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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [220]: Wittelshöfer, Richard – Chirurg, Redakteur der Wiener medizinischen Wochenschrift, Übersetzer

Wittelshöfer, Richard – Chirurg, Redakteur der Wiener medizinischen Wochenschrift, Übersetzer

Text: Dr. Walter Mentzel

Richard Wittelshöfer wurde am 21. April 1853 als Sohn des vom Judentum zum katholischen Glauben konvertierten Mediziners und Gründers, Herausgebers und Redakteurs der „Wiener medizinischen Wochenschrift“, Leopold Wittelshöfer (1818-1889), und Bertha, geborene Landau, in Wien geboren. Sein Bruder war der Bahndirektor, Nationalökonom und Gründer der Wiener Fabier-Gesellschaft Otto Wittelshöfer (1855-1901).

Wittelshöfer studierte in Heidelberg und Wien Medizin, wo er am 25. Juni 1877 das Studium mit seiner Promotion abschloss. Während des Studiums aber auch noch danach als Arzt engagierte er sich im Asylverein für hilfsbedürftige Studenten der Universität Wien in dem er auch die Funktion des Vizepräsidenten einnahm.[1] 1877 erfolgte seine Zuweisung als militärärztlicher Eleve in der Reserve zum Garnisonsspital Nr. 1 in Wien.[2] Nach dem Studium begann er mit seiner Ausbildung im Fach Chirurgie zum Operateur an der II. chirurgischen Klinik bei Theodor Billroth (1829-1894), danach arbeitete er als Sekundararzt an der chirurgischen Abteilung von Leopold Dittel (1815-1898) im Allgemeinen Krankenhaus Wien.

Als Operateur an der Universitätsklinik bei Billroth publizierte er 1879 „Schussverletzungen an der Aussenseite des linken Oberschenkels. Entfernung des Projektils vier Monate später aus der Harnblase[3] sowie im Langenbecks‘ Archiv „Anus praeternaturalis. Enterorrhapie. Heilung“[4] und „Ueber angeborenen Riesenwuchs der oberen und unteren Extremitäten“.[5] 1881 veröffentlichte er an der Klinik von Billroth „Operation am Darm“.[6] Darauf folgte seine – mittlerweile zum Regimentsarzt in der Reserve ernannt – Arbeit „Ein Vorschlag zu den Krankentransporten in der Herzegovina, mit besonderer Rücksicht auf die Divisions-sanitäts-Anstalten“, die er in einem Sanitätslager in Avtovac bei Gacko (heute: Republika Srpska in Bosnien und Herzegovina) im Mai 1882 verfasste hatte.[7] Im selben Jahr publizierte er als Sekundararzt an der Klinik von Dittel den Aufsatz „Ein Instrument zur Operation der Phimose“[8] und einen Bericht „Von der Elektrizitäts-Ausstellung“ in München.[9]

1884 habilitierte er sich an der Universität Wien zum Dozenten der Chirurgie. Im selben Jahr erschien von ihm die Arbeit „Die Tumoren der Harnblase mit Rücksicht auf Diagnostik und Therapie“ nach einem von ihm gehaltenen Vortrag vor dem Wiener medizinischen Doktoren-Kollegium.[10] 1885 wurde er vom Ministerium des Äußeren gemeinsam mit Anton Bum (1856-1925) zur Unterstützung der medizinischen Versorgung der im Zuge des serbisch-bulgarischen Krieg verwundeten Wehrangehörigen nach Sofia entsandt.[11] Darüber berichtete er in dem Artikel „Nachrichten aus Bulgarien und Serbien. Kriegschirurgische Erfahrungen in Bulgarien“[12] sowie einem Vortrag vor der Gesellschaft der Ärzte in Wien im Jänner 1886.[13] Nach einer mehrjährigen Reisetätigkeit durch Europa (Deutschland, Paris, London) war er als Ordinarius am Sofien-Spital in Wien tätig und unterhielt eine private chirurgische Praxis. 1887 veröffentlichte er den Artikel „Ueber Vorkommen, Bedeutung und Behandlung der Phimose bei Kindern“.[14] Seit 1880 gehörte Wittelshöfer als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien an.[15]

Wiener medizinische Wochenschrift

Schon seit 1877 arbeitete er in der Wiener medizinischen Wochenschrift und war zeitweise anstelle seines Vaters Leopold alleinig für die Redaktion verantwortlich. Mit Jahresbeginn 1883 trat er auch endgültig als Redakteur in die Zeitschrift seines Vater der „Wiener medizinischen Wochenschrift“ ein, und begann seine journalistische Tätigkeit mit der Rubrik „Aerztliche Reisebriefe“, in denen er aus seinen zahlreichen Reisen nach Deutschland und aus Paris berichtete.[16] 1888 trat er als Redakteur krankheitsbeding zurück und übergab Heinrich Adler (1849-1909) die redaktionelle Führung der Wiener medizinischen Wochenschrift.[17]

Übersetzer

Wittelshöfer trat auch als Übersetzer medizinischer Monografien hervor, wie jene „Die Osteotomie mit Rücksicht auf Aetiologie und Pathologie von genu valgum, genu varum und anderen Knochenverkrümmungen an den unteren Extremitäten“ von William Macewen (1848-1924),[18] oder 1884 „Die Tumore der Harnblase mit Rücksicht auf Wesen, Symptome und Behandlung derselben“ von Henry Thompson (1820-1904).[19]

Richard Wittelshöfer starb am 20. März 1889 in Graz.

