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„1. Weltkrieg & Medizin“ [17]: Kriegschirurgie II: II. chirurgische Klinik – Julius Hochenegg

Kriegschirurgie II: II. chirurgische Klinik – Julius Hochenegg 

Julius Hochenegg (* 2. August 1859 Wien, + 11. Mai 1940) studierte in Wien an der Medizinischen Fakultät Medizin (1884 Promotion). Zunächst war er Operationszögling in der I. Frauenklinik (Carl Braun) danach Mitarbeiter an der I. chirurgischen Klinik (1886 Assistent) und unter Theodor Billroth an der II. Chirurgischen Klinik tätig. 1889 habilitierte er sich (Dozent). 1892 übernahm er die Leitung der Chirurgischen Abteilung der allgemeinen Poliklinik. 1894 wurde er zum a.o.  Prof, 1901 zum tit. o. Prof und 1904 zum o. Prof. ernannt. Im selben Jahrfolgte folgte er – nach dem Tod von Carl Gussenbauers – diesem als Vorstand der II Chirurgischen Universitäts-Klinik nach. Diese Stellung hatte er bis zu seiner Emeritierung 1930 inne. Gemeinsam mit Anton Eiselsberg schuf er 1909, die an den chirurgischen Universitäts-Kliniken im AKH angegliederte Unfallstation, die als Vorläufer der akademischen Unfallchirurgie gilt. 1910 gründete er gemeinsam mit Anton Eiselsberg, Richard Paltauf, Alexander Fraenkel, Ludwig Teleky und Josef Winter die „Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit“.

Hochenegg gehörte an der Fakultät zu jenen Medizinern, die sich schon Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges vehement für eine weitgehende Vorbereitung der Medizin auf einen künftigen Krieg einsetzte und zu Reformen auf dem Gebiet des Sanitätswesens drängte. Unmittelbar nach Ausbruch des Balkankrieges im Oktober 1912 arrangierte Hochenegg zur Sammlung kriegschirurgischer Erfahrungen die Teilnahme einiger seiner Mitarbeiter (Prof. Ernst Exner, Dozent Hans Heyrovsky sowie die damaligen sogenannten “Operationszöglinge“ Cornelius Ritter von Massari und Guido Kronenfels) am bulgarischen Kriegsschauplatz in Sofia (Alexanderspital) und in Philippopel.

Im Februar 1913 fasste Hochenegg erstmals die Ergebnisse seiner Mitarbeiter in einem Vortrag in einer außerordentlichen Versammlung der k.k. Gesellschaft der Ärzte am 19. Februar 1913 zusammen, die er in einem umfangreichen Artikel zur sanitären Kriegsbereitschaft der k.u.k. Monarchie publizierte.

  • Die sanitäre Kriegsbereitschaft unseres Vaterlandes (von Hofrat Prof. Dr. Julius Hochenegg, Vorstand der II. chirurgischen Klinik in Wien), in: Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 9, 22. Februar 1913, S. 553-565.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1913&size=45&page=295

1915 entstand daraus ein von seinen Mitarbeitern bearbeiteter und redigierter Sammelband:

  • Exner Alfred, Kriegschirurgie in den Balkankriegen 1912/13. Bearbeitet von Alfred Exner, Hans Heyrovsky, Guido Kronenfels u. Cornelius Ritter Massari, Stuttgart 1915, (Neue deutsche Chirurgie, Band 14 hrsg. v. P. v. Bruns), [Sign. 55.916/14]

http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8566215&pos=4&phys=


Das Divisionsspital und das städtische Spital in Philippopel


Kriegschirurgisches Pavillon im Alexanderspital

Ein unmittelbares Ergebnis dieser militärärztlichen Tätigkeiten der Mitarbeiter von Hochenegg im Balkankrieg war der Aufbau und die Zusammenstellung sogenannter „mobiler Chirurgengruppen“, die Hochenegg gemeinsam mit der I. chirurgischen Klinik (Eiselsberg) im November 1912 ins Leben rief. Darunter wurde eine geschlossene Gruppe von erfahrenen Chirurgen samt Hilfspersonal verstanden. Jede der beiden Kliniken in Wien organisierten im Sommer 1914 jeweils vier Gruppen, die im Front- und Etappenbereich eingesetzt wurden. Jene der II. chirurgischen Klinik bestanden aus folgenden Personen:

Unmittelbar nach Kriegsausbruch organisierte Hochenegg im August 1914 an der II. chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien sogenannte „Kriegschirurgische Kurse“, die Mitte September mit den „kriegschirurgischen Demonstrationen“ an der I. chirurgischen Klinik (Eiselsberg) fortgesetzt wurden. Die Kurse an der II. chirurgischen Klinik wurden von Prof Exner durchgeführt und sollten zur Ausbildung jener „mobilen Chirurgengruppen“ dienen. Alfred von Exner-Ewarten, (* 18. Mai 1875 Wien, + 8. November 1921 Wien) arbeitete nach seinem Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien im ehemaligen Laboratorium bei Ernst Ludwig. Nach seiner Promotion (1900) arbeitete er als Operationszögling an der Zweiten Chirurgischen Universitätsklinik bei Carl Gussenbauer, wurde zwei Jahre später Assistent und habilitierte sich 1909 bei dessen Nachfolger Julius Hochenegg (a.o. Titularprofesor 1912). Während des Ersten Weltkriegs war Exner-Ewarten unter anderem Chefarzt im Garnisonsspital Nummer 1. Zwischen 1917 und 1919 war er Primararzt der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Wien. Sein Hauptarbeitsgebiet betraf die Chirurgie der Gallenwege und die Radiumtherapie bei Krebserkrankungen.

  • Kriegschirurgischer Kurs an der Klinik Hochenegg I (Prof. Dr. A. Exner: Grundsätze der Kriegschirurgie), in: Der Militärarzt, Nr. 15, 15.8.1914, S. 324-326.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&page=168&size=45

  • Kriegschirurgischer Kurs an der Klinik Hochenegg II (Prof. Dr. A. Exner: Grundsätze der Kriegschirurgie), in: Der Militärarzt, Nr. 16, 22.8.1914, S. 340-342.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&size=45&page=176

  • Kriegschirurgischer Kurs an der Klinik Hochenegg II (Prof. Dr. A. Exner: Grundsätze der Kriegschirurgie, V. Frakturbehandlung), in: Der Militärarzt, Nr. 17, 29.8.1914, S. 352-356.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&page=182&size=45

  • Kriegschirurgischer Kurs an der Klinik Hochenegg  (Prof. A. Exner : Grundsätze der Kriegschirurgie, IX. Rückenmarksverletzungen), in: Der Militärarzt, Nr. 18, 5.9.1914, S. 369-370.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&page=190&size=45

  • Kriegschirurgischer Kurs an der Klinik Hochenegg Teil XIV (Prof. A. Exner : Grundsätze der Kriegschirurgie), in: Der Militärarzt, Nr. 19, 12.9.1914, S. 386-389.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&size=45&page=199

  • Kriegschirurgische Demonstrationen an der Klinik Hochenegg Teil I (Prof. A. Exner), in: Der Militärarzt, Nr. 20, 19.9.1914, S. 404-406.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&size=45&page=208

  • Kriegschirurgische Demonstrationen an der Klinik Hochenegg Teil II (Prof. A. Exner, Schußfrakturen), in: Der Militärarzt, Nr. 22, 3.10.1914, S. 435-437.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&size=45&page=224

1919 erschien ein von Hochenegg herausgegebener Sammelband, der seine und jene seiner Mitarbeiter in der Wiener medizinischen Wochenschrift zwischen 1914 und 1918 publizierten Arbeiten zur Kriegschirurgie enthielt.

  • Hochenegg Julius (Hg.), Kriegschirurgische Mitteilungen. Arbeiten der Chirurgengruppe der II. Chirurgischen Klinik in Wien, Wien 1919 [Sign. 33.802]

http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8586515&pos=0&phys=

1916 publizierte Hochenegg ein Memorandum in dem er sich generell für eine Neugestaltung des militärischen Sanitätswesens insbesondere aber für eine spezielle Ausbildung von Militärärzten an einer Militärärztlichen Akademie aussprach.

  • Hochenegg Julius, Zur Reorganisation des militärärztlichen Sanitätswesen (gedruckt als Memorandum Mai 1916) 1916. [Sign. 33.817]

http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8586522&pos=0&phys=

Text: Walter Mentzel

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„1. Weltkrieg & Medizin“ [16]: Einladung: Lebende Kriegsdenkmäler

Im Rahmen der Ausstellung

»Es ist Frühling, und ich lebe noch«.

Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven.

