Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Blue ‚enriched‘ light.

Blue ‚enriched‘ light.

Kunstlichter wurden heller und zunehmend kurzwellig dominiert, mit wenigen Ausnahmen.    

Als Tageslichtleuchten werden fälschlicherweise auch Produkte mit hohem Blau-Anteil (blue-enriched white light) bezeichnet. Diese wurden als Mittel zur Verbesserung der Vigilanz, Arbeitslust, Kaufwut etc. angepriesen und zur Therapie von Herbst- und Wintermüdigkeit, Depressionen und der Demenz – bemerkenswerterweise – eingesetzt. Ein vermehrter Aufenthalt im Freien ist, abgesehen von der Myopie-Prophylaxe, der ‚Lichttherapie‘ überlegen.

Termini technici wie ‚Neutral weißes Licht‘ und ‚Vollspektrum‘ Leuchtmittel schaffen kaum Klarheit, denn auch Pflanzenleuchten und ‚Licht-Therapie‘-Geräte mit hohem Blau-Anteil finden sich unter der Bezeichnung ‚Vollspektrum‘. ‚Augenschutz und Augen-Entlastung‘ sowie „hoher UV-Anteil“ werden angepriesen. Niemand hat mehr den Überblick. Korrekt könnten Spektrogramme informieren. Die Normen-Ausschüsse wären am Ball.

Durch kurzwellig dominiertes Kunstlicht werden physiologische circadiane Fluktuationen  aus dem Takt gebracht – über ipMRGC und SCN via Photoentrainment  (artificial blue-enriched light competes with natural light as a dominant „Zeitgeber“). Am späten Abend wirkt sich der ‚blue enriched-) Kunstlichteinfluss anhaltend ungünstig aus. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche. Deren chronische Übermüdung durch gestörte Schlafrhythmen löst immer mehr larvierte Depressionen aus. Damit in Zusammenhang stehen die zunehmend Besorgnis-erregenden Suizidneigungen junger Menschen. „..it is suggested that care should be exercised in using such light sources“ – dabei meinten die Autoren allerdings nur potentiell phototoxische Noxen energiereichen Kunstlichts.

Üblicherweise drohen den Augen durch das Kunstlicht diverser Leuchtmittel, als Decken-, Wand- oder Straßenbeleuchtung etc. keine Gefahr. Lichtintensität nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab und vice versa. Das Licht von Smartphone-Displays strahlt aus kurzer Distanz in die Augen, extrem lange bei ’smartphone abusers, Synonyme addiction, nomophobia (derived from “no-mobile-phone phobia), –addiction, -overuse‘ etc. – leider über immer länger werdende Zeitspannen. Dunkler Hintergrund mit heller Schrift, Blaufilter, reduzierte Intensität etc. werden empfohlen. Weitere Lichtbelastungen aus diversen Monitoren, Tablets, PC, TV, Scheinwerfern etc. beteiligen sich via zeitlicher Summation, sodaß kritische Grenzen retinaler Belastbarkeit überschritten werden könnten, à la longue.

„Übergang von Blau-dominiertem zu ’neutral‘-weißem Licht reduzierte die  Ablenkungen, verbesserte Lernfähigkeit samt Konzentration und erwies sich – in summa – als wertvolle Verbesserung für Studenten“. Nur am Rande: „So fördert Dämmerlicht kreatives Denken“.

‚Abendmenschen‘ (Evening Chronotypes) neigen zu Fehlleistungen, falls frühmorgens unterwegs als Straßen-Verkehrsteilnehmer, unter dem Einfluß von hellem, kurzwellig dominiertem Kunstlicht („no benefits on driving performance!“). Deutlich langsamere Reaktionszeiten (RT) auf plötzliche, unerwartete Ereignisse wurden dabei gemessen, auch vermehrte Genauigkeitsfehler (deteriorated accuracy). Dies gilt nicht nur für den Straßenverkehr („misleading claim that light exposure is a remedy for improving cognitive performance under any circumstance“).

Apropos: Kein Abend- beziehungsweise Morgenmensch lässt sich ‚umpolen‘.

