Archiv der Kategorie: Medizingeschichte

Medizingeschichte Josephinische Bibliothek Obersteiner

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [106]: Vertriebene Mediziner: Friedrich Necker (1877-1948): Die Fehldeutung der Ausscheidungssperre und andere Irrtümer…1940

Vertriebene Mediziner: Friedrich Necker (1877-1948)

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien:

Necker, Friedrich und Wolfgang Wieser: Die Fehldeutung der Ausscheidungssperre und andere Irrtümer bei der intravenösen Pyelographie, sowie Bemerkungen zur Indikationsstellung und Untersuchungstechnik. Sonderabdruck aus: Radiologia clinica (Vol. IX). Basel und New York: S. Karger 1940.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Sign.: Separata-Necker-001]

Text: Dr. Walter Mentzel

Friedrich Necker war Urologe, Schüler von Otto Zuckerkandl (1861-1921) und zuletzt Arzt am Rothschild-Spital. Er flüchtete 1939 wegen seiner jüdischen Herkunft vor den Nationalsozialisten aus Wien.

Necker wurde als Sohn von Ignatz (Ignaz) Necheles und Amalia, geborene Schönwald, am 2. Februar 1877 in Wien geboren.[1] Nach der Matura 1895 studierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und schloss das Studium 1901 mit der Promotion ab.[2] 1921 heiratete[3] er die 1916 ebenfalls an der Medizinischen Fakultät promovierte Medizinerin Maria Rachel Flecker (*Lemberg/Galizien).[4] Necker begann seine medizinische Laufbahn als Demonstrator bei Prof. Richard Paltauf (1858-1924) am Rudolfsspital, von wo er an das pathologisch-chemische Laboratorium der k.k. Krankenanstalt Rudolfsstiftung zu Prof. Ernst Freund (1876-1942) wechselte und dessen erster Assistent wurde. Kurze Zeit (bis 1904) war er als Assistent bei dem Urologen und Mitbegründer der „Deutschen Urologischen Gesellschaft“, Prof. Leopold Casper (1859-1959), an der „Dr. Max Josephs Poliklinik für Hautkrankheiten in Berlin“ tätig. Nach seiner Rückkehr nach Wien begann er 1904 als Assistent an der chirurgischen Abteilung bei Prof. Otto Zuckerkandl im Rothschild-Spital, wo er nach dem Tod von Zuckerkandl im Jahr 1921 kurze Zeit die Leitung der Abteilung übernahm. Daneben führte er seit spätestens 1905 eine Privatordination für Urologie an seinem Wohnort in Wien 9, Kolingasse. Während des Ersten Weltkrieges diente er als Militärarzt zunächst im Reservespital Nr. 8 (Rothschild-Spital) sowie im Spital 2/16 und ab 1915 an der Südwestfront in einem Feldspital in Görz als Oberarzt der chirurgischen Abteilung.[5]

Abb. 1; Wiener Bilder. Illustriertes Familienblatt. 31.1.1915. S. 7 (Handschriftlich markierte Nummerierungen: Nr. 1 – Otto Zuckerkandl, Nr. 3 – Friedrich Necker).

1924 übernahm der als Vorstand die Leitung des urologischen Ambulatoriums im Rudolfinerhaus, die er bis März 1938 Inne hatte. Necker publizierte gemeinsam mit dem ebenfalls von den Nationalsozialisten vertriebenen Wiener Urologen Viktor Blum (1877-1954) zwischen 1928 und 1932 die Fachzeitschrift „Ikonographia urologica“. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Österreichischen und der Wiener urologischen Gesellschaft und wurde 1932 zum korrespondierenden Mitglied der Deutschen urologischen Gesellschaft ernannt.[6] Ebenso war er Mitglied in der französischen und italienischen urologischen Gesellschaft. In die Internationale urologische Gesellschaft wurde er 1935 als Delegierter für Österreich gewählt.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland wurde er im Rudolfinerhaus entlassen und arbeitete bis zu seiner Flucht aus Österreich – wie die ebenfalls von den Nationalsozialisten verfolgten Mediziner Richard Glas (29.4.1890) und Oskar Stricker-Barolin (1886-1972) – als Arzt am Rotschild-Spital.[7] Es gelang ihm und seiner Ehefrau am 9. Mai 1939 die Ausreise aus Österreich nach Großbritannien, wo er sich in London niederließ und auf dem Gebiet der Hämatologie am South London Blood Transfusion Depot Sutton arbeitete. 1940 publizierte er mit dem ebenfalls von den Nationalsozialisten wegen seiner politischen Funktionen im Austrofaschismus vertriebenen Angehörigen der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, dem Radiologen Wolfgang Wieser (1887-1945), einen Aufsatz in der in der Schweiz herausgegebenen Zeitschrift „Radiologia clinica“ über „Die Fehldeutung der Ausscheidungssperre und andere Irrtümer bei der intravenösen Pyelographie, sowie Bemerkungen zur Indikationsstellung und Untersuchungstechnik“.

Abb. 2: Titelblatt: Necker und Wieser: Die Fehldeutung der Ausscheidungssperre […]. Basel, New York: 1940.