 

Lebende

Kriegsdenkmäler

13.November 2014

Universitätszahnklinik Wien,

1090 Wien

Einladung

Begrüßung & Einleitung

Marcel Atze, Leiter der Handschriftensammlung Wienbibliothek

Im Gespräch

Johannes Kirchner, Leiter des Zahnmuseums Wien

Gabriele Dorffner, Historikerin

Lesung

Hannes Gastinger

Anschließend Brot & Wein

im benachbarten Zahnmuseum

Donnerstag, 13. November 2014, 19.00 Uhr

Universitätszahnklinik Wien, Großer Hörsaal

Sensengasse 2, 1090 Wien

Lebende Kriegsdenkmäler

»Ja, das Gesicht dieser Welt wird eine Prothese sein!« So schloss Karl Kraus Ende 1916

einen Text in seiner »Fackel« ab, der sich mit der Operation eines Soldaten auseinandersetzt,

der durch Granatsplitter schwerste Gesichtsverletzungen erlitten hatte. Wie sehr die Entstellungen

von zehntausenden Männern im Alltag präsent waren, belegen auch andere literarische

Texte, die an diesem Abend gelesen werden, etwa von Andreas Latzko und Joseph

Roth. Letzterer bezeichnete die Versehrten als »Lebende Kriegsdenkmäler«. Die medizinischen

Diskurse der Zeit loten Johannes Kirchner und Gabriele Dorffner aus. Beide betreuen das

Zahnmuseum Wien, wo sich auch der Nachlass des Zahnmediziners Juljan Zilz (1871–1930)

befindet, der sich wie kein anderer um die Behandlung von Gesichtsverletzungen kümmerte

und eine mobile Kriegszahnklinik begründete. Zilz legte zudem eine Sammlung von Gipsbüsten

und Moulagen typischer Verwundungen an, die noch bis 27. November 2014 unter dem

Titel »Gesichter des Ersten Weltkriegs« im Zahnmuseum Wien zu sehen ist.

u.A.w.g.
Öffentlichkeitsarbeit der Wienbibliothek (Suzie Wong)
Tel. (+43 1) 4000-84926, Fax (+43 1) 4000-99-84915, oeffentlichkeitsarbeit@wienbibliothek.at,
Wienbibliothek im Rathaus – MA 9
www.wienbibliothek.at

Einladungskarte Lebende Kriegsdenkmaeler
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„1. Weltkrieg & Medizin“ [15]: Kriegschirurgie vom September 1914 bis April 1915 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Allgemeines Krankenhaus Wien): I. chirurgische Klinik – Anton Eiselsberg

„1. Weltkrieg & Medizin“ [15]:  Kriegschirurgie vom September 1914 bis April 1915 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Allgemeines Krankenhaus Wien): I. chirurgische Klinik – Anton Eiselsberg

Anton Eiselsberg (*31.7.1860 Steinhaus/Oberösterreich, +25.10.1939 St. Valentin/Niederösterreich) war seit 1887 Assistent beim langjährigen Vorstand der I. chirurgischen Klinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien: Prof. Theodor Billroth (*26.4.1829 Bergen auf Rügen, +6.2.1894 Abbazia). Nach seinen Berufungen als Professor für Chirurgie an die Universität Utrecht (1893) und Königsberg (1896) folgte er im April 1901 dem bisherigen Direktor Prof. Eduard Albert an die I. chirurgischen Klinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien nach, der er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1931 vorstand.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg förderte Eiselsberg an der Klinik kriegschirurgische Themen, die sich u.a. in den Arbeiten seines Assistenten Paul Clairmont (*10.1.1875 Wien, +1.1.1942 Saint-Prex) niederschlugen. Clairmont war seit 1903 Assistent von Eiselsberg und nahm 1912 als Arzt am Balkankrieg teil. Im selben Jahr wurde er Primararzt an der 2. chirurgischen Abteilung am Wiener Rudolf Spital. Seine Erfahrungen aus dem Balkankrieg sind als Vortrag – gehalten am 31. Jänner 1913 in der Gesellschaft der Ärzte in Wien – publiziert worden.

Während des Ersten Weltkrieges blieb die I. chirurgische Klinik, wie Eiselsberg betonte „in erster Linie“ sein Arbeitsfeld, wo er „jüngere Hilfskräfte“ zur Behebung des Ärztemangels an der Front für die Arbeit als Chirurgen ausbildete. In diesem Kontext wurden von ihm im September und Oktober 1914 an der I. chirurgischen Klinik sogenannte „kriegschirurgische Demonstrationen“ abgehalten, bei denen chirurgische Fälle erörtert wurden. (Der Militärarzt, S. 12.9.1914, Nr. 19, S. 392). Neben Eiselsberg nahm Otto Marburg (*25.5.1874 Rýmařov, +16.6.1948, New York City), zu dieser Zeit Titularprofessor am Institut für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, als Vortragender teil. Diese Vortragsreihe findet sich publiziert in der Zeitschrift: „Der Militärarzt“. Zeitschrift für das gesamte Militärwesen (Beilage zur „Wiener medizinischen Wochenschrift“) wie folgt wieder:

Eiselsberg bildete seit September 1914 sogenannte „mobile Chirurgengruppen“ aus, die in zahlreichen Frontlazaretten an der Nordost, Südost- und Südwestfront zum Einsatz kamen. Insgesamt unternahm Eiselsberg ab Oktober 1914 bis zum Kriegsende 1918 26 Reisen an die Nordostfront (Galizien und die Bukowina), an die Südostfront (Serbien, Montenegro), an die Südwestfront (Italien) und dreimal an die Westfront, wo er Feldspitäler vor allem aber seine von ihm organisierten „mobilen Chirurgengruppen“ inspizierte und sie durch Vortragsreihen vor Ort weiter ausgebildete (u.a. zwei „Chirurgengruppen“ der I. chirurgischen Klinik in Lancut/Galizien und in Stryj/Galizien). Seine militärärztlichen Einschätzungen und Ergebnisse aus diesen Erfahrungen in diesen Feldlazaretten als auch eine eigene Abhandlung zur Kriegschirurgie finden sich in seiner Autobiografie „Lebenswege eines Chirurgen. Mit einem Nachwort von Burghart Breitner. Innsbruck u. Wien, 1949.“ wieder. Seine „Lebenserinnerungen“ wurden binnen weniger Jahre dreimal aufgelegt. Zunächst 1938 – ein Jahr vor seinem Tod – ein zweites Mal bereits 1940 während des NS-Regimes und zuletzt in der Zweiten Republik 1949. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin: Sign. BS011]

Am 7. April 1915 nahm Eiselsberg auf Einladung des Feld-Sanitätschefs der deutschen Armee, Prof. Otto Schjerning (* 4.10.1853 Eberswalde, +28.6.1921 Berlin), an der feldärztlichen Tagung der deutschen Chirurgen in Brüssel teil. Die Ergebnisse dieser Tagung sind publiziert in:

  • Beiträge zur klinischen Chirurgie. Kriegschirurgische Hefte der Beiträge zur klinischen Chirurgie. Verhandlungen der Kriegschirurgentagung, Brüssel 7. April 1915.(Red. V. P. Bruns) [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Reuter-Bibliothek, Sign. RB-503]

Bei seinen Ausbildungstätigkeiten für Kriegschirurgen an der I. chirurgischen Klinik wurde er unterstütz von seinen beiden Assistenten Paul Odelga und Wolfgang Denk. Paul Odelga (*1881, +3.11.1953 Wien) arbeitete 1915 als Militärarzt an der Isonzo-Front und wurde 1916 von Eiselsberg an die I. chirurgischen Klinik zurückberufen. 1916 übernahm der die Leitung des klinischen Filiallazarettes in Wien I., Renngasse. Zwischen 1945-1953 war er als Vermögensverwalter bei der Gesellschaft der Ärzte in Wien tätig (Wiener klinische Wochenschrift, 20. November 1953, Nr. 47, S. 964-965). Eiselsbergs zweiter Assistent, Wolfgang Denk (*21.3.1882 Linz, +4.2.1970 Wien), leitete ab 1931 die II. chirurgische Klinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, war 1948/49 Rektor der Universität Wien und zwischen 1946 und 1968 Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Von ihm stammt der Beitrag zur Kriegschirurgie:

 Weitere Publikationen Eiselsberg zur Chirurgie im Ersten Weltkrieg:

  • Eiselsberg Anton, Verwundetenfürsorge im Kriege. Vortrag zur Eröffnung der Herbstsaison der Urania zu Gunsten des Roten Kreuzes gehalten am 15. September 1914, Wien 1914, in: Wiener klinische Wochenschrift, 1914, Nr. 43 u. 44, Beil. Militärsanitätswesen.
  • Eiselsberg Anton, Nachwort zur vorliegenden Arbeit des Reg.-Arztes Dr. J. Ballner: Über die Tragfähigkeit des Amputationsstrumpfes, in: Wiener klinische Wochenschrift 1915, Nr. 11, S. 27-29, Sign. 13.231.
  • Eiselsberg Anton, Zur Wundbehandlung in Kriegszeiten, Wien-Leipzig 1915, aus: Militärsanitätswesen, Beilage der Wiener klinischen Wochenschrift, Nr. 2-7, Sign. 13.810.
  • Eiselsberg Anton, Fehleingriffe im Felde und im Hinterland, in: Feldärztliche Blätter der k.u.k. 2. Armee 1916, Nr. 13 und 14, [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 28.127 a,b]
    [http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8563920&pos=10&phys=] 
  • Eiselsberg Anton, Julius Tandler, Denkschrift über Ausbildung, Fortbildung und soziale Stellung der Militärärzte überreicht Seiner Kaiserlichen und Königlichen Majestät am 30. März 1917 in Laxenburg 1917, [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 8.831]
    [http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8559459&pos=0&phys=]
  • Eiselsberg Anton, Wie wurde die klinische Chirurgie durch die Erfahrungen des Weltkrieges beeinflusst und welche praktischen Nutzanwendungen sollen daraus gezogen werden, in: Volksgesundheit im Kriege, 1926, S. 166-178. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 18.213(b)]
    [http://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=full-set-set&set_number=674529&set_entry=000001&format=999]
  • Eiselsberg Anton, Rede im Herrenhaus über die Errichtung eines Ministeriums für Volksgesundheit , S. 1015-1019, in: Sitzungsberichte des Herrenhauses, 33. Sitzung der 22. Session am 16. Juli 1918, [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. SA 813]. Oder auch:
    [http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=sph&datum=0022&page=1185&size=45]

Text: Walter Mentzel

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„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil IV – der k. u. k. „Militärfriedhof“ [13]

Feldspital 2/14 in Olejów (Galizien) Teil  IV – der k. u. k. „Militärfriedhof“

Die Verstorbenen des Feldspitals 2/14 wurden in Einzelgräbern auf einem eigenen, vom Militär angelegten Friedhof in Olejow, bestattet. Solche „Militärfriedhöfe“ wurden in der Regel in den Etablierungsorten der Feldspitäler nach genauen von der Armee festgesetzten Bestimmungen eingerichtet. Diese waren zusammengefasst in den Direktiven über die Errichtung von Militärfriedhöfen“, die vom 4. Armee-Etappenkommando im Juni 1915 erstellt worden waren.

