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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [123]: Zum 150. Todestag von Johann von Oppolzer: Oppolzer’s Vorlesungen über die Krankheiten des Herzens und der Gefässe. Hg.: Emil von Stoffella. Erlangen: Verlag von Ferdinand Enke 1867.

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [123]:

Zum 150. Todestag von Johann von Oppolzer: Oppolzer’s Vorlesungen über die Krankheiten des Herzens und der Gefässe. Hg.: Emil von Stoffella. Erlangen: Verlag von Ferdinand Enke 1867.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 58485]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Johann Oppolzer

Johann Oppolzer (04.08.1808 Gratzen/Böhmen, gest. 16.04.1871 Wien) war ein österreichischer Internist der Zweiten Wiener medizinischen Schule und gilt als Begründer einer ganzheitlichen Diagnose und Therapie. Aufgrund des frühen Todes seiner Eltern, die ihn in schwierigen finanziellen Verhältnissen zurückließen, musste er sich seine Gymnasial- und Studienzeit in Prag mit Unterrichten finanzieren. Er begann an der Karls-Universität in Prag mit dem Studium der Medizin, dass er 1835 mit seiner Promotion abschloss. Seine Dissertationsschrift verfasste er über den Abdominaltyphus: „Observationes de febri nervosa intestinali vulgo typho abdominali, anno 1834 Pragae epidemica, in nosocomio generali observata“[1].

Oppolzer blieb zunächst als Assistent an der medizinischen Klinik in Prag bei Julius Vincenz Krombholz (1782-1843), bevor er 1839 eine Praxis eröffnete. 1841 wurde er zum Professor für spezielle Pathologie und Therapie an der medizinischen Klinik an der Karls-Universität berufen. Damit ging ein Primariat im allgemeinen Krankenhaus in Prag einher. Besonders als Lehrer erwarb er sich rasch europaweites Ansehen. Er folgte 1848 einem Ruf als Professor der medizinischen Klinik an die Universität Leipzig, wo er gleichzeitig auch als Direktor des Jakob-Spitals wirkte. In seiner Antrittsvorlesung sprach er dort: „Ueber den gegenwärtigen Standpunkt der Pathologie und Therapie.“[2]

1850 folgte er einem Ruf als Professor der medizinischen Klinik und als Primararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien. „Oppolzers Auffassung der ärztlichen Tätigkeit ebenso wie die der medizinischen Forschung und Lehre war deutlich in dessen Antrittsvorlesung an der Leipziger Universität im Jahre 1848 ausgesprochen worden. Dort heißt es u.a.: ,Gewaltig irren diejenigen die da meinen, ein Arzt des neuesten Standpunktes sei derjenige, welcher seine Kranken mit der größten Genauigkeit untersucht, selbst beklopft und behorcht, und sich damit zufriedenstellt, daß er seine Diagnose in der Leiche bestätigt findet. Ein solcher Arzt hat nicht begriffen, daß das höchste Ziel aller medizinischen Forschung das Heilen sei.‘“[3] Seine Kollegen Joseph Skoda (1805-1881) und Carl von Rokitansky (1804-1878) – symptomatische Pathologen – traten ihm anfänglich sehr reserviert entgegen, da er als Vertreter der physiologischen Heilkunde zu ihnen in Opposition stand. Die Widerstände gegen ihn am Beginn seiner Wiener Zeit sind wohl auch darin begründet, dass er über das Professoren-Kollegium hinweg, vom Minister für Cultus und Unterricht, Graf Leo von Thun-Hohenstein (1811-1888), berufen wurde. Oppolzer war 1860/61 Rektor der Universität Wien. Er gehörte zu den beliebtesten Lehrern an der Medizinischen Fakultät, der Studierende aus ganz Europa anzog. Zu seinen Schülern zählte unter anderen, Johann Schnitzler (1835-1893), der Vater Arthur Schnitzlers.

Abb. 2    Titelblatt: Oppolzer’s Vorlesungen […]. Erlangen 1867.