Die Zweigbibliothek der Geschichte der Medizin besitzt von Friedrich Necker in der Separata Bibliothek eine Reihe von dessen Arbeiten, die er in den Jahren 1905 und 1938 publizierte.

1947 wurde Necker von der Gesellschaft der Ärzte in Wien zum korrespondierenden Mitglied gewählt. Friedrich Neckar verstarb am 8. März 1948 in London in Folge eines Straßenunfalles. Einen Nachruf verfasste Joseph Victor Mandel im Juli 1948 in der Zeitschrift Wiener klinische Wochenschrift.[8]

Quellen:

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 40.338, Necker Friedrich.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 6.425, Necker Friedrich.

AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 195, Rigorosenprotokoll – 1894-1910, Zl. 263a, Neckar Fridrich (Rigorosen Datum 1901.3.14).

AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 189, Promotionsprotokoll – 1898-1904, Zl. 726, Necker Friedrich (Promotion/Sponsion: 1901.3.27).

AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 191, Promotionsprotokoll – 1912-1919, Zl. 1030, Flecker Maria Rachel (Promotion/Sponsion: 1916.2.29).

Matriken der IKG-Wien.

Literatur:

Hubenstorf, Michael: Urology and national socialism in Austria. In: Schultheiss, Dirk und Moll Friedrich H. (Hg.): Urology under the swastika. S. 18-49.

Wiener klinische Wochenschrift. 30.7.1948. S. 489.

[1] Matriken der IKG-Wien, Geburtsbuch 1877, Necheles (Necker) Friedrich.

[2] AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 195, Rigorosenprotokoll – 1894-1910, Zl. 263a, Neckar Fridrich (Rigorosen Datum 1901.3.14).

AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 189, Promotionsprotokoll – 1898-1904, Zl. 726, Necker Friedrich (Promotion/Sponsion: 1901.3.27).

[3] Matriken der IKG-Wien, Trauungsbücher 1921, Necker Friedrich, Dr., Flecker Marya R., Dr.

[4] AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 191, Promotionsprotokoll – 1912-1919, Zl. 1030, Flecker Maria Rachel (Promotion/Sponsion: 1916.2.29).

[5] Neue Freie Presse. 26.11.1915. S. 9.

[6] Neue Freie Presse. 17.4.1932. S. 10.

[7] Bestallungsentzug der jüdischen Ärzte und Zahnärzte. In: Ärzteblatt für die deutsche Ostmark I. 1938. S. 229.

[8] Wiener klinische Wochenschrift. 30.7.1948. S. 489.

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„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [8]: Exlibris Frida Bacher

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  »Bibliothekskatalog recherchierbar sind.
 „Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [8]:

Exlibris Frida Bacher

Im Schatten einer Baumgruppe betrachten zwei Buben in Matrosenanzügen und ein Mädchen im Kleid mit Schleife auf einer Wiese sitzend ein Bild. Vorne rechts liegen aufgeschlagene Bilderbücher herum. Vorne links blüht eine Strauchpäonie, die mit einer Blüte den Weg über eine Treppe zu der im hinteren, sonnigen Teil der Parklandschaft befindlichen Villa weist. Das Sujet ist mit floraler Rankenornamentik umrahmt. In der Kartusche oben befindet sich die Inschrift „Ex Libris“ sowie unten im Schriftfeld der Eignerinname „Frida Bacher“ verziert mit Festons aus Rosen und allerlei Blüten.

Exlibris in situ:

Was im Grund der Seele ruht …
Stekel, Wilhelm, 1868-1940 [VerfasserIn] 1920


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Psychologische Beobachtungen an griechischen Philosophen : [Parmenides – Sokrates]
Gomperz, Heinrich, 1873-1942 [VerfasserIn] 1924

@Exlibris-Grafiker: EMIL RANZENHOFER (1864 – 1930) in: ranzenhofer.info  URL: http://ranzenhofer.info/ (Stand: 15.09.2019)
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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

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„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [22]: Exlibris Dr. Adalbert Heinrich

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, präsentiert, die im  Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

Exlibris Dr. Adalbert Heinrich

Stillleben-Exlibris, Landschaft-Exlibris, Ärzt*innen-Exlibris:

Die typografische Umrahmung ist in drei Bereiche geteilt. Im mittleren, zentralen Bereich fällt der Blick auf zwei Hände, deren Unterarme von der unteren rechten Bildseite angeschnitten dargestellt sind. Die linke hält eine Öllampe – die rechte Hand schützt die Flamme vor dem bedrohlichen Unwetter. Am Horizont neigen sich links und rechts zwei Laubbäume im Wind. Der starke Hell-Dunkel-Kontrast, der durch die dunklen Gewitterwolken, den Blitz im Hintergrund und den hellen Lichtschein im Vordergrund erzeugt wird, und die gewählte Subjektive unterstreichen die Dramatik der Szenerie.
Der schmälere Bereich oben zeigt eine Landschaft mit einer Blumenwiese im Vordergrund.
Im Bereich unten steht mittig im Schriftfeld „Ex libris“ und der Eignername „Dr Adalbert Heinrich“ in Schreibschrift sowie links unten außerhalb der Umrahmung die Signatur des Exlibriskünstlers mit der Angabe der Jahreszahl „K. Mader 28“.

