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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [334]: Preindlsberger-Mrazović, Milena – Journalistin, Schriftstellerin, Krankenpflegerin im Ersten Weltkrieg

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.07.2025

Keywords: Journalistin, Schriftstellerin, Medizingeschichte, Bosnien-Herzegowina, Sarajewo, Wien

Milena Mrazović wurde am 28. Dezember 1863 in Bjelovar in Ungarn (heute: Kroatien) als Tochter von Andrija Mrazović geboren. Nachdem sie ihre Schulbildung an einem Mädcheninstitut in Budapest erhalten hatte, zog sie nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas durch die Habsburgermonarchie im Jahre 1878 mit ihrer Familie nach Banja Luka, wo ihr Vater eine Stellung als Verwaltungsbeamter erhalten hatte. Ein Jahr später übersiedelte die Familie nach Sarajewo. Milena widmete sich in Bosnien zunächst der Komposition musikalischer Werke und zunehmend dem Journalismus, darunter seit 1884 als Mitarbeiterin in der gerade in Sarajewo gegründeten einzigen deutschsprachigen Zeitung Bosniens, der „Bosnischen Post“. Nachdem ihr Verlobter Eugen Töpfer, der die Zeitung 1886 aufgekauft hatte, 1889 verstarb, erhielt sie von der bosnischen Regierung die Erlaubnis die Zeitung samt Druckerei als Erbin zu übernehmen. Daneben arbeitete sie als Sprachlehrerin für Französisch an einer Schule.

1896 verkaufte sie den Verlag und die Druckerei, heiratete im selben Jahr den Chirurgen und Chefarzt des bosnischen Landespitals in Sarajewo Josef Preindlsberger (1863-1938), und widmete sich seither ausschließlich ihrer journalistischen Arbeit.

Sie publizierte in zahlreichen deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen, in denen sie den Lesern das multiethnische, vor allem aber das multikonfessionelle Bosnien-Herzegowina aus ethnografischer und anthropologischer Sicht näher zu bringen versuchte. Daneben hielt sie unter anderem Vorträge in Wien, wo sie auch durch ihre zahlreichen Artikel in der Reichspost und der Neuen Freien Presse einen hohen Bekanntheitsgrad genoss und 1889 zum ersten weiblichen Mitglied der „Anthropologischen Gesellschaft in Wien“ ernannt wurde. Des weiteren war sie Mitglied des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wiens.[1]

Unter anderem verfasste sie auch einen Beitrag zu Bosnien-Herzegowina für das von Kronprinz Rudolf konzipierte Werk „Österreich-Ungarn in Wort und Bild“ (1899), vor allem aber wurde sie seit den 1880er Jahren durch ihre in deutscher Sprache publizierten Reiseberichte, Tagebücher und Romane bekannt, in denen sie sich mit dem sozialen und kulturellen Leben der Bevölkerung und der Landeskunde von Bosnien-Herzegowina befasste. Dazu zählen ihre Arbeiten wie „Selam, Skizzen und Novellen aus dem bosnischen Volksleben“, die 1893 (Berlin: Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft) erschien und frühe Texte von Milena enthält, sowie eine Reihe weiterer Monografien wie „Bosnische Volksmärchen“ (Innsbruck: Edlinger 1905), der Roman „Das Grabesfenster. Eine Sarajevoer Geschichte aus dem Beginn der Okkupation“ (Innsbruck: Edlinger 1906), der Reiseführer „Die bosnische Ostbahn. Illustrierter Führer auf den bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnlinien Sarajevo-Uvac und Megjegje-Vardiste“ (Wien: Hartleben 1908), sowie die Tagebuchaufzeichnungen „Bosnisches Skizzenbuch, Landschafts- und Kulturbilder aus Bosnien und der Herzegowina“ (Dresden, Leipzig: E. Pierson’s Verlag 1900). In diesen Arbeiten deklarierte sie sich als Befürworterin der Okkupation Bosnien-Herzegowinas und zu den von Österreich-Ungarn getroffenen Verwaltungsmaßnahmen, denen sie eine Modernisierung, vor allem aber eine friedliche Entwicklung des Landes zuschrieb.

