Schlagwort-Archive: Ohrenheilkunde

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [225]: Ferdinand Alt – Arzt für Ohrenheilkunde und leitender Arzt der Ohrenabteilung an der Rudolfstiftung

Ferdinand Alt – Arzt für Ohrenheilkunde und leitender Arzt der Ohrenabteilung an der Rudolfstiftung

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 18.07. 2023

Keywords: Alt Ferdinand, Arzt der Ohrenheilkunde, Rudolfs-Stiftung, Arzt, Medizingeschichte, Wien

Ferdinand Alt wurde am 26. Dezember 1867 als Sohn von Elias Alt und Rosalie Alt (1828-1907) in Wischau in Mähren (heute: Vyškov/Tschechien) geboren. Er war seit 1900 mit Sidonie Schwarzmann (1877-1966) verheiratet und hatte mit ihr die beiden Kinder Rudolf (1901-1975) und Ana Margaretha (1903-1925).

Alt absolvierte das Gymnasium in Brünn, studierte ab 1887 an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 10. Juni 1893 mit der Promotion ab. Während des Studiums engagierte er sich u.a. als gewähltes Ausschussmitglied der freisinnigen Studenten im medizinischen Unterstützungsverein.[1] Nach dem Studium arbeitete er im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und durchlief mehrere Abteilungen für innere Medizin und Chirurgie. Hier publizierte er an der I. medizinischen Abteilung im AKH „Traumatische Neurosen oder traumatische Hysterie[2] und „Ein Fall von Morbus Meniere, bedingt durch leukämische Erkrankung des Nervus acusticus“.[3] 1895 trat er zunächst als Demonstrator und 1896 als Assistent in die Ohrenklinik von Professor Josef Gruber (1827-1900) ein, und wurde nach dessen Ausscheiden bis 1900 Assistent von dessen Nachfolger Adam Politzer (1835-1920). 1897 publizierte er hier „Zur Aetiologie der Erkrankungen des schallempfindlichen Apparates“,[4] und 1898 „Zur Pathologie des corticalen Hörcentrums“,[5] und 1900 „Ueber psychische Taubheit“.[6] 1899 habilitierte er sich zum Privat-Dozenten für Ohrenheilkunde,[7] 1909 erfolgte seine Ernennung zum Professor.[8]

Alt arbeitete am Krankenhaus Wieden und im Rudolfsspital, wo er 1900 ein Ambulatorium für Ohrenerkrankte einrichtete, sowie als leitender Arzt im Filialspital des Taubstummeninstitutes des Spitals. Zuletzt übte er von 1910 bis zu seinem Tod die Leitungsfunktion der Ohrenabteilung im Rudolfsspital aus. Weiters befasste er sich mit der Unfallbegutachtung von Ohrenerkrankungen und der Schädigung des Gehörs durch gewerbliche Beschäftigungen, wo er in dem von Ludwig Teleky (1872-1957) herausgegebenen Band der Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der sozialen Medizin die Studie zu „Die Begutachtung der Unfallserkrankungen des inneren Ohres“ verfasste. Zahlreiche weitere Arbeiten von Ferdinand Alt befinden sich in den Beständen der Separata Bibliothek und der Neuburger Bibliothek an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Darüber hinaus engagierte er sich in der Frage des Kinderschutzes sowie während des Ersten Weltkrieges im „Verein Vox – Schutzverband der Schwerhörigen Österreich-Ungarns“.[9] 1916 erhielt er das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration verliehen.[10]

Alt war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, des Wiener medizinischen Klubs und der Österreichischen otologischen Gesellschaft in Wien, zu dessen Präsident er 1921 gewählt wurde.

Ferdinand Alt verstarb am 6. Jänner 1923 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 10.1.1923, S. 14.

Seiner Ehefrau und seinem Sohn Rudolf gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten in die USA. Seine Ehefrau verstarb im April 1966 in Newark in New Jersey, sein Sohn 1975 in Monterey in Kalifornien.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign 134-0352, Alt Ferdinand (Rigorosum Datum 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign 177-9b, Alt Ferdinand (Rigorosum Datum 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign 187-934, Alt Ferdinand (Promotion Datum 10.6.1893).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Alt Ferdinand.

