Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [239]: Johann Teich – Städtischer Arzt in Wien

Johann Teich – Städtischer Arzt in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 30.08.2023

Keywords: Johann Baptist Teich, Johann Maximilian Teich (Taufname), Stadtarzt, Arzt, Medizingeschichte, Wien

Johann Teich wurde am 20. Februar 1852 als Sohn des Schlossermeisters Karl Teich und Theresie, geborene Mosbauer, in Wien geboren.

Nach seinem Studium der Medizin an der Universität Wien, das er am 15. Mai 1879 mit seiner Promotion abschloss, und der Absolvierung einer Spitalspraxis, war er in verschiedenen Gemeinden als Arzt tätig, darunter 1885 in Rückersdorf im Bezirk Korneuburg in Niederösterreich.

Seit 1901 arbeitete er in der Gemeinde Kagran als Gemeinde- und Armenarzt, nach der Eingemeindung Kagrans im Jahr 1905 nach Wien (22. Bezirk) wurde er 1906 zum provisorischen städtischen Arzt bestellt.[1] 1909 erfolgte seine Ernennung zum städtischen Arzt 1. Klasse für Armenbehandlung und Totenbeschau[2] und 1913 seine Bestellung zum städtischen Oberarzt.[3] 1903 publizierte er „Ein neuer einfacher Impfschutzverband

Teich verstarb am 18. Oktober 1925.

Nach ihm wurde mit Gemeinderatsbeschluss vom April 1932 eine Straße im Wien 22 (Siedlung Freihof) benannt,[4] da er in den Jahren als Arzt in Kagran „sich durch seine langjährige aufopfernde Tätigkeit und seine soziale Einstellung der arbeitenden Bevölkerung des Bezirkes gegenüber große Verdienste erworben hatte“. 1955 erfolgte eine Umbenennung in Straßmeyergasse.

Quellen:

Matriken der Rk. Erzdiözese Wien, 9. Rossau, Taufbuch, Sign. 1-13, 1852, Folio 18, Teich Johann Baptist Maximilian.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign, 177-405a, Teich Johann (Rigorosum Datum: 1877).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign, 186-929, Teich Johann (Promotion Datum: 17.5.1879).

Rathaus-Korrespondenz: PID ; rk-aktuell, April 1932, Stadt Wien. Wien.

Literatur:

Teich, Johann: Ein neuer einfacher Impfschutzverband. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Kratz, Helf & Co. 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Amtsblatt der Stadt Wien, Wien 1906, S. 777.

[2] Neues Wiener Journal, 17.7.1909, S. 2. Amtsblatt der Stadt Wien, Wien 1909, S. 1874.

[3] Wiener Zeitung, 29.6.1913, S. 5. Amtsblatt der Stadt Wien, Wien 1913, S. 1994.

[4] Rathaus-Korrespondenz: PID ; rk-aktuell, April 1932, Stadt Wien. Wien.

Normdaten (Person): Teich, Johann: BBL: 41823; GND: 1300558105;

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BBL: 41823 (30. 08. 2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 08 31

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [238]: Manfred Damask – Physikalische Medizin

Manfred Damask – Physikalische Medizin

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 25.08.2023

Keywords: Manfred Damask, Physikalische Medizin, Radiumtherapie, Rudolf-Stiftung, Arzt, Medizingeschichte, Wien, New York

Moriz Damask wurde am 15. September 1880 als Sohn des Eduard Chaskel Damask (1844-1905) aus Dabrowa in Galizien (heute: Dąbrowa Górnicza/Polen) und Rosa (1850-1918), geborene Robinsohn, in Wien geboren.

Er studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 18. Jänner 1906. Danach besaß er in Wien 6, Getreidemarkt 15, eine Arztpraxis und arbeitete als Assistent an der I. medizinischen Abteilung der k.k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung unter dem Vorstand Professor Gustav Singer (1867-1944). Hier publizierte er 1912 „Zur Kasuistik der luetischen Nephritis“,[1] 1913 „Beitrag zur Behandlung des Fiebers bei der Lungentuberkulose[2] und 1915 am pathologisch-anatomischen Institut der Rudolfstiftung „Beschleunigter Nachweis der Tuberculose im Tierversuch durch Milzimpfung“.

Radium-Kurhaus St. Joachimsthal

Bereits seit Mai 1914 war Damask als leitender Arzt für Radiumtherapien und physikalische Behandlungstherapien im Radium-Kurhaus in St. Joachimsthal bei Karlsbad in Böhmen tätig.[3] 1916, bereits als emeritierter Assistent im Spital Rudolfs-Stiftung, veröffentlichte er den Aufsatz „Zur Therapie des Gelenkrheumatismus (Elektrargol, Salvarsan, Tuberkulin)“.[4] Im selben Jahr publizierte er als Mitautor neben den Professoren Josef Wiesel (1876-1928), Friedrich Pineles (1868-1936), und den Doktoren Gustav Singer (1867-1944), Anton Bum (1856-1925), Rudolf Bassenge, Max Herz (1865-1956), Eduard Weiß, und Ernst Freund (1876-1942) in der im Verlag Moriz Perles erschienen Monografie „Der Rheumatismus. Aetiologie, Klinik, Therapie“, die jene in der Gesellschaft für physikalische Medizin in Wien gehaltenen Vorträge zum Inhalt hatte.

Moderne illustrierte Zeitung für Reisen und Sport, H. 8, 1914, S. 32.