Die für Vigilanz zuständigen kortikalen Zentren interagieren auch mit solchen, welche für die örtliche Orientierung zuständig sind. An jungen Probanden wurden erstmals folgende Phänomene als Reaktion auf energiereiches ‚blue-enriched‘ Licht untersucht und „überraschend“ – neue ‚asymmetrische‘ Resultate beobachtet: „..prior exposure to higher intensities of blue-enriched light speeds response times to left, but not right, hemifield visual stimuli, via an asymmetric effect on right hemisphere parieto-occipital α-power“. Human brain imaging shows that light exposure activates key areas of right-hemisphere attention networks 15,16″. Fazit: Behutsamerer Umgang mit Licht-Stimulationen ist aus mehrfachen Überlegungen angesagt. Der Einfluss zu vieler und womöglich zu intensiver Lichtstimuli kann den Rahmen kapazitiver Grenzen sprengen und fatale Fehler induzieren, ganz besonders im Straßenverkehr.

Ein geradezu ‚einleuchtendes‘ Beispiel sind Tagfahrlichter (‚daytime running lights‘, DRL).   Das Überschreiten einer kritischen Anzahl oder der Intensität auch peripherer Lichtstimuli kann subjektiv unbemerkte funktionelle Ausfälle, wie ‚Distraction Blindness‘ verursachen: Das Kind am Schutzweg wurde zwar gesehen aber nicht wahrgenommen. Tagfahrlichter – immer heller, blaustichiger und isotrop: Dadurch steigt die Gefahr von Ablenkungen, auch der von nicht motorisierten Straßenverkehrsteilnehmern.

Fazit: zurück zur Natur – auch der Tageslicht-Spektren.

ipMRGC: intrinsic photosensitive Melanopsin Retinal Ganglienzellen

SCN: Suprachiasmatische Nuclei

isotrop: in alle Richtungen strahlend

Rodríguez-Morilla B et al  (2018) Blue-Enriched Light Enhances Alertness but Impairs Accurate Performance in Evening Chronotypes Driving in the Morning. Front Psychol. May 15;9:688.

Sunde E et al (2020) Blue-Enriched White Light Improves Performance but Not Subjective Alertness and Circadian Adaptation During Three Consecutive Simulated Night Shifts. Front Psychol. Aug 18;11:2172.

Choi K et al (2020) The gradual transition from blue-enriched to neutral white light for creating a supportive learning environment. Building and Environment 180, 107046

Heilig (2016) Handy-‚Blackouts‘ und der Blaulichtskandal https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=26411

Newman D et al (2016) Ocular exposure to blue-enriched light has an asymmetric influence on neural activity and spatial attention Brain networks   https://www.nature.com/articles/srep27754

Gender: beyond, Interest: no

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Katharina und Peter Heilig
VIDEO ON DEMAND: KUNSTLICHT IN UNSEREN AUGEN:
https://youtu.be/k9k_wG5lacA

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [183]: Köstler, Leopold – Primararzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien, Autor zur Cholera-Epidemie 1831 und Direktor der k.k. Irrenanstalt in Wien

Köstler, Leopold – Primararzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien, Autor zur Cholera-Epidemie 1831 und Direktor der k.k. Irrenanstalt in Wien

Text: Walter Mentzel

Leopold Köstler wurde am 3. Mai 1800 als Sohn eines praktischen Arztes in Eger in Böhmen geboren. Nachdem er in Wien an der Medizinischen Fakultät 1825 sein Medizinstudium mit dem Doktor der Medizin absolviert hatte, wurde er zunächst als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien und danach im Dienste eines Polizeibezirksarztes in der Alservorstadt tätig. 1827 erschien von ihm bei Mörscher und Jasper in Wien die „Medizinische Abhandlung über die egersche Salzquelle“.

Im Jänner 1831 reiste Köstler nach Lemberg, wo er den Ausbruch der Cholera in Galizien erlebte.[1] Aus seinen hier gemachten Erfahrungen und Beobachtungen entstanden die beiden Arbeiten „Anweisung, sich gegen die epidemische Cholera zu schützen, und dieselbe bey ihrem Beginn zweckmäßig zu behandeln. Wien: Bey Mörschner & Jasper 1831“ (Cholera Nr. 98) und „Aus der Erfahrung geschöpfte Andeutungen zur Erkenntnis und Behandlung der epidemischen Cholera. Wien: Mörscher & Jasper 1831“ (Cholera Nr. 99).

