Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [330]: Bienenfeld, Bianca – Frauenärztin und Gynäkologin im Allgemeinen Krankenhaus Wien und erste Fachärztin des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wien

 

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online:

Keywords: Frauenärztin, Gynäkologin, Allgemeines Krankenhaus Wien, Genossenschafts-Krankenkasse, Medizingeschichte, Wien

Bianca Bienenfeld wurde am 10. November 1879 als Tochter einer aus Krakau stammenden jüdischen Familie in Wien geboren und wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Ihr Großvater war Verwalter des israelitischen Spitals in Krakau, ihr Vater, Heinrich Leo Bienenfeld (1849-1895), arbeitete in Wien als Hof- und Gerichtsadvokat, ihre Mutter, Victoria Gitel (geb. Schmelkes) (1852-1918), stammte aus einer angesehenen Rabbinerfamilie. Ihre Schwester Elsa (1877-1942) war in Wien als Musikwissenschaftlerin und Musikpublizistin tätig.

Bienenfeld besuchte ab 1892 das neu eröffnete erste Wiener Mädchengymnasium des Vereins für erweiterte Frauenbildung. Ihre Matura legte sie 1898 extern mit Auszeichnung am Akademischen Gymnasium in Wien ab.[1] Danach studierte sie ab dem Wintersemester 1898/99 an der Universität Wien naturwissenschaftliche Fächer, konnte aber erst nach zwei Jahren an der Medizinischen Fakultät inskribieren. Gemeinsam mit ihrer Schwester Elsa besuchte sie Vorlesungen des Musikwissenschafters Guido Adler (1855-1941) und teilte mit ihr die Leidenschaft zur Musik.

Studentinnen-Verein „Wien“

Während ihrer Studienzeit war Bienenfeld gemeinsam mit ihrer Schwester Mitglied des im Dezember 1898 im wissenschaftlichen Club gegründeten ersten Wiener Studentinnen-Vereins „Wien“, dem auch die Medizinstudentinnen Gabriele Possanner von Ehrenthal (1860-1940), Margarete Hilferding-Hönigsberg (1871-1942) und Stephanie Weiss-Eder (1878-1959) angehörten. Sie war seit der Gründung des Vereins als Kassiererin und später als Schriftführerin in den Vereinsorganen tätig.[2] Dem Verein gehörten zudem die spätere Ärztin Rosa Regina Walter (1.4.1878 Wien, ermordet im Holocaust 1942 Belgrad), verheiratete Markovic,[3] und die Medizinstudentin und spätere Schriftstellerin Irma Schönfeld (1876-1915) an.

Während ihres Medizinstudiums, das sie am 10. März 1904 mit ihrer Promotion abschloss, studierte sie bei Friedrich Schauta (1849-1919), Richard von Krafft-Ebing (1840-1902), James Eisenberg (1861-1910), Edmund Neusser (1852-1912) und Anton Weichselbaum (1845-1920). Bereits als Studentin erfolgte ihre Bestellung zur Demonstratorin und Aspirantin am Physiologischen Institut bei Siegmund Exner (1846-1926), wo sie 1903 über „Das anatomische Verhalten der Muscularis mucosae in Beziehung zu ihrer physiologischen Bedeutung“ publizierte.

