Archiv der Kategorie: Biobibliografisches Lexikon

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [220]: Wittelshöfer, Richard – Chirurg, Redakteur der Wiener medizinischen Wochenschrift, Übersetzer

Wittelshöfer, Richard – Chirurg, Redakteur der Wiener medizinischen Wochenschrift, Übersetzer

Text: Dr. Walter Mentzel

Richard Wittelshöfer wurde am 21. April 1853 als Sohn des vom Judentum zum katholischen Glauben konvertierten Mediziners und Gründers, Herausgebers und Redakteurs der „Wiener medizinischen Wochenschrift“, Leopold Wittelshöfer (1818-1889), und Bertha, geborene Landau, in Wien geboren. Sein Bruder war der Bahndirektor, Nationalökonom und Gründer der Wiener Fabier-Gesellschaft Otto Wittelshöfer (1855-1901).

Wittelshöfer studierte in Heidelberg und Wien Medizin, wo er am 25. Juni 1877 das Studium mit seiner Promotion abschloss. Während des Studiums aber auch noch danach als Arzt engagierte er sich im Asylverein für hilfsbedürftige Studenten der Universität Wien in dem er auch die Funktion des Vizepräsidenten einnahm.[1] 1877 erfolgte seine Zuweisung als militärärztlicher Eleve in der Reserve zum Garnisonsspital Nr. 1 in Wien.[2] Nach dem Studium begann er mit seiner Ausbildung im Fach Chirurgie zum Operateur an der II. chirurgischen Klinik bei Theodor Billroth (1829-1894), danach arbeitete er als Sekundararzt an der chirurgischen Abteilung von Leopold Dittel (1815-1898) im Allgemeinen Krankenhaus Wien.

Als Operateur an der Universitätsklinik bei Billroth publizierte er 1879 „Schussverletzungen an der Aussenseite des linken Oberschenkels. Entfernung des Projektils vier Monate später aus der Harnblase[3] sowie im Langenbecks‘ Archiv „Anus praeternaturalis. Enterorrhapie. Heilung“[4] und „Ueber angeborenen Riesenwuchs der oberen und unteren Extremitäten“.[5] 1881 veröffentlichte er an der Klinik von Billroth „Operation am Darm“.[6] Darauf folgte seine – mittlerweile zum Regimentsarzt in der Reserve ernannt – Arbeit „Ein Vorschlag zu den Krankentransporten in der Herzegovina, mit besonderer Rücksicht auf die Divisions-sanitäts-Anstalten“, die er in einem Sanitätslager in Avtovac bei Gacko (heute: Republika Srpska in Bosnien und Herzegovina) im Mai 1882 verfasste hatte.[7] Im selben Jahr publizierte er als Sekundararzt an der Klinik von Dittel den Aufsatz „Ein Instrument zur Operation der Phimose“[8] und einen Bericht „Von der Elektrizitäts-Ausstellung“ in München.[9]

1884 habilitierte er sich an der Universität Wien zum Dozenten der Chirurgie. Im selben Jahr erschien von ihm die Arbeit „Die Tumoren der Harnblase mit Rücksicht auf Diagnostik und Therapie“ nach einem von ihm gehaltenen Vortrag vor dem Wiener medizinischen Doktoren-Kollegium.[10] 1885 wurde er vom Ministerium des Äußeren gemeinsam mit Anton Bum (1856-1925) zur Unterstützung der medizinischen Versorgung der im Zuge des serbisch-bulgarischen Krieg verwundeten Wehrangehörigen nach Sofia entsandt.[11] Darüber berichtete er in dem Artikel „Nachrichten aus Bulgarien und Serbien. Kriegschirurgische Erfahrungen in Bulgarien“[12] sowie einem Vortrag vor der Gesellschaft der Ärzte in Wien im Jänner 1886.[13] Nach einer mehrjährigen Reisetätigkeit durch Europa (Deutschland, Paris, London) war er als Ordinarius am Sofien-Spital in Wien tätig und unterhielt eine private chirurgische Praxis. 1887 veröffentlichte er den Artikel „Ueber Vorkommen, Bedeutung und Behandlung der Phimose bei Kindern“.[14] Seit 1880 gehörte Wittelshöfer als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien an.[15]

Wiener medizinische Wochenschrift

Schon seit 1877 arbeitete er in der Wiener medizinischen Wochenschrift und war zeitweise anstelle seines Vaters Leopold alleinig für die Redaktion verantwortlich. Mit Jahresbeginn 1883 trat er auch endgültig als Redakteur in die Zeitschrift seines Vater der „Wiener medizinischen Wochenschrift“ ein, und begann seine journalistische Tätigkeit mit der Rubrik „Aerztliche Reisebriefe“, in denen er aus seinen zahlreichen Reisen nach Deutschland und aus Paris berichtete.[16] 1888 trat er als Redakteur krankheitsbeding zurück und übergab Heinrich Adler (1849-1909) die redaktionelle Führung der Wiener medizinischen Wochenschrift.[17]

Übersetzer

Wittelshöfer trat auch als Übersetzer medizinischer Monografien hervor, wie jene „Die Osteotomie mit Rücksicht auf Aetiologie und Pathologie von genu valgum, genu varum und anderen Knochenverkrümmungen an den unteren Extremitäten“ von William Macewen (1848-1924),[18] oder 1884 „Die Tumore der Harnblase mit Rücksicht auf Wesen, Symptome und Behandlung derselben“ von Henry Thompson (1820-1904).[19]

Richard Wittelshöfer starb am 20. März 1889 in Graz.

Wittelshöfer Richard, Todesanzeige, in: Neues Wiener Tagblatt (Tages Ausgabe), 22.3.1889, S.11.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-430a, Wittelshöfer Richard (Rigorosum Datum: 1874).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-621, Wittelshöfer Richard (Promotion Datum: 26.6.1877).

ÖStA, AVA, Unterricht UM allg. Akten, 633.49, Wittelshöfer, Richard, Professorenakt, 1884.

Rk Erzdiözese Wien, Sterbebuch, 01. St. Peter, Sign. 03-05, Folio 114, Wittelshöfer Richard.

Literatur:

Wittelshöfer, Richard: Ueber angeborenen Riesenwuchs der oberen und unteren Extremitäten. (Hierzu Tafel I) Sonderdruck aus: Langenbeck’s Archiv. Berlin: L. Schumacher 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wittelshöfer, Richard: Operation am Darm. Kasuistische Beiträge aus Hofrath Prof. Billroth’s chirurgischer Klinik. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wittelshöfer, Richard: Ueber Vorkommen, Bedeutung und Behandlung der Phimose bei Kindern. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Macewen, Henry: Die Osteotomie mit Rücksicht auf Aetiologie und Pathologie von genu valgum, genu varum und anderen Knochenverkrümmungen an den unteren Extremitäten. Mit 40 Holzschnitten des Originals. Autorisierte deutsche Ausgabe herausgegeben von Dr. Richard Wittelshöfer. Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29144]

Thompson, Henry: Die Tumoren der Harnblase mit Rücksicht auf Wesen, Symptome und Behandlung derselben. Mit Abbildungen des Originals (40 Holzschnitten und 6 Tafeln). Autorisierte deutsche Ausgabe bearbeitet von Dr. Richard Wittelshöfer. Wien: Toeplitz und Deuticke 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57247]

Keywords:

Wittelshöfer Richard, Militärarzt, Chirurgie, Journalist, Wiener medizinische Wochenschrift, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Illustriertes Wiener Extrablatt, 15.4.1874, S. 5; Fremden-Blatt, 21.11.1876, S. 12.

[2] Wiener Zeitung, 29.7.1877, S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1879, Sp. 76-78.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1879, Sp. 1316.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1879, Sp. 744-745.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 3, 1880, Sp. 63-66; Nr. 5, Sp. 116-120; Nr. 7, Sp. 185-188.

[7] Der Militärarzt, Nr. 13, 1882, S. 97-99.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 1882, Sp. 12-13.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1882, Sp. 1228-1229.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1885, Sp. 1033-1036: Nr. 35, Sp. 1060-1064; Nr. 36, Sp. 1091-1094.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1885, Sp. 1516.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1886, Sp. 55-58.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1886, Sp. 143-145.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1887, Sp. 153-156.

[15] Neue Freie Presse, 23.3.1880, S. 1.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1883, Sp. 289-292; Nr. 16, Sp. 487-492; Nr. 17, Sp. 521-524.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 52, 1888, Sp. 2089.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30, 1881, Sp. 881.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 51, 1884, Sp. 1535-1536.

