Archiv der Kategorie: Separata Bibliothek

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [188]: Josef Freud – Röntgenologe, Wien – Jerusalem

Josef Freud – Röntgenologe, Wien-Jerusalem

Text: Dr. Walter Mentzel

Josef Freud wurde am 27. Februar 1882 als Sohn von Israel Feibisch Feiwal Freud (1845-1900) und Sara Ochshorn, in Jagielnica bei Tarnopol in Galizien (heute: Yahilnytsya/Chortkivs’kyi/Ternopil/Ukraine) geboren.

Nachdem er im Dezember 1909 sein Medizinstudium an der Universität Wien mit der Promotion abgeschlossen hatte, arbeitete er zunächst bei Hermann Schlesinger (1866-1934) an der III. medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. 1913 wechselte er an das 1905 gegründete Zentral-Röntgeninstitut im Allgemeinen Krankenhaus und wurde Assistent von Guido Holzknecht (1872-1931).[1] Daneben ordinierte er an der Fango-Heilanstalt für Röntgendiagnostik und Röntgentherapie in Wien 9, Lazarettgasse 20.[2] Während des Ersten Weltkrieges publizierte er am Zentral-Röntgen-Laboratorium drei Arbeiten. 1916 erschien der Aufsatz „Zur radiologischen Diagnose der Dissemination des primären Schleimhautsarkoms des oberen Dünndarmes auf den Dünndarm“ in der Wiener klinischen Wochenschrift, im selben Jahr in der Berliner klinischen Wochenschrift der Artikel „Röntgendiagnose des typischen primären Sarkoms des oberen Dünndarms“ und im August 1917 in den Monatsheften für ärztliche Fortbildung der Beitrag „Röntgendiagnostik der Erkrankungen des Duodenums. Gegenwärtiger Stand und eigene Ergebnisse“. Diese Arbeiten befinden sich im Bestand der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Im Dezember 1919 erfolgte durch Beschluss des Professoren-Kollegiums und der Bestätigung des Unterstaatssekretärs für Inneres und Unterricht seine Bestellung zum Privatdozenten für medizinische Radiologie an die Medizinische Fakultät der Universität Wien.[3] Er war er Mitglied der Wiener Röntgen-Gesellschaft[4] und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

1921 emigrierte Freud nach Jerusalem, wo er am neu errichteten Krankenhaus Hadassah die Leitung des Röntgenlaboratoriums- und des Institutes übernahm. Hier baute er ein Röntgen-Archiv auf und forschte u.a. zu tropischen Darmerkrankungen.[5] Freud verstarb am 4. November 1925 in Jerusalem. 1926 wurde an ihn in der feierlichen Inauguration des Rektors der Universität Wien für das Studienjahr 1926/27 gedacht. Die Dokumentation darüber findet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Quellen:

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0595, Freud Josef (Nationalien Datum: 1906/07).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0135, Freud Josef (Rigorosum Datum: 12.1.1909).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0852, Freud Josef (Promotion Datum: 23.1.1909).

Weiteres:

https://www.nli.org.il/he/newspapers/dhy/1925/11/05/01/article/32/?e=——-he-20–1–img-txIN%7ctxTI————–1

Literaturliste:

Freud, Josef: Zur radiologischen Diagnose der Dissemination des primären Schleimhautsarkoms des oberen Dünndarmes auf den Dünndarm. Aus dem Zentral-Röntgenlaboratorium des k.k. allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prim. Prof. Dr. G. Holzknecht). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Freud, Josef: Röntegendiagnose des typischen primären Sarkoms des oberen Dünndarms. Aus dem Central-Röntgenlaboratorium im k.k. allgemeinen Krankenhause in Wien (Vorstand: Prim. Prof. Holzknecht). Sonderdruck aus: Berliner klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Freud, Josef: Röntgendiagnostik der Erkrankungen des Duodenums. Gegenwärtiger Stand und eigene Ergebnisse. Mit 29 Abbildungen. Sonderdruck aus: Monatshefte für ärztliche Fortbildung. München: J.F. Lehmann Verlag 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Allgemeines Krankenhaus Wien, Jerusalem, Josef Freud, Röntgenologe, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 2. 1919. Sp. 85

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 27. 1919. Sp. 1353.

[3] Wiener Zeitung. 31.12.1919. S. 2.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 10. 1926. S. 318.

[5] Neues Wiener Journal. 9.11.1925. S. 2.

Normdaten (Person) Freud, Josef: BBL: 39623; GND: 126839467X

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39623 (12.09.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 09 19
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [187]: Rudolf Laub – Mitarbeiter an der Laryngologischen Station der Medizinischen Fakultät an der Universität Wien und NS-Verfolgter

Rudolf Laub – Mitarbeiter an der Laryngologischen Station der Medizinischen Fakultät an der Universität Wien und NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Rudolf Laub wurde als Sohn des Präsidenten der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten in Wien, Moriz Laub (1869-1944) und der Bertha Mamorek (1876-1952), am 15. März 1908 in Wien geboren. Er studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, schloss am 20. Mai 1932 das Studium mit seiner Promotion ab und arbeitete ab 1933 zunächst als Hilfsarzt an der I. Medizinischen Klinik bei a.o. Professor Herbert Elias (1885-1975) und später an der Laryngologischen Station der Ohrenklinik im Allgemeinen Krankenhaus Wien bei Professor Heinrich Neumann (1873-1939). Laub war seit 1937 Mitglied der Wiener laryngo-rhinologischen Gesellschaft.[1]

Er wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft von der Universität Wien „beurlaubt“ und Ende April 1938 gekündigt. Im Juli 1938 schied er auch aus der Wiener Ärztekammer aus.

Nachdem ihm im Juli 1938 die Flucht in die USA gelang, und er am 18. August in New York angekommen war, ließ er sich in New Bern/North Carolina nieder. In den USA änderte er seinen Vornamen in Georg und lebte später in Columbia in South Carolina. Er verstarb am 23. Juni 1999 in den USA.

Rudolf Laub war 1935 Mitautor der mit Herbert Elias (1885-1975) gemeinsam verfassten Arbeit „Die Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes bei Kranken mit Aorteninsuffizienz und mit Mitralstenose im kompensierten Zustande“, die an der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien entstand. Sie befindet sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Quellen:

Geburtsbuch der IKG Wien, 1908, Laub Rudolf.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-1019, Laub Rudolf (Nationalien Datum, 1926/27).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-1091, Laub Rudolf (Nationalien Datum, 1930/31).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0433, Laub Rudolf (Rigorosum 14.5.1932).

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 194-0789 (Promotion Datum 20.5.1932), Laub Rudolf.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien Rudolf (Georg) Laub.

United States Social Security Death Index, George R Laub, 23 Jun 1999.

Literaturliste:

Elias, Herbert und Rudolf Laub: Die Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes bei Kranken mit Aorteninsuffizienz und mit Mitralstenose im kompensierten Zustande. Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. H. Eppinger) Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1935.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Laryngologe, NS-Verfolgter, Facharzt für Ohrenheilkunde, Allgemeines Krankenhaus Wien, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Monatsschrift für Ohrenheilkunde. H. 11. 1937. S. 1398.

Normdaten (Person) Laub, Rudolf (Georg): BBL: 39612; GND: 126700206

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39612 (12.09.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 09 19
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [185]: Walter Seng – Chirurg und Spitalsleiter – Wien – São Paulo

Walter Seng – Chirurg und Spitalsleiter – Wien – São Paulo

Text: Dr. Walter Mentzel

Walter Seng wurde am 23. Mai 1873 als Sohn des Realitätenbesitzers Ignaz Seng und Magdalena Maria Pestinski in Krems in Niederösterreich geboren. Sein Taufpate war der Wiener Mediziner, Chefarzt der Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft und des Kapuziner-Ordens, Viktor Seng (1841-1898).