Während des Ersten Weltkrieges diente er im Kriegsspital Nr. 6 in Wien Simmering als Regimentsarzt, wo er in dem im Spital errichteten Institut für Mechanotherapie tätig war.

Im Jänner 1923 emigrierte Damask in die USA, nahm hier den Namen Morris an, und arbeitete in New York am Brooklyn State Hospital. Er verstarb am 3. Oktober 1925 in New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch, 1880, Damask Moriz.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0555, Damask Moriz (Nationalien Datum: 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0325, Damask Moriz (Promotion Datum: 18.01/1906).

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 3245); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85.

United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968, Morris Manfred Damask, 1924.

United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968, Morris M Damask, 1941.

New York City Death Index, Damask Manfred.

Find a Grave: Damask Manfred Dr.

Literatur:

Damask, Moriz und F. Schweinburg: Beschleunigter Nachweis der Tuberculose im Tierversuch durch Milzimpfung. Aus der I. und III. med. Abr. (Vorstände: Prim.-Prof. Dr. G. Singer und Prim.-Doc. Dr. M. Weinberger) und dem path.-anat. Inst. (Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf) der k.k. Krankenanstalt „Rudolfstiftung“ zu Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für experimentelle Pathologie und Therapie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1912, Sp. 2546-2549.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 19, 1913, Sp. 1184-1191.

[3] Neues Wiener Journal, 12.4.1914, S. 21.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1916, Sp. 895-898.

Normdaten (Person): Damask, Manfred: BBL: 41766; GND: 130028806X;

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BBL: 41766 (24. 08. 2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 08 31

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Webinar: Unangemessene Bildvervielfältigungen in biomedizinischen Veröffentlichungen

Webinar: Unangemessene Bildvervielfältigungen in biomedizinischen Veröffentlichungen

Die monatlichen ENAI-Webinare sind kostenlose offene Webinare zu verschiedenen Themen im Zusammenhang mit akademischer Integrität und Forschungsethik.

Am 08.09. 2023 um 13:00 Uhr findet folgendes Webinar statt, zu dem alle eingeladen sind, die sich für akademische Integrität und Ethik interessieren:

Double Trouble: Inappropriate Image Duplications in Biomedical Publications

Dr Elizabeth Bik, Science Consultant (USA)

Registration

eBook on Demand: Medizinhistorische Dissertation von Moriz Heider (1816-1866)

eBooks on Demand (EOD) ist ein Service zur Digitalisierung von urheberrechtsfreien Büchern, deren Verfasser:innen seit mehr als 70 Jahren verstorben sind.

Die Van Swieten-Blog Serie “eBook on Demand” setzen wir mit folgender medizinhistorischen Dissertation fort:

Dissertatio Inauguralis Medica De Neuropathiis In Genere Subsequis Casibus Clinicis, Quam Consensu Et Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Praesidis Et Directoris, Perillustris Et Spectabilis Domini Decani, Nec Non Clarissimorum Ac Celeberrimorum DD. Professorum pro Doctoris Medicinae Laurea Summisque In Medicina Honoribus Ac Privilegiis Rite Obtinendis in antiquissima et celeberrima Universitate Vindobonensi publicea eruditorum disquisitioni submittit Mauritius Heider, Vindobonensis : In these adnexas disputabitur in aedibus Universitatis die [ ] mensis [ ] anni 1840
Überreuter, Carl [Drucker]
Erscheinungsjahr: 1840

Art/Umfang/Format: Online-Ressource

Sprache: Latein
Hochschulschrift: Dissertation, Universität Wien, 1840

Keywords: Neuralgie; Geschichte 1840

Inhalt:

Moriz Heider in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Moriz_Heider (Stand: 29.08.2023)

Für Bücher, die im Nominalkatalog Medizinhistorische Dissertationen 1700 – 1850 nachgewiesen sind, kann im Rahmen des Services eBooks on Demand (EOD) ein Digitalisat kostenpflichtig angefordert werden, sofern diese Bücher urheberrechtsfrei sind (Verfasser:in seit mehr als 70 Jahren verstorben).

Im Repositorium „MedUni Wien ePub“ stehen Ihnen viele Abschlussarbeiten der Medizinischen Universität Wien sowohl aktuell als auch historisch im Volltext zur Verfügung.

Bitte beachten Sie, dass die seit 1989 erworbene Literatur im Katalog der Universitätsbibliothek nachgewiesen ist.

Normdaten (Person): Moriz Heider: GND: 135688388;

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [237]: Gstettner, Mathilde – Augen- und Schulärztin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Staatsamt für Volksgesundheit, Frauen- und Friedensaktivistin

Gstettner, Mathilde – Augen- und Schulärztin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Staatsamt für Volksgesundheit, Frauen- und Friedensaktivistin

Autor: Walter Mentzel

Published online: 24.08.2023

Keywords: Mathilde Gstettner, Augenärztin, Schulärztin, Allgemeine Poliklinik, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Staatsamtes für Volksgesundheit, Ärztin, Medizingeschichte, Wien

Mathilde Gstettner wurde am 9. März 1869 als Tochter des technischen Assistenten und späteren Vorstand am k.k. Militär-Geographischen-Institut, Gustav Gstettner (1832-1905), und der Lehrerin Johanna Elisabeth, geborene Wegele, in Wien geboren.