Nach der Promotion arbeitete sie nach einer gemeinsam mit Stephanie Weiss-Eder erfolgreich eingebrachten Petition beim Ministerium für Cultus und Unterricht als Aspirantin an der II. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus bei Edmund Neusser[4] und danach an der Kinderklinik (St. Anna Kinderspital) bei Theodor Escherich (1957-1911). Anschließend trat sie als erste supplierende Sekundarärztin in die III. medizinische Klinik unter dem Internisten Norbert Ortner (1965-1935) ein. Nach neun Monaten wurde sie auf Antrag von Professor Ortner am 1. Dezember 1906 an der I. Universitäts-Frauenklinik bei Friedrich Schauta bestellt, wo sie weitere sieben Jahre tätig war, sich zur Gynäkologin ausbilden ließ und im Februar 1908 die Ernennung zur definitiven Sekundarärztin erhielt. 1907 publizierte sie an der Klinik „Das Verhalten der Leukozyten bei der Serumkrankheit“ und im selben Jahr am Laboratorium der Spiegler-Stiftung in Wien „Das Verhalten der Frauenmilch zu Lab und Säure“. Zuletzt wurde sie auf Antrag von Schauta zur Intern-Ärztin der Klinik ernannt. Im Jahr 1912 veröffentlichte sie den „Beitrag zur Kenntnis des Lipoidgehaltes der Placenta“. Danach verließ sie 1913 als emeritierte Intern-Ärztin das Allgemeine Krankenhaus und arbeitete in ihrer Privatpraxis in Wien.

Bianca Bienenfeld (zirka 1907): In: Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung 1907/08.

Sanatorium Loew und Ambulanz des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wien und Niederösterreich (Allgemeine Arbeiterkrankenkasse Wien)

Während des Ersten Weltkrieges übernahm Bienenfeld die Hausarztstelle an der Gynäkologischen Abteilung des Sanatoriums Loew in Wien. 1919 wurde sie zur ersten Fachärztin und Leiterin der gynäkologischen und geburtshilflichen Ambulanz an der Genossenschafts-Krankenkasse Wien und Niederösterreich ernannt. Hier nahm sie auch ihre wissenschaftliche Publikationstätigkeit u.a. mit ihrer Mitarbeiterin an der Ambulanz, Ida Eckstein (1888-1982), auf, mit der sie 1919 „Ein Sakraltumor beim Neugeborenen[5] publizierte. 1925 erschien von ihr „Zur Klinik der Vaginalsysten“,[6] und 1926 veröffentlichte sie erneut gemeinsam mit Ida Eckstein „Zur diagnostischen Verwertung des Gonotestfingerlings bei der weiblichen Gonorrhöe[7]

Neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Medizinerin hielt sie Vorträge in den Wiener Volksbildungseinrichtungen, wie den 1913 in der Urania zu „Das Leben vor der Geburt“,[8] den sie in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“ (Teil 2) in einer Artikelserie (Teil 1; Teil 3) publizierte.[9] Im selben Jahr veröffentlichte sie noch in der von der Frauenrechtlerin und Sozialreformerin Auguste Fickert (1855-1910) gegründeten Zeitschrift „Neues Frauenleben“ den Aufsatz „Die Geschichte der Krankenpflege“.[10] 1917 erschien von ihr die Artikelserie „Ueber die Physiologie der Frau“ in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“.[11] Anlässlich des Gynäkologenkongresses im Jahr 1925 in Wien veröffentlichte sie den Artikel „Wiens Anteil an der modernen Frauenheilkunde“[12] und 1928 wiederum in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“ den Artikel „Entwicklung und Entwicklungsstörungen der weiblichen Reife“.[13]

Sie verstarb am 22. August 1929 bei einem Zugsunglück in Schwarzach St. Veith auf der Rückreise von den Salzburger Festspielen in Begleitung ihrer Schwester Elsa.

Bianca Bienenfeld, Todesanzeige, Neue Freie Presse, 25.8.1929, S. 29.

1929 erschienen aus Anlass ihres Todes mehrere Nachrufe, darunter von Heinrich Peham (1871-1930) in der Zeitung Der Tag,[14] von Pauline Feldmann (1884-1986) in der Zeitschrift Medizinische Klinik,[15] und von Dora Brücke-Teleky (1879-1963) in der Wiener medizinischen Wochenschrift.[16] Ihre Schwester Elsa Bienenfeld wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt und am 26. Mai 1942 in Maly Trostinec ermordet.

