Archiv der Kategorie: Medizinhistorische Bestände der Ub MedUni Wien

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [12]: Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.obersteiner_m-hartl
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Heinrich Obersteiner Bibliothek, Sign.: HOB-A-00002]

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Abb. 1     Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Andreas Vesalius

Andreas Vesalus (*31.12.1514/01.01.1515 Brüssel, gest. 15.10.1564 Zakynthos) gilt als Begründer der modernen Anatomie. Er war der Sohn eines kaiserlichen Hofapothekers, dessen Familie schon seit Generationen medizinische Berufe ausübte. Bereits als Kind interessierte er sich für das Innere des Körpers und sezierte kleinere Tiere. Nach seinem Schulbesuch in Brüssel begann er seine universitäre Ausbildung 1530 in Löwen, wechselte von 1533 bis 1536 an die medizinische Fakultät von Paris und promovierte schließlich 1537 in Padua, wo er nahtlos eine Professorenstelle für Chirurgie erhielt. Später ging er nach Venedig, sezierte 1540 öffentlich in Bologna und wurde 1544 Leibarzt Kaiser Karl V. (1500-1558) und nach dessen Abdankung 1556 Leibarzt seines Sohnes Philipp II. von Spanien (1527-1598).

Vesalius wurde nach den anatomischen Lehren Galens (129-199) ausgebildet, was zu dieser Zeit allgemein üblich war. Galens Lehren – dieser hatte nie einen Hehl daraus gemacht lediglich Tiere seziert zu haben – wurden von Andreas Vesalius, als einem der ersten seiner Zeit, aufgrund seiner eigenen Erfahrungen in Zweifel gezogen. Er prangerte die unreflektierte Tradierung Galens durch seine Kollegen an und forderte eine neue Anatomie, die sich ausschließlich auf eigene Befunde und Beobachtungen durch Sektionen stützen sollte. Damit führte er morphologisches Denken in die Darstellung der Anatomie ein. Vesals Innovationsschub löste den größten Fortschritt in der Anatomie seit der Antike aus. Angesichts der Erregungen, die Vesals Sektionen auslösten, kam es sogar zu einer kaiserlichen Anfrage an die theologische Fakultät von Salamanca durch Karl V., ob ein katholischer Christ Leichen sezieren dürfe. Die Fakultät bescheinigte, dass die Zergliederung von Leichen für die Erlernung der Heilkunde unerlässlich und daher zulässig sei.

In den Jahren 1538-1542 entstand Vesalius‘ Hauptwerk: De Humani corporis fabrica Libri septem. Es handelt sich um ein prachtvolles Lehrbuch, das mit ca. 200, teilweise ganzseitigen, Illustrationen ausgestattet ist. Die hervorragenden Holzschnitte werden zum Teil Jan Stephan van Calcar (1499-1548), einem Schüler Tizians (1488-1576), zugeschrieben. Vesal zeichnet in diesem Werk, bezugnehmend aus Plinius (23-79), eine Abstammungslinie vom Affen zum Menschen. Vesals Fabrica erschien 1543 in Basel, wo er auch ein anatomisches Kolloquium abhielt und eine Leiche präparierte. Es handelt sich angeblich um Jakob Karrer von Gebweiler, einem Straftäter. Dieses „Vesalsche Skelett“ ist heute noch in der anatomischen Sammlung in Basel erhalten.

Kaiser Karl V würdigte Andreas Vesalius am 21. April 1556, wenige Monate nach dem Erscheinen der zweiten Auflage der Fabrica, mit der Erhebung in den Adelsstand. Er machte ihn zum Pfalzgrafen – Comes Palatinus. In der Urkunde dazu heißt es: „Die sieben Bücher über den Bau des menschlichen Körpers zeugen von einer solchen Gelehrsamkeit und anatomischen Kenntnis, von solch großer Begabung und solchen Fleiß, dass ihnen nichts Gleichwertiges an die Seite gestellt werden kann. Ohne Zweifel sind sie das bedeutendste Werk, das über die Anatomie geschrieben worden ist, und berühmt durch ihre Illustrationen. Alle Studenten der Medizin, alle gelehrten Professoren und die berühmten Ärzte schulden deshalb Vesal großen Dank!“[1] Die Urkunde befindet sich heute im Österreichischen Staatsarchiv.

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Abb. 2     Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Jan Stephan van Calcar

Jan Stephan von Calcar (*1499 Kleve, gest. 1548 Neapel) war ein Maler und Graphiker der Renaissance. Calcar hat wahrscheinlich ursprünglich in Dordrecht gelebt und gearbeitet bevor er in Venedig in die Schule Tizians eintrat. Seine Werke ähneln denen seines Meisters Tizians so sehr, dass sie oft kaum von diesen zu unterscheiden sind. Calcar lebte nach dem Weggang Tizians aus Venedig, als dieser Hofmaler Karls V. wurde, in Neapel. Es ist heute umstritten, welche und wie viele Illustrationen aus der Fabrica von Calcar stammen. Seine Beteiligung an diesem Werk scheint aber gesichert, er hatte auch schon bei früheren Publikationen Vesals mit diesem zusammen gearbeitet.

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Abb. 3     Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Vesals De Humani corporis fabrica Libri septem in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt drei Ausgaben der zweiten Auflage von Vesals De Humani corporis fabrica Libri septem aus dem Jahr 1555.

Ein Exemplar befindet sich in der Heinrich Obersteiner Bibliothek:

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Heinrich Obersteiner Bibliothek, Sign.: HOB-A-00002]

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Zwei Exemplare befinden sich in der Josephinischen Bibliothek:Joseph_MHartl
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB855/a,b]

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Die zweite Auflage ist ebenso wie die erste in Basel bei Johannes Oporinus (*25.01.1507 Basel, gest. 06.07.1568 Basel), einem Baseler Humanisten und Buchdrucker, erschienen. Sie zeichnet sich durch die besonders schönen Drucktypen des französischen Typografen, Stempelschneiders und Verlegers Claude Garamond (1490-1561) aus, dessen Entwürfe bis ins 17. Jahrhundert Maßstab für die Druckereien in Holland, Deutschland und Italien blieben.

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Abb. 4     Vesalius, Andreas: De Humani corporis fabrica Libri septem. Basel: Per Ioannem Oporinum 1555.

Quellen:

Putscher, Marlene: Ein Totentanz von Tizian. Die 17 großen Holzschnitte zur Fabrica Vesals (1538-1542). In: Metanoeite. Wandelt euch durch neues Denken. Festschrift für Professor Hans Schadewaldt zur Vollendung des 60. Lebensjahres. Düsseldorf: Triltsch 1983. S. 23-40.

Lindeboom, Gerrit A.: Andreas Vealius and his opus magnum. A biographical sketch and an introduction to the Fabrica. Nieuwendijk: de Forel 1975.

Petrucelli, R. Joseph: Giorgio Vasari’s attribution of the Vesalian illustrations to Jan Stephan of Calcar: a further examination. In: Bulletin of the history of medicine. (45) 1971. S. 29-37)

Weinberg, M. H.: Lebensbild. Andreas Vesalius 1514-1564. In: Münchner medizinische Wochenschrift. (106/40) 1964. S. 2007-2012.

Rath, Gernot: Andreas Vesal im Lichte neuer Forschungen. (= Beiträge zur Geschichte der Wissenschaft und der Technik, Bd. 6). Wiesbaden: Steiner 1963.

Mani, Nikolaus: Vesals erste Anatomie in Bologna 1540. Ruben Erikssons Veröffentlichungen eines Augenzeugenberichts. In: Gesnerus. (17) 1960. S. 42-52.

Proper, Robert: Jan Stephan van Calcar: a little known self-portrait. In: Bulletin of the history of medicine. (32) 1959. S. 466-469.

Text: Harald Albrecht

[1] Rath, Gernot: Andreas Vesal im Lichte neuer Forschungen. (= Beiträge zur Geschichte der Wissenschaft und der Technik, Bd. 6). Wiesbaden: Steiner 1963. S. 6.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [11]: Ludwig Braun und der erste wissenschaftliche Dokumentarfilm aus dem Jahr 1896: „Über Herzbewegung und Herzstoss“, Jena 1898. Ein Buch schreibt Filmgeschichte.

Ludwig Braun und der erste wissenschaftliche Dokumentarfilm aus dem Jahr 1896: „Über Herzbewegung und Herzstoss“, Jena 1898. Ein Buch schreibt Filmgeschichte.

Text: Dr. Walter Mentzel

Im Jahr 1898 erschien vom österreichischen Mediziner Ludwig Braun im Verlag Gustav Fischer in Jena das Buch „Über Herzbewegung und Herzstoss“, das als Habilitationsschrift an der Medizinischen Fakultät eingereicht und approbiert worden ist. Dieses Buch erzählt aber auch die Geschichte eines Durchbruchs in der medizinisch-wissenschaftlichen Forschung und Lehre durch eine neue technische Entwicklung: die des wissenschaftlichen Dokumentarfilms. Das Buch befindet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Ludwig Braun wurde am 12. August 1867 als Sohn von Hermann Braun und Dorothea (1832-1924), geborene Schrötter, in Ungarisch-Ostrau (Uherský Ostroh, heute: Tschechien) geboren. 1885 begann er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 21. März 1891 mit seiner Promotion abschloss. Unmittelbar danach trat er als Aspirant in den Dienst des Allgemeinen Krankenhauses in Wien ein. Seine weitere berufliche Laufbahn führte ihn als Sekundararzt und als Abteilungsarzt 1895 an die III. medizinische Abteilung, wo er bis 1897 tätig war. 1900 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin, nachdem er bereits nach der Einreichung seiner Habilitationsschrift zum Privatdozenten ernannt worden war.

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Ludwig Braun. Aus: Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte. Mai 1936.

Seine Forschungsarbeit im Rahmen seiner Habilitation führte ihn auf das Feld der Herzchirurgie. Spätestens seit 1894 beschäftigte er sich konkret mit dem Mechanismus der Herzbewegungen. Dazu angeregt wurde Ludwig Braun durch einen von ihm über mehrere Tage beobachten Krankenfall im Mai des Jahres 1894 im Allgemeinen Krankenhaus, bei dem er bei einem durch eine Schussverletzung laborierenden Patienten die Bewegung des Herzens „auf das genaueste Verfolgen konnte“[1]. Indessen Folge war er auf der Suche nach einer Methode die Bewegungsabläufe und Zwischenformen der Abläufe des Herzens exakt darzustellen. Diese Suche brachte ihn an das Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie zu Salomon Stricker (1834-1898), der das Institut seit 1868 leitete und neu eingerichtet hatte. Dieses Institut gehörte zu den technisch innovativsten Forschungseinrichtungen seiner Zeit. Die Suche und Entwicklung von Formen und Methoden zur Visualisierung des Experimentalunterrichtes und deren Einsatz in Lehre und Forschung besaß seit den 1880er Jahren bei Stricker einen exponierten Stellenwert. Hier wurden schon seit 1881 an Projektionsmethoden- und Apparaturen zur Verbesserung der Forschung und vor allem des anschaulichen Lehrunterrichts experimentiert. Hier führte Stricker erstmals das „methodische Schulexperiment“ als medizinisches Unterrichtsfach an der Fakultät ein. Salomon Stricker begleitete nicht nur die Habilitationsarbeit von Braun, sondern hier am Institut wurden im Herbst 1896 die entscheidenden Experimente, die letztlich zum ersten wissenschaftlichen Dokumentarfilm führten, durchgeführt.

Am Beginn seiner Arbeit bewegte sich Braun noch in den traditionellen Methoden der Darstellung von Bewegungsabläufen, wie sie in der Mitte der 1890er Jahre in der Medizin verfügbar waren. Dazu zählte vor allem die Fotografie, als Mittel Bewegungsabläufe mit Hilfe der sogenannten Serienfotografie nachzustellen, bzw. die Stroboskopie. Noch an seinem am 21. Oktober 1896 gehaltenen Vortrag zu seinen Forschungen im Wiener Medizinischen Klub unter dem Titel „Der Ausdruck der Herzbewegungen an der Thoraxwand“ erwähnte Braun sein wenige Tage später unternommenes Experiment einer erstmaligen filmischen Aufnahme eines pulsierenden Herzens mit keinem Wort. Diese erste Darstellung seines Forschungsgebietes erfolgte von ihm im November und Dezember 1896 und wurde in zwei Teilen in der Wiener medizinischen Wochenschrift (Nr. 49, 28.11.1896, S. 2121-2125, Nr. 50, 5.12.1896, S. 2177-2183) abgedruckt.