Wittelshöfer Richard, Todesanzeige, in: Neues Wiener Tagblatt (Tages Ausgabe), 22.3.1889, S.11.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-430a, Wittelshöfer Richard (Rigorosum Datum: 1874).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-621, Wittelshöfer Richard (Promotion Datum: 26.6.1877).

ÖStA, AVA, Unterricht UM allg. Akten, 633.49, Wittelshöfer, Richard, Professorenakt, 1884.

Rk Erzdiözese Wien, Sterbebuch, 01. St. Peter, Sign. 03-05, Folio 114, Wittelshöfer Richard.

Literatur:

Wittelshöfer, Richard: Ueber angeborenen Riesenwuchs der oberen und unteren Extremitäten. (Hierzu Tafel I) Sonderdruck aus: Langenbeck’s Archiv. Berlin: L. Schumacher 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wittelshöfer, Richard: Operation am Darm. Kasuistische Beiträge aus Hofrath Prof. Billroth’s chirurgischer Klinik. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wittelshöfer, Richard: Ueber Vorkommen, Bedeutung und Behandlung der Phimose bei Kindern. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Macewen, Henry: Die Osteotomie mit Rücksicht auf Aetiologie und Pathologie von genu valgum, genu varum und anderen Knochenverkrümmungen an den unteren Extremitäten. Mit 40 Holzschnitten des Originals. Autorisierte deutsche Ausgabe herausgegeben von Dr. Richard Wittelshöfer. Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29144]

Thompson, Henry: Die Tumoren der Harnblase mit Rücksicht auf Wesen, Symptome und Behandlung derselben. Mit Abbildungen des Originals (40 Holzschnitten und 6 Tafeln). Autorisierte deutsche Ausgabe bearbeitet von Dr. Richard Wittelshöfer. Wien: Toeplitz und Deuticke 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57247]

Keywords:

Wittelshöfer Richard, Militärarzt, Chirurgie, Journalist, Wiener medizinische Wochenschrift, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Illustriertes Wiener Extrablatt, 15.4.1874, S. 5; Fremden-Blatt, 21.11.1876, S. 12.

[2] Wiener Zeitung, 29.7.1877, S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1879, Sp. 76-78.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1879, Sp. 1316.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1879, Sp. 744-745.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 3, 1880, Sp. 63-66; Nr. 5, Sp. 116-120; Nr. 7, Sp. 185-188.

[7] Der Militärarzt, Nr. 13, 1882, S. 97-99.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 1882, Sp. 12-13.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1882, Sp. 1228-1229.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1885, Sp. 1033-1036: Nr. 35, Sp. 1060-1064; Nr. 36, Sp. 1091-1094.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1885, Sp. 1516.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1886, Sp. 55-58.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1886, Sp. 143-145.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1887, Sp. 153-156.

[15] Neue Freie Presse, 23.3.1880, S. 1.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1883, Sp. 289-292; Nr. 16, Sp. 487-492; Nr. 17, Sp. 521-524.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 52, 1888, Sp. 2089.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30, 1881, Sp. 881.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 51, 1884, Sp. 1535-1536.

Normdaten (Person) Wittelshöfer, Richard: BBL: 41104; GND: 1255178957;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41104 (23.05.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 05 23
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [219]: Jungmann, Martin – Facharzt für Röntgenologie an der II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien – Entwickler der Gravitationsbelastungspathologie – NS-Verfolgter

Jungmann, Martin – Facharzt für Röntgenologie an der II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien – Entwickler der Gravitationsbelastungspathologie – NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Martin Jungmann wurde am 24. September 1895 in Teschen in österreichisch Schlesien (heute: Cieszyn/Polen) geboren. Nach der Matura am Gymnasium in Bielitz studierte er ab 1914 an der Universität Wien Medizin. 1916 musste Jungmann das Studium wegen seiner Einberufung zum Kriegsdienst unterbrechen, den er als Militärarzt an der Nordostfront in Galizien, später an der Südwestfront in den Dolomiten, leistete. 1919 nahm er das Studium wieder auf und schloss es am 22. März 1921 mit der Promotion ab.