1933 trat ein aus den Initiatoren, dem Architekten Oskar Strnad (1879-1935) und dem Bildhauer Georg Ehrlich (1897-1966), bestehendes Dr. Bianca Bienenfeld-Komitee an die Gemeinde Wien heran, um auf der Grünanlage am Albertplatz in Wien-Josefstadt ein von den beiden Initiatoren geschaffenes Bianca Bienenfeld-Denkmal genehmigen zu lassen. Die erteilte Genehmigung verfiel, da innerhalb der Jahresfrist keine Aufstellung des Denkmals erfolgte.[17] Seit April 2025 ist nach ihr in Wien-Leopoldstadt eine Straße benannt.

Quellen:

Geburtsbuch der IKG Wien, 1879, Bienenfeld Bianca.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0586, Bienenfeld Bianca (Nationalien Datum 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-021a, Bienenfeld Bianca (Rigorosum Datum 4.3.1904).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-1421, Bienenfeld Bianca (Promotion Datum 10.3.1904).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Bienenfeld Bianca.

Literatur:

Bienenfeld, Bianca: Das anatomische Verhalten der Muscularis mucosae in Beziehung zu ihrer physiologischen Bedeutung. Bonn: Strauss 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 22498]

Bienenfeld, Bianca: Das Verhalten der Leukozyten bei der Serumkrankheit. Sonderdruck aus: Jahrbuch der Kinderheilkunde und physische Erziehung. Berlin: Verlag von S. Karger 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenfeld, Bianca: Das Verhalten der Frauenmilch zu Lab und Säure. Aus dem Laboratorium der Spiegler-Stiftung, Wien (Leiter: S. Fränkel). Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenfeld, Bianca: Beitrag zur Kenntnis des Lipoidgehaltes der Placenta. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik [Vorstand: Hofrat Schauta] und dem chemischen Laboratorium der L. Spiegler-Stiftung [Vorstand: Prof. S. Fraenkel] in Wien. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Jahres-Bericht über das k.k. Akademische Gymnasium Wien in Wien für das Schuljahr 1898/99, Wien 1899, S. 9.

[2] Frauen-Werke, Nr. 2, 1899, S. 2; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 4.3.1899, S. 2.

[3] Yad Vashem Markovic Vera (https://collections.yadvashem.org/en/names/13903965).

[4] Hebammen-Zeitung, 15.9.1904, S. 133.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1919, Sp. 1890-1897.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1925, Sp. 1268-1274.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1926, S. 544-550.

[8] Die Zeit, 30.1.1913, S. 7.

[9] Die Frau und Mutter, H.1, Oktober 1913, S. 2-5; H. 2, November 1913, S. 46-48; H. 3, Dezember 1913, S. 79-81.

[10] Neues Frauenleben, Jänner 1913, S. 8-13.

[11] Die Frau und Mutter, H. 3, 1916, S.30-32; H. 4, 1917, S. 45-47; H. 5, 1917, S.65-66; H.6, 1917, S. 79-80.

[12] Neues Wiener Journal, 31.5.1925, S. 7.

[13] Die Frau und Mutter, 1928, S. 11-12.

[14] Der Tag, 9.11.1929, S. 4.

[15] Medizinische Klinik, 30.8.1929, S. 1324.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1929, S. 1162-1163.

[17] Rathaus-Korrespondenz, 25. Juli 1933.

Normdaten (Person):Bienenfeld, Bianca : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47046 (16.06.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47046

Letzte Aktualisierung: 2025.06.16

Logo Margrit Hartl

JoVe-Webinare für Lehrende und Forschende am 19./26.6.2025

English version below

JoVE (Journal of Visualized Experiments) als Video-Plattform-Betreiber bietet folgende kostenlose Webinare für Lehrende auf Englisch an:

  • „Microlearning Strategies for Cell & Molecular Biology“: 19.6.2025, 14 Uhr, Anmeldung
  • „Microlearning Strategies for Organic Chemistry“: 19.6.2025, 14 Uhr, Anmeldung
  • „Visual Microlearning for Medical-Surgical Nursing“: 19.6.2025, 14 Uhr, Anmeldung