In der Folge werden die wichtigsten Punkte hier wiedergegeben:

Lage des Ortes

Nach Dienstbuch N-13. IV. Teil, Punkt 359 [Dienstbuch N-13. Reglement für den Sanitätsdienst des k. u. k. Heeres, IV. Teil – Sanitätsdienst im Kriege. Wien 1914] sind zur Beerdigung entweder nahe gelegene Friedhöfe, in deren Ermanglung, oder wenn sie zu klein wären, Felder, trockene Wiesen, Hutweiden oder Waldlichtungen zu wählen. Die unmittelbare Nähe von Wohnungen, stark frequentierten Strassen, Brunnen, Flüssen, Bächen, Seen, Teichen, dann von Strecken, die Überschwemmungen ausgesetzt sind, sowie morastiger, sumpfiger und stark abschüssiger Boden, sind zu vermeiden.

Aus künstlerischen Rücksichten sind Friedhöfe womöglich auf solchen Stellen anzulegen, die einen Ausblick auf einen schönen landschaftlichen Hintergrund gewähren oder zum Beispiel in der Nähe einer Waldlisiere [Waldrand] oder im Walde, auf schön gelegenen Hutweiden, in der Ebene liegenden Wiesengründen mit malerischen Baumgruppen, die in den Friedhofskomplex einbezogen werden können. Wenn möglich sollen Friedhöfe von Strassen und Eisenbahnlinien aus in ihrer ganzen Anlage und Gruppierung sichtbar sein.

Anlage der Gräber

Aus hygienischen und technischen Gründen sollen entsprechend der Vorschrift N-13, IV. Teil, Punkt 359 die Gräber für jeden Toten bei Berechnung des Fassungsraumes 2 m lang, 1,3 m breit und 2 m tief angelegt werden; der Grundwasserstand darf die Grabsohle nicht erreichen. Für den Grabhügel genügt mit Rücksicht auf die Anlage der schmalen Wege zwischen den Gräbern eine Breite von 0,8 m und eine Länge von ungefähr 1,8 – 2 m, die Intervalle zwischen den einzelnen Längsseiten betragen demnach 0,5 m, zwischen den Breitseiten wären 0,5 – 0,8 m für Wege, beziehungsweise Grabsteine auszusparen.

Es empfiehlt sich weiter, die Einzelgräber derart auf dem Friedhofkomplexe zu verteilen, dass sich für eine symmetrische oder gefällige Parkanlage günstige Verhältnisse ergeben.

Ausstattung der Friedhöfe

Einfriedungen

Bei neu errichteten Militärfriedhöfen sind Einfriedungen aus Holz (Latten, Brettern) anzufertigen; hierzu sollen gerade Stangen, runde oder gut bearbeitete Latten mit einfacher ornamentaler Spitze verwendet werden.

Eingänge

Der Eingang ist so zu wählen, dass er von der Strasse oder vom Wege leicht zugänglich sei; er bestehe aus einem einfachen einflügeligen Tore im Stile der Einfriedung, seine Lichtbreite betrage etwa 1 m 20 cm.

Kreuze und Steinmonumente

Kreuze sind von Facharbeitern (Tischlern, Zimmerleuten) und tunlichst nur aus hartem Holz anzufertigen. Sie müssen sorgfältig eingegraben und wenn nötig im Grunde durch eine Pflasterung gesichert werden. Für die Gestalt der Kreuze wählt man am besten die landesüblichen Formen abwechselnd in verschiedenen Typen und Größen über den Friedhof verteilt, jedoch nicht so aufgestellt, dass die Horizontalarme eine wagrechte Linie bilden. Die Kreuze dürfen nur an den von den Wegen abgewendeten Seiten der Gräber angebracht werden und zwar mit der Front gegen die Wege.

Monumente aus Stein, Kunststein, Beton etc. sind hauptsächlich für Gräber von Offizieren oder für solche von besonders ausgezeichneten Mannschaftspersonen bestimmt.

Detailausstattung

Holztafeln sollen zur Vermeidung von Sprüngen womöglich aus einem Stück erzeugt und mit Einschubleisten versehen vollständig trocken und astlos sein. Sie sind entweder zu lackieren oder mit heißem Leinöl einzulassen. Man wähle am besten eine einfache viereckige Form ohne jedes Zierrat etwa in der Größe 16/30 cm und überdache sie oben mit einer schützenden Latte. Die Aufschrift soll deutlich in Ölfarbe ausgeführt werden. Auf Tafeln, die nur mit Öl eingelassen sind, empfiehlt es sich, die Aufschrift tief einzuschneiden.

Für Aufschriften sind leicht lesbare Alphabete zu wählen; sezessionistische Alphabete sowie Schnörkeln sind zu vermeiden. Die Schrift kann stehend oder liegend sein, es darf jedoch nicht stehende mit liegender Schrift abwechseln; auch darf nur ein Alphabet verwendet werden.

Gärtnerische Ausschmückung

Der beste Schmuck der Friedhöfe ist der grüne Pflanzenwuchs – Bäume, Sträucher und Blumen. Man trachte daher für Friedhöfe womöglich solche Plätze zu wählen, auf denen sich Bäume etc. schon vorfinden. Wenn das nicht möglich ist, so muss man Bäume oder Sträucher pflanzen und zwar am besten solche, die mehr in die Breite als in die Höhe wachsen.

Erhaltung des Friedhofes

Die Erhaltung der Grabstätten obliegt in erster Linie dem Etappenstationskommando, dann der Gendarmerie im Einvernehmen mit der Gemeinde und deren Organen.

Evidenz

Von besonderer Wichtigkeit, ja von größter Tragweite ist die möglichste Feststellung der Identität der Begrabenen. Jeder Leichnam muss, wenn letztere nicht schon unzweifelhaft sicher gestellt ist, genau darauf untersucht werden, ob sich an ihm das Legitimationsblatt oder in Ermangelung desselben irgendein Merkmal bzw. eine Sache vorfinde, durch welche der Verstorbene sogleich oder später durch Verwandte, Freunde etc. erkannt werden könnte. Briefe, Karten, Gebetbücher, Ringe, Amulette etc. bieten oft die Möglichkeit den Betreffenden zu agnoszieren [einen Toten identifizieren] und müssen darum so wie die Beträge und Wertsachen kommissionell verpackt, versiegelt, mit der fortlaufenden Nummer des Friedhofsprotokolls bezeichnet aufgehoben und vorgemerkt werden.

Dieses Protokoll, das über jeden Friedhof separat geführt werden muss, hat folgende Rubriken, die nach Möglichkeit auszufüllen sind, zu enthalten: Fortlaufende Nummer, Nummer des Grabes, Vor- und Zuname, Charge, Truppenkörper und dergleichen, Farbe der Aufschläge, Körperlänge, Haarfarbe, besondere Merkmale, Datum des Todes und des Begräbnisses, Legitimationsblatt bzw. Erkennungszeichen vorhanden oder nicht, Wertsachen oder andere Gegenstände, Briefe etc. Anmerkung.

Die Legitimationsblätter und die den Toten abgenommenen Sachen sind mit dem Protokoll an den zuständigen Feldseelsorger beziehungsweise an die Evidenzstelle des Armeeetappenkommandos einzusenden.

Eine Liste der im Feldspital 2/14 in Olejow Verstorbenen finden sie hier http://www.olejow.pl/print.php?type=A&item_id=693

„Kriegsgräberwesen Österreich-Ungarns im Weltkrieg und die Obsorge in der Republik Österreich“ von Thomas REICHL lesen sie bitte
http://othes.univie.ac.at/237/1/10-25-2007_8908935.pdf


OLEJÓW – Schanzarbeiten? beim griechisch-katholischen Friedhof


OLEJÓW – „Tor“ zum Militärfriedhof


OLEJÓW – Blick vom griechisch-katholischen Friedhof auf OLEJÓW


OLEJÓW – griechisch-katholischer Friedhof


OLEJÓW – Militärfriedhof: Grab Mitte unten – Franz NEUTENFELD, gest. 10.3.1916 im Feldspital 2/14;
Grab rechts unten – RYBAK Paul, gest. 4.3.1916 im Feldspital 2/14

Reinhard Mundschuetz

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Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil III [12]

Feldspital 2/14 in OLEJÓW (Galizien; September 1915 bis Juli 1916) Teil III

Im Zuge der Etablierung des Feldspitals 2/14 in OLEJÓW wurden im Herrenhaus neben der Verwaltungsabteilung die Operations- und Verbandsräume eingerichtet. Auch das Glashaus des Anwesens wurde für die Unterbringung von 34 Personen herangezogen. Weiters wurde das gegenüber vom Herrenhaus gelegene Försterhaus für die Unterbringung der Kranken und Verwundeten verwendet.
Aufgrund der immer größer werdenden Platznot wurde später im Park des Schlosses eine Baracke errichtet, wodurch sich die Belagsfähigkeit des Feldspitals um mehr als 100 Personen erhöhte. Ende Februar 1916 betrug die Anzahl der Betten bereits mehr als 400.
Als Ende Juli 1916 das Feldspital 2/14 aufgrund der sich verschlechternden militärischen Lage seinen Standort in OLEJÓW aufgeben musste, quartierte sich das Kommando der Infanterietruppendivision 14 der k. u. k. Armee im Herrenhaus ein.
1917 wurde das Gebäude von Truppen der verbündeten deutschen Armee genutzt. Nach Kriegsende 1918 war das Herrenhaus zerstört und wurde nicht wieder aufgebaut.