Köstler Leopold A., Anweisung, sich gegen die epidemische Cholera zu schützen […]

Am 18. März 1837 wurde Köstler mit der Entschließung des Kaisers zum Primararzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien ernannt.[2] In dieser Funktion hatte er auch bis 1839 die Aufsicht und Leitung der „k. k. Irrenanstalt zu Wien“ (Narrenturm) über, wo er sich um ein Humanisierung der Behandlung der Patienten bemühte. 1837 unternahm er im Auftrag der niederösterreichischen Landesregierung und mit Empfehlung des Fürsten Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773-1859) eine wissenschaftliche Reise nach Frankreich, Deutschland und England bei der er die Heilanstalten für geistig Erkrankte besuchte und worüber er nach seiner Rückkehr am 31. Oktober 1838 in der Gesellschaft der Ärzte berichtete.[3] Ein Jahr darauf erschien von ihm im Verlag und der Buchhandlung der Mechiaristen-Congregation die Arbeit „Bemerkungen über mehrere Irrenanstalten von England, Frankreich und Belgien“.

Köstler war Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Er verstarb am 21. Oktober 1841 in Linz.

Quellen:

AUW, Medizinische Fakultät, Rigorosenprotokoll, 1821-1871, Sign. 170-114a, Köstler Leopold (Rigorosen Datum 1825).

Puschmann, Theodor: Die Medicin in Wien während der letzten 100 Jahre. Wien 1884.

Literaturliste:

Köstler, A. Leopold: Bemerkungen über mehrere Irrenanstalten von England, Frankreich und Belgien. Wien: Mechitaristen-Congregations-Buchhandlung 1839.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 40425]

Keywords: Leopold A. Köstler, Cholera, Bezirksarzt, k.k. Irrenanstalt in Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien, Arzt, Wien

[1] Callisen, Adolph und Carl Peter: Medicinisches Schriftsteller-Lexikon der jetzt lebenden Ärzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker. Bd. 29. Copenhagen: 1830-1845. S. 311.

[2] Brünner Zeitung. 1.4.1837. S. 1.

[3] Populäre österreichische Gesundheits-Zeitung. 8.11.1838. S. 741-742.

Normdaten (Person) Köstler, Leopold A. : BBL: 39432; GND: 1052721303

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39432 (04.08.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 08 04
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [182]: Laub, Moriz – Em. Abteilungsassistent an der Krankenanstalt Rudolf-Stiftung, Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten, Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, NS-Verfolgter

Laub, Moriz – Em. Abteilungsassistent an der Krankenanstalt Rudolf-Stiftung, Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten, Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Moriz Laub wurde am 19. Februar 1869 als Sohn von Jakob Laub (1841-1916) und Mariam Nussbeck in Sadagora in der Bukowina (heute: Sadhora/Ukraine) geboren. 1900 heiratete er die in Wien geborenen Bertha Marmorek (1876-?), mit der er gemeinsam die beiden Kinder Gertrud Renee (*7.6.1902) und Rudolf (1908-1999) hatte.

Laub studierte in Wien an der Universität Medizin, schloss das Studium im März 1893 mit der Promotion ab, und begann danach als praktischer Arzt und Vertragsarzt bei der Wiener Krankenkasse in Wien Landstraße seine berufliche Laufbahn. Daneben arbeitete er als Abteilungsassistent bis zu seiner Emeritierung an der k.k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung.

Neben seiner Vortragstätigkeit in wissenschaftlichen Vereinen, wie im Wissenschaftlichen Club,[1] in dem er sich vor dem Ersten Weltkrieg auch als Mitglied des Ausschusses engagierte,[2] hielt er Vorträge in der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der er seit 1899 als Mitglied angehörte,[3] und der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde, in der er ebenfalls als Mitglied war. Weiters war er Mitglied der Ophthalmologischen Gesellschaft in Wien. Im Rahmen der „Volkstümlichen Vorträge“ des Wiener Volksbildungs-Vereines hielt er vor dem Ersten Weltkrieg populärwissenschaftlich aufbereitete Vorträge zu medizinischen Themen.[4] Vor allem aber war er als Referent in sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Organisationen aktiv.[5] Im Rahmen der Tuberkulosebekämpfung bot er 1911 kostenlos eine Tuberkulinbehandlung bei der Genossenschaft der Wäschewarenerzeuger, Sticker u.a. an.[6]

1915 publizierte er in den von Ludwig Teleky herausgegebenen Zeitschrift „Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der Sozialen Medizin“ eine an der Tuberkulosefürsorgestelle der Gremialkrankenkasse der Wiener Kaufmannschaft durchgeführte Studie zu „Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung. Sie befindet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Hier befinden sich auch in der Separata-Bibliothek vier Arbeiten und zwar „Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung“, aus dem Jahr 1906 die Studie „Über die Wirkung einiger dem Adrenalin verwandten Ketonbasen in der rhinologischen Praxis“, aus dem Jahr 1899 die an der II. medizinischen Abteilung der Rudolf-Stiftung erstellte Studie „Ein Fall von Pneumopericardium“, und die 1909 gemeinsam mit J. Novotny am staatlichen serotherapeutischen Institut in Wien entstandene Arbeit „Ueber komplementbindende Substanzen bei Tuberkulose“.