Gstettner arbeitete seit spätestens 1892 zunächst als Unterlehrerin (die Ernennung erfolgte 1895)[1] an der Mädchen-Volksschule in Gaudenzdorf in Wien 6 und seit 1897 als Bürgerschul-Lehrerin[2] in der Stumpergasse (bis 1914).[3] 1898 wirkte sie durch ihre zur Verfügung gestellten Exponate an der Jubiläumsausstellung im Wiener Rotundengelände anlässlich des 50-Jahr-Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. mit. 1900 erhielt sie vom Wiener Stadtrat ein Reisestipendium zur Pariser Weltausstellung,[4] worüber sie 1901 in ihrem Referat „Über die Volksschulen in Paris“ vor dem Verein der Lehrerinnen und Erzieherinnen in Österreich berichtete.[5] Vor dem Ersten Weltkrieg war sie noch Präsidentin des Wiener Damen-Stenographen-Vereins „Gabelsberger“, Mitglied des Vereins der Lehrerinnen und Erzieherinnen Österreichs und des 1903 gegründeten Neuen Frauenklubs. 1906 schloss sie sich öffentlich dem Protest des Klubs gegen die diskriminierenden Äußerungen des Unterrichtsministeriums im Hinblick auf die Zulassung von Mädchen in Knaben-Mittelschulen in Brünn und die Ablehnung der Finanzierung des Studiums für Frauen an.[6]

Neben ihrer Lehrerinnentätigkeit begann sie an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das sie am 23. Dezember 1905 mit ihrer Promotion abschloss. Danach ließ sie sich beurlauben und eröffnete in Wien 5, Margaretenstraße 97, eine Praxis für Augenkrankheiten und chirurgische Kosmetik, die sie später nach Wien 7, Neubaugasse 80 verlegte.[7] Bereits während ihres Studiums hatte sie 1904 am Physiologischen Institut in Wien „Über Farbenveränderungen der lebenden Iris bei Menschen und Wirbeltieren“ publiziert.

Wiener allgemeine Poliklinik

Zwischen 1912 und 1920 war sie als Assistentin an der Augenabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien bei Prof. August Leopold von Reuss (1841-1924) tätig. Während dieser Zeit publizierte sie auch populärwissenschaftliche Artikel u.a. in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“, darunter „Etwas über die Kurzsichtigkeit“[8] oder „Zur Hygiene des Auges“[9].

Österreichischer Verein für Schulhygiene

Gstettner widmete sie schon vor dem Ersten Weltkrieg schulärztlichen Themen und gehörte der 1912 gegründeten und von Leo Burgerstein (1853-1928) geleiteten Gesellschaft für Schulhygiene als Mitglied an, wo sie von Beginn an auch die Funktion der Vereinssekretärin übernahm.[10] Sie erhielt rasch auf dem schulärztlichen Gebiet internationales Ansehen, ihre Arbeiten fanden in der Fachpresse eine positive Rezeption. 1915 hielt sie in der Gesellschaft für Schulhygiene einen Vortrag zur „Schulhygiene in Nordamerika“.[11] Im April 1913 nahm sie an einer von der Wiener Ärztekammer organisierten schulärztlichen Enquete[12] und im August 1913 als Vertreterin der Österreichischen Gesellschaft für Schulhygiene gemeinsam mit Hans Spitzy (1872-1956), Siegmund Exner (1846-1926), Franz Hamburger (1874-1954), Clemens von Pirquet (1874-1929) und Ernst Finger (1856-1939) am 4. internationalen Congress of School Medicine in Buffalo, New York teil. Hier referierte sie zum Thema Schulhygiene. Im selben Jahr publizierte sie noch „Noviform in der Augenheilkunde“.[13]

Vor dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Gstettner in der Friedensbewegung, und arbeitete an den Vorbereitungen für die zwischen den 15. und 19. September 1914 geplante Weltfriedenstagung in Wien im Organisationssekretariat mit.[14]

Während des Ersten Weltkrieges erschienen von ihr im Jahr 1915 der Aufsatz „Versuche mit Linse, Glaskörper, Kammerwasser und Serum in bezug auf ihr Verhalten zu einigen anorganischen Alkalien und alkalisch-reagierenden Salzlösungen“,[15] ansonsten beschäftigte sie sich weiterhin auf dem schulärztlichen Gebiet, wie ihr 1917 erschienener Artikel „Einige Schularzteinrichtungen in Holland“[16] belegt.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Staatsamtes für Volksgesundheit in Wien und Schulärztin der Gemeinde Wien

Nach dem Krieg wurde Gstettner im Dezember 1918 im neu errichteten Staatsamt für Volksgesundheit neben Ernst Brezina (1874-1961), Siegfried Rosenfeld (1863-1933), Hans Spitzy und Ludwig Teleky (1872-1957) zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin ernannt, sowie der Presseabteilung zugeteilt.[17] Hier widmete sie sich der Frage der Errichtung und Ausgestaltung schulärztlicher Einrichtungen und deren gesetzlicher Verankerung, aber auch der Organisation der Fortbildungsmaßnahmen von Mediziner:innen. Daneben war sie als Schulärztin der Gemeinde Wien tätig. 1919 publizierte sie „Ärztliche Fortbildungskurse[18], „Über Schulärztekurse“, „Über Untersuchung der weiblichen Schuljugend“ sowie die Artikel „Skizze zu einem Schularztgesetz“ und „Hygienische Beratungsstellen“.[19] Nach der Errichtung des Bundesministeriums für soziale Verwaltung im Jahr 1920 und der damit einhergehenden Integration des früheren Staatsamtes zur Abteilung „Volksgesundheitsamt“, fand sie hier in der Abteilung 3 Verwendung. 1920 veröffentlichte sie im Rahmen ihrer neuen beruflichen Tätigkeit die Aufsätze „Einige Winke zur Errichtung von Freiluftschulen“[20], 1922 „Neue Skizze zu einem Schularztgesetz[21] und im selben Jahr „Zur Errichtung von Schulkliniken und Schülerambulatorien“.[22] 1921 hielt sie im Rahmen einer Vortragsreihe des Vereins Freie Schule einen Vortrag über „Die Tätigkeit des Schularztes“.[23]