Normdaten (Person) Wittelshöfer, Richard: BBL: 41104; GND: 1255178957;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41104 (23.05.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 05 23
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [219]: Jungmann, Martin – Facharzt für Röntgenologie an der II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien – Entwickler der Gravitationsbelastungspathologie – NS-Verfolgter

Jungmann, Martin – Facharzt für Röntgenologie an der II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien – Entwickler der Gravitationsbelastungspathologie – NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Martin Jungmann wurde am 24. September 1895 in Teschen in österreichisch Schlesien (heute: Cieszyn/Polen) geboren. Nach der Matura am Gymnasium in Bielitz studierte er ab 1914 an der Universität Wien Medizin. 1916 musste Jungmann das Studium wegen seiner Einberufung zum Kriegsdienst unterbrechen, den er als Militärarzt an der Nordostfront in Galizien, später an der Südwestfront in den Dolomiten, leistete. 1919 nahm er das Studium wieder auf und schloss es am 22. März 1921 mit der Promotion ab.

Zunächst begann er seine Laufbahn als Mediziner am Zentral-Röntgeninstitut an der Universität Wien bei Professor Guido Holzknecht (1872-1831). Hier arbeitete er an der Beanspruchung der Muskel-Skelett-Struktur des Menschen, insbesondere des Beckenprofils, sowie an Behandlungsmethoden mit Röntgenbestrahlungen für Patient:innen mit hartnäckigen Rückenschmerzen, vor allem aber entwickelte die Gravitationsspannungs- und Belastungspathologie, die 1928 erstmals eingesetzt wurde. Danach wechselte er als Facharzt für Röntgenologie und als Röntgenassistent an der II. Frauenklinik zu Professor Fritz Kermauner (1872-1931), und wirkte daneben an der Röntgenabteilung des Kosmetik Institutes Dr. Ernst Eitner in Wien 1, Rotenturmstraße 12.[1] 1926 eröffnete er ein Röntgeninstitut in Wien 1, Franz Josefs-Kai 1.[2] Zwischen 1928 und 1938 hielt Jungmann zu seinem Forschungsgebiet fünfzehn Vorlesungen an der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

1929 publizierte er eine Artikelserie über „Die Theorie der statisch-dynamischen Dekompensation Senkrumpf und Plattrumpf“, die als Sonderdruck erschien und sich in der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet. Weiters veröffentlichte er 1936 die Artikelserie „Die Bekämpfung der „statisch-dynamischen Dekompensation“ durch den „Beckenhebel“ (Scherenhebelprinzip)“ (Teil 1),[3] (Teil 2),[4] (Teil 3)[5] (Teil 4),[6] (Teil 5),[7] (Teil 6),[8] (Teil 7),[9] (Teil 8),[10] (Teil 10)[11].

Nach dem Tod von Kermauner verließ der die Universität und arbeitete als Facharzt in seiner privaten Praxis in Wien.

New York, U.S. District Court Naturalization Records

Jungmann war nach dem „Anschluss im März 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Ihm gelang zunächst die Flucht nach Paris, von wo er ein Jahr später im November 1939 mit der SS Noordam über Rotterdam in die USA emigrierte.

In New York eröffnete er 1940 eine private Arztpraxis und arbeitete auf seinem Forschungsgebiet weiter. 1957 gelang es ihm mit Unterstützung seiner Patienten die Gründung des Institute for Gravitational Strain Pathology Inc, wo er auch Kurse über seine Behandlungsmethoden anbot und seine Forschungen fortsetzte, die sich auch in einer Reihe von Publikationen niederschlugen. Ab 1966 begann er Mediziner:innen auf dem Gebiet der Osteopathie mit seinen Behandlungskonzepten vertraut zu machen und sie darin auszubilden.

In den USA heiratete er 1941 die in Berlin geborene und ebenfalls vor den Nationalsozialisten geflohene Gertrude Klein-Lehmann (1909-2000). Jungmann verstarb am 17. April 1973 in Pinellas, Florida. Seine Ehefrau gab 1995 in New York die „Papers of Martin Jungmann, M.D.“ heraus.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0696, Jungmann Martin (Nationalien Datum 1914/15).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0302, Jungmann Martin (Rigorosum Datum 15.3.1921).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-0526, Jungmann Martin (Promotion Datum 22.3.1921).

New York, U.S. District Court Naturalization Records, 1824-1991, Petitions for naturalization and petition evidence 1944 box 983, no 502601-502736 > image 28 of 496; NARA microfilm publication M1972, Southern District of New York Petitions for Naturalization, 1897-1944. Records of District Courts of the United States, 1685 – 2009, RG 21. National Archives at New York, Jungmann Martin.

Find a Grave: Jungmann Martin (1973).

Literatur:

Jungmann, Martin: Die Theorie der statisch-dynamischen Dekompensation Senkrumpf und Plattrumpf. Aus der II. Universitäts-Frauenklinik in Wien (Vorstand: Prof. F. Kremauner). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Biblitohek]

Papers of Martin Jungmann, M.D. Hg.: Gertrude Jungmann. New York, NY: 1995.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Sign.: 2708-N]

Keywords:

Jungmann Martin, Facharzt für Röntgenologie, Frauenklinik, AKH Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizin, Medizingeschichte

[1] Pharmaceutische Post, 2.2.1924, S. 39.

[2] Der Tag, 21.2.1926, S. 12.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1936, S 320-322.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 13, 1936, S 350-352.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 14, 1936, S 378-379.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1936, S 406-407.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1936, S 434-436.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1936, S 464-466.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1936, S 485-488.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 19, 1936, S 514-517.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 20, 1936, S 546-548.

Normdaten (Person) Jungmann, Martin: BBL: 41095; GND: 129017380X;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [218]:Igl, Johann – Stadtphysikus von Brünn, Militärarzt

Igl, Johann– Stadtphysikus von Brünn, Militärarzt

Text: Walter Mentzel

Johann Igl wurde am 15. April 1846 in Nikolsburg in Mähren (heute: Mikulov/Tschechien) geboren, und war mit Klothilde, geborene Götz, verheiratet. Nach seinem Studium in Wien an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie, das er im Jahr 1871 mit seiner Promotion abschloss, wurde er im April 1871 als Oberarzt dem Garnisons-Spital Nr. 5 in Brünn[1] und 1877 dem 69. Infanterieregiment[2] und zuletzt dem 8 und 36. Infanterieregiment zugeteilt.[3]

1878 errichtete er im Zuge des Okkupationsfeldzuges in Bosnien als Regimentsarzt in Fiume (heute: Rijeka/Kroatien) und Zengg (heute: Senj/Kroatien) in Dalmatien Feldspitäler für verwundete Wehrangehörige ein.[4] Im Jänner 1880 wurde er zum Garnisonsspital in Brünn[5] und hier 1882 in den Stand der Reserve des mährischen Landwehr-Infanterieregimentsbataillon Kremsier versetzt.[6] In Brünn nahm er seit 1879/80 die Stelle eines Bezirksarztes bis zu seiner Ernennung zum Stadtphysikus im Jahr 1888 ein.[7] Als Stadtphysikus reorganisierte er die Evidenzhaltung der Infektionskrankheiten, legte ein Sanitätskataster für die Stadt an, und errichtete neben einem Epidemie- und Notspital ein Versorgungshaus und eine Desinfektionsanstalt. Igl war ein zentraler Proponent bei der sanitären und baulichen Regulierung der Landeshauptstadt Brünn und deren Umgebung, und der Erste, der in Österreich die Einführung von Schulärzten anregte.

Johann Igl gehörte der 1881 gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege an, wo er u.a. 1901 einen Vortrag zum Thema „Anlage, Führung und Wert eines Sanitätsgrundbuches“[8] hielt. 1902 erschien von ihm nach einem Vortrag in der Vollversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege am 23. Oktober 1901 die Arbeit „Ein Beitrag zur Epidemieforschung bei Darmtyphus“. 1903 referierte er wieder vor der Gesellschaft zum Thema „Die Krebssterblichkeit in Brünn seit 100 Jahren. Ein Beitrag zur Krebsforschung“.[9] 1906 erschien von ihm der Aufsatz „Förderung der Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande“, nach einem von ihm 1905 unter demselben Titel gehaltenen Vortrag vor der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege.[10]

Igl war seit 1898 Träger des Ritterkreuzes des Franz Josefs-Ordens.[11] Er verstarb am 12. Mai 1913 in Wien.

Quellen:

Sterbebuch, Rk. Erzdiözese Wien, 09. Votivkirche, Sign. 03-11, Folio 6, Igl Johann.

Nachruf: Johann Igl in: Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1913, Sp. 1328.

Literatur:

Igl, Johann: Ein Beitrag zur Epidemieforschung bei Darmtyphus. Vortrag, gehalten in der Vollversammlung der „Oesterr. Gesellschaft für Gesundheitspflege“ am 23. October 1901. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Brünn: im Verlag des Verfassers 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Igl, Johann: Förderung der Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande. Vortrag, gehalten in der Vollversammlung der „Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege“ am 25. Oktober 1906. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Wien: im Selbstverlage des Verfassers, Druckerei der kaiserl. Wiener Zeitung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31959]

Keywords:

Igl Johann, Stadtphysikus, Brünn, Militärarzt, Arzt , Medizingeschichte, Wien

[1] Die Neue Zeit. Olmützer politische Zeitung, 25.4.1871, S. 5.