„Oppolzer glänzte als der große Diagnostiker und Therapeut seiner Zeit und war als solcher weit über die Grenzen der Monarchie hinaus bekannt. Er beschäftigte sich mit der Differenzialdiagnose der Baucherkrankungen, besonders der Leber. Als profunder Kenner der Pharmakologie setzte er die Balneologie als Therapeutikum ein. Zu Zeiten Oppolzers erlebten Österreichs Bade- und Kurorte eine Glanzperiode. Ebenso förderte er die Elektrotherapie und ließ junge Kollegen darin ausbilden.“[4] Johann Oppolzer starb am 16. April 1871 an einer Infektion, die er sich zur Zeit der Fleckfieberepidemie in Wien geholt hatte.

Quellen:

Zykan, Michaela: Oppolzer, Johann, Internist; *4.8.1808, Gratzen/Böhmen; +16.4.1871, Wien. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2005. S. 1076.

Oppolzer, Johann Ritter von, österr. Internist, *4.8.1808 Gratzen (Böhmen), +16.4.1871 Wien. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Bd. 1 A-Q. München: K.G. Saur. 2002. S. 450.

Gröger, Helmut: Johann Oppolzer – Diagnostiker, Therapeut, Lehrer. Sonderabdruck aus: Plzeňský lékařský sborník. Plzeň: Lékařská Fakulta Univerzity Karlovy 1993.

Jantsch, Marlene: Oppolzer, Johann von, Internist. Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950. VII. Band Musić August – Petra-Petrescu Nicolae. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1978. S. 239.

Oppolzer, Johann Ritter von. In: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Vierter Band Maack – Salzmann mit 64 Bildnissen. Zweite Auflage. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1932. S. 435-436.

[1] Oppolzer, Johann Ritter von, österr. Internist, *4.8.1808 Gratzen (Böhmen), +16.4.1871 Wien. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Bd. 1 A-Q. München: K.G. Saur. 2002. S. 450.

[2] Oppolzer, Johann Ritter von. In: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Vierter Band Maack – Salzmann mit 64 Bildnissen. Zweite Auflage. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1932. S. 435.

[3] Gröger, Helmut: Johann Oppolzer – Diagnostiker, Therapeut, Lehrer. Sonderabdruck aus: Plzeňský lékařský sborník. Plzeň: Lékařská Fakulta Univerzity Karlovy 1993. S. 69-70.

[4] Zykan, Michaela: Oppolzer, Johann, Internist; *4.8.1808, Gratzen/Böhmen; +16.4.1871, Wien. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2005. S. 1076.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [74]: Chiari, Ottokar: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Mit 244 Textabbildungen, 1916.

Chiari, Ottokar: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Mit 244 Textabbildungen. (= Neue deutsche Chirurgie/Bd. 19). Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 55916/19]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8554571&pos=2&phys=

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Titelblatt: Chiari: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Stuttgart: 1916.

Ottokar von Chiari (*01.02.1853 Prag, gest. 12.05.1918 Puchberg am Schneeberg/Niederösterreich), dessen Todestag sich im Mai 2018 zum 100. Mal jährte, war der erste Ordinarius für Laryngologie in Österreich. Er stammte aus einer österreichisch-italienischen Familie die zahlreiche Juristen, Mediziner und Politiker hervorbrachte. Sein Vater Johann Baptist Chiari (1817-1854) war Gynäkologe – er war ursprünglich Professor in Prag, lehrte aber ab 1854 bis zu seinem Tod an der medizinisch-chirurgischen Josephs Akademie im Josephinum in Wien. Sein Bruder Hans Chiari (1851-1916) war Professor für Pathologie. Er war 1874/75 Assistent von Carl von Rokitanksy (1804-1878).

Ottokar von Chiari absolvierte in Wien das Schottengymnasium und studierte anschließend an der medizinischen Fakultät in Wien Medizin, wo er 1877 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert wurde. Seine Lehrer waren: Joseph Hyrtl (1810-1894), Joseph Skoda (1805-1881), Ernst Wilhelm von Brücke (1819-1892), Carl von Rokitansky und Ferdinand von Hebra (1816-1880). Nach einer zusätzlichen chirurgischen Ausbildung in der Klinik von Johann von Dumreicher (1815-1880) wurde er 1879 Assistent an der laryngologischen Klinik von Leopold von Schrötter (1837-1908).