Zunächst begann er seine Laufbahn als Mediziner am Zentral-Röntgeninstitut an der Universität Wien bei Professor Guido Holzknecht (1872-1831). Hier arbeitete er an der Beanspruchung der Muskel-Skelett-Struktur des Menschen, insbesondere des Beckenprofils, sowie an Behandlungsmethoden mit Röntgenbestrahlungen für Patient:innen mit hartnäckigen Rückenschmerzen, vor allem aber entwickelte die Gravitationsspannungs- und Belastungspathologie, die 1928 erstmals eingesetzt wurde. Danach wechselte er als Facharzt für Röntgenologie und als Röntgenassistent an der II. Frauenklinik zu Professor Fritz Kermauner (1872-1931), und wirkte daneben an der Röntgenabteilung des Kosmetik Institutes Dr. Ernst Eitner in Wien 1, Rotenturmstraße 12.[1] 1926 eröffnete er ein Röntgeninstitut in Wien 1, Franz Josefs-Kai 1.[2] Zwischen 1928 und 1938 hielt Jungmann zu seinem Forschungsgebiet fünfzehn Vorlesungen an der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

1929 publizierte er eine Artikelserie über „Die Theorie der statisch-dynamischen Dekompensation Senkrumpf und Plattrumpf“, die als Sonderdruck erschien und sich in der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet. Weiters veröffentlichte er 1936 die Artikelserie „Die Bekämpfung der „statisch-dynamischen Dekompensation“ durch den „Beckenhebel“ (Scherenhebelprinzip)“ (Teil 1),[3] (Teil 2),[4] (Teil 3)[5] (Teil 4),[6] (Teil 5),[7] (Teil 6),[8] (Teil 7),[9] (Teil 8),[10] (Teil 10)[11].

Nach dem Tod von Kermauner verließ der die Universität und arbeitete als Facharzt in seiner privaten Praxis in Wien.

New York, U.S. District Court Naturalization Records

Jungmann war nach dem „Anschluss im März 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Ihm gelang zunächst die Flucht nach Paris, von wo er ein Jahr später im November 1939 mit der SS Noordam über Rotterdam in die USA emigrierte.

In New York eröffnete er 1940 eine private Arztpraxis und arbeitete auf seinem Forschungsgebiet weiter. 1957 gelang es ihm mit Unterstützung seiner Patienten die Gründung des Institute for Gravitational Strain Pathology Inc, wo er auch Kurse über seine Behandlungsmethoden anbot und seine Forschungen fortsetzte, die sich auch in einer Reihe von Publikationen niederschlugen. Ab 1966 begann er Mediziner:innen auf dem Gebiet der Osteopathie mit seinen Behandlungskonzepten vertraut zu machen und sie darin auszubilden.

In den USA heiratete er 1941 die in Berlin geborene und ebenfalls vor den Nationalsozialisten geflohene Gertrude Klein-Lehmann (1909-2000). Jungmann verstarb am 17. April 1973 in Pinellas, Florida. Seine Ehefrau gab 1995 in New York die „Papers of Martin Jungmann, M.D.“ heraus.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0696, Jungmann Martin (Nationalien Datum 1914/15).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0302, Jungmann Martin (Rigorosum Datum 15.3.1921).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-0526, Jungmann Martin (Promotion Datum 22.3.1921).

New York, U.S. District Court Naturalization Records, 1824-1991, Petitions for naturalization and petition evidence 1944 box 983, no 502601-502736 > image 28 of 496; NARA microfilm publication M1972, Southern District of New York Petitions for Naturalization, 1897-1944. Records of District Courts of the United States, 1685 – 2009, RG 21. National Archives at New York, Jungmann Martin.

Find a Grave: Jungmann Martin (1973).

Literatur:

Jungmann, Martin: Die Theorie der statisch-dynamischen Dekompensation Senkrumpf und Plattrumpf. Aus der II. Universitäts-Frauenklinik in Wien (Vorstand: Prof. F. Kremauner). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Biblitohek]

Papers of Martin Jungmann, M.D. Hg.: Gertrude Jungmann. New York, NY: 1995.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Sign.: 2708-N]

Keywords:

Jungmann Martin, Facharzt für Röntgenologie, Frauenklinik, AKH Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizin, Medizingeschichte

[1] Pharmaceutische Post, 2.2.1924, S. 39.

[2] Der Tag, 21.2.1926, S. 12.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1936, S 320-322.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 13, 1936, S 350-352.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 14, 1936, S 378-379.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1936, S 406-407.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1936, S 434-436.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1936, S 464-466.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1936, S 485-488.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 19, 1936, S 514-517.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 20, 1936, S 546-548.

Normdaten (Person) Jungmann, Martin: BBL: 41095; GND: 129017380X;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41095 (22.05.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 05 22
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [218]:Igl, Johann – Stadtphysikus von Brünn, Militärarzt

Igl, Johann– Stadtphysikus von Brünn, Militärarzt

Text: Walter Mentzel

Johann Igl wurde am 15. April 1846 in Nikolsburg in Mähren (heute: Mikulov/Tschechien) geboren, und war mit Klothilde, geborene Götz, verheiratet. Nach seinem Studium in Wien an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie, das er im Jahr 1871 mit seiner Promotion abschloss, wurde er im April 1871 als Oberarzt dem Garnisons-Spital Nr. 5 in Brünn[1] und 1877 dem 69. Infanterieregiment[2] und zuletzt dem 8 und 36. Infanterieregiment zugeteilt.[3]

1878 errichtete er im Zuge des Okkupationsfeldzuges in Bosnien als Regimentsarzt in Fiume (heute: Rijeka/Kroatien) und Zengg (heute: Senj/Kroatien) in Dalmatien Feldspitäler für verwundete Wehrangehörige ein.[4] Im Jänner 1880 wurde er zum Garnisonsspital in Brünn[5] und hier 1882 in den Stand der Reserve des mährischen Landwehr-Infanterieregimentsbataillon Kremsier versetzt.[6] In Brünn nahm er seit 1879/80 die Stelle eines Bezirksarztes bis zu seiner Ernennung zum Stadtphysikus im Jahr 1888 ein.[7] Als Stadtphysikus reorganisierte er die Evidenzhaltung der Infektionskrankheiten, legte ein Sanitätskataster für die Stadt an, und errichtete neben einem Epidemie- und Notspital ein Versorgungshaus und eine Desinfektionsanstalt. Igl war ein zentraler Proponent bei der sanitären und baulichen Regulierung der Landeshauptstadt Brünn und deren Umgebung, und der Erste, der in Österreich die Einführung von Schulärzten anregte.