1904 erschien von ihr in der Zeitschrift „Die Zeit“ ein bis heute weitgehend unbekannt gebliebener Artikel unter dem Titel „Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina“. Darin thematisiert sie die Schwierigkeiten, die mit der Durchsetzung der medizinischen Verwaltung Bosnien-Herzegowinas nach der Okkupation 1878 und im speziellen jene der weiblichen Ärzteschaft gegenüber der muslimischen Bevölkerung auftraten. Dabei kam den k.k. Amtsärztinnen eine wesentliche Rolle zu, die – auch im europäischen Vergleich – eine einzigartige institutionalisierte Stellung innerhalb der k.k. Sanitätsverwaltung in Bosnien-Herzegowina einnahmen. Der Grund für die Stärkung der Funktion von Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina lag in der ihnen zugewiesenen spezifischen Aufgabe, die Gesundheitssituation der weiblichen muslimischen Bevölkerung zu verbessern, ihren Zugang zum Gesundheitssystem durchzusetzen und sie darin zu integrieren. Dazu wurden zwischen 1892 und 1918 insgesamt sieben Amtsärztinnen aus der Habsburgermonarchie in die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebiete berufen.

Im Ersten Weltkrieg begleitete sie ihren Ehemannes Josef Preindlsberger als freiwillige Krankenpflegerin an dessen Einsatzorten als Militärarzt bei der mobilen Chirurgengruppe an den Fronten in Serbien, Albanien, Montenegro und Italien. Unter anderem leitete sie 1915 auch das Sanitätsmaterialdepot in Bosnien-Herzegowina. Zudem leitete sie im Jahr 1915 das Sanitätsmaterialdepot in Bosnien-Herzegowina. Für ihren Einsatz wurde sie 1916 mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.[2] Nach dem Krieg wurden sie gemeinsam aus dem Königreich Jugoslawien (SHS) ausgewiesen und nach Österreich deportiert. Sie lebte mit Josef Preindlsberger in Wien und hielt, wie bereits vor dem Krieg, volkskundliche Vorträge über Bosnien und Herzegowina. Sie verstarb am 20. Jänner 1927 in Wien im Sanatorium Löw.

Quellen:

Dzambo Jozo: Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.), „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 173-214.

Fuchs Brigitte: „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajewo, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.): „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 94-127.

Lindemann Kristina: Explaining Bosnia – Milena Preindlsberger-Mrazović, and Austria’s own ‘Orient’, in: Zimmermann Tanja, Jakir Aleksandar (Hg.): Europe and the Balkans. Decades of „Europeanization“? Würzburg: 2015. S. 161-170.

Literatur:

Preindlsberger-Marzović, Milena: Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina. Sonderdruck aus: Die Zeit. Wien: 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-3016]

[1] Jahres-Bericht des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, Wien 1911, S. 22.

[2] Die Zeit, 29.8.10.1916, S. 2.

Normdaten (Person):  : BBL ; GND:

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Letzte Aktualisierung: 2025.07.22

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [294]: Hödlmoser, Karl – Chirurg, Leiter der Internen Abteilung im Landesspital Sarajewo

Hödlmoser, Karl – Chirurg, Leiter der Internen Abteilung im Landesspital Sarajewo

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 29.07.2024

Keywords: AKH Wien, Chemische Medizin, Landeskrankenhaus Sarajewo, Bosnien-Herzegowina, Medizingeschichte, Sarajewo, Wien

Karl Hödlmoser wurde als Sohn des Regierungsrates und Leiters der Lithographie- und Photo-Abteilung am Militär-geographischen Institut in Wien Carl Hödlmoser (1846-1910) und Johanna, geborene Frankenberger, am 15. August 1873 in Wien geboren. Er war mit Lottka Edle von Niebauer verheiratet.

Hödlmoser studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 19. Juni 1897 mit seiner Promotion ab. Während des Studiums arbeitete er seit 1. Oktober 1894 bis 1. Oktober 1897 als Demonstrator an der Lehrkanzel für Angewandte Medizinische Chemie bei Professor Ernst Ludwig (1842-1915), mit dem er gemeinsam 1899 die Studie „Über den Franzensbader Mineralmoor“ veröffentlichte. Vom 1. Oktober 1895 bis 1. April 1897 war er Hospitant an der II. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Nach seinem Studienabschluss nahm er von 1. Oktober 1897 bis 16. April 1898 die Assistentenstelle an der Lehrkanzel für Angewandte Medizinische Chemie an, wo er 1898 die Arbeit „Chemische Untersuchungen einer fetthaltigen Ascitesflüssigkeit“ publizierte. Daneben war er vom 30. November 1897 bis 16. Mai 1898 beeideter Sachverständiger für Chemie beim Landesgericht in Wien. Ebenfalls 1898 erschien von ihm aus dem chemischen Laboratorium des k.k. Militärsanitätskomitee die Arbeit „Ueber einen Fall von Arsenvergiftung“. Zwischen 1898 und 1899 absolvierte er seinen Militärdienst und war danach als Hospitant und Aspirant an der II. und III. Medizinischen Klinik im AKH Wien und kurze Zeit wieder an der Angewandten Medizinischen Chemie tätig. Im März 1899 erfolgte seine Ernennung zum Assistenten an der II. Medizinischen Klinik bei Professor Leopold Schrötter von Kristelli (1837-1908). An der III. Medizinischen Klinik verfasste Hödlmoser eine Reihe von Studien darunter „Ueber die Behandlung der Tuberculose mit intravenäsen Zimmtsäure-Injectionen“, „Beitrag zur Klinik der myastenischen Paralyse“, „Zur Casuistik des Pankreascarcinoms“, oder „Beitrag zur Klinik der myastenischen Paralyse“.