Darüber hinaus wird folgendes Webinar für Forschende am 26.6.2025 um 15 Uhr angeboten:
„Behind the Scenes: Producing a JoVE Video Protocol“. Anmeldung

JoVE (Journal of Visualized Experiments) as on demand video platform host offers the following free webinars in English for teaching staff:

  • „Microlearning Strategies for Cell & Molecular Biology“: 19 June 2025, 2pm, Registration
  • „Microlearning Strategies for Organic Chemistry“: 19 June 2025, 2pm, Registration
  • „Visual Microlearning for Medical-Surgical Nursing“:  19 June 2025, 2pm, Registration

Moreover, the following webinar for researchers is being offered on 26 June 2025 at 3pm:
„Behind the Scenes: Producing a JoVE Video Protocol“. Registration

Scientific Writing Hacks: Peer Reviews

   Hack #73:

Die Qualität wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel wird maßgeblich durch das sogenannte „Peer-Review-Verfahren“ (inhaltliche Überprüfung durch Fachkolleg:innen vor der Publikation) sichergestellt.

Doch wie verfasst man eine aussagekräftige, angemessene Peer-Review-Stellungnahme?

Dabei bietet u.a. der international vernetzte Preprint Club der MedUni Wien wertvolle Unterstützung. Im Kurs „JC: Preprint Club – Inflammation and Immunology“ lernen Studierende, wie man Vorveröffentlichungen (Preprints) liest, kritisch hinterfragt und konstruktives Feedback erteilt. Im Kurs „Creative and Critical Journal Club“ lernen Studierende den Peer-Review-Prozess kennen und erstellen anhand einer Muster-Publikation selbst einen Review. Auch viele weitere Journal Clubs besprechen aktuelle Publikationen aus den verschiedenen Fachgebieten.

Darüber hinaus widmet sich der On-Demand-Kurs „Focus on Peer Review“ aus den Nature Masterclasses der Thematik. Die Nature Masterclasses stehen Angehörigen der MedUni Wien nach Registrierung kostenlos zur Verfügung.

Neuerwerbungen: Juni 2025

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante Neuerwerbungen laufend erweitert. Stöbern Sie in unserer virtuellen Buchausstellung, lesen Sie die eBooks. Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert. Diese Bücher können Sie vormerken und nach der Ausstellung ausleihen.
[en]  Interesting new acquisitions expand our library’s collection. Browse through our virtual book exhibition and read the eBooks! Most of the books are presented in the book exhibition in the reading room, where they can be reserved and borrowed after the exhibition.

>>Neuerwerbungen

Nützliche Links: Buch vormerken, Foto: M.HartlRecherche im Bibliothekskatalog,Benutzer:innenkonto Login, Ausstellung und Verlängerung der Bibliothekskarte per E-Mail

>>alle Neuerwerbungen

Logo Margrit Hartl

Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig:

ANOSMIE, HYPEROSMIE

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Ein Schweizer Patient beklagte sich über lästige „Tränli“. Auf die Frage, wann dieses Problem denn aufträte, meinte er treuherzig: „In der Kammer mit den hochkonzentrierten Chemikalien, z.B. Säuren und Laugen etc.; er müsse öfter dort hinein.“ Warum denn ausgerechnet er? „Er wäre nämli Anosmat – eigentli – odrr..?“

Anosmaten fehlt mehr als nur ‚eine Dimension‘ – es fehlt ihnen die Welt der Gerüche und die des Geschmacks, olfaktorische und gustatorische Erinnerungen, das ‚Schmecken‘ aus der Kindheit und Jugend (‚Omas Küche‘). Die Prägung über diesen evolutionsbiologisch ältesten Sinn beginnt mit dem Geruch der Mutter und der Bindung an sie. Schmetterling-Weibchen können aus mehreren Kilometern Entfernung, angeblich mit nur einem einzigen Pheromon-Molekül Schmetterlingsmännchen anlocken. Über humane Hyperosmat(inn)en ist in dieser Hinsicht zu wenig bekannt.