1923 schied sie aus dem Ministerium aus und führte ihre Praxis in Wien 7, Neubaugasse 80, als Augenfachärztin weiter, bzw. nahm sie wieder an der Allgemeinen Poliklinik in Wien ihre Arbeit auf. In den 1920er Jahren gehörte sie noch dem Ärztlichen Wirtschaftsverband „Praxisfreiheit“ an, in dessen Vorstand sie auch gewählt wurde.[24] Weiters war sie noch Mitglied des Leitungsgremiums in der 1919 gegründeten und nach Karl von Reichenbach (1788-1869) benannten „Gesellschaft Reichenbach“, zu deren Proponenten und Initiatoren Professor Moriz Benedikt (1835-1920) zählte. [25]

Mathilde Gstettner verstarb im März 1933 in Wien.

Quellen:

Taufbuch, Erzdiözese Wien. 6, Bezirk, St. Josef ob der Laimgrube, Buch 35, Folio 20, 1869, Gstettner Mathilde.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0172, Gstettner Mathilde (Rigorosum Datum: 23.10.1905).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0300, Gstettner Mathilde (Promotion Datum: 23.12.1905).

WStLA, 1.1.10.A1. 8512/1933, Totenbeschaubefund, Grabanweisung Gstettner Mathilde (März 1933)

Literatur:

Gstettner, Mathilde: Über Farbenveränderungen der lebenden Iris bei Menschen und Wirbeltieren. Aus dem Physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Physiologie. Bonn: Verlag von Martin Hager 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gstettner, Mathilde: Über Schulärztekurse. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gstettner, Mathilde: Über Untersuchung der weiblichen Schuljugend. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gstettner, Mathilde: Skizze zu einem Schularztgesetz. Sonderduck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Verlag von Moritz Perles 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Die Presse, 7.8.1895, S. 11.

[2] Neues Wiener Journal, 24.2.1897, S. 3.

[3] Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch, Jh. 1893-1902.

[4] Neue Freie Presse, 28.6.1900, S. 6.

[5] Österreichische Lehrerinnen-Zeitung, 10.7.1901, S. 133-139.

[6] Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine, H. 6, 1906, S. 7.

[7] Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine, H. 3, 1910, S. 10

[8] Die Frau und Mutter, H. 4, 1913, S. 89-90.

[9] Die Frau und Mutter, H. 11, 1913, S. 313-315.

[10] Medizinische Klinik, Nr. 30, 1912, S. 1258.

[11] Wiener Zeitung, 17.9.1915, S. 10.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1913, Sp. 1097.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1913, Sp. 1418-1420.

[14] Die Friedenswarte, Nr. 6, 1914, S. 238.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30, 1915, Sp. 1149-1155; Nr. 32, 1915, Sp. 1210-1217; Nr. 34, 1915, Sp. 1415-1422.

[16] Das Österreichische Sanitätswesen, Nr. 9-26, 1917.

[17] Arbeiter Zeitung, 3.12.1918, S. 3.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1919, Sp. 1052-1057.

[19] Wiener klinische Rundschau, Nr. 9/10, 1919, S. 51-52; Nr. 11/13, 1919, S. 64.

[20] Wiener klinische Rundschau, Nr. 31/32, 1921.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1922, Sp. 1004-1008; Nr. 24, 1922, Sp. 1046-1050.

[22] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1922, Sp. 2091-2098

[23] Neue Freie Presse, 18.3.1921, S. 7.

[24] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1926, S. 178.

[25] Wiener klinische Rundschau, Nr. 42/43, 1919, S. 233.

Normdaten (Person): Gstettner, Mathilde: BBL: 41764; GND:1300259027;

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BBL: 41764 (24. 08. 2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 08 28

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Scientific Writing Hacks: Kann ich mich selbst plagiieren?

Ein Gastbeitrag von Maga Martina Baravalle und DDr. Karl-Gerhard Straßl MAS.
Gemeinsam leiten sie das Kompetenzzentrum für Akademische Integrität an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (www.mdw.ac.at/aki). Sie beschäftigen sich seit Jahren mit relevanten Entwicklungen im Hinblick auf gute wissenschaftliche Praxis und haben u.a. an der Konzeption der Plagiatsdefinition im Universitätsgesetz wesentlich mitgewirkt.

Hack #13: Kann ich mich selbst plagiieren?