Referenzen:

[1] Neue Freie Presse, 25.5.1892, S. 8.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1895, Sp. 237-241.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 38, 1896, S. 849-851.

[4] Wiener klinische Rundschau, Nr. 40, 1897, S. 657-658.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 10, 1898, S. 229-232.

[6] Wiener klinische Rundschau, Nr. 12, 1900, S. 225-228.

[7] Wiener klinische Rundschau, Nr. 24, 1899, S. 397.

[8] Neue Freie Presse, 2.12.1909, S. 3.

[9] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 31.7.1915, S. 15.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1916, Sp. 1040.

Normdaten (Person): Alt, Ferdinand: BBL: 41465; GND: 127421890;

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BBL: 41465 (18.07.2023)
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  Letzte Aktualisierung: 2023 07 18

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [167]: Abraham Josef Eitelberg – Ohrenheilkunde

Abraham Josef Eitelberg – Ohrenheilkunde

Text: Dr. Walter Mentzel

Abraham Josef Eitelberg wurde am 4. Februar 1848 in Tarnopol in Galizien (heute: Tarnopil/Ukraine) geboren, und war mit Johanna (Jjetti), geborene Pordes, verheiratet.

Eitelberg studierte an der Universität Wien Medizin, schloss im Mai 1878 das Studium mit seiner Promotion ab, und trat 1879 als Assistent des Dozenten für Ohrenheilkunde Viktor Urbantschitsch (1847-1921) an der Abteilung für Ohrenkrankheiten in die Wiener allgemeine Poliklinik ein. Eitelberg bemühte sich hier um seine weiteren wissenschaftlichen Karriereschritte, die sich in zahlreichen Vorträgen im Wiener medizinischen Doktoren-Kollegium, an seiner Teilnahme an Kongressen wie an jenem 1887 in Wien abgehaltenen Kongress der Ohrenärzte,[1] vor allem aber in seiner umfangreichen Publikationstätigkeit niederschlugen.

Zu seinen Hauptwerken zählte das 1899 erschienene 480 Seiten umfassende Lehrbuch „Praktische Ohrenheilkunde“,[2] sowie zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze, die er u.a. gemeinsam mit Urbantschitsch veröffentlichte. Neben der Zeitschrift für Ohrenheilkunde und der Wiener medizinischen Wochenschrift war vor allem die Wiener medizinische Presse sein bevorzugtes Publikationsorgan.

Aus dem reichen publizistischen Korpus wissenschaftlicher Arbeiten von Eitelberg besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin 21 Arbeiten in der Neuburger-Bibliothek, sowie weitere 36 Aufsätze im Bestand der Separata-Bibliothek. Darüber hinaus publizierte er auch Artikel in der „Neuen Freien Presse“ unter der Rubrik „Natur- und Völkerkunde“[3] und wirkte in der Redaktion des „Centralblatt für die gesamte Therapie“ mit.[4]

Eitelberg sparte nicht mit Kritik am etablierten medizinischen Wissenschaftssystem. 1894 bemühte er sich öffentlichkeitswirksam mit einem Flugblatt um die Etablierung otiatrischer Abteilungen in den Krankenhäusern und wies auf den Mangel an ausgebildeten Ohrenärzten hin.[5] 1899 erschien von ihm ein Artikel in der Zeitschrift „Dokumente der Frauen“, in dem er sich für die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium aussprach, nicht ohne männliche Verhaltens- und Denkweisen innerhalb des Wissenschaftsbetriebes einer grundlegenden und teilweise sarkastischen Kritik zu unterziehen.[6] Zuvor erschien von ihm 1892 die Monografie „Unmoderne Ansichten über die moderne Cultur“, in der er seine gesellschaftskritischen Ansichten darlegte, darunter die weitgehende Akzeptanz des Antisemitismus. In seinem 1905 veröffentlichten Buch „Unmoderne Ethik“ setzte er sich kritisch mit den Bestellungs- und Rekrutierungspraktiken des wissenschaftlichen Personals an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien auseinander. Diese Arbeit wies ihm in der zeitgenössischen Wissenschaftscommunity eine Außenseiterrolle zu, bzw. erklärt die Marginalisierung die seine Arbeiten erfuhren. In „Unmoderne Ethik“ beschrieb er ausführlich wie ihm trotz seiner fachlichen Reputation durch eine von Intrigen und Seilschaften bestimmte Wissenschaftsverwaltung und universitäre Klüngelwirtschaft eine wissenschaftliche Laufbahn an der Universität Wien verwehrt wurde. Oder wie er formulierte: „warum man an der Wiener medizinischen Fakultät Dozent – nicht wird“. Dabei führte er seine seit 1884 dreimalig unternommenen Bewerbungsversuche um eine Dozentur für Ohrenheilkunde an, die durch die Missachtung seiner Habilitationsarbeiten, eine für ihn gezielt ungünstig und manipulativ zusammengestellte Berufungskommission, sowie die durch persönliche Intrigen und antisemitischen Anfeindungen, zum Scheitern gebracht wurden.