[2] Der Kamerad. Österreichisch-ungarische Wehr-Zeitung, 1.7.1877, S. 5.

[3] Österreichischer Soldatenfreund, 7.6.1879, S. 361.

[4] Die Presse, 18.9.1878, S. 10.

[5] Prager Tagblatt, 16.1.1880, S. 6.

[6] Wiener Allgemeine Zeitung, 6.1.1882, S. 3.

[7] Internationale klinische Rundschau, 1888, Sp. 351.

[8] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie, 30.3.1901, S. 309.

[9] Wiener klinische Rundschau, Nr. 47, 1903, S. 862.

[10] Wiener klinische Rundschau, Nr. 42, 1905, S. 754.

[11] Wiener klinische Rundschau, Nr. 51, 1898, S. 826.

Normdaten (Person) Igl, Johann: BBL: 41093; GND: 1290173923;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [217]: Vollbracht, Franz – Internist, Tuberkuloseverein „Viribus unitis“

Vollbracht, Franz– Internist, Tuberkuloseverein „Viribus unitis“

Text: Walter Mentzel

Franz Vollbracht wurde am 12. Oktober 1870 als Sohn des Schriftsetzers bei der Neuen Freien Presse, Wenzel Franz Vollbrecht (1847-1902), und Aloisia Sleziza in Wien geboren.

Vollbracht studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 18. Juli 1896. 1897 wurde er als Assistenzarzt in Reserve dem Feldjägerbataillon Nr. 10 und dem Garnisonspital 1 in Wien zugeteilt.[1] Seine berufliche Laufbahn begann er als Aspirant und als Sekundararzt an der II. medizinischen Klinik bei Professor Edmund Neusser (1852-1912). Hier publizierte er 1899 „Ein Fall von Morbus Addisonii nach vorausgegangener Purpura haemorrhagica“.[2] Danach wechselte er für fünf Jahre als Assistent an die IV. medizinische Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien und zu dessen Vorstand Dozent Friedrich Kovacs (1861-1931). Hier publizierte er 1901 „Zur Casuistik der peripheren Gangrän bei Phosphorvergiftung“,[3] 1903 „Beitrag zur Frage der Leberophtalmie“ und 1906 „Zur Kenntnis des Schluckmechanismus bei Cardiospasmus[4].

Nachdem er 1906 an der IV. medizinischen Klinik emeritierte, führte er eine private Arztpraxis in Wien. Während des Ersten Weltkrieges war er zunächst dem Garnisonsspital Nr. 1 in Wien zugeteilt, danach war er ab 1916 beim mobilen Epidemiespital Nr. 4 tätig.[5] 1914 erfolgte seine Ernennung zum Oberarzt,[6] 1916 erhielt er das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille.[7]

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er an der Universitätsklinik für Kehlkopf- und Nasenkrankheiten, wo er, der für die Kalziumtherapie eintrat, 1919 eine Arbeit „Über intravenöse Calciumtherapie“ verfasste.[8] Ebenfalls 1919 gehörte er neben Ludwig Teleky (1872-1957), Alfred Götzl (1873-1946) Hermann Schlesinger (1866-1934), Siegmund Tennebaum u.a. als Mitglied dem Vollzugsauschuss der Bezirkszentrale für Tuberkulosefürsorge an.[9] Er wurde zum Leiter der Tuberkulosefürsorgestelle des Lungenhilfsvereins Wien für den 9. Bezirk, sowie als Chefarzt zum Leiter der Spezialabteilung für Tuberkulosefürsorge beim Verein „Viribus unitis“ bestellt. In dieser Funktion publizierte er 1921 „Intravenöse Anwendung von Solarson (nebst Angaben über die Technik der intravernösen Injektion)“.[10] In den 1920er Jahren widmete er sich der Heufieberforschung, die er an der Klinik von Professor Markus Hajek (1861-1941) durchführte. Darüber berichtete er einem breiteren Publikum im Juli 1924 in einem ausführlichen Zeitungsartikel,[11] sowie zuvor mit dem Aufsatz „Neuere Anschauungen über Pathogenese und Therapie des Bronchialasthmas, des Heufiebers und der vasomotorischen Rhinitis“.[12] Zuletzt war er noch als Chefarzt der niederösterreichischen Landesbahnen tätig.

Vollbracht war seit 1902 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[13] weiters war er Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien und der Wiener Laryngologischen Gesellschaft. 1898 erhielt er den fürstlich montenegrinischen Danilo-Orden,[14] 1921 den Titel eines Medizinalrates verliehen.[15]

Franz Vollbracht verstarb am 3. November 1932 in Wien.

Quellen:

Erzdiözese Wien, 05, St. Josef zu Margarethen, Taufbuch Sign. 01-048, 1870, Folio 201.

UAW, Sign. 195-431a (Rigorosum Datum: 9.7.1896), Vollbracht Franz.

UAW, Sign. 188-648 (Promotion Datum: 18.7.1896), Vollbracht Franz.

Friedhofsdatenbank Wien: Vollbracht Franz Dr.

Literatur:

Vollbracht, Franz: Beitrag zur Frage der Leberophtalmie. (Hanotsche Cirrhose, beiderseitige Konjunktivitis, Keratitis, Viskosität des Blutes) Aus der IV. Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Primararzt Dozent Dr. Friedrich Kovacs) Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Vollbracht Franz, Internist, Laryngologie, Tuberkulose, Verein Viribus unitis, Arzt, Medizingeschichte

[1] Wiener Zeitung, 23.5.1897, S. 2; Neue Freie Presse, 4.6.1897, S. 19.

[2] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 28, 1898, S. 737-742.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 52, 1901, S. 1288-1292.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1906, Sp. 1717-1721; Nr. 36, 1906, Sp. 1774-1778; Nr. 37, 1906, Sp. 1824-1826.

[5] Wiener Zeitung, 20.9.1916, S. 1916.

[6] Der Militärarzt, Nr. 20, 1914, Sp. 408.

[7] Der Militärarzt, Nr. 25, 1916, Sp. 582.

[8] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, H. 5, 1919, S. 356-359.

[9] Arbeiter Zeitung, 10.12.1919, S. 3.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1921, Sp. 461-463.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 10.7.1924, S. 4.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1923, Sp. 2254-2258; Nr. 51, 1923, Sp. 3215-2319; Nr. 2, 1924, Sp. 92-103.

[13] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 13, 1902, S. 349.

[14] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 26, 1898, S. 645.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 51, 1921, Sp. 2249.

Normdaten (Person) Vollbracht, Franz: BBL: 41037; GND: 1286781787;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [216]: Jurié von Lavandal, Gustav – Chirurg und Chefarzt des Souveränen Malteserordens

Jurié von Lavandal, Gustav – Chirurg und Chefarzt des Souveränen Malteserordens

Text: Walter Mentzel

Gustav Andreas Jurie stammte aus einer Kärntner Ärztefamilie. Er wurde am 19. Mai 1841 als Sohn des Mediziners am Wiener Bürgerspital, Theodor Jurié Edler von Lavandal (1809-1886), und Karoline (1815-1876), geborene Rigel, in Wien geboren. Sein Bruder Adolf Jurie (1837-1890) war ebenfalls Mediziner, so wie sein Großvater, der in St. Andrä in Kärnten geborene Andreas Jurié (1765-1833). Seit 1868 war Gustav mit Emilie Hofeneder (1849-1891) verheiratet.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wien Josefstadt studierte Jurié an der Universität Wien Medizin. Am 24. Jänner 1865 schloss er das Studium mit dem Doktor der Chirurgie und am 27. Juli 1865 mit dem Magister der Geburtshilfe ab. Im selben Jahr erfolgte seine Aufnahme in das Doktoren-Kollegium in Wien.[1] 1866 nahm er als Militärarzt am preußisch-österreichisch Krieg im Wirkungsbereich der Nordarmee des Chirurgen Professor Johann von Dumreicher (1815-1880) teil.[2] Im selben Jahr erhielt er dafür den Goldenen Verdienstorden mit Krone verliehen.[3] Infolge seiner Kriegserfahrungen gründete er 1875 den Verein „zur Erbauung und Erhaltung eines Pavillon-Krankenhauses behufs Heranbildung von Pflegerinnen für Kranke und Verwundete“ („Rudolfiner-Verein“). Nachdem es Jaromir Mundi (1822-1894) gelang Theodor Billroth (1829-1894) und Hans Graf Wilczek (1837-1922) für diese Idee zu interessieren und Kronprinz Rudolf von Habsburg als Protektor gewonnen werden konnte, kam es zur Umsetzung des Baues eines Krankenhauses als Lehrbildungsanstalt und deren Eröffnung und Inbetriebnahme im Jahr 1882.[4]

Zunächst arbeitete Jurié an der chirurgischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und danach bei Professor Carl Langer (1819-1887), daneben führte er eine private Ordination in Wien 1.