Seng studierte an der Wiener Universität zunächst Philosophie und Chemie und danach Medizin und schloss beide Studienrichtungen mit der Promotion ab, jenes der Medizin im Jahr 1898. Bereits 1896 veröffentlichte er einen Aufsatz „Studien über denen Desoxaläther“ am chemischen Laboratorium bei Professor Adolf Lieben (1836-1914).[1] Im selben Jahr wurde er nach der Ableistung des Militärdienstes beim Feldjäger-Bataillon Nr. 10 zum stellvertretenden Assistenzarzt beim Garnisonsspital Nr. 1 in Wien ernannt. Nach Abschluss des Studiums begann er als Aspirant an der Rudolfstiftung in Wien mit seiner medizinischen Laufbahn. 1899 publizierte er gemeinsam mit dem damaligen Assistenten am staatlichen sero-therapeutischen Institut, Rudolf Kraus (1868-1932), in der Wiener klinischen Wochenschrift die Studie „Ein Beitrag zur Kenntnis des Mechanismus der Agglutination“.[2] Ebenfalls 1899 erschien von ihm in der Zeitschrift für Hygiene seine Arbeit „Ueber die qualitativen und quantitativen Verhältnisse der Eiweisskörper im Diphtherieheilserum“, die sich heute in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet.

Seng war seit Jänner 1899 Mitglied des Wiener medizinischen Klubs[3] und seit März Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[4] An seinem Wohnort in Wien 9, Frankgasse 6, führte er auch ab 1898 seine private Arztpraxis.[5]

1900 arbeitete Seng an der II. chirurgischen Klinik bei Carl Ignatz Gussenbauer (1842-1903), wo sich zu dieser Zeit der aus São Paulo in Brasilien stammende Herausgeber der Zeitschrift „Diario Popular“, José Maria Lisboa (1838-1918), einer Operation unterzog. 1901 emigrierte Seng nach Brasilien, ließ sich zunächst in Rio de Janeiro nieder und heiratete noch im selben Jahr die Tochter von José  Lisboa, Maria Mercedes Lisboa (1880-1939).

Seng unterstützte in São Paulo die von der Krankenschwester Maria Beata Heinrich (1867-1941) betriebene und von ihr gegründete Ambulanz. Mit Unterstützung des Bundesstaates São Paulo kam es angeregt durch Heinrich und Seng 1904 zur Errichtung eines Krankenhauses und 1906 zu dessen Erweiterung mit dem Sanatorium Santa Catarina Paulista. Seng wurde Vorstand des Spitals und avancierte zu einem der bekanntesten Chirurgen Brasiliens.[6] In Brasilien engagierte er sich innerhalb der österreichischen Emigrant*innen-Community und stand als Präsident dem österreichisch-ungarischen Hilfsverein in São Paulo vor,[7] wofür er 1909 im österreichisch-ungarischen Konsulat in São Paulo den Franz-Josephs-Orden erhielt.[8]

Walter Seng verstarb am 28. Juni 1931 in São Paulo. An ihn erinnert heute in São Paulo ein Gebäude, das seinen Namen trägt, sowie eine nach ihm benannte Straße (Rua Doutor Seng).

Quellen:

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 188-1126, Seng Walter (Promotion Datum: 31.3.1898)

Matriken Niederösterreich, Rk Diözese St. Pölten, Krems-St. Veit, Taufbuch 01-21, 1873, Folio 203, Seng Walter.

Campana Carlos Luiz, Memórias sociedade brasileira de médicos escritores literarias, 2015.

Literatruliste:

Seng, Walter: Ueber die qualitativen und quantitativen Verhältnisse im Diphtherieheilserum. (Aus dem k.k. Institut für die Herstellung von Diphtherieheilserum, Vorstand: Prof. Paltauf, und dem chemischen Institut der k.k. Krankenanstalt Rudolfstiftung, Vorstand: Dr. E. Freud) Sonderdruck aus: Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten. Leipzig: Verlag von Veit & Comp. 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Seng Walter, Chirurg, Rio de Janeiro, Brasilien, Spitalsleiter, Rudolfstiftung, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Monatshefte für Chemie. 1896. S. 613-635.

[2] Wiener klinische Wochenschrift. 5.1.1899. S. 1-4.

[3] Wiener klinische Wochenschrift. 26.1.1899. S. 93.

[4] Wiener klinische Wochenschrift. 30.3.1899. S. 359.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 23. 1898. Sp. 1135.

[6] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 29.3.1922. S. 6.

[7] Neues Wiener Journal. 1.12.1908. S. 18.

[8] Grazer Volksblatt. 6.8.1909. S. 5.

Normdaten (Person) Seng, Walter : BBL: 39552; GND: 1267287985

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39552 (31.08.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 08 31
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [184]: Gertrud Bien – Kinderärztin am Karolinen-Kinderspital und Primarärztin an der Städtischen Kinderübernahmestelle in Wien

Gertrud Bien – Kinderärztin am Karolinen-Kinderspital und Primarärztin an der Städtischen Kinderübernahmestelle in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Gertrud Bien wurde am 3. April 1881 als Tochter des aus Lemberg stammenden Rechtsanwaltes Friedrich Bien (1844-1913) und der aus Leipzig stammenden Gisela Wittner (zirka 1856-1920) in Wien geboren. Sie studierte an der Universität Wien Medizin und schloss – wie auch die Medizinerin Friederike Fränkel – das Studium im Dezember 1906 mit ihrer Promotion ab.[1] Schon während ihres Studiums veröffentlichte sie 1905 ihre erste wissenschaftliche Arbeit in den „Arbeiten aus dem Neurologischen Institute“ „Zur Anatomie des Zentralnervensystems einer Doppelmißbildung bei der Ziege“. Nach ihrer Promotion begann sie am Karolinen-Kinderspital in Wien bei dem seit 1901 als Direktor hier wirkenden Professor Wilhelm Knöpfelmacher (1866-1938) zunächst als dessen Assistentin und danach als Anstaltsärztin zu arbeiten. Hier publizierte sie 1913 „Über einen Fall von Illeus, hervorgerufen durch Obliteration eines Mekel’schen Divertikel“,[2] und gemeinsam mit Knöpfelmacher den im Jahr 1915 erschienenen Aufsatz „Untersuchung über die Nabelkoliken älterer Kinder“, der sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet. Weiters publizierte sie noch vor dem Ersten Weltkrieg in den Anatomischen Heften die Arbeit „Zur Entwicklungsgeschichte des menschlichen Dickdarms“.

1912 wurde sie gemeinsam mit Dora Teleky (1879-1963) in die Gesellschaft der Ärzte in Wien aufgenommen[3] und 1913 erfolgte ihr Beitritt in die Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien.[4] Im selben Jahr nahm sie an der 85. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien als Referentin teil.[5] Neben ihrer Tätigkeit am Karolinen-Kinderspital war sie vor dem Ersten Weltkrieg neben Nikolaus Damianos und Yella Silbermark-Reissig auch noch als Sekundarärztin im Vereinsreservespital Nr. 1 des Patriotischen Hilfsvereines vom Roten Kreuz für Niederösterreich im Einsatz.[6] Im Ersten Weltkrieg erhielt sie 1918 das Kriegskreuz für Zivilverdienste verliehen,[7] und im Oktober 1918 war sie Teil jenes Kreises von Ärzten, dem auch Ludwig Teleky angehörte, die in einem Arbeitsausschuss an der Errichtung einer Kindererholungsstätte für unterernährte und blutarme Kinder im Meidlinger Kriegsspital wirkten.[8] Nach dem Krieg gehörte sie als Mitglied dem im Jahr 1920 in Wien gegründeten Zentral-Hilfskomitee der Ärzte Österreichs an.[9]

Primarärztin an der Städtischen Kinderübernahmestelle

1926 erfolgte ihre Berufung zur Primarärztin in die von der Gemeinde und vom Wiener Stadtrat für Wohlfahrts- und Gesundheitswesen, Julius Tandler (1869-1936), zwischen 1925 und 1927 in der Lustkandlgasse 50 errichtete und unter der Leitung von Leo Kundi (1888-1954) stehende Kinderübernahmestelle. Hier wurden alle der Gemeinde Wien übergebenen Säuglinge, Kinder und Jugendliche aufgenommen, beobachtet und weitere Fürsorgemaßnahmen eingeleitet. 1932 unterrichtete sie gemeinsam mit Knöpfelmacher das Fach Kinder- und Säuglingspflege an der Pflegerinnenschule des Rudolfinerhauses.[10] 1929 gab sie gemeinsam mit Charlotte Bühler (1893-1974) und Hildegard Hetzer (1899-1991) die in Leipzig erschienene Schriftenreihe „Psychologie der Fürsorge“ und den ersten Band „Kindheit und Armut“ heraus.

