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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig:

QuantumRhythms

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Biologische Rhythmen, konzertierte harmonische Aktionen in allen Bereichen des Lebens und der Natur – der Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien etc., wurden lange ausschließlich mit trivialen biophysikalischen und auch biochemischen Phänomenen zu erklären versucht; doch die hohe Komplexität und extrem raschen Verläufe zugrundeliegender Prozesse ließen Fragen offen – so lange, bis die Quantenphysik ins Spiel kam – nontrivial – mit coherence, entanglement, superposition und tunneling etc.
Multifrequente Biorhythmen und Fluktuationen der Gen-Expressionen, Protein-Stoffwechsel sowie das hoch-differenzierte und komplexe biomolekulare dynamische Geschehen gehorchen quantenmechanischen biofunktionalen Prozessen.

Schrittmacher in den suprachiasmatischen Nuclei (SCN), biologische ‚Uhren‘, geben den Takt an, wie Metronome gleichsam, modifiziert unter Lichteinfluss (z.B. Chronodisruption) durch intrinsisch photosensitive retinale Ganglienzellen (ipRGCs). Die Oszillatoren der SCN beeinflussen Ruhe- und Aktivitätphasen, Sympathicus sowie Parasympathicus, die Körpertemperatur-Zyklen, EKG, EEG, den Melatonin- und Cortison-Stoffwechsel sowie den Transcription – Serum Response Factor (SRF), mitochondriale Respiration und die enzymatische Aktivität, den Metabolismus sowie zelluläre Biorhythmen (1).

Von Millisekunden neuraler Oszillationen bis zu jahreszeitlichen Zyklen (Winterschlaf, hibernation), orchestrieren Quanteneffekte mit quantum coherence, quantum entanglement, quantum tunneling etc., robust Biorhythmen – infradian bis ultradian – in allen Geweben und Zellen, temperaturunabhängig und rasch synchronisierend, präzise, extrem stabil, mit einer “long-range coherence“, phasengetreu über längere Strecken – “system wide“.

Ergo: ‚Quantum effects are the crucial players’… (2).

Circadiane Biorhythmen wirken sich vielfältig auf das Auge aus: auf die Achsenlängen (‚growing eyes of chickens and monkeys‘), auf  Aderhaut-Dicke, den intraokulären Druck, die sklerale Matrix-Synthese, Dopamin und Melatonin-Konzentrationen sowie auf die Expression der Clock Gene, alles abhängig von Licht-Rhythmen, -Spektren und -Intensitäten (3,4).

Tölpelhaft zerstört der Homo sapiens die Harmonie der subtil aufeinander abgestimmten natürlichen Schwingungen – der großartigen Symphonie – durch Fehlernährung, Bewegungsmangel, blaustichig grelles Licht – aus zu kurzer Distanz (Smart-Phones), Gaming, zur falschen Zeit (5) mittels Chronodisruption, Überstimulationen (überakzentuierte Tagfahrlichter – Distraction Blindness – mit fatalen Folgen). Weit verbreitet, um nicht zu sagen ubiquitär, fehlentwickeltes Kunstlicht – ‚Light-Pollution‘ mit all ihren Spielarten: grell, kurzwellig dominiert, irritierend, vor allem ablenkend.

Fazit: ‚Renaturierung‘ wäre längst indiziert, moderates Kunstlicht – mit den natürlichen, nicht kurzwellig dominierten Spektren. Vielleicht ließe sich sogar die pandemisch bedrohliche Zunahme der Myopie abschwächen (6).

Zukunft: Quantenbiologie und Chronobiologie sollten längst miteinander ‚verschränkt‘ werden. Im Photon steckt viel mehr, etwa der Spin etc. – in Anlehnung an: „Kleinzack taugt viel mehr..“ (Hoffmanns Erzählungen, J. Offenbach) (7,8).

Eines Tages wird es – wie angekündigt – klinische Anwendungen von quantenphysikalischen Techniken und Prozessen geben. Quantentechnologien könnten als wertvolle Instrumente und Werkzeuge für Analyse und Prophylaxe dienen (9) um endlich Effekte des Klimawandels zu mitigieren (10,11).

Jean Baptiste Fourier beschrieb den Treibhauseffekt im Jahre 1824. Nicht weniger als hundert Jahre später erkannte man diesen Effekt als einen der ‚üblichen Verdächtigen‘ und Mit-Verursacher von Klima-Katastrophen. Und weitere hundert Jahre später – ‚hier sträubt sich allerdings die Feder‘. *

Mit Abstand der ‚biggest player‘ ist die Quantentechnologie im All (12,13.14).

„Die Sonne tönt nach alter Weise..

Und Stürme brausen um die Wette,
Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,
Und bilden wütend eine Kette der tiefsten Wirkung ringsumher.. “
(Der Tragödie Erster Teil, Faust I. J.W. Goethe).

Epilog: Quanten-Rhythmen sind gefährdet, vergleichbar Ökosystemen;  wie wirkte sich ein ursprünglicher Status quo aus? Ohne Blendungen und ‚Licht-Stress‘ (‚blue hazard‘), ohne Tagfahrlichter mit ihren Irritationen und unvermeidlichen, im Extremfall fatalen Ablenkungen?
Lebensrettend – im günstigsten Fall?

Doch bleibt man hübsch im Kreis und kommt nicht vorwärts“.
(Ein Bruderzwist, Grillparzer)

 

1 Mazzoccoli G (2022) Chronobiology Meets Quantum Biology: A New Paradigm Overlooking the Horizon?
Front Physiol;13:892582.

2 Baltatu OC et al (2025) Circadian system coordination: new perspectives beyond classical models.
Front Physiol;16:1553736.

3 Nickla DL (2013) Ocular diurnal rhythms and eye growth regulation: where we are 50 years after Lauber.
Exp Eye Res;114:25-34.

4 Wolffsohn JS et al (2019) IMI – Myopia Control Reports Overview and Introduction.
Invest Ophthalmol Vis Sci;60(3):M1-M19.