Johann Igl gehörte der 1881 gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege an, wo er u.a. 1901 einen Vortrag zum Thema „Anlage, Führung und Wert eines Sanitätsgrundbuches“[8] hielt. 1902 erschien von ihm nach einem Vortrag in der Vollversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege am 23. Oktober 1901 die Arbeit „Ein Beitrag zur Epidemieforschung bei Darmtyphus“. 1903 referierte er wieder vor der Gesellschaft zum Thema „Die Krebssterblichkeit in Brünn seit 100 Jahren. Ein Beitrag zur Krebsforschung“.[9] 1906 erschien von ihm der Aufsatz „Förderung der Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande“, nach einem von ihm 1905 unter demselben Titel gehaltenen Vortrag vor der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege.[10]

Igl war seit 1898 Träger des Ritterkreuzes des Franz Josefs-Ordens.[11] Er verstarb am 12. Mai 1913 in Wien.

Quellen:

Sterbebuch, Rk. Erzdiözese Wien, 09. Votivkirche, Sign. 03-11, Folio 6, Igl Johann.

Nachruf: Johann Igl in: Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1913, Sp. 1328.

Literatur:

Igl, Johann: Ein Beitrag zur Epidemieforschung bei Darmtyphus. Vortrag, gehalten in der Vollversammlung der „Oesterr. Gesellschaft für Gesundheitspflege“ am 23. October 1901. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Brünn: im Verlag des Verfassers 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Igl, Johann: Förderung der Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande. Vortrag, gehalten in der Vollversammlung der „Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege“ am 25. Oktober 1906. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Wien: im Selbstverlage des Verfassers, Druckerei der kaiserl. Wiener Zeitung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31959]

Keywords:

Igl Johann, Stadtphysikus, Brünn, Militärarzt, Arzt , Medizingeschichte, Wien

[1] Die Neue Zeit. Olmützer politische Zeitung, 25.4.1871, S. 5.

[2] Der Kamerad. Österreichisch-ungarische Wehr-Zeitung, 1.7.1877, S. 5.

[3] Österreichischer Soldatenfreund, 7.6.1879, S. 361.

[4] Die Presse, 18.9.1878, S. 10.

[5] Prager Tagblatt, 16.1.1880, S. 6.

[6] Wiener Allgemeine Zeitung, 6.1.1882, S. 3.

[7] Internationale klinische Rundschau, 1888, Sp. 351.

[8] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie, 30.3.1901, S. 309.

[9] Wiener klinische Rundschau, Nr. 47, 1903, S. 862.

[10] Wiener klinische Rundschau, Nr. 42, 1905, S. 754.

[11] Wiener klinische Rundschau, Nr. 51, 1898, S. 826.

Normdaten (Person) Igl, Johann: BBL: 41093; GND: 1290173923;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41093 (22.05. 2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 05 22
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41093

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Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Parkinson (P), geschüttelt, aber –

Parkinson (P), geschüttelt, aber –

ungerührt bleiben ‚Sonntagskinder‘, mit oder ohne P.  Sie haben verstanden, dass es bloß darum geht sich am ‚Zopf des Baron von Münchhausen‘ aus jeglichem Schlamassel herausziehen – nach dem Rezept des unvergessenen Paul Watzlawick. Das Gros der Menschheit hat aber scheinbar nur den Titel seiner Anleitung zum Unglücklichsein gelesen und falsch ausgelegt.

Umfassende Information in verständlicher Sprache, korrekte Diagnostik und Therapie sind vorauszusetzen, bei jeder Erkrankung, auch bei P.  Etwas Entscheidendes fehlt – Humor.

Der Begriff Humor erfuhr, so wie heute vieles Andere, eine Bedeutungverschlechterung. ‚Laune‘, Beschaffenheit des Gemütes, gute oder schlechte Stimmung ( Englisch: ‚good humor oder ill humor‘) war ursprünglich damit gemeint (zur Zeit von Galen, Hippokrates). Später kreierte die mittelalterliche Medizin im Rahmen der Lehre von der Säftemischung (humores) und den Temperamenten den Sanguiniker – er steht oben auf der Liste. Seit der Renaissance bedeutet der Humor die ‚vom Gedanken nicht unbeschwerte Heiterkeit‘ und ‚bringt den Widerwärtigkeiten des Lebens ein wohlwollendes Lächeln entgegen‘, oder als Metapher: Erich Kästners ‚Regenschirm der Weisen‘.