Abb. 2    Chiari: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Stuttgart: 1916. S. 163.

Ottokar von Chiari habilitierte sich 1882 im Fach Laryngo-Rhinologie und leitete vorerst ein Ambulatorium für Hals- und Nasenkranke an der Klinik von Hermann Nothnagel (1841-1905), später bekam er ein eigenes Ambulatorium im Direktionsgebäude des Allgemeinen Krankenhauses, wo er auch gut besuchte Kurse über Laryngo-Rhinoskopie abhielt. Chiari wurde 1891 zum außerordentlichen Professor ernannt und 1893 wurde ihm eine eigene Abteilung an der Wiener Poliklinik übertragen. 1899 wurde Chiari Leiter der laryngologischen Universitätsklinik und 1900 zu deren Vorstand ernannt. „1907 erhielt er Titel und Charakter eines o. Professors, 1912 wurde er – als erster Vertreter seines Faches in Österreich – o[rdentlicher, Anm.]. Professor.“[1] Chiari publizierte zahlreiche grundlegende laryngo-rhinologische Untersuchungen und führte die bis dahin von Chirurgen vorgenommenen laryngologischen Operationmethoden in sein neues Fachgebiet ein. 1916 wurde er, der auch die Bronchitis von Kaiser Franz Joseph (1830-1916) behandelt hatte, in den Freiherrenstand erhoben.

Hermann Marschik (1878-1969) schrieb 1919 über seinen Lehrer Chiari: „O. v. Chiaris überragende Bedeutung liegt darin, daß er frühzeitig bemüht war, der Laryngologie, die einst nur ein Nebenfach der internen Medizin war, zur Selbständigkeit zu verhelfen, die Rhinologie, ehedem ein Teilfach der Otologie, anzugliedern und das Ganze zu einem Teilfach der Chirurgie zu gestalten, wo es seinem Wesen nach auch hingehört. An dem Aufschwung, den die Laryngo-Rhinologie während seines Lebens genommen hat, hat er hervorragenden Anteil.“[2]

Abb. 3    Chiari: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Stuttgart: 1916. S. 178.

Quellen:

Chiari, Ottokar Frh. von. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Hrsg. von Dietrich von Engelhardt. Bd. 1. A-Q. München: K. G. Saur 2002. S. 104-105.

Chiari, Ottokar Freiherr von. In: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Hrsg. von Isidor Fischer. Zweite und dritte unveränderte Auflage. Erster Band Aaser-Komoto. München und Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1962. S. 242.

Schönbauer, Leopold: Chiari, Ottokar Frhr. v. [seit 1916]. In: Neue deutsche Biographie. Bd. 3. Bürklein-Ditmar. München: Duncker und Humblot 1957. S. 203.

Marschik, Hermann: Den Manen O. v. Chiaris. Sonderabdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie (53/2). Wien und Berlin: Urban & Schwarzenberg: 1919.

[1] Schönbauer, Leopold: Chiari, Ottokar Frhr. v. [seit 1916]. In: Neue deutsche Biographie. Bd. 3. Bürklein-Ditmar. München: Duncker und Humblot 1957. S. 203.

[2] Marschik, Hermann: Den Manen O. v. Chiaris. Sonderabdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie (53/2). Wien und Berlin: Urban & Schwarzenberg: 1919. S. 82.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [36]: Rokitansky, Carl von: Dissertatio inauguralis medica de Varioloide Vaccinica.

Rokitansky, Carl von: Dissertatio inauguralis medica de Varioloide Vaccinica. Qaum Consensu et Auctoritate Excellentissimi Ac Illustrissimi Domini Praesidis Et Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, nec non Clarissimorum D.D. Professorum pro Doctoris Medicinae Laurea Rite Obtinenda in antiquissima ac celeberrima Universitate Vindobonensi publicae disquisitioni submittit Carolus Rokitansky, Bohemus Reginaehradecensis ad C.R. Musaeum pathologicum Practicans non stipendiatus. In Theses adnexas disputabitur in Universitatis aedibus die 1. Martii Anni MDCCCXXVIII. Wien: Typis Congregationis Mechitaristicae 1828.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D3749]