In dieser Zeit erschienen von ihm einige wissenschaftliche Arbeiten, darunter 1872 – nach einem in der wissenschaftlichen Plenarversammlung des Doktoren-Kollegiums der medizinischen Fakultät am 18. Dezember 1871 gehalten Vortrag der Aufsatz „Zur Diagnose des Blasensteines“ und im selben Jahr „Der Steinschnitt in der Geschichte der Medizin“. 1873 publizierte er die „Beiträge zur Kenntniss des Baues und der Verrichtung der Blase und Harnröhre“. Weiters erschien von ihm 1877 „Ueber den Mechanismus der Harnverhaltungen bei Greisen“.

1873 präsentierte er auf der Weltausstellung in Wien „Aanatomisch-chirurgische Präparate“,[5] wozu er auch eine umfangreiche Artikelserie zur Konservierung von Leichen (2. Teil) (3. Teil) publizierte.[6]

Nachdem er sich 1874 im Fach Chirurgie mit der Arbeit „Harn und Geschlechtswerkzeuge“ habilitierte hatte und vom Ministerium für Cultus und Unterricht zum Privatdozenten ernannt worden war,[7] erfolgte seine Ernennung zum Vorstand der chirurgischen Abteilung des Spitals der Barmherzigen Schwestern in Wien Leopoldstadt. Daneben hielt er am Allgemeinen Krankenhaus Kurse in chirurgischen Operationsübungen ab. Seit den 1880er Jahren übte er auch noch die Tätigkeit eines Bahnarztes im Rennsportverein Jockey-Club in Wien aus.

Weiters engagierte er sich in einer Reihe von Krankenanstalten, wie als gewähltes Kuratoriumsmitglied im „Verein Heilanstalt Alland“,[8] als Präsident und später Kuratoriumsmitglied des Vereins für die Erhaltung des Kaiserin Elisabeth-Kinderhospitals der Stadt Wien in Bad Hall,[9] im Kaiser Franz Josef-Kinderhospiz in Sulzbach bei Ischl im als Direktionsmitglied,[10] sowie als langjähriges Direktionsmitglied der „Janus“ wechselseitigen Lebensversicherungsanstalt in Wien.

1894 erfolgte seine Ernennung zum Nachfolger von Mundy zum Generalchefarzt des Malteserordens.[11]

Jurié war Träger zahlreicher Orden, darunter des 1879 verliehenen Ritterkreuz des Franz-Josephs-Orden, 1895 erhielt er die Decoration eines Chevalier de grace des souveränen Johanitter-Ordens.[12] 1909 erfolgte seine Ernennung zum Hofrat.[13]

Im Ersten Weltkrieg wirkte er noch an der Organisation der Malteser-Spitalszüge mit. 1917 veröffentlichte er die im Wissenschaftlichen Klub[14] vorgestellte Arbeit „Unsterblichkeit und Naturwissenschaft“. Zuletzt arbeitete er noch am Kranken- und Defizienten-Institut für Weltpriester in Wien 3, Ungargasse 38 als Primararzt.[15]

Gustav Jurié von Lavandal verstarb am 20. November 1924 in Wien.

Quellen:

Erzdiözese Wien, St. Stephan, 1841, Geburtsbuch, Sign. 01-113, Folio 297, Jurie Gustav.

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S. 303 Personalblätter, S.304.569 Jurie Gustav Edler von Lavandal.

UAW, Med. Fakultät, Personalakten, Ansuchen um Aufnahme als Zögling am Operationsinstitut.

Friedhofsdatenbank Wien: Jurie Gustav.

Feucht Gerhart, Die freiwillige Sanitätspflege des Souveränen Malteser Ritter-Ordens, Großpriorat von Böhmen-Österreich im Kriege 1914-1918 und das Militärhospital in Kierling bei Wien 1866. Angeschlossen eine Kurzbiographie des Generalchefarztes des Großpriorates von Böhmen und Österreich, Hofrat Univ.-Doz. Dr. med. Gustav Jurie von Lavandal, Wien 2010.

Literatur:

Jurié von Lavandal, Gustav: Zur Diagnose des Blasensteines. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Plenarversammlung des Doctoren-Collegiums der medicinischen Facultät am 18. Dezember 1871. Sonderdruck aus: Österreichischen Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1872.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jurié von Lanvandal, Gustav: Der Steinschnitt in der Geschichte der Medicin. Vortrag, gehalten zur XXI. Jahresfeier der wissenschaftlichen Thätigkeit des Doctoren-Collegiums der medicinischen Facultät am 27. Mai 1872. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: im Selbstverlag des Verfassers, Druck von Leopold Sommer & Comp. 1872.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 25899]

Jurié von Lavandal, Gustav: Beiträge zur Kenntnis des Baues und der Verrichtung der Blase und Harnröhre. Sonderdruck aus: Medizinische Jahrbücher. Wien: 1873.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jurié von Lavandal: Ueber den Mechanismus der Harnverhaltungen bei Greisen. (Hierzu Tafel XII. Fig. 5-10) Sonderdruck aus: Archiv für klinische Chirurgie. Berlin: 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Jurié Gustav, Chirurgie, Malteserorden, Allgemeines Krankenhaus Wien, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1865, Sp. 207.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1866, Sp. 807.

[3] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, 1866, 491

[4] Rudolfinerverein (Hg.), Das Rudolfinerhaus in Wien 1882-1907. Denkschrift. Zur Erbauung und Erhaltung eines Pavillon-Krankenhaus behufs Heranbildung von Pflegerinnen für Kranke und Verwundete in Wien. Wien 1907. Wyklicky Helmut, Billroth, Gersuny und die Gründung des Rudolfinerhauses, in: Rudolfinerhaus 1882-1982. Festschrift. Wien 1982, S. 48 ff.

[5] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 22.7.1873, S. 430.

[6] Internationale Ausstellungs-zeitung, 20.8.1873, S. 2; 2.9.1873, S. 3.; 20.9.1873, S. 2.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1874, Sp. 301.

[8] Neues Wiener Tagblatt, 28.11.1898, S. 5.

[9] Reichspost, 25.6.1907, S. 3.

[10] Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch, Wien 1919, S. 192.

[11] Neues Wiener Journal, 24.11.1894, S. 4.

[12] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 30.7.1895, S. 8.

[13] Wiener Allgemeine Zeitung, 20.8.1909, S. 1.

[14] Neue Freie Presse, 5.1.1917, S. 12.

[15] Klinisches Rezept-Taschenbuch für praktische Ärzte, 1925, S. 405.

Normdaten (Person) Jurié von Lavandal, Gustav: BBL: 41003; GND: 134117131;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [215]: Kraus, Mauritius – Zahnarzt, Professor an der Medical School and Hospital of Chicago, Dermatologe

Kraus, Mauritius – Zahnarzt, Professor an der Medical School and Hospital of Chicago, Dermatologe

Text: Walter Mentzel

Moriz Kraus wurde am 30. August 1853 in Palanka in Ungarn (heute: Bačka Palanka/Serbien) als Sohn des Kaufmannes Heinrich Kraus (1814-1888) und Katharina, geborene Duschinski (1823-1862), geboren. Seit 1885 war er mit Clara Eibuschitz (1865-1939) verheiratet, mit der er gemeinsam die beiden Kinder Rosa (31.3.1890 Wien) und Ernst (22.11.1886 Wien) hatte.

Kraus studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. Dezember 1879. Danach trat er als Sekundararzt in den Personalstand des Krankenhaus Wieden ein. Ein Jahr darauf wurde er als Militärarzt dem Garnisonsspital Nr. 23 beim Linien-Infanterieregiment Freiherr Paul von Airoldi Nr. 23 zugeteilt,[1] 1881 wechselte er zum Garnisonsspital Nr. 4 nach Linz und rüstete noch im selben Jahr ab.[2]

Ende 1881 übernahm er neben seiner Tätigkeit im KH Wieden noch supplierend die Stelle eines Armenarztes beim Polizeibezirkskommissariat im fünften Wiener Gemeindebezirk.[3] Seiner Anregung folgend kam es 1883/84 zur Gründung des ersten Rekonvaleszentenhauses in Wien Währing,[4] worüber er im Februar 1883 einen Artikel „Zur Gründung eines Reconvalescentenhauses in Wien“ verfasste, in dem er seine Beweggründe darlegte.[5] Nach seiner Emeritierung als Sekundararzt am KH Wieden arbeitete er zirka 1884/85 als Instituts-Arzt der Sicherheitswache der Polizeidirektion Wien[6] und danach als Assistent an der II. Abteilung für Dermatologie an der Allgemeinen Poliklinik in Wien unter dem Dozenten Josef Grünfeld (1840-1910). Hier publizierte er 1887 „Ein Fall von multipler Harnröhrenpolypen, chronischen Tripper vortäuschend“.

