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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [244]: Robert Pollatschek – Arzt am Kaiser Franz-Joseph-Spital, NS-Verfolgter

Robert Pollatschek – Arzt am Kaiser Franz-Joseph-Spital, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 28.09.2023

Keywords: Robert Pollatschek, Internist, Kaiser Franz-Joseph-Spital, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Robert Pollatschek wurde am 20. Jänner 1878 als Sohn von Alois Pollatschek (1846-1908) und Cäcilie, geborene Epstein (1849-1898), in Trebitsch in Mähren (heute: Trebic/Tschechien), geboren. Sein Bruder war der bekannte Redakteur der Arbeiter-Zeitung Gustav Pollatschek. Er war seit 1909 mit der Konzertpianistin Marianne Leitner (geb. 2.6.1886 Baden bei Wien, gest. 1.5.1940 Wien) verheiratet.

Pollatschek studierte an der Universität Wien Medizin, promovierte am 7. Februar 1902 und arbeitete danach als Sekundararzt am Kaiser Franz-Joseph-Spital in Wien bei dem Dozenten und Vorstand der chirurgischen Abteilung Georg Lotheissen (1868-1941). Hier publizierte er 1903 „Neuere therapeutische Versuche beim Erysipel“ und 1905 „Ein Fall von subcutaner Zerreisung des Musculus adductor longus“.[1]

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Landsturmarzt teil, und publizierte 1916 „Leitpunkte zur ärztlichen Beurteilung der Wachdiensttauglichkeit.[2] 1917 erfolgte seine Ernennung zum Landsturmoberarzt.[3]

Nach dem Krieg führte er eine Praxis als praktischer Arzt in Wien 2, Pazmanitengasse 10/Heinestraße 17, wo er auch wohnhaft war. 1927 erhielt er vom Bundespräsidenten der Republik Österreich den Titel eines Medizinalrates verliehen.[4]

Pollatschek war seit 1909 Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde,[5] weiters war er Mitglied der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens. Schon vor dem Ersten Weltkrieg gehörte er als unterstützendes Mitglied der „Vereinigung der arbeitenden Frauen“ an.[6]

Robert Pollatschek und seine Familie waren nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Robert und Marianne Pollatschek begingen am 1. Mai 1940 in ihrer Wohnung in Wien Suizid. Ihrem gemeinsamen Sohn Georg (1910-1997) gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten aus Österreich in die USA, wo er den Namen George Porter annahm.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-286b, Pollatschek Robert (Rigorosum Datum: 15.1.1902).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0896, Pollatschek Robert (Rigorosum Datum: 7.2.1902).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 41.335, Pollatschek Robert.

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes: Pollatschek Robert, Marianne

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Pollatschek Robert und Marianne.

Literatur:

Pollatschek, Robert: Neuere therapeutische Versuche beim Eryspiel. Aus der II. med. Abteilung des k.k. Franz-Joseph-Spitals in Wien (Vorstand: Professor Schlesinger). Sonderdruck aus: Therapie der Gegenwart. Berlin, Wien: Verlag Urban & Schwarzenberg 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1905, Sp. 317-320.

[2] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 38, 1916, S. 1221.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1917, Sp. 797.

[4] Wiener Zeitung, 19.7.1927, S. 1.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1909, Sp. 107.

[6] Österreichische Frauenrundschau/Mitteilungen der Vereinigung der arbeitenden Frauen, H. 1, 1909, S.27.

Normdaten (Person): Pollatschek, Robert: BBL: 42059; GND: 1304249840;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 42059 (28. 09. 2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 09 28

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