5 Heilig P (2024) Ver-rückte Zeit.
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=45620

6 Schaeffel F. (2019) Prävention der Myopie. Ophthalmologe;116(6):509-517.

7 Heilig P (2013) Quantum satis est, Quantenphysik, wahrgenommen.
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=16917

8 Heilig P (2017) Schrödinger, Quantencomputer und „beyond“.
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=28579

9  Berger C et al (2021) Quantum technologies for climate change: Preliminary assessment.
https://arxiv.org/pdf/2107.05362

10 Purohit A et al (2024) Building a quantum-ready ecosystem.
IET Quant. Comm;5(1),1–18.

11 Abbas, A et al (2024) Challenges and opportunities in quantum optimization.
Nat Rev Phys;6, 718–735.

12 Mercer CR et al (2025) Quantum sensing for NASA science missions.
EPJ Quantum Technol;12(1):56.

13 Mohageg M et al (2022) The deep space quantum link: prospective fundamental physics experiments using long-baseline quantum optics.
EPJ Quantum Technol;9(1):25

14 Kaltenbaek R (2021) Quantum technologies in space.
Exp Astron (Dordr);51(3):1677-1694.

 

* Unverzeihliche Klima-‚Sünden‘, verursacht durch selbstverschuldete Ignoranz, Kritiklosigkeit, möglicherweise Mb, Alzheimer oder andere Formen von Demenz.

Gender: beyond
Interest: no conflict
AI/KI: AI-free wording

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Einladung
ALLOTRIA
p heilig UND*
ZEIT: am Freitag, 10. Oktober 2025 um 19 Uhr
ORT: Otto-Mauer-Zentrum
Einladung: PDF
Nähere Infos: Einladung.pdf
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Interessenkonflikt:
Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung
des Beitrags kein Interessen –
konflikt im Sinne der Empfehlung des
International Committee of Medical
Journal Editors bestand.

Gastautor:
Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at
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Datenbank des Monats – DocCom.Deutsch

Datenbank des Monats – DocCom.Deutsch Lernplattform mittels Online-Modulen für die Aus- und Weiterbildung in der Kommunikation im Gesundheitswesen. Die Übertragung von einigen der 42 Module aus der amerikanischen Originalversion von DocCom in die deutsche Sprache und Kultur erfolgte durch Ärzte und Fachspezialisten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich.

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Last Update: 2025 03 24

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [338]: Goldman, Hugo F. – Frauen- und Kinderarzt, Kurarzt und Bergwerksarzt

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 24.08.2025

Keywords: Bergwerksarzt, Frauenarzt, Kinderarzt, Kurarzt, Wien, Brennberg, Sopron, Medizingeschichte, Wien

Hugo Filipp Goldman(n) wurde am 20. September 1867 als Sohn von Joachim Löb Goldman (1822-?) und Katty, geborene Wiessner, in Mödritz bei Brünn in Mähren (heute: Modrice/Tschechien) geboren. 1896 konvertierte er vom Judentum zum Augsburger Bekenntnis. Im Jahr 1900 heiratete er die Tochter der Bergdirektors der Kohlewerke in Brennberg, Ida Katalin Rudolf (1879-),[1] mit der er gemeinsam den Sohn Ernö Goldmann (1900-1883) hatte.

Nachdem Goldman 1888 das k.k. Maximiliansgymnasium in Wien erfolgreich absolvierte hatte,[2] begann er sein Medizinstudium an der Universität Wien, das er am 7. Juli 1894 mit seiner Promotion abschloss. Im Juni 1895 beendete er seinen Militärdienst, nachdem er zum Assistenzarzt der Reserve ernannt worden war.[3]

Nach seiner Ausbildung eröffnete er als Frauen- und Kinderarzt eine private Arztpraxis in Wien 9, Seegasse 4a,[4] später Seegasse 6 und danach in der Hahngasse 8-10. Daneben war er bis zirka 1897/98 während der Sommermonate als Kurarzt im Hotel Panhans am Semmering in Niederösterreich tätig.

Werksarzt der Kohlengewerkschaft in Brennberg (Brennbergbánya) bei Ödenburg in Ungarn

Ab 1897 bis zirka 1910 war Goldman in der Kohlengewerkschaft in der Bergwerkgemeinde Brennberg bei Ödenburg (heute: Sopron) als Bergwerksarzt beschäftigt.[5] Zuvor war er in der ungarischen Gemeinde Agendorf (Agfalva) als Arzt tätig. Dort widmete er sich den durch die massiven gesundheitsschädigenden Arbeitsbedingungen verursachten Erkrankungen der Bevölkerung.[6] Zu den häufigsten Krankheitsbildern, mit denen er sich befasste, gehörten insbesondere die aus Oberitalien eingeschleppte Infektionserkrankung der Ankylostomiasis, die vor allem in Bergbauregionen auftrat sowie die Lungentuberkulose. Im Jahr 1898 verfasste er die Studie „Ueber Anchylostomiasis[7], die er zuvor vor der Gesellschaft der Ärzte in Wien vorgestellt hatte. Seine dazu entwickelte Behandlungsmethode fand internationale Beachtung und führte zu Konsultationen britischer Bergwerksärzte in Brennberg. Im selben Jahr veröffentlichte er den Aufsatz „Ueber die Behandlung der Lungentuberculose mit Creostum carbonicum und Ammonium sulfo-ichthyolicum“.[8] 1899 hielt er vor der Fachgruppe der Berg- und Hüttenmänner einen Vortrag über die Berufskrankheiten des Bergarbeiters und deren Verhütung.[9] Zudem referierte er 1903 über den Einfluss der Grubenarbeit auf den menschlichen Organismus“.[10] Im selben Jahr erschien von ihm die Monografie „Die Hygiene des Bergmannes, seine Berufskrankheit, erste Hilfeleistung und die Wurmkrankheit (Ankylostomiasis)“. 1902 veröffentlichte er „Marasmus montanus“,[11] 1904 „Vorläufige Mitteilung über die Impfung unter rotem Licht“,[12] 1905 „Die Infektion mit dem Ankylostoma hominis infolge Eindringens der Larven in die Haut[13] und „Sollen wir Gruben, die mit Ankyslostomiasis infiziert sind, desinfizieren?“,[14] und 1906 „Die Impfung unter Rotlicht“.[15] 1910 publizierte er die Arbeit „Ein Fall von Weilscher Krankheit“. Ebenfalls 1910 nahm er in Brüssel am II. Internationalen Kongress für Berufskrankheiten teil, wo er über „Kachexia Montana (Marasmus montanus“ referierte.[16]

Die Hygiene-Ausstellung in Wien

Bei den Vorarbeiten zur Hygiene-Ausstellung in Wien, die im Jahr 1906 auf dem Areal der Rotunde stattfand, wirkte er im vorbereitenden Komitee zur Darstellung der medizinischen Implikationen im Bergbau mit.[17] Zu diesem Zweck wurde auf seine Initiative im Hof der Rotunde eine naturgetreue Nachbildung eines 100 Meter langen Bergschachtes errichtet. Diese Maßnahme sollte die Bedeutung der Bergbau-Hygiene im Kontext der öffentlichen Gesundheit und Hygiene verdeutlichen. Die Ausstellung fand unter dem Protektorat von Erzherzog Leopold Salvator (1863-1931) statt und ist durch einen offiziellen Katalog der Veranstaltung dokumentiert.[18]

1907 eröffnete er in Ödenburg eine Kuranstalt.