Wilhelm Stekel (1868-1940) bezeichnete in seiner zu Eitelbergs Buch verfassten Rezension das von ihm beschriebene System als eines der „Protektionskinder und Streber“.[7] Ähnliche Ablehnungen widerfuhren Eitelberg 1895 bei seinem Vorschlag zur Einrichtung eines ohrenärztlichen Ambulatoriums im Kaiser-Franz Josef-Spital und zuletzt bei seiner Bewerbung um eine Stelle eines Ohrenarztes bei der Gremial-Krankenkasse der Wiener Kaufmannschaft.

Nachdem er seine 17-jährige andauernde Tätigkeit an der Wiener Allgemeinen Poliklinik beendet hatte, arbeitete Eitelberg als Ohrenarzt in seiner privaten Ordination in Wien 1, Adlergasse 4, publizierte weiterhin regelmäßig und nahm am wissenschaftlichen Vereinsleben teil.

Neue Freie Presse, 5.7.1919, S. 15.

Abraham Eitelberg verstarb am 3. Juli 1919 in Wien. Seine gesamte 1938 in Wien lebende Familie, darunter sein Sohn Maximilian Wolfgang (*1877) und seine Töchter Melanie (*1884) und Gertrude (*1884) wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft nach ihrer Deportation am 23. November 1941 aus Wien nach Kowno von den Nationalsozialisten ermordet. Sein zweiter Sohn Cornelius (*1880) gilt als vermisst.

Quellen:

Sign. 134-092, Eitelberg Abraham (Nationalien Datum).

Sign. 177-71b, Eitelberg Abraham (Rigorosum Datum 1877).

Sign. 186-777, Eitelberg Abraham (Promotion Datum 31.5.1878).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Eitelberg Abraham, Eitelberg Johanna, Eitelberg Friederike (Tochter).

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.

Yad Vashem.

Literaturliste:

Eitelberg, Abraham: Praktische Ohrenheilkunde. Mit 57 Abbildungen. Wien: Alfred Hölder k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 64269]

Eitelberg, Abraham: Unmoderne Ethik. Wien: im Selbstverlages des Autors o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3113]

Keywords:

Abraham Eitelberg, Ohrenheilkunde, Wiener Allgemeine Poliklinik, Wien, Arzt, Neuburger Bibliothek

[1] Wiener Allgemeine Zeitung. 12.4.1887. S. 2.

[2] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 48. S. 1105.

[3] Neue Freie Presse. 9.4.1903. S. 18.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 7 (Beilage). Sp. 290.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 52. Sp. 2246.

[6] Dokumente der Frauen. 1.8.1899. S. 287-289.

[7] Die Zeit. 22.4.1906. S. 26.