Der Terminus „Plagiat“ ist in § 51 Abs 2 Z 31 Universitätsgesetz 2002 (UG) definiert:
„Ein Plagiat liegt jedenfalls dann vor, wenn Texte, Inhalte oder Ideen übernommen und als eigene ausgegeben werden. Dies umfasst insbesondere die Aneignung und Verwendung von Textpassagen, Theorien, Hypothesen, Erkenntnissen oder Daten durch direkte, paraphrasierte oder übersetzte Übernahme ohne entsprechende Kenntlichmachung und Zitierung der Quelle und der Urheberin oder des Urhebers.“

Auf das Wort „fremd“ wurde bei der Konzeptionierung des Gesetzestextes bewusst verzichtet, damit alle gängigen Plagiatsformen – auch das Eigen-/Selbstplagiat – umfasst sind. Das bedeutet, dass im Anwendungsbereich des Universitätsgesetzes ein Eigen-/Selbstplagiat existiert und in Verbindung mit etwaigen Satzungsbestimmungen u/o Richtlinien der einzelnen Universitäten zu ahnden ist.

Aus Sicht des Universitätsgesetzes und der guten wissenschaftlichen Praxis sind daher bereits erfolgte eigene Publikationen (zB Monographie, Buchbeiträge, Journalartikel etc.) bei Verwendung in Abschlussarbeiten angesichts der geforderten eigenständigen Leistung im universitären Kontext entsprechend zu referenzieren.

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [236]: Kahane, Heinrich – Neurologe, Psychologe, Journalist, Übersetzer

Kahane, Heinrich – Neurologe, Psychologe, Journalist, Übersetzer

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 21. 08. 2023

Keywords: Heinrich Kahane, Psychologe, Psychotherapeut, Medizin-Journalist, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Heinrich Hersch Wolf Kahane war der Bruder des Psychoanalytikers Max Kahane. Er wurde am 20. Juli 1862 als Sohn des Kaufmannes Philipp Pinkus Kahane (zirka 1843-1920) und Henriette, geborene Rosenheck (zirka 1839-1926) in Sereth in der Bukowina (heute: Sereth/Rumänien) geboren. 1888 heiratete er Sofie Seif.

Nachdem Kahane das k.k. Staats-Gymnasium in Wien Leopoldstadt absolviert hatte, studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 19. Juli 1886. 1887 erfolgte seine Ernennung im landwehrärztlichen Offizierskorps zum Assistenzarzt beim schlesischen Infanterie-Bataillon Nr. 10,[1] und 1890 zum Regimentsarzt des Landwehrbataillons Mährisch-Trübau Nr. 19.[2] Im November 1889 eröffnete er eine private Arztpraxis in Wien Neulerchenfeld in Ottakring.[3]

Kahane beschäftigte sich mit der Elektro-Diagnostik und der Elektro-Therapie sowie vermehrt mit psychotherapeutischen Themen. Darüber hinaus war er Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und populärwissenschaftlicher Artikel. 1901 trat er als Mitglied in den Wiener Journalisten- und Schriftstellerverein Concordia ein.[4]

Dubois‘sche psychotherapeutische Verfahren:

Kahane praktizierte und unterrichtete die vom Schweizer Psychiater und Psychotherapeuten Paul Charles Dubois (1848-1918) entwickelte Persuasionstherapie. 1913 bereitete er in einem von ihm geleiteten Komitee die Gründung eines eigenen Vereins zur Unterrichtung dieser Methode unter Kolleg:innen vor.[5]

1911 publizierte er die achtzigseitige Monografie „Der defekte Mensch. (Zwang und Drang in der psychischen Mechanik)“, 1912 die Arbeit „Grundzüge der Psychomechanik, 1: Die Autonomie der Seele“, den Aufsatz „Das psychagogische Heilverfahren“ und „Handbuch der therapeutischen Praxis in Einzeldarstellungen. Therapie der Nervenkrankenheiten, Band 1“, sowie 1913 über „Angstzustände“[6] und kurz vor dem Ersten Weltkrieg erschien von ihm noch die Monografie „Grundzüge der Psychologie für Mediziner“,[7] und der Aufsatz „Zwangsvorstellungen und ihre psychische Therapie“.[8]

Während des Ersten Weltkrieges erhielt er das Ehrenzeichen zweiter Klasse des Roten Kreuzes mit der Kriegsdekoration verliehen.[9] Zu seinen während des Krieges verfassten Arbeiten zählen die 1914 im Selbstverlag herausgegebene Schrift „Kriegsvormundschaft“, der Aufsatz „Über psychische Depressionen“,[10] der in der Neuen Freien Presse erschienene Artikel „Kriegshygiene“,[11] oder der 1915 publizierte Aufsatz im Neuen Wiener Journal über „Epidemieschutz“.[12]

1919 veröffentlichte er in der Wiener medizinischen Wochenschrift den Aufsatz „Über telepathische Therapie der Neurosen“,[13] und in der Zeitung Die Zeit den Artikel „Die Telepathie und ihre Anwendung“,[14] und 1923 in der Neuen Freien Presse den Artikel „Charaktertherapie“.[15]

Heinrich Kahane verstarb am 18. August 1924 in Baden bei Wien. Seine Ehefrau Sofie wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt, und nach ihrer Überstellung aus dem Ghetto Theresienstadt in das KZ Auschwitz am 9. Mai 1944 ermordet.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0171, Kahane Heinrich (Nationalien Datum: 1882/83).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-191a, Kahane Heinrich (Rigorosum Datum: 1884).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-1865, Kahane Heinrich (Promotion Datum: 19.7.1886).

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Kahane Sofie (17.2.1867).