Laub war über viele Jahre in den Interessensvertretungen der Wiener Ärzteschaft und der Wiener Krankenkassen aktiv. 1904 und 1907 – noch als Kandidat der Freisinnigen Ärzteschaft – und 1911 kandidierte er bei den Ärztekammerwahlen in Wien. Im Jahr 1919 wurde er zum Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer gewählt.[7] In der Wiener Ärztekammer vertrat er die Interessen der Kassenärzte. Nach dem Ersten Weltkrieg war er noch Mitglied der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens,[8] Delegierter der Wiener Ärztekammer im Wiener Landessanitätsrat[9] und Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten. Seit 1919 war er noch Delegierter der Wiener Ärztekammer im Zentraltuberkuloseambulatorium des Volksgesundheitsamtes.[10]

Daneben engagierte er sich in der „Mensa academica judaica“ als deren Präsident,[11] und unterstützte den zionistischen Keren Kayemeth (Jüdischen Nationalfond).[12] Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte er auch als Mitglied der Bukowinaer Landsmannschaft „Buchenland“ mit Sitz in Wien an, als dessen Präsident Wilhelm Stekel vorstand[13].

Während des Ersten Weltkrieges war er als Chefarzt im Hilfsspital des von Erzherzog Leopold Salvator zur Verfügung gestellten Palais tätig.[14] 1916 erhielt er das Ehrenzeichen zweiter Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration und 1917 das Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens verliehen.[15] Im Dezember 1918 gehörte er zu den Unterzeichnern des Aufrufes der Österreichisch-israelitischen Union „Ein Bekenntnis zur Republik Deutschösterreich“.[16] 1920 wurde ihm der Titel eines Medizinalrates verliehen.[17]

Laub war in der Ersten Republik Mitglied der ärztlichen Fachgruppe der Sozialistischen Vereinigung geistiger Arbeiter[18] und in der Vereinigung der sozialdemokratischen Ärzte Wiens aktiv.[19] In dieser Funktion, als auch in jener als Funktionär und Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, trat er gegen den § 144 (Schwangerschaftsabbruch)[20] und gegen die damit verbundenen Verschärfungen des Strafrechtes sowie der damit einhergehenden Kriminalisierung der Ärzt*innenschaft auf. 1924 erschien von ihm als Artikel in der Wiener medizinischen Wochenschrift der von ihm am 25. Mai 1924 auf der Tagung der Vereinigung der sozialdemokratischen Ärzte gehaltene Vortrag unter dem Titel „Die Berufspflicht und das Berufsrecht des Arztes. Die rechtlichen Bestimmungen über die Unterbrechung der Schwangerschaft“.[21] Im selben Jahr wurde er vom Handelsgericht zum ständigen Sachverständigen für das Fach „Wirtschaftliche Interessen der Ärzte und der Heilanstalten“ bestellt.[22] Nach dem Krieg wirkte er auch noch in der Tuberkulosefürsorgestelle der Handlungsgehilfen.

Moriz Laub und seine Ehefrau Bertha wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. 1939 wurden Laub von den Nationalsozialisten die Pensionsansprüche aberkannt. Ihm gelang es mit seiner Ehefrau Bertha kurz vor ihrer Deportation in das Ghetto Theresienstadt die Flucht nach England, wo er 1944 in Chapel En Le Frith in Derbyshire verstarb. Bertha emigrierte nach seinem Tod in die USA, wo sie verarmt in New York lebte. Ihre beabsichtigte Rückkehr nach Wien scheiterte, da die von ihr beanspruchte Rente und deren Zusicherung als Voraussetzung für ihre Rückkehr durch die Wiener Krankenkasse ignoriert und danach abschlägig behandelt worden war.[23] Darüber berichteten 1949 die Zeitungen Neues Österreich in der Ausgabe vom 30. Jänner 1949, vom 25. Mai 1949 und vom 6. November 1949, sowie die Salzburger Nachrichten am 1. Februar 1949. Bertha Laub lebte zuletzt bei ihrem ebenfalls von den Nationalsozialisten aus Österreich vertriebenen Sohn, dem Mediziner Rudolf Laub, in South Carolina und verstarb am 13. Jänner 1952 in Columbia.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll 1872-1894, Sign. 177-231a, Laub Moses (Rigorosum Datum 1890).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokoll 1874-1890, Sign. 187-855, Laub Moriz Moses (Promotion Datum 11.3.1893).