Bien als Frauenrechtsaktivistin

Vor dem Ersten Weltkrieg hielt Bien im Verein für erweiterte Frauenbildung in Wien Kurse ab.[11] Ebenso hielt sie im Athenäum (Verein für die Abhaltung von wissenschaftlichen Lehrkursen für Frauen und Mädchen) über einige Jahre hindurch Vorträge zur Säuglings- und Kinderpflege.[12] Wie ihre Mutter Gisela war sie in der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs aktiv und gehörte hier vor dem Krieg jenem Komitee an, das sich gegen die Teuerung und deren sozialen Auswirkungen richtete. Gemeinsam mit der Vorsitzenden Dora Teleky und Gertrud Ceranke (1893-1956), Hedwig Fischer-Hofmann und Cornelie Much-Benndorf (1880-1962) war sie Mitglied der Kommission für Volksgesundheit im Bund österreichischer Frauenvereine[13] und nahm im September 1931 gemeinsam mit Teleky und Fischer-Hofmann an dem vom Bund österreichischer Frauenvereine organisierten 6. Internationalen Ärztinnenkongress teil.[14] Ebenso hielt sie Vorträge wie vor der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft der Sozialistischen Studentenschaft zum Thema Kinderasyle und Pädagogik.[15] Zu ihrem Freundeskreis zählte Adele Bloch-Bauer (1881-1925).

Bien gehörte wegen ihrer Nähe zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs sowie ihrer jüdischer Herkunft zu jener Gruppe von Ärzt*innen, die nach der Zerschlagung der Demokratie 1933/34 an ihrer Berufsausübung in den Wiener medizinischen Einrichtungen und Fürsorgestellen gehindert wurde. Im März 1934 erfolgte nach § 2 der „Verordnung des Bundeskommissärs für Wien betreffend die Erlassung einiger dienstrechtlicher Bestimmungen“ ihre Versetzung in den dauernden Ruhestand“. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde sie wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Ihr gelang am 29. Dezember 1938 die Flucht nach England, wo sie in London lebte und im November 1939 in die USA emigrierte. Sie verstarb am 27. Februar 1940 in Manhattan in New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1881, Bien Gertrud.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0586, Bien Gertrud (Nationalien Datum 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0505, Bien Gertrud (Promotion Datum 22.12.1906).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0019, Bien Gertrud (Rigorosum 13.12.1906).

United Kingdom, Outgoing Passenger Lists, 1890-1960, Bien Gertrud, 1939.

Immigration, New York, New York, United States, NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), New York, Passenger List, Bien Gertrud, 1939.

New York, New York City Municipal Death, 1795-1949, Bien Gertrud, 1940.

Aufbau Bd. 6, 15.3.1940 Nr. 11, S. 10 Spalte b (Todesnachricht Ende Februar 1940 in New York).

Literaturliste:

Bien, Gertrud: Zur Anatomie des Zentralnervensystems einer Doppelmißbildung bei der Ziege. Separat-Abdruck aus: Arbeiten aus dem Neurologischen Institute. Leipzig: Deuticke 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 22312]

Bien, Gertrud: Zur Entwickelungsgeschichte des menschlichen Dickdarmes. Separat-Abdruck aus: Anatomische Hefte. Wiesbaden: Bergmann 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 22493]

Knöpfelmacher, Wilhelm und Gertrud Bien: Untersuchungen über die Nabelkoliken älterer Kinder. Aus dem Karolinenspitale in Wien (Direktor: Prof. Dr. W. Knoepfelmacher). Separatabdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Gertrud Bien, Kinderärztin, Karolinen-Kinderspital, Städtische Kinderübernahmestelle Wien, NS-Verfolgte, Wien, Medizingeschichte, Ärztin

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 2.12.1906. S. 11.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 13. 1913. Sp. 824-827.

[3] Österreichische Frauenschau. Mitteilungen der Vereinigung der arbeitenden Frauen. H. Juni 1912. S. 5.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 32. 1913. Sp. 1995.

[5] Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine. H. 9. 1913. S. 15.

[6] Rechenschafts-Bericht des österreichischen patriotischen Hilfsvereines vom Roten Kreuz für Niederösterreich 1913. S. 9.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 20. 1918. Sp. 927.

[8] Arbeiter Zeitung. 6.10.1918. S. 7.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 48. 1924. Sp. 2583.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 23. 1932. S. 707.

[11] Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien. Wien 1914. S. 17.

[12] Neues Wiener Journal. 27.10.1915. S. 10; Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine. H. 8. 1917. S. 23 und H. 8. 1918, S. 20.

[13] Die Österreicherin. Nr. 1. 1931. S. 2.

[14] Das Wort der Frau. 13.9.1931. S. 1.

[15] Arbeiter-Zeitung. 24.2.1933. S. 9.

Normdaten (Person) Bien, Gertrud: BBL: 39493; GND: 1266885145

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39493 (22.08.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 08 22
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [182]: Moriz Moses Laub – Em. Abteilungsassistent an der Krankenanstalt Rudolf-Stiftung, Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten, Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, NS-Verfolgter

Moriz Moses Laub – Em. Abteilungsassistent an der Krankenanstalt Rudolf-Stiftung, Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten, Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Moriz Laub wurde am 19. Februar 1869 als Sohn von Jakob Laub (1841-1916) und Mariam Nussbeck in Sadagora in der Bukowina (heute: Sadhora/Ukraine) geboren. 1900 heiratete er die in Wien geborenen Bertha Marmorek (1876-?), mit der er gemeinsam die beiden Kinder Gertrud Renee (*7.6.1902) und Rudolf (1908-1999) hatte.

Laub studierte in Wien an der Universität Medizin, schloss das Studium im März 1893 mit der Promotion ab, und begann danach als praktischer Arzt und Vertragsarzt bei der Wiener Krankenkasse in Wien Landstraße seine berufliche Laufbahn. Daneben arbeitete er als Abteilungsassistent bis zu seiner Emeritierung an der k.k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung.

Neben seiner Vortragstätigkeit in wissenschaftlichen Vereinen, wie im Wissenschaftlichen Club,[1] in dem er sich vor dem Ersten Weltkrieg auch als Mitglied des Ausschusses engagierte,[2] hielt er Vorträge in der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der er seit 1899 als Mitglied angehörte,[3] und der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde, in der er ebenfalls als Mitglied war. Weiters war er Mitglied der Ophthalmologischen Gesellschaft in Wien. Im Rahmen der „Volkstümlichen Vorträge“ des Wiener Volksbildungs-Vereines hielt er vor dem Ersten Weltkrieg populärwissenschaftlich aufbereitete Vorträge zu medizinischen Themen.[4] Vor allem aber war er als Referent in sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Organisationen aktiv.[5] Im Rahmen der Tuberkulosebekämpfung bot er 1911 kostenlos eine Tuberkulinbehandlung bei der Genossenschaft der Wäschewarenerzeuger, Sticker u.a. an.[6]

1915 publizierte er in den von Ludwig Teleky herausgegebenen Zeitschrift „Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der Sozialen Medizin“ eine an der Tuberkulosefürsorgestelle der Gremialkrankenkasse der Wiener Kaufmannschaft durchgeführte Studie zu „Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung. Sie befindet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Hier befinden sich auch in der Separata-Bibliothek vier Arbeiten und zwar „Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung“, aus dem Jahr 1906 die Studie „Über die Wirkung einiger dem Adrenalin verwandten Ketonbasen in der rhinologischen Praxis“, aus dem Jahr 1899 die an der II. medizinischen Abteilung der Rudolf-Stiftung erstellte Studie „Ein Fall von Pneumopericardium“, und die 1909 gemeinsam mit J. Novotny am staatlichen serotherapeutischen Institut in Wien entstandene Arbeit „Ueber komplementbindende Substanzen bei Tuberkulose“.

Laub war über viele Jahre in den Interessensvertretungen der Wiener Ärzteschaft und der Wiener Krankenkassen aktiv. 1904 und 1907 – noch als Kandidat der Freisinnigen Ärzteschaft – und 1911 kandidierte er bei den Ärztekammerwahlen in Wien. Im Jahr 1919 wurde er zum Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer gewählt.[7] In der Wiener Ärztekammer vertrat er die Interessen der Kassenärzte. Nach dem Ersten Weltkrieg war er noch Mitglied der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens,[8] Delegierter der Wiener Ärztekammer im Wiener Landessanitätsrat[9] und Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten. Seit 1919 war er noch Delegierter der Wiener Ärztekammer im Zentraltuberkuloseambulatorium des Volksgesundheitsamtes.[10]

Daneben engagierte er sich in der „Mensa academica judaica“ als deren Präsident,[11] und unterstützte den zionistischen Keren Kayemeth (Jüdischen Nationalfond).[12] Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte er auch als Mitglied der Bukowinaer Landsmannschaft „Buchenland“ mit Sitz in Wien an, als dessen Präsident Wilhelm Stekel vorstand[13].