Exlibris in situ:

Erschaffung, Entstehung, Entwicklung und über die Grenzen der Berechtigung des Entwicklungsgedankens

Wiesner, Julius von, 1838-1916 [VerfasserIn]
1916
 

@Exlibris-Eigner, Dr. Adalbert Heinrich  [1863-1930] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek : URL:  http://d-nb.info/gnd/1203138105 (Stand: 10.08.2021)

@ Exlibris-Künstler: Karl Mader [1884 Fürstenfeld – 1952 Graz] in der Sammlung online: URL: https://sammlung.belvedere.at/people/1326/karl-mader (Stand: 10.08.2021)
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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

 

Normdaten:

Person/Exlibriseigner: Loewenstein, Ernst: GND: 136161758
Person/Verfasser: Wiesner, Julius von: GND: 117369705
Person/Exlibriskünstler: Mader, Karl: GND: 1077745974
Person/Gründer: Neuburger, Max: GND: 117551058

Keywords: Exlibris Dr. Adalbert Heinrich, Exlibris-Künstler Karl Mader, Eigentumsvermerk, Stillleben-Exlibris, Landschaftsexlibris, Ärzt:innen-Exlibris, Provenienzmerkmal, Exlibriskunst, Medizingeschichte, Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=37276

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [4]: Exlibris Joachim Windhag (1654)

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  »Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

 „Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [4]:

 » Exlibris Joachim Windhag (1654)

 

Heraldisches Exlibris:

Der Schild ist geviert mit einer eingepfropften Spitze. Der aufgelegte Herzschild zeigt in Gold eine angekettete Meerkatze. Rechts oben und links unten in Gold gekrönter Greif mit halbem Mühlrad. Links oben und rechts unten in Gold gekrönter Steinbock mit violettem Granatapfel im Maul haltend. In der eingepfropften Spitze in Gold eine Taube auf Lorbeerzweig. Dazu werden drei gekrönte Helme geführt: Helm (Mitte): auf der Helmkrone stehend ein langhalsiger, doppelt gekrönter Doppeladler, mit Schild in Blau ein silberner Balken belegt mit dem Buchstaben „W“. Helm (rechts): ein aus der Helmkrone wachsender, gekrönter Greif mit halbem Mühlrad zwischen zwei Büffelhörnern. Helm (links): ein aus der Helmkrone wachsender, gekrönter Steinbock mit violettem Granatapfel im Maul haltend vor Straußenfedern. Schriftband mit Inschrift „Ioachim L. Baro in Windhag Dus in Reichenau Pragthal. et Saxenegg : S.C.M. Consil: et Regens A.1654“

Exlibris in situ:

Euporista Ped. Dioscoridis Anazarbei Ad Andronachvm, Hoc est De Cvrationibvs Morborvm Per Medicamenta Paratu facilia, Libri II : Nunc primùm & Graecè editi, & partim à Ioanne Moibano Medico Augustano, partim uerò post huius mortem à Conrado Gesnero in linguam Latinam conuersi; adiectis ab utroque interprete Symphonijs Galeni aliorumque Graecorum Medicorum. Cvm Indice. = Ευποριστα

Dioscorides, Pedanius, 40-90 [VerfasserIn] Andromachos, ca. 1. Jh.Gessner, Conrad, 1516-1565Moibanus, Johannes, 1527-1562Crato, Johannes, 1519-1585Camerarius, Joachim, 1500-1574Gasser, Achilles Pirmin, 1505-1577Wolf, Hieronymus, 1516-1580, 1565

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In Primi Lib. Canonis Auicenne Primam Fen, profundißima Commentaria : Adiecto nuper Secundo, quod nunquàm anteà fuerat Typis excusum; De Membris Capite : Tom 2 : Lectiones Io. Baptiste Montani Veronensis Medici Physici Excellentissimi, In secundam Fen primi Canonis Auicenne, In qua agitur De Causis, Aegritudinibus, Accidentibus, Pulsibus, & Vrinis. Quibus praemissus est Index rerum omnium notatu dignarum, que in singulis Lectionibus continentur / Franciscvs Pegolotus Regiensis artium ac medicine auditor ; Illvstrissimo Atqve Excellentiss. Hercvli Estensi Dvci Ferrariae IIII

Monte, Giovanni Battista da, 1498-1551 [VerfasserIn] Pergolotti, FrancescoErcole, II., 1508-1559 [WidmungsempfängerIn], 1557

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In Primi Lib. Canonis Auicenne Primam Fen, profundißima Commentaria : Adiecto nuper Secundo, quod nunquàm anteà fuerat Typis excusum; De Membris Capite : Tom 1 : / Iano Mattheo Durastante, Medico, ac Philosopho; Sanctoiustano; oculatißimo, ac diligentißimo; censore. ; Reverendiss. Vna Et Ampliss. Praesvli, Et D. Dominico Dvgavre; Lodevieni Episcopo; Christianiss. Adq; Inuictiss. Henrici. II. Gallie Regis, integerrimo ad Venetos Legato; Patrono optimo;