Zu Ende gedacht, entkommt niemand ausweglosen Situationen, spätestens am Ende des Lebens. Ein lieber Freund hatte nur mehr wenige Tage im Diesseits und war sich dessen bewusst. Er saß auf seiner Terasse und die Sonne ging unter – in ihrer ganzen Pracht. “Das Leben ist schön” sagte er.

 

“ Inappropriate crying and laughing in PD”: Wer kann denn allen Ernstes beurteilen, was “appropriate” wäre? Zwei indische Weise, uralt und zerzaust, stritten sich darum, wer denn der schäbigere, löchrige Reissack wäre und rühmten sich jeweils damit vor dem anderen ‚hinüber‘ zu dürfen. Es geht die Saga, dass einer lachend gestorben wäre – inappropriate?.

‚Humor‘, So lieber nicht.:‚As its worst humour developed in a pudding of meaningless grotesquerie and gratuituous emotionalism‘. Auch die ‚heitere Gelassenheit‘ – Neuzeit-Kurzformulierung vergißt ein wenig gedankenlos – den Geist.

..besser so: “Humour was a defense against the sadness of life and a necessary therapeutic arising laughter wherein there is a little pain of greatness.” (Encycl. Britannica).

https://parkinsonsnewstoday.com/columns/laughter-best-medicine-comedy/

Laughing is the best Medicine: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1353802016304321

Elstner, F, Volkmann J (2021) »Dann zitter‘ ich halt« – Leben trotz Parkinson. Piper

Profitlich MM (2021) Einmal alles auf den Kopf gestellt. Lappan   https://www.youtube.com/watch?v=eg-rzS1T1-M

Gao XY et al (2022) Mitochondrial Dysfunction in Parkinson’s Disease: From Mechanistic Insights to Therapy. Front Aging Neurosci;14:885500: „Parkinson’s disease (PD) is one of the most common neurodegenerative movement disorders worldwide. There are currently no cures or preventative treatments for PD. Currently, only symptomatic treatment of PD is available.

Parkinson J (1817) An Essay on the Shaking Palsy. Sherwood, Neely, and Jones, London

Cucca A et al (2021) Art therapy for Parkinson’s disease. Parkinsonism Relat Disord;84:148-154.  Art therapy improves overall visual-cognitive skills and visual exploration strategies as well as general motor function in patients with PD. The changes in brain connectivity highlight a functional reorganization of visual networks

Winnubst ME et al (2022) Decreasing the Symptoms of Essential Tremor With Medical Painting Therapy. Perm J;26(2):132-137. In this case, medical painting therapy appeared to decrease the symptoms of ET and other symptoms, and it improved this patient’s quality of life.

Ba F, Pfeiffer RF. Connecting the visual deficit to motor improvement in Parkinson’s via art therapy. Parkinsonism Relat Disord. 2021 Mar;84:146-147.

Netser R, Demmin DL, Dobkin R, Goldstein A, Roché M, Netser Zernik A, Silverstein SM. Flash Electroretinography Parameters and Parkinson’s Disease. J Parkinsons Dis. 2021;11(1):251-259.

Chivers Seymour K et al (2019) Multicentre, randomised controlled trial of PDSAFE, a physiotherapist-delivered fall prevention programme for people with Parkinson’s. J Neurol Neurosurg Psychiatry;90(7):774-782.

De Miranda BR et al (2022) Preventing Parkinson’s Disease: An Environmental Agenda. J Parkinsons Dis.;12(1):45-68.

Bellanger MM et al (2022) Embedding the Community and Individuals in Disease Prevention. Front Med (Lausanne);9:826776.

Siddiqui MS et al (2009) Inappropriate crying and laughing in Parkinson disease and movement disorders. World J Biol Psychiatry.;10(3):234-40.

Watzlawick P (2011) Münchhausens Zopf: oder Psychotherapie und ‚Wirklichkeit‘ Hogreve

Heilig P (2022) Der blinde Seher  https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=39601

https://www.parkinson-selbsthilfe.at/fachbeitraege/morbus-parkinson-und-auge/

https://www.parkinson-selbsthilfe.at/fachbeitraege/parkinson-und-das-auge-teil-2/

https://www.parkinson-portal.at/parkinson-und-sport/

https://www.parkinson-oesterreich.at/

Willis AW et al (2022) Incidence of Parkinson disease in North America. npj Parkinson’s Disease; 8, 170

https://parkinsonline.info/

www. Parkinson.at

https://arttherapy.org/

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [217]: Vollbracht, Franz – Internist, Tuberkuloseverein „Viribus unitis“

Vollbracht, Franz– Internist, Tuberkuloseverein „Viribus unitis“

Text: Walter Mentzel

Franz Vollbracht wurde am 12. Oktober 1870 als Sohn des Schriftsetzers bei der Neuen Freien Presse, Wenzel Franz Vollbrecht (1847-1902), und Aloisia Sleziza in Wien geboren.