Während des Ersten Weltkrieges war er als Chefarzt im Hilfsspital des von Erzherzog Leopold Salvator zur Verfügung gestellten Palais tätig.[14] 1916 erhielt er das Ehrenzeichen zweiter Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration und 1917 das Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens verliehen.[15] Im Dezember 1918 gehörte er zu den Unterzeichnern des Aufrufes der Österreichisch-israelitischen Union „Ein Bekenntnis zur Republik Deutschösterreich“.[16] 1920 wurde ihm der Titel eines Medizinalrates verliehen.[17]

Laub war in der Ersten Republik Mitglied der ärztlichen Fachgruppe der Sozialistischen Vereinigung geistiger Arbeiter[18] und in der Vereinigung der sozialdemokratischen Ärzte Wiens aktiv.[19] In dieser Funktion, als auch in jener als Funktionär und Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, trat er gegen den § 144 (Schwangerschaftsabbruch)[20] und gegen die damit verbundenen Verschärfungen des Strafrechtes sowie der damit einhergehenden Kriminalisierung der Ärzt*innenschaft auf. 1924 erschien von ihm als Artikel in der Wiener medizinischen Wochenschrift der von ihm am 25. Mai 1924 auf der Tagung der Vereinigung der sozialdemokratischen Ärzte gehaltene Vortrag unter dem Titel „Die Berufspflicht und das Berufsrecht des Arztes. Die rechtlichen Bestimmungen über die Unterbrechung der Schwangerschaft“.[21] Im selben Jahr wurde er vom Handelsgericht zum ständigen Sachverständigen für das Fach „Wirtschaftliche Interessen der Ärzte und der Heilanstalten“ bestellt.[22] Nach dem Krieg wirkte er auch noch in der Tuberkulosefürsorgestelle der Handlungsgehilfen.

Moriz Laub und seine Ehefrau Bertha wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. 1939 wurden Laub von den Nationalsozialisten die Pensionsansprüche aberkannt. Ihm gelang es mit seiner Ehefrau Bertha kurz vor ihrer Deportation in das Ghetto Theresienstadt die Flucht nach England, wo er 1944 in Chapel En Le Frith in Derbyshire verstarb. Bertha emigrierte nach seinem Tod in die USA, wo sie verarmt in New York lebte. Ihre beabsichtigte Rückkehr nach Wien scheiterte, da die von ihr beanspruchte Rente und deren Zusicherung als Voraussetzung für ihre Rückkehr durch die Wiener Krankenkasse ignoriert und danach abschlägig behandelt worden war.[23] Darüber berichteten 1949 die Zeitungen Neues Österreich in der Ausgabe vom 30. Jänner 1949, vom 25. Mai 1949 und vom 6. November 1949, sowie die Salzburger Nachrichten am 1. Februar 1949. Bertha Laub lebte zuletzt bei ihrem ebenfalls von den Nationalsozialisten aus Österreich vertriebenen Sohn, dem Mediziner Rudolf Laub, in South Carolina und verstarb am 13. Jänner 1952 in Columbia.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll 1872-1894, Sign. 177-231a, Laub Moses (Rigorosum Datum 1890).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokoll 1874-1890, Sign. 187-855, Laub Moriz Moses (Promotion Datum 11.3.1893).

ÖStA, AdR, E-uReang, ÖStA, VA, Zl. 4751, Laub Moritz (19.2.1869)

Moriz und Bertha Laub: https://billiongraves.com/grave/Moriz-Laub/35681419?referrer=myheritage

Death certificates (South Carolina), 1915-1963, Standard Certificate of Death, Laub Bertha.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Laub Moritz.

Literaturliste:

Laub, Moriz: Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung. Sonderdruck aus: Das Österreichische Sanitätswesen. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof u. Universitäts-Buchhändler 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz: Über die Wirkung einiger dem Adrenalin verwandter Ketonbasen in der rhinologischen Praxis. Aus der I. laryngo-rhinologischen Abteilung des Kaiser Franz Joseph-Ambulatoriums (Vorstand Dr. M. Weil). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz und J. Novotny: Ueber komplementbindende Substanzen bei Tuberkulose. Aus dem staatlichen serotherapeutischen Institute in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Paltauf). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz: Ein Fall von Pneumopericardium. Aus der II. medicinischen Abtheilung der k.k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung in Wien (Primararzt Dr. E. Bamberger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords: Ärztekammer Wien, Moriz Laub, NS-Verfolgung, Rudolf-Stiftung, Sozialmedizin, Tuberkulose, Arzt, Wien

[1] Neue Freie Presse. 10.3.1898. S. 7.

[2] Die Zeit. 1.2.1909. S. 4.

[3] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 13. 1899. S. 359.

[4] Die Zeit. 12.3.1911. S. 9; Arbeiter Zeitung. 1.3.1911. S. 12.

[5] Arbeiter Zeitung. 5.3.1909. S. 10.

[6] Arbeiter Zeitung. 21.5.1911. S. 8.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 12. 1919. Sp. 609.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 27. 1926. Sp. 837.

[9] Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. Wien 1922. S. 47.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1919. Sp. 1869.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 12.5.1935. S. 12.

[12] Die Stimme. 9.2.1938. S. 5.

[13] Czernowitzer Tagblatt. 11.1.1910. S. 3

[14] Die Zeit. 30.9.1914. S. 4.

[15] Wiener Zeitung. 17.5.1916. S. 3; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 27. 1917. Sp. 1211.

[16] Neue Freie Presse. 3.12.1918. S. 4.

[17] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 42. 1920. Sp. 1772.

[18] Arbeiter Zeitung. 2.7.1919. S. 10.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 22. 1924. Sp. 1143.

[20] Arbeiter Zeitung. 15.4.1923. S. 10.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 30. 1924. Sp. 1587-1589.

[22] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 46. 1924. Sp. 2434.

[23] Neues Österreich. 25.5.1949. S. 4.

Normdaten (Person) Laub, Moriz Moses : BBL: 39429; GND: 1264961014

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [181]: Nikolaus Damianos – Chirurg und Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Nikolaus Damianos – Chirurg und Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Nikolaus Damianos wurde am 20. Juni 1870 in Wien als Sohn des Kanzlers des griechischen Konsulates in Wien, Demeter C. Damianos (1835-1897), und der in Wien geborenen Clara Damianos (zirka 1838-1901) geboren. Sein Bruder war der Kunstmaler und Mitglied des Künstlerhauses Constantin Damianos (1869-1953).

Damianos studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte im Juli 1896. Danach arbeitete er als Assistent an der II. chirurgischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien unter dem Vorstand Prof. Albert von Mosetig-Moorhof (1838-1907), der auch als Chefarzt in der von ihm mitbegründeten Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft fungierte. Aus dieser Zeit stammen von Damianos eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich heute in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden. Darunter die „Beiträge zur operativen Radicalbehandlung der Kniegelenkstuberculose mit besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Jodoformplombe nach v. Mosetig“, die 1902 erschienenen Arbeiten „Appendicitis bei Linkslagerung des Cöcums“ und „Tödtliche Nachblutung nach Tonsillotomie. Bildung eines umschriebenen Gasabscesses nach subcutaner Gelatineinjection“, der Aufsatz „Eitrige Thrombopheblitis der Sinus cavernosi infolge von Zahnkaries“ aus dem Jahr 1903, und aus dem selben Jahr die Aufsätze „Beiträge zur operativen Behandlung der Tuberkulose des Ellbogengelenks“ und „Die v. Mosetig´sche Jodoform-Knochenplombe und ihre Anwendung bei der Osteomyelitis“. Nachdem er als Assistenzarzt emeritierte, arbeitete er als Primarius am Kronprinz-Rudolf-Kinderhospital in Wien.[1]

Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Schon vor dem Ersten Weltkrieg war Damianos zunächst als Mitarbeiter, Inspektionsarzt und danach als Chefchirurg bei der 1887 gegründeten freiwilligen Rettungsgesellschaft Unter-St. Veit in Hietzing, die 1922 zur Hietzinger freiwilligen Rettungsgesellschaft umorganisiert wurde, tätig.[2] Daneben führte Damianos eine private Ordination in Wien. 1906 kam er der Aufforderung des Gründers der freiwilligen Rettungsgesellschaft, Franz Mittermüller, nach und führte die Sanitätsmitarbeiter der Gesellschaft in die neuen medizinischen Behandlungsmethoden ein. 1916 wurde er schließlich zum Chefarzt der Gesellschaft ernannt.[3] Daneben war er noch in dem 1911 gegründeten Niederösterreichischen Samariter-Landesverband Mitglied des Ausschusses,[4] Mitarbeiter beim ärztlichen Blindenarbeiterheim des Vereins zur Fürsorge für Blinde,[5] und Vizepräsident des Roten Kreuzes für Niederösterreich und Wien. Ebenso gehörte er noch vor dem Ersten Weltkrieg dem Vereinsreservespital Nr. 1 an, wo er neben Gertrud Bien und der Medizinerin und Ehefrau von Moriz Viktor Silbermark, Yella Silbermark-Reissig, als Sekundararzt arbeitete.[6]

Während des Ersten Weltkrieges war Damianos als Landsturmoberarzt zunächst 1914/1915 im Vereinsreservespital Nr. 1 eingesetzt,[7] und danach als Chefarzt der chirurgischen Abteilung sowie als Spitalskommandant des Reservespitals in Tulln in Niederösterreich.[8] Hier erstellte er einige Arbeiten, die er nach dem Krieg publizierte, wie 1919 die Arbeit „Über Resektion des Ellenbogengelenks bei schwer infizierter Schußverletzung desselben“ und 1921 den Aufsatz „Beitrag zur Operation der Pseudarthrosis humeri nach Schußbruch“.[9] Im Ersten Weltkrieg engagierte er sich noch in der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvaliden.[10]

1907 erhielt Damianos in Wien vom Deutschen Kaiser den Roten Adler Orden (IV. Klasse),[11] und 1912 von Kaiser Franz Joseph das Ritterkreuz des Franz-Josephs-Orden verliehen.[12] 1921 wurde ihm der Titel eines Medizinalrates, 1930 der Titel des Obermedizinalrates[13] und im Jänner 1938 das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreuz verliehen.[14] Er gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte an. Im Austrofaschismus trat er der Vaterländischen Front bei und war während der Februarkämpfe 1934 in Wien in leitender Funktion bei der Versorgung der im Kampf stehenden Exekutive im Einsatz.[15]

1950 veröffentlichte er über seinen früheren Vorgesetzten die „Biografische Skizze des Wiener Chirurgen Prof. Dr. Albert von Mosetig-Moorhof, nebst einem Verzeichnis seiner Publikationen“, die sich in Form eines handschriftlichen Manuskripts und einer maschinschriftlichen Abschrift im Bestand der Neuburger-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet. Ebenso befindet sich hier in diesem Bestand seine Arbeit „Eine Statistik der Leuchtgasvergiftungen in Österreich“, die er 1931 in den Mitteilungen des Volksgesundheitsamtes publiziert hatte, sowie die ebenfalls 1931 erschienene Publikation „Ein transportabler Kohlensäure-Inhalationsapparat für erste Hilfeleistung bei Leuchtgasvergiftungen“.

Damianos wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg weiter als Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien und hielt Ausbildungskurse zum Rettungs- und Sanitätswesen im Rahmen der Gesellschaft ab. 1955 wurde noch er in das Präsidium des Roten Kreuzes für Wien und Niederösterreich gewählt.[16] Er verstarb im Jänner 1963 in Wien.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-66b, Damianos Nikolaus (Rigorosum Datum 1892).

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 188-685, Damianos Nikolaus (Promotion Datum 27.7.1896).

Friedhofsdatenbank Wien, Damianos Nikolaus.

Literaturliste:

Damianos, Nikolaus: Beiträge zur operativen Radicalbehandlung der Kniegelenkstuberculose mit besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Jodoformplombe nach v. Mosetig. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. allgem. Krankenhauses in Wien. Vorstand: Hofrath Prof. A. v. Mosetig-Moorhof. (Mit Tafel I, II.). Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Gynäkologie. Leipzig: 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Appendicitis bei Linkslagerung des Cöcums. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Tödtliche Nachblutung nach Tonsillotomie. Bildung eines umschriebenen Gasabscesses nach subcutaner Gelatineinjection. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Eitrige Thrombophlebitis der Sinus cavernosi infolge von Zahnkaries. Aus der II. chir. Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Beiträge zur operativen Behandlung der Tuberkulose des Ellbogengelenks. Aus der II. chirurgischen Abteilung des k.k. allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Albert Ritter von Mosetig-Moorhof. (Mit 8 Abbildungen und 1 Kurve) Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Die v. Mosetig’sche Jodoform-Knochenplombe und ihre Anwendung bei der Osteomyelitis. Aus der II. chirurg. Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien. (Vorstand: Hofrat A.v. Mosetig-Moorhof) Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag der „Wiener klinischen Rundschau“ 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Über Resektion des Ellenbogengelenks bei schwer infizierter Schußverletzung desselben. Aus dem Reservespital in Tulln. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhandlung 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Ein transportabler Kohlensäure-Inhalationsapparat für erste Hilfeleistungen bei Leuchtgasvergiftungen. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhändler 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Nikolaus Damianos, Rettungsgesellschaft, Rotes Kreuz, Wien, Arzt

[1] Reichspost. 29.11.1910. S. 6.

[2] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 3.3.1922. S. 5.

[3] Neues Österreich, 20.6.1950. S. 4.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 30.6.1911. S. 6.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 21.9.1921. S. 21.

[6] Rechenschaftsbericht des österreichischen patriotischen Hilfsvereines vom Roten Kreuz für Niederösterreich. Wien: 1913. S. 10.

[7] Reichspost. 2.11.1915. S. 13.

[8] Neue Freie Presse. 4.9.1918. S. 7; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 26. 1919. Sp. 1273.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 9, 1921. Sp. 404-407.

[10] Neue Freie Presse. 24.9.1915. S. 8.

[11] Neues Wiener Journal. 20.10.1907. S. 5.

[12] Neue Freie Presse. 17.1.1912. S. 7.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 16. 1921. Sp. 239; Wiener Zeitung. 16.12.1930. S. 1.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 1. 1938. Sp. 31.

[15] Die Stunde. 17.2.1934. S. 6.

[16] Österreichische Apotheker-Zeitung. 9.4.1955. S. 238.

Normdaten (Person) Damianos, Nikolaus: BBL: 39401; GND: 1262275334

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [178]: Isaak Eisig Segel – Gründer der medizinischen Zeitschriften „Medizin für Alle“ und „Ars Medici“ sowie der Sauerstoff-Behandlungsstätte „Ozonion“ in Wien

Isaak Eisig Segel – Gründer der medizinischen Zeitschriften „Medizin für Alle“ und „Ars Medici“ sowie der Sauerstoff-Behandlungsstätte „Ozonion“ in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Isaak Eisig Segel wurde am 24. März 1870 in Lopuszna bei Rohatyn in Galizien (heute: Lopushnya, Iwano-Frankiwsk/Ukraine) geboren. Sein Bruder war der Journalist, Schriftsteller und Ethnologe Binjamin Segel (1866-1931), der 1924 mit seinem Buch „Die Protokolle der Weisen von Zion kritisch beleuchtet. Eine Erledigung“, diese als antisemitische Fälschungen aufdeckte. Das 1890/91 begonnene Studium der Medizin an der Universität Wien schloss Segel im März 1898 mit seiner Promotion ab. Danach arbeitete er im Allgemeinen Krankenhaus und war daneben in Wien als praktischer Arzt tätig. Später trat er als Assistent von Moriz Benedikt (1835-1920) in die Wiener Allgemeinen Poliklinik ein. Schon unmittelbar nach seinem Studienabschluss beschäftigte er sich mit der Elektro- und Hydrotherapie.