Normdaten (Person) Eitelberg, Abraham Josef : BBL: 38742; GND:1255780061

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 38742 (31.03.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 03 31
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [158]: Josef Pollak – Professor für Ohrenheilkunde am Allgemeinen Krankenhaus in Wien

Josef Pollak – Professor für Ohrenheilkunde am Allgemeinen Krankenhaus in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Josef Pollak wurde am 30. März 1850 als Sohn von Bernhard Pollak und Julie, geborene Porges, in Baán in Ungarn geboren. Er war mit der in Wien geborenen Hermine (1869-1934), geborene Elias verheiratet. Pollak studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1873 mit seiner Promotion ab. Während des Studiums arbeitete er ab 1870 als Demonstrator am anatomischen Institut bei Prof. Joseph Hyrtl (1819-1894) und seit 1873 als Aspirant in den Abteilungen von Gustav Löbl (1816-1880) und Leopold von Dittl (1815-1898) sowie an der Augenklinik bei Prof. Eduard Jäger von Jaxtthal (1818-1884). 1875 wechselte er an die Klinik für Ohrenheilkunde zu Prof. Adam Politzer (1835-1920) und Prof. Josef Gruber (1827-1900), wo er zwischen 1876 und 1880 eine Assistentenstelle bekleidete. Daneben besaß Pollak eine private Arztpraxis. 1889 habilitierte er sich im Fach Otiatrie und bekam den Titel eines Privatdozenten für Ohrenheilkunde verliehen.[1] 1898 erfolgte seine Ernennung zum tit. Professor[2] und 1904 zum a.o. Professor.[3]

Mit Prof. Siegmund Exner (1849-1926) arbeitete er an dessen Institut für Physiologie zusammen, wo er 1903 unter dessen Leitung eine Untersuchung der Tonempfindungen und zur Theorie des Hörens unternahm,[4] und mit Exner gemeinsam die Studie „Beitrag zur Resonanztheorie der Tonempfindungen“ [Separata Bibliothek] in der Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane publizierte. Weitere seiner Studien sind „Die Beziehungen der Zähne zum Ohr“ [Separata Bibliothek] aus dem Jahr 1892, die im selben Jahr erschienene Arbeit „Zur Behandlung der subjectiven Gehörsempfindung“ [Separata Bibliothek], und die 1894 publizierte Studie „Beitrag zur Lehre vom otitischen Hirnabscess“ [Separata Bibliothek]. Weitere Publikationen von Josef Pollak befinden sich im Bestand der Neuburger Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, darunter Exemplare, die er im Selbstverlag publiziert hatte. Eine weitere bedeutende Arbeit publizierte er im Pflüger Archiv (Nr. 54. April 1893. S. 188-208) „Ueber den „galvanischen Schwindel“ bei Taubstummen und seine Beziehungen zur Function des Ohrenlabyrinthes“.

Neben seiner universitären Tätigkeit an der Medizinischen Fakultät in Wien wirkte er als Spezialarzt an der Wiener Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und in einer Bezirkskrankenkasse in Wien, sowie als Vertrauensarzt des Pensionsfonds des Journalisten- und Schriftstellervereines Concordia. 1883 übernahm er die Leitung der pneumatischen Heilanstalt für Bronchial-Asthma, Erkrankungen der Atmungsorgane und Ohrenkrankheiten im Sophien-Bad (Sophiensäle) in Wien.[5] Daneben engagierte er sich in der Bekämpfung des Armenwesens, darunter als Mitglied des Vorstandes der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde, wo er sich neben den ärztlichen Agenden dem Armenwesen widmete.[6]

Pollak, der neben seiner ärztlichen Tätigkeit seinem Interesse an der klassischen Philologie nachging und eine reiche numismatische Sammlung besaß, war in den literarischen und künstlerischen Kreisen Wiens um die Jahrhundertwende vernetzt und in zahlreichen sozialen wie bildungspolitischen Vereinen engagiert: als Theaterarzt am Volkstheater in Wien,[7] als Mitglied im erweiterten Ausschuss des außeruniversitären Frauenbildungsvereins „Athenäum“, der die Abhaltung wissenschaftlicher Lehrkurse für Frauen und Mädchen anbot,[8] unterstützend in der „Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler in Wien“ und im „Jüdischen Kolonisationsverein“,[9] sowie in dem 1901 gegründeten „Hilfsverein für die notleidende jüdische Bevölkerung in Galizien“, wo er auch im Vorstand einer Wiener Ortsgruppe aktiv war.[10]

Pollak war Mitglied der otologischen Gesellschaft in Wien und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Josef Pollak verstarb am 14. September 1916 in Wien.[11] Im Februar 1918 wurde eine nach ihm benannte und von ihm testamentarisch verfügte Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Mitglieder der Gesellschaft der Ärzte errichtet, die sich aus den Zinserträgen seines Nachlass finanzierte.