Vollbracht studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 18. Juli 1896. 1897 wurde er als Assistenzarzt in Reserve dem Feldjägerbataillon Nr. 10 und dem Garnisonspital 1 in Wien zugeteilt.[1] Seine berufliche Laufbahn begann er als Aspirant und als Sekundararzt an der II. medizinischen Klinik bei Professor Edmund Neusser (1852-1912). Hier publizierte er 1899 „Ein Fall von Morbus Addisonii nach vorausgegangener Purpura haemorrhagica“.[2] Danach wechselte er für fünf Jahre als Assistent an die IV. medizinische Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien und zu dessen Vorstand Dozent Friedrich Kovacs (1861-1931). Hier publizierte er 1901 „Zur Casuistik der peripheren Gangrän bei Phosphorvergiftung“,[3] 1903 „Beitrag zur Frage der Leberophtalmie“ und 1906 „Zur Kenntnis des Schluckmechanismus bei Cardiospasmus[4].

Nachdem er 1906 an der IV. medizinischen Klinik emeritierte, führte er eine private Arztpraxis in Wien. Während des Ersten Weltkrieges war er zunächst dem Garnisonsspital Nr. 1 in Wien zugeteilt, danach war er ab 1916 beim mobilen Epidemiespital Nr. 4 tätig.[5] 1914 erfolgte seine Ernennung zum Oberarzt,[6] 1916 erhielt er das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille.[7]

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er an der Universitätsklinik für Kehlkopf- und Nasenkrankheiten, wo er, der für die Kalziumtherapie eintrat, 1919 eine Arbeit „Über intravenöse Calciumtherapie“ verfasste.[8] Ebenfalls 1919 gehörte er neben Ludwig Teleky (1872-1957), Alfred Götzl (1873-1946) Hermann Schlesinger (1866-1934), Siegmund Tennebaum u.a. als Mitglied dem Vollzugsauschuss der Bezirkszentrale für Tuberkulosefürsorge an.[9] Er wurde zum Leiter der Tuberkulosefürsorgestelle des Lungenhilfsvereins Wien für den 9. Bezirk, sowie als Chefarzt zum Leiter der Spezialabteilung für Tuberkulosefürsorge beim Verein „Viribus unitis“ bestellt. In dieser Funktion publizierte er 1921 „Intravenöse Anwendung von Solarson (nebst Angaben über die Technik der intravernösen Injektion)“.[10] In den 1920er Jahren widmete er sich der Heufieberforschung, die er an der Klinik von Professor Markus Hajek (1861-1941) durchführte. Darüber berichtete er einem breiteren Publikum im Juli 1924 in einem ausführlichen Zeitungsartikel,[11] sowie zuvor mit dem Aufsatz „Neuere Anschauungen über Pathogenese und Therapie des Bronchialasthmas, des Heufiebers und der vasomotorischen Rhinitis“.[12] Zuletzt war er noch als Chefarzt der niederösterreichischen Landesbahnen tätig.

Vollbracht war seit 1902 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[13] weiters war er Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien und der Wiener Laryngologischen Gesellschaft. 1898 erhielt er den fürstlich montenegrinischen Danilo-Orden,[14] 1921 den Titel eines Medizinalrates verliehen.[15]

Franz Vollbracht verstarb am 3. November 1932 in Wien.

Quellen:

Erzdiözese Wien, 05, St. Josef zu Margarethen, Taufbuch Sign. 01-048, 1870, Folio 201.

UAW, Sign. 195-431a (Rigorosum Datum: 9.7.1896), Vollbracht Franz.

UAW, Sign. 188-648 (Promotion Datum: 18.7.1896), Vollbracht Franz.

Friedhofsdatenbank Wien: Vollbracht Franz Dr.

Literatur:

Vollbracht, Franz: Beitrag zur Frage der Leberophtalmie. (Hanotsche Cirrhose, beiderseitige Konjunktivitis, Keratitis, Viskosität des Blutes) Aus der IV. Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Primararzt Dozent Dr. Friedrich Kovacs) Sonderdruck aus: Zeitschrift für Heilkunde. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Vollbracht Franz, Internist, Laryngologie, Tuberkulose, Verein Viribus unitis, Arzt, Medizingeschichte

[1] Wiener Zeitung, 23.5.1897, S. 2; Neue Freie Presse, 4.6.1897, S. 19.

[2] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 28, 1898, S. 737-742.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 52, 1901, S. 1288-1292.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1906, Sp. 1717-1721; Nr. 36, 1906, Sp. 1774-1778; Nr. 37, 1906, Sp. 1824-1826.

[5] Wiener Zeitung, 20.9.1916, S. 1916.

[6] Der Militärarzt, Nr. 20, 1914, Sp. 408.

[7] Der Militärarzt, Nr. 25, 1916, Sp. 582.

[8] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, H. 5, 1919, S. 356-359.

[9] Arbeiter Zeitung, 10.12.1919, S. 3.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1921, Sp. 461-463.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 10.7.1924, S. 4.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1923, Sp. 2254-2258; Nr. 51, 1923, Sp. 3215-2319; Nr. 2, 1924, Sp. 92-103.

[13] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 13, 1902, S. 349.

[14] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 26, 1898, S. 645.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 51, 1921, Sp. 2249.