Sein Experiment, einen narkotisierten Hund am offenen Herzen zu filmen, erfolgte am 19./20. November 1896 mit einem von der Firma Lechner konstruierten „Kinematographen“ am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie. Die in Wien ansässige Firma Lechner, die sich im Besitz von Wilhelm Müller befand, der noch als Buchhändler und Verlegertätig tätig war, zählte zu dieser Zeit zur angesehensten und technisch innovativsten Firma und war auf dem Gebiet der Herstellung hochwertiger Fotoapparate und Fotoartikel spezialisiert. Wilhelm Müller konstruierte 1896 einen Apparat zur Herstellung von Filmen, bzw. zu deren Projektion, den er erstmals im Juli 1896 in Wien einem kleinen Kreis von Fotografen zur Vorführung von Filmen (Straßenszenen) vorstellte. Diese neue technische Entwicklung, ging auf die als Erfinder des modernen Films geltenden Brüdern August und Louis Lumiére zurück, die im März 1895 erstmals in Lyon einen „Kinematographen“ konstruierten, der sowohl als Kamera als auch als Projektor konzipiert worden war, und nunmehr von der Firma Lechner in einer modifizierten Version gebaut wurde.

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Filmstreifen aus der Habilitationsschrift: Über Herzbewegung und Herzstoss. Die Aufnahmen enthielten zirka 25-30 Bilder pro Sekunde. (Wiener Zeitung, 25.11.1896, S. 9).

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Filmstreifen aus der Habilitationsschrift: Über Herzbewegung und Herzstoss.

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Grafische Darstellung des von der Firma Lechner 1896 hergestellten Filmapparates. Aus: Über Herzbewegung und Herzstoss.

Bereits am 11. Dezember 1896, wenige Wochen nach seinem Vortrag vor dem Wiener Medizinischen Klub, präsentierte Braun in einer Sitzung der Gesellschaft der Ärzte erstmals seine neue Methode der Visualisierung der Herzbewegungen. Dieser Bericht über sein gemeinsam mit der Firma Lechner gelungenes Experiment im November 1896 veröffentlichte er wenige Tage später, am 17. Dezember 1896 (Nr. 51, S. 1206-1207) in der Wiener klinischen Wochenschrift und am 19. Dezember 1896 in der Wiener medizinischen Wochenschrift (Nr. 52, S. 2291). Der Titel seines Vortrages – „Zur Methodik der graphischen Darstellung der Herzbewegung“ – weist bereits auf den von ihm beigemessenen Stellenwert dieser Methode und auf der von ihm gesuchten Darstellungsform des Bewegungsablaufes und des Studiums des Herzens hin: des ersten wissenschaftlichen Films, den Braun noch als „lebende Photographie“ bezeichnete.

Im Jänner 1897 kam es zu ersten öffentlichen Vorstellung des Films und zu einer ersten öffentlichen Thematisierung dieses Erfolges für dessen weitere Bedeutung in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre.[2] Ein Jahr später, im September 1897, stellte Braun seine Arbeit im Rahmen der 69. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zum Thema „Die wissenschaftliche Photographie und ihre Anwendung auf den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaften und Medizin“ in Braunschweig vor. Diesen Vortrag veröffentlichte Braun unter dem Titel „Die Anwendung der Kinematographie für das Studium und die objektive Darstellung der Herzbewegung“ im Oktober 1897 in der Wiener medizinische Wochenschrift (Nr. 44, 30.10.1897, S. 2025-2028).

Noch im selben Jahr 1897 wurde am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie als Folge der Studie von Braun die „Kinemathographie“ als Unterrichtsmethode und damit erstmalig der Film als Lehrmittel an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien eingeführt. Während dieser Zeit erfolgten am Institut weitere Filmaufnahmen, die heute nicht mehr erhalten sind.

Braun erkannte aber auch bereits den über die Forschung hinausgehenden Wert, der sich mit der Möglichkeit mit der künftigen Produktion von wissenschaftlichen Filmen im medizinischen Unterricht an Universitäten aber auch – und hier erwies er sich als Vordenker – zur Popularisierung der wissenschaftlichen Forschung eröffnete: Wissenschaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der Film gilt heute als Verschollen. Verschollen, wie zahlreiche Filme aus der Zeit der „Zweiten Medizinischen Schule“, die einer jahrzehntelang unnachgiebig praktizierten und von Unbedarftheit getriebenen Räumungs-, Auslagerungs- und Entsorgungswut unwiederbringlich zum Opfer gefallen sind. Heute sind nur mehr die an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin überlieferten Schriften von Ludwig Braun, und vor allem seine Habilitationsschrift, Zeugen jener Tage und damit die einzig erhalten wahren „Denkmäler“.

Medizinische Laufbahn und Lehrtätigkeit

Im Jahre 1910 erfolgte die Ernennung von Ludwig Braun zum a.o. Professor. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Medizinischen Fakultät arbeitete er Chefarzt der Krankenkasse „Einigkeit“ sowie seit 1910 als Primararzt und – neben Robert Breuer (1869-1936) – als Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung im Spital der „Israelitischen Kultusgemeinde, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1936 tätig war. Darüber hinaus war er Mitglied der „k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien“, der „Gesellschaft für innere Medizin“, der „Morphologisch-physiologischen Gesellschaft in Wien“ und des „Vereins für Psychiatrie und Neurologie in Wien“.

Sein weiterer Karriereweg als Wissenschafter verlief brüchig. Während des Ersten Weltkrieges musste er sich in einem gegen ihn angestrengten Prozess vor dem Senat des Heeresdivisionsgerichtes wegen des „Verbrechens des Missbrauches der Amts- und Dienstgewalt durch Geschenkannahmen in Amtssachen“ und wegen Vergehens des Wehrgesetzes verantworten. Er wurde beschuldigt als Konstatierungsarzt des Garnisonsspitals Nr. 2 niedrige Tauglichkeitsbescheinigungen erstellt bzw. die Entziehung der Wehrplicht ermöglicht zu haben. Er verbrachte drei Monate in Untersuchungshaft. Der Prozess begann im August 1917 und endete im September 1917 mit einem Freispruch in allen Anklagepunkten. Nichts desto trotz war der Prozess von öffentlichen Anschuldigungen begleitet und Ludwig Braun von einer durch öffentliche Stigmatisierung verursachten Rufschädigung betroffen. Die Folgewirkung dieser Kampagne ereilte Braun aber erst Jahre später. Nach seinem Freispruch stellte Braun im Oktober 1917 den Antrag an die Medizinische Fakultät eine Disziplinaruntersuchung über sein Verhalten in dieser Angelegenheit vorzunehmen, um damit endgültig seine Rehabilitation wieder zu erreichen. Die Kommission des akademischen Senats kam erst im Juni 1920 zu einem Ergebnis, konstatierte eine „Verletzung der Standespflicht“ und entzog Ludwig Braun die Lehrberechtigung, womit er von einer weiteren universitären Laufbahn abgeschnitten wurde. Braun dürfte hier den antisemitisch motivierten Säuberungsbestrebungen zum Opfer gefallen sein, die seit den frühen 1920er Jahren an der Wiener Universität auf der Ebene der Personalpolitik praktiziert wurde. Während seiner Tätigkeit im Garnisonsspital Nr. 2 publizierte er gemeinsam mit Gustav Alexander (1873-1932) „Über neurotischen Labyrinthschwindel“. Diese Arbeit erschien in der Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie und befindet sich heute in der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Braun arbeitete in den folgenden Jahren weiter auf dem Gebiet der Herzpathologie, publizierte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu Herzerkrankungen, darunter das 1903 veröffentlichte Lehrbuch „Therapie der Herzkrankheiten“, das 1913 nochmals unter dem Titel „Diagnose und Therapie der Herzkrankheiten“aufgelegt wurde.

Einem breiteren Publikum bekannt machten ihn die Publikationen zweier weiterer Monografien: die 1920 in Wien erschienene Arbeit „Herz und Psyche“ und die 1932 veröffentlichte Studie „Herz und Angst. Eine ärztliche psychologische Studie“. 1928 hielt er noch einen Vortrag im Akademischen Verein für medizinische Psychologie zum Thema „Die Psyche der Herzkrankheiten“ und 1929 ebenfalls vor dem Verein einen Vortrag über „Die ärztliche Anamnese“. Beide Vorträge wurden von ihm publiziert und befinden sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Darüber hinaus war Braun in der Tuberkulosebekämpfung aktiv. Seine Vortragstätigkeit an der Fakultät blieb jedoch nur mehr auf der Ebene von Fortbildungskursen beschränkt.

Präsident der „Vereinigung jüdischer Ärzte“

Von 1926 an bis zu seinem Tod im Jahr 1936 war er Präsident der „Vereinigung jüdischer Ärzte“, über deren und seine Tätigkeit die Zeitschrift „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ Auskunft gibt.

Seit spätestens Ende der 1920er Jahre näherte sich Braun dem Feld der Euthanasie an, wobei er sich auf den deutschen Rechtswissenschaftler und Strafrechtsexperten Karl Binding (1841-1920) berief, der mit seinen Publikationen die spätere NS-Euthanasie legitimierte. Braun sprach sich für die Tötung unrettbarer Kranker und Verwundeter sowie unheilbar „Verblödeter“ aus, worüber er unter dem Titel „Euthanasie“ vor dem Akademischen Verein für medizinische Psychologie 1929 einen Vortrag hielt, den er in zwei Teilen in der Wiener medizinischen Wochenschrift abdruckte. (Nr. 6. 02.02.1929. S. 171-173 und Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 7. 09.02.1929. S. 208-214). Der Titel findet sich auch in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Ludwig Braun verstarb am 8. Mai 1936. Einen seiner Nachrufe verfasste sein langjähriger Freund aus Studienzeiten, Siegmund Freud, für das „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ (Nr. 29. 1936, S. 6). Seine Ehefrau Gabrielle Ella Braun (*22.2.1877 Wien), geborene Pollak, die seit 1900 mit Ludwig verehelicht war, wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt und aus ihrer Wohnung nach Wien II., Böcklinstraße 35 – eine sogenannte Sammelunterkunft für Juden – deportiert. Sie verstarb am 28. Juli 1942 im Spital der Israelitischen Kultusgemeinde, einen Tag vor ihrer festgesetzten Deportation in das KZ Theresienstadt.

Literatur und Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0229, Braun Ludwig (Nationalien Datum 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-32a, Braun Ludwig (Rigorosum Datum 1888).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 187-133, Braun Ludwig (Promotion Datum 21.3.1891).

UAW, Med. Fak. Senat, S 792, Personalblatt Ludwig Braun.

UAW, Med. Dekanat, Zl. 1.621/1920 Disziplinarkommission gegen Ludwig Braun.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Braun Gabriele (*22.7.1877).

Stricker, Salomon: 30 Jahre experimentelle Pathologie. Herrn Prof. Dr. S. Stricker zur Feier seines 25jährigen Jubiläums als ordentlicher Professor der allgemeinen und experimentellen Pathologie und zur Erinnerung an den 30jährigen Bestand des Institutes für experimentelle Pathologie in Wien gewidmet von Freunden und Schülern. Leipzig u. Wien: Deuticke 1898.