OLEJOW Lageplan des Schlosses–>PDF

OLEJOW Fotomodell, angefertigt von einem Angehörigen der k. u. k. Armee–>PDF

 OLEJÓW – Modell des Feldspitals 2/1, angefertigt von Zoltan ADORJAN, k- u. k. Infanterieregiment Nr. 19, 1916

Zur Geschichte von OLEJÓW siehe [in polnischer Sprache] http://www.olejow.pl/news.php

Alte Ansichten zu OLEJÓW siehe  http://www.olejow.pl/readarticle.php?article_id=560

Die letzten interessanten Einblicke bis zur Auflassung des Feldspitals 2/14 Ende Juli 1914 gewähren die Tagebucheintragungen des Sanitätschefs des 4. Korps.

Aus dem Tagebuch des Sanitätschefs des 4. Korps der k. u. k. 2. Armee 

1. APRIL 1916  In der militärischen Lage keine Änderung; mehr als 6 Monate stehen sich nun die Gegner in ausgebauten Stellungen gegenüber. 

5. April 1916 Das 4. Korps erhält 10.000 neue Wäschegarnituren nach OLEJOW zur Felddampfwäscherei, welche mit Feldspital 2/14 das Abholen aus ZBOROW besorgen soll.

11. APRIL 1916 Regimentsarzt BUDZYNSKI, Kommandant des Feldspital 2/14, wird zur außertourlichen Beförderung zum Stabsarzt beantragt.

3. MAI 1916 Feldspital 2/14, dessen Agilität wirklich rührenswert ist, beginnt die Assanierung des Marschbrigadebereiches und bittet um 10.000 kg Kohle.

5. MAI 1916 Das Feldspital 2/14 wird angewiesen, die Kohlenzufuhr für die Felddampfwäscherei in OLEJOW mit 2 paar Pferden per Feldbahn zu besorgen. Regimentsarzt BUDZYNSKI’ s aktive Dienstzeit wird vom Armeeoberkommando erfragt. Oberarzt MARESCH zur Vorlage eines Urlaubsgesuches angewiesen.

6. MAI 1916 Die 5 Blessiertenwägen der Korpsanitätsreserve, die bisher beim Feldspitale 2/14 Dienst machten, werden zur Reserve einrückend gemacht.

14. MAI 1916 Das Etappenstationskommando OLEJOW bittet um Überlassung des Epidemiespitales des Feldspital 2/14. Da dies das Feldspital näher angeht, wird der Akt zur Äusserung dahingeleitet.

20. MAI 1916 Das Feldspital 2/14 bittet um Diphterieheilserum. Wird per Abfertigung zugeschoben.

25. MAI 1916 Feldspital 2/14 bittet um Erhöhung des Milchzuschubes; wird der Intendanz abgetreten.

10. JUNI 1916 Die nördlich – bei Luzk  http://de.wikipedia.org/wiki/Brussilow-Offensive  – sich abspielenden Ereignisse machen sich auch hierorts allmählich fühlbar. Abend: Das Reservespital 5/3, Feldspital 3/9 haben sich zu evaluieren und morgen in den Raum um PODLIPCE in Korpstrain abzumarschieren. Reservespital 3/7 evaluiert sich ebenfalls, verbleibt in Marschbereitschaft in BEREMOVCE. Der stabile Desinfektor, das Baumaterial der Badeanstalt in ZALOSCE werden zur Feldbahn geschafft, ebenso der Wäschevorrat des Wäschedepots, und werden dem Proviantamt des Armeekommandos und der Infanterietruppendivision 33 übergeben zum Abschube per Feldbahn. Die Badeanstalt wird marschbereit gemacht, um morgen nach OLEJOW abzugehen. Alle Spitäler werden avisiert, sich marschbereit zu halten.

11. JUNI 1916 Die Situation im Norden ist wohl gebessert, doch nicht stabilisiert, daher werden die Entlastungsbestrebungen fortgesetzt. Zeitig früh ergeht an das Reservespital 3/7 in BEREMOWCE der Befehl, zu evaluieren und Marschbereitschaft anzunehmen. Ebenso erhält die Korpsbadeanstalt ZALOSCE den Befehl, noch heute nach OLEJOW abzumarschieren, woselbst sie dem Feldspital 2/14 unterstellt wird. Um 9 Uhr 30 vormittags wird der Divisionssanitätschef der 14. ITD angerufen und mit ihm mündlich besprochen, dass die Epidemieabteilung in BIALOGLOWY bis zum letzten Moment zu erhalten sei; sodann hat Oberarzt ATTLMAYER [er stammte aus RIED im Innkreis, Oberösterreich, und gehörte 1916 zum Stammpersonal des Feldspital 2/14] mit der Mannschaft (Fieberimmune) nach OLEJOW einzurücken und diese der Salubritätskommission zur Verfügung zu stellen bzw. zur Personalsammelstelle Lemberg einrückend zu machen. Feldspital 2/14 erhält den Befehl, den Desinfektor aus BIALOGLOWY hereinholen zu lassen.

12. JUNI 1916 Fortgesetzte Angriffe der Russen im Norden, sowie bei TARNOPOL, ferner bei CZERNOWITZ lassen eine Stabilisierung nicht recht zu. Die Vorbereitungen für einen geordneten „Rückzug“ werden fortgesetzt; jeder Ballast abgestreift. Infolge der geänderten Verhältnisse wird der Krankenabschub geregelt und hiebei der Versuch gemacht, den Feldeisenbahnabschub von hieraus zu leiten. Es wird verfügt, dass die Infanterietruppendivison 14 ihre Kranken beim Feldbahnhof ZALOSCE selbst verladen soll, die Infanterietruppendivision 33 aber bei der Weggabelung nach TROSCIANICE. Diese Anstalten, sowie Feldspital 2/14 haben bis 7 Uhr Nachmittag die Anzahl der sitzenden und liegenden Kranken anher zu melden, worauf von hieraus die Abschubleitung in ZBOROW und das Bahnhofkommando der Feldbahn wegen Beistellung der Pferde verständigt wird. ….

13. JUNI 1916 In den Vormittagsstunden wird mit dem Kommando des Feldspital 2/14 besprochen, dass die Anstalt sich bis auf die Marschfähigen evaluiert. Im weiteren Laufe des Tages wird das Epidemiespital in JAROSLAWICE evaluiert, der Abschub von Infektionskranken nach OLEJOW bzw. ZBOROW geleitet. Auf Meldung der Krankenabschubstation in ZBOROW wird das Feldspital 2/14 angewiesen, über einen vernachlässigten Fall von Gasphlegmone http://de.wikipedia.org/wiki/Gasbrand  anher zu berichten.

16. JUNI 1916  Ein Befehl, welcher das Feldspital 2/14 in Marschbereitschaft setzt, wird vom Generalstabschef annulliert, andererseits aber das Spital der Korpstraingruppe 2 zugeteilt.

17. JUNI 1916  Das Feldspital 2/14 beschwert sich über den Etappenstationskommandanten, der ein unbelegtes Objekt aufbrechen und belegen liess. Der Krankenabschub geht anstandslos vor sich, heute werden 10 Fuhrwerke angefordert für 7 Liegende und etwa 80 Sitzende. HR 5 in BIALOGLOWY fragt sich an, wohin der Krankenabschub erfolgen soll und wird an das Feldspital 2/14 gewiesen.

1. JULI 1916  Ein Verzeichnis der Krankenschwestern des Feldspital 2/14 veranlasst den SanChef zur Anfrage, mit wessen Bewilligung dieselben aufgenommen wurden. Falls eine solche nicht vorliegt, ist dieselbe einzuholen. 

5. JULI 1916  Die beim Feldspital 2/14 Dienst leistenden Krankenpflegerinnen sind dem Spitale nicht offiziell zugeteilt; auch die Meldung des Spitales lässt diese Frage offen, es wird daher um Zustimmung der Armeeabteilung das Einschreiten gemacht.

8. JULI 1916  Sehr erfreulich ist, dass die Frage der Krankenpflegerinnen endlich durch ein Übereinkommen der Heeresleitung und der beiden Roten Kreuzvereine geregelt wird. Tagebuchschreiben ist zwar nicht Anhänger der Pflegerin im Felde. Die Aufgaben der Frau im Hinterlande sind so mannigfaltig, dass gewiss eine jede dort ihr Plätzchen findet und dem Staate dienen kann. Die Gefahren des Feldlebens soll der Mann allein tragen. Bedenken moralischer Natur wollen gar nicht angeführt werden.

13. JULI 1916  Die allmähliche Stabilisierung der Situation lässt es erwünscht erscheinen, dass Feldspital 2/14 in OLEJOW, dass mobile Reservespital 3/7 in BEREMOWCE zu etablieren; ersteres mit 300 Betten, letzteres mit 250. Beide nur für leichtkranke und leicht Verwundete.

14. JULI 1916  Es wird entschieden, dass die Armeeschwestern des Feldspital 2/14 dortselbst als berechtigt belassen werden.

17. JULI 1916  Das Kommando des Feldspitals 2/14 hat sich das Eintreffen des Laboratoriums derart ausgelegt, dass es sich dort etablieren soll. Die Verpackung und Verschiebung des Laboratoriums wird veranlasst. 

25. JULI 1916  Militärische Lage wieder unsicher, Feldspital 2/14 wird marschbereit gemacht.

28. JULI 1916  Die Situation wird für das Korps misslich. In den Mittagsstunden wird das Feldlaboratorium zum Feldspitale 2/14 gewieesn und demselben angegliedert, gleichzeitig angeordnet, dass das Feldspital 2/14 4 Blessiertenwägen, 1 Arzt, 1 Detachement zurücklassen soll in OLEJOW. 7 Uhr Nachmittag ergeht der Befehl, dass das Korps um 8 Uhr den Rückzug anzutreten habe. Der Korpsstab begibt sich auf den Tagesstandpunkt. Train und 2 Staffeln marschieren nach OLEJOW ab.