Monte, Giovanni Battista da, 1498-1551 [VerfasserIn] Durastante, Giano Matteo, 1536-1585Du Gabre, Dominique [WidmungsempfängerIn], 1557

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In Primi Lib. Canonis Auicenne Primam Fen, profundißima Commentaria : Adiecto nuper Secundo, quod nunquàm anteà fuerat Typis excusum; De Membris Capite : Tom 1 : / Iano Mattheo Durastante, Medico, ac Philosopho; Sanctoiustano; oculatißimo, ac diligentißimo; censore. ; Reverendiss. Vna Et Ampliss. Praesvli, Et D. Dominico Dvgavre; Lodevieni Episcopo; Christianiss. Adq; Inuictiss. Henrici. II. Gallie Regis, integerrimo ad Venetos Legato; Patrono optimo;

Monte, Giovanni Battista da, 1498-1551 [VerfasserIn] Durastante, Giano Matteo, 1536-1585Du Gabre, Dominique [WidmungsempfängerIn], 1557

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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [4]: Exlibris Joachim Windhag (1654) weiterlesen

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [105]: Zum 100. Geburtstagtag der ersten Gesundheitsministerin Österreichs: Ingrid Leodolter

Zum 100. Geburtstagtag der ersten Gesundheitsministerin Österreichs:
Leodolter, Ingrid: 5 Jahre Gesundheitsministerium.
Separatum aus: Mitteilungen der österreichischen Sanitätsverwaltung. Offizielles Organ des Bundesministeriums für Gesundheit und Umweltschutz. (78/2) 1977. S. [25] – 26.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-6520]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1       Ingrid Leodolter

Ingrid Leodolter (*14.08.1919 Wien, gest. 17.11.1986 Wien), deren Geburtstag sich im August 2019 zum 100. Mal jährt, wurde als Tochter des Lehrers Leopold Zechner (1884-1968) und dessen Frau Elsa geboren. Ihr Vater war ein Anhänger der Schulreformen Otto Glöckels (1874-1935) und wurde nach der Errichtung des austrofaschistischen „Ständestaates“ zwangspensionier. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1945 bis 1956 Abgeordneter zum Nationalrat sowie von 1945 bis 1960 geschäftsführender Wiener Stadtschulratspräsident. Ingrid Leodolter besuchte in Hietzing das Gymnasium in der Wenzgasse und maturierte 1937 mit Auszeichnung. 1938 heiratete sie ihren Jugendfreund Josef Leodolter. Aus der Ehe mit dem Volkswirtschaftler, der ab 1949 für die Verwaltung der Wiener Spitäler verantwortlich war, ging unter anderen ein Sohn hervor – Sepp Leodolter (*1943) wurde Gynäkologe und war von 2001 bis 2007 Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Ingrid Leodolter begann ein Studium der Medizin an der Universität Wien – hier war sie vom „Wintersemester 1937/38 bis zuletzt im Wintersemester 1941/42 an der Medizinischen Fakultät inskribiert. Sie galt als ‚Mischling 2. Grades‘ und konnte ihr Studium – bei jederzeitigem Widerruf – fortsetzen und am 2. November 1943 mit der Promotion abschließen.“[1] Ab 1944 arbeitete Leodolter bei Reinhold Boller (1901-1968) in der vierten medizinischen Abteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. 1950 wurde sie Fachärztin für innere Medizin und 1951 zur Oberärztin an ihrer Abteilung ernannt. 1958 wechselte sie an das Wiener Sophienspital, dem sie von 1962 bis 1971 und von 1979 bis zur ihrer Pensionierung im Februar 1986 als ärztliche Leiterin vorstand.

Ingrid Leodolter war, ebenso wie ihr Vater, 1946 in die wiedergegründete SPÖ eingetreten. 1971 holte Bruno Kreisky (1911-1990) die erfahrene Internistin die Bundesregierung, wo sie von Bundespräsident Franz Jonas (1899-1974) zunächst als Bundesministerin ohne Portefeuille angelobt wurde. Nachdem die Gesundheitsagenden aus dem Sozialministerium von der Regierung Kreisky II herausgelöst worden waren und 1972 erstmals in der österreichischen Geschichte ein eigenständiges Gesundheitsministerium geschaffen worden war, wurde Ingrid Leodolter am 02.02.1972 die erste Gesundheitsministerin Österreichs. Sie behielt die Funktion der Bundesministerin für Gesundheit und Umweltschutz, wie das neue Ministerium offiziell hieß, bis zum 08.10.1979. Trotz anfangs massiver Angriffe durch die konservative Presse konnte Leodolter wichtige Neuerungen im Gesundheitsbereich durchsetzen. „Ingrid Leodolter führte den Mutter-Kind-Pass in Österreich ein und erzielte damit eine deutliche Senkung der perinatalen Mortalität und Kindersterblichkeit. Ihr ist auch die Einführung der Vorsorgeuntersuchung als Instrument der Präventivmedizin zu verdanken.“[2] In ihrer Zeit als Ministerin wurde weiters die Spitalsreform eingeleitet, die Krankenpflegeausbildung modifiziert und ein neues Bäder- und Lebensmittelhygienegesetz eingeführt…

Abb. 2    Titelblatt: Leodolter: 5 Jahre Gesundheitsministerium. […] 1977.