Kraus war ein Förderer des unter dem Protektorat des Professors und Gynäkologen Gustav Braun (1829-1911) stehenden Unterstützungs-Vereines für Hebammen (Präsidentin: Anna Friedl-Eichenthal). Vor diesem Verein referierte er 1888 über Verhaltensmaßregeln bei Straßengeburten.[7] Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Primarius am Wiedner Krankenhaus.[8]

Etwa zu dieser Zeit (zirka 1886) begann Kraus bei dem Zahnarzt Julius Scheff (1835-1922) zu studieren, der sich 1882 im Fach Zahnmedizin an der Universität Wien habilitiert und an der Errichtung der 1888 von der Medizinischen Fakultät beschlossenen zahnärztlichen Einrichtung in Wien mitgewirkt hatte.

Medical School and Hospital of Chicago – Vereinigten Staaten von Amerika

Von zirka 1892 bis 1896 war Kraus in den Vereinigten Staaten von Amerika tätig, wo er an der Post-Graduate Medical School and Hospital of Chicago eine Professur erhalten hatte. Nach seiner Rückkehr nach Wien 1896 übte Kraus nunmehr den Beruf eines Zahnarztes aus und trat im November 1899 als Mitglied dem Verein österreichischer Zahnärzte bei.[9] Dem Verein übergab er durch eine Schenkung die 1892 veröffentlichte Arbeit von Rodrigues Ottolengui, „Methods of filling teeth“, die sich heute im Bestand der Zweigbibliothek für Zahnmedizin befindet, und seinen Besitzstempel trägt.

Besitzstempeln des Vereins für Zahnmedizin und „Dr. M. Kraus“: Rodrigues Ottolengui, Methods of Filling Teeth, Sign. V-0616

Kraus lebte nach seiner Rückkehr nach Wien mit seiner Familie in Wien 10, Keplerplatz 1. Sein Zahnarzt-Atelier befand sich zunächst in Wien 1, Singerstraße 10, später in Wien 1, Spiegelgasse 4. Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich seine Zahnarztpraxis am Standort seiner Wohnadresse in Wien 10, Herzgasse 13.

Anzeige von Moriz Kraus, in: Neue Freie Presse, 13.11.1898, S. 5.

Daneben war Kraus noch als Spezialarzt für Zahn-, Mund-, und Kieferbehandlung des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreich tätig. Um 1900 bot er weiters einen zahnärztlichen Kurs in der feinen Metalltechnik (Kronen- und Brückenarbeiten) sowie Porzellanauffüllungen und Zahnregulierungen im „Dental Depot Kornitzer“ in Wien 1, am Graben 11 an.

Als Zahnarzt veröffentlichte Kraus eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten. 1896 erschien von ihm nach einem Vortrag am ungarischen zahnärztlichen Landes-Kongress in Budapest unter dem gleichnamigen Titel der Aufsatz „Welches ist der schönste, der beste und vollkommenste Zahnersatz?“. In diesem an der Zweigbibliothek für Zahnmedizin erhaltenen Exemplar findet sich von Kraus eine an Professor Julius Scheff (1835-1922) gerichtete Widmung: „mit dankbarster Erinnerung und vorzüglicher Hochachtung / der Schüler Dr. Kraus / Februar 1902“.

Widmung von Mauritius Kraus an Julius Scheff.

Ein von ihm im Dezember 1903 vor dem Zentralverband der österreichischen Stomatologen gehaltener Vortrag „Über Porzellankronen[10] wurde 1904 publiziert, sowie ein weiterer Vortrag im Jahr 1914 vor der Gesellschaft der Ärzte zu „Berufsmerkmale an den Zähnen[11] erschien 1915 als Publikation, die er dem Minister für Kultus und Unterricht widmete.

Zahnarzt im Ersten Weltkrieg

Während des Ersten Weltkrieges war Kraus an der I. chirurgischen Abteilung des k.k. Krankenhauses Rudolfs-Stiftung, sowie an der zahnärztlichen Abteilung des Verwundeten-Spitals der Allgemeinen Poliklinik in Wien und im Reservespital Nr. 8 in Wien Meidling tätig, wo er 1916 das Ehrenzeichen zweiter Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration erhielt. [12] Während dieser Zeit publizierte Kraus eine Reihe von Arbeiten, die sich mit den Kriegseinwirkungen auf den zahnärztlichen Bereich beschäftigten.[13] Dazu zählen sein Artikel wie jener aus dem Jahr 1914 „Der Zahnarzt im Kriege“, 1915 „Ueber geheilte mit umfangreichen Weichteilverletzungen verbundenen Kieferschußfrakturen“ und 1916 „Über Schußfrakturen der aufsteigenden Kieferäste“. Die letzten beiden sind an der zahnärztlichen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien unter dem Vorstand Professor Gustav von Wunschheim (1865-1938) entstanden. Ebenfalls 1916 erschien noch der Aufsatz „Über Wangen- und Lippenplastik“.[14]

Zahnmedizinische Arbeiten für das Erkennungsamt der Polizeidirektion Wien

Nach dem Ersten Weltkrieg unterstützte Kraus die Wiener Polizeidirektion und ihr Krankenspital, und arbeitete als Zahnarzt auf dem kriminaltechnischen Gebiet für das Erkennungsamt der Polizeidirektion. 1925 verfasste er dazu die Aufsätze „Die Berufsmerkmale an Zähnen als wertvoller Behelfe zur Feststellung der Identität intra vitam et post mortem“ in zwei Teilen (2. Teil).[15]

1926 veröffentlichte er den Artikel „Ein wirksames Mittel die Oralsepsis zu verhüten und üble Zufälle bei Operationen im Munde zu vermeiden“. Zwei seiner Schriften erschienen in der Wiener Akademie der Wissenschaften: 1878 „Über den feinen Bau der Meissner’schen Tastkörperchen“[16] und 1917 „Über die leimgebende Natur der Fasern der Pulpa“.

Kraus gehörte noch einer Reihe von wissenschaftlich und medizinischen Vereinen an, darunter der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Dermatologischen Gesellschaft in Wien und seit 1886 als Ehrenmitglied der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft. Weiters war er über Jahrzehnte Mitglied des Ärztevereines des zehnten Wiener Gemeindebezirkes Favoriten, und nach dem Ersten Weltkrieg der Gesellschaft der „American-Austria Society“ in Wien, der als Präsident der Polizeipräsident der Polizeidirektion Wien, Johannes Schober (1874-1932), vorstand.[17] Seit den 1890er Jahren engagierte er sich auch als Obmann im Wiener Radfahr-Club „Kosmos“ im zehnten Wiener Gemeinebezirk. 1921 bekam Kraus der Titel eines Medizinalrates verliehen.[18]

Zu Beginn der 1930er Jahre verarmten Kraus und seine Familie bedingt durch die Folgen der Inflation und durch den Umstand, dass er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr in der Lage war seine Arztpraxis fortzuführen, sodass er auf die Unterstützung des Kuratoriums der Alterswohlfahrtsstiftung angewiesen war.[19] 1934 veröffentlichte er noch die Arbeit „Über Kiefersysten, Zahnwurzelsysten und Wurzelgranulome“. Nachdem er im Frühjahr 1936 eine Studienreise nach Palästina unternommen hatte, verstarb Kraus am 13. November 1936 in Wien. Seine Ehefrau Klara Kraus, die wie ihr Ehemann Moriz jüdischer Herkunft war, verstarb am 11. Mai 1939 in Wien.

Quellen:

Trauungsbuch der IKG Wien, 1885, Kraus Moriz, Eibuschitz Clara.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0278, Kraus Moriz Dr. (Nationalien Datum: 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-184a, Kraus Moriz (Rigorosum Datum: 1877).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-1016, Kraus Moriz (Promotion Datum: 23.12.1879).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Kraus Mauricius.

Literatur:

Kraus, Mauritius: Ein Fall von multiplen Harnröhrenpolypen, chronischen Tripper vortäuschend. Aus der Abtheilung des Universitäts-Dozenten Dr. Grünfeld an der allgemeinen Poliklinik in Wien. Sonderdruck aus: Internationale klinische Rundschau. Wien: Verlag M. Breitenstein 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ottolengui, Rodrigues: Methods of filling teeth. An exposition of practical methods which will enable the student and practitioner of dentistry successfully to prepare and fill all cavities in human teeth. Philadelphia: White Dental MFG 1892.

[Zweigbibliothek für Zahnmedizin/ÖGZMK, Sign.: V-0616]

Kraus, Mauritius: Welches ist der schönste, der beste und vollkommenste Zahnersatz? Vortrag am Ungarischen Zahnärztlichen Landes-Congress zu Budapest 1896. Budapest: Eckstein 1896.

