Autor: Dr. Walter Mentzel
Published online: 22.07.2025
Keywords: Gynäkologe, Chirurg, Landesspital Sarajewo, Medizingeschichte, Bosnien-Herzegowina, Sarajewo, Wien
Joseph Preindlsberger wurde am 6. März 1863 als Sohn des Kaufmannes und Firmenchefs Josef Preindlsberger und Johanna Preindlsberger, geboren Koch, in Wien geboren. 1881 begann er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 12. März 1887 mit seiner Promotion abschloss. 1896 heiratete er in Sarajewo die Journalistin, Komponistin und Schriftstellerin Milena Mrazović (1863-1927).
Nach seiner Promotion absolvierte er seinen Militärdienst im Garnisons-Spital Nr. 1 in Wien[1] und begann seine Ausbildung zum Gynäkologen bei Carl von Braun-Fernwald (1822-1891) an der gynäkologischen Klinik und danach bis 1893 als Assistent von Professor Josef Weinlechner (1829-1906) an der I. Chirurgischen und Gynäkologischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.
Bosnisch-herzegowinisches Landesspital (Allgemeines Krankenhaus) Sarajewo
Nach der Eröffnung des „Allgemeinen Krankenhauses in Sarajewo“ im Herbst 1893 kam es zu einer Reihe von Besetzungen ärztlicher Funktionen durch Wiener Mediziner, darunter wurde Josef Preindlsberger zum Vorstand und Primarius der chirurgischen Abteilung ernannt.[2] Über seine Tätigkeit in den ersten Jahren am Landesspital finden sich Hinweise in den Mitteilungen aus der chirurgischen Abteilung des bosnisch-hercegovinischen Landespitals in Sarajevo für die Jahre 1894-1896, 1897-1900 sowie in den von Otto von Weiss (1857-1901) herausgegebenen und von Preindlsberger geordneten und ergänzten „Mittheilungen aus der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Bosnisch-Hercegovinischen Landesspitals in Sarajevo für die Jahre 1897-1900“.
Seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlichte er vor allem in medizinischen Fachzeitschriften wie „Internationale klinische Rundschau“, „Wiener medizinischen Wochenschrift“, „Wiener klinischen Wochenschrift“, „Wiener medizinischen Presse“ und in der „Wiener klinischen Rundschau“. Sie befinden sich heute in der Separata-Sammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Preindlsberger wurde zum Landessanitätsrat ernannt, 1909 erfolgte seine Ernennung zum Regierungsrat.[3] Von ihm stammt auch die Abhandlung zur „Volksmedizin“ Bosnien-Herzegovinas, die unter dem Titel Beiträge zur Volksmedizin in Bosnien, in den Wissenschaftlichen Mittelungen aus Bosnien und der Herzegowina (H. 8, 1902, S. 215-229) erschien.
Am Ersten Weltkrieg nahm Josef Preindlsberger als Militärarzt teil. Im November 1914 wurde er zum Oberstabsarzt ernannt[4] und leitete in dieser Funktion ein chirurgisches Operationsteam an der Balkanfront in Serbien (Valjevo), Montenegro, Mazedonien und in Albanien. Ab 1916 war er an der Isonzo-Front in Italien tätig, wo er der mobilen Chirurgengruppe zugeteilt war,[5] und danach beim Militärkommando Sarajewo. Ebenfalls 1916 erhielt er das Offizierskreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Bande des Militärverdienstkreuzes,[6] und im Februar 1918 bekam er vom Kaiser Franz Joseph den österreichischen Adelstand verliehen.[7]
1919 kehrte er mit seiner Ehefrau Milena, nachdem sie vom neuen SHS-Staat (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) aus Bosnien abgeschoben worden waren, nach Wien zurück. Josef Preindlsberger arbeitete seither als Facharzt für Chirurgie und fungierte in den 1920er Jahren als Vorsitzender des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums. Preindlsberger war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.
Preindlsberger starb am 13. Dezember 1938 in Wien. Sein Nachlass befindet sich heute im Österreichischen Staatsarchiv, Abteilung Kriegsarchiv.
Quellen:
UAW, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-294a, Preindlsberger Josef (Rigorosum Datum: 1884).
UAW, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-1958, Preindlsberger Josef (Promotion Datum: 12.3.1887).
Dzambo Jozo: Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.), „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 173-214.
Fuchs Brigitte: „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajewo, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.): „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 94-127.
Lindemann Kristina: Explaining Bosnia – Milena Preindlsberger-Mrazović, and Austria’s own ‘Orient’, in: Zimmermann Tanja, Jakir Aleksandar (Hg.): Europe and the Balkans. Decades of „Europeanization“? Würzburg: 2015. S. 161-170.
Literatur:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8766]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8669]
[1] Neue Freie Presse, 7.5.1887, S. 3.
[2] Internationale klinische Rundschau, 6.8.1893, S. 1220.
[3] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 20.7.1909, S. 327.
[4] Der Militärarzt, 13.11.1914, S. 518.
[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 2.12.1914, S. 11.
[6] Wiener Zeitung, 18.4.1916, S. 3.
[7] Bosnische Zeitung, 28.2.1918, S. 4.
Normdaten (Person): Preindlsberger, Josef : BBL: ; GND:
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BBL: 28074 (22.07.2025)
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Letzte Aktualisierung: 2025.07.220