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb

Abb. 1    Carl von Rokitansky

Carl von Rokitansky (*19.02.1804 Königgrätz/(heute Tschechien), gest. 23.07.1878 Wien) gilt neben Joseph Skoda und Ferdinand von Hebra als Begründer der II. Wiener Medizinischen Schule im 19. Jahrhundert. Er stammte aus Königgrätz/Böhmen, wo er seine fünfjährige Gymnasialzeit absolvierte. 1818 begann er in Prag mit dem dreijährigen Philosophiestudium, das damals zur Vorbereitung für ein weiterführendes Studium vorgeschrieben war. Schon während seines Medizinstudiums (1821-1824) in Prag, interessierte er sich vor allem für das Fach Anatomie. Im Herbst 1824 setzte er sein Medizinstudium an der Universität in Wien fort und arbeitete ab 1. November 1827 als unbesoldeter Praktikant in der Pathologisch-Anatomischen Lehranstalt. Rokitansky promovierte nach dem Abschluss seiner Dissertation Dissertatio inauguralis medica de Varioloide Vaccinica […] am 6. März 1828 zum Doktor der Medizin.

Abb. 2    Titelblatt: Rokitansky: Dissertatio inauguralis medica de Varioloide Vaccinica […]. Wien: 1828.

1830 wurde Rokitansky Assistent an der Pathologisch-Anatomischen Anstalt, wo er zwei Jahre später zum supplierenden ao. Professor und 1834 zum außerordentlichen Professor und Kustos des Pathologisch-Anatomischen Museums ernannt wurde. Im gleichen Jahr heiratete er Maria Anna Weiss, eine von Antonio Salieri (1750-1825) ausgebildeten Sängerin, mit der er vier Kinder hatte: Hans von Rokitansky (1835-1909) bekannter Sänger an der Wiener Hofoper; Viktor von Rokitansky (1836-1896) Opernsänger und Musikpädagoge; Karl von Rokitansky (1839-1898) Prof. für Gynäkologie an der Universität Graz; Prokop von Rokitanksy (1842-1928) Prof. für Innere Medizin an der Universität Innsbruck.

Carl von Rokitansky erkannte, dass die vor ihm wenig beachtete Disziplin der pathologischen Anatomie, den Ärzten am Krankenbett neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten eröffnen würde und löste damit eine wissenschaftliche Revolution aus. Gemeinsam mit dem Internisten Joseph Skoda und dem Dermatologen Ferdinand von Hebra leitete er damit einen Paradigmenwechsel von der noch weitgehend naturphilosophisch orientierten Medizin des 18. und frühen 19. Jahrhunderts hin zu einer modernen, naturwissenschaftlich orientierten Medizin ein. In seiner „Selbstbiographie“, die 1960 – gemeinsam mit seiner Antrittsrede – von Erna Lesky (1911-1986) ediert und mit Erläuterungen versehen wurde, schrieb Rokitansky: „Ich trat mein Amt mit der schon früher gewonnen Überzeugung an, dass die Leichensektionen eine Fundgrube von neuen oder doch vom diagnosticirenden Arzte am Krankenbette völlig unbeachteten Thatsachen sein müßten. Indem als palpable anatomische Veränderungen der Organe und Gewebe augenscheinlich die Ergebnisse von Processen vorlagen, so musste doch eine eingehende Kenntnis dieser Ergebnisse für die Gewinnung einer Einsicht in die Natur jener Processe unerlässlich und zugleich für die klinische Medicin von dem grössten Werthe seyn. Es stellten sich demnach zwey Aufgaben; erstens die Aufgabe, die Thatsachen vom rein anatomischen Standpunkte wissenschaftlich zu ordnen und dabey eine ihre Sonderungen und Zusammenfassungen fachgemäss rechtfertigende allgemeine path. Anatomie zu schaffen; zweytens, die Aufgabe zu zeigen, dass und wie die Thatsachen für die Diagnose am Lebenden zu verwehrten seyen, dass eine fortschrittliche Nosologie die anatomische Basis nicht entbehren könne.“[1]

Zu seinen Hauptwerken zählt:

Rokitansky, Carl von: Handbuch der pathologischen Anatomie. 3 Bde. Wien: Bei Braumüller und Seidel 1842-1846.