[Zweigbibliothek für Zahnmedizin/Sign.: ARC I-334]

Kraus, Mauritius: Über Porzellankronen. Vortrag mit Demonstrationen, gehalten bei der ersten Jahresversammlung des Zentralverbandes der österreichischen Stomatologen in Wien am 7. Dezember 1903. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für Stomatologie. Wien: Verlag der „Österreichischen Zeitschrift für Stomatologie“ 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kraus, Mauritius: Berufsmerkmale an den Zähnen. Sr. Exzellenz Dr. Max Ritter Hussarek von Heinlein, k.k. Minister für Kultus und Unterricht aus Wertschätzung gewidmet. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kraus, Mauritius: Der Zahnarzt im Kriege. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kraus, Mauritius: Ueber geheilte mit umfangreichen Weichteilverletzungen verbundene Kieferschußfrakturen. Aus der zahnärztlichen Abteilung der allgem. Poliklinik Wien (Abteilungsvorstand: k. k. Oberstabsarzt Professor von Wunschheim.) Sonderdruck aus: Militärsanitätswesen, Beiblatt der „Wiener klinischen Wochenschrift“. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kraus, Mauritius: Über Schußfrakturen der aufsteigenden Kieferäste. Aus der zahnärztlichen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik, Wien (Abteilungsvorstand: K.u.k. Oberstabsarzt Professor v. Wunschheim). (Mit 9 Figuren). Herrn k. u. k. Oberstabsarzt Prof. Dr. Gustav Wunschheim Ritter von Lilienthal, Vorstand der zahnärztlichen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien, zum freundl. Gedenken an die gemeinsame Arbeit in den Kriegsjahren 1914-1916 in Dankbarkeit zugeeignet. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für Stomatologie. Wien, Berlin : Urban & Schwarzenberg 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kraus, Mauritius: Ein wirksames Mittel die Oralsepsis zu verhüten und üble Zufälle bei Operationen im Munde zu vermeiden. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kraus, Mauritius: Über die leimgebende Natur der Fasern in der Zahnpulpa. Wien: Hölder 1917.

[Zweigbibliothek für Zahnmedizin/ÖGZMK, Sign.: V-0331]

Kraus, Mauritius: Über Kieferzysten, Zahnwurzelzysten und Wurzelgranulome. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Mauritius (Moriz) Kraus, Zahnarzt, Dermatologe, Medizingeschichte, Wien, Arzt

[1] Wiener Zeitung, 27.3.1880, S. 2.

[2] Österreichischer Soldartenfreund, 3.1.1881, S. 4.

[3] Wiener Zeitung, 5.10.1881, S. 3.

[4] Wiener Allgemeine Zeitung, 23.2.1883, S. 3; Die Presse, 15.1.1884, S. 1.

[5] Wiener Allgemeine Zeitung, 23.2.1883, S. 3.

[6] Wiener Allgemeine Zeitung, S. 30.5.1885, S. 4.

[7] Hebammen-Zeitung, 15.4.1888, S. 3.

[8] Hebammen-Zeitung, 30.10.1888, S. 6.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 50, 1899, S. 1275.

[10] Wiener klinische Rundschau, Nr. 49, 1903, S. 879.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1914, Sp. 1160.

[12] Wiener Zeitung, 2.5.1916, S. 4.

[13] Neue Freie Presse, 13.11.1914, S. 10.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1916, Sp. 831-845.

[15] Öffentliche Sicherheit, H. 19-20, 1925, S. 4; Nr. 21-22, S. 8-9.

[16] Die Presse, 22.6.1878, S. 5.

[17] Neue Freie Presse, 23.1.1929, S. 6; Neue Freie Presse, 19.5.1929, S. 17; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 17.11.1936, S. 8.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30, 1921, Sp. 1354.

[19] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 30.8.1934, S. 7.

Normdaten (Person) Mauritius (Moriz) Kraus: BBL: 40909; GND: 1285174135;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40909 (03.04.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 04 03
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Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [214]: Natanson, Karl – Frauenarzt, NS-Verfolgter

Natanson, Karl – Frauenarzt, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Karl (Carl) Natanson wurde am 11. Mai 1866 als Sohn von Josef Nathanson und Sofie, geborene Berle (1839-1888) in Warschau (Russland, heute: Polen) geboren. Seit 1897 war er mit Stefanie Levy (1876-1942) verheiratet, mit der er die Kinder Sophia (1896), Melanie (1897-1933), Irma (1899-1921), Arnold (1900) hatte.

Natanson studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 11. März 1893. Danach arbeitete er als Frauenarzt und führte eine Arztpraxis in Wien 9, Maximilianplatz 4-5. 1898 trat er als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien bei.[1]

1905 übernahm er die Leitung des Ammenheimes „Austria“ in Wien 1, Weihburggasse 11.[2]

Von Natanson sind eine Reihe wissenschaftlicher Publikationen erhalten, wie die 1906 im Anatomischen Anzeiger erschienene Arbeit „Zur Kenntnis des Ephithels im kindlichen Uterus“. Im März 1909 hielt er einen Vortrag im Kaiser Franz Josefs-Ambulatorium „Über Hypoplasie und Mißbildungen des inneren Genitales“, der im selben Jahr unter demselben Titel in der Wiener klinischen Rundschau erschien.[3] Ebenfalls 1909 publizierte er die Arbeit aus dem I. Anatomischen Institut Wien beim Vorstand Emil Zuckerkandl (1849-1910) „Über das morphologische Verhalten der Montgomeryschen Drüsen“ und zuvor schon 1903 an diesem Institut über „Knorpel in der Niere“.[4] 1910 erschien von ihm die Studie „Über das Verhalten der Spermatozoen im weiblichen Genitaltrakt bei Efluvion seminis“ aus der I. gynäkologischen Abteilung des Kaiser Franz Joseph-Ambulatoriums unter dem Vorstand Dr. Bela Reinitz (1850-1911) und der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten im Allgemeinen Krankenhause in Wien unter dem Vorstand von Professor Salomon Ehrmann (1854-1926). Zwei weitere Arbeiten erschienen in der Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie „Über das Vorkommen von Plattenepithel im Uterus von Kindern“ und „Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte des Uterus unicornis“. Die Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Natanson engagierte sich in medizinischen und ärztlichen Vereinigungen, darunter im Vorstand des 1913 vom Wiener Doktoren-Kollegium gegründeten Ärztlichen Zentral- Spar- und Kreditinstitut (Genossenschaft),[5] sowie als Mitglied und in den Vereinsgremien des Ärztlichen Vereines im 9. Bezirk.[6] 1907 wurde er in den wissenschaftlichen Ausschuss des Wiener Doktoren-Kollegiums gewählt.[7]

1924 wurde Natanson gemeinsam mit dem Arzt Julius Flesch (1871-1942) gem. § 144 wegen eines durchgeführten Schwangerschaftsabbruches vor dem Wiener Landesgericht zu je drei Monaten schweren Kerker verurteilt. Beide wurden nach einem Berufungsverfahren freigesprochen.[8]

Natanson, der wie seine Ehefrau jüdischer Herkunft war und nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, beging am 30. Juni 1942 mit seiner Ehefrau Stefanie in der gemeinsamen Wohnung in Wien 9, Ferstelgasse 5, Suizid.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0403, Natanson Karl (Nationalien Datum: 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-270a, Natanson Karl (Rigorosum Datum: 1890).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-856, Natanson Karl (Promotion Datum: 11.3.1893).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 17.233, Natanson Karl.

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Natanson Karl und Stefanie.

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes.

Literatur:

Natanson, Karl: Zur Kenntnis des Ephithels im kindlichen Uterus. Sonderdruck aus: Anatomischer Anzeiger. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natanson, Karl: Über Hypoplasie und Mißbildungen des inneren Genitales. Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag der „Wiener klinischen Rundschau“ 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natanson, Karl und Waldemar Goldschmidt: Über das morphologische Verhalten der Montgomeryschen Drüsen. Aus dem I. Anatomischen Institut Wien (Vorstand: Hofrat Zuckerkandl). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natason, Karl: Über das Verhalten der Spermatozoen im weiblichen Genitaltrakt bei Efluvion seminis. Aus der I. gynäkolog. Abteilung des Kaiser Franz Joseph-Ambulatoriums (Vorstand: Dr. Bela Reinitz) und der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten im Allgem. Krankenhause (Vorstand: Prof. E. Ehrmann). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natanson, Karl: Über das Vorkommen von Plattenepithel im Uterus von Kindern. (Hierzu Tafel IV). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natanson, Karl: Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte des Uterus unicornis. Aus dem I. anatomischen Institut in Wien. (Hierzu Tafel XXI-XXII). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Natanson Karl, Frauenarzt, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Wiener klinische Wochenschrift, 7.4.1898, S. 355.

[2] Hebammen-Zeitung, 30.1.1905, S. 12.

[3] Wiener klinische Rundschau, 20.6.1909, S. 385-387; 27.6.1909, S. 404-406.

[4] Wiener klinische Rundschau, 16.7.1903, S. 857-858.

[5] Neue Freie Presse, 4.4.1914, S. 29.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 9, 1925, Sp. 569.

[7] Neue Freie Presse, 21.3.1907, S. 5.

[8] Der Tag, 26.9.1924, S. 8-9; Arbeiter Zeitung, 26.9.1924, S. 9.