Normdaten (Person) Vollbracht, Franz: BBL: 41037; GND: 1286781787;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41037 (19.04.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 04 19
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41037

Logo Margrit Hartl

Scientific Writing Hacks: Podcast-Empfehlung

Hack #5: Podcast-Empfehlung: Auswirkungen eines falschen Plagiatsverdachts Verbrechen / Zerstörung der Existenz: Der Hinterhalt:
https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-12/existenz-zerstoerung-rache-verbrechen-podcast

Hören Sie die Podcast-Empfehlung u. a. zur Vorbereitung auf das PE-Seminar: Academic Integrity – Leitfaden für Betreuer:innen von Hochschulschriften

In der Folge  126 sprechen Sabine Rückert und Andreas Sentker mit der Kriminalreporterin Anne Kunze über den langen Atem unerbittlicher Rache.

„Was sind denn Plagiatsjäger?” (Rückert & Sentker, 2022)
und viele weitere interessante und spannende Fragen werden beantwortet.

Rückert, S. (Host), & Sentker, A. (Host). (2022, 27. Dezember).
     Der Hinterhalt (Nr. 126) [Audiopodcastepisode].  In ZEIT
     Verbrechen
. ZEIT ONLINE. https://www.zeit.de/gesellschaft
      /2022-12/existenz-zerstoerung-rache- verbrechen-podcast

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [216]: Jurié von Lavandal, Gustav – Chirurg und Chefarzt des Souveränen Malteserordens

Jurié von Lavandal, Gustav – Chirurg und Chefarzt des Souveränen Malteserordens

Text: Walter Mentzel

Gustav Andreas Jurie stammte aus einer Kärntner Ärztefamilie. Er wurde am 19. Mai 1841 als Sohn des Mediziners am Wiener Bürgerspital, Theodor Jurié Edler von Lavandal (1809-1886), und Karoline (1815-1876), geborene Rigel, in Wien geboren. Sein Bruder Adolf Jurie (1837-1890) war ebenfalls Mediziner, so wie sein Großvater, der in St. Andrä in Kärnten geborene Andreas Jurié (1765-1833). Seit 1868 war Gustav mit Emilie Hofeneder (1849-1891) verheiratet.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wien Josefstadt studierte Jurié an der Universität Wien Medizin. Am 24. Jänner 1865 schloss er das Studium mit dem Doktor der Chirurgie und am 27. Juli 1865 mit dem Magister der Geburtshilfe ab. Im selben Jahr erfolgte seine Aufnahme in das Doktoren-Kollegium in Wien.[1] 1866 nahm er als Militärarzt am preußisch-österreichisch Krieg im Wirkungsbereich der Nordarmee des Chirurgen Professor Johann von Dumreicher (1815-1880) teil.[2] Im selben Jahr erhielt er dafür den Goldenen Verdienstorden mit Krone verliehen.[3] Infolge seiner Kriegserfahrungen gründete er 1875 den Verein „zur Erbauung und Erhaltung eines Pavillon-Krankenhauses behufs Heranbildung von Pflegerinnen für Kranke und Verwundete“ („Rudolfiner-Verein“). Nachdem es Jaromir Mundi (1822-1894) gelang Theodor Billroth (1829-1894) und Hans Graf Wilczek (1837-1922) für diese Idee zu interessieren und Kronprinz Rudolf von Habsburg als Protektor gewonnen werden konnte, kam es zur Umsetzung des Baues eines Krankenhauses als Lehrbildungsanstalt und deren Eröffnung und Inbetriebnahme im Jahr 1882.[4]

Zunächst arbeitete Jurié an der chirurgischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und danach bei Professor Carl Langer (1819-1887), daneben führte er eine private Ordination in Wien 1.

In dieser Zeit erschienen von ihm einige wissenschaftliche Arbeiten, darunter 1872 – nach einem in der wissenschaftlichen Plenarversammlung des Doktoren-Kollegiums der medizinischen Fakultät am 18. Dezember 1871 gehalten Vortrag der Aufsatz „Zur Diagnose des Blasensteines“ und im selben Jahr „Der Steinschnitt in der Geschichte der Medizin“. 1873 publizierte er die „Beiträge zur Kenntniss des Baues und der Verrichtung der Blase und Harnröhre“. Weiters erschien von ihm 1877 „Ueber den Mechanismus der Harnverhaltungen bei Greisen“.

1873 präsentierte er auf der Weltausstellung in Wien „Aanatomisch-chirurgische Präparate“,[5] wozu er auch eine umfangreiche Artikelserie zur Konservierung von Leichen (2. Teil) (3. Teil) publizierte.[6]

Nachdem er sich 1874 im Fach Chirurgie mit der Arbeit „Harn und Geschlechtswerkzeuge“ habilitierte hatte und vom Ministerium für Cultus und Unterricht zum Privatdozenten ernannt worden war,[7] erfolgte seine Ernennung zum Vorstand der chirurgischen Abteilung des Spitals der Barmherzigen Schwestern in Wien Leopoldstadt. Daneben hielt er am Allgemeinen Krankenhaus Kurse in chirurgischen Operationsübungen ab. Seit den 1880er Jahren übte er auch noch die Tätigkeit eines Bahnarztes im Rennsportverein Jockey-Club in Wien aus.