Literaturliste:

Braun, Ludwig: Zur Methodik der graphischen Darstellung der Herzbewegung. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25276]

Braun, Ludwig: Über Herzbewegung und Herzstoss. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 10431]

Braun, Ludwig: Therapie der Herzkrankheiten. Berlin und Wien: Urban & Schwarzenberg 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 3970]

Braun, Ludwig: Über Pulsdruckmessung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25277]

Biedl, Arthur und Ludwig Braun: Zur Pathogenese der experimentellen Arteriosklerose. Demonstration in der Sitzung der k.k. Gesellschaft der Aerzte am 14. Mai 1909. Aus dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie der Wiener Universität (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. R. Paltauf.) Sonderduck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25261]

Braun, Ludwig: Diagnose und Therapie der Herzkrankheiten. 2., vollst. umgearb. Aufl. Wien: Urban & Schwarzenberg 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign. GÄ-17678]

Alexander, Gustav und Ludwig Braun: Über neurotischen Labyrinthschwindel. Aus dem k.u.k. Garnisonspital Nr. 2 in Wien (Spitalskommandant: Oberstabsarztbl. Kl. Dr. Bruno Drastich). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryongo-Rhinologie. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Braun, Ludwig: Angst und Eurhythmie, zwei Grundlagen der Herzpsychologie. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 13048]

Braun, Ludwig: Ueber Angina pectoris. (Eine historisch-kritische Betrachtung) Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 5521]

Braun, Ludwig: Die Psyche des Herzkranken. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-24]

Braun, Ludwig: Euthanasie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-12]

Braun, Ludwig: Die ärztliche Anamnese. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-11]

Braun, Ludwig: Herz und Angst. Eine ärztlich psychologische Studie. Wien: Franz Deuticke 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-2108]

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign. GÄ-22218]

Keywords:

Ludwig Braun, Medizinischer Film, Wissenschaftlicher Film, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 50. 5.12.1896. S. 2177.

[2] Neue Freie Presse. 26.1.1897. S. 5

Normdaten (Person) Braun, Ludwig: BBL: 27019GND: 133507831;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [10]: Hebra, Ferdinand von: Atlas der Hautkrankheiten. Hrsg. durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien: Braumüller 1856 – 1876.

Hebra, Ferdinand von: Atlas der Hautkrankheiten. Hrsg. durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien: Braumüller 1856-1876.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Wolf Bibliothek, Sign.: WOB-A-15]
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Abb. 1     Hebra, Ferdinand von: Atlas der Hautkrankheiten. Hrsg. durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien: Braumüller 1856-1876. Tafel 2 – Lupus vulgaris hypertrophicus (Lithografierter Farbendruck von Anton Elfinger)

Ferdinand von Hebra – Atlas der Hautkrankheiten

„Ferdinand Karl Franz von Hebra schuf um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien die Dermatologie als neue Spezialdisziplin und machte Wien dadurch zum weltweiten Mittelpunkt dermatologischer Forschung und Lehre.“[1] Ferdinand von Hebra (*07.09.1816 Brünn, gest. 05.08.1880 Wien) studierte an der Universität Wien Medizin, wo er 1841 promovierte. Er wurde noch im gleichen Jahr Aspirant und ab 1843 Sekundararzt an der Abteilung für Brustkrankheiten unter Joseph von Škoda (*10.12.1805 Pilsen, gest. 13.06.1881 Wien) im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Škodas Abteilung war das sogenannte Ausschlagzimmer angeschlossen, wo Patienten mit diversen Hautkrankheiten betreut wurden. – Nach der damaligen Auffassung galten Hautkrankheiten als eine nach außen gedrungene Form der Fehlmischung der Körpersäfte und dadurch als eine innere Erkrankung. Der sichtbare Ausschlag sollte nicht in den Körper zurückgetrieben werden. – Zu dieser Zeit gab es auch noch keine einheitliche Systematik der Hautkrankheiten. Diese sollte erst durch Hebra geschafften werden. Ferdinand von Hebra versuchte als erster die Hautkrankheiten nach den pathologisch-anatomischen Kategorien von Carl von Rokitansky (*19.02.1804 Königgrätz, gest. 23.07.1878 Wien) zu gliedern. Seine Einteilung in 12 Klassen blieb über das 19. Jahrhundert hinaus Grundlage der Dermatologie. Durch seine Arbeit über Krätze konnte er 1844 den Beweis über die grundsätzliche Heilbarkeit von Hautkrankheiten erbringen. Er machte die Haut dadurch zu einem eigenen Organ mit spezifischen Krankheiten. Nach seiner Habilitierung 1844 bekam er 1845 eine eigens für ihn geschaffenen Abteilung für Hautkrankheiten im Allgemeinen Krankenhaus. 1848 wurde er Primarius und 1849 zum außerordentlichen Professor und Vorstand der ersten selbständigen Universitätshautklinik im deutschsprachigen Raum. Hebra gelang es eine Reihe neuer Krankheitsbilder abzugrenzen. Dazu gehörten unter anderem die Erstbeschreibungen des Lupus erythematodes, des Erythema exsudativum multiforme, des Lichen scrophulosum, des Lichen ruber, des Ekzema marginatum, des Rhinoskleroms und der Impertigo herpetiformis. Zwischen 1856 und 1876 entstand sein bedeutender Atlas der Hautkrankheiten. Dieses für den Unterricht für Studenten und Ärzte konzipierte Monumentalwerk nimmt mit seinen 104 Abbildungen unter anderem deswegen einen besonderen Stellewert ein, da die Zeichnungen dazu von den als hervorragende Illustratoren tätigen Ärzten Anton Elfinger und Carl Heizmann (*02.10.1836 Vinkovci/heute Kroatien, gest. 06.12.1896 Rom) stammen. Ebenso bedeutend ist sein zwischen 1872 und 1876 erschienenes zweibändiges Lehrbuch der Hautkrankheiten, an dessen zweitem Band sein Schüler, Nachfolger und Schwiegersohn Moriz Kaposi (*23.10.1837 Kaposvàr/Ungarn, gest. 06.03.1902 Wien) schon erheblichen Anteil hatte. In seinem späten Schaffen beschäftigte sich Ferdinand von Hebra besonders mit der Behandlung von schweren Verbrennungen der Haut durch Hydrotherapie. Dafür richtete er 1877 in seiner Klinik ein eigenes Zimmer – das sogenannte Wasserbettzimmer – mit 27 Liegestellen ein.

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Abb. 2     Hebra, Ferdinand von: Atlas der Hautkrankheiten. Hrsg. durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien: Braumüller 1856-1876. Tafel 8 – Lupus erythematodus (Lithografierter Farbendruck von Anton Elfinger)

Anton Elfinger – Kolorierte Bleistiftzeichnungen

„Hebra war sich bewusst, dass die Dermatologie ein Fach ist, welches durch das Portraitieren von klinischen Befunden von Patienten vermittelt werden sollte. Deshalb war er entschlossen eine ansehnliche Sammlung von Aquarellgemälden verschiedener Hauterkrankungen zu errichten. In dieser Hinsicht sollten die Abbildungen so natürlich ausfallen wie möglich, und er beabsichtigte, mit ihnen die Patienten als Gegenstand der Vorlesung zu ersetzen […]“[2] Aus diesem Grund beschäftigte Ferdinand von Hebra mehrere Ärzte-Maler zur Illustration seiner Fälle. Darunter waren Karl von Rzehaczek (*01.09.1816 Wien, gest. 25.12.1897 Graz), Carl Heizmann, Julius Heizmann (*22.12.1847 Budapest, gest. 1922 Wien) und Anton Elfinger (*15.01.1822 Wien, gest. 19.01.1864 Wien).

Anton Elfinger wurde bereits im Alter von 15 Jahren Student an der Akademie der Feinen Künste in Wien, wo er über zwei Jahre von Leopold Kuppelwieser (*17.10.1796 Markt Piestling, gest. 17.11.1862 Wien) ausgebildet wurde. Seine Mutter überzeugte ihn jedoch zum Studium der Medizin an der Universität Wien, das er im Jahr 1839 begann und mit dem Examen 1845 erfolgreich abschloss. Danach wurde er bald Assistenzarzt und Maler in Hebras Abteilung für Hautkrankheiten im Allgemeinen Krankenhaus. Hebra war besonders von der Genauigkeit der Beobachtung, die den Reiz von Elfingers Aquarellen ausmachten, beeindruckt. Anton Elfinger war nicht nur ein begabter medizinischer Illustrator und Moulageur, sondern war auch als Zeichner von Tarockkarten und den im Biedermeier sehr beliebten Rebusbildern (Bilderrätsel) tätig. Unter seinem Pseudonym Cajetan betätigte er sich als Karikaturist in der Wiener Theaterzeitung. Mit dem Scheitern der Revolution von 1848 endete jedoch seine Karriere als politischer Karikaturist und er widmete sich ausschließlich medizinisch-wissenschaftlichen Produktionen. Hebra hatte jedoch zusehends Schwierigkeiten Gelder für die Tätigkeiten Elfingers bereit zu stellen. Anton Elfinger verstarb verarmt im Alter von 43 Jahren.

In den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin findet sich eine Mappe mit 80 originalen kolorierten Bleistiftzeichnungen von Anton Elfinger, Karl von Rzehaczek und anderen. Darunter ist eine sehr frühe Lupus erythematodes-Darstellung von Anton Elfinger vom 10.06.1843:

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Abb. 3     Hebra, Ferdinand von: Abbildungen von Hautkrankheiten. [Kolorierte Originalzeichnungen von Rzehaczek, Anton Elfinger (u.a.) sowie einige Farbdrucktafeln und eine schwarz-weiße Photographie.] 80 Tafeln (ohne Text). o.O., o.J.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: I43518]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8582646&pos=3&phys=

Quellen:

Scholz, Albert; Holubar, Karl und Günter Burg. Geschichte der deutschsprachigen Dermatologie. (= History of German language dermatology.) [Weinheim]: Wiley-Blackwell 2009.

Fatović-Ferenčić, Stella: Anton Elfinger (1821-1862) [sic.; gest. 1864]. In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christoph Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 256-259.

Schmidt-Wyklicky, Gabriela: Ferdinand Karl Franz Ritter von Hebra (1816-1880). In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christoph Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 417-432.

Holubar, Karl; Fatović-Ferenčić, Stella und Gerd Pelwig: Looking at eyes and faces. Ophthalmologic water-colours drawn largely by physician-artists. Vienna late 18th and 19th centuries. Wien: Austrian Academy of Sciences Press: 2006.

Crissey, John Thorne; Parish, Lawrence Charles und Karl Holubar: Historical atlas of dermatology and dermatologists. Boca Raton, London u.a.: Parthenon Publishing Group 2002.

Spath, Franz: Rzehaczek, Karl von (1816-1897). In: Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950. IX. Band, Rázus Martin – Savić Žarko. Hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1988. S. 353-354.

Poch-Kalous, Margarete: Cajetan. Das Leben des Wiener Mediziners und Karikaturisten Dr. Anton Elfinger. Wien: Wiener Bibliophilen-Gesellschaft 1966.

Text: Harald Albrecht

[1] Schmidt-Wyklicky, Gabriela: Ferdinand Karl Franz Ritter von Hebra (1816-1880). In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christoph Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 417.

[2] Fatović-Ferenčić, Stella: Anton Elfinger (1821-1862) [sic.; gest. 1864]. In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christoph Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 256.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [9]: Die Entwicklung der Gastrofotografie in Wien in den 1920er Jahren: Die Mediziner Josef (Leopold) Heilpern, Otto Porges und der Fotograf Franz Gerhard Back.

Die Entwicklung der Gastrofotografie in Wien in den 1920er Jahren: Die Mediziner Josef (Leopold) Heilpern, Otto Porges und der Fotograf Franz Gerhard Back. – Atlas der Gastrophotographie

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22582]

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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+porges+atlas&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

In den 1920er und 1930er Jahren forschten Wiener Mediziner an der Medizinischen Fakultät Wien an Methoden zur Diagnose für Magenerkrankungen, wofür bislang das Verfahren der Gastroskopie üblich war. Federführend bei der Suche nach neuen Methoden waren seit 1926 die beiden Mediziner Josef Heilpern (*1899) und Otto Porges (1.4.1879-19.11.1967), unter dem Chefarzt Helmuth Husserl. Dabei entwickelten sie gemeinsam mit dem Fotografen und Fototechniker Franz Gerhard Back (25.8.1902-6.7.1983), der wesentlich für die Herstellung und Umsetzung der technischen Apparaturen verantwortlich war, bis 1928 an der II. Medizinischen Abteilung das Verfahren der Gastrofotografie zur Fotografie der Mageninnenwände, womit erstmals eine Ansicht des Mageninneren an einem lebenden Menschen gelang. 1931 wurden diese technischen Apparaturen von Franz Gerhard Back und Josef Heilpern patentiert.

