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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [16]: Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. 1929.

Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 42401]

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ExLib

Abb. 1    Exlibris Lorenz Böhler

„Das Wichtigste bei der Behandlung eines Verletzten mit einem Knochenbruch ist, das Leben zu erhalten, dann folgt die Erhaltung des Gliedes, und wenn beides gelungen ist, muß man trachten, in möglichst kurzer Zeit die volle Gebrauchsfähigkeit des Gliedes wieder herzustellen.“[1]

Titelblatt
Abb. 2   Titelblatt: Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929.

Lorenz Böhlers Technik der Knochenbruchbehandlung in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Lorenz Böhlers Hauptwerk ist unbestritten die „Technik der Knochenbruchbehandlung“. Das Werk wurde zwischen 1929 und 1963 insgesamt 13 Mal aufgelegt und in acht Sprachen übersetzt. Es hatte ursprünglich 176 Seiten mit 234 Abbildungen. Der letzte Nachdruck des im Laufe der Zeit auf drei Bände angewachsenen Standardwerks aus dem Jahre 1996 hat 2.483 Seiten und etwa 4.800 Abbildungen. Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt eine Erstausgabe aus dem Jahr 1929 aus dem Privatbesitz von Lorenz Böhler. Es wurde im März 1967 persönlich von Böhler als Geschenk überreicht. Der Band trägt neben Böhlers Stempel sein wunderschönes privates Exlibris. Es handelt sich hierbei um jenes Exemplar, das Lorenz Böhlers Notizen, Anmerkungen, Änderungen und Erweiterungen für die zweite Auflage von 1930 enthält.

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Abb. 3    Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929. S. 120.

Lorenz Böhler

Lorenz Böhler (15.01.1885 Wolfurt/Vorarlberg, gest. 20.01.1973 Wien) gilt neben Ludwig Rehn (1849-1930), Martin Kirschner (1879-1942), Heinrich Bürkle de la Camp (1895-1974) und Gerhard Küntscher (1900-1972) als einer der Wegbereiter der modernen Unfallchirurgie. Er stammte aus einer Handwerkerfamilie und studierte ab 1905 Medizin an der Universität Wien wo er 1911 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert wurde. Schon vor dem ersten Weltkrieg beschäftigte sich Böhler intensiv mit den Methoden der operativen Knochenbruchbehandlung als er auf einer Studienreise in Chicago und an der Mayo Clinic in Rochester/Minnesota weilte. Während des Ersten Weltkrieges stand er einem Lazarett in Bozen, einer Spezialabteilung für Knochenschussbrüche und Gelenkschüsse, vor. Ein Augenzeuge aus dieser Zeit berichtete: „Ich erlebte hier die großartige, imponierende Systematik der Arbeit dieses Mannes, die, wie ich mit der Zeit erfuhr, sein ganzes wissenschaftliches Wirken bestimmte. Da lagen in einem Saal die Oberarmbrüche, im anderen die Unterarmbrüche, im dritten die Schenkelhalsfrakturen, im nächsten die Oberschenkelschußbrüche, in einem anderen die Unterschenkelfrakturen. Am Galgen liefen die Züge zur Einrichtung der verschobenen Knochenbrüche über Rollen. Es war die Ordnung um der Sache willen. Mit Farbstift war auf jedem Gipsverband die Art des Bruches aufgezeichnet, ferner die Daten vom Anfang der Behandlung mit Gipswechseln oder Eingriffen, kurz alles, was zur schellen Orientierung Wissenswertes nötig schien. Auf den sinnvollen Prinzipien des Zuges und Druckes der Ruhigstellung beruhte die Scheinbar so einfache Behandlung.“[2] Alles wurde spezialisiert und genormt, genau dokumentiert und für spätere Analysen statistisch erfasst.

Ab 1919 trat Lorenz Böhler mit der Allgemeinen Unfallversicherung (AUVA) in Wien in Kontakt. Er versuchte den Vorstand mit Hilfe seiner Bozener Statistiken von einer spezialisierten Behandlung in einem eigenen Unfallkrankenhaus zu überzeugen und versprach durch seine planmäßige Behandlung der Frischverletzten die Zahl und Höhe der vorrübergehenden und der Dauerrenten der Wiener AUVA um 50%-70% senken zu können. Schließlich eröffnete die AUVA 1925 in Wien 20, Webergasse 2-6, ihr erstes Unfallkrankenhaus mit Lorenz Böhler als Ärztlichem Direktor. Am 29. März 1930 habilitierte er sich für das Fach Chirurgie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und 1936 wurde ihm der Titel eines a.o. Universitätsprofessors verliehen.

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Abb. 4    Illustrierte Kronen-Zeitung. 19. Jänner 1926. Nr.9337. S. 3.

Lorenz Böhler war seit März 1934 Mitglied der Vaterländischen Front, der Einheitspartei des austrofaschistischen Ständestaates. Bereits im Februar 1938 wurde er Mitglied der NSDAP, später noch der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, des Reichsluftschutzbundes, des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes und schon ab Juni 1938 war er förderndes Mitglied der SS. Während des Zweiten Weltkrieges war er hauptsächlich Oberfeldarzt im Reservelazarett XIa (Rudolfstiftung, 1030 Wien). Nach 1945 verlor Böhler seine Lehrbefugnis an der Universität Wien, erhielt diese jedoch 1947 durch den persönlichen Einsatz von Karl Renner (1870-1950) und anderer wieder zurück. 1954 wurde ihm der Titel eines o. Universitätsprofessors durch den Bundespräsidenten verliehen. Er leitete das Unfallkrankenhaus bis zu seiner Pensionierung 1963. Lorenz Böhler war 1957 als Bundespräsidentschaftskandidat der FPÖ im Gespräch und hatte bereits zugesagt, als er kurz danach durch den nun gemeinsamen Kandidaten von ÖVP und FPÖ, Wolfgang Denk (1882-1970), ebenfalls Chirurg, ersetzt wurde. Denk verlor die Wahl gegen Adolf Schärf (1890-1965), den Kandidaten der SPÖ.

Quellen:

Lehne, Inge: Lorenz Böhler. Die Geschichte eines Erfolges. Maudrich: Wien u.a. 1991.

Wyklicky, Helmut: Lorenz Böhler zum 100. Geburtstag. Sonderdruck aus: Unfallchirurgie (11) 1985/Nr. 3. S. 103-106.

Skopec, Manfred: Begründer der Unfallchirurgie. Lorenz Böhlers neue Prinzipien. In: Das größere Österreichbuch. Geistiges und soziales Leben von 1880 bis zur Gegenwart. Hrsg. von Kristian Sotriffer. Wien: Edition Tusch 1982. S. 292-295.

Text: Harald Albrecht

[1] Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlungen. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929. S. 1.

[2] Skopec, Manfred: Begründer der Unfallchirurgie. Lorenz Böhlers neue Prinzipien. In: Das größere Österreichbuch. Geistiges und soziales Leben von 1880 bis zur Gegenwart. Hrsg. von Kristian Sotriffer. Wien: Edition Tusch 1982. S. 294.

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