medizinischer Film, Wissenschaftlicher Film, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 50. 5.12.1896. S. 2177.

[2] Neue Freie Presse. 26.1.1897. S. 5

Normdaten (Person) Braun, Ludwig: BBL: 27019GND: 133507831;

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [10]: Hebra, Ferdinand von: Atlas der Hautkrankheiten. Hrsg. durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien: Braumüller 1856 – 1876.

Hebra, Ferdinand von: Atlas der Hautkrankheiten. Hrsg. durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien: Braumüller 1856-1876.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Wolf Bibliothek, Sign.: WOB-A-15]
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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&REQUEST=hebra+Atlas+der+Hautkrankheiten+staatsdruckerei&x=0&y=0&find_code=WRD

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Abb. 1     Hebra, Ferdinand von: Atlas der Hautkrankheiten. Hrsg. durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien: Braumüller 1856-1876. Tafel 2 – Lupus vulgaris hypertrophicus (Lithografierter Farbendruck von Anton Elfinger)

Ferdinand von Hebra – Atlas der Hautkrankheiten

„Ferdinand Karl Franz von Hebra schuf um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien die Dermatologie als neue Spezialdisziplin und machte Wien dadurch zum weltweiten Mittelpunkt dermatologischer Forschung und Lehre.“[1] Ferdinand von Hebra (*07.09.1816 Brünn, gest. 05.08.1880 Wien) studierte an der Universität Wien Medizin, wo er 1841 promovierte. Er wurde noch im gleichen Jahr Aspirant und ab 1843 Sekundararzt an der Abteilung für Brustkrankheiten unter Joseph von Škoda (*10.12.1805 Pilsen, gest. 13.06.1881 Wien) im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Škodas Abteilung war das sogenannte Ausschlagzimmer angeschlossen, wo Patienten mit diversen Hautkrankheiten betreut wurden. – Nach der damaligen Auffassung galten Hautkrankheiten als eine nach außen gedrungene Form der Fehlmischung der Körpersäfte und dadurch als eine innere Erkrankung. Der sichtbare Ausschlag sollte nicht in den Körper zurückgetrieben werden. – Zu dieser Zeit gab es auch noch keine einheitliche Systematik der Hautkrankheiten. Diese sollte erst durch Hebra geschafften werden. Ferdinand von Hebra versuchte als erster die Hautkrankheiten nach den pathologisch-anatomischen Kategorien von Carl von Rokitansky (*19.02.1804 Königgrätz, gest. 23.07.1878 Wien) zu gliedern. Seine Einteilung in 12 Klassen blieb über das 19. Jahrhundert hinaus Grundlage der Dermatologie. Durch seine Arbeit über Krätze konnte er 1844 den Beweis über die grundsätzliche Heilbarkeit von Hautkrankheiten erbringen. Er machte die Haut dadurch zu einem eigenen Organ mit spezifischen Krankheiten. Nach seiner Habilitierung 1844 bekam er 1845 eine eigens für ihn geschaffenen Abteilung für Hautkrankheiten im Allgemeinen Krankenhaus. 1848 wurde er Primarius und 1849 zum außerordentlichen Professor und Vorstand der ersten selbständigen Universitätshautklinik im deutschsprachigen Raum. Hebra gelang es eine Reihe neuer Krankheitsbilder abzugrenzen. Dazu gehörten unter anderem die Erstbeschreibungen des Lupus erythematodes, des Erythema exsudativum multiforme, des Lichen scrophulosum, des Lichen ruber, des Ekzema marginatum, des Rhinoskleroms und der Impertigo herpetiformis. Zwischen 1856 und 1876 entstand sein bedeutender Atlas der Hautkrankheiten. Dieses für den Unterricht für Studenten und Ärzte konzipierte Monumentalwerk nimmt mit seinen 104 Abbildungen unter anderem deswegen einen besonderen Stellewert ein, da die Zeichnungen dazu von den als hervorragende Illustratoren tätigen Ärzten Anton Elfinger und Carl Heizmann (*02.10.1836 Vinkovci/heute Kroatien, gest. 06.12.1896 Rom) stammen. Ebenso bedeutend ist sein zwischen 1872 und 1876 erschienenes zweibändiges Lehrbuch der Hautkrankheiten, an dessen zweitem Band sein Schüler, Nachfolger und Schwiegersohn Moriz Kaposi (*23.10.1837 Kaposvàr/Ungarn, gest. 06.03.1902 Wien) schon erheblichen Anteil hatte. In seinem späten Schaffen beschäftigte sich Ferdinand von Hebra besonders mit der Behandlung von schweren Verbrennungen der Haut durch Hydrotherapie. Dafür richtete er 1877 in seiner Klinik ein eigenes Zimmer – das sogenannte Wasserbettzimmer – mit 27 Liegestellen ein.