29. JULI 1916  Zur selben Zeit gelangt in das Herrenhaus OLEJOW die Infanterietruppendivision 14 und etabliert.

Erfahrungen vom Hilfsplatz eines Infanterieregiments  von Dr. August RICHTER http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=215

Die Divisions-Sanitäts-Anstalten im Felde von Regimentsarzt Dr. Emil SCHWARZKOPF http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=239

Chronologischer Überblick auf die sanitäre Ausgestaltung des Korps FMLt. Hofmann während der ersten 1,5 Jahre des gegenwärtigen Weltkrieges von Regimentsarzt Dr. Hermann RITTIGSTEIN http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=160&size=45

Einige vorläufige Bemerkungen über Verwendung, Etablierung und Ausstattung der Feldspitäler und improvisierten mobilen Reservespitäler des Korps FML. Hofmann von Stabsarzt Dr. Moritz FRIEDMANN http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=170


Olejów – Glashaus


Olejów – Blick auf das Försterhaus


Olejów – Schlosspark vor dem Försterhaus


Olejów–  im Schlosspark


Olejów – im Schlosspark


Olejów – Bau der Krankenbaracke im Schlosspark


OLEJOW: Krankenbaracke im Schlosspark


Olejów – Krankenbaracke im Schlosspark


Olejów – Eingang der Krankenbaracke


Olejów – Ankunft Verwundeter/Kranker im Feldspital

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil II [11]

Feldspital 2/14 in Olejów (Galizien; September 1915 bis Juli 1916) Teil II

Über die wechselnden Aufgaben, Tätigkeiten und Probleme, mit denen sich das Kommando des Feldspitals nun im Jahre 1916 konfrontiert sah, gewähren die Tagebucheintragungen des Sanitätschefs des 4. Korps Einblick:

Aus dem Tagebuch des Sanitätschefs des 4. Korps der k. u. k. 2. Armee

4. JÄNNER 1916

Armeekommando-Expositur KUDOBINCE wird dem 4. Korps die Kraftwagensanitätskolonne 15 aus 9 Auto bestehend zum Krankentransporte überlassen. Die Kolonne wird in OLEJOW untergebracht, dem Feldspital 2/14 angegliedert und für deren Verwendung Direktiven herausgegeben; die Autos verkehren von OLEJOW nach ZBOROW und nehmen auch von BERANOWCE Kranke mit. Ab ZALOSCE können sie für den schonenden Transport von Schwerkranken und Verwundeten in Anspruch genommen werden. Infektionskranke werden nicht befördert.

Am 3.1. in den Abendstunden trifft die Meldung ein, dass bei der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung Nr. 582 sechs Mann an Flecktyphus erkrankt sind. Feldspital 2/14 wird sofort mit der Assanierung von BIALOKIERNICA betraut, Lagerstroh zugewiesen, und die Divisionen zur Meidung des Ortes verhalten. Armeekommando benachrichtigt. Eine weitere Erkrankung kam bis heute nicht vor. 

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SANITÄTSAUTOKOLONNEN (10 Autos)

Bestimmung des Armeeoberkommandos

Die Sanitätsautokolonnen sind zum Transporte Kranker und Verwundeter bestimmte armeeunmittelbare Anstalten.

Jedes Sanitätsauto ist für die Aufnahme von 4 liegenden Verwundeten eingerichtet. Somit kann eine Sanitätsautokolonne40 solche Verwundete aufnehmen. Leichtverwundete können sitzend  nur auf dem Sitze neben dem Chauffeur und eventuell im Kommandanten- und Klein-Auto fortgebracht werden.

Fahrtgeschwindigkeit einer leeren San.Autokolonne ist höchstens 15 km, einer beladenen San.Aut.Kolonne höchstens 10 km in der Stunde auf guten Wegen.

Die San.Aut.Kolonnen werden mit fortlaufenden Nummern (arabischen Zahlen) bezeichnet.

Der Stand einer SanAutoKol ist der Beilage zu entnehmen. Die Sollbestände an Sanitäts- und Automaterial sind in den jeder Kol. beigegebenen Materialinventaren festgesetzt.

In militärdienstlicher Beziehung bildet jede San.Autokolonne eine selbständige Unterabteilung.

In sanitätsdienstlicher und automobilistischer Beziehung gelten die einschlägigen Spezialvorschriften.

Als Kommandant der SanAutoKol. fungiert der nach Charge und Rang höchste der eingeteilten Offiziere. Ihm kommen die Befugnisse eines detachierten Unterabteilungskommandanten gegenüber dem gesamten Personal der Kolonne zu.

Dem eingeteilten Automobiloffizier obliegt die Leitung des automobiltechnischen Dienstes und die Trainführung.

Dem eingeteilten Militärarzt obliegt die Leitung des gesamten Sanitätsdienstes und die Ausübung des ärztlichen Dienstes.

Die SanAutoKolonnen sind in ökonomisch-administrativer Beziehung als „Transport“ anzusehen.

Zum Thema Kraftfahrzeuge im Dienste der k. u. k. Armee sehen sie bitte:  http://www.oevg.at/aktuell/veranstaltungen/2014/wk1/nachlese/schimon.pdf

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6. JÄNNER 1916

Armeekommando in KUDOBINCE frägt an, wo ihre russische Gefangenen-Arbeiter-Abteilung baden kann. Hierzu wird Feldspital 2/14 in OLEJOW angewiesen.

Letzteres Spital hat eine 2. Fahrküche gebeten für den Desinfektionsbetrieb, jedoch – da keine vorhanden ist – muss die Bitte abgewiesen werden.

8. JÄNNER 1916

Für die badende Mannschaft der Divisionsbäckerei 14 werden 330 Garnituren Wäsche nach OLEJOW dem Feldspital 2/14 zugeschoben.

9. JÄNNER 1916

Feldspital 2/14 bittet um die Zuweisung eines Dampfdesinfektors sowie um Kochkesseln. Der improvisierte Desinfektor funktioniert nicht mit der erwünschten Präzision, auch sind an die Anstalt zahlreiche Formationen zum Baden und Entlausen gewiesen, so dass die Bitte dem Armeekommando vorgelegt wird.

Das Feldspital 2/14 meldet die erfolgte Entlausung der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung in BIALOKIERNICA.

21. JÄNNER 1916

Eine Badeordnung des Feldspital 2/14 wird von der Anstalt vorgelegt.

Gleichzeitig bittet dieses Spital um einen Dampfdesinfektor, da der eigene improvisierte unverlässlich arbeitet, andererseits auch darin Wäsche verbrannt ist. Es wird eine Bitte weitergeleitet an die Salubritätskommission.

1. FEBRUAR 1916

Das Feldspital 2/14 meldet, dass den badenden Truppen die ungewaschene Wäsche zurückgegeben werden muss, da sie sich weigern, gewaschene, jedoch mit Nissen gefüllte Wäsche zu übernehmen. Diese Nissen sind aber nicht lebensfähig, wenn die Wäsche rationell desinfiziert würde.

8. FEBRUAR 1916

Im Feldspital 2/14 ist infolge des erhöhten Betriebes speziell im Abenddunkel die Notwendigkeit aufgetaucht, für ausgiebige Beleuchtung des Schlossgartens zu sorgen und wird zu diesem Zwecke vom Armee-Etappen-Kommando die Zuweisung einer Viktorinlampe erbeten. Gleichzeitig bittet das Spitalskommando um Feuerlöschbomben.

15. Februar 1916

Im zivile häufen sich die Fälle von Infektionskrankheiten, insbesondere erscheint BIALOGLOWY ein Typhus-Nest zu bilden. Der SanChef begibt sich daher in diese Ortschaft und gelangt zur Überzeugung, dass die Epidemie, nachdem sie einen beschränkten Teil  des Ortes befallen hat, leicht einzudämmen sein wird und um dies ohne Überlastung des diensthabenden Arztes durchführen zu können, veranlasst er, dass die Verpflegsstaffeln der 14.ITD [Infanterietruppendivision] zum Feldspital 2/14 mit der Marodenvisite gewiesen werden.

Feldspital 2/14 bittet um Steinkohle für die Beheizung ihrer Desinfektoren. Steinkohle dürfte nicht in erwünschter Menge verfügbar sein, daher werden noch diesbezüglich Erhebungen gepflogen.

16. FEBRUAR 1916

Feldspital 2/14 meldet Entlausung der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung 582, deren periodische Durchführung vom Korps-SanChef schon vor längerer Zeit angeordnet wurde.

17. FEBRUAR 1916

SanChef des 2. Armee-Etappen-Kommandos (Oberstarzt FRÜHAUF) teilt telephonisch mit, dass er die Verlegung der Labestation von ZBOROW nach OLEJOW plant, sobald die Feldbahn fertig gestellt ist

18. FEBRUAR 1916

Feldspital 2/14 bittet 500 kg Kalk, die demselben von der Fassungsstelle in ZBOROW angewiesen werden, weiters um die Erlaubnis, den Tagesbedarf 150 kg an Kohle zum Betriebe seines Dampfdesinfektors bei der Dampfwäscherei in OLEJOW decken zu dürfen, bewilligt.

22. FEBRUAR 1916

Regimentsarzt Budzynski, Kommandant des Feldspital 2/14 berichtet mündlich, dass sein Spital durch Bau von 3 neuen Baracken erweitert werde; die eine Baracke ist bereits fertig gestellt und hat einen Belagraum von 105 Betten, die 2te und 3te noch in Bau befindliche wird vorläufig nicht belegt, doch bittet  Budzynski, dass diese beiden Baracken für die wärmere Jahreszeit für Spitalszwecke reserviert und nicht bis dahin als Ubikation [Unterkunft] für Truppen und Trains verwendet werde. Gesamt Belegraum des Spitales 2/14 404 Betten; weiters bittet er um Bewilligung, dass er anlässlich der Umorganisierung seiner ärarischen [staatlichen] Fuhrwerke (Feldspitalpackwagen., Provisorischer vierspänniger Deckelwagen) auf landesübliche Fuhrwerke, diese letzteren, die in schlechtem Zustand sind, in eigener Regie nach eigenem Modell umbauen dürfe; er benötige also für 23 Fuhrwerke Räder und Achsen; beklagt sich über Unzukömmlichkeiten von Seite des Korpstrainkommandos, das ihm ohne jeden höheren Befehl seine Trainmannschaft gegen Zivilkutscher umtauschen will.

