Baar Viktor – Medizin-meteorologische Forschungen
Text: Dr. Walter Mentzel
Viktor Baar, war der jüngere Bruder des Mediziners Gustav Baar, und wurde am 8. Jänner 1887 in Freiberg in Mähren (heute: Příbor/Tschechien) geboren. Seit 1923 war er mit Margeritha (*12.1.1899), geborene Löbl verheiratet. Baar begann 1906 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit seinem Studium und arbeitete nach seiner Promotion im Jahr 1911 als Sekundararzt an der III. medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien bei Prof. Hermann Schlesinger (1866-1934). 1914 wurde er Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien.[1] Aus seinen Arbeitsjahren bis zum Ersten Weltkrieg stammt von ihm die heute sich im Bestand der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek der für Geschichte der Medizin befindende Arbeit
Baar, Viktor: Asthma bronchiale und Luftdruck. Aus der III. medizinischen Abteilung des k. k. Allgemeinen Krankenhauses (Vorstand: Prof. Dr. Hermann Schlesinger). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1914.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]
und ebenfalls aus dem Jahr 1914, die sich an der Neuburger-Bibliothek befindende Arbeit:
Baar, Viktor: Ein Beitrag zur Diagnose der Konstitution. Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Urban & Schwarzenberg 1914.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 22400]
Während des Ersten Weltkrieges diente er als Militärarzt im Range eines Oberarztes der Reserve in der k.u.k. Armee und war am Isonzo an der Südwestfront im Einsatz. Aus dieser Zeit stammen eine Reihe von Publikationen wie 1915 „Ein Wort über Strohschienen“[2] und „Klima und Konstitution im Kriege“[3], aus dem Jahr 1916:
Baar, Viktor: Über Kriegsseuchen und Impfungen im Felde. Sonderdruck aus: Der Militärarzt. Wien: Verlag von Moritz Perles, k.u.k. Hofbuchhandlung 1916.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 22400]
die er am Isonzo schrieb und die sich heute in der Separata-Bibliothek befindet, sowie eine Arbeit über „Die Influenzaepidemie im Februar 1916“[4]. 1917 veröffentlichte er im Verlag Perles die Monografie:
Baar, Viktor: Ein Jahr an der Isonzofront. Klimatologische Beobachtungen. Wien: Perles 1917.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 4027]
in der er als Bataillonsarzt an der Isonzofront meteorologische Einflüsse auf die Morbidität nachzuweisen versuchte.
Zwischen 1918 und 1919 war er wieder als Sekundararzt an der III. Medizinischen Abteilung bei Professor Schlesinger tätig. Aus dieser Zeit stammen seine beiden in der Separata-Bibliothek erhaltenen Arbeiten
Baar, Viktor: Neosalvarsan bei gonorrhischer Zystitis. Ein Beitrag zur Beeinflussung der Konstitution durch Medikamente. Sonderdruck aus: Wiener Medizinischen Wochenschrift. Wien: Moritz Perles, k.u.k. Hofbuchhandlung 1918.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]
und seine letzte am AKH publizierte Arbeit
Baar, Viktor: Ein positiver Bakterienbefund bei einem Fall von chronischer myeloischer Leukämie (Myeloblastenleukämie). Aus der III. medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. Hermann Schlesinger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung 1919.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]
Ab spätestens 1920 arbeitete Baar als Städtischer Arzt und Oberstadtarzt im Personalstand der Gemeinde Wien, führte daneben eine private Ordination, und publizierte in den folgenden Jahren eine Reihe von Aufsätzen und eine Monografie. 1929 erschien von ihm der Aufsatz „Die Homöopathie“,[5] 1930 ein weiterer zur „Ultrarotlichtlampef“,[6] und 1932 verfasste er die in der Gesellschaft der Ärzte Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin erhaltene Monografie:
Baar, Viktor: Wetter und Krankheiten. [Vom Standpunkte des praktischen Arztes, mit 96 erläuternden Monatswettertabellen]. Wien: Ars Medici 1932.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-17971]
1933 publizierte er den Aufsatz „Altausee, ein klimatischer Nierenkurort“,[7] 1935 eine Arbeit über Asthma und Tuberkulose[8] und eine weitere in zwei Teilen über „Die Schädigung der Haut durch den Beruf, durch den Sport, durch die Jahreszeiten und durch die Kosmetik. Nebst einem Anhang“.[9]
Seine letzte Arbeit „Über 6 geheilte Asthmafälle“ veröffentlichte Baar in zwei Teilen 1937 in der Medizinischen Wochenschrift.[10]
Die Familie Baar war nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Viktor und Margeritha Baar und ihre Kinder, die am 14. Jänner 1924 geborene Ruth, der 12. Dezember 1924 in Wien geborene Herbert, und die am 20. Jänner 1926 geborene Erika, wurden am 15. Februar 1941 aus einer Sammelwohnung in Wien 2, Czerningasse 15/18 nach Opole deportiert und ermordet. Sein Bruder Moric Mojzis Baar (*8.7.1874 Freiberg/Mähren) wurde am 6. September 1943 im KZ Auschwitz ermordet.
Quellen:
Archiv der Universität Wien, Rektorat, Med. Fak., Rigorosenprotokolle, Sign. 196-0025, Baar Viktor (Rigorosen Datum: 1911.05.05).
AUW, Rektorat, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign.190-1273, Baar Viktor (Promotions- Sponsions-Datum: 1911.05.15).
AUW, Rektorat, Med. Fak., Nationalien, Sign. 134-0589, 1906/07, Baar Viktor (Nationalien Datum: 1906/07).
ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 5.737, Baar Viktor.
Wiener Kommunal-Kalender und Städtisches Jahrbuch für 1921, Wien 1921.
DOEW: Viktor Baar, Geburtstag: 08.01.1887, Wohnort: Wien 2, Czerningasse 15/8, Deportation: Wien/Opole, Deportationsdatum: 15.02.1941.
[1] Wiener medizinische Wochenschrift. 13.6.1914. Sp. 1348.
[2] Der Militärarzt. 1915. Sp. 454-455.
[3] Der Militärarzt. Nr. 31. 11.12.1915. Sp. 502-504.
[4] Wiener medizinische Wochenschrift. 3.2.1917. Sp. 298-301.
[5] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 32. 1929. S. 1036-1039.
[6] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 12. 1930. S 416-417.
[7] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 41. 1933. S 1159-1160.
[8] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 2. 1935. S. 31-35.
[9] Wiener medizinischen Wochenschrift. Nr. 26 und Nr. 30. 1935. S. 793-795 und 816-820.
[10] Wiener medizinischen Wochenschrift. Nr. 30 und Nr. 31. 1937. S. 790-793 und 816-820.
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