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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [234]: Fürth, Otto – Pharmakologe, Biochemiker und Physiologe, NS-Verfolgter

Fürth, Otto – Pharmakologe, Biochemiker und Physiologe, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 17.08.2023

Keywords: Otto von Fürth, Pharmakologe, Physiologie, Biochemie, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte

Otto von Fürth wurde am 18. November 1867 als Sohn des Fabrikbesitzers, Hoflieferanten, Reichsratsabgeordneten und Abgeordneten zum böhmischen Landtag Josef Ritter von Fürth (1822–1892) und Wilhelmine (1832–1904), geborene Forchheimer, in Strakonice in Böhmen (heute: Tschechien) geboren. 1887 übersiedelte die Familie Fürth von Strakonice nach Wien. 1900 heiratete er Margarethe von Grünbaum (1876-1942), mit der er die beiden Kinder Josef Egon Fürth (1901-1939) und Wilhelmine Elisabeth Fürth (1904-1942) hatte. Wilhelmine publizierte 1925 als Chemiestudentin an der Chemischen Abteilung des Physiologischen Institutes, wo ihr Vater tätig war, eine Studie „Zur Kenntnis des Ablaufs der Harnsäureoxydation durch Jod“.

Otto von Fürth studierte zunächst an der Universität in Wien, danach in Prag, Heidelberg und Berlin Naturwissenschaften und Medizin, und zuletzt wieder in Wien, wo er am 16. März 1894 zum Doktor der Medizin promovierte. Danach arbeitete er bis 1896 als Assistent am Pharmakologischen Institut in Prag bei Franz Hofmeister (1850-1922), dem er 1896 als Assistent an das Physiologisch-Chemische Institut der Universität in Straßburg folgte. Hier habilitierte sich Fürth 1899 im Fach Angewandte Physiologische Chemie. Daneben leistete er ab 1894 seinen Militärdienst als Reserve-Assistenzarzt beim Infanterieregiment Nr. 91 im Garnisonsspital Nr. 11 in Prag ab.[1] 1905 kehrte er mit seiner Familie nach Wien zurück und trat als Privatdozent in die Abteilung für Physiologische Chemie am Physiologischen Institut der Universität Wien ein. 1906 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor für angewandte medizinische Chemie, im Mai 1917 erhielt er den Titel und Charakter eines ordentlichen Professors verliehen, und 1929 wurde er zum ordentlichen Professor und zum Vorstand des Medizinisch-Chemischen Institutes ernannt.[2] Während des Ersten Weltkrieges war Fürth als Chefarzt der Inneren Abteilung im Reservespital l in der Stiftskaserne in Wien-Neubau tätig.

 
Der Tag, 18.11.1937, S. 4.

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt einen umfangreichen Bestand seiner wissenschaftlichen Arbeiten, einen Großteil davon in der Separata-Bibliothek. Darunter das mehrbändige Werk „Probleme der physiologischen und pathologischen Chemie. Fünfzig Vorlesungen über neuere Ergebnisse und Richtungslinien der Forschung“ und sein 1925 erschienenes „Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie in 75 Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Biologen und Chemiker“.

Otto von Fürth und seine Familie waren aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Nachdem er nach dem „Anschluss“ am 18. März 1938 seines Amtes an der Universität Wien enthoben und Ende Mai 1938 zwangsweise in den dauernden Ruhestand versetzt worden war, verstarb Fürth am 7. Juni 1938 in Wien. Sein Sohn Josef Egon Fürth wurde am 16. November 1938 aus einer Sammelwohnung in Wien 2, Herminengasse 32 in das KZ Dachau verschleppt und dort am 15. März 1939 ermordet. Seine Ehefrau Margarethe und seine Tochter Wilhelmine Fürth lebten bis zu ihrer Deportation in einer Sammelwohnung in Wien 2, Herminengasse 16/7 und wurden gemeinsam am 9. Juni 1942 mit dem Transport 26 von Wien nach Minsk und Blagovshchina bei Maly Trostinec deportiert und dort am 15. Juni 1942 ermordet. Von Otto von Fürth konnten im Zuge der systematischen Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien im ehemaligen Bibliotheksbestand der I. chirurgischen Klinik 68 Bücher und Separata ermittelt werden, die seine Exlibris, handschriftliche Eigentumsvermerke oder an ihn gerichtete Widmungen enthalten. Zwei Separata waren erst 1937, ein ihm zuordenbares Buch im Jahr 1938 erschienen. Derzeit erfolgt die Suche nach den Erb:innen von Otto von Fürth zur Durchführung der Restitution.