Nach starker Kritik des Rechnungshofes über die Auftragsvergabepraktiken im Gesundheitsministerium trat Ingrid Leodolter am 10. Oktober 1979 als Bundesministerin zurück und wandte sich wieder der Leitung des Sophienspitals zu. Sie verstarb nur wenige Monate nach ihrer Pensionierung am 17. November 1986 in Wien.

Quellen:

Homepage: Österreichisches Parlament. Stand: 30.07.2019.

Homepage: Gedenkbuch Universität Wien. Stand: 30.07.2019.

Homepage: Das Rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. Stand: 30.07.2019.

Tragl, Karl Heinz: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2007.

[1] Homepage: Gedenkbuch Universität Wien. Stand: 30.07.2019.

[2] Tragl, Karl Heinz: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2007. S. 347.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [104]: Mitglieder-Verzeichnis des Vereines deutscher Ärzte in Österreich. 1926.

Mitglieder-Verzeichnis des Vereines deutscher Ärzte in Österreich. Hrsg.: Verein deutscher Ärzte in Österreich. Wien: Verlag des Vereines 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: K-49764]

Text: Dr. Walter Mentzel

1926 erschien im Eigenverlag des Vereins deutscher Ärzte in Österreich eine 185 Seiten umfassende Broschüre unter dem Titel „Mitglieder-Verzeichnis des Vereines deutscher Ärzte in Österreich“, die formal als Adressenverzeichnis aufgebaut, die Namen der Mitglieder dieses Vereins und die Standorte deren Ordinationen enthält. Bei den hier angeführten praktizierenden ÄrztInnen handelt es sich um jene Ärzteschaft, die sich mit der Vereinsmitgliedschaft selbstreferenzierend den Begriff „arisch“ zuschrieb und sich damit als antisemitische ÄrztInnen deklarierten. Dieser Verein hatte zum Zeitpunkt des Erscheinens der Broschüre Mitte der 1920er Jahre zirka 3000 Mitglieder.[1]

Abb. 1    Titelblatt: Mitglieder-Verzeichnis […]. Wien: 1926.

Ziel und Intention dieses in der Habsburgermonarchie im Jahr 1903 in der Tradition des katholischen, völkischen und antisemitischen Deutschnationalismus gegründeten Vereines war es, die antisemitische und sich als nichtslawisch definierende ÄrztInnenschaft organisatorisch zu sammeln, und die Segregation der jüdischen sowie der tschechischen und polnischen Ärzteschaft zu forcieren, sie durch Boykottmaßnahmen zu de-legitimieren, und wirtschaftlich zu schädigen. Der Verein verstand sich wie andere deutschnationale und völkisch-katholische Verbände dieser Zeit als politischer „Schutzverein“, der seine Aufgabe auch darin sah in den gemischtsprachigen Regionen der Monarchie zur Erhaltung des Deutschtums durch Einflussnahme „in nationaler Beziehung auf die Bevölkerung“ zu wirken. In der Ersten Republik kam es zur organisatorischen Gliederungen in lokale Gaue und zu einer Radikalisierung der antisemitischen Position, während die in der Habsburgermonarchie gepflegte Gegnerschaft zur slawischen ÄrztInnenschaft in den Hintergrund trat. Mit der im Statut festgehaltenen Forderung gegenseitigen Schutzes und Unterstützung innerhalb der „deutschen“ Ärzteschaft sollte damit nicht zuletzt auch eine Trennung von ÄrztInnen und PatientInnen entlang völkischer und antisemitischer Konstruktionen angestrebt werden.

Mit der Gründung des „Vereines deutscher Ärzte in Österreich“ auf der konstituierenden Versammlung am 31. Mai 1903 in Wien unter dem Vorsitz des Wiener Arztes Adolf Gruß (1857-1921), des Mediziners Alfred Schmarda (1861-1921) und des Zahnarztes und Mitbegründers der radikal-deutschnationalem Zeitung „Ostdeutschen Rundschau“, Vinzenz Wießner-Freiwaldau, gelang erstmals die Schaffung einer überregionalen Organisation für deutschnational orientierte ÄrztInnen, anstelle der bisherigen regionalen Verbände, wie sie beispielhaft im „Verein deutscher Ärzte“ in Reichenberg bereits existierten. 1908 zählte der Verein 1416 Mitglieder in 21 Ortsvereinen und drei Zweigvereinen. Gruß, auf dessen Initiative die Vereinsgründung zurückging, war Kammermitglied des 1897 gegründeten antisemitisch ausgerichteten „Wiener Ärztevereins“,[2] und blieb bis zu seinem Tod dessen Vizeobmann. Zuvor trat Gruß als Arzt im 4. Wiener Gemeindebezirk, als Obmann des „Wiener ärztlichen Wählervereines“, als Vizepräsident der „Wiener Ärztekammer“ und als Herausgeber der 1899 gegründeten „Ärztliche Reform-Zeitung“ in Erscheinung, die nach der Gründung des Vereines auch zum offiziellen Vereinsorgan avancierte. Neben Gruß als Geschäftsführer und Obmann-Stellvertreter fungierte in den ersten Jahren als Vorsitzender und Obmann des Vereines der Rechtsmediziner und Rektor der Grazer Universität Julius Kratter (1848-1926), der als Mitglied der Grazer akademischen Burschenschaft „Armina“, der Wiener akademischen Burschenschaft „Albia“ und der Prager Burschenschaft „Teutonia“ die völkisch-antisemitische Linie in Teilen der Ärzteschaft bis in die Erste Republik hinein weiter vertrat. Nach dessen Tod im Jahr 1926 wurde der Dermatologe Ernest Finger (1856-1939) zum Obmann gewählt, und ab 1930 stand der frühere Assistent von Gruß, der Dermatologe Viktor Mucha (1877-1933), als Obmann dem Verein vor.