Im Dezember 1901 wechselte er als Nachfolger von G. Kobler in die Funktion als Leiter des Sanitätsdepartments der Landesregierung für Bosnien und Herzegowina und übernahm die von Kobler geführte Interne Abteilung als Primararzt im Bosnisch-Herzegowinischen Landesspital in Sarajewo.[1] Hier publizierte er eine Reihe von Arbeiten, darunter „Ueber eine wahrscheinlich als Recurrens zu deutende fieberhafte Erkrankung, nebst Bemerkungen über abortiven Thyphus“, „Beitrag zur Klinik der nervösen Erscheinungen des Abdominaltyphus“, „Die serumdiagnose des Typhus recurrens“ und „Tabes und Syphilis mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse von Bosnien und Herzegowina“. Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Hödlmoser verstarb am 29. Dezember 1905 in Sarajewo.

Sein Werkverzeichnis und ein von Josef Preindlsberger (1863-1938) verfasster Nachruf finden sich in der Wiener klinischen Rundschau abgedruckt.[2]

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 188-868, Hödlmoser Karl (Promotion Datum: 19.6.1897).

Literatur:

Ludwig, Ernst, Hödlmoser, Karl und Th. Panzer: Über den Franzensbader Mineralmoor. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Braumüller 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 32921]

Hödlmoser, Karl: Chemische Untersuchungen einer fetthaltigen Ascitesflüssigkeit. Aus dem Laboratorium für angewandte medicinische Chemie in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hödlmoser, Karl: Ueber einen Fall von Arsenvergiftung. Aus dem chemischen Laboratorium des k.k. Militär-Sanitätscomites. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hödlmoser, Karl: Ueber die Behandlung der Tuberculose mit intravenäsen Zimmtsäure-Injectionen. Aus der III. medicinischen Universitätsklinik in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Friedrich Jasper 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hödlmoser, Karl: Beitrag zur Klinik der myastenischen Paralyse. Aus der III. medicinischen Klinik in Wien. Zeitschrift für Heilkunde. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hödlmoser, Karl: Zur Casuistik des Pankreascarcinoms. Aus der III. medicinischen Klinik in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hödlmoser, Karl: Ueber eine wahrscheinlich als Recurrens zu deutende fieberhafte Erkrankung, nebst Bemerkungen über abortiven Thyphus. Aus der internen Abtheilung des b.-h. Landesspitales in Sarajevo. Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Druck von Hermann Gasser 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hödlmoser, Karl: Beitrag zur Klinik der nervösen Erscheinungen des Abdominaltyphus. Aus der internen Abtheilung des bosnisch-hercogovinischen Landesspitales in Sarajevo. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hödlmoser, Karl: Die serumdiagnose des Typhus recurrens. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhandlung 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hödlmoser, Karl: Tabes und Syphilis mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse von Bosnien und Herzogowina. Aus der internen Abteilung des bosn.-herz. Landesspitales in Sarajevo. Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener klinische Rundschau, Nr. 1, 1902, S. 16.

[2] Wiener klinische Rundschau, Nr. 3, 1906, S. 56-57.

Normdaten (Person): Hödlmoser, Karl: BBL: 43985; GND: 142129631;

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Letzte Aktualisierung: 2024 07 29

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [288]: Weiss, Otto von – Chirurg, Gynäkologe – Leiter der Geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Landespitals in Sarajewo in Bosnien-Herzegowina

Weiss, Otto von – Chirurg, Gynäkologe – Leiter der Geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Landespitals in Sarajewo in Bosnien-Herzegowina

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 24.06.2024

Keywords: Chirurg, Gynäkologe, Geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Landespitals Sarajewo, Medizingeschichte, Bosnien-Herzegowina, Wien, Sarajewo

Otto von Weiss, Sohn des Historikers und Universitätsprofessors an der Grazer Universität, Johann von Weiss (1820-1899), wurde am 23. Oktober 1857 in Graz geboren, und war mit Leopoldine, geborene Edle von Faller, verheiratet.