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Abb. 2     Hebra, Ferdinand von: Atlas der Hautkrankheiten. Hrsg. durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien: Braumüller 1856-1876. Tafel 8 – Lupus erythematodus (Lithografierter Farbendruck von Anton Elfinger)

Anton Elfinger – Kolorierte Bleistiftzeichnungen

„Hebra war sich bewusst, dass die Dermatologie ein Fach ist, welches durch das Portraitieren von klinischen Befunden von Patienten vermittelt werden sollte. Deshalb war er entschlossen eine ansehnliche Sammlung von Aquarellgemälden verschiedener Hauterkrankungen zu errichten. In dieser Hinsicht sollten die Abbildungen so natürlich ausfallen wie möglich, und er beabsichtigte, mit ihnen die Patienten als Gegenstand der Vorlesung zu ersetzen […]“[2] Aus diesem Grund beschäftigte Ferdinand von Hebra mehrere Ärzte-Maler zur Illustration seiner Fälle. Darunter waren Karl von Rzehaczek (*01.09.1816 Wien, gest. 25.12.1897 Graz), Carl Heizmann, Julius Heizmann (*22.12.1847 Budapest, gest. 1922 Wien) und Anton Elfinger (*15.01.1822 Wien, gest. 19.01.1864 Wien).

Anton Elfinger wurde bereits im Alter von 15 Jahren Student an der Akademie der Feinen Künste in Wien, wo er über zwei Jahre von Leopold Kuppelwieser (*17.10.1796 Markt Piestling, gest. 17.11.1862 Wien) ausgebildet wurde. Seine Mutter überzeugte ihn jedoch zum Studium der Medizin an der Universität Wien, das er im Jahr 1839 begann und mit dem Examen 1845 erfolgreich abschloss. Danach wurde er bald Assistenzarzt und Maler in Hebras Abteilung für Hautkrankheiten im Allgemeinen Krankenhaus. Hebra war besonders von der Genauigkeit der Beobachtung, die den Reiz von Elfingers Aquarellen ausmachten, beeindruckt. Anton Elfinger war nicht nur ein begabter medizinischer Illustrator und Moulageur, sondern war auch als Zeichner von Tarockkarten und den im Biedermeier sehr beliebten Rebusbildern (Bilderrätsel) tätig. Unter seinem Pseudonym Cajetan betätigte er sich als Karikaturist in der Wiener Theaterzeitung. Mit dem Scheitern der Revolution von 1848 endete jedoch seine Karriere als politischer Karikaturist und er widmete sich ausschließlich medizinisch-wissenschaftlichen Produktionen. Hebra hatte jedoch zusehends Schwierigkeiten Gelder für die Tätigkeiten Elfingers bereit zu stellen. Anton Elfinger verstarb verarmt im Alter von 43 Jahren.

In den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin findet sich eine Mappe mit 80 originalen kolorierten Bleistiftzeichnungen von Anton Elfinger, Karl von Rzehaczek und anderen. Darunter ist eine sehr frühe Lupus erythematodes-Darstellung von Anton Elfinger vom 10.06.1843:

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Abb. 3     Hebra, Ferdinand von: Abbildungen von Hautkrankheiten. [Kolorierte Originalzeichnungen von Rzehaczek, Anton Elfinger (u.a.) sowie einige Farbdrucktafeln und eine schwarz-weiße Photographie.] 80 Tafeln (ohne Text). o.O., o.J.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: I43518]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8582646&pos=3&phys=

Quellen:

Scholz, Albert; Holubar, Karl und Günter Burg. Geschichte der deutschsprachigen Dermatologie. (= History of German language dermatology.) [Weinheim]: Wiley-Blackwell 2009.