Quellen:

ÖStA/AdR, BKA, BKA-I, BPD Wien, VB Signatur, XIV 550, Verein deutscher Ärzte in Österreich (1904-1938).

Wiener Zeitung, 10.11.1929, S. 3.

Ostdeutsche Rundschau, 24.5.1903, S. 6.

Ostdeutsche Rundschau, 2.6.1903, S. 2.

Deutsches Nordmährenblatt, 4.10.1908, S. 8.

Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1921, Sp. 2189.

[1] Wiener Zeitung, 10.11.1929, S. 3.

[2] Ostdeutsche Rundschau, 24.5.1903, S. 6. Ostdeutsche Rundschau, 2.6.1903, S. 2.

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Eingeschränkter Zugang zu den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Eingeschränkter Zugang zu den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Aufgrund der Generalsanierung des Josephinums sind die Bestände der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/UBMed-900 bis voraussichtlich Mitte 2021 nur eingeschränkt zugänglich. Neben der aktuellen Forschungsliteratur zur Geschichte der Medizin, die zur Gänze zugänglich ist, sind folgende unserer acht historischen Bibliotheken ausschließlich nach persönlicher Terminvereinbarung einsehbar:

Josephinische Bibliothek

Neuburger Bibliothek (historische Monografien Signaturen 1 bis 66.000)

Historische Dissertations-Bibliothek

Separata-Bibliothek

Gesellschaft der Ärzte Biblitohek

Obersteiner Bibliothek (Sonderbestand Bäderliteratur)

Folgende Bibliotheken sind während der Generalsanierung nicht zugänglich:

Neuburger Bibliothek (Monografien Signaturen 66.000-70.000, Periodika, Sonderformate)

Wolf Bibliothek

Rara Bibliothek

Obersteiner Bibliothek

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Kontakt

Harald Albrecht
Tel.: +43-1-40160-26191
E-Mail: harald.albrecht@meduniwien.ac.at

Mag. Hermann Hayn
Tel.: +43-1-40160-26193
E-Mail: hermann.hayn@meduniwien.ac.at

Helmut Weinfurter
Tel.: +43-1-40160-26193
E-Mail: helmut.weinfurter@meduniwien.ac.at

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [1]: Exlibris Dr. Carl Sternberg

Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern (Exlibris in situ), der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  »Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

 » Exlibris Dr. Carl Sternberg 

Redendes Exlibris, Ärzte Exlibris: Im Vordergrund weist eine Äskulapnatter, dargestellt in Drohhaltung einer Kobra, den Blick über die chirurgischen Instrumente in einer Desinfektionsglasschale und Mikroskop, die am Fensterbrett stehen, aus dem zum Teil mit einem Vorhang zugezogenen Fenster auf den fünfzackigen Stern, der im Hintergrund über dem teils schneebedeckten Gebirge mit Glorie strahlt, hin. Das Schriftband „Dr. Carl Sternberg.“ unterstreicht den bühnenartigen Aufbau der Darstellung.

Exlibris in situ

Lehrbuch der pathologischen Anatomie : 1 : Allgemeine pathologische Anatomie und Anomalien des Blutes
Rokitansky, Carl von, 1804-1878 [VerfasserIn] 1855

Lehrbuch der pathologischen Anatomie : Bd. 3 : Specielle pathologische Anatomie : Abnormitäten der Respirations-Organe, der Digestionswerkzeuge, der Harnwerkzeuge, der Geschlechtsorgane, des Eies
Rokitansky, Carl von, 1804-1878 [VerfasserIn] 1861

Technische Mykologie : ein Handbuch der Gärungsphysiologie für technische Chemiker, Nahrungsmittel-Chemiker, Gärungstechniker, Agrikulturchemiker, Pharmaceuten und Landwirte : 1 : Schizomyceten-Gärungen
Lafar, Franz [VerfasserIn] 1897

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@Carl Sternberg in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie:
URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Sternberg (Stand: 15.09.2019)

Weitere Beiträge: Exlibris

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [103]: Hellwig, Christoph von: Fasciculus Unterschiedlicher alten raren und wahren Philosophischen Schrifften Vom Stein der Weisen…, 1719.