Die Ergebnisse und Tradierungen dieser Forschungsleistungen und Entwicklungen, aber auch Hinweise zu den Biografien der damit involvierten Personen, finden sich heute in den Teilbeständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Und zwar in der Separata Bibliothek, der Neuburger Bibliothek und Gesellschaft der Ärzte Bibliothek.

Diese technisch neu entwickelte Diagnose, die erstmals in Wien angewandt wurde, fand zunächst 1930 ihren schriftlichen Niederschlag. Husserl, Helmuth: Gastrophotographie. In: Wiener Medizinische Wochenschrift. (80/23) 1930. S. 764-765.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1930&page=711&size=45

bzw. ebenfalls 1930 als Separatabdruck der Wiener Medizinischen Wochenschrift [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 23389]

https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=23389&find_code=WRD&local_base=&x=0&y=0

Danach erschien 1932 als Sonderdruck des Handbuches der biologischen Arbeitsmethoden, Abt. 4, Teil 6/2 von Josef Heilpern und Otto Porges der Aufsatz „Über Technik und Methodik der Gastrophotographie“, die anhand des Stempels Josef Heilpern auch als Unternehmer für „Erzeugung Gastro-Photographischer-Apparaten, Wien IX., Spitalgasse 27“ ausweist.

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Abb. 1. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Gesellschaft der Ärzte Bibliothek]
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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+%C3%BCber+technik&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

Hier finden sich auch die folgenden beiden Fotografien und Beschreibungen der vom Fotografen und Fototechniker Franz Gerhard Back hergestellten Apparaturen:

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Abb. 2.

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Abb. 3.

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Abb.4. Husserl, Helmuth: Gastrophotographie. Separatabdruck aus der Wiener Medizinischen Wochenschrift. (80/23) 1930. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 23389]

1936 erschien schließlich von Heilpern und Porges sowie Heiko Hofmann der „Atlas der Gastrophotographie“. Das Buch befindet sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22582
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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+porges+atlas&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

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Abb. 5.

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Abb. 6. Widmung von Joseph Heilpern, 17.11.1954.

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Abb. 7.

Otto Porges (*1.4.1879 Brandeis/Böhmen, gest. 19.11.1967 Chicago/Illinois/USA) studierte Medizin an den Universitäten Straßburg und Prag, wo er 1903 promovierte. Seine klinische und theoretische Ausbildung erhielt er an den Medizinischen Fakultäten in Berlin und Wien. 1907 arbeitete er am Koch-Institut in Berlin. Ab 1908 war er Assistent an der I. medizinischen Klinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien bei Carl von Noorden (1858-1944), wo er sich 1911 im Fach Innere Medizin habilitierte. 1934 wurde er zum Vorstand der Internen Medizin am Kinderspital in Wien ernannt. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft für Innere Medizin in Wien.

Porges war 1938 aufgrund der NS-„Rassengesetzgebung“ der NS-Verfolgung ausgesetzt und flüchtete in die USA, wo er sich in Chicago niederließ und an der Loyola University und danach an der Northwestern University arbeitete.

Mehr dazu auf dem Weblog der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien: „Vertrieben 1938“: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=685

Franz Gerhard Back (später Frank Gerard) Ing. Dr. (*25.8.1902 Wien, gest. 6.7.1983 San Diego/Kalifornien/USA) studierte und promovierte an der Technische Hochschule in Wien und besuchte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Er war Fototechniker und entwickelte gemeinsam mit Otto Porges und Josef Heilpern an der II. Medizinischen Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität Wien eine Apparatur zur Fotografie der Mageninnenwände.

Back war nach dem „Anschluss“ 1938 aufgrund der NS-„Rassengesetzgebung“ der NS-Verfolgung ausgesetzt und flüchtete 1938 nach Paris und im August 1939 nach New York/USA, wo er von 1939 bis 1942 am Gastro-Photographic Labor arbeitete und das Design für eine Zoomlinse entwickelte. Er war Mitglied der „Royal Photographic Society“.

Literatur zu Otto Porges:

Sternberg, Otto: In memoriam Otto Porges. In: Pirquet Bulletin of Clinical Medicine. (15/2) 1968. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31494/15,2]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8649264&pos=0&phys=

Zu seiner Tätigkeit als Mediziner während des Ersten Weltkrieges vgl. Wichtl, Otto: Alphabetisch gereihte Biographien aller aufgefundenen, während des Ersten Weltkrieges für das Militär bzw. Rote Kreuz röntgenologisch tätigen Ärzte, Mediziner und Zivilpersonen samt einschlägigen Beilagen. Wien 1994. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: I64.869/4]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8663423&pos=0&phys=

Text: Walter Mentzel

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [8]: Gabuccini, Girolamo: De Comitiali Morbo Libri III. Venedig: Aldvs 1561.

Gabuccini, Girolamo: De Comitiali Morbo Libri III. Venedig: Aldvs 1561.

Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign.: HOB-C-05317

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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=comitiali+morbo&find_code=WRD&local_base=&x=0&y=0

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Abb. 1 Titelblatt/Sign.: HOB-C-05317, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Heinrich Obersteiner Bibliothek für Neurologie.
Gabuccini, Girolamo: De Comitiali Morbo Libri III. Venedig: Aldvs 1561.

Girolamo Gabuccini – De Comitiali Morbo

Girolamo Gabuccini (16. Jhdt.), auch Hieronymus Gabucinus, war ein italienischer Autor aus dem 16. Jahrhundert. Über sein Leben ist wenig bekannt. Er stammte aus einer adeligen Familie aus Fano, einer Küstenstadt in der heutigen Region Marken, die schon in römischer Zeit bestand. Gabuccini beschäftigte sich hauptsächlich mit Medizin und Philosophie. Sein Werk De Comitiali Morbo Libri III., das wie aus dem Titel ersichtlich ist aus drei Teilen besteht, handelt von Epilepsie und ist eine Kompilation des Wissens über diese Krankheit von klassischen Autoren, wie Galenus (129-199 n. Chr.) und Texten zeitgenössischer Humanisten, wie Janus Cornarius (1500-1558). Gedruckt wurde das Werk 1561 im Offizin der Familie von Aldus Manutius und wird daher als Aldine bezeichnet.

Aldinen – 1489 bis 1597

„Als Aldinen bezeichnet man die Drucke, die aus der Offizin der venezianischen Buchdruckerfamilie Manutius seit etwa 1489 hervorgegangen sind. Die Drucke […] stellen in mehrfacher Hinsicht einen frühen Höhepunkt in der Buchdruckergeschichte dar.“[1] Gegründet wurde die Druckerei, bzw. der Verlag von Aldus Manutius, auch Aldo Manuzio, (*1449 Bassiano/Latium, gest. 06.02.1515 Venedig) ca. 1489. Seine Offizin richtete er nach Studien in Ferrara, Rom und Verona in Venedig ein. In der dortigen Biblioteca Marciana stand eine der größten Sammlungen an griechischen Manuskripten Europas zur Verfügung, die bei der Plünderung Konstantinopels 1204 erbeutet worden waren. Mit einigen begabten Typographen begann Manutius ab 1494 diese klassischen Texte zu veröffentlichen und leistete dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Humanismus in Europa. Er machte nicht nur aus seinem Handwerk eine Kunst, sondern unterhielt in seinem Haus auch eine Gelehrtengesellschaft, auch Akademie genannt, die die Redaktion der Texte besorgte. Seine aldinischen Drucktypen werden heute noch „Antiqua“ genannt. Aldus berühmtes Emblem zeigt einen Anker (Symbol der Langsamkeit) und einen Delphin (Symbol der Geschwindigkeit) – Eile mit Weile. 1501 verwendete er erstmals die Kursivschrift (im Englischen Italic genannt.) Nach Aldus Manutius Tod 1515 übernahmen seine Schwiegersöhne interimsmäßig den Betrieb, bis sein Sohn Paulus Manutius, auch Paolo Manuzio, (1512-1574) etwa ab 1534 in die Fußstapfen seines Vaters trat. Paulus führte bis ca. 1561 den Familienbetrieb weiter, danach wurde er Leiter der päpstlichen Druckerei in Rom und sein Sohn Aldus Manutius der Jüngere (*13.02.1547 Venedig, gest. 28.10.1597 Rom) trat das Erbe an. Aldus der Jüngere legte 1566 ein Satzzeichen-System vor, das besonders in der Frage der Interpunktion beispielgebend war. Bis dahin hatten Satzzeichen hauptsächlich die Funktion beim Vorlesen Hinweise zu Pausen und Tonfall zu geben. Für Aldus sollten sie vor allem Klarheit in die Syntax bringen. Bis heute werden seine Vorstellungen im Wesentlichen übernommen. 1590 wurde er, ebenso wie sein Vater, Leiter der Vatikanischen Druckerei in Rom. Nach seinem Tod, er hinterließ keine Erben, wurde die Offizin der Familie Manutius aufgelöst.

Die Bücher Aldus des Älteren zeichnen sich neben ihrer hohen Qualität bezüglich Drucktypen und Proportionen besonders durch ihr handliches Format, in etwa den heutigen Oktavformaten ähnlich, und einer für die damaligen Zeit sehr hohen Auflage aus, wodurch sie relativ günstig erworben werden konnten. Sie richteten sich an ein gebildetes bürgerliches Publikum und stellten somit einen – als eine Art „Taschenbuch“ der Renaissance – ersten wichtigen Beitrag zur Demokratisierung von Wissen im späten 15. und 16 Jahrhundert dar. Eine der größten Aldinen-Sammlungen der Welt mit über 800 Drucken in 1.088 Bänden findet sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

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Abb. 2       Druckermarke/Sign.: HOB-C-05317, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Heinrich Obersteiner Bibliothek für Neurologie
Gabuccini, Girolamo: De Comitiali Morbo Libri III. Venedig: Aldvs 1561.

Weitere Aldinen in den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin:

In der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden sich insgesamt fünf Aldinen, in drei unterschiedlichen Bibliotheken: Heinrich Obersteiner Bibliothek, Josephinische Bibliothek und Gesellschaft der Ärzte Bibliothek. Die älteste stammt aus der Ära Aldus des Älteren, zwei stammen aus der Ära als Aldus‘ Schwiegersöhne, in diesen Fällen Andrea Torresano, auch Andreas Asulanus (1451-1529), den Betrieb leiteten. Die beiden jüngsten Aldinen stammen aus der Ära von Aldus‘ Sohn Paolo. Für das oben vorgestellte Werk von Girolamo Gabuccini aus dem Hause Manutius bietet die Österreichische Nationalbibliothek einen kostenlosen Online-Zugang zum Gesamtwerk, der auch vom Online-Katalog der UB der MedUni Wien aus abrufbar ist:
http://digital.onb.ac.at/OnbViewer/viewer.faces?doc=ABO_%2BZ22195140X

Iamblichus, Chalcidensis: De mysteriis Aegyptorum. Vendedig: Manutius 1497. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: JB6419]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177484&pos=0&phys=

Galenus: ΓΑΛΗΝΟΥ. [A‘. – E‘.] Galeni Librorvm. Venedig: Manutius 1525. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB450]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6175561&pos=3&phys=

Paulus, Aegineta: Paulu Aiginētu Iatru Aristu, Biblia Epta. En Archē Ekastu Tōn Bibliōn Deiknytai Ta En Ekeinō Periechomena. [=] Pavli Aeginetae Medici Optimi, Libri Septem. In Principio Singvlorvm Librorvm Omnia Indicantur, Qvae In Eo Libro Continentvr. Venedig: Manutius 1528. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB456]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6180340&pos=2&phys=

Oribasius: Oribasii Sardiani Collectorvm Medicinalivm Libri XVII. Qvi Ex Magno Septvaginta librorum uolumine ad nostram etatem soli peruenerunt. Venedig: Mantius 1554. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB373]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6180172&pos=1&phys=

Quellen:

Homepage: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Stand: 24.11.2016.

http://staatsbibliothek-berlin.de/de/die-staatsbibliothek/abteilungen/historische-drucke/sammlungen/bestaende/die-aldinen/

Homepage: Consortium of European Research Libraries – CERL Thesaurus. Stand 24.11.2016

https://thesaurus.cerl.org/cgi-bin/search.pl

Homepage: Wikipedia. Stand: 24.11.2016

https://de.wikipedia.org/wiki/Aldus_Manutius

Homepage: Wikipedia. Stand: 24.11.2016

https://en.wikipedia.org/wiki/Paulus_Manutius

Homepage: Wikipedia. Stand: 24.11.2016

https://de.wikipedia.org/wiki/Aldus_Manutius_der_J%C3%BCngere

Text: Harald Albrecht

[1] Homepage: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Stand: 24.11.2016. http://staatsbibliothek-berlin.de/de/die-staatsbibliothek/abteilungen/historische-drucke/sammlungen/bestaende/die-aldinen/

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [7]: „Wilhelm Stekel – Privatbibliothek und Lebenslauf“

Wilhelm Stekel – Privatbibliothek und Lebenslauf

Die an der Zweigbibliothek von Wilhelm Stekel erhaltene Literatur verteilt sich über mehrere Teilbibliotheken hinweg und zwar: Der ehemaligen Institutsbibliothek Neuburger, der Separata Bibliothek, sowie der Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

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Wilhelm Stekel Dr. (*18.3.1868 Bojan/Bukowina (heute Ukraine), gest. 25.6. 1940 London/England) war Arzt und Psychoanalytiker. Nach Absolvierung der Matura am Gymnasium in Czernowitz/Bukowina zog Stekel im Jahr 1887 nach Wien und studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität in Wien Medizin. Aufgrund seiner sozialen Not verpflichtete er sich während des Studiums zur Ausbildung als Militärarzt und organisierte daneben er an der Universität Wien unter dem Einfluss von Bertha von Suttner (1843-1914) eine Antikriegsbewegung. Nach seiner Promotion im Juni 1893 begann seine Ausbildung an der Klinik von Richard von Krafft-Ebing (1840-1902) (Neurologie) mit Forschungen zur Methode der Hydrotherapie und eröffnete 1894 eine Privatpraxis als Nervenarzt.