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/search.do?&vid=UMW&vl%28freeText0%29=AC00685909&fn=search&vl(D48333145UI5)=addsrcrid

Abb. 3    Titelblatt: Rokitansky: Handbuch der pathologischen Anatomie. Wien: 1842-1846.

Carl von Rokitansky zählte zu den Vertretern des „bürgerlichen Liberalismus“ in Österreich und trug wesentlich zu Reformen an der Universität sowie zur Verbesserung des Gesundheitswesens bei. Er war mehrmals Dekan der medizinischen Fakultät und 1852 Rektor der Universität Wien. Ab 1850 bis zu seinem Tod war er Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Er war ebenfalls Präsident des Obersten Santitätsrates. 1863 ernannte ihn Staatsminister Anton von Schmerling (1805-1893) zum medizinischen Studienreferenten im Innenministerium und am 25. November 1867 wurde er von Kaiser Franz Joseph (1830-1916) ins Herrenhaus des Reichsrats berufen. 1874 erhob der Kaiser Rokitansky in den Freiherrenstand.

Quellen:

Rumpler, Helmut und Helmut Denk: Carl Freiherr von Rokitansky (1804-1878). Pathologe – Politiker – Philosoph. Gründer der Wiener Medizinischen Schule des 19. Jahrhunderts. Gedenkschrift zum 200. Geburtstag. Wien: Böhlau 2005.

Schmidt-Wyklicky, Gabriela: Rokitansky als Pato-Philosoph. In: Sudhoffs Archiv. (89/2) 2005. S. [170]-195.

Stefan, Hvězdoslav, Procházková, Olaga und Ivo Šteiner: Karel Rokitanský. Hrádec Králové: Vydala Lékařská fakulta UK 2005.

Sedivy, Roland: Carl Freiherr von Rokitansky. Wegbereiter der pathologischen Anatomie. Wien: Maudrich 2001.

Lesky, Erna: Carl von Rokitansky. Selbstbiographie und Antrittsrede. (= Beiträge zur Geschichte der Universität Wien/3). (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts/4). (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte/234, Bd.3). Wien: Böhlau 1960.

[1] Lesky, Erna: Carl von Rokitansky. Selbstbiographie und Antrittsrede. (= Beiträge zur Geschichte der Universität Wien/3). (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts/4). (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte/234, Bd.3). Wien: Böhlau 1960. S. 53-54.

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Joseph Skoda
Ferdinand von Hebra

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Rokitansky, Carl von, 1804-1878: De varioloide vaccinica
Skoda, Joseph, 1805-1881: Dissertatio inaug. medica de morborum divisione
Hebra Ferdinand Ritter von: Dissertatio inauguralis medico-chirurgica historiam trepanationis cranii

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [30]: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers, 1861.

Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers. Pest, Wien und Leipzig: C. A. Hartleben’s Verlags-Expedition 1861.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 1185]

http://search.obvsg.at/

ABB-01_Ignaz_Semmelweis

Abb. 1    Iganz Philipp Semmelweis

Ignaz Philipp Semmelweis (*01.07.1818 Ofen (Budapest), gest. 13.08.1865 Wien) stammte aus einer Budapester Kaufmannsfamilie. Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er auf Wunsch des Vaters ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wechselte aber bald zur Medizin. Nachdem er das erste Studienjahr in Wien beendet hatte, verbrachte er das zweite und dritte Studienjahr an der Universität in Budapest, bevor er die beiden letzten Studienjahre wieder in Wien absolvierte. Nach seiner Promotion zum Doctor medicinae 1844, zum Magister der Geburtshilfe 1844 und zum Doctor chirurgiae 1845 begann er 1846 als Assistent bei Johann Klein (1788-1856) in der Ersten Wiener Gebärklinik zu arbeiten.