Nach dem Abschluss seines Medizinstudiums an der Universität Graz und seiner Promotion im Jahr 1880 absolvierte er seinen militärärztlichen Dienst im Garnisonsspital Nr. 7 beim Feldjägerbataillon Nr. 33 in Graz,[1] und trat 1881 als Operateur in die II. Chirurgische Klinik von Theodor Billroth (1829-1894) in Wien ein. 1884 wechselte er als Operateur an die I. Geburtshilflichen Klinik von Karl Braun von Fernwald (1822-1891) und 1885 als Assistent von Gustav Braun (1829-1911) an der III. Geburtshilflichen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. An der Klinik von Theodor Billroth veröffentlichte er 1884 „Enderfolge der Radikaloperation der Hydrocele“,[2] und 1885 „Kenntnis der Perlmutterdrechsler-Ostitis“,[3] und an jener von Gustav Braun „Ueber Dammplastik im Wochenbette“. 1893 habilitierte er sich im Fach Gynäkologie und Geburtenhilfe zum Privatdozenten.[4]

Förderer des Unterstützungs-Vereins für Hebammen

Otto Weiss engagierte sich im Unterstützungs-Verein für Hebammen in Wien, wo er auch regelmäßig Vorträge hielt, darunter in der Vereinsversammlung im September 1888 „Ueber Desinfectionsmittel“ (Teil 2),[5] oder im März 1893 „Ueber die Nabelbehandlung des Neugeborenen“.[6]

Landespitals von Bosnien-Herzegowina in Sarajewo

1893 erfolgte seine Berufung zum Primararzt und Vorstand der Geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Landespitals in Sarajewo, in Bosnien-Herzegowina,[7] und seine Bestellung zum Landes-Sanitätsrat. In dieser Funktion stellte er sich in den Dienst der Modernisierung des Hebammenwesens, wozu er Richtlinien für die Hebammen erstellte und darüber den Aufsatz „Zur Reform des Hebammenwesens in Bosnien und der Hercegovina“ publizierte.

1899 trat er der Redaktion der Wiener klinischen Rundschau bei,[8] zuletzt engagierte er sich für die Errichtung einer Hebammenschule in Sarajewo.

Weiss gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Geburtshilflich-gynäkologischen Gesellschaft in Wien an, wo er eine Reihe von Vorträgen hielt, wie in der Sitzung vom Juni 1893 „Ueber vorzeitige Lösung der normal sitzenden Placenta“.

Weitere Arbeiten von Weiss sind die Aufsätze „Ueber die Komplikation von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit Ovarialtumoren“, „Ueber das Geburtshilflich-gynäkologische Instrumentarium des praktischen Arztes“, „Zur Behandlung der Gesichts- und Stirnlagen“, „Zur Kasuistik der Placenta praevia centralis“, „Ein Fall von Obliteration des nicht puerperalen Uterus nach Vaporisation“ und „Ueber einen Fall von primärer Graviditas extra-uterina tubo-abdominalis“ (Teil 2).[9]

1900 erschien noch seine Studie „Ueber die Wirkung der Therme von Ilidze bei Erkrankung der weiblichen Sexualorgane“.[10]

Otto von Weiss verstarb am 5. Februar 1901 in Sarajewo. Seine Publikationsliste ist in seinem Nachruf in der Wiener klinischen Wochenschrift abgedruckt.[11] 1903 erschienen vom Chirurgen und Primarius der chirurgischen Abteilung des Landespitals in Sarajewo, Josef Preindlsberger (1863-1938), posthum, die von Otto Weiss zusammengestellten „Mittheilungen aus der Geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des bosnisch-herzegovinischen Landespitales in Sarajewo für die Jahre 1897-1900“.

Quellen:

Masic I. First hospitals in Bosnia and Herzgovina. Avicena. Sarajevo. 2001.

Masic I. One Hundred Fifty Years of Organized Health Care Services in Bosnia and Herzegovina. MED ARCH. 2018 OCT; 72(5): 374-388.