Doch der Verdacht, dass das Riechhirn bei der Partnerwahl Weichen stellen kann, wurde nie entkräftet: Im Gegenteil, Psychologen finden immer neue Fakten, die dafür sprechen. Besonders in der Ovulationsphase: G. Miller (2007) berichtete im Journal „Evolution and Human Behavior“, dass ‚Tips‘ für Go-Go-Girls während ihrer fruchtbaren Tage beinahe doppelt so hoch ausfielen. Er unterstellte evolutionsbiologisch trickreiches Verhalten. „Die meisten olfaktorischen Fasern umgehen den Thalamus und projizieren bereits im frühen Verlauf direkt zu piriformem Cortex, Amygdala und entorhinalem Cortex, welche in die Verarbeitung von Emotionen und Erinnerungen involviert sind“ (Anderson et al., 2003; Small et al., 2003). Siehe Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (À la recherche du temps perdu), Erinnerung an eine „Kleine Madeleine“ aus früheren Tagen. Apropos: Cyrano de Bergerac litt nicht an Hyperosmie – eher an Hypertrophie..

Erworbene, meist passagere Parosmien traten während der Covid-19 Pandemie immer wieder auf, auch Verläufe zunächst mit Anosmie, welche sich später in eine Hyperosmie umwandelte. Mit Olfaktorischem Training ließen sich viele Erfolge bis zur Normalisierung erzielen (1,2). Aetiologische Differentialdiagnosen: Toxische Riechepithel-Schäden sowie neurologische Erkrankungen, posttraumatische Laesionen sowie ZNS-Tumoren und psychiatrische Probleme.

Letztere leiten zum Morbus Alzheimer über – dem ‚frühen Demenz Symptom‘ Parosmie und Pargeusia, der Rückbildung des Riechkolbens und Entzündungsfaktoren (3) – eine differentialdiagnostische Herausforderung (4,5,6). Das Riechtraining ist als präventive und therapeutische Methode auch bei Morbus Parkinson im Gespräch (7). Die post-viralen Riechstörungen (post-viral olfactory dysfunction (PVOD)) sind üblicherweise passager, aber einige wenige Patienten laborieren doch dauerhaft unter bleibenden Dysfunktionen.

SARS-CoV-2 kann die Neuronen des Olfactorius sowie Para-Olfactory Gyri und Olfactory Tubercles nutzen um die Blut-Hirnschranke zu durchdringen (blood-brain barrier, BBB) und auf diesem Weg in das ZNS einzudringen.

Die Olfactorius Zelle – an der vordersten Front – wird so gut wie nie beachtet, außer:

„Renowned physician-essayist Lewis Thomas chose these cells as one of the „Seven Wonders of the Modern World“: „My Fifth Wonder is the olfactory receptor cell, located in the epithelial tissue high in the nose, sniffing the air for clues to the environment, the fragrance of friends, the smell of leaf smoke, breakfast, nighttime and bedtime, and a rose, even, it is said, the odor of sanctity. The cell that does all these things, firing off urgent messages into the deepest parts of the brain, switching on one strange unaccountable memory after another, is itself a proper brain cell, a certified neuron belonging to the brain but miles away out in the open air, nosing around the world. How it manages to make sense of what it senses, discriminating between jasmine and anything else non-jasmine with infallibility, is one of the deep secrets of neurobiology. This would be wonder enough, but there is more. This population of brain cells, unlike any other neurons of the vertebrate central nervous system, turns itself over every few weeks; cells wear out, die, and are replaced by brand-new cells rewired to the same deep centers miles back in the brain, sensing and remembering the same wonderful smells. If and when we reach an understanding of these cells and their functions, including the moods and whims under their governance, we will know a lot more about the mind than we do now, a world away.“ (Lewis Thomas, Seven Wonders, pp. 55-63, in Late Night Thoughts on Listening to Mahler’s Ninth Symphony, Viking Press, 1983.) (8).