Zu dieser Zeit war das Wochenbettfieber eine sehr häufige Todesursache in der Gebärklinik. Etwa 15% der Wöchnerinnen der Klinik starben damals im Wochenbett. Bekannt war auch, dass die Sterblichkeitsrate in der I. Klinik, in der Mediziner arbeiteten, wesentlich höher war, als in der II. Klinik, in der die Wöchnerinnen von Hebammen betreut wurden. Semmelweis kam aufgrund seiner Beobachtungen und pathologisch-anatomischen Untersuchungen zum Schluss, dass ein „zersetzter tierisch-organischer Stoff“[1] an den Händen der Geburtshelfer ursächlich für die hohe Mortalität der Wöchnerinnen sei. Ab Mai 1847 wies Semmelweis seine Studenten in der Klinik an sich ihre Hände in einer Chlorkalklösung zu reinigen. Alle Instrumente, Schüsseln und die Wäsche der Wöchnerinnen wurden auf ähnliche Weise desinfiziert. Der Erfolg der getroffen Maßnahmen stellte sich umgehend ein: 1847 starben nur noch 5,04% und 1848 nur noch 1,1% der Entbundenen in der Ersten Gebärklinik. Semmelweis erkannte bereits 1847 den Zusammenhang zwischen Kindbettfieber und Wundinfektionen. In seinem Hauptwerk von 1861 Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers schrieb er: „Der Träger der zersetzten thierisch-organischen Stoffe ist der untersuchende Finger, die operierende Hand, Instrumente, Bettwäsche, die atmosphärische Luft, Schwämme, welche mit decomprimirten Excrementen schwer erkrankter Wöchnerinnen oder anderer Kranken und hierauf wieder mit Kreissenden und Neuentbundenen in Berührung kommen, Leibschüsseln, mit einem Worte Träger des zersetzten thierisch-organischen Stoffes ist alles das, was mit einem zersetzten thierisch-organischen Stoffe verunreinigt ist, und mit den Genitalien der Individuen in Berührung kommt.“[2]

ABB-02_Semmelweis_Aetiologie

Abb. 2    Titelblatt: Semmelweis: Die Aetiologie […]. Pest: Hartleben 1861.

Trotz dieses Erfolges wurden die Arbeiten von Iganz Semmelweis lange Zeit nicht anerkannt. Viele Ärzte wollten nicht wahrhaben, dass sie selbst die Verursacher des Kindbettfiebers waren. Aufgrund von Anfeindungen und Intrigen seiner Kollegen wurde seine Assistenzstelle 1849 nicht verlängert. Semmelweis verließ daraufhin 1850 Wien und wurde 1851 Leiter der Geburtshilfeabteilung in Budapest und ab 1855 Professor für Geburtshilfe. Seinem 1861 erschienen Hauptwerk „Die Aetiologie […]“ blieb ebenfalls der Erfolg verwehrt. Nur wenige Ärzte, darunter die Wiener Mediziner Ferdinand von Hebra (1816-1880), Joseph Skoda (1805-1881) und Carl von Rokitansky (1804-1878) setzten sich für Semmelweis ein. Semmelweis ging nun dazu über die Ärzteschaft in offenen Briefen anzugreifen. Er wurde von drei Ärztekollegen im Juli 1865 ohne Diagnose in die Landesirrenanstalt Döbling eingeliefert. Einigen Quellen zufolge soll Semmelweis‘ Einlieferung auf eine Intrige zurückzuführen sein. Er hatte zuvor wiederholt versucht, seine Kollegen von der Richtigkeit seiner Erkenntnisse zu überzeugen, dennoch war ihm wiederum fast nur Ablehnung entgegengebracht worden.

Semmelweis starb in der Anstalt am 13. August 1865 – dem damaligen Obduktionsbericht zufolge – an einer durch eine kleine Schnittverletzung hervorgerufenen Blutvergiftung. Laut anderen Berichten sei er bei einem Kampf mit dem Anstaltspersonal zu Tode gekommen. Bei einer Exhumierung der sterblichen Überreste Semmelweis‘ 1963 wurden multiple Frakturen an Händen, Armen und am linken Brustkorb festgestellt. Ignaz Philipp Semmelweis hinterließ eine Frau und drei Kinder. Erst eine Ärztegeneration später setzte sich die Umsetzung von Semmelweis‘ Hygienemaßnahmen bei Frauen im Kindbett durch.

Text: Harald Albrecht

Quellen:

Durnová, Anna: In den Händen der Ärzte. Ignaz Philipp Semmelweis. Pionier der Hygiene. St. Pölten, Salzburg und Wien: Residenz Verlag 2015.

