Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [19]: Burkard Eble: Mediziner, Autor und Bibliothekar am Josephinum

Burkard Eble – Mediziner, Autor und Bibliothekar am Josephinum

Text: Dr. Walter Mentzel

Burkard Eble wurde am 6. November 1799 in Weil der Stadt in Baden-Württemberg als Sohn seines gleichnamigen Vaters, einem Wundarzt und Magistratsrates geboren. Nach seinem Schulabschluss am Lyceum in Rastatt im Großherzogtum Baden, das bis heute wegen seiner historischen Bibliothek, die bis in das Jahr 1716 reicht, bekannt ist, kam er 1815 nach Wien, wo er – wie seine beiden älteren Brüder Dominik und Ferdinand Eble zuvor – an der medizinisch-chirurgischen Josephsakademie einen zweijährigen Kurs absolvierte. Danach trat er 1817 als Unterfeldarzt in das in Wien stationierte 2. Feldartillerie-Regiment ein und setzte ab 1818 neben dem Studium der Philosophie jenes der Medizin fort. Während seines Studiums war er bereits als Oberarzt im Wiener Garnisons-Spital tätig, wo er sich mit der Augenheilkunde beschäftigte und ab 1821 dem Wiener Garnisons-Artilleriedistrikt zugeteilt wurde.[1]

Eble, Burkard: Commentatio de studio anatomico. Vindobonae: Heubner 1827.

1827 promovierte er am Josephinum zum Doktor der Chirurgie mit der Dissertation „Commentatio de studio anatomico. Vindobonae“ und erhielt das Diplom eines Magisters der Augenheilkunde und der Geburtenhilfe. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Prosector an der Josephinischen Akademie. In dieser Funktion, die er bis 1833 behielt, war er auch erstmals Leiter des Museums und der Bibliothek an der militärärztlich-josephinischen Akademie. Zwischen 1826 und 1834 übte er noch das Amt des Direktionssekretärs am Josephinum aus. 1831 veröffentlichte er hier die beiden Arbeiten über „Die Lehre von den Haaren in der gesammten organischen Natur“ 1: Haare der Pflanzen und Thiere, 2: Haare des Menschen.

Leiter der militärärztlich-chirurgischen Bibliothek und des Museums am Josephinum

Nachdem er 1832 zum Regiments-Feldarzt befördert worden war, trat er Anfang 1833 die Nachfolge des Ende 1832 verstorbenen Johann Georg Schwarzott als Leiter der Bibliothek und des Museums am Standort des heutigen Josephinum an, die er bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden am 10. Juli 1837 bekleidete. Sein Nachfolger war bis 1841 der Bibliothekar Heinrich Pelikan, dem Josef Fiedler von 1841-1845 und danach Johann Habberger zwischen 1846 und 1848 folgten. Hier arbeitete er an seinen wissenschaftlichen Studien und legte in nur wenigen Jahren mehrere – darunter auch historische – Monografien vor. Bekannt wurde er mit den sich heute an der Josephinischen Bibliothek befindenden Publikationen, die 1832 erschienenen Arbeit „Das Strahlenband im Auge“, die 1836 veröffentlichten Studie „Ueber die in der belgischen Armee herrschende Augenkrankheit. Als Commentar zu Prof. Dr. Johann Christian Jüngkens Schrift über denselben Gegenstand“, und der 1839 publizierten Untersuchung „Die sogenannte kontagionistische oder ägyptische Augenentzündung“.

Zeichnung von Joseph Zehner, in: Eble, Burkard: Über den Bau und die Krankheiten der Bindehaut des Auges, mit besonderem Bezuge auf die contagiöse Augenentzündung. Nebst einem Anhange über den Verlauf und die Eigentümlichkeiten der letzteren unter der Garnison von Wien vom Jahre 1817-1827. Wien: Heubner 1828.

Weitere Publikationen von Eble an der Josephinischen Bibliothek sind die die im Jahr 1836 erschienen Arbeiten „Considérations sur la blépharophthalmie catarrhale des armées qui règne épidémiquement parmi les troupes Belges”, und Ueber den Bau und die Krankheiten der Bindehaut des Auges, mit besonderem Bezuge auf die contagiöse Augenentzündung.

Eble war Autor einer Reihe von medizinischen Taschenbücher, darunter das in zwei Teilen erschienene Taschenbuch der Anatomie und Physiologie nach dem neuesten Standpuncte beider Wissenschaften und zunächst für practische Ärzte entworfen, (2. Auflage von 1837) und das ebenfalls in zwei Teilen erschienene Taschenbuch der allgemeinen Pathologie und Therapie mit Inbegriff der Semiotik nach dem neuesten Standpunkte dieser Wissenschaften und zunächst für praktische Ärzte entworfen. Diese Arbeiten befinden sich heute in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin wie auch das 1834 erschienene „Encyclopädische Handbuch für angehende Wundärzte“ und die „Methodologie oder Hodegetik als Einleitung in das gesamte medizinisch-chirurgische Studium

Unter seinen historischen Werken ist noch die Arbeit „Versuch einer pragmatischen Geschichte der Anatomie und Physiologie vom Jahre 1800-1825“ aus dem Jahr 1836, sowie die gemeinsam mit Kurt Sprengel und Joachim Polykarp mehrere Bände umfassende Arbeit Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde. Bd. 1-6. Bd. 6 fortgesetzt von Burkard Eble. Bd. 1-5 Halle: Gebauer 1800-1803/Bd. 6 Wien: Gerold 1837-1840 zu nennen, die ein Selbstbildnis von ihm enthält und sich ebenfalls an der Josephinischen Bibliothek befindet.