Zum 300. Jubiläum: Hellwig, Christoph von: Fasciculus Unterschiedlicher alten raren und wahren Philosophischen Schrifften Vom Stein der Weisen, Aus einem alten Lateinischen Manuscripto ins Teutsche übersetzet, Nebst einer curiosen Epistel, Von denen Duum Viris Hermeticis Fœderatis, und einer Vorrede von einem wunderbaren vermischten uncorrosivischen Menstruo ex Macro- & Microcosmo die Metallen zu solviren, Von Lic. Christoph von Hellwig, Med. Pract. Erff. Leipzig und Bremen: Verlegts Johann Andreas Grimm 1719.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 48935]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1     Hellwig, Christoph von

Christoph von Hellwig (*15.07.1663 Kölleda/Thüringen, gest. 27.05.1721 Erfurt) war ein deutscher Mediziner und zählt zu den Vertretern der medizinischen Frühaufklärung. Er studierte zunächst in Jena und Erfurt Philosophie, bevor er sich dem Medizinstudium zuwandte, das er 1688 abschloss. Noch im selben Jahr ließ er sich als Arzt in Weißensee (Thüringen) nieder, bevor er 1693 nach Frankenhausen (Thüringen, heute: Bad Frankenhausen) weiterzog. 1696 wurde er zum Stadtphysikus von Tennstedt in Thüringen ernannt. – In seiner Zeit in Tennstedt konzipierte er eine neuartige Zahnbürste, deren Griff aus Holz oder Metall bestand und deren Borsten aus Pferdehaar waren und brachte diese regional in Umlauf.

1712 zog Hellwig nach Erfurt, da er sich dort stärker auf seine publizistische Tätigkeit konzentrieren konnte. Er stellte zahlreiche kompilatorische Werke zusammen und publizierte für ein Publikum, das sowohl aus Fachleuten als auch aus Laien bestand, eine Fülle an Unterrichtswerken zur medizinisch-pharmazeutischen Selbsthilfe, die er zusätzlich mit hauswirtschaftlichen Publikationen flankierte. Um auch ein Laienpublikum für seine Schriften zu interessieren veröffentlichte er seine Werke auf Deutsch. „H[ellwig, Anm.] zählt zu den Vertretern der medizinischen Frühaufklärung, der sich insbesondere um die Durchsetzung der deutschen Sprache als Medium der Medizin und Naturkunde verdient machte.“[1]

Schon in seiner Tennstedter Zeit kam von Hellwig mit den Schriften von Mauritius Knauer (1613-1664) in Berührung. Knauer, der in Wien und Heiligenkreuz ausgebildet worden war, war von 1659 bis 1664 Abt des Zisterzienserklosters Langheim in Oberfranken im Erzbistum Bamberg. Knauer hatte mit seiner Schrift Calendarium Oeconomicum Perpetuum Practicum den Grundstein für den späteren Hundertjährigen Kalender gelegt. Dieses Calendarium […] sollte Knauer und seinen Mönchen dazu dienen das Wetter vorherzusagen um die klösterliche Landwirtschaft zu optimieren. Knauer stützte sich dabei auf klassische astrologische Vorstellungen. Von Hellwig veröffentlichte dieses Calendarium erstmals 1700 – er ließ dabei die lateinischen Passagen einfach weg, verkürzte die von Abt Mauritius Knauer für 312 Jahre erstellte Planetentafel auf 100 Jahre (1701-1800) und behauptete das Calendarium sei 100 Jahre alt. 1704 erschien eine weitere Ausgabe und ab 1720 wurde es unter dem Titel Hundertjähriger Kalender veröffentlicht. Von Hellwig hatte sich intensiv mit medizinischen und astrologischen Schriften befasst – darunter auch mit Alchimie, also mit der Produktion des Steins der Weisen. 1719 gab er schließlich eine Kompilation der ihm bekannten Schriften zur Alchimie und der Produktion des Steins der Weisen heraus:

Hellwig, Christoph von: Fasciculus Unterschiedlicher alten raren und wahren Philosophischen Schrifften Vom Stein der Weisen, Aus einem alten Lateinischen Manuscripto ins Teutsche übersetzet, Nebst einer curiosen Epistel, Von denen Duum Viris Hermeticis Fœderatis, und einer Vorrede von einem wunderbaren vermischten uncorrosivischen Menstruo ex Macro- & Microcosmo die Metallen zu solviren, Von Lic. Christoph von Hellwig, Med. Pract. Erff. Leipzig und Bremen: Verlegts Johann Andreas Grimm 1719.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 48935]

Abb. 2    Titelblatt: Hellwig: Fasciculus […]. Leipzig und Bremen: 1719.

„Der Stein der Weisen (lat.: Lapis philosophorum) bezeichnet in der Alchemie die zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert entwickelte Vorstellung von einem „Stein“, Lapis philosophorum, der aus einer Substanz bestehen soll, die unedle Metalle in edle Metalle und vor allem in Gold und Silber verwandeln könne. Der Stein der Weisen stellt aber auch das Prinzip der Transmutation, der Heilung und Läuterung dar. Bestimmt für den Einsatz gegen vielfältige Mangelzustände und Disharmonien, gilt der Stein, dem auch eine verjüngende Wirkung zugeschrieben wird, als Allheilmittel von höchster Reinheitsstufe und als Symbol für die Umwandlung des niederen in das höhere Selbst.“[2]

Quellen:

Sander, Sabine: Hellwig, Christoph (von). In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von Werner E. Grabek u.a. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2005. S. 566.