Wiener Neustädter Nachrichten, 8.6.1907, S. 15.

Im Ersten Weltkrieg gehörte er als Militärarzt der ungarischen Landwehr an und war im Kriegsspital in Sopron tätig. 1916 erfolgte seine Ernennung zum Regimentsarzt.[19]

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Goldman als Kreisarzt in Sopron (Ödenburg)[20] sowie als Arzt der Rettungsgesellschaft Ödenburg.

Goldman war Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Goldman trat 1935 in den Ruhestand, führte aber seine vor dem Ersten Weltkrieg betriebene Heilanstalt weiter.[21] Während des Zweiten Weltkrieges publizierte er noch in der Oedenburger Zeitung. Hugo Goldman verstarb am 11. November 1944 in Sopron.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0377, Goldmann Hugo (Nationalien Datum 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-126a, Goldmann Hugo (Rigorosum Datum 1893).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-1344, Goldmann Hugo (Promotion Datum 7.7.1894).

Billiongraves.com: Goldmann Hugo.

Literatur:

Goldman, Hugo F.: Ueber die Bahnadlung der Lungentuberkulose mit Cresotum carbonicum und Ammonium sulfo-ichthyolicum. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Goldman, Hugo F.: Die Hygiene des Bergmannes, seine Berufskrankheiten, erste Hilfeleistung und die Wurmkrankheit (Ankylostomiasis). Halle a.S.: Knapp 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 54204]

Goldman, Hugo F.: Ein Fall von Weilscher Krankheit. Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Buchdruckerei Max Werthner 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Neues Wiener Journal, 31.1.1900, S. 3.

[2] Jahresbericht des k.k. Maximiliangymnasium in Wien, Wien 1889.

[3] Neue Freie Presse, 5.6.1895, S. 4.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1894, Sp. 1546.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1897, Sp. 1590.

[6] Die Bergwerks-Inspektion in Österreich; Berichte der k.k. Bergbehörden über ihre Tätigkeit bei der Handhabung der Bergpolizei und Beaufsichtigung der Bergarbeiterverhältnisse, Berichte der k.k. Bergbehörden über ihre Tätigkeit im Jahr 1902, Wien 1902.

[7] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 19, 1898, S. 457-461.

[8] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 35, 1898, S. 817-819.

[9] Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines, Nr. 47, 1899, S. 664.

[10] Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines, Nr. 11, 1903, S. 176.

[11] Wiener klinische Rundschau, 17.8.1902, 649-652.

[12] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 36, 1904, S. 971-972.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1905, Sp. 82-85.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1905, Sp. 472-472.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 31, 1906, Sp. 1542-1545.

[16] Wiener klinische Rundschau, 12.3.1911, 165-167.

[17] Neues Wiener Journal, 7.4.1906, S. 6.

[18] Offizieller Katalog der unter dem höchsten Protektorate Sr. K.u.k. Hoheit Erzherzogs Leopold Salvator stehenden Allgemeinen Hygienischen Ausstellung Wien-Rotunde 1906, Hg. von Direktor Josef Gally.

[19] Der Militärarzt, Nr. 12, 1916, Sp. 239.

[20] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 10.10.1927, S. 4.

[21] Oedenburger Zeitung, 8.9.1935, S. 3; 16.5.1937, S. 7.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47065 (24.08.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47065

Letzte Aktualisierung: 2025.08.24

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [337]: Bondi Josef – Frauenarzt, Arzt an der Allgemeinen Poliklinik Wien und Leiter der Frauenabteilung am Mariahilfer Ambulatorium, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 07.08.2025

Keywords: Frauenarzt, Allgemeine Poliklinik Wien, Mariahilfer Ambulatorium, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Josef Bondi wurde am 8. August 1872 als eines von sechszehn Kindern des aus Mainz stammenden Marcus Mer Bondi (1831-1926) und dessen Ehefrau Bertha Beila (1842-1912), geborene Hirsch, in Mainz geboren. Die Familie lebte seit Mitte der 1880er Jahren in Wien, wo Marcus Mer Bondi die Metallfirma Jacob Neurath führte. Zu seinen Geschwistern zählte der Mediziner Samuel Bondi (1878-1959). Im Jahr 1900 heiratete er Rosa Hirsch (1873-1950),[1] mit der er zwei Kinder, Arthur (1903-1985) und die Pianistin Helene Bondi (1905-1927) hatte.

Bondi studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. Mai 1896. Im Anschluss daran eröffnete er eine private Arztpraxis in Wien 2, zunächst in der Kaiser-Joseph-Straße 21 (heute: Heinestraße) und danach ab 1918 in der Praterstraße 16 und später bis 1938 auf Nr. 9.

