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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [83]: 1848 Revolution: Der 170. Todestag von Robert Blum und seine Aufbahrung am Josephinum am 9. November 1848

1848 Revolution: Der 170. Todestag von Robert Blum und seine Aufbahrung am Josephinum am 9. November 1848

Text: Dr. Walter Mentzel

Robert Blum (*10.11.1807 Köln, gest. 9.11.1848 Wien) nahm im deutschsprachigen Raum in der Revolution von 1848 eine herausragende Bedeutung als führender Protagonist der demokratisch-republikanischen Ideen des Vormärzes ein. Seit den 1830er Jahren trat er, der zu dieser Zeit als Theatersekretär und Bibliothekar in Leipzig arbeitete, in verschiedenen Funktionen auf, initiierte die demokratische Bewegung in Sachsen, unterstütze diese publizistisch, engagierte sich gegen nationalistische Strömungen und wurde mehrmals wegen seiner Systemkritik inhaftiert und von der Zensur bedroht. Er war seit Mai 1848 Abgeordneter des ersten demokratisch gewählten Parlaments Deutschlands, der Frankfurter Nationalversammlung, wo er der demokratischen Fraktion und dem Verfassungsausschuss angehörte und sich vehement für eine republikanische Verfassung einsetzte.

Abb.      1 Robert Blum, von August Hunger

Seine Sorge vor einem Scheitern der Revolution und der Nachricht vom Beginn des Oktoberaufstandes in Wien, wo viele den Entscheidungskampf erwarteten und die Rettung der Revolution erhofften, zog ihn im Oktober 1848 nach Wien. Hier traf Blum am 17. Oktober 1848 als Leiter einer Delegation der demokratischen Fraktion der Nationalversammlung ein und trat unmittelbar darauf vor dem Reichstagsauschuss, dem Wiener Gemeinderat und im Studentenausschuss auf. Am 23. Oktober hielt er in der Aula der Universität Wien eine vielbeachtete Rede.[1] Ab dem 25. Oktober nahm er als Mitglied des sogenannten „Elite-Corps“ an der Verteidigung Wiens gegen die kaiserlichen Truppen teil und verteidigte als einer der Kommandanten die sogenannte Nußdorfer Linie.

Nach der Niederschlagung der Revolution und der Besetzung Wiens durch die kaiserlichen Truppen am 1. November 1848 wurde er am 4. November verhaftet und wegen aufrührerischer Reden und Teilnahme an der Verteidigung Wiens trotz seiner Immunität als Parlamentarier am 8. November 1848 durch ein Standgericht zum Tode verurteilt. Am 9. November 1848 morgens wurde Robert Blum in Wien, Brigittenau, erschossen.

Seine Leiche wurde danach in das Josephinum in die Währinger Straße überführt und aufgebahrt,[2] und erst Tage danach in den Schachtgräbern des Währinger Friedhofs begraben.

Wie bei vielen 1848-Revolutionären wurden über Jahrzehnte die Versuche eine Erinnerungskultur zu entwickeln und Gedenkorte zu schaffen unterdrückt und im Keim erstickt; sie lebten nur im Untergrund fort. Erst 1912 wurde von privaten Personen ein kleiner Stein an seinem Begräbnisort platziert. In Wien wurden erst in der Ersten Republik offizielle Gedenkorte geschaffen, darunter der Blum-Gedenkstein im Währingerpark im 18. Bezirk. Darüber hinaus wurde eine Gasse (1919) und eine Wohnhausanlage (1923/24) nach ihm benannt, die auch eine Portraitbüste schmückte, die 1938 von den Nationalsozialisten entfernt wurde.

Quellen:

Wiener Zeitung, 24.10.1848, S. 11.

Illustrierte Zeitung, 18.11.1848, S. 3.

[1] Wiener Zeitung, 24.10.1848, S. 11.

[2] Illustrierte Zeitung, 18.11.1848, S. 3.

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