5. MÄRZ 1916

Feldspital 2/14  bittet wiederum 20kg Krätzesalbe, die ihm vom Reservespital 5/3 zugewiesen werden.

10. MÄRZ 1916

Feldspital 2/14 fragt, ob das Verbot Nr.206 betreffs Holzschlagens im Walde von OLEJOW auch für Spital gilt; es wird entschieden, dass Knüppelholz  und zu technischen Zwecken unbrauchbares Langholz geschlagen werden kann.

17. MÄRZ 1915

Das Reservesspital 5/3 und Feldspital 2/14 fassen Schutzmittel gegen Geschlechtskrankheiten.

21. MÄRZ 1916

Der Krankenabschub mit Feldbahn noch nicht durchführbar; vor allem ist die Baracke, die für die Aufnahme der Kranken in ZALOSCE zu errichten ist, noch nicht fertig gestellt; weiters fassen die Krankenabschubfeldbahnwagen (8 Wagen sind bestimmt hiefür) nur 60 Kranke und Verwundete, während die durchschnittliche Anzahl der abzuschiebenden Kranken 100 übersteigt.; die Hilfs- und Labestation OLEJOW wird nach Meldung des Feldbahnkommandanten erst in ungefähr 14 Tagen fertig gestellt;

Der Abschub der Kranken mit den SanAutos in OLEJOW ist seit einigen Tagen eingestellt infolge der Unwegsamkeit der Strassen; Abschub der Kranken erfolgt daher mit Fuhrwerken der SanAnstalten, da die ITD [Infanterietruppendivision] keine leeren Staffel beistellen können.

22. MÄRZ 1916

Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung 582 meldet Entlausung bei Feldspital 2/14.

Plan Olejow und nähere Umgebung–>PDF

Strecke der Pferdefeldbahn von ZALOSCE über OLEJOW nach ZBOROW–>PDF

Die Kriegsseuchenbekämpfung in unserer Armee von Stabsarzt Dr. Maximilian RICHTERhttp://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=8&size=45

Zur Frage der Vorbeugung der venerischen Erkrankungen in der Armee v. Dr. Franz v. KRZYSTALOWICZ http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=51&size=45

Über die Arbeitsweise eines bakteriologischen Feldlaboratoriums bei der Seuchenbekämpfung von Oberarzt Dr. Alexander BELAKhttp://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=193

Das rasche militärärztliche Verfahren gegenüber einer beginnenden Epidemie im Felde von Assistenzarzt Dr. L. BERETVAS 

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=195


OLEJOW – Kraftwagensanitätskolonne 15 vor dem Herrenhaus


Zweispännige Feldküche des Feldspitals 2/14


Feldküche des Feldspitals 2/14;


OLEJOW – Divisionsbäckerei 14


OLEJOW- Fahrbarer Dampfdesinfektionsapparat des Feldspitals 2/14


OLEJOW – Wagenreparatur im Schlosspark


OLEJOW – Beschlagschmiede bei der Arbeit


„Krankenabschubfeldbahnwagen“;


„Krankenabschubfeldbahnwagen“


OLEJOW – Pferdefeldbahnwagen


Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge

Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil I [10]

Feldspital 2/14 in OLEJÓW (Galizien) Teil I

Die längste Stationierung des Feldspitals 2/14 an einem Ort fand im Nordosten Galiziens, in OLEJÓW, statt. http://pl.wikipedia.org/wiki/Olej%C3%B3w

Sie dauerte von September 1915 bis Juli 1916.

Hier bezog das Feldspital zunächst mehrere private Gebäude im Ort, bis es schließlich das für die Zwecke eines Spitals besser geeignete Herrenhaus des Grafen WODZICKI, dem Besitzer der Herrschaft OLEJÓW und BIAŁOGŁOWY im ZŁOCZÓWERer Kreis in Galizien, zusätzlich beziehen konnte.

http://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Wodzicki,_die_Grafen,_Genealogie
http://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsgliederung_Galiziens

 Umgebung von Olejow (zum Vergrößern anklicken) Umgebung von Olejow (zum Vergrößern anklicken)

Um das „Schloss“,  im angrenzenden Schlosspark und im Bereich des Gutshofes entstand ein ganz in sich abgeschlossener Spitalsbereich.

Über die wechselnden Aufgaben, Tätigkeiten und Probleme, mit denen sich das Kommando des Feldspitals konfrontiert sah, gewähren die Tagebucheintragungen des Sanitätschefs des 4. Korps interessante Einblicke:

Aus dem Tagebuch des Sanitätschefs des 4. Korps der k. u. k. 2. Armee

25. September 1915

Heftige Kämpfe um Novo-Aleksienie, um dessen Besitz abwechselnd gekämpft wird.

Die Vormittagsstunden benützt der SanChef zur Besichtigung der Ortschaften, welche als Sammelort der Marschbataillone dienen werden. Pflegliche Rücksprache mit dem Brigadekommando und besichtigt hernach das Feldspital 2/14 in OLEJOW, wohin auch die Kranken abzugeben sein werden.

30. September 1915

Keine Veränderung in der militärischen Lage. In den Morgenstunden trifft der Sanitätsreferent des R OAK ein und besichtigt unter anderem das Feldspital  2/14 in OLEJOW. Mit Rücksicht auf die Stabilisierung der militärischen Lage empfiehlt er die Aufstellung eines Feldspitals als Rekonvaleszentenheim im Raume des 4. Korps.

1.Oktober 1915

In der militärischen Lage ist keine Veränderung eingetreten. In den Morgenstunden begibt sich der Sanchef nach OLEJOW, besichtigt Feldspital 2/14, ferners die Ortschaft TROSCIANIEC, woselbst die Etablierung des Feldspital 3/9 geplant wird. Es wird angenommen, dass die Serethlinie [Linker Nebenfluß des Dnjestr in Galizien, entspringt in Podhorce] als Winterstellung bezogen werde, daher der Krankenabschub auf ein Minimum reduziert werden soll. Auf Grund des Augenscheines wird denn beschlossen, das Feldspital 3/9 in TROSCIANIEC als Rekonvaleszentenheim zu errichten.

19.Oktober 1915

Da für die Erweiterung des Feldspitals 2/14 in OLEJOW nur das Herrenhaus in Betracht kommt, wird auf Bitte des Kommandanten beim Armeekommando ersucht, die einquartierten Reservetelegrafenabteilungen dort auszuquartieren.

27. Oktober 1915

Die Offensive der Russen ist abgeflaut. Nach Rücksprache mit dem Armeesanitätschef begibt sich der Sanchef nach TROSCIANIEC und OLEJOW, um für das Epidemiespital einen geeigneten Ort ausfindig zu machen. Wegen Überlastung dieser Orte wird auch JAROSLAWICE besichtigt, woselbst ein tadelloses Herrenhaus verfügbar ist. Demgemäss wird auch ein telefonischer Bericht erstattet.

3. November 1915

Es wird die Etablierung der Brigadesanitätsanstalt 128 als Epidemiespital in JAROSLAWICE allen unterstehenden Kommanden bekannt gegeben, wobei hingewiesen wird, dass in OLEJOW eine Sichtung, Labung, ja selber Aufnahme von erschöpften Infektiösen vorgenommen wird. Die Transporte haben noch bei Tag die Spitäler zu erreichen.

12. November 1915

Für das Feldspital 2/14 werden 2 Rollen Dachpappe erwirkt. Es könnte wohl die Anführung dieses Vorfalles ganz ruhig entfallen; doch verdient es erwähnt zu werden, da es einen wahren Kampf kostete, bei dem Materialmangel diese „Menge“ von Dachpappe zu erhalten.

In den Spitälern der Korpsbereiche waren 782 Mann:


Der Belag der Spitäler ist annähernd folgender:

Reservespital 5/3 in ZALOSCE NOWE (Kloster, Sokolgebäude): 160 Betten

Feldspital 3/9 in TROSCIANIEC (Bauernhäuser) 310 Betten

Feldspital 2/14 in OLEJOW (Herrenhaus und Ortsobjekte) 300 Betten

Reservespital 3/7 (geplant in BEREMOWCE) 250 Betten

Brigadespital 128 als Epidemiespital im Herrenhaus JAROSLAWICE 70 Betten

Gesamt 1090 Betten

14. November 1915

Über Auftrag des Generalstabschef wird OLEJOW besichtigt, um zu erwägen, ob das Herrenhaus daselbst evakuiert und vom 4. Korpskommando bezogen werden könnte. Gleichzeitig wird BEREMOWCE, HANILOWA und LOPUSZANY recognosziert. Da dem Korpskommando vom Armeekommando angedeutet wird ZALOSCE nicht zu verlassen, entfällt momentan die Notwendigkeit, OLEJOW zu evaluieren, doch wird für alle Fälle BEREMOWCE, das deutschen Truppen gehört, vom Armeekommando für das 4. Korpskommando gebeten, um das mobile Reservespital 3/7 daselbst zu etablieren. Gleichzeitig wird der Krankenabschub nach OLEJOW eingestellt.

17. November 1915

Eine unerquickliche Sache drängt sich in den Vordergrund. Die forcierte Tendenz, Kranke im Korpsbereiche zurückzuhalten, führt zur Stauung in den Spitälern, für deren Erweiterung wegen den vorangehenden Bedürfnissen der Truppe keine Arbeitskräfte, aber auch keine Bretter zur Verfügung stehen. Auch die Verlegung des mobilen Reservespitals 3/7 geschah in der Voraussetzung, dass ein Ausbau der nötigen Unterkünfte stattfinden werde. Doch können nicht einmal 250 Bretter der Anstalt überwiesen werden, trotz mehrfacher Bitten an den Sanchef. Es erübrigt daher, nur durch eine Eingabe an das Armeekommando um den Zuschub von Brettern bittlich zu werden, wobei gleichzeitig für das Feldspital 3/9 720 Bretter und 16 Fenster und für das Feldspital 2/14 4000 Bretter und 20 Fenster zum Baue von Baracken angefordert werden.