Seinen einjährigen Militärdienst schloss er mit der Ernennung zum Assistenzarzt-Stellvertreter in der Reserve ab.[2] Während des Ersten Weltkrieges wurde er 1915 zum Oberarzt ernannt.[3]

Allgemeine Poliklinik in Wien

Bondi arbeitete danach als Assistent an der Frauenabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien bei den Vorständen Gustav Christian Lott (1842-1909) und Heinrich Peham (1871-1930), wo er eine Reihe von Arbeiten publizierte, darunter: „Ueber den Einfluß gynäkologischer Operationen auf die Menstruation“, „Zur Anatomie der Cysten der kleinen Schamlippe“, „Zur Kenntnis des Melanosarcoma ovarii“, „Ueber Ovarialgravidität“, „Über deziduale Umwandlung des zervikalen Bindegewebes“, „Synthese der Salicylsäure“, und „Über die Herkunft des Fruchtwassers“.[4] Weitere Veröffentlichungen von ihm am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie unter dem Vorstand von Richard Paltauf (1858-1924), an der I. Frauenklinik der Universität Wien unter Friedrich Schauta (1849-1919) und am Institut für medizinische Chemie der Universität Wien finden sich heute in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Daneben hielt er Vorträge vor dem Unterstützungsverein für Hebammen, die in deren Zeitschrift abgedruckt worden sind.[5]

Frauenabteilung am Mariahilfer Ambulatoriums und Spitales

Seit 1931 war er in der Funktion des leitenden Vorstandes der Frauenabteilung des Mariahilfer Ambulatoriums und Spitals tätig.

Wie sein Bruder Samuel Bondi fungierte er als Schularzt in der Vereins-Volksschule Talmud-Thora in Wien 2, Malzgasse 16, wo er wie sein Vater Markus Bondi auch im Vorstand des Vereines tätig war.[6] Nach dem Krieg engagierte er sich im Vorstand des Vereins „Einheit“, ein Verein zur Errichtung und Erhaltung von Volksspeisehallen,[7] sowie ab 1931 im Palästinaaufbaufonds unter dessen Vorsitzenden, dem Kinderarzt Wilhelm Knöpfelmacher (1866-1938).[8] Weiters war seit 1907 Mitglied der Freimaurerloge Eintracht der B’nai Brith.[9]

Bondi und seine Familie waren jüdischer Herkunft und wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Josef und Rosa Bondi gelang die Flucht aus Österreich nach Großbritannien, von wo sie im März 1940 mit der SS Georgic über Liverpool in die USA emigrierten.

Josef Bondi verstarb am 28. April 1942 in Bergen County New Jersey, USA.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0358, Bondi Josef (Nationalien Datum 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-41b, Bondi Josef (Rigorosum Datum 1893).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-555, Bondi Josef (Promotion Datum 23.5.1896).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29.224, Bondi Josef.

New York Passenger and Crew List 1025-1958, Bondi Josef, Rosa.

New York City Municipal Deaths, 1795-1949, Bondi Joseph.

Find a grave: Bondi Josef und Rosa.

Literatur:

Bondi, Josef: Ueber den Einfluß gynäkologischer Operationen auf die Menstruation. Aus der Frauenabteilung der Alg. Poliklinik (Prof Dr. Lott). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Josef: Zur Anatomie der Cysten der kleinen Schamlippe. Aus der Frauenabteilung (Prof. Lott) und dem pathol.-histol. Institut (Prof. Albrecht) der allg. Poliklinik in Wien. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Josef: Zur Kenntnis des Melanosarcoma ovarii. Aus der Frauenabteilung (Vorstand: Professor Peham) und dem pathologischen Institut der Poliklinik in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Josef: Ueber Ovarialgravidität. Aus der Frauenabteilung (Vorstand: Prof. Peham) und dem path.-histol. Institut (Vorstand: Prof. Albrecht) der Allgem. Poliklinik in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Josef: Über deziduale Umwandlung des zervikalen Bindegewebes. Aus der Frauenabteilung der Wiener allgemeinen Poliklinik (Prof. Lott). Sonderdruck aus: Gynäkologische Rundschau. Wien: Urban & Schwarzenberg 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Josef: Synthese der Salicylsäure. Aus dem mediznisch-chemischen Laboratorium der Wiener allg. Poliklinik. Sonderdruck aus: Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiologische Chemie. Straßburg: Verlag von Karl J. Trübner 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Neue Freie Presse, 21.7.1900, S. 14.

[2] Neue Freie Presse, 4.6.1897, S. 3.

[3] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 26.8.1915, S. 19.

[4] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 9.2.1909, S. 1-2.

[5] Hebammen-Zeitung, Nr. 11, 1910, S. 234-235; Nr. 12, 1910, S. 256-257.

[6] Jüdische Presse, 7.1.1921, S. 5.

[7] Jüdische Presse, 17.3.1922, S. 65.

[8] Neues Wiener Journal, 19.4.1931, S. 23.

[9] Entstehungsgeschichte und Chronik der Vereinigung »Wien« B’nai B’rith in Wien 1895-1935, Wien 1935, S. 112.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47061 (07.08.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47061

Letzte Aktualisierung: 2025.08.07

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Scientific Writing Hacks: Zitathäufchen vermeiden

Hack #

Zitathäufchen vermeiden:
Mehrere Zitierungen sogenannte Zitathäufchen am Ende von Textpassagen sind nur dann zulässig, wenn tatsächlich alle Informationen der Textstelle in allen „angehäuften“ Referenzen enthalten sind. Eine konkrete Zuweisung der Zitierungen zu den jeweiligen Aussagen muss bestehen, da sonst nicht unmittelbar erkenntlich ist, ob auch wirklich alle Informationen überhaupt durch Quellen belegt sind.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage der Plagiatsprüfungsstelle,im Leitfaden für das Erstellen von Hochschulschriften für Studierende und dem Muster für eine Abschlussarbeit.

Letzter Zugriff: 09.12.2024
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Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Faden verloren

FADEN VERLOREN


Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

Solange ungebetene, suspekte ‚Invaders‘ fernblieben, durften sämtliche Aussagen, etwa  einer Encyclopedia Britannica und ähnlicher, verwandter Werke ernst, das heißt ‚für bare Münze genommen‘ werden.
Seit der ersten Kontamination mit AI-Hallucinations etc. kam berechtigtes Misstrauen auf. Freie Enzyklopädien zeichnen sich durch eine merkwürdige Besonderheit aus: Frei zu sein, wie der Name sagt. Aber frei wovon? Von einer kritischen Kontrolle, Falsifikation, wie von Sir Karl Popper gefordert? Frei von störenden Fehlern,  Desinformationen und den zu trauriger Berühmtheit gelangten Fake News?