ÖStA, AdR, E-uReang, ÖStA, VA, Zl. 4751, Laub Moritz (19.2.1869)

Moriz und Bertha Laub: https://billiongraves.com/grave/Moriz-Laub/35681419?referrer=myheritage

Death certificates (South Carolina), 1915-1963, Standard Certificate of Death, Laub Bertha.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Laub Moritz.

Literaturliste:

Laub, Moriz: Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung. Sonderdruck aus: Das Österreichische Sanitätswesen. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof u. Universitäts-Buchhändler 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz: Über die Wirkung einiger dem Adrenalin verwandter Ketonbasen in der rhinologischen Praxis. Aus der I. laryngo-rhinologischen Abteilung des Kaiser Franz Joseph-Ambulatoriums (Vorstand Dr. M. Weil). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz und J. Novotny: Ueber komplementbindende Substanzen bei Tuberkulose. Aus dem staatlichen serotherapeutischen Institute in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Paltauf). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz: Ein Fall von Pneumopericardium. Aus der II. medicinischen Abtheilung der k.k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung in Wien (Primararzt Dr. E. Bamberger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords: Ärztekammer Wien, Moriz Laub, NS-Verfolgung, Rudolf-Stiftung, Sozialmedizin, Tuberkulose, Arzt, Wien

[1] Neue Freie Presse. 10.3.1898. S. 7.

[2] Die Zeit. 1.2.1909. S. 4.

[3] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 13. 1899. S. 359.

[4] Die Zeit. 12.3.1911. S. 9; Arbeiter Zeitung. 1.3.1911. S. 12.

[5] Arbeiter Zeitung. 5.3.1909. S. 10.

[6] Arbeiter Zeitung. 21.5.1911. S. 8.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 12. 1919. Sp. 609.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 27. 1926. Sp. 837.

[9] Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. Wien 1922. S. 47.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1919. Sp. 1869.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 12.5.1935. S. 12.

[12] Die Stimme. 9.2.1938. S. 5.

[13] Czernowitzer Tagblatt. 11.1.1910. S. 3

[14] Die Zeit. 30.9.1914. S. 4.

[15] Wiener Zeitung. 17.5.1916. S. 3; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 27. 1917. Sp. 1211.

[16] Neue Freie Presse. 3.12.1918. S. 4.

[17] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 42. 1920. Sp. 1772.

[18] Arbeiter Zeitung. 2.7.1919. S. 10.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 22. 1924. Sp. 1143.

[20] Arbeiter Zeitung. 15.4.1923. S. 10.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 30. 1924. Sp. 1587-1589.

[22] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 46. 1924. Sp. 2434.

[23] Neues Österreich. 25.5.1949. S. 4.

Normdaten (Person) Laub, Moriz Moses : BBL: 39429; GND: 1264961014

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39429 (04.08.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 08 04
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=39429

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AlphaFold Protein Structure Database (Developed by DeepMind and EMBL-EBI)

AlphaFold Protein Structure Database

URL: https://alphafold.ebi.ac.uk/

Die Vorhersage der 3-dimensionalen Proteinstruktur durch einen Algorithmus einer Artificial Intelligence wurde Ende 2021 vom Journal SCIENCE zum Breakthrough of the Year gewählt.

DeepMind, eine Tochtergesellschaft von GOOGLE, gab 2020 bekannt, mittels künstlicher Intelligenz die räumliche Struktur aufgrund einer bekannten Aminosäuresequenz von Proteinen hervorsagen zu können. 2021 publizierten sie mit Hilfe des entsprechenden Programmes, AlphaFold, 350.000 Proteine. Und nun, im Jahr 2021, stellt die Firma in der gemeinsam mit dem EMBL (European Molecular Biology Laboratory) über 200 Millionen Proteine in der Datenbank AlphaFold Protein Structure Database der wissenschaftlichen Forschergemeinde zur Verfügung.