30. November 1915

Feldspital 2/14 bittet um Zuweisung des Schulgebäudes in OLEJOW; dies wird jedoch nicht freigegeben, da die Erweiterung des Spitales in Aussicht genommen ist (durch Barackenbau).

10.Dezember 1915

Sanchef besichtigt die Spitäler in OLEJOW, BEREMOWCE und JAROSLAWICE. Es stellt sich hiebei heraus, dass der Abschube über ZBOROW nur stockend vor sich geht.

12. Dezember 1915

Beim Feldspital 3/9, woselbst 3 Fahrküchen vorhanden sind, wird angefragt, ob eine solche für Feldspital 2/14 entbehrlich wäre. Dies ist aber nicht der Fall. 

23.Dezember 1915

Feldspital 2/14 bittet um Zuweisung eines landesüblichen Fuhrwerkes, um seine selbst errichtete Bade- und Desinfektionsanstalt fortbringen zu können. Wird an das Armeekommando weitergeleitet.

28.Dezember 1915

Im Verfolge der einschlägigen Armeekommandoverordnung wird beim Feldspital 2/14 veranlasst, dass die Kriegsgefangenenarbeiterabteilung gründlich durchgebadet und entlaust werden.

29.Dezember 1915

Über Ersuchen der Krankenabschubstation in ZBOROW wird Feldspital 2/14 in OLEJOW angewiesen, Krankentransporte rechtzeitig zu avisieren; das Gruppenkommando 2/Sch wird in OLEJOW beim Feldspital 2/14 entlaust.

Über Entlausung und Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten in der k. u. k. Armee lesen sie bitte:
Die Entlausung der Korpstruppen von Dr. Eugen ECKERT

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=191

Über die Vernichtung der Kleiderlaus von
Manfred RAGG http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=92

Eine neue Improvisation eines Dampfdesinfektionsapparates für die Truppen im Felde von
Viktor K. RUSS http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=175&size=45


Blick vom griechisch-katholischen Friedhof auf OLEJÓW


Blick vom griechisch-katholischen Friedhof


Blick auf die griechisch-katholische Kirche in OLEJÓW


abmarschbereite Sanitätskolonne auf der Straße –vom Herrenhaus kommend


griechisch-katholische
Kirche – gegenüber lagen Gutshof und Herrenhaus des Grafen Wodzicki


Herrenhaus Rückseite


Herrenhaus Rückseite

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge

Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Die Einsatzorte („Etablierungen“) des Feldspitals Nr. 2/14 bzw. Nr. 1402 während des Weltkrieges 1914 – 1918 [9]

Die Einsatzorte („Etablierungen“) des Feldspitals Nr. 2/14  bzw. Nr. 1402 während des Weltkrieges 1914 – 1918 

Die Nummerierung der Feldspitäler wurde in Bruchform angegeben. Die Nummer des Korps, dem das Feldspital angehörte, stand im Nenner, die fortlaufende Nummer des Spitals im Zähler. (Feldspital 2/14 = zweites Feldspital des XIV. Korps).

Mit der Zusammenlegung bzw. Auflösung der Korpssanitätsanstalten bekamen die Feldspitäler ab Februar 1917 eine neue Nummerierung. Die Korpsnummer wurde vor die Spitalnummer gesetzt, der Schrägstrich fiel weg. Die neuen Spitalnummern bestanden aus drei- und vierstelligen Zahlen.

Feldspital Nr. 1402= 2. Feldspital des XIV. Korps (Quelle: Johann TERTSCHEK: Katalog der mobilen Feldsanitätsanstalten 1914-1, Feldspitäler 1914-1917, mobile Reservespitäler 1914-17, Feldmarodenhäuser 1914-1917, Feldspitäler 1917-1918, mobile Krankenhaltestationen 1914-1918. Zweite Aufl. Wien 2012).

Das Feldspital 2/14, das in Linz im Zuge der Mobilisierung im August 1914 aufgestellt worden war, wurde während des Krieges 1914 – 1918 an folgenden Orten stationiert (chronologisch geordnet):

1914:

ŁAŃCUT http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%81a%C5%84cut (in Galizien http://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsgliederung_Galiziens  ; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

TARNOBRZEG http://de.wikipedia.org/wiki/Tarnobrzeg (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

PIOTRKOWICE (in Russisch Polen  http://de.wikipedia.org/wiki/Weichselland, 11 Kilometer östlich von Kazimierza Wielka und 72 Kilometer südlich von Kielce; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

1915:

KAZIMIERZA WIELKA http://de.wikipedia.org/wiki/Kazimierza_Wielka(in Russisch Polen; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

LISKO http://de.wikipedia.org/wiki/Lesko(in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

GRÓDEK http://de.wikipedia.org/wiki/Horodok_(Lwiw) (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

BÓBRKAhttp://en.wikipedia.org/wiki/Bibrka (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

ZAŁOŚCE  http://www.olejow.pl/www/mapa-rad.jpg (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

1916

OLEJÓW http://www.olejow.pl/www/mapa-rad.jpg(in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

CHILCZYCE bei Złoczów http://en.wikipedia.org/wiki/Zolochiv (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

1917

CHILCZYCE (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

CORMONS http://de.wikipedia.org/wiki/Corm%C3%B2ns  (in Küstenland http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisches_K%C3%BCstenland  ; im Bereich der Isonzoarmee; Kommandant: Regimentsarzt Johann KUBAL)

1918

CORMONS (in Küstenland; im Bereich der Isonzoarmee)

ARTEGNA http://de.wikipedia.org/wiki/Artegna  (in Friaul; im Bereich der 6. Armee, 22. Korps)

„Plan Galizien“ –>PDF – Karte von Galizien mit den 10. Einsatzorten des Feldspitals 2/14 am russischen Kriegsschauplatz 1914-1917

Der Aufstellungsort eines Feldspitals wurde durch Aufschriften an den Gebäuden und Ausstecken einer weißen Fahne mit dem roten Kreuz, bei Nacht durch Laternen mit dem roten Kreuz, gekennzeichnet. Die etablierten Feldspitäler sollten möglichst rasch abgelöst werden, damit sie ihren Korps zur neuerlichen Verwendung nachrücken konnten.

Der Rückzug eines Feldspitals erfolgte in der Regel auf Befehl des Korpskommandos, in dringenden Fällen durch den Spitalskommandanten. Die nicht Transportierbaren blieben dann unter dem Schutz der Genfer Konvention mit einem Arzt, dem nötigen Pflegepersonal und Sanitätsmaterial zurück, die Fahnen mit dem roten Kreuz blieben gehisst (Quelle: Johann TERTSCHEK: Katalog der mobilen Feldsanitätsanstalten 1914-1,Feldspitäler 1914-1917, mobile Reservespitäler 1914-17, Feldmarodenhäuser 1914-1917, Feldspitäler 1917-1918, mobile Krankenhaltestationen 1914-1918. Zweite Aufl. Wien 2012).


„Etablierung“ des Feldspitals 2/14 in einem Schloss?


Schloss des Grafen Potocki in Łańcut – hier befand sich im Oktober 1914 ein Spital des „Deutschen Ritterordens“
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&size=45&page=195;


Feldspital 2/14 im Kloster in Łańcut ;


„Blessiertenwagenstaffel“ des Feldspitals 2/14 – sie übernahm den Transport
von den Verbandsplätzen in das Feldspital und zu den Krankeneinrichtungen der
Eisenbahnstationen;


Zweispännige Feldküche des Feldspitals 2/14 ;


Zweispänniger Blessiertenwagen des Feldspitals 2/14


Transportkolonne des Feldspitals Nr. 2/14  

 

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“: Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Weichselflottille [8]

Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Weichselflottille

 Auch schiffbare Flüsse wurden für den Transport der Verwundeten ins Hinterland genutzt.

In Galizien –>http://de.wikipedia.org/wiki/Galizien kamen dafür nur die Weichsel und einige Nebenflüsse in Frage.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte man in der k. u. k. Armee den Wert der Weichsel als Nachschubweg für das Militär erkannt.

 1911 war in einem vom Kriegsministerium in Wien herausgegebenen Dienstbuch  „ Die Weichsel als Transportlinie“ festgelegt worden, dass im Mobilisierungsfall alle Fahrzeuge der Weichsel und ihrer Nebenflüsse (San, Wislok, Dunajec, Raba und Sola), nämlich 6 Dampfer, etwa 300 Galeeren (Plätten) und ca. 600 kleine Fahrzeuge (Kähne, Boote, Zillen) zu sammeln und in den Dienst der Transportlinie zu stellen waren.

 Tatsächlich hat von den sechs großen Dampfern 1914 überhaupt nur einer an Kampfhandlungen teilgenommen und wurde dabei von russischer Artillerie „total zerschossen“. Die übrigen fünf Dampfer wurden von der eigenen Besatzung selbst versenkt, um den vordringenden Russen nicht in die Hände zu fallen. Sie wurden später wieder von der k. u. k. Armee in Stand gesetzt und ab 1915 dann nur mehr für den Transportdienst eingesetzt.

 Für den Gütertransport wurden hauptsächlich auf der Weichsel die so genannten Galeeren, besonders flache Kähne offener Bauart, die mit Hilfssegel versehen werden konnten, verwendet. Stromauf wurden diese Galeeren von Schleppschiffen gezogen oder von Pferden getreidelt.