Dazu die AI „selbst“:
„Warum die neuen Systeme trotz technischer Fortschritte schlechter mit Fakten umgehen, ist bislang nicht vollständig geklärt. OpenAI selbst räumt die Probleme offen ein. Man arbeite daran, die höheren Halluzinationsraten zu reduzieren, erklärte Unternehmens-Sprecherin Gaby Raila gegenüber der New York Times. Bis solche KI-Systeme fehlerfrei funktionieren gilt: Wer sich auf die neue Intelligenz verlässt, muss selbst immer klüger prüfen.“
Wie denn …

Texthänger und falsche Texte auf den Bühnen der Illusionstheater wurden jeweils prompt korrigiert, durch sogenannte Einflüsterer, Souffleusen oder Prompter (engl.). Doch die Kästen wurden abgeschafft, zumindest bei Internet- Auftritten der Wirklichkeits-Erklärer.
Hänger, Halluzinationen, Illusionen, freie Assoziationen, ähnlich Klingendes jedoch ganz anders Bedeutendes, incorrect or inconsistent terms, alles hat freien Zutritt, ohne durch Türsteher, wie eine BloodBrainBarrier (BBB) gehindert zu werden.
Peer-Review befreit, treiben Fakes ihr Unwesen in einem ZNS, welches diese Bezeichnung nicht verdient. Das Ding ist hirnlos.

Unwahres, Unwirkliches und Datenmüll (GIGO) infizieren unerkannt Datenbänke, Texte, Analysen mittels Autokorrektur-Similarities auf eigene Faust, nach Art der  Killer-Drohnen. Diese löschen sogar aus – unguided missiles.
Doch der Spieltrieb darf Analogie-Ausflüge nicht ausufern lassen. Ganz so schlimm wird es hoffentlich nicht. Allerdings, auf dem Gebiet der Medizin könnten scheinbar harmlose AI-‚Unschärfen‘ auch folgenschwere Schäden anrichten, der Kontrolle entzogen. Schmerzlich wird es, wenn Ökologisches zum Handkuss kommt, mit womöglich größeren finanziellen Einbußen, wichtig Jurisprudentes, oder gar ‚Auto’nomie und Fehler-anfällige ‚Assistenten‘ im Straßenverkehrverkehr *.

Prophylaxe: käme zu spät. Paul Floras meisterhafte Zeichnung ‚Ad Absurdum‘ bringt es auf den Punkt. In Gremien hieße es vielleicht unfreiwillig komisch: „Die Richtung stimmt.“
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40686

Epilog: Der Begriff Pollution drängt sich auf, wie Digital Pollution, Space Pollution (Space Debris), Licht-, Wasser-, Luft- und Bodenverschmutzungen. Relativ neu: AI-Pollution.

“Post mission disposal: Schutz–Zonen, “Low Earth Orbit” (LEOIADC) und “Geostationary Orbit” (GEOIADC), should be cleared from permanent or (quasi-) periodic presence of non-functional man-made objects“.
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=33250

GIGO: Garbage In Garbage Out
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=22304

*Der Straßenverkehr wurde bisher unterschätzt oder ignoriert, wenn es um Light Pollution ging. Besonders seit dem Einsatz isotroper Tagfahrlichter – „… sie blenden wesentlich stärker als Abblendlichter.“ (Deutscher Autofahrer Club) – verirren sich Lichtstrahlen vermehrt sogar in höhere und höchste Regionen.

Bara SS (2025): On the continued growth of light pollution from vehicle lights (2016-2025).
Preprints da Corredoira 2025.3.v1 10.5281/zenodo.15565958

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Journal Editors bestand.

Gastautor:
Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at
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Datenbank des Monats – Journal Citation Reports (JCR) und Essential Science Indicators (ESI).

Datenbank des Monats – Journal Citation Reports (JCR) und Essential Science Indicators (ESI)

JCR ermöglicht die rasche Analyse sowie den Vergleich von Zeitschriften aus den Science und Social Sciences Citation Indizes, sowie (seit Juli 2021) auch der Arts & Humanities und Emerging Sources Citation Indizes der WoS Core Collection. Zeitschriftenprofilseiten bieten umfassende Zeitschriftenmetriken inklusive des Journal Impact Factors (JIF) und des Journal Citation Indicators (JCI) sowie kontextuelle beschreibende Angaben. JCR unterstützt Wissenschaftler bei der Auswahl einer geeigneten Zeitschrift für Ihre Publikation und Informationsmanager beim Verwalten der institutionellen Zeitschriftenbestände.

ESI basiert ebenfalls auf den Science und Social Sciences Citation Indizes der WoS Core Collection und teilt die Publikationen der letzten 10 Jahre in 22 grobe Fachgebiete ein. Anhand normalisierter Zitationszahlen werden die Top 1% bzw. 0,1% der Dokumente pro Kategorie und Publikationsjahr bestimmt (Highly Cited und Hot Papers). Anhand der Analyse von Ko-Zitationen werden außerdem Research Fronts bestimmt. ESI identifiziert herausragende Publikationen, Autoren und Institutionen und lässt Forschungstrends erkennen.

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[Englisch Version]

Last Update: 2025 03 26

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [336]: Bondi, Samuel – Internist, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 31.07.2025

Keywords: Internist, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien, New York

Samuel Herz Bondi wurde am 29. Juni 1878 in Mainz als Sohn von Marcus Meier Bondi (1831-1926) und Bertha Bella (1842-1912), geborene Hirsch, geboren. Seine Familie zog Mitte der 1880er Jahre nach Wien, wo Marcus Bondi zunächst als Kaufmann tätig war und später die Leitung der Metallfirma Jakob Neurath übernahm. Er war in der jüdischen Gemeinde Wiens aktiv, förderte und initiierte zahlreiche humanitäre Projekte, insbesondere Bereich Bildung und Krankenfürsorge. Einer der sechzehn Geschwister von Samuel Bondi war der Mediziner Josef Bondi (1872-1942). Seit 1914 war Bondi mit der aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt stammenden Helene Bertha Hirsch (1892-1960) verheiratet, mit der er zwei Kinder, die Medizinerin Gabriele, (1915-1992), verheiratete Lobel, und den Mathematiker Hermann Naftali Bondi (1919-2005) hatte. Bondi besuchte das Communal- Real- und Obergymnasium in Wien Leopoldstadt, maturierte 1897[1] und begann anschließend mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien. Er promovierte am 15. März 1903.