Dieser wissenschaftliche Durchbruch kann in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.


LITERATUR

Jumper J, Evans R, Pritzel A, Green T, Figurnov M, Ronneberger O, et al. Highly accurate protein structure prediction with AlphaFold. Nature. 2021 Aug;596(7873):583–9.
Varadi M, Anyango S, Deshpande M, Nair S, Natassia C, Yordanova G, et al. AlphaFold Protein Structure Database: massively expanding the structural coverage of protein-sequence space with high-accuracy models. Nucleic Acids Res. 2022 Jan 7;50(D1):D439–44.
Thorp HH. Proteins, proteins everywhere. Science. 2021 Dec 17;374(6574):1415–1415.


VIDEOS

DEEPMIND – DeepMind’s AlphaFold 2 Explained! AI Breakthrough in Protein folding! What we know (& what we don’t)

EMBL – How to interpret AlphaFold structures


TOP-JOURNAL des Monats: CELL (Impact Factor: 41.584*)

Die Universitätsbibliothek stellt die medizinischen Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access  zur Verfügung.

Das  TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:

CELL

Zu den Volltexten: Jg. 1, H. 1 (1974) – 

Die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes im Journal Citation Reports JCR (geordnet nach der Höhe des Impact Factors) sind TOP-JOURNALE.

Mit dem Impact Factor 41.584 (2020) ist CELL ein Top-Journal in den Kategorien:
CELL BIOLOGY — SCIE
BIOCHEMISTRY & MOLECULAR BIOLOGY — SCIE

ISSN: 0092-8674
26 issues/year

*IF 2020

Neuerwerbungen im August 2022

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante
Neuerwerbungen laufend erweitert. Stöbern Sie in unserer virtuellen Buchausstellung, lesen Sie die eBooks, bestellen Sie aktuelle Bücher…ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird auch in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert.

Neuerwerbungen im August–>

Neuerwerbungen 2022–>

Ausstellung und Verlängerung der Bibliothekskarte per E-Mail

Foto: M.Hartl

Anmeldung Benutzer*innenkonto–>

Recherche im Bibliothekskatalog–>

Alle Neuerwerbungen–>

Datenbank des Monats – Journal Citation Reports (JCR)

Datenbank des Monats – Journal Citation Reports (JCR)

JCR ermöglicht die rasche Analyse sowie den Vergleich von Zeitschriften aus den Science und Social Sciences Citation Indizes, sowie (seit Juli 2021) auch der Arts & Humanities und Emerging Sources Citation Indizes der WoS Core Collection. Zeitschriftenprofilseiten bieten umfassende Zeitschriftenmetriken inklusive des Journal Impact Factors (JIF) und des Journal Citation Indicators (JCI) sowie kontextuelle beschreibende Angaben. JCR unterstützt Wissenschaftler bei der Auswahl einer geeigneten Zeitschrift für Ihre Publikation und Informationsmanager beim Verwalten der institutionellen Zeitschriftenbestände.

Link–>http://isiknowledge.com/?DestApp=JCR

Für den Campus der MedUni Wien lizenziert und freigeschaltet.

Buchscanner in der Bibliothek kostenlos benutzbar!

Es steht im Lesesaal der Universitätsbibliothek der MedUni Wien ein Buchscanner, Modell Zeutschel Zeta, zur Verfügung.

Die Benutzung ist kostenlos, es wird lediglich ein USB-Stick zum Abspeichern der Dokumente benötigt.

Der Scanner befindet sich rechts neben dem Informations- und Entlehnschalter und ist barrierefrei benützbar.

 

Bedienungsanleitung:

Buchscanner_Anleitung_USB

[PubMed]: Schneller zum Volltext mit dem „Bibliotheks-Helferlein“

Das „Bibliotheks-Helferlein“ mit dem Namen „LibKey Nomad“ zeigt Ihnen in PubMed die verfügbaren Volltexte an, und zwar bereits in der Trefferliste einer Recherche:

Zusätzlich wird noch das Cover der entsprechenden Zeitschrift eingeblendet und mit „View Complete Issue“ kommt man zur aktuellen Ausgabe des Journals.

Installieren Sie dieses sehr praktische „Bibliotheks-Helferlein“ als Add-On in Ihrem Internet-Browser und wählen Sie danach, bei den Einstellungen im Add-On LibKey Nomad, als Organisation die Medizinische Universität Wien aus: