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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [181]: Nikolaus Damianos – Chirurg und Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Nikolaus Damianos – Chirurg und Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Nikolaus Damianos wurde am 20. Juni 1870 in Wien als Sohn des Kanzlers des griechischen Konsulates in Wien, Demeter C. Damianos (1835-1897), und der in Wien geborenen Clara Damianos (zirka 1838-1901) geboren. Sein Bruder war der Kunstmaler und Mitglied des Künstlerhauses Constantin Damianos (1869-1953).

Damianos studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte im Juli 1896. Danach arbeitete er als Assistent an der II. chirurgischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien unter dem Vorstand Prof. Albert von Mosetig-Moorhof (1838-1907), der auch als Chefarzt in der von ihm mitbegründeten Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft fungierte. Aus dieser Zeit stammen von Damianos eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich heute in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden. Darunter die „Beiträge zur operativen Radicalbehandlung der Kniegelenkstuberculose mit besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Jodoformplombe nach v. Mosetig“, die 1902 erschienenen Arbeiten „Appendicitis bei Linkslagerung des Cöcums“ und „Tödtliche Nachblutung nach Tonsillotomie. Bildung eines umschriebenen Gasabscesses nach subcutaner Gelatineinjection“, der Aufsatz „Eitrige Thrombopheblitis der Sinus cavernosi infolge von Zahnkaries“ aus dem Jahr 1903, und aus dem selben Jahr die Aufsätze „Beiträge zur operativen Behandlung der Tuberkulose des Ellbogengelenks“ und „Die v. Mosetig´sche Jodoform-Knochenplombe und ihre Anwendung bei der Osteomyelitis“. Nachdem er als Assistenzarzt emeritierte, arbeitete er als Primarius am Kronprinz-Rudolf-Kinderhospital in Wien.[1]

Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Schon vor dem Ersten Weltkrieg war Damianos zunächst als Mitarbeiter, Inspektionsarzt und danach als Chefchirurg bei der 1887 gegründeten freiwilligen Rettungsgesellschaft Unter-St. Veit in Hietzing, die 1922 zur Hietzinger freiwilligen Rettungsgesellschaft umorganisiert wurde, tätig.[2] Daneben führte Damianos eine private Ordination in Wien. 1906 kam er der Aufforderung des Gründers der freiwilligen Rettungsgesellschaft, Franz Mittermüller, nach und führte die Sanitätsmitarbeiter der Gesellschaft in die neuen medizinischen Behandlungsmethoden ein. 1916 wurde er schließlich zum Chefarzt der Gesellschaft ernannt.[3] Daneben war er noch in dem 1911 gegründeten Niederösterreichischen Samariter-Landesverband Mitglied des Ausschusses,[4] Mitarbeiter beim ärztlichen Blindenarbeiterheim des Vereins zur Fürsorge für Blinde,[5] und Vizepräsident des Roten Kreuzes für Niederösterreich und Wien. Ebenso gehörte er noch vor dem Ersten Weltkrieg dem Vereinsreservespital Nr. 1 an, wo er neben Gertrud Bien und der Medizinerin und Ehefrau von Moriz Viktor Silbermark, Yella Silbermark-Reissig, als Sekundararzt arbeitete.[6]

Während des Ersten Weltkrieges war Damianos als Landsturmoberarzt zunächst 1914/1915 im Vereinsreservespital Nr. 1 eingesetzt,[7] und danach als Chefarzt der chirurgischen Abteilung sowie als Spitalskommandant des Reservespitals in Tulln in Niederösterreich.[8] Hier erstellte er einige Arbeiten, die er nach dem Krieg publizierte, wie 1919 die Arbeit „Über Resektion des Ellenbogengelenks bei schwer infizierter Schußverletzung desselben“ und 1921 den Aufsatz „Beitrag zur Operation der Pseudarthrosis humeri nach Schußbruch“.[9] Im Ersten Weltkrieg engagierte er sich noch in der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvaliden.[10]

1907 erhielt Damianos in Wien vom Deutschen Kaiser den Roten Adler Orden (IV. Klasse),[11] und 1912 von Kaiser Franz Joseph das Ritterkreuz des Franz-Josephs-Orden verliehen.[12] 1921 wurde ihm der Titel eines Medizinalrates, 1930 der Titel des Obermedizinalrates[13] und im Jänner 1938 das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreuz verliehen.[14] Er gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte an. Im Austrofaschismus trat er der Vaterländischen Front bei und war während der Februarkämpfe 1934 in Wien in leitender Funktion bei der Versorgung der im Kampf stehenden Exekutive im Einsatz.[15]

1950 veröffentlichte er über seinen früheren Vorgesetzten die „Biografische Skizze des Wiener Chirurgen Prof. Dr. Albert von Mosetig-Moorhof, nebst einem Verzeichnis seiner Publikationen“, die sich in Form eines handschriftlichen Manuskripts und einer maschinschriftlichen Abschrift im Bestand der Neuburger-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet. Ebenso befindet sich hier in diesem Bestand seine Arbeit „Eine Statistik der Leuchtgasvergiftungen in Österreich“, die er 1931 in den Mitteilungen des Volksgesundheitsamtes publiziert hatte, sowie die ebenfalls 1931 erschienene Publikation „Ein transportabler Kohlensäure-Inhalationsapparat für erste Hilfeleistung bei Leuchtgasvergiftungen“.

Damianos wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg weiter als Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien und hielt Ausbildungskurse zum Rettungs- und Sanitätswesen im Rahmen der Gesellschaft ab. 1955 wurde noch er in das Präsidium des Roten Kreuzes für Wien und Niederösterreich gewählt.[16] Er verstarb im Jänner 1963 in Wien.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-66b, Damianos Nikolaus (Rigorosum Datum 1892).

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 188-685, Damianos Nikolaus (Promotion Datum 27.7.1896).

Friedhofsdatenbank Wien, Damianos Nikolaus.

Literaturliste:

Damianos, Nikolaus: Beiträge zur operativen Radicalbehandlung der Kniegelenkstuberculose mit besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Jodoformplombe nach v. Mosetig. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. allgem. Krankenhauses in Wien. Vorstand: Hofrath Prof. A. v. Mosetig-Moorhof. (Mit Tafel I, II.). Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Gynäkologie. Leipzig: 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Appendicitis bei Linkslagerung des Cöcums. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Tödtliche Nachblutung nach Tonsillotomie. Bildung eines umschriebenen Gasabscesses nach subcutaner Gelatineinjection. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Eitrige Thrombophlebitis der Sinus cavernosi infolge von Zahnkaries. Aus der II. chir. Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Beiträge zur operativen Behandlung der Tuberkulose des Ellbogengelenks. Aus der II. chirurgischen Abteilung des k.k. allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Albert Ritter von Mosetig-Moorhof. (Mit 8 Abbildungen und 1 Kurve) Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Die v. Mosetig’sche Jodoform-Knochenplombe und ihre Anwendung bei der Osteomyelitis. Aus der II. chirurg. Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien. (Vorstand: Hofrat A.v. Mosetig-Moorhof) Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag der „Wiener klinischen Rundschau“ 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Über Resektion des Ellenbogengelenks bei schwer infizierter Schußverletzung desselben. Aus dem Reservespital in Tulln. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhandlung 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Ein transportabler Kohlensäure-Inhalationsapparat für erste Hilfeleistungen bei Leuchtgasvergiftungen. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhändler 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Nikolaus Damianos, Rettungsgesellschaft, Rotes Kreuz, Wien, Arzt

[1] Reichspost. 29.11.1910. S. 6.

[2] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 3.3.1922. S. 5.

[3] Neues Österreich, 20.6.1950. S. 4.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 30.6.1911. S. 6.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 21.9.1921. S. 21.

[6] Rechenschaftsbericht des österreichischen patriotischen Hilfsvereines vom Roten Kreuz für Niederösterreich. Wien: 1913. S. 10.

[7] Reichspost. 2.11.1915. S. 13.

[8] Neue Freie Presse. 4.9.1918. S. 7; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 26. 1919. Sp. 1273.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 9, 1921. Sp. 404-407.

[10] Neue Freie Presse. 24.9.1915. S. 8.

[11] Neues Wiener Journal. 20.10.1907. S. 5.

[12] Neue Freie Presse. 17.1.1912. S. 7.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 16. 1921. Sp. 239; Wiener Zeitung. 16.12.1930. S. 1.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 1. 1938. Sp. 31.

[15] Die Stunde. 17.2.1934. S. 6.

[16] Österreichische Apotheker-Zeitung. 9.4.1955. S. 238.

Normdaten (Person) Damianos, Nikolaus: BBL: 39401; GND: 1262275334

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [159]: Moriz Viktor Silbermark – Chirurg, Chefarzt des Roten Kreuzes und NS-Verfolgter

Moriz Viktor Silbermark – Chirurg, Chefarzt des Roten Kreuzes und NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Moriz Silbermark wurde als Sohn von Josef Silbermark und Fanni, geborene Tetteles, am 7. November 1873 in Wien geboren. Seit 1909 war er mit Gabriele (Yella, Nelly) Reissig (*12.6.1880 Königsfeld in Mähren/heute: Královo Pole, Tschechien), Tochter des Senatspräsidenten des Verwaltungsgerichtshofes in Wien, Heinrich Reissig, verheiratet. Sie war ebenfalls Absolventin der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und arbeitete als Ärztin vor allem vor dem Ersten Weltkrieg eng mit ihrem Ehemann zusammen.

Silbermark studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Wien ab 1891 an der Universität Wien Medizin und promovierte im Dezember 1897. Bereits 1896 war er Hospitant an der Medizinischen Klinik bei Prof. Hermann Nothnagel (1841-1905) und publizierte hier im selben Jahr „Ein Fall von asthenischer Bulbärparalyse“ in der Wiener Klinischen Rundschau[1].

Universitäre Laufbahn:

Nach seiner Promotion blieb er am Allgemeinen Krankenhaus in Wien als Sekundararzt und später als Assistent an der II. chirurgischen Abteilung von Prof. Albert R. von Mosetig-Moorhof (1838-1907), der auch als Chefarzt bei der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft wirkte. Hier publizierte er 1902 „Rundes Magengeschwür nach Trauma“ [Separata Bibliothek]. Seit 1903 wirkte er auch an dem von Mosetig im AKH Wien errichteten theoretisch-praktischen Kurs zur Krankenpflege mit.[2] Im selben Jahr wurde er zum Professor im Spital „Rubio“ in Madrid ernannt, wo er zuvor die von Mosetig entworfene Methode der Knochenplombe vorgestellt hatte.[3] 1907 trat er provisorisch durch Ernennung die Nachfolge von Mosetig als Vorstand der Abteilung an. Daneben betrieb er – wie auch seine Ehefrau eine ärztliche Praxis – am langjährigen Wohnort des Paares Wien 1, Drahtgasse 2. 1908 publizierte er den Artikel „Rectumokklsor“.[4] 1909 kam es zur Auflösung der von ihm provisorisch geleiteten chirurgischen Abteilung, die nunmehr in eine Unfallstation umgewandelt, an die von Julius Hochenegg (1859-1940) und Anton von Eiselsberg (1860-1939) bestehenden chirurgischen Kliniken angegliedert wurde.[5] Schon während seiner universitären Karriere war er in der k.u.k. Armee als Militärarzt aktiv. 1898 erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt in der Reserve, 1911 zum Oberarzt und 1916 zum Stabsarzt.[6]

Österreichisches Rotes Kreuz

Silbermark engagierte sich neben seiner Tätigkeit an der Universität im „Österreichischen patriotischen Hilfsverein, zugleich Landes- und Frauen-Hilfsverein vom Roten Kreuz für Niederösterreich“. Hier übernahm er 1908 die am AKH stattfindenden Kurse zur Ausbildung weiblicher Pflegekräfte. Nach seinem Ausscheiden an der chirurgischen Abteilung im AKH und der Eröffnung des Pflegekurses im März 1909 wurde er zum Chefarzt sowie zum Vorstand des Hilfsärztevereins im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bestellt. [7] Er wirkte wesentlich an der Neuorganisation des Sanitätswesen des Roten Kreuzes mit, u.a. war er darauf bedacht mit den Feuerwehrorganisationen zusammenzuarbeiten und sie in die operative Tätigkeit des Roten Kreuzes einzubeziehen.

Als Primarius und Chirurg sowie als Mitglied im Bundesauschuss des Österreichischen Roten Kreuzes und dessen Pflegerinnenschule nahm er 1912 in deren Vertretung gemeinsam mit seiner Ehefrau an der 9. Internationalen Konferenz des Roten Kreuzes in Washington in den USA teil, wo er in New York und Washington Vorträge hielt und vom US-Präsident William Howard Taft im Weißen Haus empfangen wurde.[8] 1913 wirkte er an der Gründung einer eigenen Pflegerinnenschule der Österreichischen Gesellschaft des Roten Kreuzes mit, die in Wien 4, Kolschitzkygasse eröffnet wurde, und die er und seine Frau Gabriele Silbermark leiteten.[9] Dabei kooperierte er über Jahre eng mit der in der Pflegerinnenausbildung engagierten und das Rote Kreuz unterstützenden Erzherzogin Marie Therese von Braganza (1855-1944). Im Rahmen seiner Beschäftigung beim Roten Kreuz widmete sich Silbermark auch dem Thema der Sanitätsversorgung des Militärs durch das Rote Kreuz im Falle eines Krieges, und entwickelte schon in den Jahren vor dem Krieg Pläne zu mobilen Laboratorien.

Foto: Wiener Bilder. 2.11.1913. S. 19.

Österreichische Illustrierte Zeitung, 5.1.1913, S. 9.

Am Beginn des Ersten Weltkrieges war Silbermark Mobilisierungsreferent im Roten Kreuz.[10] 1916 setzte er die von ihm schon zuvor entworfenen Pläne mobiler Spitalskraftwagen-Einheiten um, die ab 1917 als „K.u.k. chirurgische Kraftwagen-Ambulanz Nr. 1“[11] an der Front zum Einsatz gelangten.[12]

Allgemeine Automobil-Zeitung. 20.8.1916. S. 11.

Allgemeine Automobil-Zeitung. 20.8.1916. S. 12.

Allgemeine Automobil-Zeitung. 20.8.1916. S. 13.

Allgemeine Automobil-Zeitung. 20.8.1916. S. 14.

Allgemeine Automobil-Zeitung. 20.8.1916. S. 15.

Ebenfalls 1917 war er maßgeblich an der Planung zur Errichtung und der Organisation eines künftigen „Kaiserin Zita-Hospitals“, das unter der Leitung des Roten Kreuzes stehen sollte, beteiligt. Im Mai 1918 erfolgte seine Ernennung zum Primarius und Vorstand der geplanten chirurgischen Abteilung in diesem Spital.[13] Im Juni 1917 kam es zu seiner Ernennung zum General-Chefarzt des Roten Kreuzes und ab 1917 leitete er ein Feldlazarett an der Isonzo-Front.

Nach dem Ersten Weltkrieg behielt Silbermark die Position des Chefarztes des Roten Kreuzes und führte weiterhin seine Arztpraxis im Wien 1, wo er auch als Obmann des Vereins der Ärzte des I. Bezirkes fungierte.[14] In den 1920er Jahren war er noch Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer[15] und bis in die 1930er Jahren hinein als Gerichtsgutachter und Sachverständiger tätig. Daneben hielt er sozialärztliche Kurse im Rahmen der Wirtschaftsorganisation der Wiener Ärzte ab.[16] 1935 wurde er in den Landessanitätsrat der Stadt Wien berufen.[17]
Moriz Silbermark: Sport und Salon. 10.6.1917. S. 8.

NS-Verfolgung:

Moriz und seine Ehefrau Gabriele (Yella) Silbermark wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. Moriz Silbermark verstarb am 31. Oktober 1938 in seiner Wohnung in Wien 19, Formanekgasse 37. Seine Ehefrau überlebte den Holocaust und verheiratete sich wieder. Sie beging im Dezember 1948 in Wien Suizid.

Publikationen:

Silbermark verfasste zahlreiche Publikationen auf dem Gebiet der Chirurgie und der Notfallmedizin, darunter auch als Bearbeiter der Publikation seines ehemaligen Vorgesetzten Mosetig v. Moorhof „Die Erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen. Für Samariter dargestellt“ sowie die von ihm durchgesehene und ergänzte Arbeit des Arztes, Reichsratsabgeordneten und Nationalratsabgeordneten der Christlichsozialen Partei und von 1920 bis 1938 fungierenden Obmannes des „Österreichischen Schutzvereines Antisemitenbundes“, Anton Jerzabek (1867-1939), „Samariterbuch. Gemeinverständliche Darstellung der gesamten Nothilfeleistung bei Unglücksfällen und plötzlichen Erkrankungen“ (2. Aufl. 1915).

Quellen:

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0493, Silbermark Moriz (Nationalien Datum: 1894/95).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-1057, Silbermark Moriz (Promotions-Datum: 23.12.1897).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-336b, Silbermark Moriz (Rigorosum-Datum: 26.11.1897).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0679, Reissig Gabriele (Promotion 23.12.1907).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0643, Reissig Gabriele (Rigorosum 20.12.1907.

ÖStA, VA, Zl. 44.202, Silbermark Moriz Viktor.

ÖStA, VA, Zl. 44.201, Silbermark Gabriele.

Matriken der Erzdiözese Wien, 19. Bezirk Döbling, Sterbebuch 03-17, Folio 27, Nr. 162, Silbermark Moriz Viktor.

Literaturliste:

Silbermark, Moriz: Rundes Magengeschwür nach Trauma. Aus der II. chirurgischen Abteilung des Prof. Albert R. von Mosetig-Moorhof im k.k. Allgemeinen Krankenhause in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medicinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silbermark, Moriz: Eine Modifikation bei der Oberschenkelamputation sec. Gritti. Aus der II. chirurg. Abteilung des Hofrates Prof. Dr. A. Ritter v. Mosetig-Moorhof im k. k. allgemeinen Krankenhaus in Wien. Sonderdruck aus: Centralblatt für Chirurgie. Johann Ambrosius Barth 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silbermark, Moriz: Zur chirurgischen Technik. Aus der II. chirurgischen Abteilung des Prof. Dr. Albert R. v. Mosetig-Moorhof im k.k. allgemeinen Krankenhause in Wien. Sonderdruck aus: Centralblatt für Chirurgie. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silbermark, Moriz: Ein Fall von athenischer Bulbärparalyse. (Typus Erb-Goldflam.). Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silbermark, Moriz: Zur Technik bei der Plombirung von Knochenhöhlen mittels Jodoformknochenplombe. Aus der II. chirurgischen Abteilung des Hofrathes Prof. Dr. A. Ritter von Mosetig-Moorhof im k.k. allgemeinen Krankenhause in Wien. (Mit 6 Abbildungen). Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Berlin: Springer 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silbermark, Moriz: Ueber eine interessante Schussverletzung. Aus der II. chirurgischen Abteilung des Herrn Prof. Dr. Albert R. von Mosetig-Moorhof im k.k. Krankenhause in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medicinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silbermark, Moriz: Fremdkörpertuberculose der Zunge in Tumorform. (Mit 3 Abbildungen). Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Berlin: Springer 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silbermark, Moriz und M. Hirsch: Laparatomie und Ventralhernien. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. Hofrathes Prof. Dr. Albert Ritter von Mosetig-Moorhof im k.k. allgemeinen Krankenhause in Wien. Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Berlin: Springer 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:
Moriz Silbermark, Albert R. von Mosetig-Moorhof, Chirurg, Rotes Kreuz, NS-Verfolgung, Arzt, Notfallmedizin, Medizingeschichte, Wien, Separata Bibliothek

[1] Wiener Klinischen Rundschau. Nr. 45. 1896, S. 767-769 und Nr. 46.1896. S. 785-789.

[2] Wiener Zeitung. 13.11.1903. S. 6.

[3] Neue Freie Presse. 14.11.1903. S. 9.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 45, 1908. S. Sp. 2465-2466.

[5] Neues Wiener Journal. 5.5.1909. S. 7.

[6] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 13.12.1898. S. 569; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 31.10.1911. S. 10; 1.7.1916. S. 4.

[7] Neues Wiener Journal. 26.4.1909. S. 4; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 16.3.1909. S. 11.

[8] Der Militärarzt. Nr. 7. 1912. Sp. 112; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 17.6.1912. S. 9.

[9] Wiener Bilder. 2.11.1913. S. 23.

[10] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 17.8.1914. S. 4.

[11] Allgemeine Automobil-Zeitung. 20.8.1916. S. 14; Arbeiter Zeitung. 4.7.1916. S. 5; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 4.78.1916. S. 10.

[12] Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. 1917. S. 1167.

[13] Neue Freie Presse. 12.5.1918. S. 12.

[14] Klinisches Rezept-Taschenbuch für praktische Ärzte 1925. S. 400.

[15] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 1, 1925. Sp. 73.

[16] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 44. 1932. S. 1393.

[17] Kleine Volks-Zeitung. 29.3.1935. S. 6.

Normdaten (Person) Silbermark, Moriz: BBL: 38478; GND127759999

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [37]: Josef Preindlsb(p)erger (Chirurg, Militärarzt und Vorstand des AKH in Sarajewo) und Milena Preindlsberger-Mrazović (Schriftstellerin und Rot-Kreuz-Mitarbeiterin).

Josef Preindlsb(p)erger (Chirurg, Militärarzt und Vorstand des AKH in Sarajewo) und Milena Preindlsberger-Mrazović (Schriftstellerin und Rot-Kreuz-Mitarbeiterin). Wien – Sarajewo

Von der Schriftstellerin und Journalistin Milena Preindlsberger-Mrazović erschien 1904 in der Zeitschrift „Die Zeit“ ein bis heute weitgehend unbekannt gebliebener Artikel unter dem Titel „Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina“.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA 3016]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8627650&pos=9&phys=

Darin thematisiert sie die Schwierigkeiten, die mit der Durchsetzung der medizinischen Verwaltung Bosnien-Herzegowinas nach der Okkupation 1878 und im speziellen jene der weiblichen Ärzteschaft gegenüber der muslimischen Bevölkerung auftraten. Dabei kam den k.k. Amtsärztinnen eine bedeutende Rolle zu, die – auch im europäischen Vergleich – eine einzigartige institutionalisierte Stellung innerhalb der k.k. Sanitätsverwaltung in Bosnien-Herzegowina einnahmen. Der Grund für die Stärkung der Funktion von Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina, lag in der ihnen zugewiesenen spezifischen Aufgabe die Gesundheitssituation der weiblichen muslimischen Bevölkerung zu verbessern, ihren Zugang zum Gesundheitssystem durchzusetzen und sie darin zu integrieren. Dazu wurden zwischen 1892 und 1918 insgesamt sieben österreichisch-ungarische Amtsärztinnen in die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebiete berufen.

Milena Preindlsberger-Mrazović

Milena Preindlsberger-Mrazović war Journalistin, Schriftstellerin und Verlegerin (die erste in Bosnien-Herzegowina) und mit dem Wiener Chirurgen und Militärarzt Josef Preindlsberger verheiratet. Bis heute bekannt ist sie durch ihre seit den 1880er Jahren in deutscher Sprache publizierten Reiseberichte, Tagebücher und Romane, in denen sie sich mit dem sozialen und kulturellen Leben der Bevölkerung und der Landeskunde von Bosnien-Herzegowina befasste. Über ihr Geburtsdatum gibt es divergierende Angaben (zwischen 1863 und 1866) ebenso zu ihrem Geburtsort (Wien bzw. einem kroatischen Dorf im Nordwesten Bosniens). Gesichert ist, dass ihr Vater ein bosnischer Landesbeamte war und sie ihre Schulausbildung zunächst in Budapest erhielt. Nachdem ihr Vater nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas 1878 nach Sarajewo versetzt wurde, schloss sie hier ihren Schulbesuch ab. Milena begann ihre schriftstellerische Karriere 1884 als Mitarbeiterin der gerade in Sarajewo gegründeten einzigen deutschsprachigen Zeitung Bosniens, der „Bosnischen Post“, wo sie nach wenigen Jahren zur Chef-Redakteurin und schließlich 1889, nachdem ihr von der Regierung die Zeitung samt Druckerei übertragen worden war, zur Herausgeberin aufstieg. Daneben arbeitete sie als Sprachlehrerin für Französisch an einer Schule. Nach ihrer Heirat 1896 verkaufte sie das Verlagsunternehmen und widmete sich ausschließlich ihrer journalistischen Arbeit. Sie publizierte in zahlreichen deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen, in denen sie den Lesern das multiethnische, vor allem aber das multikonfessionelle Bosnien-Herzegowina aus ethnografischer und anthropologischer Sicht näher zu bringen versuchte. Daneben hielt sie unter anderem Vorträge wie in Wien, wo sie auch durch ihre zahlreichen Artikeln in der Reichspost und der Neuen Freien Presse einen hohen Bekanntheitsgrad genoss und 1889 zum ersten weiblichen Mitglied der „Anthropologischen Gesellschaft in Wien“ ernannt wurde. Unter anderem verfasste sie auch einen Beitrag zu Bosnien-Herzegowina für das von Kronprinz Rudolf konzipierte Werk „Österreich-Ungarn in Wort und Bild“ (1899). Aus dieser Zeit resultierten Arbeiten wie „Selam, Skizzen und Novellen aus dem bosnischen Volksleben“, die 1893 (Berlin: Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft) erschien und frühe Texte von Milena enthält. Preindlsberger-Mrazović wurde durch eine Reihe weiterer Monografien im deutschsprachigen Raum bekannt. Dazu zählten: „Bosnische Volksmärchen“ (Innsbruck: Edlinger 1905), der Roman „Das Grabenfenster. Eine Sarajevoer Geschichte aus dem Beginn der Okkupation“ (Innsbruck: Edlinger 1906), der Reiseführer „Die bosnische Ostbahn. Illustrierter Führer auf den bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnlinien Sarajevo-Uvac und Megjegje-Vardiste“ (Wien: Hartleben 1908), sowie die Tagebuchaufzeichnungen „Bosnisches Skizzenbuch, Landschafts- und Kulturbilder aus Bosnien und der Herzegowina“ (Dresden, Leipzig: E. Pierson’s Verlag 1900). In diesen Arbeiten deklarierte sie sich als Befürworterin der Okkupation Bosnien-Herzegowinas und zu den von Österreich-Ungarn getroffenen Verwaltungsmaßnahmen, von denen sie sich eine Modernisierung, vor allem aber eine friedliche Entwicklung des Landes erwartete.

Seit 1896 war Milena Preindlsberger-Mrazović mit dem Wiener Chirurgen, Militärarzt und Landessanitätsrat in Bosnien-Herzegowina Josef Preindlsberger verheiratet, der am Allgemeinen Krankenhaus in Sarajewo die chirurgische Abteilung leitete.

Josef Preindlsberger

Joseph Preindlsberger wurde am 6. März 1863 in Wien als Sohn eines Kaufmannes geboren. 1881 begann er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er 1887 mit der Promotion abschloss. Im Jahr seiner Promotion trat er den Dienst als Militärarzt im Garnisons-Spital Nr. 1 in Wien an[1] und erhielt seine weitere Ausbildung bei Carl von Braun-Fernwald (1822-1891) an der gynäkologischen Klinik. Bis 1893 arbeitete er als Assistent von Prof. Josef Weinlechner (*3.3.1829 Altheim/Oberösterreich, gest. 30.9.1906 Bruck an der Leitha) an der I. chirurgischen und gynäkologischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Im Herbst 1893 kam es zur Eröffnung des „Allgemeinen Krankenhauses in Sarajewo“ und zu einer Reihe von Besetzungen ärztlicher Funktionen durch Wiener Mediziner – darunter Josef Preindlsberger, der zum Vorstand und Primarius der chirurgischen Abteilung ernannt wurde.[2] Über seine Tätigkeit in den ersten Jahren im Allgemeinen Krankenhaus in Sarajewo finden sich Hinweise in den: Mitteilungen aus der chirurgischen Abteilung des Bosnisch-Herzegovinischen Landespitals in Sarajevo für die Jahre 1894-1896, 1897-1900. Wien: Verlag Josef Safar 1898 und Sarajevo 1898/1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8766]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8627647

Weiters: Weiss Otto: Mittheilungen aus der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Bosnisch-Hercegovinischen Landesspitals in Sarajevo für die Jahre 1897-1900. Geordnet und ergänzt von Josef Preindlsberger. Sarajevo: ÖLandesdruckrei 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8669]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8662272&pos=3&phys=

1894 publizierte er: Die Behandlung der Gelenkstuberculose und ihre Endresultate aus der Klinik Albert. Mit einem Vorwort von Prof. E. Albert. Wien: Safar 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 5763]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8627642

Seine Arbeiten, die sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden, veröffentlichte er vor allem in medizinischen Fachzeitschriften wie „Internationale klinische Rundschau“, „Wiener medizinischen Wochenschrift“, „Wiener klinischen Wochenschrift“, „Wiener medizinischen Presse“ und in der „Wiener klinischen Rundschau“. Von Preindlsberger, der auch zum Landessanitätsrat von Bosnien-Herzegowina ernannt wurde, stammt auch eine Abhandlung zur „Volksmedizin“ Bosniens-Herzegovinas, die unter dem Titel Beiträge zur Volksmedizin in Bosnien, in: Wissenschaftliche Mittelungen aus Bosnien und der Herzegowina, H. 8, 1902, S. 215-229, erschien.

Josef Preindlsberger und Milena Preindlsberger-Mrazović im Ersten Weltkrieg

Am Ersten Weltkrieg nahm Josef Preindlsberger als Militärarzt teil. Im November 1914 wurde er zum Oberstabsarzt ernannt[3] und leitete in dieser Funktion ein chirurgisches Operationsteam an der Balkanfront in Serbien, Montenegro, Mazedonien und in Albanien, wo er das gesamte Sanitätswesen an der Front leitete, sowie ab 1916 an der Isonzofront in Italien. Seine Frau Milena Preindlsberger-Mrazović, die als Rot-Kreuz-Helferin ebenfalls an der Front zum Einsatz kam, wurde der Chirurgengruppe ihres Mannes zugeteilt[4] und 1916 erst als dritte Sanitäterin für ihren Einsatz in einer mobilen Chirurgengruppe mit der „Tapferkeitsmedaille“ ausgezeichnet.[5]

1919 kehrten beide, nachdem sie vom neuen SHS-Staat (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) aus Bosnien abgeschoben worden waren, nach Wien zurück, wo Josef Preindlsberger als Facharzt für Chirurgie zu arbeiten begann und in den 1920er Jahren als Vorsitzender des „Wiener medizinischen Doktorenkollegiums“ fungierte. Preindlsberger war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Milena Preindlsberger-Mrazović verstarb am 20. Jänner 1927 in Wien. Ihre Ehemann Josef Preindlsberger starb am 13. Dezember 1938 in Wien. Sein Nachlass befindet sich heute im Österreichischen Staatsarchiv, Abteilung Kriegsarchiv.

Literatur:

Dzambo, Jozo: Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.), „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 173-214.

Fuchs, Brigitte: „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajewo, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.): „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 94-127.

Lindemann, Kristina: Explaining Bosnia – Milena Preindlsberger-Mrazović, and Austria’s own ‘Orient’, in: Zimmermann Tanja, Jakir Aleksandar (Hg.): Europe and the Balkans. Decades of „Europeanization“? Würzburg: 2015. S. 161-170.

Text: Walter Mentzel

[1] Neue Freie Presse, 7.5.1887, S. 3.

[2] Internationale klinische Rundschau, 6.8.1893, S. 1220.

[3] Der Militärarzt, 13.11.1914, S. 518.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 2.12.1914, S. 11.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 31.3.1916, S. 12. Österreichische Volks-Zeitung, 29.10.1916, S. 7.

Alle Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>

„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil II [11]

Feldspital 2/14 in Olejów (Galizien; September 1915 bis Juli 1916) Teil II

Über die wechselnden Aufgaben, Tätigkeiten und Probleme, mit denen sich das Kommando des Feldspitals nun im Jahre 1916 konfrontiert sah, gewähren die Tagebucheintragungen des Sanitätschefs des 4. Korps Einblick:

Aus dem Tagebuch des Sanitätschefs des 4. Korps der k. u. k. 2. Armee

4. JÄNNER 1916

Armeekommando-Expositur KUDOBINCE wird dem 4. Korps die Kraftwagensanitätskolonne 15 aus 9 Auto bestehend zum Krankentransporte überlassen. Die Kolonne wird in OLEJOW untergebracht, dem Feldspital 2/14 angegliedert und für deren Verwendung Direktiven herausgegeben; die Autos verkehren von OLEJOW nach ZBOROW und nehmen auch von BERANOWCE Kranke mit. Ab ZALOSCE können sie für den schonenden Transport von Schwerkranken und Verwundeten in Anspruch genommen werden. Infektionskranke werden nicht befördert.

Am 3.1. in den Abendstunden trifft die Meldung ein, dass bei der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung Nr. 582 sechs Mann an Flecktyphus erkrankt sind. Feldspital 2/14 wird sofort mit der Assanierung von BIALOKIERNICA betraut, Lagerstroh zugewiesen, und die Divisionen zur Meidung des Ortes verhalten. Armeekommando benachrichtigt. Eine weitere Erkrankung kam bis heute nicht vor. 

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SANITÄTSAUTOKOLONNEN (10 Autos)

Bestimmung des Armeeoberkommandos

Die Sanitätsautokolonnen sind zum Transporte Kranker und Verwundeter bestimmte armeeunmittelbare Anstalten.

Jedes Sanitätsauto ist für die Aufnahme von 4 liegenden Verwundeten eingerichtet. Somit kann eine Sanitätsautokolonne40 solche Verwundete aufnehmen. Leichtverwundete können sitzend  nur auf dem Sitze neben dem Chauffeur und eventuell im Kommandanten- und Klein-Auto fortgebracht werden.

Fahrtgeschwindigkeit einer leeren San.Autokolonne ist höchstens 15 km, einer beladenen San.Aut.Kolonne höchstens 10 km in der Stunde auf guten Wegen.

Die San.Aut.Kolonnen werden mit fortlaufenden Nummern (arabischen Zahlen) bezeichnet.

Der Stand einer SanAutoKol ist der Beilage zu entnehmen. Die Sollbestände an Sanitäts- und Automaterial sind in den jeder Kol. beigegebenen Materialinventaren festgesetzt.

In militärdienstlicher Beziehung bildet jede San.Autokolonne eine selbständige Unterabteilung.

In sanitätsdienstlicher und automobilistischer Beziehung gelten die einschlägigen Spezialvorschriften.

Als Kommandant der SanAutoKol. fungiert der nach Charge und Rang höchste der eingeteilten Offiziere. Ihm kommen die Befugnisse eines detachierten Unterabteilungskommandanten gegenüber dem gesamten Personal der Kolonne zu.

Dem eingeteilten Automobiloffizier obliegt die Leitung des automobiltechnischen Dienstes und die Trainführung.

Dem eingeteilten Militärarzt obliegt die Leitung des gesamten Sanitätsdienstes und die Ausübung des ärztlichen Dienstes.

Die SanAutoKolonnen sind in ökonomisch-administrativer Beziehung als „Transport“ anzusehen.

Zum Thema Kraftfahrzeuge im Dienste der k. u. k. Armee sehen sie bitte:  http://www.oevg.at/aktuell/veranstaltungen/2014/wk1/nachlese/schimon.pdf

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6. JÄNNER 1916

Armeekommando in KUDOBINCE frägt an, wo ihre russische Gefangenen-Arbeiter-Abteilung baden kann. Hierzu wird Feldspital 2/14 in OLEJOW angewiesen.

Letzteres Spital hat eine 2. Fahrküche gebeten für den Desinfektionsbetrieb, jedoch – da keine vorhanden ist – muss die Bitte abgewiesen werden.

8. JÄNNER 1916

Für die badende Mannschaft der Divisionsbäckerei 14 werden 330 Garnituren Wäsche nach OLEJOW dem Feldspital 2/14 zugeschoben.

9. JÄNNER 1916

Feldspital 2/14 bittet um die Zuweisung eines Dampfdesinfektors sowie um Kochkesseln. Der improvisierte Desinfektor funktioniert nicht mit der erwünschten Präzision, auch sind an die Anstalt zahlreiche Formationen zum Baden und Entlausen gewiesen, so dass die Bitte dem Armeekommando vorgelegt wird.

Das Feldspital 2/14 meldet die erfolgte Entlausung der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung in BIALOKIERNICA.

21. JÄNNER 1916

Eine Badeordnung des Feldspital 2/14 wird von der Anstalt vorgelegt.

Gleichzeitig bittet dieses Spital um einen Dampfdesinfektor, da der eigene improvisierte unverlässlich arbeitet, andererseits auch darin Wäsche verbrannt ist. Es wird eine Bitte weitergeleitet an die Salubritätskommission.

1. FEBRUAR 1916

Das Feldspital 2/14 meldet, dass den badenden Truppen die ungewaschene Wäsche zurückgegeben werden muss, da sie sich weigern, gewaschene, jedoch mit Nissen gefüllte Wäsche zu übernehmen. Diese Nissen sind aber nicht lebensfähig, wenn die Wäsche rationell desinfiziert würde.

8. FEBRUAR 1916

Im Feldspital 2/14 ist infolge des erhöhten Betriebes speziell im Abenddunkel die Notwendigkeit aufgetaucht, für ausgiebige Beleuchtung des Schlossgartens zu sorgen und wird zu diesem Zwecke vom Armee-Etappen-Kommando die Zuweisung einer Viktorinlampe erbeten. Gleichzeitig bittet das Spitalskommando um Feuerlöschbomben.

15. Februar 1916

Im zivile häufen sich die Fälle von Infektionskrankheiten, insbesondere erscheint BIALOGLOWY ein Typhus-Nest zu bilden. Der SanChef begibt sich daher in diese Ortschaft und gelangt zur Überzeugung, dass die Epidemie, nachdem sie einen beschränkten Teil  des Ortes befallen hat, leicht einzudämmen sein wird und um dies ohne Überlastung des diensthabenden Arztes durchführen zu können, veranlasst er, dass die Verpflegsstaffeln der 14.ITD [Infanterietruppendivision] zum Feldspital 2/14 mit der Marodenvisite gewiesen werden.

Feldspital 2/14 bittet um Steinkohle für die Beheizung ihrer Desinfektoren. Steinkohle dürfte nicht in erwünschter Menge verfügbar sein, daher werden noch diesbezüglich Erhebungen gepflogen.

16. FEBRUAR 1916

Feldspital 2/14 meldet Entlausung der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung 582, deren periodische Durchführung vom Korps-SanChef schon vor längerer Zeit angeordnet wurde.

17. FEBRUAR 1916

SanChef des 2. Armee-Etappen-Kommandos (Oberstarzt FRÜHAUF) teilt telephonisch mit, dass er die Verlegung der Labestation von ZBOROW nach OLEJOW plant, sobald die Feldbahn fertig gestellt ist

18. FEBRUAR 1916

Feldspital 2/14 bittet 500 kg Kalk, die demselben von der Fassungsstelle in ZBOROW angewiesen werden, weiters um die Erlaubnis, den Tagesbedarf 150 kg an Kohle zum Betriebe seines Dampfdesinfektors bei der Dampfwäscherei in OLEJOW decken zu dürfen, bewilligt.

22. FEBRUAR 1916

Regimentsarzt Budzynski, Kommandant des Feldspital 2/14 berichtet mündlich, dass sein Spital durch Bau von 3 neuen Baracken erweitert werde; die eine Baracke ist bereits fertig gestellt und hat einen Belagraum von 105 Betten, die 2te und 3te noch in Bau befindliche wird vorläufig nicht belegt, doch bittet  Budzynski, dass diese beiden Baracken für die wärmere Jahreszeit für Spitalszwecke reserviert und nicht bis dahin als Ubikation [Unterkunft] für Truppen und Trains verwendet werde. Gesamt Belegraum des Spitales 2/14 404 Betten; weiters bittet er um Bewilligung, dass er anlässlich der Umorganisierung seiner ärarischen [staatlichen] Fuhrwerke (Feldspitalpackwagen., Provisorischer vierspänniger Deckelwagen) auf landesübliche Fuhrwerke, diese letzteren, die in schlechtem Zustand sind, in eigener Regie nach eigenem Modell umbauen dürfe; er benötige also für 23 Fuhrwerke Räder und Achsen; beklagt sich über Unzukömmlichkeiten von Seite des Korpstrainkommandos, das ihm ohne jeden höheren Befehl seine Trainmannschaft gegen Zivilkutscher umtauschen will.

5. MÄRZ 1916

Feldspital 2/14  bittet wiederum 20kg Krätzesalbe, die ihm vom Reservespital 5/3 zugewiesen werden.

10. MÄRZ 1916

Feldspital 2/14 fragt, ob das Verbot Nr.206 betreffs Holzschlagens im Walde von OLEJOW auch für Spital gilt; es wird entschieden, dass Knüppelholz  und zu technischen Zwecken unbrauchbares Langholz geschlagen werden kann.

17. MÄRZ 1915

Das Reservesspital 5/3 und Feldspital 2/14 fassen Schutzmittel gegen Geschlechtskrankheiten.

21. MÄRZ 1916

Der Krankenabschub mit Feldbahn noch nicht durchführbar; vor allem ist die Baracke, die für die Aufnahme der Kranken in ZALOSCE zu errichten ist, noch nicht fertig gestellt; weiters fassen die Krankenabschubfeldbahnwagen (8 Wagen sind bestimmt hiefür) nur 60 Kranke und Verwundete, während die durchschnittliche Anzahl der abzuschiebenden Kranken 100 übersteigt.; die Hilfs- und Labestation OLEJOW wird nach Meldung des Feldbahnkommandanten erst in ungefähr 14 Tagen fertig gestellt;

Der Abschub der Kranken mit den SanAutos in OLEJOW ist seit einigen Tagen eingestellt infolge der Unwegsamkeit der Strassen; Abschub der Kranken erfolgt daher mit Fuhrwerken der SanAnstalten, da die ITD [Infanterietruppendivision] keine leeren Staffel beistellen können.

22. MÄRZ 1916

Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung 582 meldet Entlausung bei Feldspital 2/14.

Plan Olejow und nähere Umgebung–>PDF

Strecke der Pferdefeldbahn von ZALOSCE über OLEJOW nach ZBOROW–>PDF

Die Kriegsseuchenbekämpfung in unserer Armee von Stabsarzt Dr. Maximilian RICHTERhttp://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=8&size=45

Zur Frage der Vorbeugung der venerischen Erkrankungen in der Armee v. Dr. Franz v. KRZYSTALOWICZ http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=51&size=45

Über die Arbeitsweise eines bakteriologischen Feldlaboratoriums bei der Seuchenbekämpfung von Oberarzt Dr. Alexander BELAKhttp://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=193

Das rasche militärärztliche Verfahren gegenüber einer beginnenden Epidemie im Felde von Assistenzarzt Dr. L. BERETVAS 

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=195


OLEJOW – Kraftwagensanitätskolonne 15 vor dem Herrenhaus


Zweispännige Feldküche des Feldspitals 2/14


Feldküche des Feldspitals 2/14;


OLEJOW – Divisionsbäckerei 14


OLEJOW- Fahrbarer Dampfdesinfektionsapparat des Feldspitals 2/14


OLEJOW – Wagenreparatur im Schlosspark


OLEJOW – Beschlagschmiede bei der Arbeit


„Krankenabschubfeldbahnwagen“;


„Krankenabschubfeldbahnwagen“


OLEJOW – Pferdefeldbahnwagen


Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge

Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil I [10]

Feldspital 2/14 in OLEJÓW (Galizien) Teil I

Die längste Stationierung des Feldspitals 2/14 an einem Ort fand im Nordosten Galiziens, in OLEJÓW, statt. http://pl.wikipedia.org/wiki/Olej%C3%B3w

Sie dauerte von September 1915 bis Juli 1916.

Hier bezog das Feldspital zunächst mehrere private Gebäude im Ort, bis es schließlich das für die Zwecke eines Spitals besser geeignete Herrenhaus des Grafen WODZICKI, dem Besitzer der Herrschaft OLEJÓW und BIAŁOGŁOWY im ZŁOCZÓWERer Kreis in Galizien, zusätzlich beziehen konnte.

http://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Wodzicki,_die_Grafen,_Genealogie
http://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsgliederung_Galiziens

 Umgebung von Olejow (zum Vergrößern anklicken) Umgebung von Olejow (zum Vergrößern anklicken)

Um das „Schloss“,  im angrenzenden Schlosspark und im Bereich des Gutshofes entstand ein ganz in sich abgeschlossener Spitalsbereich.

Über die wechselnden Aufgaben, Tätigkeiten und Probleme, mit denen sich das Kommando des Feldspitals konfrontiert sah, gewähren die Tagebucheintragungen des Sanitätschefs des 4. Korps interessante Einblicke:

Aus dem Tagebuch des Sanitätschefs des 4. Korps der k. u. k. 2. Armee

25. September 1915

Heftige Kämpfe um Novo-Aleksienie, um dessen Besitz abwechselnd gekämpft wird.

Die Vormittagsstunden benützt der SanChef zur Besichtigung der Ortschaften, welche als Sammelort der Marschbataillone dienen werden. Pflegliche Rücksprache mit dem Brigadekommando und besichtigt hernach das Feldspital 2/14 in OLEJOW, wohin auch die Kranken abzugeben sein werden.

30. September 1915

Keine Veränderung in der militärischen Lage. In den Morgenstunden trifft der Sanitätsreferent des R OAK ein und besichtigt unter anderem das Feldspital  2/14 in OLEJOW. Mit Rücksicht auf die Stabilisierung der militärischen Lage empfiehlt er die Aufstellung eines Feldspitals als Rekonvaleszentenheim im Raume des 4. Korps.

1.Oktober 1915

In der militärischen Lage ist keine Veränderung eingetreten. In den Morgenstunden begibt sich der Sanchef nach OLEJOW, besichtigt Feldspital 2/14, ferners die Ortschaft TROSCIANIEC, woselbst die Etablierung des Feldspital 3/9 geplant wird. Es wird angenommen, dass die Serethlinie [Linker Nebenfluß des Dnjestr in Galizien, entspringt in Podhorce] als Winterstellung bezogen werde, daher der Krankenabschub auf ein Minimum reduziert werden soll. Auf Grund des Augenscheines wird denn beschlossen, das Feldspital 3/9 in TROSCIANIEC als Rekonvaleszentenheim zu errichten.

19.Oktober 1915

Da für die Erweiterung des Feldspitals 2/14 in OLEJOW nur das Herrenhaus in Betracht kommt, wird auf Bitte des Kommandanten beim Armeekommando ersucht, die einquartierten Reservetelegrafenabteilungen dort auszuquartieren.

27. Oktober 1915

Die Offensive der Russen ist abgeflaut. Nach Rücksprache mit dem Armeesanitätschef begibt sich der Sanchef nach TROSCIANIEC und OLEJOW, um für das Epidemiespital einen geeigneten Ort ausfindig zu machen. Wegen Überlastung dieser Orte wird auch JAROSLAWICE besichtigt, woselbst ein tadelloses Herrenhaus verfügbar ist. Demgemäss wird auch ein telefonischer Bericht erstattet.

3. November 1915

Es wird die Etablierung der Brigadesanitätsanstalt 128 als Epidemiespital in JAROSLAWICE allen unterstehenden Kommanden bekannt gegeben, wobei hingewiesen wird, dass in OLEJOW eine Sichtung, Labung, ja selber Aufnahme von erschöpften Infektiösen vorgenommen wird. Die Transporte haben noch bei Tag die Spitäler zu erreichen.

12. November 1915

Für das Feldspital 2/14 werden 2 Rollen Dachpappe erwirkt. Es könnte wohl die Anführung dieses Vorfalles ganz ruhig entfallen; doch verdient es erwähnt zu werden, da es einen wahren Kampf kostete, bei dem Materialmangel diese „Menge“ von Dachpappe zu erhalten.

In den Spitälern der Korpsbereiche waren 782 Mann:


Der Belag der Spitäler ist annähernd folgender:

Reservespital 5/3 in ZALOSCE NOWE (Kloster, Sokolgebäude): 160 Betten

Feldspital 3/9 in TROSCIANIEC (Bauernhäuser) 310 Betten

Feldspital 2/14 in OLEJOW (Herrenhaus und Ortsobjekte) 300 Betten

Reservespital 3/7 (geplant in BEREMOWCE) 250 Betten

Brigadespital 128 als Epidemiespital im Herrenhaus JAROSLAWICE 70 Betten

Gesamt 1090 Betten

14. November 1915

Über Auftrag des Generalstabschef wird OLEJOW besichtigt, um zu erwägen, ob das Herrenhaus daselbst evakuiert und vom 4. Korpskommando bezogen werden könnte. Gleichzeitig wird BEREMOWCE, HANILOWA und LOPUSZANY recognosziert. Da dem Korpskommando vom Armeekommando angedeutet wird ZALOSCE nicht zu verlassen, entfällt momentan die Notwendigkeit, OLEJOW zu evaluieren, doch wird für alle Fälle BEREMOWCE, das deutschen Truppen gehört, vom Armeekommando für das 4. Korpskommando gebeten, um das mobile Reservespital 3/7 daselbst zu etablieren. Gleichzeitig wird der Krankenabschub nach OLEJOW eingestellt.

17. November 1915

Eine unerquickliche Sache drängt sich in den Vordergrund. Die forcierte Tendenz, Kranke im Korpsbereiche zurückzuhalten, führt zur Stauung in den Spitälern, für deren Erweiterung wegen den vorangehenden Bedürfnissen der Truppe keine Arbeitskräfte, aber auch keine Bretter zur Verfügung stehen. Auch die Verlegung des mobilen Reservespitals 3/7 geschah in der Voraussetzung, dass ein Ausbau der nötigen Unterkünfte stattfinden werde. Doch können nicht einmal 250 Bretter der Anstalt überwiesen werden, trotz mehrfacher Bitten an den Sanchef. Es erübrigt daher, nur durch eine Eingabe an das Armeekommando um den Zuschub von Brettern bittlich zu werden, wobei gleichzeitig für das Feldspital 3/9 720 Bretter und 16 Fenster und für das Feldspital 2/14 4000 Bretter und 20 Fenster zum Baue von Baracken angefordert werden.

30. November 1915

Feldspital 2/14 bittet um Zuweisung des Schulgebäudes in OLEJOW; dies wird jedoch nicht freigegeben, da die Erweiterung des Spitales in Aussicht genommen ist (durch Barackenbau).

10.Dezember 1915

Sanchef besichtigt die Spitäler in OLEJOW, BEREMOWCE und JAROSLAWICE. Es stellt sich hiebei heraus, dass der Abschube über ZBOROW nur stockend vor sich geht.

12. Dezember 1915

Beim Feldspital 3/9, woselbst 3 Fahrküchen vorhanden sind, wird angefragt, ob eine solche für Feldspital 2/14 entbehrlich wäre. Dies ist aber nicht der Fall. 

23.Dezember 1915

Feldspital 2/14 bittet um Zuweisung eines landesüblichen Fuhrwerkes, um seine selbst errichtete Bade- und Desinfektionsanstalt fortbringen zu können. Wird an das Armeekommando weitergeleitet.

28.Dezember 1915

Im Verfolge der einschlägigen Armeekommandoverordnung wird beim Feldspital 2/14 veranlasst, dass die Kriegsgefangenenarbeiterabteilung gründlich durchgebadet und entlaust werden.

29.Dezember 1915

Über Ersuchen der Krankenabschubstation in ZBOROW wird Feldspital 2/14 in OLEJOW angewiesen, Krankentransporte rechtzeitig zu avisieren; das Gruppenkommando 2/Sch wird in OLEJOW beim Feldspital 2/14 entlaust.

Über Entlausung und Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten in der k. u. k. Armee lesen sie bitte:
Die Entlausung der Korpstruppen von Dr. Eugen ECKERT

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=191

Über die Vernichtung der Kleiderlaus von
Manfred RAGG http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=92

Eine neue Improvisation eines Dampfdesinfektionsapparates für die Truppen im Felde von
Viktor K. RUSS http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=175&size=45


Blick vom griechisch-katholischen Friedhof auf OLEJÓW


Blick vom griechisch-katholischen Friedhof


Blick auf die griechisch-katholische Kirche in OLEJÓW


abmarschbereite Sanitätskolonne auf der Straße –vom Herrenhaus kommend


griechisch-katholische
Kirche – gegenüber lagen Gutshof und Herrenhaus des Grafen Wodzicki


Herrenhaus Rückseite


Herrenhaus Rückseite

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge

Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Die Einsatzorte („Etablierungen“) des Feldspitals Nr. 2/14 bzw. Nr. 1402 während des Weltkrieges 1914 – 1918 [9]

Die Einsatzorte („Etablierungen“) des Feldspitals Nr. 2/14  bzw. Nr. 1402 während des Weltkrieges 1914 – 1918 

Die Nummerierung der Feldspitäler wurde in Bruchform angegeben. Die Nummer des Korps, dem das Feldspital angehörte, stand im Nenner, die fortlaufende Nummer des Spitals im Zähler. (Feldspital 2/14 = zweites Feldspital des XIV. Korps).

Mit der Zusammenlegung bzw. Auflösung der Korpssanitätsanstalten bekamen die Feldspitäler ab Februar 1917 eine neue Nummerierung. Die Korpsnummer wurde vor die Spitalnummer gesetzt, der Schrägstrich fiel weg. Die neuen Spitalnummern bestanden aus drei- und vierstelligen Zahlen.

Feldspital Nr. 1402= 2. Feldspital des XIV. Korps (Quelle: Johann TERTSCHEK: Katalog der mobilen Feldsanitätsanstalten 1914-1, Feldspitäler 1914-1917, mobile Reservespitäler 1914-17, Feldmarodenhäuser 1914-1917, Feldspitäler 1917-1918, mobile Krankenhaltestationen 1914-1918. Zweite Aufl. Wien 2012).

Das Feldspital 2/14, das in Linz im Zuge der Mobilisierung im August 1914 aufgestellt worden war, wurde während des Krieges 1914 – 1918 an folgenden Orten stationiert (chronologisch geordnet):

1914:

ŁAŃCUT http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%81a%C5%84cut (in Galizien http://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsgliederung_Galiziens  ; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

TARNOBRZEG http://de.wikipedia.org/wiki/Tarnobrzeg (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

PIOTRKOWICE (in Russisch Polen  http://de.wikipedia.org/wiki/Weichselland, 11 Kilometer östlich von Kazimierza Wielka und 72 Kilometer südlich von Kielce; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

1915:

KAZIMIERZA WIELKA http://de.wikipedia.org/wiki/Kazimierza_Wielka(in Russisch Polen; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

LISKO http://de.wikipedia.org/wiki/Lesko(in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

GRÓDEK http://de.wikipedia.org/wiki/Horodok_(Lwiw) (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

BÓBRKAhttp://en.wikipedia.org/wiki/Bibrka (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

ZAŁOŚCE  http://www.olejow.pl/www/mapa-rad.jpg (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

1916

OLEJÓW http://www.olejow.pl/www/mapa-rad.jpg(in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

CHILCZYCE bei Złoczów http://en.wikipedia.org/wiki/Zolochiv (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

1917

CHILCZYCE (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

CORMONS http://de.wikipedia.org/wiki/Corm%C3%B2ns  (in Küstenland http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisches_K%C3%BCstenland  ; im Bereich der Isonzoarmee; Kommandant: Regimentsarzt Johann KUBAL)

1918

CORMONS (in Küstenland; im Bereich der Isonzoarmee)

ARTEGNA http://de.wikipedia.org/wiki/Artegna  (in Friaul; im Bereich der 6. Armee, 22. Korps)

„Plan Galizien“ –>PDF – Karte von Galizien mit den 10. Einsatzorten des Feldspitals 2/14 am russischen Kriegsschauplatz 1914-1917

Der Aufstellungsort eines Feldspitals wurde durch Aufschriften an den Gebäuden und Ausstecken einer weißen Fahne mit dem roten Kreuz, bei Nacht durch Laternen mit dem roten Kreuz, gekennzeichnet. Die etablierten Feldspitäler sollten möglichst rasch abgelöst werden, damit sie ihren Korps zur neuerlichen Verwendung nachrücken konnten.

Der Rückzug eines Feldspitals erfolgte in der Regel auf Befehl des Korpskommandos, in dringenden Fällen durch den Spitalskommandanten. Die nicht Transportierbaren blieben dann unter dem Schutz der Genfer Konvention mit einem Arzt, dem nötigen Pflegepersonal und Sanitätsmaterial zurück, die Fahnen mit dem roten Kreuz blieben gehisst (Quelle: Johann TERTSCHEK: Katalog der mobilen Feldsanitätsanstalten 1914-1,Feldspitäler 1914-1917, mobile Reservespitäler 1914-17, Feldmarodenhäuser 1914-1917, Feldspitäler 1917-1918, mobile Krankenhaltestationen 1914-1918. Zweite Aufl. Wien 2012).


„Etablierung“ des Feldspitals 2/14 in einem Schloss?


Schloss des Grafen Potocki in Łańcut – hier befand sich im Oktober 1914 ein Spital des „Deutschen Ritterordens“
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&size=45&page=195;


Feldspital 2/14 im Kloster in Łańcut ;


„Blessiertenwagenstaffel“ des Feldspitals 2/14 – sie übernahm den Transport
von den Verbandsplätzen in das Feldspital und zu den Krankeneinrichtungen der
Eisenbahnstationen;


Zweispännige Feldküche des Feldspitals 2/14 ;


Zweispänniger Blessiertenwagen des Feldspitals 2/14


Transportkolonne des Feldspitals Nr. 2/14  

 

Reinhard Mundschuetz

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BUCHAUSSTELLUNG: „Rettungs-und Notfallmedizin“ bis 26.11.10 verlängert!

Die Universitätsbibliothek nimmt den

100. Todestag Henry Dunants, Friedensnobelpreisträger

und Begründer der Internationalen Rotkreuz Bewegung, zum Anlass,

im Lesesaal eine Auswahl des Buchbestandes

zum Thema „Rettungs-und Notfallmedizin“

zu präsentieren.

APA-Zukunft-Wissen-topnews-PDF

Die Buchausstellung findet im Rahmen von

„Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ –

ab 18.10.2010 statt.

Wir laden Sie ein, in den Büchern

zu schmökern und diese nach Ende

der Ausstellung zu entlehnen.

oesterreichliest2010

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