Therapie: nach wie vor „elusive“ (9)

Epilog: Der Hyperosmie könnte vielleicht etwas abgewonnen werden – abgesehen von solchen ‚Düften‘ – welche die Nase beleidigen. Die Anosmie und weitere Spielarten, wie Euosmie, Kakosmie, Phantosmie etc. wären jedenfalls entbehrlich.

 

 

Literatur:

1) Liu DT et al (2021) Parosmia is Associated with Relevant Olfactory Recovery After Olfactory Training. Laryngoscope;131(3):618-623.

2) Eo TS et al (2024) Comparative analyses of post-infectious olfactory dysfunction between COVID-19 and non-COVID-19 cases. Sci Rep;14(1):23511.

3) Dominy SS et al (2019) Porphyromonas gingivalis in Alzheimer’s disease brains: Evidence for disease causation and treatment with small-molecule inhibitors. Sci Adv.  23;5(1):eaau3333.

4) Lechien JR et al (2020). Olfactory and gustatory dysfunctions as a clinical presentation of mild-to-moderate forms of the coronavirus disease (COVID-19): a multicenter European study. Eur Arch Otorhinolaryngol;277(8):2251-2261.

5) Xydakis MS et al (2020) Smell and taste dysfunction in patients with COVID-19. Lancet Infect Dis;20(9):1015-1016.

6) Li W et al (2023) Alzheimer’s disease and COVID-19: Interactions, intrinsic linkages, and the role of immunoinflammatory responses in this process. Front Immunol. 9;14:1120495.

7) Kronenbuerger M et al (2024) Olfactory Training. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2025 Jan PMID: 33620818.

8) Al-Saigh NN et al (2024) Receptors Involved in COVID-19-Related Anosmia: An Update on the Pathophysiology and the Mechanistic Aspects. Int J Mol Sci. 5;25(15):8527.

9) Xu X et al (2025) Parosmia: Pathophysiology and Management. Curr Allergy Asthma Rep;25(1):10.

 

Ergänzend:

  • Parosmie: Riechstörung
  • Pargeusia: gestörte Geschmack-Empfindung
  • Anosmia, Ageusia: kompletter Ausfall des Geruch -, Geschmacksinnes
  • Hyperosmia: übermäßig starke bis unangenehme Geruchsempfindung
  • Euosmie: unangenehme Gerüche werden als angenehm interpretiert
  • Heterosmie: Gerüche lassen sich nicht voneinander unterscheiden
  • Pseudosmie: affektive, phantasievolle Umdeutung von Gerüchen
  • Phantosmie: Nicht vorhandene Gerüche werden ‚halluziniert‘

 ________________________

Einladung
ALLOTRIA
p heilig UND*
ZEIT: am Dienstag, 10. Oktober 2025 um 19 Uhr
ORT: Otto-Mauer-Zentrum
Einladung: PDF
Nähere Infos: Einladung.pdf
_________________________

Interessenkonflikt:
Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung
des Beitrags kein Interessen –
konflikt im Sinne der Empfehlung des
International Committee of Medical
Journal Editors bestand.

Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at
_________________________

Weitere Beiträge »

Datenbank des Monats – AMBOSS

Datenbank des Monats – AMBOSS [en]

Die Lernplattform AMBOSS steht allen Studierenden und Angehörigen der MedUni Wien zur Verfügung.

AMBOSS vereint Lernprogramm und Nachschlagewerk zu einer adaptiven medizinischen Wissensplattform und ist geeignet für alle Studierenden im vorklinischen und klinischen Studienabschnitt.

Neuen AMBOSS-Account erstellen und Campuslizenz aktivieren:

  1. Im Browser die AMBOSS-SSO-Page öffnen.
  2. Die eigene universitäre E-Mail-Adresse eingeben.
  3. Auf “Anmeldung über deine Institution” klicken.
  4. Den weiteren Registrierungsschritten folgen und Account einrichten.
  5. Die Campuslizenz wird automatisch im eigenen Account aktiviert.
  6. Der SSO-Login funktioniert aktuell nur im Browser. Für den Login in die AMBOSS-Apps sowie das AMBOSS Add-on für Anki bitte den Link Passwort vergessen? verwenden und manuell ein Passwort einrichten.