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Abbildung 1: Stempel Wilhelm Stekel

Ab 1901 war er langjähriger Feuilletonist im „Neuen Wiener Tagblatt“ und Autor in zahlreichen deutschen Zeitschriften, womit er eine langjährige Arbeit als Journalist mit dem Schwerpunkt Medizin begann.

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Abbildung 2: Wilhelm Stekel. Josephinum, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien, Inv.Nr. MUW-FO-IR-005207-0001

Stekel gilt als bedeutender Proponent der frühen Psychoanalyse, insbesondere auf dem Gebiet der Traumdeutung. Seit spätestens 1902 stand er in Kontakt mit Siegmund Freud (1856-1939) mit dem er später brach. Zusammen mit Alfred Adler (1870-1937) war er 1910 Mitbegründer des „Zentralblatt für Psychoanalyse“ und Vizepräsident der von Adler und ihm am 12. Oktober 1910 gegründeten „Wiener Psychoanalytischen Vereinigung“. Vor dem Ersten Weltkrieg gründete er in Wien eine Dependance des vom deutschen Sexualforscher Magnus Hirschfeld (*14.5.1868 Kolberg/Deutschland, gest. 14.5.1934 Nizza/Frankreich) gegründeten „Wissenschaftlich-humanitären Komitee“, dessen Berliner Zentrale mit der Machübernahme der Nationalsozialisten 1933 zerschlagen wurde. Während des Ersten Weltkrieges war Stekel als Militärpsychiater im Vereinsreservespital Nr. 6 in Wien und danach ab 1916 im k.u.k. Kriegsspital am Semmering eingesetzt, wo er Kriegsneurosen behandelte. Nach dem Krieg widmete er sich einer regen Publikationstätigkeit, darunter auch Novellen und Theaterstücke, und unternahm Vortragsreisen u.a. nach England und in die USA. Kennzeichnend für seine wissenschaftlichen Arbeiten waren detaillierte und umfangreiche Fallstudien, die einen Einblick in die Gesellschaft Wiens bieten und mit denen er auch zur Popularisierung der Psychoanalyse und der Sexualwissenschaften beitrug.

1931 gründete er die Zeitschrift „Psychoanalytische Praxis“, die in Deutschland von der „Allgemeinen ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie“ und deren damaligen Vorsitzenden Ernst Kretschmer (1888-1964) herausgegeben und unter anderem von Arthur Kronfeld (1886-1941) als Schriftleiter redigiert worden war. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und dem Verbot der Zeitschrift wurde sie in Wien bis 1937 herausgegeben.

Zu seinen Hauptwerken gehört u.a. das bis 1928 in zehn Bänden veröffentlichte Werk „Störungen des Trieb- und Affektlebens“, das auch einen bedeutenden kulturhistorischen Quellencharakter besitzt. Er entwickelte eine eigene Therapieform, die „Aktive Psychoanalyse“.

Verfolgung und Emigration:

Stekel flüchtete auf Grund der NS-„Rassengesetze“ vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten 1938 nach England, wo er in London von den Unterstützungen seiner Familie, seiner Schüler und von Vorträgen lebte. Stekel heiratete in London im Oktober 1938 zum zweiten Mal und hinterließ zwei Kinder. Er verübte am 25. Juni 1940 in London im Alter von 72 Jahren schwer erkrankt und unter Heimatverlust leidend Selbstmord.

Seine Autobiografie wurde 1950 posthum herausgegeben.

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Abbildung 3: Handschriftliche Widmung von Stekel – Schenkung an die GdÄ 1922. Zweibibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643

Stekels Privatbibliothek:

Stekel spendete in den 1920er Jahren nahezu seine gesamte Privatbibliothek der „Gesellschaft der Ärzte in Wien in Wien“, deren Mitglied er war und in dessen Bestand sie sich heute noch befindet. Die Bibliothek der „Gesellschaft der Ärzte in Wien” ist heute als Dauerleihgabe Teil der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Quellen:

Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Finanzen, Vermögensverkehrsstelle (V.A.), Zl. 41.329 – Wilhelm Stekel

Literatur:

Jerabek, Rudolf: Wilhelm Stekel. In: Wien, wo sonst! Die Entstehung der Psychoanalyse und ihrer Schulen. Hrsg. von Oskar Frischenschlager. Wien, Köln und Weimar 1994.

Kuhn, Philip: „A pretty piece of treachery“: The strange case of Dr. Stekel and Sigmund Freud. In: The International Journal of Psychoanalysis. (79) 1998. S. 1151-1171.

Ribar, Friedrich: Die Geschichte der Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte in Wien 1837-1987. (Hausarbeit). Wien 1990. S. 45.

Stekel, Wilhelm: The autobiography of Wilhelm Stekel. The life story of a pioneer psychoanalyst. Hrsg. von Emil Gutheil. New York: Liveright Publishing Corporation 1950.

Werthmann, Hans-Volker: Wilhelm Stekel (1868–1940). In: Personenlexikon der Sexualforschung. Hrsg. von Volkmar Sigusch und Günter Grau. Frankfurt am Main und New York: 2009. S. 665-672.

Wilhelm Stekel – Bibliografie:

Stekel, Wilhelm: Der Weg zum Menschen. Hrsg. von Josef Rattner. Wien: Europaverlag 1981. [Universitätsbibliothek Medizinische Universität Wien/AKH Magazin, Sign.: 2013-05393]

https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=stekel+wilhelm+weg+menschen&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

Stekel, Wilhelm: Peculiarities of behaviour. Wandering mania, dipsomania, cleptomania, pyromania and allied impulsive acts. Vol. 1-2. London: Vision Press 1955-1963. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 67.207]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648935#

Stekel, Wilhelm: Technik der analytischen Psychotherapie. Bern: Huber 1938. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22682]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363607#

Stekel, Wilhelm: Fortschritte und Technik der Traumdeutung. Wien, Leipzig und Bern: Weidmann 1935. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 63.400]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648939#

und: [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22502]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363606#

Stekel, Wilhelm: Der Seelenarzt. Handbuch für seelische Beratung. Hrsg. vom Institut für aktive Psychoanalyse in Wien. Leipzig, Amsterdam und Wien: Selbstverlag des Instituts für aktive Psychoanalyse 1933. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-24200]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363605#

Stekel, Wilhelm: Zwang und Zweifel für Ärzte und Mediziner dargestellt. Zweiter Teil. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 10) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1928. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363604#

Stekel, Wilhelm: Briefe an eine Mutter. Teil I: Kleinkindalter. Zürich und Leipzig: Wendepunkt-Verlag 1927. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21877]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363603#

Stekel, Wilhelm: Zwang und Zweifel für Ärzte und Mediziner dargestellt. Erster Teil. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 9) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1927. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363602#

Stekel, Wilhelm: Die Geschlechtskälte der Frau. Eine Psychologie des weiblichen Liebeslebens. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens) 3. verm. und verb. Aufl. Wien: Urban und Schwarzenberg 1927. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Hans Reuter Bibliothek, Sign.: RB-869]

https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=RB-869&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=56&y=13

Stekel, Wilhelm: Sadismus und Masochismus für Ärzte und Kriminologen dargestellt. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 8) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1925. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363601#

Stekel, Wilhelm: Nervöse Angstzustände und ihre Behandlung. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 1) 4. verb. und verm. Aufl. Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1924. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363600#

Fortschritte der Sexualwissenschaft und Psychoanalyse. Hrsg von Wilhelm Stekel. Wien: Bd. 1.1924-3.1928. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: K69420]

https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=k69420&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

Stekel, Wilhelm: Masken der Sexualität. Der innere Mensch. 2. und 3. Aufl. Wien: Knepler [1924]. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 65.792]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648945#

Stekel, Wilhelm: Der Fetischismus dargestellt für Ärzte und Kriminologen. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 7) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1923. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 26.858/7]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648938#

und: [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363599#

Stekel, Wilhelm: Onanie und Homosexualität. Die homosexuelle Parapathie. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 2) 3. verm. Aufl. Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1923. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 26.858/2]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648946#

Stekel, Wilhelm: Impulshandlungen. Wandertrieb, Dipsomanie, Kleptomanie,Pyromanie und. verwandte Zustände. (=Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 6) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1922. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 26.858/6]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648942#

und: [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363595#

Stekel, Wilhelm: Psychosexueller Infantilismus. Die seelischen Kinderkrankheiten der Erwachsenen. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 5) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1922. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363596#

Stekel, Wilhelm: Twelve essays on sex and psychoanalysis. Hrsg. von S. A. Tannenhaum. New York: Critic and Guide Co. 1922. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 64.915]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648930#

Stekel, Wilhalm: Die Sprache des Traumes. Eine Darstellung der Symbolik und Deutung des Traumes in ihren Beziehungen zur kranken und gesunden Seele. Für Ärzte und Psychologen. 2., verb. Aufl. München und Wiesbaden: Bergmann 1922. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 64.921]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648937#

Stekel, Wilhelm: Nervöse Angstzustände und ihre Behandlung. (=Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd 1) 3. verm. und verb. Aufl. Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1921. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363592#

Stekel, Wilhelm: Onanie und Homosexualität. Die homosexuelle Neurose. (=Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd 2) 2. verb. und verm. Aufl. Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1921. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363593#

Stekel, Wilhelm: Die Geschlechtskälte der Frau. Eine Psychopathologie des weiblichen Liebeslebens. (=Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 3) 2. verb. und verm. Aufl. Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1921. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363594#

Stekel, Wilhelm: Die Impotenz des Mannes. Die psychischen Störungen der männlichen Sexualfuktion. (=Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 4) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1920. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363591#

Stekel, Wilhelm: Die Geschlechtskälte der Frau. Eine Psychopathologie des weiblichen Liebeslebens. (=Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 3) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1920. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363590#

Stekel, Wilhelm: Die Analyse einer Vogelphobie. Sonderabdruck aus: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie (62). Berlin: Springer 1920. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 13.110]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648932#

Stekel, Wilhelm: Was im Grund der Seele ruht… 3. Aufl. Wien: Knepler 1920. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 62.933]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648953#

Stekel, Wilhelm: Was im Grund der Seele ruht… 2., veränderte u. verm. Aufl. Wien: Knepler [1920]. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 63.484]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648952#

Stekel, Wilhelm: Technik und Grenzen der Psychoanalyse und Psychotherapie. Sonderabdruck aus: Therapie der Gegenwart. Berlin: Urban und Schwarzenberg 1919. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461975#

Stekel, Wilhelm: Onanie und Homosexualität. Die homosexuelle Neurose. (= Störungen des Trieb- und Affektlebens, Bd. 2) Berlin und Wien: Urban und Schwarzenberg 1917. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=12363587#

Stekel, Wilhelm: Für und gegen Professor Benedikt. Geheimnisvolle Phänomene. Sonderabdruck aus: Neues Wiener Journal. Wien: 1916. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA 3.530]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648940#

Stekel, Wilhelm: Der Wille zum Schlaf. Altes und Neues über Schlaf und Schlaflosigkeit, ein Vortrag. Wiesbaden: Bergmann 1915. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-19050]

https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=stekel+wilhelm+wille+schlaf&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

Stekel, Wilhelm: Das liebe Ich. Grundriß einer neuen Diätetik der Seele. Berlin: Salle 1913. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17.876]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648941#

Stekel, Wilhelm: Erotische Reizungen als Heilmittel. Sonderabdruck aus: Zentralblatt für Psychoanalyse und Psychtherapie (4). Wiesbaden: Bergmann 1913. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461974#

Stekel, Wilhelm: Fortschritte der Traumdeutung III. Sonderabdruck aus: Zentralblatt für Psychoanalyse und Psychtherapie (3). Wiesbaden: Bergmann 1913. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461968#

Stekel, Wilhelm: Masken der Religiosität. Sonderabdruck aus: Zentralblatt für Psychoanalyse und Psychtherapie (3). Wiesbaden: Bergmann 1913. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461973#

Stekel, Wilhelm: Die Träume der Dichter. Eine vergleichende Untersuchung der unbewußten Triebkräfte bei Dichtern, Neurotikern und Verbrechern. Bausteine zur Psychologie des Künstlers und des Kunstwerkes. Wiesbaden: Bergmann 1912. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 62.857]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648950#

Stekel, Wilhelm: Nervöse Leute. Kleine Federzeichnungen aus der Praxis. Wien: Knepler 1911. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57.544]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648943#

Stekel, Wilhelm: Äskulap als Harlekin. Humor, Satire und Phantasie aus der Praxis. Wiesbaden: Bergmann 1911. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3.880]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648931#

Stekel, Wilhelm: Was am Grund der Seele ruht… Wien: Knepler 1909. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 63.896]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648951#

Stekel, Wilhelm: Nervöse Angstzustände und ihre Behandlung. Mit einem Vorworte von Siegmund Freud. Berlin und Wien: Urban & Schwarzenberg 1908. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 63.383]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648933#

Stekel, Wilhelm: Die Angstneurose der Kinder. Sonderabdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Urban und Schwarzenberg 1908. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461965#

Stekel, Wilhelm: Nervöse Angstzustände und deren Behandlung. Sonderabdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Urban und Schwarzenberg 1907. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461966#

Stekel, Wilhelm: Der Arzt in der Literatur. Eine Rede für die Aerzte. Sonderabdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien: Deuticke 1902. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461967#

Stekel, Wilhelm: Zur Pathologie und Therapie der Influenza. Sonderabdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien: 1902. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461971#

Stekel, Wilhelm: Zur Pathologie und Therapie der Gicht. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1901.

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461970#

Stekel, Wilhelm: Migräne und Wärmebildung. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1900. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461969#

Stekel, Wilhelm: Die moderne Pathologie und Therapie der Migräne. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1897. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8461972#

Stekel, Wilhelm: Masken der Sexualität. Der innere Mensch. Wien: Knepler o.J. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 56.643]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648944#

Text: Walter Mentzel

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [6]: „Herbarium Blackwellianum Emendatum…Elisabeth Blackwell Sammlung der Gewächse die zum Arzney-Gebrauch in den Apothecken aufbehalten werden…“

Trew, Christoph Jacob: Herbarivm Blackwellianvm Emendatvm Et Avctvm Id Est Elisabethae Blackwell Cellectio Stirpivm Qvae In Pharmacopoliis Ad Medicvm Vsvm Asservantvr Qvarvm Descriptio Et Vires Ex Anglico Idiomate In Latinvm Conversae Sistvntvr Figvrae Maximam Partem Ad Natvrale Exemplar Emendantvr Floris Frvctvsqve Partivm Repraesentatione Avgentvr Probatis Botanicorvm Nominibvs Illvstratvr. / Vermehrtes und verbessertes Blackwellisches Kräuter-Buch das ist Elisabeth Blackwell Sammlung der Gewächse die zum Arzney-Gebrauch in den Apothecken aufbehalten werden deren Beschreibung und Kräfften aus dem Englischen übersetzt angezeiget die Abbildungen grossen Theils nach der Natur verbessert mit Beyfügung der Theile der Blume und Frucht vermehret wie auch mit bewährten Nahmen der Kräuter-Lehrer erläutert werden. Nürnberg: Fleischmann 1750-1773.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Heinrich Obersteiner Bibliothek, Sign.: HOB-A-00021]

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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=elisabeth+blackwellianvm&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

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Abb. 1     Herbarivm Blackwellianvm, Frontispiz/Sign.: HOB-A-00021, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Heinrich Obersteiner Bibliothek.

Trew, Christoph Jacob: Hebrarivm Blackwellianvm Emendatvm Et Avctvm Id Est Elisabethae Blackwell Cellectio Stirpivm Qvae In Pharmacopoliis Ad Medicvm Vsvm Asservantvr Qvarvm Descriptio Et Vires Ex Anglico Idiomate In Latinvm Conversae Sistvntvr Figvrae Maximam Partem Ad Natvrale Exemplar Emendantvr Floris Frvctvsqve Partivm Repraesentatione Avgentvr Probatis Botanicorvm Nominibvs Illvstratvr. / Vermehrtes und verbessertes Blackwellisches Kräuter-Buch das ist Elisabeth Blackwell Sammlung der Gewächse die zum Arzney-Gebrauch in den Apothecken aufbehalten werden deren Beschreibung und Kräfften aus dem Englischen übersetzt angezeiget die Abbildungen grossen Theils nach der Natur verbessert mit Beyfügung der Theile der Blume und Frucht vermehret wie auch mit bewährten Nahmen der Kräuter-Lehrer erläutert werden. Nürnberg: Fleischmann 1750-1773.

Elizabeth Blackwell – A Curious Herbal

Elizabeth Blackwell, geborene Blachrie (*um 1700 Aberdeen, gest. 1758 London), war die Tochter eines wohlhabenden schottischen Kaufmanns und wurde schon in ihrer Jugend als Zeichnerin und Malerin ausgebildet. Im Alter von 28 Jahren heiratete sie ihren Cousin Alexander Blackwell (*um 1700 Aberdeen, gest. 1748 Stockholm). Ihr Mann war hochgebildet und eröffnete eine Arztpraxis in Aberdeen – jedoch so scheint es – ohne je Medizin studiert zu haben, zumindest aber ohne eine gültige Lizenz als Mediziner zu besitzen. Als Gerüchte um die fehlende Qualifikation Alexanders aufkamen, übersiedelten die beiden überstürzt nach London. Dort stieg Alexander Blackwell ins Druckereigewerbe ein und eröffnete bald, wiederum ohne eine Lizenz der lokalen Druckereigilde, seine eigene Druckerei. Das Paar, mittlerweile Eltern eines Sohnes, kam ein zweites Mal mit den Obrigkeiten in Konflikt. Die Druckerei wurde geschlossen und eine hohe Geldstrafe verhängt. Die Schulden der Blackwells häuften sich und Alexander wurde schließlich in Schuldhaft genommen. Elizabeth Blackwell, die vor dem wirtschaftlichen Ruin stand, wandte sich mit von ihr angefertigten Zeichnungen an Sir Hans Sloane (*16.04.1660 Killyleagh/Nordirland, gest. 11.01.1753 Chelsea), dem Vorstand der Royal Society, der auf seinen Gütern in Chelsea gemeinsam mit der Londoner Apothekergilde einen bedeutenden botanischen Garten, den Chelsea Physic Garden, unterhielt. Der geschäftstüchtigen Elizabeth Blackwell war nicht entgangen, dass auf dem Buchmarkt ein, dem Stand der Wissenschaft entsprechendes und vor allem die Flora der Neuen Welt berücksichtigendes, Herbarium fehlte. Im Chelsea Physic Garden war man von Blackwells Talent begeistert und sich schnell über die gemeinsame Herausgabe eines solchen Werkes einig: „[…]Elizabeth began drawing the plants from life. She took the drawings to her husband in prison, who identified them and provided their names in several different languages. Elizabeth then engraved the copper plates for printing. Finally, she hand-coloured each of the printed images. This great accomplishment would usually have taken at least three different artists and craftsmen.”[1] Zwischen 1737 und 1739 wurde Blackwells Werk mit 500 Kupfertafeln in zwei Bänden unter dem Titel A Curious Herbal containing five hundred cuts of the most useful plants, which are now used in the practice of physick, to which is added a short description of ye plants and their common uses in physick in London publiziert. Sie erwies sich in den Verhandlungen mit den Buchhändlern als sehr geschäftstüchtig und durch den großen wirtschaftlichen Erfolg ihres Herbariums gelang es bald ihren Mann aus der Schuldhaft freizukaufen. Alexander Blackwell verließ seine Familie 1742 um am schwedischen Hof eine Stelle als Arzt anzutreten. Dort beteiligte er sich allerdings an einer höfischen Intrige und wurde 1748 wegen Hochverrats hingerichtet. Elizabeth Blackwell zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Über ihren weiteren Lebensweg bis zu ihrem Tod im Jahre 1758 ist nur wenig bekannt.

Besonders bemerkenswert an Elizabeth Blackwell ist, dass es einer bürgerlichen Frau des 18. Jahrhunderts gelang mit Wissenschaftlern der Royal Society auf Augenhöhe zusammen zu arbeiten und ein naturwissenschaftliches Werk unter ihrem eigenen Namen zu publizieren. Autorinnen ihrer Zeit wurden meist auf lyrische oder belletristische Texte beschränkt und sahen sich dennoch häufig gezwungen unter einem männlichen Pseudonym zu veröffentlichen.

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Abb. 2     Herbarivm Blackwellianvm, Tafel 16, Digitalis/Sign.: HOB-A-00026, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Heinrich Obersteiner Bibliothek.

Trew, Christoph Jacob: Herbarivm Blackwellianvm Emendatvm Et Avctvm Id Est Elisabethae Blackwell Cellectio Stirpivm Qvae In Pharmacopoliis Ad Medicvm Vsvm Asservantvr Qvarvm Descriptio Et Vires Ex Anglico Idiomate In Latinvm Conversae Sistvntvr Figvrae Maximam Partem Ad Natvrale Exemplar Emendantvr Floris Frvctvsqve Partivm Repraesentatione Avgentvr Probatis Botanicorvm Nominibvs Illvstratvr. / Vermehrtes und verbessertes Blackwellisches Kräuter-Buch das ist Elisabeth Blackwell Sammlung der Gewächse die zum Arzney-Gebrauch in den Apothecken aufbehalten werden deren Beschreibung und Kräfften aus dem Englischen übersetzt angezeiget die Abbildungen grossen Theils nach der Natur verbessert mit Beyfügung der Theile der Blume und Frucht vermehret wie auch mit bewährten Nahmen der Kräuter-Lehrer erläutert werden. Nürnberg: Fleischmann 1750-1773.