Literatur:

Kahane, Heinrich: Der defekte Mensch. (Zwang und Drang in der psychischen Mechanik) Wien: Szelinski 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 68943]

Kahane, Heinrich: Das psychagogische Heilverfahren. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kahane, Heinrich: Die Zwangsvorstellungen und ihre psychische Therapie. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Braumüller 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15300]

Referenzen:

[1] Internationale klinische Rundschau, 27.11.1887, Sp. 1563.

[2] Internationale klinische Rundschau, 30.11.1890, Sp. 2007.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1889, Sp. 1987.

[4] Wiener Journalisten- und Schriftsteller-Verein „Concordia“. Rechenschafts-Bericht und Rechnungs-Abschlüsse für die Verwaltungs-Periode 1901, Wien 1902, S. 16.

[5] Wiener klinische Rundschau, Nr. 6, 1913, S. 94.

[6] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 13, 1913, S. 495-498.

[7] Neue Freie Presse, 17.5.1914, S. 38.

[8] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1914.

[9] Neue Freie Presse, 3.3.1916, S. 1.

[10] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 46, 1913, S. 1881-1885.

[11] Neue Freie Presse, 7.8.1914, S. 19.

[12] Neues Wiener Journal, 9.1.1915, S. 4-5.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 26, 1919, Sp. 1289-1292.

[14] Die Zeit, 19.6.1919, S. 4.

[15] Neue Freie Presse, 14.9.1923, S. 11.

Normdaten (Person): Kahane, Heinrich: BBL: 41692; GND: 125782411;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [235]: Jeger (Jerusalem), Ernst – Chirurg – Wien, Berlin, Breslau

Jeger (Jerusalem), Ernst – Chirurg – Wien, Berlin, Breslau

Autor:  Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 18. 08. 2023

Keywords: Ernst Jeger (Jerusalem), Chirurg, Allgemeines Krankenhaus Wien, Berlin, Breslau, Arzt, Medizingeschichte

Ernst Jerusalem wurde am 9. November 1884 als Sohn des aus Chotebor in Böhmen (heute: Chotěboř/Tschechien) stammenden Kaufmannes, Nathan Jerusalem (1844-1912), und der in Prag geborenen Cäcilie Gerstl (1858-1938), in Wien geboren. Nachdem er 1911 aus der IKG Wien austrat und zum evangelischen Glauben (AB) konvertierte, beantragte er eine Namensänderung in Ernst Jeger, die mit Verfügung der k.k. niederösterreichischen Statthalterei vom Juli 1912 bewilligte wurde.

Nach Absolvierung der Matura am Josefstädter Obergymnasium in Wien,[1] begann er mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien (Promotion: 28. November 1908). Während des Studiums arbeitete er bereits an der chemischen Abteilung des Physiologischen Institutes bei Otto von Fürth (1867-1942) und war 1907 Mitautor der Aufsätze „Über die chemische Stellung der Pankreasnucleinsäure (Guanylsäure)“ und „Zur Kenntnis der melanotischen Pigmente und der fermentativen Melaninbildung“.

Nach dem Studium war er an der experimentell-biologischen Abteilung des Pathologischen Institutes der Charité in Berlin bei Adolf Bickel (1875-1956) tätig, wo er sich mit Stoffwechseluntersuchungen beschäftigte. 1910 trat er als Assistenzarzt der I. Chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien (Leiter Prof. Eiselsberg) ein, und nahm im selben Jahr am Internationalen Physiologenkongress teil, wo er über Versuche am isolierten Säugetierherzen referierte.[2] 1911 unternahm er eine Studienreise in die USA u.a. zu Charles A. Elsberg (1871-1948) am Mount Sinai Hospital in New York und zu Alexis Carrel (1873-1944), Samuel James Meltzer (1851-1920) sowie zu John Auer (1875-1948) am Rockefeller Institute for Medical Research. Nach seiner Rückkehr arbeitete er ab 1912 als Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik des Jüdischen Krankenhauses in Berlin bei James Israel (1848-1926) und mit Wilhelm Israel (1881-?), Helmuth Joseph (1888-1920) und dem Direktor des Rudolf-Virchow-Krankenhauses Ernst Unger (1875-1934) zusammen. Hier entstanden 1912 seine Arbeiten „Eine neue Klemme zur Herstellung von Seit-zu-Seitanastomosen zwischen Blutgefäßen ohne Unterbrechung des Blutstromes“, „Einige Bemerkungen zur Technik der Gefäßnaht“ und 1913 die gemeinsam mit Wilhelm Israel an der experimentell-biologischen Abteilung des Institutes der Charité entstandene Arbeit „Ueber Neoimplantation der Vena renalis in die Vena cava, zugleich ein Beitrag zur Technik der Gefässanastomose End-zu-Seit“. 1913 nahm er die Stelle eines Assistenzarztes an der chirurgischen Universitätsklinik in Breslau (heute: Wrocław/Polen) bei Hermann Küttner (1870-1932) an. Hier publizierte er ebenfalls 1913 im Springer-Verlag seine 331 Seiten umfassende Monografie „Die Chirurgie der Blutgefässe und des Herzens“ mit 231 Abbildungen, in der er die Möglichkeit eines Venen-Bypass in Erwägung zog.