Semmelweis, Karl: Dr. Ignaz Philipp Semmelweis. Der Retter der Mütter. Eisenstadt: Eigenverlag 2015.

Nuland, Sherwin B.: The doctor’s plague. Germs, childbed fever, and the strange story of Ignác Semmelweis. New York und London: W.W. Norton & Company 2003.

Wyklicky, Helmut und Manfred Skopec: Iganz Philipp Semmelweis (1818-1865) als Prophet der Bakteriologie. Sonderdruck aus: Hygiene + Medizin. Wiesbaden: mph-Verlag 1983.

[1] Wyklicky, Helmut und Manfred Skopec: Iganz Philipp Semmelweis (1818-1865) als Prophet der Bakteriologie. Sonderdruck aus: Hygiene + Medizin. Wiesbaden: mph-Verlag 1983. S. 396.

[2] Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers. Pest, Wien und Leipzig: C. A. Hartleben’s Verlags-Expedition 1861. S. 103-104.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [18]: Skoda, Joseph: Abhandlung über Perkussion und Auskultation. Wien: Bei J. G. Ritter von Mösle’s Witwe & Braumüller 1839.

Skoda, Joseph: Abhandlung über Perkussion und Auskultation. Wien: Bei J. G. Ritter von Mösle’s Witwe & Braumüller 1839.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3243]

http://search.obvsg.at/

Aufgegeben sei der Gedanke, die Grunderscheinung des Lebens zu enthüllen – ein Lebensprinzip aufzustellen –, da die Erfahrung nirgends eine solche Fundamentalerscheinung nachweise; und bei der Erforschung der Gesetze des tierischen Organismus seien dieselben Hilfsmittel anzuwenden, welche Physik und Chemie zur Ermittlung der Gesetze der anorganischen Welt anzuwenden pflegen.[1] [Aus der Antrittsrede Joseph Skodas 1846]

Skoda

Abb. 1    Joseph Skoda. Josephinum – Medizinische Sammlungen, MedUni Wien. Sign.: MUW-FO-IIR-000149-0007-001

Joseph Ritter von Skoda (*10.12.1805 Pilsen, gest. 13.06.1881 Wien) gilt als Begründer der physikalischen Diagnostik sowie, zusammen mit Ferdinand von Hebra (1816-1880) und Carl von Rokitansky (1804-1878), als Begründer der II. Wiener Medizinischen Schule. Er wurde als Sohn eines Schlossers in Pilsen geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in großer Armut. 1825 begann er mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien, was nur durch die Unterstützung der Wiener Seidenzeugfabrikantin Anna Bischoff möglich war. Nebenbei belegte er auch bei Andreas von Baumgartner (1793-1865) und Andreas von Ettingshausen (1796-1878) Physik und Mathematik, was für die Richtung seiner späteren Forschungen bestimmend sein sollte. Nachdem er das Studium im Juli 1831 abgeschlossen hatte, trat er im selben Jahr eine Arbeitsstelle als Choleraarzt in Böhmen an, die er nach einem Jahr wieder aufgab, um nach Wien zurückzukehren. Dort arbeitete er von 1832 bis 1837 als unbesoldeter Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien. Skoda, der noch nach der Humoralpathologie (Vier-Säftelehre) im Geiste Maximilian Stolls (1742-1787) und Johann Valentin von Hildenbrands (1763-1881) ausgebildet worden war stand dieser jedoch kritisch gegenüber und verließ sich nur auf seine selbst beobachteten Ergebnisse. Dies erzeugte natürlich Missfallen bei den Hütern der Tradition. Schon ein kleiner Verstoß, die ungenehmigte Tracheotomie bei einem Erstickenden, brachte ihm ein Jahr Strafdienst in der Irrenabteilung ein. Skoda ließ sich jedoch nicht beirren und arbeitete an der Weiterentwicklung der Perkussion (Abklopfen der Körperoberfläche zu diagnostischen Zwecken) von Leopold von Auenbrugger (1722-1809) und Auskultation (Abhören des Körpers) von René Théophile Hyacinthe Laënnec (1781-1826), dem Erfinder des Stethoskops. 1839 veröffentlichte Škoda sein wohl bekanntestes und wichtigstes Werk, Abhandlung über Perkussion und Auskultation, das seinen Weltruhm begründen sollte. „Percussion of the chest, introduced by the Austrian L. Auenbrugger in his book, published in 1771 in Latin, remained unnoticed in his country. It was promoted, on the other hand, by J. N. Corvisart (1755-1821) in Paris, and together with auscultation, introduced by R. T. H. Laennec (1748-1822), the French clinicians moved ahead of the old Austrian school. Their diagnostic conclusions, however, were reached intuitively, and percussion or auscultation phenomena were ascribed as typical for specified organ disease (liver, lung, tuberculosis, etc.) Skoda reimported Auenbrugger’s use of percussion. His approach – in contrast to that of the French colleagues – was based solely on the objective description of physical signs. To him, the acoustic phenomena produced by percussion were not specific for a given organ, but for the amount of air or fluid; hollow, empty, tympanic, high, deep, clear, dull. Based on acoustic phenomena, Skoda tried to explain the physical changes in an organ and then, from the anatomical and pathologic possibilities, he reached a clinical diagnostic conclusion.”[2]