Max Neuburger bezeichnete Burkard Eble als einen Militärarzt und Bibliothekar, der den „Ruf der österreichischen medizinischen Geschichtsschreibung begründete“.[2]

Weiters publizierte Eble auch zwei Bücher zu den Bädern in Gastein, 1832 „Das Wildbad Gastein in seinen Beziehungen zum menschlichen Organismus und die neu errichtete Filial-Bad-Anstalt zu Hof-Gastein“ und 1843 „Die Bäder zu Gastein“.

Eble war Mitglied mehrerer nationaler und internationaler medizinischer Gesellschaften. Darunter der physikalisch-medizinischen Gesellschaft Erlangen (1833),[3] der kaiserlichen Leopoldinisch-Carolingischen Akademie der Naturforscher in Breslau, der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden,[4] der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden (1833), der med. chirurgica provinciale des sciences etc. à Mons, die Société Littéraire à Mons, der Cercle médical à Montpellier (1837), der Provincial medical et surgical association in Bath, der Société de médecine de Lyon (1839) und der Gesellschaft der Ärzte in Wien (1839).[5]

Eble verstarb am 3. August 1839 in Wien. Ernst von Feuchtersleben (1806-1849) schrieb in der Wiener Zeitung vom 11. Oktober 1839 einen umfassenden Nachruf auf Eble.[6]

Quellen:

UAW, Dekanat, Med. Fak., Rigorosenprotokoll 1818-1840, 170-46a, Eble Burghard (Rigorosum Datum 1826).

UAW, Dekanat, Med. Fak., Promotionsprotokoll 1818-1840, 175-228, Eble Burghard (Promotion Datum 27.3.1827).

Jahrbuch der in- und ausländischen gesammten Medizin, 1842, Bd. 35, Supplementband 3, S. 384.

Medizinisch chirurgische Zeitung, 2.1.1840, S. 10-11.

Populäre österreichische Gesundheits-Zeitung, 25.11.1839, S. 6-7.

Literaturliste:

Eble, Burkard: Commentatio de Studio Anatomico. Cum Tabula Aenea. Wien: Apud J.G. Heubner 1827.

Joseph_MHartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-638]

Eble, Burkard: Die Lehre von den Haaren in der gesammten organischen Natur. Bd. 1: Haare der Pflanzen und Thiere. Wien: Heubner 1831.

wolf

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Wolf Bibliothek, Sign.: WOB-116/1]

Eble, Burkard: Die Lehre von den Haaren in der gesammten organischen Natur. Bd. 2: Haare des Menschen. Wien: Heubner 1831.

wolf

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Wolf Bibliothek, Sign.: WOB-116/2]

Eble, Burkard: Ueber den Bau und die Krankheiten der Bindehaut des Auges. Nebst einem Anhange über den Verlauf und die Eigenthümlichkeiten der letzteren unter der Garnison von Wien vom Jahre 1817-1827. Mit drey illuminirten Kupfertafeln. Wien: Im Verlage von J.G. Heubner 1828.

Joseph_MHartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-4262]

Eble, Burkard: Taschenbuch der Anatomie und Physiologie. Nach dem neuesten Standpuncte beider Wissenschaften und zunächst für practische Ärzte. Bd. 1: Taschenbuch der Anatomie. Wien: Carl Gerold 1831.

Joseph_MHartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-639]

Eble, Burkard: Taschenbuch der Anatomie und Physiologie. Nach dem neuesten Standpuncte beider Wissenschaften und zunächst für practische Ärzte. Bd. 2: Taschenbuch der Physiologie. Wien: Carl Gerold 1831.

Joseph_MHartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-639]

Eble, Burkard. Taschenbuch der allgemeinen Pathoogie und Therapie. Mit Inbegriff der Semiotik nach dem neuesten Standpunkte dieser Wissenschaften und zunächst nur für praktische Ärzte entworfen. Bd. 1: Taschenbuch der allgemeinen Nosologie, Symptomatologie und Semiotik. [Bd. 2 enthalten.] Wien: Carl Gerold 1833.

Gesellschaft_M-Hartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-18712]

Keywords:

Ophthalmologe, Bibliothek, Burkhard Eble, Josephinum, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Jahrbuch der in- und ausländischen gesammten Medizin. 1842. Bd. 35. Supplementband 3. S. 384.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. 1.1.1921. S. 69-70.

[3] Neue militärische Zeitschrift. H. 12. 1834. S. 95.

[4] Wiener Zeitung. 11.9.1834. S. 3.

[5] Medizinisch chirurgische Zeitung. 2.1.1840. S. 10-11.

[6] Wiener-Zeitung. 11.10.1839. S. 3.

Normdaten (Person) Eble, Burkard: BBL: 27348; GND: 117496642

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 27348 (09.03.2017); Letzte Aktualisierung: 2022 09 28
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=27348

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl

Schreibe einen Kommentar