Jeger war seit 1909 Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien.[3]

1914 rückte er als landsturmpflichtiger Arzt und als Mitarbeiter des in Wien tätigen HNO-Arztes und künftigen Nobelpreisträgers Robert Barany (1870-1936) in das Spital Nr. 8 der Festung Przemysl ein. Nach der Umschließung der Stadt durch die russische Armee im November 1914 gelang es die von ihm hier verfassten kriegschirurgischen Manuskripte auszufliegen und zu publizieren. Im März 1915 geriet er mit Barany in Kriegsgefangenschaft und wurde im Lager in Susa bei Kainsk in Sibirien festgehalten. Ernst Jeger (Jerusalem) verstarb am 13. September 1915 in einem Lagerlazarett in Kainsk in Sibirien in der Kriegsgefangenschaft.[4]


Neue Freie Presse, 21.9.1915, S. 17.

Ein Werkverzeichnis findet sich in: Sachs Michael, Geschichte der operativen Chirurgie: 3. Historisches Chirurgenlexikon: ein biographisch-bibliographisches Handbuch bedeutender Chirurgen und Wundärzte, Heidelberg: Kaden 2002; S. 187-192.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0602, Jerusalem Ernst (Nationalien Datum: 1906/07).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0290, Jerusalem Ernst (Rigorosum Datum: 26.11.1908).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0804, Jerusalem Ernst (Promotion Datum: 28.11.1908).

Sachs Michael, Geschichte der operativen Chirurgie: 3. Historisches Chirurgenlexikon: ein biographisch-bibliographisches Handbuch bedeutender Chirurgen und Wundärzte, Heidelberg: Kaden 2002; S. 187-192.

Literatur:

Fürth, Otto von und Ernst Jeger: Über die chemische Stellung der Pankreasnucleinsäure (Guanylsäure). Sonderdruck aus: Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie. Braunschweig: Druck von Friedrich Vieweg und Sohn 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fürth, Otto von und Ernst Jeger: Zur Kenntnis der melanotischen Pigmente und der fermentativen Melaninbildung. Sonderdruck aus: Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie. Braunschweig: Druck von Friedrich Vieweg und Sohn 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jeger, Ernst: Eine neue Klemme zur Herstellung von Seit-zu-Seitanastomosen zwischen Blutgefäßen ohne Unterbrechung des Blutstromes. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Chirurgie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jeger, Ernst und Hans Lampl: Einige Bemerkungen zur Technik der Gefäßnaht. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Chirurgie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Jeger, Ernst und Wilhelm Israel: Ueber Neoimplantation der Vena renalis in die Vena cava, zugleich ein Beitrag zur Technik der Gefässanastomose End-zu-Seit. (Aus der experimentell-biologischen Abtheilung des pathologischen Instituts der Königl. Charité in Berlin. – Vorstand: Prof. Bickel.) (Hierzu Tafel VII und VIII und 19 Textfiguren.) Sonderdruck aus: Archiv für klinische Chrirurgie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Jahresbericht des Josefstädter Obergymnasiums, Wien 1903, S. 55.

[2] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 28.9.1910, S. 5.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1909, Sp. 1190.

[4] Neue Freie Presse, 21.9.1915, S. 9.

Normdaten (Person): Jeger, Ernst: BBL: 41686; GND: 107911612;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [234]: Fürth, Otto – Pharmakologe, Biochemiker und Physiologe, NS-Verfolgter

Fürth, Otto – Pharmakologe, Biochemiker und Physiologe, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 17.08.2023

Keywords: Otto von Fürth, Pharmakologe, Physiologie, Biochemie, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte

Otto von Fürth wurde am 18. November 1867 als Sohn des Fabrikbesitzers, Hoflieferanten, Reichsratsabgeordneten und Abgeordneten zum böhmischen Landtag Josef Ritter von Fürth (1822–1892) und Wilhelmine (1832–1904), geborene Forchheimer, in Strakonice in Böhmen (heute: Tschechien) geboren. 1887 übersiedelte die Familie Fürth von Strakonice nach Wien. 1900 heiratete er Margarethe von Grünbaum (1876-1942), mit der er die beiden Kinder Josef Egon Fürth (1901-1939) und Wilhelmine Elisabeth Fürth (1904-1942) hatte. Wilhelmine publizierte 1925 als Chemiestudentin an der Chemischen Abteilung des Physiologischen Institutes, wo ihr Vater tätig war, eine Studie „Zur Kenntnis des Ablaufs der Harnsäureoxydation durch Jod“.

Otto von Fürth studierte zunächst an der Universität in Wien, danach in Prag, Heidelberg und Berlin Naturwissenschaften und Medizin, und zuletzt wieder in Wien, wo er am 16. März 1894 zum Doktor der Medizin promovierte. Danach arbeitete er bis 1896 als Assistent am Pharmakologischen Institut in Prag bei Franz Hofmeister (1850-1922), dem er 1896 als Assistent an das Physiologisch-Chemische Institut der Universität in Straßburg folgte. Hier habilitierte sich Fürth 1899 im Fach Angewandte Physiologische Chemie. Daneben leistete er ab 1894 seinen Militärdienst als Reserve-Assistenzarzt beim Infanterieregiment Nr. 91 im Garnisonsspital Nr. 11 in Prag ab.[1] 1905 kehrte er mit seiner Familie nach Wien zurück und trat als Privatdozent in die Abteilung für Physiologische Chemie am Physiologischen Institut der Universität Wien ein. 1906 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor für angewandte medizinische Chemie, im Mai 1917 erhielt er den Titel und Charakter eines ordentlichen Professors verliehen, und 1929 wurde er zum ordentlichen Professor und zum Vorstand des Medizinisch-Chemischen Institutes ernannt.[2] Während des Ersten Weltkrieges war Fürth als Chefarzt der Inneren Abteilung im Reservespital l in der Stiftskaserne in Wien-Neubau tätig.