Sauerstoff-Inhalationsstätte „Ozonion“

1909 gründete er an seinem Wohnort Wien 9, Spitalgasse 1a die Sauerstoff-Inhalationsstätte „Ozonion“, in der er u.a. nach seinen Vorbildern Ernst Viktor von Leyden (1832-1910), Norbert Ortner (1865-1935) und Eduard Hagenbach-Burckhardt (1840-1916) eine Sauerstoff-Therapie anbot und dazu auch eine eigene Kinderabteilung einrichtete. Im Rahmen dieser Tätigkeit gab er auch die „Mitteilungen“ der Anstalt heraus.[1]

Segel als Redakteur und Herausgeber von Fachzeitschriften

Seit 1903 (bis 1910) erschien die von dem Universitätsdozenten Alexander Pilcz (1871-1954) und dem damaligen Assistenten der I. psychiatrischen Universitätsklinik in Wien, Erwin Stransky (1877-1962) im Verlag der Genossenschafts-Buchdruckerei herausgegebene „Österreichische Krankenpflege-Zeitung. Organ für die Gesamt-Interessen des Krankenpflegeberufes“ bei der Isaak Segel von 1903 bis 1910 die Redaktion inne hatte. Sie erschien zunächst zwischen 1905 und 1907 als Beilage zum „Medizinisch-chirurgischen Zentralblatt, Organ der praktischen Ärzte“ und zwischen 1909 und 1910 auch als Beilage zu „Medicinische Blätter, Wochenschrift für die gesamte Heilkunde“. Auch für diese Zeitschriften hatte Segel einige Jahre die Redaktion inne.

„Die Medizin für alle“

Ab Jänner 1906 war er Herausgeber und Redakteur der von ihm gegründeten Zeitschrift „Die Medizin für Alle“. Sie erschien monatlich und wandte sich im Stil einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift mit einem weiten Spektrum an medizinischen Themen in leicht verständlicher Form eines Ratgebers an breite Bevölkerungsgruppen und versuchte gleichzeitig dem weitverbreiteten pseudo-medizinischen Halbwissen durch Aufklärungsarbeit und Information entgegenzutreten. Neben Ärzt*innen und Mediziner*innen publizierten hier Personen, die in verwandten Berufsfeldern tätig waren, aber auch Schriftsteller*innen u.a. Die Zeitschrift galt durch ihren thematischen Mix und der Breite der Autor*innenschaft als einzigartig. Sie behandelte sozialreformerische Themen, vor allem aber jene zu dieser Zeit noch an den Randgebieten der Medizin sich befindenden Arbeitsfeldern, wie beispielsweise die Ernährungswissenschaft und Nahrungsmittelkunde. Dafür stehen u.a. der Artikel vom Mitarbeiter der Allgemeinen Untersuchungsanstalt des hygienischen Institutes und des späteren Leiters der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung Bertram Hiemesch, sowie der Kücheninspektorin und Sachverständigen für Lebens- und Genussmittel Marianne Stern. Größeren Platz nahmen Abhandlung zur Hygiene, der Krankenpflege, der Sporthygiene und der Sportmedizin ein, oder Hilfestellungen wie für Brillenträger und der Behandlung von Fieber. Als Autoren waren Mediziner der Wiener medizinischen Schule wie Moriz Benedikt (1835-1920), Salomon Ehrmann (1854-1926), Abraham Josef Eitelberg (1848-1919), Karl Ullmann (1860-1940) Wilhelm Winternitz (1834-1917), Theodor Escherich (1857-1911), Ernst Finger (1856-1939), Siegmund Exner-Erwarten (1846-1926) vertreten, wie auch international renommierte Mediziner wie der Dermatologe Jean Alfred Fournier (1832-1914) oder der Immunologe und Serologe Emil von Behring (1854-1917). Daneben finden sich Artikel zur Sozial- und Sexualreform von Grete Meisel-Heß (1879-1922), des Sexualforschers Ellis Havelock (1859-1939), des Psychiaters, Sozialreformers und Gehirnforschers Auguste Forel (1848-1931) oder des Psychiaters, Schriftstellers und Mitgliedes der „Psychologischen Mittwochgesellschaft“ Hugo Schwerdtner (1975-1936). Ebenso waren Themen der Jugendfürsorge und der Pädagogik prominent vertreten, wie durch den Leiter des im Schlössel im Kahlenbergerdorf untergebrachten Kinderasyl „Humanitas“, des Pädagogen Viktor Zwilling (1861-1931), oder durch die in der Jugendfürsorge wirkende Frauenrechtsaktivistin Henriette Herzfelder (1865-1927). Hinzu kamen Autoren wie der italienische Gerichtsmediziner Cesare Lombroso (1835-1909), oder der Schriftsteller Henryk Sienkiewicz (1846-1916) und der Gründer der Interparlamentarischen Union und Friedensaktivisten Frederic Passy (1822-1912), der 1910 in der Zeitschrift einen Artikel zu „Ehe und Bevölkerung“ publizierte.

Nach dem Tod von Isaak Segel wurde die Zeitschrift von einem Verlag erworben. Die Redaktion übernahm der Mediziner Ferdinand Steiner; er war Mitglied der Wiener Ortsgruppe des Bundes für Mutterschutz, dessen Präsident Hugo Klein (1863-1937) war. Steiner führte die neue Zeitschrift nunmehr unter dem Titel „Die Medizin für Alle. Wiener populär-medizinische Monatsschrift. Organ für medizinische Volksaufklärung“ weiter.[2]

Impfstation

Im September 1907 errichtete Segel in der Redaktion der Zeitschrift eine Impfstation, wo er unentgeltlich diverse Impfkampagnen wie jene gegen die Blattern-Epidemie im September 1907 anbot.[3]

„Ars Medici“

Segel war der Gründer, der ab Jänner 1911 erscheinenden medizinischen Zeitschrift „Ars medici. Das Organ des praktischen Arztes“. Ziel dieser Zeitschrift war es praktischen Ärzt*innen für ihre spezifischen Arbeitsgebiete aktuelle Informationen und Hilfestellungen zu geben und deren Fragen zu reflektieren. Segel selbst publizierte 1911 in der Ars Medici als Sonderdruck die Arbeit „Sauerstoffklysmen bei Diarrhoe. Aus Dr. Segels Sauerstoff-Behandlungsstätte, „Ozonion“ in Wien“. Diese Publikation befindet sich heute in der Separata Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Titelblatt der ersten Nummer der Zeitschrift „Ars medici“

Isaak Segel verstarb am 28. September 1913 in Wien, Spitalsgasse 1a. Sein Bruder Binjamin Segel publizierte 1915 ein Buch mit dem Titel „Morija und Golgotha. Zum Andenken meines Bruders Dr. med. Isaak Segel“.

Sowohl seine Sauerstoff-Inhalationsstätte am Standort Spitalgasse 1a, als auch die an diesem Standort herausgegebene Zeitschrift „Ars medici“ wurden nach dem Ableben von Segel vom Mediziner Max Ostermann bis 1938 in Österreich und nach dessen Flucht vor den Nationalsozialisten in der Schweiz weitergeführt.

Quellen:

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0423, Segel Isak Eisig (Nationalien Datum 1890/91).

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0492, Segel Isak (Nationalien Datum 1894/95).

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 188-1124, Segel Isaac Eisig (Rigorosum Datum 29.3.1898).

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 188-1124, Segel Isak (Promotion Datum 31.3.1898).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Segel Isak.

Literaturliste:

Segel, Isak: Sauerstoffklysmen bei Diarrhoe. Aus Dr. Segels Sauerstoff-Behandlungsstätte, „Ozonion“ in Wien. Sonderdruck aus: Ars medici. Schaffhausen: 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Seprata Bibliothek]

Keywords:

Ars medici, Medizin für alle, Herausgeber, Isak/Isaak Eisig Segel, Publizist, Redakteur, Sauerstofftherapie, Arzt, Wien

[1] Neue Freie Presse. 5.12.1909. S. 11; Die Zeit. 29.12.1909. S. 49.

[2] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz. H. 3. 1914. S. 4.

[3] Arbeiter-Zeitung. 8.9.1907. S. 6.

Normdaten (Person) Segel, Isak Eisig: BBL: 39223; GND: 1033584185;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [177]: Gustav Carl Wertheim – Dermatologe und Gründer der Heilanstalt Wertheim

Gustav Carl Wertheim – Dermatologe und Gründer der Heilanstalt Wertheim

Text: Dr. Walter Mentzel

Gustav Wertheim wurde am 28. Oktober 1822 als Sohn des Mediziners Zacharias Wertheim und dessen Frau Johanna, geborene Baruch, in Wien geboren. Er war mit Wilhelmine Walcher (*zirka 1841, gest. März 1901) verheiratet, und hatte mit ihr mehrere Kinder, darunter die Tochter Camilla (1860-1940), die spätere Frauenrechtsaktivistin, die mit dem bekannten Rechtsphilosophen und Rechtspositivisten Georg Jellinek (1851-1911) verheiratet war.