Christoph Jacob Trews Herbarivm Blackwellianvm in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Christoph Jacob Trew (*26.04.1695 Lauf an der Pegnitz/Bayern, gest. 18.07.1769 Nürnberg) war ein deutscher Arzt, Botaniker und Bibliophiler. Seine Privatbibliothek bestand aus über 35.000 Bänden, darunter viele Rarissima – wie zum Beispiel der wissenschaftliche Nachlass von Conrad Gessner (*1516 Zürich, gest. 13.12.1565 Zürich) – die er der Universität Altdorf vermachte (nach deren Auflösung 1809 kam die Bibliothek an die Universität Erlangen, wo sie noch heute aufbewahrt wird). Trew war unter anderem Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Royal Society in London. Er war ein großer Bewunderer von Elizabeth Blackwells Herbarium, das jedoch noch nicht nach der Systematik Carl von Linnés (*23.05.1707 Råshult/Schweden, gest. 10.01.1778 Uppsala), die noch heute die Grundlage der modernen botanischen und zoologischen Nomenklatur bildet, aufgebaut war. Aus diesem Grund arbeitete er – ab dem zweiten Band – gemeinsam mit dem Leipziger Professor Christian Ludwig Gottlieb (*30.04.1709 Brieg/Schlesien, gest. 07.05.1773 Leipzig) an einer deutschen Übersetzung, Überarbeitung und Erweiterung von Elizabeth Blackwells Standardwerk. Trew, der hierfür den botanischen Apparat überarbeitete, ließ dazu für alle zwischen 1750 und 1773 erschienen sechs Bände seiner neuen Blackwelliana sämtliche Illustrationen vom Zeichner und Kupferstecher Nikolaus Friedrich Eisenberger (1707-1771) neu zeichnen und stechen. Der letzte postum erschienene Band enthält noch einmal 100 ganzseitige, handkolorierte Kupfertafeln mit Pflanzen, die im Original fehlten oder fehlerhaft dargestellt waren. In der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, in der Heinrich Obersteiner Bibliothek, befindet sich eines von nur zwei in Österreich nachweisbaren, vollständigen Exemplaren dieses prächtigen sechsbändigen Werkes aus dem 18. Jahrhundert mit 600 ganzseitigen handkolorierten Kupfertafeln. Die Österreichische Nationalbibliothek stellt darüber hinaus einen kostenlosen Online-Zugang zum Gesamtwerk zur Verfügung, der auch vom Katalog der UB der MedUni aus abrufbar ist: http://digital.onb.ac.at/OnbViewer/viewer.faces?doc=ABO_%2BZ165098504

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Abb. 3     Christoph Jacob Trew/Sign.: 42.161/5, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Neuburger Bibliothek.

Schmidt-Herrling, Eleonore: Die Briefsammlung des Nürnberger Arztes Christoph Jacob Trew (1695-1769) in der Universitätsbibliothek Erlangen. (= Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek Erlangen, Bd. 5). Erlangen: Universitätsbibliothek 1940.

Quellen:

Homepage: British Library. Stand: 14.11.2016.

https://www.bl.uk/collection-items/a-curious-herbal-dandelion

Schnalke, Thomas: Ein Korb für Göttingen. Christoph Jacob Trew im Briefwechsel mit dem Chirurgen Carl Friedrich Gladbach. In: Medizinhistorisches Journal. Internationale Vierteljahresschrift für Wissenschaftsgeschichte. (29) 1994. S. 233-275.

Müller, J.: Ärzte als Entdecker und Forschungsreisende. In: Medizinischer Monatsspiegel. Eine Zeitschrift für den Arzt. (1) 1972. S. 9-18.

Pieske, Christa: Ärzte als Botaniker. In: Medizinischer Monatsspiegel. Eine Zeitschrift für den Arzt. (1) 1972. S. 4-8.

Herrlinger, Robert: The Trew Library in Erlangen. Sonderdruck aus: Libri. Internationel library review. (3) 1954.

Schmidt-Herrling, Eleonore: Die Briefsammlung des Nürnberger Arztes Christoph Jacob Trew (1695-1769) in der Universitätsbibliothek Erlangen. (= Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek Erlangen, Bd. 5). Erlangen: Universitätsbibliothek 1940.

Text: Harald Albrecht

[1] Homepage: British Library. Stand: 14.11.2016. https://www.bl.uk/collection-items/a-curious-herbal-dandelion

Alle Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>

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Abb. 4
HOB-A-00021/2Trew, Christoph Jacob. Herbarivm Blackwellianvm Emendatvm Et Avctvm Id Est Elisabethae Blackwell Collectio Stirpivm Qvae In Pharmacopoliis Ad Medicvm Vsvm Asservantvr Qvarvm Descriptio Et Vires Ex Anglico Idiomate In Latinvm Conversae Sistvntvr Figvrae Maximam Partem Ad Natvrale Exemplar Emendantvr Floris Frvctvsqve Partivm Repraesentatione Avgentvr Probatis Botanicorvm Nominibvs Illvstratvr. Centvria II. Nürnberg: Typis Christiani De Lannoyi 1754.

 

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [5]: Exlibris: „A: Lanna“ (Karl Adalbert Lanna) und der Mediziner Ernst Ludwig Heim

Exlibris: „A: Lanna“ (Karl Adalbert Lanna) und der Mediziner Ernst Ludwig Heim

Keßler, Georg Wilhelm: Der alte Heim. Leben und Wirken Ernst Ludwig Heim’s, königl. preußischen Geheimen-Raths und Doctor der Arzneiwissenschaft. Aus hinterlassenen Briefen und Tagebüchern. Zweite, mit zusetzen vermehrte Auflage. Leipzig: Brockhaus 1846.
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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign. JB 5.727]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177802&pos=0&phys=

Das ExLibris verweist auf den früheren Besitzer des Buches, Karl Adalbert (Vojtech) Lanner, hin.

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Lithographie von Josef Manes (*12.5.1820 Prag/Böhmen, gest. 9.12.1871 Prag/Böhmen) Kunstmaler.

Karl Adalbert Lanner (*23.4.1805 Budweis/Böhmen, gest. 15.1.1866 Prag/Böhmen) Bauunternehmer, Industrieller, Kunstsammler. Lanner studierte zunächst ab 1820 in Prag an der technischen Universität und arbeitete danach im Schifffahrts-Unternehmen seines Vaters an der Moldau. Ab den 1840er Jahren stieg er zu einem Industriellen auf, der u.a. die Gmunden-Linz-Budweiser-Pferdeeisenbahn übernahm und zahlreiche Bautätigkeiten wie u.a. 1847/48 die Kettenbrücke in Prag durchführte. Um 1850 war er an der Gründung der Schwerindustrie in Kladno (heute Tschechien) beteiligt, an der Gründung der Prager Eisenhüttengesellschaft sowie an am Ausbau zahlreicher Eisenbahnlinien in Böhmen, Mähren und Schlesien, sowie an Flussregulierungen. Die von ihm gegründete und entworfene Kaiser-Franz-Josephs-Bahn wurde erst nach seinem Tode fertig gestellt. Lanna der in den Ritterstand erhoben wurde, war darüber hinaus auch noch Mitglied des Herrenhauses im österreichischen Reichsrat.

Karl Adalbert Lanner galt als ein Förderer und Mäzen von Kunst und Kunstgewerbe und besaß eine wertvolle Kunstsammlung, darunter eine Glas-Porzellan- und Tonarbeiten-Sammlung, sowie eine reiche Bibliothek. Seine noch heute erhaltene Denkmalanlage (Villa Lanna) in Gmunden/OÖ zählt zu den bedeutendsten Vermächtnissen des österreichischen Historismus.

Teile seiner Kunstsammlung übergab er schon zu Lebzeiten den von ihm geförderten Museen wie dem Prager Kunstgewerbemuseum. Nach seinem Tod wurden seine Sammlungen von seinem Sohn Adalbert von Lanna (19.5.1836 Prag, gest. 31.12.1909 Meran) versteigert und befinden sich heute verstreut über die ganze Welt u.a. in Paris und New York. Ebenso ist heute seine Bibliothek aus seinem Nachlass verstreut.

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Ernst Ludwig Heim (*22.7. 1747 Solz/Thüringen, gest. 15.9.1834 Berlin) war ein deutscher Arzt. Nach seinem Studium der Medizin (Promotion 1772) wurde er 1776 zum Stadt- und später zum Kreisphysikus des Havellandes/Brandenburg ernannt. 1783 eröffnete er eine Arztpraxis in Berlin, wo er rasch als Armenarzt, u.a. wegen seiner kostenlosen Behandlungstätigkeiten in Spandau, Potsdam und Berlin Popularität gewann. Er führte als erster Arzt die Pockenimpfung in Berlin ein, unterrichtete den jungen Alexander von Humboldt (*14.9.1769 Berlin, gest. 6.5.1859 Berlin) und gilt als Mitbegründer des modernen Gesundheitswesens in Berlin.

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Ernst Ludwig Heim.

Von Georg Wilhelm Keßler besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin ein weiteres Buch über Ernst Ludwig Heim unter dem Titel:

Keßler, Georg Wilhelm: Nachrichten von dem Leben des Königlich Preußischen Geheimen-Rathes und Doctors der Arzneiwissenschaften Ernst Ludwig Heim, gesammelt zur Feier seines 50 jährigen Doktor-Jubiläums, den 15. April 1822, 2. Aufl., Berlin: Herbig 1823.

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[Zweigbibilothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign. JB 5.756]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177803&pos=1&phys=

Weiters im Bestand der Zweigbibliothek :

Heim, Ernst Ludwig: Vermischte medicinische Schriften. Im Auftrag des Verfassers nach hinterlassenen Papieren gesammelt und herausgegeben von August Paetsch. Leipzig: Brockhaus 1836.

[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign. 48.705]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8583137&pos=7&phys=

Text: Walter Mentzel

Normdaten (Person) Lanna, Adalbert: BBL: 26728; GND: 119433680

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 26728 (10.11.2016); Letzte Aktualisierung: 2016 11 10
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [4]: Dohi, Keizo: Atlas der Hautkrankheiten. [Tokio]: 1903.

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Dohi, Keizo: Atlas der Hautkrankheiten. [Tokio]: 1903.

Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Signatur: II 43.502

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561198&pos=3&phys=#

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Abb. 1
Keizo Dohi/Sign.: 31.656, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin
Prof. Dr. Keizo Dohi. Hrsg. von Nihon-hifu-ka-gakkai. Reprint. [Tokio]: [1931].

Autor

Keizo Dohi (*9.6.1866 Echizen-fuchu (jetzt Fukui-Präfektur)/Japan, gest. 6.11.1931 Tokio/Japan) war ein japanischer Mediziner und gilt als Begründer der modernen Dermatologie in Japan. Er entstammte einer Familie von Naturwissenschaftlern und Medizinern. Keizo Dohi (eigentl. Keizo Ishiwata, er nahm den Nachnamen seines Stiefvaters erst kurz vor Beendigung seines Medizinstudiums an) war der Sohn von Sohaku Ishiwata V., dem Leibarzt eines Landadeligen aus Fuchū. Sohaku hatte bei Ryotei Shinfu (1787-1854), der als erster japanischer Kliniker seiner Zeit galt, in Kyoto studiert. Bereits sein Urgroßvater, Sohaku Ishiwata III., hatte mehrere naturwissenschaftliche Bücher über Fauna und Flora Japans publiziert. Dieser war ein Schüler des berühmten Naturforschers Ranzan Ono (1729-1810). Keizo Dohi studierte von 1885-1889 Medizin an der Kaiserlichen Universität Tokio, danach absolvierte er eine Volontärassistenz an der dortigen chirurgischen Klinik, bis er im Mai 1893 seine erste Studienreise nach Europa antrat.

Keizo Dohi wurde 1893 Assistent an der Chirurgischen Universitätsklinik in Heidelberg unter Vinzenz Czerny (1842-1916). Zu dieser Zeit wurde in Tokio der erste Lehrstuhl Japans für Dermatologie und Syphilidologie begründet und Dohi wurde beauftragt sich diesen Spezialfächern zu widmen. Er ging daraufhin 1894 für zwei Jahre als Aspirant an die Klinik von Moriz Kaposi (1837-1902) nach Wien. Dort wurden neben Kaposi auch Isidor Neumann (1832-1902) und Ernest Finger (1856-1939) seine Lehrer. Als Schüler von Kaposi und somit auch der von Ferdinand von Hebra (1816-1880) gegründeten Wiener Schule der zeitgenössischen Dermatologie zugehörig, wurde Dohi ein bewunderter Meiser der klinischen, auch die Histologie einbeziehenden Morphologie der Hautkrankheiten. Zwischen 1896 und 1898 unternahm er ausgedehnte Studienaufenthalte an Universitätskliniken in Prag, Breslau, Berlin, Paris, Moskau, Bologna und Rom. Keizo Dohi kehrte 1898 nach Japan zurück und übernahm den Lehrstuhl für Dermatologie und Syphilidologie in Tokio. Als engagierter Hochschullehrer hatten für ihn die modernsten visuell-didaktischen Mittel große Bedeutung. So schenkte er der, in einer eigens eingerichteten Klinikwerkstatt, Herstellung von Moulagen – mit dessen kunstvollen Herstellung er in Wien vertraut worden war – große Aufmerksamkeit. 1900 gründete er die Japanische Gesellschaft für Dermatologie und 1907 die Japanische Gesellschaft zur Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten. Vor allem die Förderung des japanischen Gesundheitswesens – besonders die Verhütung und Bekämpfung der Lues war ihm ein großes Anliegen. Zwischen 1903 und 1910 erschien sein berühmter Farbatlas für Hautkrankheiten. Dohis Name fand durch mehrere Erstbeschreibungen Eingang in die dermatologische Nomenklatur: Keratosis follicularis squamosa Dohi, Keratosis tylodes palmaris progressiva Dohi et Miyake, Acropigementatio symmetrica Dohi. 1923 erschien seine deutschsprachige Monografie Beiträge zur Geschichte der Syphilis, insbesondere über ihren Ursprung und ihre Pathologie in Ostasien.