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Normdaten (Person) Natanson, Karl: BBL: 40891; GND: 1284852539;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [213]: Fasal, Paul – Dermatologe – Lepraforscher, NS-Verfolgter

Fasal, Paul– Dermatologe – Lepraforscher, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Paul Fasal wurde am 9. Oktober 1904 als Sohn des Dermatologen Hugo Fasal (1873-1941) und Betti Pollak von Rudin in Wien geboren. Er war mit der in Kremsmünster in Oberösterreich geborenen Medizinerin Elfriede Hitzler (*30.8.1909) verheiratet. Nachdem er das Akademische Gymnasium in Wien besucht hatte, studierte er seit 1924 an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 4. März 1929 mit seiner Promotion ab. Danach arbeitete er als Hilfsarzt an der Universitätsklinik für Syphilidologie und Dermatologie unter dem Vorstand Professor Wilhelm Kerl (1880-1945). 1929 publizierte er gemeinsam mit Emmerich Farkas am Pathologischen Institut der Poliklinik in Wien unter dessen Vorstand Professor Carl Sternberg (1872-1935) die Studie „Über die körnchenförmigen Kalkeinlagerungen in der Arterienmedia“, 1932 erschien von ihm an der Universitätsklinik der Aufsatz „Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorportierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe“,[1] und 1934 die Arbeit „Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorporierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe“.

1933 wurde er zunächst zum Assistenten und danach im Juni 1935 zum interimistischen Leiter der Dermatologischen Abteilung des Krankenhauses Wieden ernannt.[2] Seine letzte Veröffentlichung in Österreich erschien 1938 als Sonderdruck der Zeitschrift „Der Chirurg“ aus der Dermatologischen Abteilung des Krankenhaus Wieden in Wien über die „Versorgung und Behandlung von Brandwunden“. Vor seiner Flucht aus Österreich entwickelte er die Brandsalbe „Tebege“, die während des Zweiten Weltkrieges in den Luftschutzapotheken des Deutschen Reiches Anwendung fand. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Paul Fasal, der jüdischer Herkunft war, flüchtete mit seiner Familie 1938 aus Österreich nach Britisch-Malaya, wo er im Auftrag der britischen Regierung am Institute for Medical Research in Kuala Lumpur arbeitete und zur Tropendermatologie forschte. Auf der Insel Penang studierte er die Filariose und in der Leprakolonie von Sungei Buloh die Lepra. 1941 emigrierte er mit seiner Familie in die USA und arbeitete zunächst als Assistenzarzt im Hahnemann Hospital. 1943 erhielt er sein State Board Examination, eröffnete ein Jahr darauf in San Francisco eine Privatpraxis und arbeitete von 1945 bis 1948 als Teilzeitarzt an der San Francisco City Clinic. 1948 wurde Fasal im Rang eines Diplomaten in das Board of Dermatology and Syphilology aufgenommen und 1949 zum Zivilberater für Pathologie und Dermatopathologie am Letterman Army Hospital ernannt. 1950 trat er der Abteilung für Dermatologie an der University of California Medical School in San Francisco als Clinical Instructor bei, danach wurde er zum Clinical Associate Professor of Dermatology an der Standford University, School of Medicine, ernannt. 1954 war er Berater für Lepra am Department of Public Health des Staates Kalifornien, und zwischen 1960 bis 1978 Leiter des Lepradienstes des United States Public Health Service Hospital in San Francisco.

Fasal war viele Jahre Mitglied des Gremiums für Dermatopathologie der American Academy of Dermatology und der Pacific Dermatological Association, 1954 Sekretär des medizinischen Personals am Marin General Hospital, Chief of Specialties am Ross General Hospital, 1957 Chief of Medicine am San Rafael General Hospital und zwischen 1954 und 1958 beratendes Mitglied des Marin County Tumor Board. Er gehörte zu den international renommiertesten Lepraforschern und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1969 die Outstanding Civilian Service Medal der US-Armee und 1972 vom Präsidenten Richard Nixon (1912-1994) den Distinguished Service Award des Ministeriums für Gesundheit, Bildung und Soziales der US-Regierung.

Sein schon in seiner frühen Kindheit gepflegtes Hobbie der Fotografie wandte er in seinem Fach der Dermatologie an. Seine Illustrationen wurden in zahlreichen Publikationen und Lehrbüchern verwendet.

Paul Fasal verstarb am 14. November 1991 in San Mateo, Kalifornien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1904, Fasal Paul.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0143, Fasal Paul (Rigorosum Datum: 5.2.1929)

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-2589 (Promotion Datum: 4.3.1929), Fasal Paul.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt., VA, Zl. 761, Fasal Paul.

United States Social Security Death Index,  Paul Fasal, 14 Nov. 1991; U.S. Social Security Administration, Death Master File, (Alexandria, Virginia: National Technical Information Service).

California Death Index, 1940-1997, Paul Fasal, 14 Nov. 1991; Department of Public Health Services, Sacramento.

Literatur:

Farkas, Emmerich und Paul Fasal: Über die körnchenförmigen Kalkeinlagerungen in der Arterienmedia. Aus dem pathologischen Institut der Poliklinik Wien. (Vorstand: Prof. Carl Sternberg) (Mit 2 Abbildungen im Text) Sonderdruck aus: Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Paul: Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorporierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Paul: Versorgung und Behandlung von Brandwunden. Aus der Dermatologischen Abteilung des Krankenhauses Wieden in Wien (Vorstand: Primararzt Dr. J. Konrad) Sonderdruck aus: Der Chirurg. Berlin: Verlag von Julius Springer 1938.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Fasal Paul, Dermatologie, Lepraforschung, Krankenhaus Wieden, San Francisco, Kalifornien, USA, Medizingeschichte, Wien,  Arzt

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1932, S. 191-193.

[2] Der Tag, 1.6.1935, S. 7.

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Normdaten (Person) Fasal, Paul: BBL: 40858; GND: 1284122093;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40858 (23.03.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 03 27
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Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“.

Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“. Band 10, Hungen: Verlag hpsmedia 2022.

Mit dem von Hubert Kolling herausgegebenen und 2022 erschienen zehnten Band des Biografischen Lexikons zur Pflegegeschichte wird gleichzeitig auch das 25-jährige Jubiläum, der seit 1997 bestehenden Schriftenreihe, begangen. Bislang konnten mit diesem Projekt mehr als 1.400 Personen aus dem Bereich der Pflegeberufe und Institutionen sowie der Pflegewissenschaft portraitiert werden. Der vorliegende Band, an dem neben dem Herausgeber 20 Autor:innen aus dem In- und Ausland mitwirkten, enthält 60 biografisch-bibliographische Porträts – fünf davon in einer überarbeiteten Auflage – zu Personen aus dem Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Neben der üblichen Schwerpunktsetzung auf den deutschsprachigen Raum, finden sich wieder Beiträge zu Personen aus Belgien, Brasilien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Kroatien, Polen, Saudi-Arabien, Slowenien, USA und Tschechien.

Die Artikel bestechen wie schon in den Bänden zuvor durch ihre umfangreichen biografischen Details und ihrer Informationsdichte, die weit über die gewohnt stichwortartigen Beiträge in einschlägigen Lexika hinausgehen und damit neben dem Gebrauchswert eines Nachschlagewerkes auch ein Lesevergnügen bereiten. Dazu zählen u.a. exemplarisch die kulturhistorischen Ausführungen im Beitrag von Kolling zur Krankenpflegerin im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Albine Pecher, der anlässlich ihres Todes vom Wiener Volksliedsänger Josef Hornig ein vierstrophiges Lied gewidmet wurde, das sich im Artikel auch abgedruckt findet. Die einzelnen Abhandlungen sind wie bisher durch zahlreiche Querverweise mit jenen in den anderen Bänden miteinander verbunden, sodass eine rasche Orientierung gewährleistet ist.

Die Beiträge insgesamt bieten mit diesem gewählten biografischen Zugang gleichsam einen breiten Überblick über die Geschichte und die Entwicklungslinien des Pflegeberufes, der auch die vielfältigen Problemfelder, die diesen Beruf über lange Zeiträume begleiten, thematisiert und damit die Sensibilisierung der heute wieder aktuellen Debatte zum Berufsbild, der Finanzierungthematik und der Wertschätzung des Pflegepersonals insgesamt ermöglicht.