Nachdem er ein Jahr an der Universität in Heidelberg am Institut für Pharmakologie bei Rudolf Gottlieb (1864-1924) und den Chemiker Julius Wilhelm Theodor Curtius (1857-1928) arbeitete, trat er in das Allgemeine Krankenhaus in Wien, in die I. Medizinischen Klinik unter Hermann Nothnagel (1841-1905), danach unter dessen Nachfolger Carl von Noorden (1858-1944) und Karel Frederick Wenckebach (1864-1940) ein. Zwischen September 1908 und Oktober 1912 war er an der I. Medizinischen Abteilung als Assistent von Jakob Pal (1863-1936) und Julius Mauthner (1852-1917) tätig. Während dieser Jahre erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten wie „Ueber die Verfettung von Magen- und Darmepithel und ihren Zusammenhang mit Stoffwechselvorgängen“, „Experimentelle Untersuchung über Nierenveränderungen in der Schwangerschaft“ oder „Über Diätverschreibung im großen Krankenhausbetriebe“. Nach seiner Emeritierung führte er ab 1912 eine private Arztpraxis in Wien 8, Langegasse 67, wo er 1938 auch wohnhaft war. Bondi beschäftigte sich mit den Forschungsgebieten der Diabetes, der physiologischen Chemie und dem Herzen. Dazu publizierte er zahlreiche Arbeiten wie „Das äussere Bild des männlichen Diabetikers“, „Ueber die Beeinflussung der Zuckerausscheidung durch Fettzufuhr“, „Beiträge zur Chemie der Galle“, „Synthese der Glykocholsäure und Taurocholsäure“ die Monografie „Herzhinterwand und oesophageale Auskultation“, „Die Entstehung der Herzgeräusche“ oder „Herzgeräusch und Sprachlaut“.

Seine Publikationen befinden sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Nachdem er sich im Fach für Innere Medizin habilitiert hatte, wurde er im Dezember 1919 als Privatdozent bestätigt[2] und im Jahr 1920 zum Privatdozenten für Innere Medizin ernannt.

Wie sein Bruder Josef Bondi fungierte er als Schularzt in der Vereins-Volksschule Talmud-Thora in Wien 2, Malzgasse 16.[3] Zudem war er Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Samuel Bondi war jüdischer Herkunft. Auf Anraten seines Sohnes Hermann Bondi, der in Cambridge als Mathematiker am Trinity College tätig war, reisten Salomon und Helene Bondi vor dem „Anschluss“ im Februar 1938 aus Wien in die Schweiz ab. Von dort gingen sie nach England. Im August 1940 emigrierten sie über Liverpool nach Montreal, Canada und schließlich in die USA.

Petitions for naturalization from the U.S. District Court for the Southern District of New York, NARA RG21 publication M1972 1824-1945, Bondi Samuel.

In den USA beschäftigte er sich mit der Elektrokardiografie und arbeitete als leitender Assistenzarzt für Stoffwechselerkrankungen an der Ambulanz des Beth Israel Hospital in New York. Er war Mitglied der New York County Medical Society, der Medical Society of the State of New York und der American Medical Society.[4]

Bondi verstarb am 21. Jänner 1959 in New York, USA.

Quellen:

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S 304 Personalblätter, Senat S 304.97, Bondi Samuel.

UAW, Rektoratsakt, Zl. 677 /1937/38 Bondi, Samuel (29.06.1878-21.01.1959; Innere Medizin) (29.06.1878-21.01.1959).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 27.469, Bondi Samuel.

New York, Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1958, Samuel Bondi, 1940.

United States, World War II Draft Registration Cards, 1942, Samuel Bondi, 1942.

Petitions for naturalization from the U.S. District Court for the Southern District of New York, NARA RG21 publication M1972 1824-1945, Bondi Samuel.

Literatur:

Bondi, Samuel und Josef Bondi: Ueber die Verfettung von Magen- und Darmepithel und ihren Zusammenhang mit Stoffwechselvorgängen. Aus der I. medicin. Klinik (Prof. v. Noorden) und dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie (Prof. Paltauf) in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für experimentelle Pathologie und Therapie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel und Josef Bondi: Experimentelle Untersuchung über Nierenveränderungen in der Schwangerschaft. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie (Vorstand: Hofrat Paltauf) und der I. medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses (Vorstand: Prof. Pál) in Wien. Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel: Über Diätverschreibung im großen Krankenhausbetriebe. Aus der I. medizinischen Abteilung im k.k. Wiener Allgemeinen Krankenhause (Prof. Pal). Sonderdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel: Das äussere Bild des männlichen Diabetikers. Sonderdruck aus: Zeitschrift für angewandte Anatomie und Konstitutionslehre. Berlin: Springer 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel: Ueber die Beeinflussung der Zuckerausscheidung durch Fettzufuhr. Aus der I. med. Klinik in Wien (derz. Vorstand: Priv.-Doz. Dr. Fr. Wechsberg). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel: Beiträge zur Chemie der Galle. II. Mitteilung: Über die Stärke der Glykocholsäure. Aus dem I. chemischen Laboratorium an der k.k. Universität Wien (Vorstand: Prof. Dr. R. Wegscheider). Sonderdruck aus: Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiologische Chemie. Straßburg: Verlag von Karl J. Trübner 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel und Ernst Müller: Synthese der Glykocholsäure und Taurocholsäure. Mitteilung aus dem chemischen Institut der Universität Heidelberg. Sonderdruck aus: Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiologische Chemie. Straßburg: Verlag von Karl J. Trübner 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel: Herzhinterwand und oesophageale Auskultation. Sonderdruck aus: Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der Medizin. Wien: Springer 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel: Die Entstehung der Herzgeräusche. Sonderdruck aus: Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von Julius Springer 1936.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bondi, Samuel: Herzgeräusch und Sprachlaut. Aus der I. medizinischen Klinik (derz. Leiter: Professor Dr. G. Porges). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

 

[1] Festschrift des k.k Erzherzog Rainer-Real-Gymnasiums im II. Gemeinde-Bezirke in Wien, früher: Leopoldstädter Kommunal-Real- u. Obergymnasium. Aus Anlass seines fünfzigjährigen andauernden Bestehens herausgegeben vom Redaktionskomitee, Wien: 1914, S. 177.

[2] Neue Freie Presse, 31.12.1919, S. 5.

[3] Jüdische Presse, 7.1.1921, S. 5.