Hellwig, Christoph von, Mediziner, *15.7.1663 Kölleda (Thüringen), +27.5.1721 Erfurt. In: Deutsche biographische Enzyklopädie (DBE). Hrsg. von Walther Killy + und Rudolf Vierhaus. Band 4 Gies-Hessel. München u.a.: K. G. Saur 1996. S. 570.

[1] Hellwig, Christoph von, Mediziner, *15.7.1663 Kölleda (Thüringen), +27.5.1721 Erfurt. In: Deutsche biographische Enzyklopädie (DBE). Hrsg. von Walther Killy + und Rudolf Vierhaus. Band 4 Gies-Hessel. München u.a.: K. G. Saur 1996. S. 570.

[2] Wikipedia, Stand: 09.04.2019. https://de.wikipedia.org/wiki/Stein_der_Weisen

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [102]: Barth, Joseph: Anfangsgründe der Muskellehre. Wien: bey Anton Gassler Buchhändler 1786.

Barth, Joseph: Anfangsgründe der Muskellehre. Wien: bey Anton Gassler Buchhändler 1786.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-842]

 Text: Dr. Walter Mentzel

   

 

Abb. 1    Portait: Joseph Barth

Joseph Barth (*18.10.1745 in La Valetta/Malta, gest. 07.04.1818 Wien) war Augenarzt und Anatom. In einem Nekrolog hieß es 1818 zu seiner sehr frühen Hinwendung auf die Anatomie, dass er „schon in seiner frühesten Jugend einen solchen unwiderstehlichen Hang zur Zergliederungskunst besaß, dass er schon damals kein Bedenken trug, sich auf alle Art und Weise nicht nur Tierkörpper, sondern auch menschliche Cadaver zu verschaffen“.[1]

Barth studierte zunächst in Rom und darauf in Wien Medizin, wo er das Studium 1772 abschloss und sich danach bei Michael John Baptiste de Wenzel (1724-1790) an der Universität Wien zum Staroperateur und durch Anton von Störck (1731-1803) zum Chirurgen ausbilden ließ. 1773 erhielt Barth das Lektorat und 1774 die ordentliche Professur in den Fächern Augenheilkunde und Anatomie; eine erstmalige öffentliche Professur in diesem Fach an einer Universität. Zwei Jahre später wurde er Leibarzt von Kaiser Joseph II (1741-1790) und eröffnete eine Augenheilanstalt an der er tausende Staroperationen durchführte. Daneben modernisierte er an der Universität Wien den anatomischen Unterricht u.a. schuf er eine Sezieranstalt zu Übungszwecken für Studierende, einen erstmals amphitheatralisch angelegten anatomischen Lehrsaal sowie eine Fachbibliothek, gespeist aus seiner Privatbibliothek und ein Museum, in dem er anatomisch-pathologische Präparate herstellte und sammelte und, die nach dem Ankauf von Joseph II den Kern der Anatomischen Sammlung der Universität Wien bildeten. Ebenso schuf er eine Sammlung chirurgischer Instrumente. 1789 begann Barth im Auftrag des Kaisers an der seit 1785 bestehenden k.k. medizinisch-chirurgische Josephs-Akademie (Josephinum) mit der Ausbildung von Augenärzten.

Abb. 2    Titelblatt: Barth: Anfangsgründe der Muskellehre. Wien: 1786.

Barth, Joesph: Anfangsgründe der Muskellehre. Wien: bey Anton Gassler Buchhändler 1786.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-842]

Abb. 3    Barth: Anfangsgründe der Muskellehre. Wien: 1786. Tafel II.

Abb. 4    Barth: Anfangsgründe der Muskellehre. Wien: 1786. Tafel II.

Zu seinen berühmtesten Schülern zählen Johann Adam Schmidt (1759-1809) und Georg Joseph Beer (1763-1821). Beer begründete 1812 die erste ordentliche Lehrkanzel für Augenheilkunde im Allgemeinen Krankenhaus sowie die erste Universitäts-Augenklinik der Welt. Beer fertigte auch die Vorlagen (61 gezeichnete Tafeln) zum Hauptwerk von Barth „Anfangsgründe der Muskellehre“ aus dem Jahr 1786 an. Nach der von ihm angestrebten Beendigung seiner universitären Lehrtätigkeit 1791, im Todesjahr von Joseph II, widmete sich Barth nur mehr seiner privaten Anstalt. Joseph Barth starb am 7. April 1818 in Wien.

Abb. 5    Barth: Anfangsgründe der Muskellehre. Wien: 1786. Tafel VI.

Abb. 6    Barth: Anfangsgründe der Muskellehre. Wien: 1786. Tafel VI.

Quellen:

Barth, Joseph, Ophthalmologe, Archäologe, *18.10.1745 La Valetta (Malta), +7.4.1818 Wien. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Hrsg. von Dietrich von Engelhardt. Bd. 1. A-Q. München: K. G. Saur 2002. S. 34.

Beer, Joseph Georg: Nekrolog. In: Vaterländische Blätter. 29.4.1818. S. 1.

[1] Vaterländische Blätter, 29.4.1818, S. 1.

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