Autor: Dr. Walter Mentzel
Published online: 31.07.2025
Keywords: Internist, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien, New York
Samuel Herz Bondi wurde am 29. Juni 1878 in Mainz als Sohn von Marcus Meier Bondi (1831-1926) und Bertha Bella (1842-1912), geborene Hirsch, geboren. Seine Familie zog Mitte der 1880er Jahre nach Wien, wo Marcus Bondi zunächst als Kaufmann tätig war und später die Leitung der Metallfirma Jakob Neurath übernahm. Er war in der jüdischen Gemeinde Wiens aktiv, förderte und initiierte zahlreiche humanitäre Projekte, insbesondere im Bereich Bildung und der Krankenfürsorge. Einer der sechzehn Geschwister von Samuel Bondi war der Mediziner Josef Bondi (1872-1942). Seit 1914 war Bondi mit der aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt stammenden Helene Bertha Hirsch (1892-1960) verheiratet, mit der er die beiden Kinder: die Medizinerin Gabriele, (1915-1992), verheiratete Lobel, und den Mathematiker Hermann Naftali Bondi (1919-2005) hatte. Bondi besuchte das Communal- Real- und Obergymnasium in Wien Leopoldstadt, maturierte 1897[1] und begann anschließend mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien. Er promovierte am 15. März 1903.
Nachdem er ein Jahr an der Universität in Heidelberg am Institut für Pharmakologie bei Rudolf Gottlieb (1864-1924) und den Chemiker Julius Wilhelm Theodor Curtius (1857-1928) arbeitete, trat er danach in das Allgemeine Krankenhaus in Wien, in die I. Medizinischen Klinik unter Hermann Nothnagel (1841-1905), danach unter dessen Nachfolger Carl von Noorden (1858-1944) und Karel Frederick Wenckebach (1864-1940) ein. Zwischen September 1908 und Oktober 1912 war er an der I. Medizinischen Abteilung als Assistent von Jakob Pal (1863-1936) und Julius Mauthner (1852-1917) tätig. Während dieser Jahre erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten wie „Ueber die Verfettung von Magen- und Darmepithel und ihren Zusammenhang mit Stoffwechselvorgängen“, „Experimentelle Untersuchung über Nierenveränderungen in der Schwangerschaft“ oder „Über Diätverschreibung im großen Krankenhausbetriebe“. Nach seiner Emeritierung führte er ab 1912 eine private Arztpraxis in Wien 8, Langegasse 67, wo er 1938 auch wohnhaft war. Bondi beschäftigte sich mit den Forschungsgebieten der Diabetes, der physiologischen Chemie und dem Herzen. Dazu publizierte er zahlreiche Arbeiten wie „Das äussere Bild des männlichen Diabetikers“, „Ueber die Beeinflussung der Zuckerausscheidung durch Fettzufuhr“, „Beiträge zur Chemie der Galle“, „Synthese der Glykocholsäure und Taurocholsäure“ die Monografie „Herzhinterwand und oesophageale Auskultation“, „Die Entstehung der Herzgeräusche“ oder „Herzgeräusch und Sprachlaut“.
Seine Publikationen befinden sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.
Nachdem er sich im Fach für Innere Medizin habilitiert hatte, wurde er im Dezember 1919 als Privatdozent bestätigt[2] und im Jahr 1920 zum Privatdozenten für Innere Medizin ernannt.
Wie sein Bruder Josef Bondi fungierte er als Schularzt in der Vereins-Volksschule Talmud-Thora in Wien 2, Malzgasse 16.[3] Zudem war er Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.
Samuel Bondi war jüdischer Herkunft. Auf Anraten seines Sohnes Hermann Bondi, der in Cambridge als Mathematiker am Trinity College tätig war, reisten Salomon und Helene Bondi vor dem „Anschluss“ im Februar 1938 aus Wien in die Schweiz ab. Von dort gingen sie nach England. Im August 1940 emigrierten sie über Liverpool nach Montreal, Canada und schließlich in die USA.

Petitions for naturalization from the U.S. District Court for the Southern District of New York, NARA RG21 publication M1972 1824-1945, Bondi Samuel.
In den USA beschäftigte er sich mit der Elektrokardiografie und arbeitete als leitender Assistenzarzt für Stoffwechselerkrankungen an der Ambulanz des Beth Israel Hospital in New York. Er war Mitglied der New York County Medical Society, der Medical Society of the State of New York und der American Medical Society.[4]
Bondi verstarb am 21. Jänner 1959 in New York, USA.
Quellen:
UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S 304 Personalblätter, Senat S 304.97, Bondi Samuel.
UAW, Rektoratsakt, Zl. 677 /1937/38 Bondi, Samuel (29.06.1878-21.01.1959; Innere Medizin) (29.06.1878-21.01.1959).
ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 27.469, Bondi Samuel.
New York, Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1958, Samuel Bondi, 1940.
United States, World War II Draft Registration Cards, 1942, Samuel Bondi, 1942.
Petitions for naturalization from the U.S. District Court for the Southern District of New York, NARA RG21 publication M1972 1824-1945, Bondi Samuel.
Literatur:
Bondi, Samuel und Josef Bondi: Ueber die Verfettung von Magen- und Darmepithel und ihren Zusammenhang mit Stoffwechselvorgängen. Aus der I. medicin. Klinik (Prof. v. Noorden) und dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie (Prof. Paltauf) in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für experimentelle Pathologie und Therapie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1909.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel und Josef Bondi: Experimentelle Untersuchung über Nierenveränderungen in der Schwangerschaft. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie (Vorstand: Hofrat Paltauf) und der I. medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses (Vorstand: Prof. Pál) in Wien. Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1914.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel: Über Diätverschreibung im großen Krankenhausbetriebe. Aus der I. medizinischen Abteilung im k.k. Wiener Allgemeinen Krankenhause (Prof. Pal). Sonderdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1912.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel: Das äussere Bild des männlichen Diabetikers. Sonderdruck aus: Zeitschrift für angewandte Anatomie und Konstitutionslehre. Berlin: Springer 1919.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel: Ueber die Beeinflussung der Zuckerausscheidung durch Fettzufuhr. Aus der I. med. Klinik in Wien (derz. Vorstand: Priv.-Doz. Dr. Fr. Wechsberg). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1906.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel: Beiträge zur Chemie der Galle. II. Mitteilung: Über die Stärke der Glykocholsäure. Aus dem I. chemischen Laboratorium an der k.k. Universität Wien (Vorstand: Prof. Dr. R. Wegscheider). Sonderdruck aus: Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiologische Chemie. Straßburg: Verlag von Karl J. Trübner 1907.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel und Ernst Müller: Synthese der Glykocholsäure und Taurocholsäure. Mitteilung aus dem chemischen Institut der Universität Heidelberg. Sonderdruck aus: Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiologische Chemie. Straßburg: Verlag von Karl J. Trübner 1906.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel: Herzhinterwand und oesophageale Auskultation. Sonderdruck aus: Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der Medizin. Wien: Springer 1927.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel: Die Entstehung der Herzgeräusche. Sonderdruck aus: Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von Julius Springer 1936.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Bondi, Samuel: Herzgeräusch und Sprachlaut. Aus der I. medizinischen Klinik (derz. Leiter: Professor Dr. G. Porges). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek 1933.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[1] Festschrift des k.k Erzherzog Rainer-Real-Gymnasiums im II. Gemeinde-Bezirke in Wien, früher: Leopoldstädter Kommunal-Real- u. Obergymnasium. Aus Anlass seines fünfzigjährigen andauernden Bestehens herausgegeben vom Redaktionskomitee, Wien: 1914, S. 177.
[2] Neue Freie Presse, 31.12.1919, S. 5.
[3] Jüdische Presse, 7.1.1921, S. 5.
[4] New York State Journal of Medicine, New York: 1959, S. 884.
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Letzte Aktualisierung: 2025.07.31