Literatur:

Weiss, Otto von: Ueber Dammplastik im Wochenbette. Mittheilungen aus der Geburtshilflichen Klinik des Herrn Hofr. Prof. Dr. Gustav Braun. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss, Otto von: Zur Reform des Hebammenwesens in Bosnien und der Hercegovina. XIII. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss, Otto von: Ueber vorzeitige Lösung der normal sitzenden Placenta. Nach einem in der Sitzung der Geburtshilflich-gynäkologischen Gesellschaft in Wien am 13. Juni 1893 gehaltenen Vortrag. (Mit 5 Abbildungen im Text). Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Berlin: 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss, Otto von: Ueber die Komplikation von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit Ovarialtumoren. Festschrift gewidmet Th. Billroth. Sonderdruck aus: Beiträge zur Chrirugie. Suttgart: Verlag von Ferdinand Enke o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss, Otto von: Ueber das Geburtshilflich-gynäkologische Instrumentarium des praktischen Arztes. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss, Otto von: Zur Behandlung der Gesichts- und Stirnlagen. Erwiderung an W. Thorn. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynkäkologie. o.O. o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss, Otto von: Zur Kasuistik der Placenta praevia centralis. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. o.O.: 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss, Otto von: Ein Fall von Obliteration des nicht puerperalen Uterus nach Vaporisation. Aus der Geburtshilfl.-gynäkol. Abteilung des bosn.-hercegovin. Landesspitals in Sarajevo. Sonderdruck aus: Centralblatt für Gynäkologie. o.O.: 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss, Otto von: Mittheilungen aus der gebrutshilflich-gynäkologischen Abtheilung des Bson.-Herceg. Landesspitales in Sarajevo für die Jahre 1897-1900. Geordnet und ergänzt von Josef Preindesberger. Sonderdruck aus: Jahrbuch der bosn.-herceg. Landesspitals in Sarajevo. Sarajevo: Landesdruckerei 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8699]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 1.5.1880, S. 1.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 1884, Sp. 8-11; Nr. 2, 1884, Sp. 37-39; Nr. 3, 1884, Sp. 65-67; Nr. 4, 1884, Sp. 101-103.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 1885, Sp. 8-13.

[4] Wiener Zeitung, 3.4.1894, S. 5.

[5] Hebammen-Zeitung, 30.10.1888, S. 153-154; 15.11.1888, S. 161-163.

[6] Hebammen-Zeitung, 30.3.1893, S. 42-43.

[7] Neues Wiener Tagblatt, 29.7.1893, S. 3.

[8] Wiener klinische Rundschau, Nr. 9, 1899, S. 133.

[9] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 18.10.1898, S. 469-470; 25.10.1898, S. 481-482.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 36, 1900, Sp. 1708-1710.

[11] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 11, 1901, S. 285-286.

Normdaten (Person): Weiss, Otto von: BBL: 43971; GND: 141133236;

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Letzte Aktualisierung: 2024 06 24

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [37]: Preindlsberger, Josef – Gynäkologe, Chirurg, Vorstand des bosnisch-herzegowinischen Landesspitals in Sarajewo

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.07.2025

Keywords: Gynäkologe, Chirurg, Landesspital Sarajewo, Medizingeschichte, Bosnien-Herzegowina, Sarajewo, Wien

Joseph Preindlsberger wurde am 6. März 1863 als Sohn des Kaufmannes und Firmenchefs Josef Preindlsberger und Johanna Preindlsberger, geboren Koch, in Wien geboren. 1881 begann er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 12. März 1887 mit seiner Promotion abschloss. 1896 heiratete er in Sarajewo die Journalistin, Komponistin und Schriftstellerin Milena Mrazović (1863-1927).

Nach seiner Promotion absolvierte er seinen Militärdienst im Garnisons-Spital Nr. 1 in Wien[1] und begann seine Ausbildung zum Gynäkologen bei Carl von Braun-Fernwald (1822-1891) an der Gynäkologischen Klinik und danach bis 1893 als Assistent von Professor Josef Weinlechner (1829-1906) an der I. Chirurgischen und Gynäkologischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.