Fatović-Ferenčić, Stella: Anton Elfinger (1821-1862) [sic.; gest. 1864]. In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christoph Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 256-259.

Schmidt-Wyklicky, Gabriela: Ferdinand Karl Franz Ritter von Hebra (1816-1880). In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christoph Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 417-432.

Holubar, Karl; Fatović-Ferenčić, Stella und Gerd Pelwig: Looking at eyes and faces. Ophthalmologic water-colours drawn largely by physician-artists. Vienna late 18th and 19th centuries. Wien: Austrian Academy of Sciences Press: 2006.

Crissey, John Thorne; Parish, Lawrence Charles und Karl Holubar: Historical atlas of dermatology and dermatologists. Boca Raton, London u.a.: Parthenon Publishing Group 2002.

Spath, Franz: Rzehaczek, Karl von (1816-1897). In: Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950. IX. Band, Rázus Martin – Savić Žarko. Hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1988. S. 353-354.

Poch-Kalous, Margarete: Cajetan. Das Leben des Wiener Mediziners und Karikaturisten Dr. Anton Elfinger. Wien: Wiener Bibliophilen-Gesellschaft 1966.

Text: Harald Albrecht

[1] Schmidt-Wyklicky, Gabriela: Ferdinand Karl Franz Ritter von Hebra (1816-1880). In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christoph Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 417.

[2] Fatović-Ferenčić, Stella: Anton Elfinger (1821-1862) [sic.; gest. 1864]. In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christoph Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 256.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [9]: Die Entwicklung der Gastrofotografie in Wien in den 1920er Jahren: Die Mediziner Josef (Leopold) Heilpern, Otto Porges und der Fotograf Franz Gerhard Back.

Die Entwicklung der Gastrofotografie in Wien in den 1920er Jahren: Die Mediziner Josef (Leopold) Heilpern, Otto Porges und der Fotograf Franz Gerhard Back. – Atlas der Gastrophotographie

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22582]

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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+porges+atlas&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

In den 1920er und 1930er Jahren forschten Wiener Mediziner an der Medizinischen Fakultät Wien an Methoden zur Diagnose für Magenerkrankungen, wofür bislang das Verfahren der Gastroskopie üblich war. Federführend bei der Suche nach neuen Methoden waren seit 1926 die beiden Mediziner Josef Heilpern (*1899) und Otto Porges (1.4.1879-19.11.1967), unter dem Chefarzt Helmuth Husserl. Dabei entwickelten sie gemeinsam mit dem Fotografen und Fototechniker Franz Gerhard Back (25.8.1902-6.7.1983), der wesentlich für die Herstellung und Umsetzung der technischen Apparaturen verantwortlich war, bis 1928 an der II. Medizinischen Abteilung das Verfahren der Gastrofotografie zur Fotografie der Mageninnenwände, womit erstmals eine Ansicht des Mageninneren an einem lebenden Menschen gelang. 1931 wurden diese technischen Apparaturen von Franz Gerhard Back und Josef Heilpern patentiert.

Die Ergebnisse und Tradierungen dieser Forschungsleistungen und Entwicklungen, aber auch Hinweise zu den Biografien der damit involvierten Personen, finden sich heute in den Teilbeständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Und zwar in der Separata Bibliothek, der Neuburger Bibliothek und Gesellschaft der Ärzte Bibliothek.