Quellen:

AUW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personaldatenblätter, Senat S 304.984, Pollak, Josef (30.03.1850-14.09.1916; Ohrenheilkunde).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-286a, Pollak Josef (Rigorosum 1873).

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 186-12, Pollak Josef (Promotion 20.11.1874).

Friedhofsdatenbank der Gemeinde Wien, Pollak Josef.

Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 39. 1916. Sp. 1504.

Literaturliste:

Exner, Sigmund und Josef Pollak: Beitrag zur Resonanztheorie der Tenempfindungen. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Leipzig: Barth 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pollak, Josef: Die Beziehungen der Zähne zum Ohre. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesammte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pollak, Josef: Zur Behandlung der subjectiven Gehörsempfindung. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesammte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pollak, Josef: Beitrag zur Lehre vom otitischen Hirnabscess. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien und Leipzig: Urban & Schwarzenberg 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pollak, Josef und Gustav Gaertner: Ueber die elektrische Erregbarkeit der Hörnerven. Experimentelle Studie von Dr. J. Pollak und Dr. G. Gärtner. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 6063]

Pollak, Josef: Ueber den Werth von Operationen, die den Schnitt des Paukenfells erheischen. Sonderdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. Wien: Verlag des Verfassers 1880.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14947]

Pollak, Josef: Ueber den „galvanischen Schwindel“ bei Taubstummen und seine Beziehungen zur Function des Ohrenlabyrinthes. (Aus dem physiologischen Institute der Wiener Universität). Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Thiere. Bonn: Verlag von Emil Strauss 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15774]

Pollak, Josef: Diagnostik und Therapie der acuten Mittelohrentzündung und der consecutiven Ostitis mastoidea acuta. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesammte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhandlung 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15775]

Pollak, Josef: Große Gummigeschwülste am Warzenfortsatze und in der Schläfenstirngegend, complicirt mit eitriger Mittelohrentzündung. – Heilung. Sonderdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. Wien: Im Selbstverlage des Verfassers 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15776]

Pollak, Josef: Ueber die Function des Musculus tensor tympani. (Aus dem Institute für allgem. und experim. Pathologie der Wiener Universität). Sonderdruck aus: Medizinische Jahrbücher. Wien: Alferd Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15777]

Bernhardt, Martin; Pollak, Josef und Gutstav Gaertner: Ueber die elektrische Erregbarkeit des Hörnerven. Bemerkungen zu den in der Wiener klinischen Wochenschrift, 1888, Nr. 31 bis 32 veröffentlichten Studie von Dr. J. Pollak und Dr. G. Gärtner. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15779]

Keywords:
Josef Pollak, Ohrenheilkunde, HNO, Arzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Medizingeschichte, Wien, Separata Bibliothek, Neuburger Bibliothek

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 16.8.1889. S. 4.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 34. 1899. Sp. 1328.

[3] Wiener klinische Rundschau. Nr. 41. 1904. S. 753.

[4] Wiener klinische Rundschau. Nr. 5. 1904. S. 80-81.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 26.8.1883. S. 6.

[6] Fremden-Blatt, 15.9.1916. S. 2. Neue Freie Presse. 15.9.1916. S. 11.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 14.9.1899. S. 5.

[8] Bericht des Vereins für Abhaltung von wissenschaftlichen Lehrkursen für Frauen und Mädchen ATHENÄUM in Wien. 1911. S. 34.

[9] Neue Freie Presse. 6.10.1906. S. 7.

[10] Die Neuzeit. 1.3.1901. S. 7; 18.4.1902. S. 9.

[11] Fremdenblatt. 15.9.1916. S. 2; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 39. 1916. Sp. 1504.

Normdaten (Person) Pollak, Josef BBL: 38356; GND: 1252643039

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 38429 (21.02.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 02 21
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [20]: Politzer, Adam: Die Beleuchtungsbilder des Trommelfells im gesunden und kranken Zustande. Klinische Beiträge zur Erkenntniss und Behandlung der Ohren-Krankheiten. Wien: Wilhelm Braumüller 1865.