Wertheim studierte an der Universität Wien Medizin, promovierte 1847 zum Doktor der Medizin, trat danach in das Allgemeine Krankenhaus in Wien ein, und arbeitete hier ab 1851 als Sekundararzt erster Klasse an der Abteilung für Hautkrankheiten bei dem Professor Ferdinand Hebra (1816-1880). Er war Mitglied des Doctoren-Kollegiums und Mitglied und langjähriger Sekretär der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

1854 gründete er nach einer längeren wissenschaftlichen Reise die Privatheilanstalt für Hauterkrankungen in Wien 4, Wiedner Hauptstraße 4 (Hungelbrunn)[1], die er 1857 in Wien 8, Lange Gasse Nr. 115 (später Nr. 53) in ein um 1700 erbautes Palais verlegte und gemeinsam mit Ärztekollegen das medizinische Angebot zu einer Gemeinschaftspraxis erweiterte.

Die Presse. 9.5.1854. S. 7.

Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 1. 1856, Sp. 15.

Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 36, 1857. Sp. 671.

1861 habilitierte er sich zum Privatdozenten für Hautkrankheiten an der Universität Wien, im Februar 1862 wurde sie angenommen.[2] Im Jänner 1865 erfolgte seine Berufung zum Primarius an die Rudolf-Stiftung,[3] wo er eine eigene Abteilung für Dermatologie leitete, und 1876 die Ernennung zum a.o. Professor für Dermatologie und Syphilis an der Universität Wien.[4] Im selben Jahr gab Wertheim seine Heilanstalt in Wien 8, Lange Gasse 53 an den Mediziner Albin Eder ab.

Wertheim veröffentlichte zahlreiche Artikel in der Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien sowie im Krippen-Kalender und in anderen zahlreichen wissenschaftlichen Zeitschriften, darunter in der Wiener medizinischen Wochenschrift die Studien „Coincidenz von Syphilis verschiedenster Form mit spitzen Condylomen“ (Nr. 19, 1867, Sp. 292-294 und Nr. 20, 1867, Sp. 307-309), „Ueber ein Verfahren zum Zwecke der Besichtigung des vorderen und mittleren Drittheiles der Nasenhöhle, (Nr. 18, 1869, Sp. 293-296 und Nr. 19, 1869, Sp. 317-320 und Nr. 20, 1869, Sp. 333-335), oder „Ausathmungsluft des gesunden und kranken Menschen und die Bestimmung des Kohlensäure- und Sauerstoffgehaltes“ (Nr. 3, 1876, Sp. 49-52 und Nr. 4, 1876, Sp. 73-75 und Nr. 5, 1876, Sp. 104-107 und Nr. 6, 1876, Sp. 128-131).

Die Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt von Wertheim die beiden Studien zur „Differentialdiagnose der verschiedenen syphilitischen Geschwüre“ und „Ueber den Lungengasaustausch in Krankheiten“, von letzterer befindet sich ein weiteres Exemplar in der Neuburger Bibliothek.

Weitere Arbeiten von Wertheim, die sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden sind: „Untersuchungen über den Stoffwechsel in fieberhaften Krankheiten“, „Über den Bau des Haarbalges beim Menschen; ferner über einige den Haarwuchs betreffende Punkte“, „Das Coniin und Leucolein im Wechselfieber und Typhus“, und die 1881 die Monografie „Analytische Dioagnostik der Krankheiten im Gebiet der Dermatologie und Syphilidologie, verbunden mit therapeutischen Rathschlägen. Für angehende Ärzte verfasst“.

Widmung von Wertheim an Joseph Skoda (1805-1881), in: Das Coniin und Leucolein im Wechselfieber und Typhus.

Aus: Über den Bau des Haarbalges beim Menschen: Gezeichnet und lithographiert von Dr. Carl Heitzmann (1836-1896).

Gustav Wertheim verstarb am 8. Jänner 1888 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse. 10.1.1888

Quellen:

Taufbuch/Konversion, Rk, Erzdiözese Wien, 4. Bezirk, St. Karl Borromaeus, 1859, Folio 119, Wertheim Gustav.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Dekanat, Rigorosenprotokoll 1821-1871Sign. 170-285r, Wertheim Gustav (Rigorosum Datum 1946).

UAW, Rektorat, Promotionsprotokoll 1840-1854, Sign. 176-605, Wertheim Gustav (Promotion Datum 1.6.1847).

UAW, Rektorat, Promotionsprotokoll 1840-1854, Sign. 176-287r, Wertheim Gustav (Promotion Datum 1852).

UAW, Rektorat, Promotionsprotokoll 1840-1854, Sign. 176-0496, Wertheim Gustav (Promotion Datum 1.6.1852).

Friedhofsdatenbank der Gemeinde Wien, Wertheim Gustav 1888.

Literaturliste:

Wertheim Gustav: Differentialdiagnose der verschiedenen syphilitischen Geschwüre. Sonderdruck aus: Wiener medicinische Blätter. Wien: Wilhelm Braumüller k.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Gustav: Ueber den Bau des Haarbalges im Menschen; ferner über einige den Haarnachwuchs betreffende Punkte. (Mit 1 Tafel). (Vorgelegt in der Sitzung vom 28. April 1864). Sonderdruck aus: Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften mathem. naturwiss. Classe. Wien: k.k. Hof- und Staatsdruckerei 1864.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 50375]

Wertheim, Gustav: Das Coniin und Leucolein im Wechselfieber und Typhus. Wien: Braumüller, k.k. Hofbuchhändler 1849.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29039]

Wertheim, Gustav: Analytische Diagnostik der Krankheiten im Gebiete der Dermatologie und Syphilidologie verbunden mit therapeutischen Rathschlägen. Für angehende Aerzte verfasst. Wien: Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 49812]

Wertheim, Gustav: Ueber den Lungengasaustausch in Krankheiten. (Hierzu Tafel I-III). Sonderdruck aus: Deutsches Archiv für klinische Medicin. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1875.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 49812]

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Wertheim Gustav, Dermatologie, Heilanstalt Wien, Arzt

[1] Die Presse. 23.4.1854. S. 3.

[2] Fremden-Blatt. 15.12.1861. S. 2; 16.2.1862. S. 3.

[3] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 24.1.1865. S. 30.

[4] Fremden-Blatt. 6.3.1876. S. 2; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 9.1.1888. S. 2.

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Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [176]: Jaques Popper – Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien, an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Kurarzt in Karlsbad

Jaques Popper – Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien, an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Kurarzt in Karlsbad

Text: Dr. Walter Mentzel

Jacques (Jaques, Jakob) Popper, geboren am 6. Jänner 1851 in Bukarest in Rumänien als Sohn von David und Anna Popper, war seit 1879 mit Adele Mintz (*zirka 1861-1916 Wien) verheiratet.

Popper studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1875 mit seiner Promotion ab. Er arbeitete danach mehrere Jahre als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und zuletzt an der Allgemeinen Poliklinik in Wien. 1888 verfasste er an der Allgemeinen Poliklinik im Laboratorium des Professors Samuel Basch (1837-1905) die Studie „Ueber die physiologische Wirkung des Strophantin“, die als Sonderdruck in der Zeitschrift für klinische Medizin erschien und sich an der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet.

Popper war neben seinem ärztlichen Beruf journalistisch für die Wiener medizinische Wochenschrift und die Internationale klinische Rundschau tätig und berichtete u.a. über die medizinischen Leistungen an Kliniken in Rumänien.[1] 1891 publizierte er unter der Rubrik „Briefe aus Rumänien“ einen Reisebericht über „Die medizinische Fakultät und die Spitäler in Bukarest“.[2]

1891 ließ er sich als Kurarzt in Karlsbad (heute: Karlovy Vary/CZ) nieder, wo er in den Sommermonaten als Brunnenarzt tätig war,[3] während er in Wien noch eine Arztpraxis führte. 1894 erschien von ihm in der Braumüller-Bade-Bibliothek die rumänische Ausgabe seiner Monographie „Carlsbad in Boemia“.

Popper war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[4] und seit 1878 der österreichisch-ungarischen Freimaurerloge „Humanitas“.[5]

Popper verstarb am 2. April 1898 bei der Durchreise in Berlin.[6] 1906 wurde er in Berlin enterdigt und am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Quellen:

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0073 (Nationalien Datum 1870/71), Popper Jakob.