Zu seinen großen Lebensleistungen gehört auch die weltweit anerkannte Aufklärung der noch im 19. Jahrhundert umstrittenen Herkunft der Syphilis durch besonders akribische textkritische, historische und paläopathologische Vergleichsstudien der weit verstreuten europäischen und asiatischen Literaturquellen. Bis zu seiner Emeritierung 1926 unternahm er noch mehrere Studienreisen nach Europa. Nach 1868 waren zwischen dem Kaiserreich Japan und Deutschland sowie zu Österreich-Ungarn weitreichende wissenschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen entstanden. Für die damals rasch aufstrebende Dermatologie hat Keizo Dohi dabei eine tragende internationale Brückenfunktion eingenommen und diese Beziehungen durch seine Kontakte in ganz Europa vertieft. Keizo Dohi, seit seiner Emeritierung Ehreprofessor der Kaiserlichen Universität Tokio, starb am 6. November 1931.

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Abb. 2
Keizo Dohi/Sign. 56.831, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin
Festschrift gewidmet Keizo Dohi, Professor u. Direktor der Kaiserlichen Universitätsklinik u. Poliklinik für Dermatologie u. Urologie zu Tokyo, zu seinem 25jährigen Doktorjubiläum in Verehrung von seinen Schülern u. Freunden. Tokio: Tōri-Shinkokuchō Kanda 9 : Akakaya 1917.

Keizo Dohis Atlas der Hautkrankheiten in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Dieser zwischen 1903 und 1910 erschienene ikonographische Farbatlas für Hautkrankheiten, bestehend aus zehn Faszikel mit jeweils 5 Farblithografien – dazu Schwarz-Weiß-Fotografien – ist der erste seiner Art, der außerhalb Europas oder der USA erschienen ist. Dohi verwendete in diesem Werk konsequent die Diktion und Klassifikation der „Wiener Schule“. Das in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin erhaltene besonders rare Werk zählt zu den äußerst wenigen im deutschsprachigen Raum einsehbaren Exemplaren. Es ist leider unvollständig, und besteht nur aus den ersten vier Faszikeln, die, wahrscheinlich zwischen 1903 und 1904, schon vor der Vollendung des Gesamtwerks, von Keizo Dohi als Geschenk, mit einer persönlichen Widmung versehen, der Österreichische Gesellschaft für Dermatologie überlassen wurde.

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Abb. 3
Faszikel 2/Sign.: II 46.503, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin
Dohi, Keizo: Atlas der Hautkrankheiten. [Tokio]: 1903.

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Abb. 4
Tafel I, Faszikel 1/Sign.: II 46.503, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin
Dohi, Keizo: Atlas der Hautkrankheiten. [Tokio]: 1903.

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Abb. 5
Tafel XVI, Faszikel 2/Sign.: II 46.503, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin
Dohi, Keizo: Atlas der Hautkrankheiten. [Tokio]: 1903.

Quellen:
Hornstein, Otto Paul und Kensei Katsuoka: Keizo Dohi (1866-1931). In: Pantheon der Dermatologie. Hrsg. von Christop Löser und Gerd Plewig. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2008. S. 211-219.

Holubar, Karl, Schmidt, Cathrin und Bettina Kokert: From Plenck (d. 1807) to Dohi (d. 1931) and today: Austrian influence on Japanese dermatology. In: Journal of Dermatological Science (7) 1994. P. iii-v.

Prof. Dr. Keizo Dohi. Hrsg. von Nihon-hifu-ka-gakkai. Reprint. [Tokio]: [1931].

Festschrift gewidmet Keizo Dohi, Professor u. Direktor der Kaiserlichen Universitätsklinik u. Poliklinik für Dermatologie u. Urologie zu Tokyo, zu seinem 25jährigen Doktorjubiläum in Verehrung von seinen Schülern u. Freunden. Tokio: Tōri-Shinkokuchō Kanda 9 : Akakaya 1917.

Text: Harald Albrecht

Normdaten (Person) Dohi, Keizo: BBL: 26659; GND: 116170794

Dohi, Keizo in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Keizo_Dohi (Stand: 16.02.2022)

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der MedUni Wien, BBL: 26659 (03.11.2016); Letzte Aktualisierung: 2022 02 16
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [3]: Das „Ärztliche Lesezimmer im Allgemeinen Krankenhaus in Wien“ – Die Vorgängerinstitution der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

Das „Ärztliche Lesezimmer im Allgemeinen Krankenhaus in Wien“ – Die Vorgängerinstitution der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Am 12. September 1915 schrieb der Radiologe Professor Guido Holzknecht in der „Neue Freien Presse“: „Zu den beliebtesten medizinischen Lesestätten in Wien gehören neben der Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte, […] die zentral in der Stadt gelegenen ärztlichen Lesezimmer im Allgemeinen Krankenhause, die früher von den zahlreichen im Felde stehenden Ärzten und besonders den in Wien zu Studienzwecken weilenden ausländischen Ärzten, durch Beiträge erhalten wurde.“ (Neue Freie Presse, 12.9.1915, S. 13)

Das sogenannte „ärztliche Lesezimmer im allgemeinen Krankenhaus in Wien“ war zum Zeitpunkt als diese Zeilen geschrieben worden sind, bereits seit mehr als 40 Jahren die zentrale Bibliothekseinrichtung des Allgemeinen Krankenhaus und der Medizinischen Fakultät Wien. Damit ist diese Einrichtung die ideelle Vorgängerorganisation der heutigen Universitätsbibliothek an der Medizinischen Universität Wien. Als Vorläuferinstitution des „Lesezimmers“ kann wiederum die 1807 von Vincenz Ritter von Kern (1760-1829) gegründete „Chirurgische Lesegesellschaft“ im AKH in Wien gelten.

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Exlibris-Stempel: „Ärztliches Lesezimmer Wien im allgemeinen Krankenhaus“

Gegründet am 1. Oktober 1869 und eröffnet am 9. Oktober am Standort des heutigen „Alten AKH“, ging diese Bibliothek samt ihren Lesesälen aus der Initiative von Sekundarärzten der Medizinischen Fakultät hervor: konkret von dem zu dieser Zeit als Assistent von Carl Ludwig Sigmund (1810-1883) an dessen Abteilung und späteren Klinik für Syphilidologie und Dermatologie im Allgemeinen Krankenhaus arbeitenden Dr. Josef Grünfeld 81840-1910). Grünfeld und seine Ehefrau Sofie (1856-1946) waren Philanthropen und engagierten sich in zahlreichen Initiativen zur Bekämpfung der Armut und in der Kinderfürsorge, sowie in jüdischen Wohlfahrtseinrichtungen, als auch im universitären Bereich als Präsident des „Vereins zur Unterstützung mitteloser israelitischer Studierender“ und als Ehrenpräsident des „Arbeitsvermittlungsvereins für jüdische Hochschüler“, den er mitbegründet hatte. Er nahm nach der Gründung des Vereins „Ärztliches Lesezimmer“ im Verein die Rolle des Kassiers ein und war Mitglied des Vereinssauschusses. Als erster gewählter Vereinsobmann fungierte der Sekundararzt und spätere Primararzt im AKH Wien sowie Dozent an der Universität Wien Isidor Hein (1840-1885). Ein späterer Obmann des Vereines bzw. des Komitees war der Pathologe Johann Kundrat (1845-1893). Der Lesesaal und die Bibliothek des Vereines dienten in den folgenden Jahren als Versammlungs- und Veranstaltungsort der Wiener Ärzteschaft am AKH.

Die Bibliothek:

Der auf Vereinsbasis geführten Bibliothek stand als Leitungs- und Organisationsorgan ein „Comitè“ vor. Die Benützung der Bibliothek blieb zunächst nur Absolventen der Medizinischen Fakultät und akademischen Mitarbeitern des AKH vorbehalten,[1] während seit Oktober 1877 in Wien IX., Garnisonsgasse 1 (Parterre) ein studentischer Leseverein existierte, der für die Literaturversorgung für Studenten der Medizin sorgte.[2] Finanzielle Zuwendungen für die Beheizung und Beleuchtung der Bibliothek kamen seitens des Krankenhausfonds. Der Bibliotheksverein zählte 1873 120 Mitglieder (darunter Sekundarärzte, Assistenten, Operationszöglinge und Aspiranten, Professoren und Primarärzte sowie ausländische Ärzte). Die Bibliothek umfasste zu dieser Zeit 1605 Monografien und 54 Zeitschriften.[3] Bis zum Ersten Weltkrieg wuchs der Bibliotheksbestand auf 22.000 Bucheinheiten und Zeitschriften an und war zu dieser Zeit bereits die größte medizinischen Spitalsbibliothek Wiens. Die Bibliothek besaß auch Bücherbestände aus dem 17. und 18. Jahrhundert und wurde kontinuierlich durch Erwerbungen und Schenkungen erweitert.

Wie auch andere medizinische Bibliothekseinrichtungen in Wien wurde das „Ärztliche Lesezimmer im Allgemeinen Krankenhaus“ nach dem „Anschluss“ im März 1938 im Oktober 1939 durch einen Senatsbeschluss des Dekanats der Medizinischen Fakultät Wien im Kontext der „Modernisierungs- und Neuordnungspläne“ liquidiert und die Bücherbestände an das im NS-Bücherraub involvierte Antiquariat „Alfred Wolf“ veräußert. Damit wurde ein genuin an der medizinischen Fakultät gewachsener Bibliotheksbestand und eine zentrale Bibliotheksorganisation im AKH Wien ausgelöscht und zerstört.

Schon ein Jahr nach der Liquidierung der Bibliothek wurden 1940 durch den neu bestellten Leiter des Institutes für Geschichte der Medizin, Fritz Lejeune (1892-1966), und auch noch in den Jahren nach 1945 vom Institut einzelne Exemplare der ehemaligen Bibliothek im AKH – als nunmehr „antiquarische“ Bücher – vom Antiquariat „Alfred Wolf“ angekauft. Sie befinden sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

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Links oben: Hinweise auf den Ankauf: „29. Jänner 1941 Wolf“

Quellen:

JAMA. 1911. 56 (14). S. 1057-1078.

Neue Freie Presse. 12.9.1915. S. 13.

Neues Wiener Journal. 15.5.1910. S. 17.

Wiener medizinische Wochenschrift. 6.10.1869. S. 1363.

Die Presse, Local-Anzeiger der „Presse“. 19.1.1870. S. 13.

Sammlungen der Medizinischen Universität Wien, HSK, Zl. 1517/9.

Archiv der Universität Wien, Senatsakten der Med. Fak. 1938/39.

[1] Morgen-Post. 19.10.1877. S. 4.

[2] Neue Freie Presse. 19.10.1877. S. 5.

[3] Wiener Zeitung. 22.1.1873. S. 5

Keywords:
Ärztliches Lesezimmer im Allgemeinen Krankenhaus Wien, Isidor Hein, Josef Grünfeld, Wissenschaftliche Bibliothek, Arzt, Medizingeschichte, Wien, Dermatologe, Syphilis, Medizinische Bibliothek, Wien, Universitätsbibliothek, Allgemeines Krankenhaus

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der MedUni Wien, BBL: 26565 (27.10.2016); Letzte Aktualisierung: 2022 01 27
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