Politzer, Adam: Die Beleuchtungsbilder des Trommelfells im gesunden und kranken Zustande. Klinische Beiträge zur Erkenntniss und Behandlung der Ohren-Krankheiten. Wien: Wilhelm Braumüller 1865.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3033]

http://search.obvsg.at/

pollitzer

Abbildung 1: Adam Politzer

Adam Politzer (*01.10.1835 Albertirsa/Ungarn, gest. 10.08.1920 Wien) gründete 1873 gemeinsam mit Josef Gruber (1827-1900) die weltweit erste Universitäts-Ohrenklinik in Wien. Er stammte aus einer Familie des Bildungsbürgertums – der Vater war Lehrer, der Großvater, ein angesehener Chirurg, war Leibarzt des Grafen Pallfy. Nach einem Jahr Medizinstudium (1854) in Budapest setze er dieses in Wien fort, wo Josef Hyrtl (1810-1894), Ernst Wilhelm von Brücke (1819-1892), Carl von Rokitanksy (1804-1878), Johann von Oppolzer (1808-1871) und Joseph Skoda (1805-1881) zu seinen Lehrern zählten. Politzer promovierte 1859 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1860 arbeitete er beim Physiologen Carl Ludwig (1816-1895) in der medizinisch-chirurgischen Militärakademie im Josephinum, wo er tierexperimentelle Reizungen des Nervus trigeminus und facialis durchführte, sowie den Einfluss der Luftdruckschwankungen im Mittelohr auf die Druckverhältnisse im Labyrinth studierte. Danach unternahm er eine Studienreise nach Würzburg zu Albert von Kölliker (1817-1905) und Heinrich Müller (1820-1864), wo er seine mikroskopischen Kenntnisse verfeinerte bzw. durch Manometeruntersuchungen im äußeren Gehörgang den Druckausgleich im Mittelohr beim Schluckakt nachweisen konnte. Nach einem Aufenthalt bei Hermann von Helmholtz (1821-1894) in Heidelberg ging er nach Paris zu Claude Bernard (1813-1878) und Rudolph Koenig (1832-1901). Politzers Untersuchungen über die Schwingungen der Gehörknöchelchen bei der Fortleitung des Schalles wurden von Bernard der Akademie der Wissenschaften in Paris präsentiert. Schließlich studierte er bei Joseph Tynbee (1815-1866) in London dessen große Sammlung von Schläfenbeinpräparaten, um so die grundsätzliche Bedeutung der pathologischen Anatomie und Histologie für die richtige Beurteilung von Ohrenkrankheiten kennen zu lernen.

Nach seiner Rückkehr nach Wien habilitierte sich Adam Politzer 1861 an der Medizinischen Fakultät im Fach Ohrenheilkunde und wurde zum ersten Dozenten in Österreich für dieses Spezialgebiet. Aus diesem Jahr stammt auch folgende Publikation:

Politzer, Adam: Beiträge zur Physiologie des Gehörorgans. In: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 1861. S. [427]-438.

http://search.obvsg.at

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14827]

Es ist dies die erste von insgesamt 103 wissenschaftlichen Publikationen aus der Feder von Adam Politzer. Die Zweigbibliothek

politzer

für Geschichte der Medizin besitzt einen Sonderdruck dieses Artikels

aus dem Nachlass von Politzer, der, neben einem Besitzstempels Politzers, mit einer persönlichen Widmung an seine spätere Ehefrau Julie Rosenfeld (1842-1928)“ versehen ist: „[…] liebenswürdigen/Fräulein Julie Rosenfeld/mit den Gefühlen der iṅigsten Liebe und/Verehrūng/Der Verfasser“.