[4] New York State Journal of Medicine, New York: 1959, S. 884.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47059 (31.07.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=47059

Letzte Aktualisierung: 2025.07.31

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [335]: Passini, Fritz – Kinderarzt, Leiter des Leopoldstädter Kinderspitals

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 24.07.2025

Keywords: Kinderarzt, Leopoldstädter Kinderspital, Medizingeschichte, Wien

Friedrich (Fritz) Johann Anton Ludwig wurde am 20. November 1868 in Lienz in Osttirol als Sohn des Sektionschefs der bosnisch-herzegowinischen Landesregierung Friedrich Passini (1839-1915) und Maria Anna (zirka 1845-1924), geborene Zeller, geboren. 1896 heiratete er in Berlin Lilli Mendelsohn Bartholdy (1876-1927), die Enkelin des Komponisten und Pianisten Jakob Ludwig Felix Mendelsohn Bartholdy (1809-1847). Sie hatten die drei Kinder Paul Otto (1897-1980), Peter Johann Franz (1897-1978) und Maria Margarethe, verheiratete Crowe (1903-1997).

Passini begann, nachdem er in Kremsmünster die Matura absolviert hatte, sein Studium der Medizin in Berlin, wechselte an die Medizinische Fakultät der Universität Wien, wo er 1890 sein Rigorosum absolvierte und am 23. Dezember 1893 promovierte. Danach leistete er seinen einjährigen Militärdienst beim Tiroler Jäger-Regiment im Garnisonsspital in Agram (heute Zagreb, Kroatien) ab.[1] 1898 erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt in der Reserve des Divisions-Artillerie-Regiments Nr. 7.[2] 1896 eröffnete er eine Privatpraxis in Wien 8, Tulpengasse 3.[3]

Seine weitere Ausbildung erhielt er bei Hermann Widerhofer (1832-1901) an der Klinik für Kinderkrankheiten im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, darauf bei Theodor Escherich (1857-1911) im St. Anna Kinderspital und bei Alexander Hüttenbrenner (1842-1905) am Karolinen-Spital, wo er 1899 die Arbeit „Ueber einen Fall von Noma faciei“ publizierte. Danach arbeitete er als Assistent an der Abteilung von Professor Ferdinand Frühwald (1854-1908) an der Wiener Allgemeinen Poliklinik. Hier veröffentlichte er die Studie „Ueber den normalen Grosszehenreflex bei Kindern“. Daneben beschäftigte er sich bei Richard Paltauf (1858-1924) am Institut für pathologische Histologie und Bakteriologie mit bakteriologischen Studien, die sich in den Arbeiten „Ueber granulosebildende Darmbacterien“, „Studien über fäulniserregende anaerobe Bakterien des normalen menschlichen Darmes und ihre Bedeutung“, „Die bakteriellen Hemmungsstoffe Conradis und ihr Einfluss auf das Wachstum der Anaerobier des Darmes“ und „Ueber Giftstoffe in den Kulturen des Gasphlegmonebazillus“ niederschlugen.

Leopoldstädter Kinderspital

1907 wurde Passini zum Primarius des vom „Leopoldstädter Kinderspitalverein“ gegründeten und 1924 von der Gemeinde Wien übernommenen Leopoldstädter Kinderspital in Wien 2, Obere Augartenstraße 26-28, bestellt, das er bis zu seinem Tode leitete. Hier verfasste er Arbeiten wie „Ueber die Lebensdauer der Tuberkulosebazillen in Kulturen anaerober Fäulnisbakterien“, „Ueber Urobilinbildung durch Reinkulturen anaerober Darmbakterien“ und „Kultureller Nachweis des Kochschen Bazillus im Lumbalpunktate von Meningitis tuberculosa“.

Passini verstarb am 28. November 1935 in Wien.

Passini Fritz: Todesanzeige, Neue Freie Presse, 1.12.1935, S. 34.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-302a, Passini Friedrich (Rigorosum Datum 1890).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-538, Passini Friedrich (Promotion Datum 23.12.1893).

Literatur:

Passini, Fritz und Carl Leiner: Ueber einen Fall von Noma faciei. Aus dem Carolinen-Kinderspitale. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Ueber den normalen Grosszehenreflex bei Kindern. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Ueber granulosebildende Darmbacterien. Vorläufige Mittheilung. Aus dem hygienischen Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Studien über fäulniserregende anaerobe Bakterien des normalen menschlichen Darmes und ihre Bedeutung. Aus dem hygienischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten. Leipzig: Verlag von Veit & Comp. 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Die bakteriellen Hemmungsstoffe Conradis und ihr Einfluss auf das Wachstum der Anaerobier des Darmes. Aus dem hygienischen Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Verlag von Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Ueber Giftstoffe in den Kulturen des Gasphlegmonebazillus. Aus dem hygienischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Ueber die Lebensdauer der Tuberkulosebazillen in Kulturen anaerober Fäulnisbakterien. Aus dem Leopoldstädter KInderspitale der Gemeinde Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz und J. Czaczkes: Ueber Urobilinbildung durch Reinkulturen anaerober Darmbakterien. Aus dem Leopoldstädter Kinderspitale. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Rikola Verlag 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Kultureller Nachweis des Kochschen Bazillus im Lumbalpunktate von Meningitis tuberculosa. Aus dem Leopoldstädter-Kinderspital der Gemeinde Wien. Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Wien, Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Innsbrucker Nachrichten, 31.3.1894, S. 2.

[2] Wiener Zeitung, 29.5.1898, S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1896, Sp. 287.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 47056 (24.07.2025)
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Letzte Aktualisierung: 2025.07.24

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [334]: Preindlsberger-Mrazović, Milena – Journalistin, Schriftstellerin, Krankenpflegerin im Ersten Weltkrieg

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.07.2025

Keywords: Journalistin, Schriftstellerin, Medizingeschichte, Bosnien-Herzegowina, Sarajewo, Wien

Milena Mrazović wurde am 28. Dezember 1863 in Bjelovar in Ungarn (heute: Kroatien) als Tochter von Andrija Mrazović geboren. Nachdem sie ihre Schulbildung an einem Mädcheninstitut in Budapest erhalten hatte, zog sie nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas durch die Habsburgermonarchie im Jahre 1878 mit ihrer Familie nach Banja Luka, wo ihr Vater eine Stellung als Verwaltungsbeamter erhalten hatte. Ein Jahr später übersiedelte die Familie nach Sarajewo. Milena widmete sich in Bosnien zunächst der Komposition musikalischer Werke und zunehmend dem Journalismus, darunter seit 1884 als Mitarbeiterin in der gerade in Sarajewo gegründeten einzigen deutschsprachigen Zeitung Bosniens, der „Bosnischen Post“. Nachdem ihr Verlobter Eugen Töpfer, der die Zeitung 1886 aufgekauft hatte, 1889 verstarb, erhielt sie von der bosnischen Regierung die Erlaubnis die Zeitung samt Druckerei als Erbin zu übernehmen. Daneben arbeitete sie als Sprachlehrerin für Französisch an einer Schule.