 Eines dieser Schleppschiffe war die „SMS GOPLANA“, die 1912 in Dienst gestellt worden war,  sich vor Kriegsbeginn in Privatbesitz befand und vor dem Krieg für den Waren- und Personenverkehr eingesetzt worden war. (Quelle: WINKLER: Die k. u. k. Weichselflottille IN: Marine –gestern, heute, 2.Jg., 2. Heft, 1975, S. 21-22; und KUGLER, Randolf: Die k. u. k. Weichselflottille – Ergänzung IN: Marine –gestern, heute, 2.Jg., 4. Heft, 1975, S. 59-60)

 Auf diesem Schiff diente 1914 der in Wien geborene Philosoph Ludwig Wittgenstein –>http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Wittgenstein, der sich am 7.8.1914 als Freiwilliger zur k. u. k. Armee meldete und dem  2. Festungsartillerieregiment (FsAR2) in Krakau zugeteilt wurde.

„ Einen Tag später verließ er Wien und kam am 9.8.1914 in Krakau an, das nur wenige Kilometer südlich der russisch-österreichischen Grenze lag. Ca. 25 km östlich von Krakau erreichte die Grenze die Weichsel, die etwa 180 km lang bis Sandomierz an der Mündung der San in die Weichsel die Grenze bildete. Wittgenstein wurde am 13.8.1914 der Goplana zugeteilt, die ständig auf der Weichsel, dem Grenzfluss patrouillierte. Hier bediente er einen Scheinwerfer. Am 17.8.1914 überquerte das Schiff die russische Grenze. Dann fuhr es wieder zurück. Am 14.9. 1914 fuhr es in den Dunajec, einen Nebenfluss der Weichsel östlich von Krakau, wo es am 21.9. 1914 wieder ankam.“ (Wilhelm BRAUN: Ludwig Wittgensteins »Geheime Tagebücher«. Neue Quellen zur Weltanschauung des großen Philosophen. Innsbruck 1984). –> http://wk1.staatsarchiv.at/kriegseuphorie/ludwig-wittgenstein/

 Von 1915 an wurden die Schiffe der Weichselflottille ausschließlich nur mehr für den Transport von militärischen und zivilen Gütern verwendet, aber auch für den Abtransport der Verwundeten ins Hinterland während des Vormarsches der österreichisch-ungarischen Truppen nach der Schlacht bei Gorlice-Tarnow im Mai 1915.  –>http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gorlice-Tarn%C3%B3w

 Um die 15.000 Verwundete und Kranke wurden so in diesem Jahr mit Galeeren auf der Weichsel ins Hinterland transportiert.

Siehe dazu den Artikel von Flottillenarzt, Oberarzt in der Reserve, Dr. Friedrich FISCHL –>http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=143&size=45

Reinhard Mundschuetz


Krakau – SMS GOPLANA – 50 PS und 0,75 cm Tiefgang


Krakau – SMS GOPLANA und zwei weitere Schiffe der Weichselflottille vor dem Wawel


Krakau – Wawel


Krakau Oberarzt Dr. Marian MARESCH? vor dem Wawel


Krakau – SMS GOPLANA

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„1. Weltkrieg & Medizin“: Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Eisenbahn [7]

Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Eisenbahn

Für den Verwundetentransport ins Hinterland wurden Krankenabschubstationen bei Eisenbahnstationen eingerichtet. Hierher wurden die Verwundeten und Erkrankten von mit Pferden bespannten Krankenwagen (später mit Sanitätsautos) gebracht. Sanitätszüge brachten sie dann ins Landesinnere.

Da die Kapazitäten der eingerichteten Sanitätszüge während des Krieges nicht ausreichten, mussten sich die Verwundeten und Kranken auch mit einfacheren Modellen begnügen: Züge, die eigentlich für 120 bis 130 Personen vorgesehen waren, wurden so auch mit mehreren Hunderten Kranken und Verwundeten belegt. Oft fanden jedoch die Transporte mit Güterwagons statt, in denen zuvor Soldaten und Militärgüter in die Etappenräume der Front transportiert worden waren.

Einen Überblick über die verschiedenen Arten von Sanitätszügen bietet die Aufstellung von Victor Röll in der  Enzyklopädie des Eisenbahnwesens (Band 8. Berlin, Wien 1917, S. 304-306).

In Österreich-Ungarn sind nach den Bestimmungen der Vorschrift für Sanitätszüge des k. u. k. Heeres 2 Arten von Zügen in Betracht gezogen und zwar:

A. Spitalszüge für Schwerkranke und Schwerverwundete, die während des Transports eine spitalsmäßige Behandlung erfordern;

B. Krankenzüge für Leichtkranke, die für einen kürzeren Turnusverkehr bestimmt sind.

Die ersteren bestehen aus 26 Wagen, befördern nur Liegende. Die letzteren umfassen 25 2achsige Wagen und sind für 300 Sitzende und 64 Liegende eingerichtet.

Diese Züge werden erst im Kriegsfall aufgestellt. Die für Sanitätszwecke erforderlichen Herstellungen zerfallen in vorbereitende Adaptierungen und in definitive Einrichtungen.

Außer diesen angeführten Sanitätszügen sind im Kriegsjahr 1914/15 noch aufgestellt worden:

1. Staatsbahnkrankenzüge, bei denen als Krankenwagen Personenwagen III. Kl. der Wiener Stadtbahn eingereiht und derart ausgestattet sind, daß für 72 Liegende (auf eingeschobenen Feldtragen) und 225 Sitzende Platz geschaffen ist. Das Einladen der Kranken erfolgt durch 2 Fensteröffnungen in den Seitenwänden, die durch eine Klappe geschlossen werden.

2. Infektionskrankenzüge. Diese Züge sind auch als unauflösbare Garnituren gebildet, haben eine verschiedenartige Zusammensetzung und dienen nur für die Beförderung von Infektionskranken. Man unterscheidet solche mit 48, 50 und 52 Achsen, die je nach der Wahl der Wagen einen Belagraum von 90–128 für Liegende und einen solchen von 60–330 für Sitzende aufweisen.

Außer den sonst erforderlichen Ausrüstungsgegenständen sind diesen Zügen noch eine entsprechende Anzahl von Leibstühlen, Leibschüsseln, Gefäßen mit Karbollösung und Kalkmilch sowie Waschvorrichtungen beigegeben.

Im Jahre 1916 wurde von Seite der freiwilligen Sanitätspflege als Ergebnis einer eigenen Aktion eine ganz besondere Formation eines Infektionszuges der k. u. k. Heeresverwaltung übergeben.

Dieser Zug hat außer den 15 Krankenwagen und den notwendigen Hilfswagen für die Verpflegung und Behandlung der Kranken noch einen Bade- und Desinfektionswagen, einen Maschinenwagen für Eis- und Trinkwasserbereitung, einen Wäschereiwagen, einen Büglereiwagen und einen Wagen, in dem alle menschlichen Ausscheidungen, Verbandmaterial u.s.w. in einem eigenen Ofen verbrannt und unschädlich gemacht werden. Der Zug kann 120 Kranke auf eigenen Bettlagerungsapparaten, deren Bauart von genannter hoher Seite erdacht ist, befördern.

3. Schlafwagensanitätszüge. Diese Züge sind aus vorhandenen Speise- und Schlafwagen der Internationalen Schlafwagengesellschaft nach 2 Arten, und zwar: 2 Dienstwagen, 3 Speise- und 5 Schlafwagen oder 2 Dienstwagen und 8 Speisewagen nach entsprechender Umgestaltung für 120 Liegende zusammengesetzt.

4. Stiftungszüge. Die auf Kosten des Malteserritter-Ordens eingerichteten Sanitätszüge sind nach 2 Arten zusammengestellt. Bei der einen Zusammenstellung finden 100 Liegende und 125 Sitzende, bei der andern nur 150 Liegende Platz. Die Wagen für die liegenden Kranken sind bereits im Frieden hierfür ausersehen und bereitgehalten (Sanitätswagen mit Dachaufsätzen), wogegen für Sitzende Personenwagen verwendet werden. Bei einigen dieser Züge sind auch Operationswagen eingestellt.

Als weitere Stiftungszüge sind zu nennen:

  Liegende Sitzende 
Spitalszug Kasselik                                 160   
Spitalszug Fürst Schwarzenberg   100 75
Spitalszug Anglobank                             70 200
Sanitätszug Steirer Rotes Kreuz                 80 275
Permanter Krankenzug Clary         67 300
Spitalszug Augusta                       80 400
Sanitätszug österreichisches Rotes Kreuz    240  
Sanitätszug ungarisches Rotes Kreuz   100  
Sanitätszug Graf Karoly               100 70
Sanitätszug Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft   110  

Ferner sind Formationen geschaffen worden, die eine Art Sanitätszug darstellen und diesen zuzuzählen sind, und zwar:

1. Fahrbare Verköstigungsstationen;

2. Sanitätsrüstwagen;

3. mobile Labezüge;


Verwundete warten auf den Abtransport ins Hinterland


Verwundete werden in Güterwagons „verladen“

Zum „Zita-Spitalszug“ lesen Sie bitte:http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rpt&datum=19151006&seite=7&zoom=33

Zum Transport der Verwundeten und Kranken in Sanitätszügen:

Einige Spitalszugerfahrungen von Alfred NEUMANN (geboren am 16. Mai 1888 in Belgrad, war Regimentsarzt Dr. Alfred Neumann vom Beginn der Mobilisierung im August 1914 bis Mai 1915 Kommandant des Spitalszuges Nr. 27)http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=151 

Einige Bemerkungen über Verwundeten- und Krankentransport in den Spitalszügen von Zdzislaus TOMASZEWSKI http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=91&size=45

Als weitere Stiftungszüge sind zu nennen:

Sanitätszug Wiener Freiwillige Rettungs- Gesellschaft: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985543

Spitalszug Fürst Schwarzenberg: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985557

Sanitätszug österreichisches Rotes Kreuz: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985541

mobile Labezüge:  http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985574

Sanitätsrüstwagen: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985565

Fahrbare Verköstigungsstationen: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985565

Reinhard Mundschütz

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