 Skoda2

Abb. 2    Titelblatt: Skoda, Joseph: Abhandlung über Perkussion und Auskultation. Wien: Bei J. G. Ritter von Mösle’s Witwe & Braumüller 1839.

Nachdem er ab 1838 eine Arbeitsstelle als Armenarzt in St. Ulrich (Wien-Neubau) angenommen hatte, kehrte er 1840 als Leiter an die neu eingerichtete Abteilung für Brustkranke im Allgemeinen Krankenhaus Wien zurück, die von Ludwig von Türkheim (1777-1846) eigens für ihn geschaffen worden war. Im selben Jahr gelang, zusammen mit Franz Schuh (1804-1865), die Punktion eines Herzbeutels. 1841 wurde Skoda zum Primar ernannt und stand neben der Abteilung für Brustkranke auch den Abteilungen für Innere Medizin sowie Hautkrankheiten vor. In den folgenden Jahren scheiterten Bewerbungen für Professuren in Prag und Wien, bis er schließlich 1846 zum Professor und Vorstand der Klinik für Innere Medizin in Wien ernannt wurde. Joseph Skoda hat ebenso wie Carl von Rokitansky eine Vielzahl von Schülern ausgebildet, mit denen die Wiener Primariate und internistischen Lehrkanzeln von Innsbruck und Graz versorgt wurden. Sein bedeutendster Schüler war Leopold Schrötter von Kristelli (1837-1908), der das klinische und sozialhygienische Erbe seines Lehrers antrat. Im Dezember 1871 wurde Skoda emeritiert, blieb allerdings weiterhin in diversen Ehrenämtern, u. a. als Ehrenpräsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Bereits zu Lebzeiten spendete Skoda sein Vermögen diversen Armenhäusern und karitativen Einrichtungen.

Quellen:

Ehrlich, Anna: Ärzte, Bader, Scharlatane. Die Geschichte der Heilkunst in Österreich. Wien: Amalthea 2007.

Fejfar, Zdeněk und Ludmilla Hlavačkova: Joseph Skoda. In: Clinical cardiology. (20) 1997. S. 740-741.

Wyklicky, Helmut: Die Vollendung der Erfindungen von Auenbrugger und Laennec durch Josef Skoda. In: Wiener klinische Wochenschrift. (93) 1981/Nr. 15. S. 501.

Lesky, Erna: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrundert. (= Studien zur Geschichte der Universität Wien, Bd. 6). Graz und Köln: Verlag Hermann Böhlaus Nachf. 1965.

Lesky, Erna: Joseph Skoda. In: Wiener klinische Wochenschrift. (68) 1956/Nr. 38/39. S. 726-729.

Text: Harald Albrecht

[1] Wyklicky, Helmut: Die Vollendung der Erfindungen von Auenbrugger und Laennec durch Josef Skoda. In: Wiener klinische Wochenschrift. (93) 1981/Nr. 15. S. 501.

[2] Fejfar, Zdeněk und Ludmilla Hlavačkova: Joseph Skoda. In: Clinical cardiology. (20) 1997. S. 740.

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