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-287a (Rigorosum Datum 1874), Popper Jakob.

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 186-301 (Promotion Datum 3.7.1875), Popper Jakob.

Friedhofsdatenbank Wien, Popper Jacques (Begräbnis 8.4.1906)

Literaturliste:

Popper, Jaques: Ueber die physiologische Wirkung des Strophantin. Aus dem Laboratorium des Prof. v. Basch in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Wien: L. Schumacher 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Allgemeine Poliklinik Wien, Jakob Jaques Popper, Karlsbad, Kurarzt, Rumänien, Arzt, Allgemeines Krankenhaus Wien,

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 14. 1896. Sp. 581-582.

[2] Internationale klinische Rundschau. 5.4.1891. Sp. 568-569; 12.4.1891, Sp. 609-612

[3] Internationale klinische Rundschau. 5.4.1891. Sp. 572.

[4] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 16. 1898. S. 399; Neue Freie Presse. 6.4.1898. S. 1; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 12.4.1898. S. 171.

[5] Das Vaterland. 28.9.1886. S. 4.

[6] Wiener Zeitung. 30.8.1898. S. 296.

Normdaten (Person) Popper, Jaques : BBL: 39138; GND: 1258991543

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [173]: Arthur Katz – Privatdozent für innere Medizin, Assistent an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Leiter des chemischen Laboratoriums im Rothschild-Spital

Arthur Katz – Privatdozent für innere Medizin, Assistent an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Leiter des chemischen Laboratoriums im Rothschild-Spital

Text: Dr. Walter Mentzel

Arthur Katz wurde am 26. Juli 1863 in Prag geboren und war seit 1910 mit Marianne Bertha Ulrich Edle von Trenkheim, der Tochter des k.k. Generalmajors Heinrich Ulrich Edler von Trenkheim (1847-1914), verheiratet. Katz absolvierte 1881 die Matura in Wien und begann im selben Jahr an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er im März 1887 mit seiner Promotion abschloss. Danach war er kurz als Assistenzarzt in der Reserve im Garnisons-Spital 11 in Prag tätig,[1] und nahm danach seine medizinisch-wissenschaftliche und ärztliche Laufbahn als Sekundararzt im Rothschild-Spital unter dem Professor für innere Medizin im Rothschild-Spital und Abteilungsvorstand des in der von ihm mitbegründeten Allgemeinen Poliklinik in Wien, Leopold Oser (1839-1910), auf. Hier publizierte er 1890 in der Wiener medizinischen Wochenschrift „Eine Modifikation des Sjöquist’schen Verfahrens der Salzsäurebestimmung der Magensäfte“,[2] 1891 in derselben Zeitschrift über „Die klinische Bedeutung der Urobilinurie“.[3] 1892 veröffentlichte er in der Internationale klinischen Rundschau den Artikel „Ueber die Beziehung der Chlorausscheidung zu Erkrankungen des Magens“.[4]

Zu dieser Zeit arbeitete er auch mit Emil Berggrün vom St. Anna-Kinderspital zusammen, mit dem er 1891 den „Beitrag zur Kenntnis der chronisch-tuberculösen Peritonitis des Kindesalters[5] und 1892 den „Beitrag zur Kenntnis der Fettresorption[6] verfasste.

1892 wurde er zum Assistenten von Julius Mauthner (1852-1917) am chemischen Laboratorium der Allgemeinen Poliklinik bestellt.[7] 1899 publizierte er hier in der Wiener medizinischen Wochenschrift „Semiotische Bedeutung der Zusammensetzung des Kothfettes“.[8]

Nach seiner 1901 erfolgten Habilitation im Fach innere Medizin[9] wurde er im Februar 1901 auf Beschluss des Doctoren-Kollegiums und mit Bestätigung des Ministeriums für Cultus und Unterricht zum Privatdozenten an der Medizinischen Fakultät Wien ernannt.[10] Im Dezember 1901 begann er in der Wiener medizinischen Wochenschrift die Artikelserie zu „Die Chemie im Dienste des praktischen Arztes“.[11]

1902 erfolgte seine Berufung zum Leiter des chemischen Laboratoriums des Rothschild-Spitals.[12] Hier arbeitete er mit Robert Lichtenstern (1874-1955) zusammen, mit dem er 1906 die Studie „Über funktionelle Nierendiagnostik und Phloridzindiabetes[13] und 1911 die „Experimentelle Studien zur Nierenfunktion II“ verfasste. 1914 erschien von ihm als Sonderdruck seine „Experimentelle Untersuchungen über Autoimplantation von Nierengewebe“ im Archiv für die gesamte Physiologie“ und im selben Jahr in der Biochemischen Zeitschrift „Über eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels nach Laparatomie“. Diese Arbeiten befinden sich heute in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

1912 erhielt er den Titel kaiserlicher Rat.[14] Während des Ersten Weltkrieges leitete er eine Abteilung im Reservespital Nr. 14 in Wien.[15] Katz verstarb am 27. Oktober 1917 in Wien

Neue Freie Presse. 28.10.1917. S. 17.

Seine Ehefrau Marianne (*1884), die wie Arthur Katz jüdischer Herkunft war, wurde am 3. Dezember 1941 von Wien nach Riga deportiert und ermordet.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1910, Katz Arthur, Marianne Bertha Ulrich von Trenkheim.

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Sign. 134-0172, Katz Arthur (Nationalien Datum 1882/83).

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Sign. 134-0270, Katz Arthur (Nationalien Datum 1886/87).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll 1872-1894, Sign. 177-191a, Katz Arthur (Rigorosen Datum 1883).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokoll 1874-1890, Sign. 186-1974, Katz Arthur (Promotion Datum 26.3.1887).

AUW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Universitätsdirektion, Personalblätter, Senat S 304.587 Katz Arthur.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 39.883, Katz Marianne.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Katz Marianne.

Literaturliste:

Lichtenstern, Robert und Arthur Katz: Über funktionelle Nierendiagnostik und Phloridzindiabetes. Vortrag, gehalten auf der 77. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Meran. Aus der chirurgischen Abteilung (Vorstand: Prim. Privatdoz. Dr. Otto Zuckerkandl) und de chemischen Laboratorium (Vorstand: Privatdoz. Dr. Arthur Katz) der Rothschild-Stiftung in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12902]

Katz, Arthur und Robert Lichtenstern: Experimentelle Studien zur Nierenfunktion II. Sonderdruch aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Katz, Arthur: Experimentelle Untersuchungen über Autoimplantation von Nierengewebe. (Mit Tafel IV und V.) Sonderdruck aus: Archiv für die ges. Physiologie. Bonn: Verlag von Martin Hager 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Katz Arthur und Robert Lichtenstern: Über eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels nach Laparatomie. Sonderdruch aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Allgemeine Poliklinik, Arthur Katz, Innere Medizin, Rothschild-Spital, Arzt, Wien

[1] Wiener Allgemeine Zeitung. 15.2.1888. S. 2.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 51. 1890. Sp. 2193-2195.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 28. 1891. Sp. 1193-1195; Nr. 29. 1891. Sp. 1225-1228; Nr. 30. 1891. Sp. 1265-1268; Nr. 31. 1891. Sp. 1295-1297; Nr. 32. 1891. Sp. 1326-1330.

[4] Internationale klinische Rundschau. 1892. Sp. 382-387.

[5] Wiener klinische Rundschau. 12.11.1891. S. 858-861.

[6] Internationale klinischen Rundschau. Nr. 12. 1892. S. 466-471.

[7] Die Presse. 29.12.1892. S. 10.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 4. 1899. Sp. 153-158; Nr. 5. 1899. Sp. 214-219; Nr. 6. Sp. 266-268.

[9] Internationale klinische Rundschau. Nr. 8. 1901. S. 136.

[10] Wiener Zeitung. 16.2.1901. S. 3.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 50. 1901. Sp. 2345-2349; Nr. 1. 1902. Sp. 28-30; Nr. 2. 1902. Sp. 77-81; Nr. 4. 1902. Sp. 190-191.

[12] Die Neuzeit. 7.3.1902. S. 97.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 18. 1906. Sp. 857-861; Nr. 19. 1906. Sp. 926-931.

[14] Die Zeit. 24.5.1912. S. 5.

[15] Wiener Allgemeine Zeitung. 2.11.1917. S. 2-3.

Normdaten (Person) Katz, Arthur: BBL: 38941; GND:134087372

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 38941 (16.05.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 05 16
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