„1. Weltkrieg & Medizin“: Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Weichselflottille [8]

Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Weichselflottille

 Auch schiffbare Flüsse wurden für den Transport der Verwundeten ins Hinterland genutzt.

In Galizien –>http://de.wikipedia.org/wiki/Galizien kamen dafür nur die Weichsel und einige Nebenflüsse in Frage.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte man in der k. u. k. Armee den Wert der Weichsel als Nachschubweg für das Militär erkannt.

 1911 war in einem vom Kriegsministerium in Wien herausgegebenen Dienstbuch  „ Die Weichsel als Transportlinie“ festgelegt worden, dass im Mobilisierungsfall alle Fahrzeuge der Weichsel und ihrer Nebenflüsse (San, Wislok, Dunajec, Raba und Sola), nämlich 6 Dampfer, etwa 300 Galeeren (Plätten) und ca. 600 kleine Fahrzeuge (Kähne, Boote, Zillen) zu sammeln und in den Dienst der Transportlinie zu stellen waren.

 Tatsächlich hat von den sechs großen Dampfern 1914 überhaupt nur einer an Kampfhandlungen teilgenommen und wurde dabei von russischer Artillerie „total zerschossen“. Die übrigen fünf Dampfer wurden von der eigenen Besatzung selbst versenkt, um den vordringenden Russen nicht in die Hände zu fallen. Sie wurden später wieder von der k. u. k. Armee in Stand gesetzt und ab 1915 dann nur mehr für den Transportdienst eingesetzt.

 Für den Gütertransport wurden hauptsächlich auf der Weichsel die so genannten Galeeren, besonders flache Kähne offener Bauart, die mit Hilfssegel versehen werden konnten, verwendet. Stromauf wurden diese Galeeren von Schleppschiffen gezogen oder von Pferden getreidelt.

 Eines dieser Schleppschiffe war die „SMS GOPLANA“, die 1912 in Dienst gestellt worden war,  sich vor Kriegsbeginn in Privatbesitz befand und vor dem Krieg für den Waren- und Personenverkehr eingesetzt worden war. (Quelle: WINKLER: Die k. u. k. Weichselflottille IN: Marine –gestern, heute, 2.Jg., 2. Heft, 1975, S. 21-22; und KUGLER, Randolf: Die k. u. k. Weichselflottille – Ergänzung IN: Marine –gestern, heute, 2.Jg., 4. Heft, 1975, S. 59-60)

 Auf diesem Schiff diente 1914 der in Wien geborene Philosoph Ludwig Wittgenstein –>http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Wittgenstein, der sich am 7.8.1914 als Freiwilliger zur k. u. k. Armee meldete und dem  2. Festungsartillerieregiment (FsAR2) in Krakau zugeteilt wurde.

„ Einen Tag später verließ er Wien und kam am 9.8.1914 in Krakau an, das nur wenige Kilometer südlich der russisch-österreichischen Grenze lag. Ca. 25 km östlich von Krakau erreichte die Grenze die Weichsel, die etwa 180 km lang bis Sandomierz an der Mündung der San in die Weichsel die Grenze bildete. Wittgenstein wurde am 13.8.1914 der Goplana zugeteilt, die ständig auf der Weichsel, dem Grenzfluss patrouillierte. Hier bediente er einen Scheinwerfer. Am 17.8.1914 überquerte das Schiff die russische Grenze. Dann fuhr es wieder zurück. Am 14.9. 1914 fuhr es in den Dunajec, einen Nebenfluss der Weichsel östlich von Krakau, wo es am 21.9. 1914 wieder ankam.“ (Wilhelm BRAUN: Ludwig Wittgensteins »Geheime Tagebücher«. Neue Quellen zur Weltanschauung des großen Philosophen. Innsbruck 1984). –> http://wk1.staatsarchiv.at/kriegseuphorie/ludwig-wittgenstein/

 Von 1915 an wurden die Schiffe der Weichselflottille ausschließlich nur mehr für den Transport von militärischen und zivilen Gütern verwendet, aber auch für den Abtransport der Verwundeten ins Hinterland während des Vormarsches der österreichisch-ungarischen Truppen nach der Schlacht bei Gorlice-Tarnow im Mai 1915.  –>http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gorlice-Tarn%C3%B3w

 Um die 15.000 Verwundete und Kranke wurden so in diesem Jahr mit Galeeren auf der Weichsel ins Hinterland transportiert.

Siehe dazu den Artikel von Flottillenarzt, Oberarzt in der Reserve, Dr. Friedrich FISCHL –>http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=143&size=45

Reinhard Mundschuetz


Krakau – SMS GOPLANA – 50 PS und 0,75 cm Tiefgang


Krakau – SMS GOPLANA und zwei weitere Schiffe der Weichselflottille vor dem Wawel


Krakau – Wawel


Krakau Oberarzt Dr. Marian MARESCH? vor dem Wawel


Krakau – SMS GOPLANA

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