1863 veröffentlichte er einen Aufsatz über das Verfahren der Lufteinblasung ins Mittelohr zur Behandlung der Schwerhörigkeit, das als Politzer-Verfahren bekannt wurde:

Politzer, Adam: Beiträge zur Ohrenheilkunde. Aus seine Cursen mitgetheilt. In: Allgemeine Wiener medizinisch Zeitung. (33) 1863.

http://search.obvsg.at/

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 16441]

Im Jahr 1865 publizierte er seine erste umfassende Monografie:

Politzer, Adam: Die Beleuchtungsbilder des Trommelfells im gesunden und kranken Zustande. Klinische Beiträge zur Erkenntniss und Behandlung der Ohren-Krankheiten. Wien: Wilhelm Braumüller 1865.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3033]

http://search.obvsg.at/

Es handelt sich hierbei um einen Atlas der Otoskopie: This atlas included 48 drawings made by Politzer himself. It was completed and reedited in 1896 with a slightly modified title: ,Atlas der Beleuchtungsbilder des Trommelfells im gesunden und kranken Zustande’ (Atlas of the membra tympani in health and disease). This work was based on a diagnostic approach and the examination of the tympanic membrane with its different normal and pathologic images described by means of its color, transparency, position, integrity, cicatrisation, and mobility. Because it was the first real atlas on otoscopy, and with its new approach, it very quickly became indispensable to the study of otology. […] For the first time, it was possible to learn in an colored atlas the different pathologic conditions of the tympanic membrane, which is the window of the middle ear. Never before had the diagnosis of otologic diseases been presented in such a way, which revolutionized the study of pathologic conditions of the tympanic membrane.”[1]

politzer3

Abbildung 3: Politzer: Die Beleuchtungsbilder des Trommelfells […]. Tafel II.

1864 gründete Politzer gemeinsam mit Anton Friedrich von Tröltsch politzer4(1829-1890) und Hermann Schwartze (1837-1910) das Archiv für Ohrenheilkunde – es war die erste deutsch- sprachige medizinische Fachzeitschrift für Otologie. 1871 wurde Politzer zum ao. Universitätsprofessor ernannt. 1873 wurde ihm gemeinsam mit Josef Gruber die Leitung der neugegründeten Universitäts-Ohrenklinik übertragen. 1878 konnte er erstmals die Ursache der Otosklerose (Mittelohrschwerhörigkeit) nachweisen. 1894 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt und seit dem Rücktritt Grubers 1897, führte er als Vorstand die Universitäts-Ohrenklinik alleine bis zu seiner Pensionierung 1907.

Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen weiter:

Politzer Adam: Lehrbuch der Ohrenheilkunde für practische Ärzte und Studirende. Stuttgart: Enke 1878-1882.

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/search.do?&vid=UMW&vl%28freeText0%29=AC03348333&fn=search&vl%28D48333145UI5%29=addsrcrid

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3042]

Dieses Werk war für Jahrzehnte ein Standardwerk und wurde bis 1908 fünfmal aufgelegt, sowie ins Englische, Französische und Spanische übersetzt. Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt die persönliche Ausgabe dieses Exemplars aus dem Nachlass von Adam Politzer, das einige Blätter mit eigenhändigen anatomischen Zeichnungen aus der Feder Politzers beigebunden hat.

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Abbildung 5: Politzer: Lehrbuch der Ohrenheilkunde […]. Titelblatt und anatomische Zeichnungen

Politzer, Adam: Geschichte der Ohrenheilkunde. Stuttgart: Enke 1907-1913.

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/search.do?&vid=UMW&vl%28freeText0%29=AC03650148&fn=search&vl%28D48333145UI5%29=addsrcrid

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: OT001/1-2]

Während seiner 46jährigen Lehrtätigkeit hat Adam Politzer die Otologie aus einer „sterilen, hoffnungslosen Disziplin“ zu einem akademischen Fach in Österreich gemacht. Er starb am 10. September 1920 in Wien. Adam Politzers Grab befindet auf dem Wiener Zentralfriedhof (israelit. Abt. Gr, 8/1/45).

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Abbildung 6: Exlibris von Adam Politzer

Quellen:

Mudry, Albert: The role of Adam Politzer (1835-1920) in the history of otology. In: The American journal of otology. (21) 2000. S. 753-763.

Majer, Eduard Herbert: Adam Politzer (1835-1920). In: Laryngologie, Rhinologie, Otologie. (57/8) 1978. S. 769-772.

Lederer, Francis L.: A tribute to Adam Politzer. In: Archives of otolaryngology. (74) 1961. S. 130-133.

Text: Harald Albrecht

[1] Mudry, Albert: The role of Adam Politzer (1835-1920) in the history of otology. In: The American journal of otology. (21) 2000. S. 754-755.

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