1896 verkaufte sie den Verlag und die Druckerei, heiratete im selben Jahr den Chirurgen und Chefarzt des bosnischen Landespitals in Sarajewo Josef Preindlsberger (1863-1938), und widmete sich seither ausschließlich ihrer journalistischen Arbeit.

Sie publizierte in zahlreichen deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen, in denen sie den Lesern das multiethnische, vor allem aber das multikonfessionelle Bosnien-Herzegowina aus ethnografischer und anthropologischer Sicht näher zu bringen versuchte. Daneben hielt sie unter anderem Vorträge in Wien, wo sie auch durch ihre zahlreichen Artikel in der Reichspost und der Neuen Freien Presse einen hohen Bekanntheitsgrad genoss und 1889 zum ersten weiblichen Mitglied der „Anthropologischen Gesellschaft in Wien“ ernannt wurde. Des weiteren war sie Mitglied des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wiens.[1]

Unter anderem verfasste sie auch einen Beitrag zu Bosnien-Herzegowina für das von Kronprinz Rudolf konzipierte Werk „Österreich-Ungarn in Wort und Bild“ (1899), vor allem aber wurde sie seit den 1880er Jahren durch ihre in deutscher Sprache publizierten Reiseberichte, Tagebücher und Romane bekannt, in denen sie sich mit dem sozialen und kulturellen Leben der Bevölkerung und der Landeskunde von Bosnien-Herzegowina befasste. Dazu zählen ihre Arbeiten wie „Selam, Skizzen und Novellen aus dem bosnischen Volksleben“, die 1893 (Berlin: Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft) erschien und frühe Texte von Milena enthält, sowie eine Reihe weiterer Monografien wie „Bosnische Volksmärchen“ (Innsbruck: Edlinger 1905), der Roman „Das Grabesfenster. Eine Sarajevoer Geschichte aus dem Beginn der Okkupation“ (Innsbruck: Edlinger 1906), der Reiseführer „Die bosnische Ostbahn. Illustrierter Führer auf den bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnlinien Sarajevo-Uvac und Megjegje-Vardiste“ (Wien: Hartleben 1908), sowie die Tagebuchaufzeichnungen „Bosnisches Skizzenbuch, Landschafts- und Kulturbilder aus Bosnien und der Herzegowina“ (Dresden, Leipzig: E. Pierson’s Verlag 1900). In diesen Arbeiten deklarierte sie sich als Befürworterin der Okkupation Bosnien-Herzegowinas und zu den von Österreich-Ungarn getroffenen Verwaltungsmaßnahmen, denen sie eine Modernisierung, vor allem aber eine friedliche Entwicklung des Landes zuschrieb.

1904 erschien von ihr in der Zeitschrift „Die Zeit“ ein bis heute weitgehend unbekannt gebliebener Artikel unter dem Titel „Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina“. Darin thematisiert sie die Schwierigkeiten, die mit der Durchsetzung der medizinischen Verwaltung Bosnien-Herzegowinas nach der Okkupation 1878 und im speziellen jene der weiblichen Ärzteschaft gegenüber der muslimischen Bevölkerung auftraten. Dabei kam den k.k. Amtsärztinnen eine wesentliche Rolle zu, die – auch im europäischen Vergleich – eine einzigartige institutionalisierte Stellung innerhalb der k.k. Sanitätsverwaltung in Bosnien-Herzegowina einnahmen. Der Grund für die Stärkung der Funktion von Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina lag in der ihnen zugewiesenen spezifischen Aufgabe, die Gesundheitssituation der weiblichen muslimischen Bevölkerung zu verbessern, ihren Zugang zum Gesundheitssystem durchzusetzen und sie darin zu integrieren. Dazu wurden zwischen 1892 und 1918 insgesamt sieben Amtsärztinnen aus der Habsburgermonarchie in die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebiete berufen.

Im Ersten Weltkrieg begleitete sie ihren Ehemannes Josef Preindlsberger als freiwillige Krankenpflegerin an dessen Einsatzorten als Militärarzt bei der mobilen Chirurgengruppe an den Fronten in Serbien, Albanien, Montenegro und Italien. Unter anderem leitete sie 1915 auch das Sanitätsmaterialdepot in Bosnien-Herzegowina. Zudem leitete sie im Jahr 1915 das Sanitätsmaterialdepot in Bosnien-Herzegowina. Für ihren Einsatz wurde sie 1916 mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.[2] Nach dem Krieg wurden sie gemeinsam aus dem Königreich Jugoslawien (SHS) ausgewiesen und nach Österreich deportiert. Sie lebte mit Josef Preindlsberger in Wien und hielt, wie bereits vor dem Krieg, volkskundliche Vorträge über Bosnien und Herzegowina. Sie verstarb am 20. Jänner 1927 in Wien im Sanatorium Löw.

Quellen:

Dzambo Jozo: Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.), „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 173-214.

Fuchs Brigitte: „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajewo, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.): „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 94-127.

Lindemann Kristina: Explaining Bosnia – Milena Preindlsberger-Mrazović, and Austria’s own ‘Orient’, in: Zimmermann Tanja, Jakir Aleksandar (Hg.): Europe and the Balkans. Decades of „Europeanization“? Würzburg: 2015. S. 161-170.

Literatur:

Preindlsberger-Marzović, Milena: Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina. Sonderdruck aus: Die Zeit. Wien: 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-3016]

[1] Jahres-Bericht des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, Wien 1911, S. 22.

[2] Die Zeit, 29.8.10.1916, S. 2.

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Letzte Aktualisierung: 2025.07.22

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