 
Der Tag, 18.11.1937, S. 4.

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt einen umfangreichen Bestand seiner wissenschaftlichen Arbeiten, einen Großteil davon in der Separata-Bibliothek. Darunter das mehrbändige Werk „Probleme der physiologischen und pathologischen Chemie. Fünfzig Vorlesungen über neuere Ergebnisse und Richtungslinien der Forschung“ und sein 1925 erschienenes „Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie in 75 Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Biologen und Chemiker“.

Otto von Fürth und seine Familie waren aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Nachdem er nach dem „Anschluss“ am 18. März 1938 seines Amtes an der Universität Wien enthoben und Ende Mai 1938 zwangsweise in den dauernden Ruhestand versetzt worden war, verstarb Fürth am 7. Juni 1938 in Wien. Sein Sohn Josef Egon Fürth wurde am 16. November 1938 aus einer Sammelwohnung in Wien 2, Herminengasse 32 in das KZ Dachau verschleppt und dort am 15. März 1939 ermordet. Seine Ehefrau Margarethe und seine Tochter Wilhelmine Fürth lebten bis zu ihrer Deportation in einer Sammelwohnung in Wien 2, Herminengasse 16/7 und wurden gemeinsam am 9. Juni 1942 mit dem Transport 26 von Wien nach Minsk und Blagovshchina bei Maly Trostinec deportiert und dort am 15. Juni 1942 ermordet. Von Otto von Fürth konnten im Zuge der systematischen Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien im ehemaligen Bibliotheksbestand der I. chirurgischen Klinik 68 Bücher und Separata ermittelt werden, die seine Exlibris, handschriftliche Eigentumsvermerke oder an ihn gerichtete Widmungen enthalten. Zwei Separata waren erst 1937, ein ihm zuordenbares Buch im Jahr 1938 erschienen. Derzeit erfolgt die Suche nach den Erb:innen von Otto von Fürth zur Durchführung der Restitution.


Exlibris Otto von Füth.

1948 erschien von seinem früheren Schüler und ebenfalls NS-Verfolgten und 1938 von der Universität Wien vertriebenen Professor für Physiologische Chemie Fritz Lieben (1890-1966) in der Wiener klinischen Wochenschrift ein umfassender Nachruf als Sonderdruck.[3] Nach Otto von Fürth wurde 1966 der Fürthweg in Wien Hietzing benannt.

Quellen:

Archiv der IKG Wien, Matriken, Trauungsbuch 1900, Otto Ritter von Fürth/Margarethe von Grünbaum.

Arolson-Archiv, Inhaftierungsdokumente/Lager und Ghettos, Konzentrationslager Dachau, Individuelle Häftlings-Unterlagen – KL Dachau: Egon Fürth.

Arolsen-Archiv, Transport 26: Deportation von Wien nach Minsk und Blagovshchina (bei Maly Trostenets), 09.06.1942, Fürth Wilhelm und Margarete.

DÖW, Datenbank österreichischer Shoah-Opfer und Todesopfer politischer Verfolgung 1938 bis 1945 sowie von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasster Männer und Frauen (www.doew.at), Margarethe und Wilhelmine Fürth.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 9.583, Otto Fürth.

UAW, Akten Sonderreihe des Akademischen Senats des Rektorats der Universitätsdirektion, S 304 Personalblätter, Senat S 304.327 Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187, Zl. 1230, Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177, Zl. 100a, Otto Fürth.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134, Zl. 0374, Otto Fürth.

UAW, Med. Fak., Zl. 1019/1937-38, Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Zl. 19/1937-38, Zl. 677/1937-38, Otto Fürth.

UAW, Senat S 305.22, Otto Fürth, Nekrolog verfasst von Fritz Lieben.

WStLA, Bundespolizeidirektion Wien, Historische Meldeunterlagen, Prominentensammlung Otto Fürth.

Erhard Glaser, Professor Dr. Otto Fürth – ein Siebziger, in: Wiener Medizinische Wochenschrift 87 (13.11.1937) 46, 1185-1186.

Fritz Lieben, Otto von Fürth. Ein Gedenkblatt, in: Wiener klinische Wochenschrift, 18.6.1948, 376-378.

N., Tagesnachrichten und Notizen, in: Internationale klinische Rundschau, Nr. 48, 1899, S. 859.

N., Tagesnachrichten und Notizen, Internationale klinische Rundschau, Nr. 11, 1905, S. 196.

Mentzel Walter: Otto (von) Fürth, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung.

Literatur:

Fürth, Wilhelmine Elisabeth: Zur Kenntnis des Ablaufs der Harnsäureoxidation durch Jod. Aus der chemischen Abteilung der Wiener physiologischen Universitätsinstituts. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fürth, Otto von: Probleme der physiologischen und pathologischen Chemie. Fünfzig Vorlesungen über neuere Ergebnisse und Richtungslinien der Forschung. 2 Bände. Leipzig: Vogel 1912-1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57814]

Fürth, Otto von: Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie. In 75 Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Biologen und Chemiker. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. 2 Bände. Leipzig: Vogel 1927-1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21341]

Referenzen:

[1] Die Presse, 21.11.1894, S. 3.

[2] Pharmaceutische Rundschau, 10.2.1929, S. 16.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 24, 1948, S.

Normdaten (Person): Fürth, Otto von: BBL: 41678; GND: 117540277;

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