Bosnisch-herzegowinisches Landesspital (Allgemeines Krankenhaus) Sarajewo

Nach der Eröffnung des „Allgemeinen Krankenhauses in Sarajewo“ im Herbst 1893 kam es zu einer Reihe von Besetzungen ärztlicher Funktionen durch Wiener Mediziner, darunter wurde Josef Preindlsberger zum Vorstand und Primarius der chirurgischen Abteilung ernannt.[2] Über seine Tätigkeit in den ersten Jahren am Landesspital finden sich Hinweise in den Mitteilungen aus der chirurgischen Abteilung des bosnisch-hercegovinischen Landespitals in Sarajevo für die Jahre 1894-1896, 1897-1900 sowie in den von Otto von Weiss (1857-1901) herausgegebenen und von Preindlsberger geordneten und ergänzten „Mittheilungen aus der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Bosnisch-Hercegovinischen Landesspitals in Sarajevo für die Jahre 1897-1900“.

Seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlichte er vor allem in medizinischen Fachzeitschriften wie „Internationale klinische Rundschau“, „Wiener medizinischen Wochenschrift“, „Wiener klinischen Wochenschrift“, „Wiener medizinischen Presse“ und in der „Wiener klinischen Rundschau“. Sie befinden sich heute in der Separata-Sammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Preindlsberger wurde zum Landessanitätsrat ernannt, 1909 erfolgte seine Ernennung zum Regierungsrat.[3] Von ihm stammt auch die Abhandlung zur „Volksmedizin“ Bosnien-Herzegovinas, die unter dem Titel Beiträge zur Volksmedizin in Bosnien, in den Wissenschaftlichen Mittelungen aus Bosnien und der Herzegowina (H. 8, 1902, S. 215-229) erschien.

Am Ersten Weltkrieg nahm Josef Preindlsberger als Militärarzt teil. Im November 1914 wurde er zum Oberstabsarzt ernannt[4] und leitete in dieser Funktion ein chirurgisches Operationsteam an der Balkanfront in Serbien (Valjevo), Montenegro, Mazedonien und in Albanien. Ab 1916 war er an der Isonzo-Front in Italien tätig, wo er der mobilen Chirurgengruppe zugeteilt war[5] und danach beim Militärkommando Sarajewo. Ebenfalls 1916 erhielt er das Offizierskreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Bande des Militärverdienstkreuzes,[6] und im Februar 1918 bekam er vom Kaiser Franz Joseph den österreichischen Adelstand verliehen.[7]

1919 kehrte er mit seiner Ehefrau Milena, nachdem sie vom neuen SHS-Staat (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) aus Bosnien abgeschoben worden waren, nach Wien zurück. Josef Preindlsberger arbeitete seither als Facharzt für Chirurgie und fungierte in den 1920er Jahren als Vorsitzender des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums. Preindlsberger war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Preindlsberger starb am 13. Dezember 1938 in Wien. Sein Nachlass befindet sich heute im Österreichischen Staatsarchiv, Abteilung Kriegsarchiv.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-294a, Preindlsberger Josef (Rigorosum Datum: 1884).

UAW, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-1958, Preindlsberger Josef (Promotion Datum: 12.3.1887).

Dzambo Jozo: Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.), „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 173-214.

Fuchs Brigitte: „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajewo, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.): „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 94-127.

Lindemann Kristina: Explaining Bosnia – Milena Preindlsberger-Mrazović, and Austria’s own ‘Orient’, in: Zimmermann Tanja, Jakir Aleksandar (Hg.): Europe and the Balkans. Decades of „Europeanization“? Würzburg: 2015. S. 161-170.

Literatur:

Preindlsberger, Josef: Mitteilungen aus der chirurgischen Abteilung des bosnisch-herzegovinischen Landesspitales in Sarajevo für die Jahre 1894-1896, 1897-1900. Sonderdruck aus: Jahrbuch des bosnisch-hercegovinischen Landesspitals in Sarajevo. Wien: 1897/1900, Sarajevo: 1897-1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8766]

Weiss, Otto von: Mittheilunen aus der geburtshilflich-gynäkologischen Abtheilung des Bosn.-Herceg. Landesspitales in Sarajevo für die Jahre 1897-1900. Geordnet und ergänzt von Josef Preindlsberger. Sonderdruck aus: Jahrbuch des bosnisch-hercegovinischen Landesspitals in Sarajevo. Sarajewo: Landesdruckerei 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8669]

[1] Neue Freie Presse, 7.5.1887, S. 3.

[2] Internationale klinische Rundschau, 6.8.1893, S. 1220.

[3] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 20.7.1909, S. 327.

[4] Der Militärarzt, 13.11.1914, S. 518.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 2.12.1914, S. 11.

[6] Wiener Zeitung, 18.4.1916, S. 3.

[7] Bosnische Zeitung, 28.2.1918, S. 4.

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