Sollten Sie bereits einen mit der MedUni Wien verknüpften AMBOSS-Account haben und die Aufforderung erhalten, die Lizenz zu erneuern, finden Sie hier eine Anleitung dafür.

>>Zur Datenbank

***

[en]

AMBOSS combines learning program and reference work into an adaptive medical knowledge platform and is suitable for all students in the pre-clinical and clinical study section. Amboss contains the IMPP exam questions and solutions of all the first medical exams that have been carried out so far since autumn 2010 and all second medical exams since autumn 2006, including specific commentary and linked learning chapters. Amboss contains all subjects that are tested in the exam.
Thanks to precise selection of topics for the questions (e.g. subject or organ-specific), the knowledge can be put to the test during the entire course. Over 1,000 learning chapters offer the knowledge of clinical studies in a concise and clearly understandable form. In addition to the text content, drawings, videos, tables, etc. help with learning. With the help of the AMBOSS Knowledge for medical professionals app, AMBOSS can also be used offline and mobile (for iOS and Android).

 >>Go to Database

Last Update: 2025 03 26

Scientific Writing Hacks: Eigenplagiat vermeiden

Hack #72:

Tipps aus der Plagiatsprüfungsstelle:

Eigenplagiat vermeiden: Wenn Sie Teile Ihrer Diplomarbeit bereits publiziert haben, muss diese Publikation an allen relevanten Stellen zitiert werden. Es sollten keine Sätze direkt aus der Publikation entnommen, bzw. sollten Inhalte bestmöglich paraphrasiert werden. Wenn eine Neuformulierung nicht möglich ist (z.B. bei der Übernahme von Hypothesen, Definitionen oder Methoden), ist seitengenau zu zitieren. Um die Eigenleistung der Diplomarbeit hervorzuheben, sollte sie – sofern möglich – thematisch von der Publikation abgegrenzt werden. Hierzu könnten Sie im Methodenteil beispielsweise einen Absatz ergänzen, in dem Sie beschreiben, welchen konkreten Beitrag Sie zum Projekt geleistet haben.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage der Plagiatsprüfungsstelle,im Leitfaden für das Erstellen von Hochschulschriften für Studierende und dem Muster für eine Abschlussarbeit.

Letzter Zugriff: 09.12.2024
___________________________________________________

SOMMERÖFFNUNGSZEITEN 2025

Wissenschaftliche Bibliothek
SOMMERÖFFNUNGSZEITEN

Ab Montag, 14.07.2025 eingeschränkte Öffnungszeiten
Montag, Mittwoch, Freitag 08:00-16:00 Uhr
Dienstag, Donnerstag 08:00-20:00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag (15.08.2025) geschlossen!

Ab Montag, 22.09.2025 reguläre Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 8:00–20:00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag geschlossen!

————————————————–

» Studierendenlesesaal

————————————————–

» Zweigbibliothek für Zahnmedizin

————————————————–

» Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

 

Nature Live-Webinare „Choosing the Best Journal for Your Paper“, 10.6.2025, 10 Uhr + 12.6.2025, 17 Uhr

  • Choosing the Best Journal for Your Paper: In Conversation with Experts
  • When should I start searching for suitable journals for my paper?
  • Where can I find information on key factors that might my journal choice?
  • How do I choose a journal that helps me reach my target audience?

Our live-webinar on choosing the best journal for your paper is fast approaching, with only two more weeks to go!

If you have not registered yet, you still have time to secure your place and learn valuable insights from our leading experts.

Registration is free and there are two dates to accommodate different time zones.

Please be sure to register as soon as possible, as spaces on the day will be limited.

Tuesday 10 June
10 – 11 am

REGISTER FOR FREE

OR

Thursday 12 June
5 – 6 pm

 REGISTER FOR FREE