Diese technisch neu entwickelte Diagnose, die erstmals in Wien angewandt wurde, fand zunächst 1930 ihren schriftlichen Niederschlag. Husserl, Helmuth: Gastrophotographie. In: Wiener Medizinische Wochenschrift. (80/23) 1930. S. 764-765.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1930&page=711&size=45

bzw. ebenfalls 1930 als Separatabdruck der Wiener Medizinischen Wochenschrift [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 23389]

https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=23389&find_code=WRD&local_base=&x=0&y=0

Danach erschien 1932 als Sonderdruck des Handbuches der biologischen Arbeitsmethoden, Abt. 4, Teil 6/2 von Josef Heilpern und Otto Porges der Aufsatz „Über Technik und Methodik der Gastrophotographie“, die anhand des Stempels Josef Heilpern auch als Unternehmer für „Erzeugung Gastro-Photographischer-Apparaten, Wien IX., Spitalgasse 27“ ausweist.

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Abb. 1. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Gesellschaft der Ärzte Bibliothek]
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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+%C3%BCber+technik&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

Hier finden sich auch die folgenden beiden Fotografien und Beschreibungen der vom Fotografen und Fototechniker Franz Gerhard Back hergestellten Apparaturen:

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Abb. 2.

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Abb. 3.

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Abb.4. Husserl, Helmuth: Gastrophotographie. Separatabdruck aus der Wiener Medizinischen Wochenschrift. (80/23) 1930. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 23389]

1936 erschien schließlich von Heilpern und Porges sowie Heiko Hofmann der „Atlas der Gastrophotographie“. Das Buch befindet sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22582
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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+porges+atlas&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

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Abb. 5.

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Abb. 6. Widmung von Joseph Heilpern, 17.11.1954.

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Abb. 7.

Otto Porges (*1.4.1879 Brandeis/Böhmen, gest. 19.11.1967 Chicago/Illinois/USA) studierte Medizin an den Universitäten Straßburg und Prag, wo er 1903 promovierte. Seine klinische und theoretische Ausbildung erhielt er an den Medizinischen Fakultäten in Berlin und Wien. 1907 arbeitete er am Koch-Institut in Berlin. Ab 1908 war er Assistent an der I. medizinischen Klinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien bei Carl von Noorden (1858-1944), wo er sich 1911 im Fach Innere Medizin habilitierte. 1934 wurde er zum Vorstand der Internen Medizin am Kinderspital in Wien ernannt. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft für Innere Medizin in Wien.

Porges war 1938 aufgrund der NS-„Rassengesetzgebung“ der NS-Verfolgung ausgesetzt und flüchtete in die USA, wo er sich in Chicago niederließ und an der Loyola University und danach an der Northwestern University arbeitete.

Mehr dazu auf dem Weblog der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien: „Vertrieben 1938“: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=685

Franz Gerhard Back (später Frank Gerard) Ing. Dr. (*25.8.1902 Wien, gest. 6.7.1983 San Diego/Kalifornien/USA) studierte und promovierte an der Technische Hochschule in Wien und besuchte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Er war Fototechniker und entwickelte gemeinsam mit Otto Porges und Josef Heilpern an der II. Medizinischen Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität Wien eine Apparatur zur Fotografie der Mageninnenwände.

Back war nach dem „Anschluss“ 1938 aufgrund der NS-„Rassengesetzgebung“ der NS-Verfolgung ausgesetzt und flüchtete 1938 nach Paris und im August 1939 nach New York/USA, wo er von 1939 bis 1942 am Gastro-Photographic Labor arbeitete und das Design für eine Zoomlinse entwickelte. Er war Mitglied der „Royal Photographic Society“.

Literatur zu Otto Porges:

Sternberg, Otto: In memoriam Otto Porges. In: Pirquet Bulletin of Clinical Medicine. (15/2) 1968. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31494/15,2]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8649264&pos=0&phys=

Zu seiner Tätigkeit als Mediziner während des Ersten Weltkrieges vgl. Wichtl, Otto: Alphabetisch gereihte Biographien aller aufgefundenen, während des Ersten Weltkrieges für das Militär bzw. Rote Kreuz röntgenologisch tätigen Ärzte, Mediziner und Zivilpersonen samt einschlägigen Beilagen. Wien 1994. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: I64.869/4]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8663423&pos=0&phys=

Text: Walter Mentzel

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