Auch in diesem Band wird an den diese Reihe auszeichnenden und umfassend konzipierten Pflegebegriff fortgesetzt und die verschiedensten an der Pflege mitwirkenden Personengruppen vorgestellt. Dazu zählen Biografien von Menschen im Pflegeberich aus der Zeit des Mittelalters, Gewerkschafter:innen, Adelige, Direktor:innen von Pflegeeinrichtungen, Pflegehistoriker:innen, Gründer:innen von Hospitälern, Krankenpflegeorden oder Mutterhäuser, die allesamt in ihrem politischen und sozioökonomischen Kontext dargestellt werden. Aus dem unmittelbaren Pflegebereich werden anhand von Personen die vielfältigen Aufgabengebiete vorgestellt, wie Krankenfürsorgerin, Hebammen oder Personen, die im Bereich der Behindertenpflege, der Psychiatrie- und Neurologie (Georg Stutz), Kriegslazarette (Alicia Loyd Still), in Internierungslagern und in Flüchtlingshilfswerken, sowie in der Pflege von Lepra-Erkrankten (Anna Russ) arbeiteten. Daneben werden Pflegepersonen vorgestellt, die während des nationalsozialistischen Regimes als Täter („Euthanasie“) involviert waren, oder durch ihre Widerstandsbereitschaft hervorstachen. Hinzu kommen zahlreiche Personengruppen aus dem Umfeld der Pflegeeinrichtungen wie jene, die durch ihre Herausgeberschaft oder als Redakteure von Fachzeitschriften in Erscheinung traten, oder in Berufs- und Verbandsorganisationen wirkten.

Abgeschlossen werden die biografischen Beiträge durch umfangreiche Quellen- und Literaturangaben, die eine weitere Recherche und thematische Vertiefung erleichtern.

Neben dem gebührenden Platz in Forschung und Lehre ist auch diesem Band zu wünschen, dass damit ein kleiner Beitrag geleistet werden kann, um der geringen Wertschätzung des Pflegeberufs entgegenwirkt und – wie Kolling im Vorwort anmerkt – eine notwendige Identitätsstiftung unterstützt.

Gewidmet ist der Band durch den Herausgeber der 2020 verstorbenen Schweizer Krankenschwester, Ordensfrau und Dozentin Liliane Juchli (1933-2020), die wesentlich zur Professionalisierung des Pflegeberufes beitrug.

Hubert Kolling: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. Band 10, 2022.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [212]: Fasal, Hugo – Dermatologe, Abteilungsleiter an der Allgemeinen Wiener Poliklinik, NS-Verfolgter

Fasal, Hugo – Dermatologe, Abteilungsleiter an der Allgemeinen Wiener Poliklinik, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Hugo Fasal wurde am 10. November 1873 in Freiheitsau in Österreichisch-Schlesien (heute: Háj ve Slezsku/Tschechien) als Sohn von Ferdinand Fasal (1842-1906) und Fanni, geborene Noe (1848-1906), geboren. Seit 1903 war er mit der Tochter des Großindustriellen Alfred Pollak, Betty Pollak von Rudin, verheiratet (1882-1963), mit der er den Sohn Paul Fasal (1904-1991) hatte. Die Ehe wurde 1923 geschieden.

Fasal studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 27. Mai 1898. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt-Stellvertreter beim Feldjäger Bataillon Nr. 10, danach gehörte er als Militärarzt dem Infanterieregiment Edler von Krieghammer Nr. 11 beim Garnisonsspital Nr. 10 an. Im Mai 1899 wurde er zum Oberarzt im Aktivstand ernannt.[1]

Seine ärztliche Karriere begann Fasal an der Allgemeinen Poliklinik in Wien an der Abteilung für Dermatologie als Assistenzarzt von Professor Eduard Spiegler (1860-1908). Nach dem Tod von Spiegler erfolgte seine Bestellung zum Leiter der Abteilung für Hautkrankheiten.[2] Bald danach wechselte er an das von Sigmund Fraenkel (1868-1939) geleitete und von Eduard Spiegler 1904 im Wege einer Stiftung gegründete und nach dessen Bruder und Vorstandsmitglied Ludwig Spiegler (1853-1924) benannte Ludwig Spiegler-Laboratorium in Wien. Hier publizierte er eine Reihe von Studien wie u.a. 1910 „Über carcinomatöse Hautmetastasen[3] und im selben Jahr die Studie „Serologische Untersuchungsergebnisse mit Rücksicht auf vorausgegangene Therapie und präventive Behandlung“, die in Zusammenarbeit mit dem pathologischen Institut und seinem Vorstand Professor Dr. H. Albrecht und der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten unter dem Vorstand des Dozenten Gabor Nobl (1864-1938) an der allgemeinen Poliklinik in Wien entstand. Nach einem Vortrag am Internationalen Kongress für Dermatologie in Rom im April 1912 publizierte er am Ludwig Spiegler Laboratorium die „Beiträge zur Chemie der Verhornung“,[4] sowie danach „Über die Ursachen der verschiedenen Haarfarben“.[5] Dieses Thema beschäftigte ihn auch 1913 in den „Studien über Pigment“ aber auch noch in den 1920er und 1930-er Jahren u.a. in den Arbeiten „Haarwuchs und seine Schädigungen,[6] oder 1932 „Zur Beeinflussung des Haarwuchses“. Weitere Arbeiten von Fasal befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Neben diesen Tätigkeiten führte Fasal als Facharzt für Dermatologie an seinem Wohnort in Wien 1, Tegetthoffstraße 1, seine Ordination.

Illustriertes Wiener Extrablatt, 10.12.1901, S. 5.

Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Landsturm-Oberarzt ernannt[7] und war dem Transport-Überwachungskommando in Oderberg in Böhmen zugeteilt.[8] 1916 erhielt er die preußische Rote Kreuzmedaille 3. Klasse.[9]

Fasal gehörte bis zu seinem Austritt im Jänner 1912 als Mitglied und Inspektionsarzt der Wiener Rettungsgesellschaft an. 1903 wurde er Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[10], war Funktionär in der „Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens“ und nahm an den Ärztekammerwahlen teil. 1922 bekam er vom Bundespräsidenten der Republik Österreich den Titel eines Regierungsrates verliehen.[11] Fasal hielt in den Wiener Volksbildungsvereinen wie dem Verein Volksheim u.a. Vorträge über Geschlechtskrankheiten,[12] sowie in den 1920er Jahren im Radio Wien in der „Stunde der Frau“.

Frauenkrankeninstitut „Charite“

Seit Ende der 1920er Jahre arbeitete er wie Clara Kohn-Liebmann (1896-1994) und Koloman Freuder (1883-1946) ehrenamtlich als Dermatologe im Frauenkrankeninstitut „Charite“ in Wien Leopoldstadt.[13]

NS-Verfolgung

Hugo Fasal und sein Sohn Paul, der ebenfalls als Arzt in Wien lebte, waren jüdischer Herkunft und nach dem „Anschluss“ im März 1938 von der NS-Verfolgung betroffen. Fasal gelang 1940 die Flucht in die USA, von wo er im Dezember 1940 zu seinem zuvor aus Österreich nach Britisch-Malaysia geflohenen Sohn, der in Kuala Lumpur als Dermatologe arbeitete, reiste. Am 17. Jänner 1941 verstarb er bei dieser Fahrt auf dem Schiff. Pauls Mutter zog nach Peking und kehrte nach dem Krieg nach Wien zurück.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0451, Fasal Hugo (Nationalien Datum: 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-072b, Fasal Hugo (Rigorosum Datum: 24.5.1898).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-1156, Fasal Hugo (Promotion Datum: 27.5.1898).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt. VA, Zl. 9.831, Fasal Hugo.

New York, New York Passenger and Crew Lists, vol. 14035-13037, Jan 23, 1941; NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.).

Literatur:

Arzt, Leopold und Hugo Fasal: Serologische Untersuchungsergebnisse mit Rücksicht auf vorausgegangene Therapie und präventive Behandlung. Aus dem pathologischen Institut (Vorstand: Professor Dr. H. Albrecht) und der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten (Vorstand Vorstand Dozent Dr. G. Nobl) der allgemeinen Poliklinik in Wien. Sonderduck aus: Monatshefte für praktische Dermatologie. Hamburg, Leipzig: Verlag von Leopold Voss 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Hugo: Studien über Pigment. Über eine neue Darstellungsmethode des Pigments und den Vergleich verschiedenfarbigel Haarpigmente. Aus dem Laboratorium der Ludwig Spiegler-Stiftung in Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Hugo: Zur Beeinflussung des Haarwuchstums. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keyword:

Fasal Hugo, Dermatologie, Allgemeine Poliklinik Wien, Ludwig Spiegler Laboratorium, Frauenkrankeninstitut „Charite“, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Wiener Zeitung, 17.5.1899, S. 2.; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 23.5.1899, S. 240.

[2] Internationale klinische Rundschau, Nr. 19, 1909, S. 302.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 25, 1911, S. 1612.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1912, Sp. 1488-1490.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1913, Sp. 2404-2407.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 19936, S. 654-654.

[7] Wiener Zeitung, 19.2.1915, S. 26.

[8] Wiener Zeitung, 6.7.1915, S. 5.

[9] Der Militärarzt, Nr. 26, 1916, S. 600.

[10] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 15, 1903, S. 459.

[11] Wiener Zeitung, 22.6.1922, S. 1.

[12] Die Zeit, 1.9.1908, S. 5.

[13] Der Tag, 12.4.1927, S. 5; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 20.3.1929, S. 21.

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Normdaten (Person) Fasal, Hugo: BBL: 40813; GND: 1283871998;

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