Weiters engagierte er sich in einer Reihe von Krankenanstalten, wie als gewähltes Kuratoriumsmitglied im „Verein Heilanstalt Alland“,[8] als Präsident und später Kuratoriumsmitglied des Vereins für die Erhaltung des Kaiserin Elisabeth-Kinderhospitals der Stadt Wien in Bad Hall,[9] im Kaiser Franz Josef-Kinderhospiz in Sulzbach bei Ischl im als Direktionsmitglied,[10] sowie als langjähriges Direktionsmitglied der „Janus“ wechselseitigen Lebensversicherungsanstalt in Wien.

1894 erfolgte seine Ernennung zum Nachfolger von Mundy zum Generalchefarzt des Malteserordens.[11]

Jurié war Träger zahlreicher Orden, darunter des 1879 verliehenen Ritterkreuz des Franz-Josephs-Orden, 1895 erhielt er die Decoration eines Chevalier de grace des souveränen Johanitter-Ordens.[12] 1909 erfolgte seine Ernennung zum Hofrat.[13]

Im Ersten Weltkrieg wirkte er noch an der Organisation der Malteser-Spitalszüge mit. 1917 veröffentlichte er die im Wissenschaftlichen Klub[14] vorgestellte Arbeit „Unsterblichkeit und Naturwissenschaft“. Zuletzt arbeitete er noch am Kranken- und Defizienten-Institut für Weltpriester in Wien 3, Ungargasse 38 als Primararzt.[15]

Gustav Jurié von Lavandal verstarb am 20. November 1924 in Wien.

Quellen:

Erzdiözese Wien, St. Stephan, 1841, Geburtsbuch, Sign. 01-113, Folio 297, Jurie Gustav.

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S. 303 Personalblätter, S.304.569 Jurie Gustav Edler von Lavandal.

UAW, Med. Fakultät, Personalakten, Ansuchen um Aufnahme als Zögling am Operationsinstitut.

Friedhofsdatenbank Wien: Jurie Gustav.

Feucht Gerhart, Die freiwillige Sanitätspflege des Souveränen Malteser Ritter-Ordens, Großpriorat von Böhmen-Österreich im Kriege 1914-1918 und das Militärhospital in Kierling bei Wien 1866. Angeschlossen eine Kurzbiographie des Generalchefarztes des Großpriorates von Böhmen und Österreich, Hofrat Univ.-Doz. Dr. med. Gustav Jurie von Lavandal, Wien 2010.

Literatur:

Jurié von Lavandal, Gustav: Zur Diagnose des Blasensteines. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Plenarversammlung des Doctoren-Collegiums der medicinischen Facultät am 18. Dezember 1871. Sonderdruck aus: Österreichischen Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1872.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jurié von Lanvandal, Gustav: Der Steinschnitt in der Geschichte der Medicin. Vortrag, gehalten zur XXI. Jahresfeier der wissenschaftlichen Thätigkeit des Doctoren-Collegiums der medicinischen Facultät am 27. Mai 1872. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: im Selbstverlag des Verfassers, Druck von Leopold Sommer & Comp. 1872.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 25899]

Jurié von Lavandal, Gustav: Beiträge zur Kenntnis des Baues und der Verrichtung der Blase und Harnröhre. Sonderdruck aus: Medizinische Jahrbücher. Wien: 1873.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jurié von Lavandal: Ueber den Mechanismus der Harnverhaltungen bei Greisen. (Hierzu Tafel XII. Fig. 5-10) Sonderdruck aus: Archiv für klinische Chirurgie. Berlin: 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Jurié Gustav, Chirurgie, Malteserorden, Allgemeines Krankenhaus Wien, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1865, Sp. 207.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1866, Sp. 807.

[3] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, 1866, 491

[4] Rudolfinerverein (Hg.), Das Rudolfinerhaus in Wien 1882-1907. Denkschrift. Zur Erbauung und Erhaltung eines Pavillon-Krankenhaus behufs Heranbildung von Pflegerinnen für Kranke und Verwundete in Wien. Wien 1907. Wyklicky Helmut, Billroth, Gersuny und die Gründung des Rudolfinerhauses, in: Rudolfinerhaus 1882-1982. Festschrift. Wien 1982, S. 48 ff.

[5] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 22.7.1873, S. 430.

[6] Internationale Ausstellungs-zeitung, 20.8.1873, S. 2; 2.9.1873, S. 3.; 20.9.1873, S. 2.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1874, Sp. 301.

[8] Neues Wiener Tagblatt, 28.11.1898, S. 5.

[9] Reichspost, 25.6.1907, S. 3.

[10] Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch, Wien 1919, S. 192.

[11] Neues Wiener Journal, 24.11.1894, S. 4.

[12] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 30.7.1895, S. 8.

[13] Wiener Allgemeine Zeitung, 20.8.1909, S. 1.

[14] Neue Freie Presse, 5.1.1917, S. 12.

[15] Klinisches Rezept-Taschenbuch für praktische Ärzte, 1925, S. 405.

Normdaten (Person) Jurié von Lavandal, Gustav: BBL: 41003; GND: 134117131;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41003 (17.04.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 04 17
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41003

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