Exlibris Otto von Füth.

1948 erschien von seinem früheren Schüler und ebenfalls NS-Verfolgten und 1938 von der Universität Wien vertriebenen Professor für Physiologische Chemie Fritz Lieben (1890-1966) in der Wiener klinischen Wochenschrift ein umfassender Nachruf als Sonderdruck.[3] Nach Otto von Fürth wurde 1966 der Fürthweg in Wien Hietzing benannt.

Quellen:

Archiv der IKG Wien, Matriken, Trauungsbuch 1900, Otto Ritter von Fürth/Margarethe von Grünbaum.

Arolson-Archiv, Inhaftierungsdokumente/Lager und Ghettos, Konzentrationslager Dachau, Individuelle Häftlings-Unterlagen – KL Dachau: Egon Fürth.

Arolsen-Archiv, Transport 26: Deportation von Wien nach Minsk und Blagovshchina (bei Maly Trostenets), 09.06.1942, Fürth Wilhelm und Margarete.

DÖW, Datenbank österreichischer Shoah-Opfer und Todesopfer politischer Verfolgung 1938 bis 1945 sowie von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasster Männer und Frauen (www.doew.at), Margarethe und Wilhelmine Fürth.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 9.583, Otto Fürth.

UAW, Akten Sonderreihe des Akademischen Senats des Rektorats der Universitätsdirektion, S 304 Personalblätter, Senat S 304.327 Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187, Zl. 1230, Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177, Zl. 100a, Otto Fürth.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134, Zl. 0374, Otto Fürth.

UAW, Med. Fak., Zl. 1019/1937-38, Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Zl. 19/1937-38, Zl. 677/1937-38, Otto Fürth.

UAW, Senat S 305.22, Otto Fürth, Nekrolog verfasst von Fritz Lieben.

WStLA, Bundespolizeidirektion Wien, Historische Meldeunterlagen, Prominentensammlung Otto Fürth.

Erhard Glaser, Professor Dr. Otto Fürth – ein Siebziger, in: Wiener Medizinische Wochenschrift 87 (13.11.1937) 46, 1185-1186.

Fritz Lieben, Otto von Fürth. Ein Gedenkblatt, in: Wiener klinische Wochenschrift, 18.6.1948, 376-378.

N., Tagesnachrichten und Notizen, in: Internationale klinische Rundschau, Nr. 48, 1899, S. 859.

N., Tagesnachrichten und Notizen, Internationale klinische Rundschau, Nr. 11, 1905, S. 196.

Mentzel Walter: Otto (von) Fürth, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung.

Literatur:

Fürth, Wilhelmine Elisabeth: Zur Kenntnis des Ablaufs der Harnsäureoxidation durch Jod. Aus der chemischen Abteilung der Wiener physiologischen Universitätsinstituts. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fürth, Otto von: Probleme der physiologischen und pathologischen Chemie. Fünfzig Vorlesungen über neuere Ergebnisse und Richtungslinien der Forschung. 2 Bände. Leipzig: Vogel 1912-1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57814]

Fürth, Otto von: Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie. In 75 Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Biologen und Chemiker. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. 2 Bände. Leipzig: Vogel 1927-1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21341]

Referenzen:

[1] Die Presse, 21.11.1894, S. 3.

[2] Pharmaceutische Rundschau, 10.2.1929, S. 16.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 24, 1948, S.

Normdaten (Person): Fürth, Otto von: BBL: 41678; GND: 117540277;

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BBL: 41678 (08.08.2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 08 17

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [233]: Austerlitz, Lothar – Frauenarzt in Pilsen

Austerlitz, Lothar – Frauenarzt in Pilsen

Autor:  Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 17.08.2023

Keywords: Lothar Austerlitz, Gynäkologe, Frauenheilkunde, Geburtshilfe, Pilsen, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Lothar Austerlitz stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und wurde am 1. Mai 1869 als Sohn von Ludwig Lazar (1834-1904) und Pauline (zirka 1841-1929), geborene Pressburg, in Prag geboren. Nach dem Besuch der Mittelschule in Prag studierte er an der deutschen Universität in Prag Medizin und schloss das Studium 1893 mit seiner Promotion ab. Schon während seines Studiums engagierte er sich in Prag in deutschnationalen Studentenverbindungen, darunter in der Burschenschaft Alemannia und als Gründungsmitglied der Saxonia. Nach dem Studium arbeitete er als Assistent im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und verfasste hier am pathologisch-anatomischen Institut 1898 die Arbeit „Ueber die Bakteriendichtigkeit der Darmwand“. Danach arbeitete er als Assistent am bakteriologischen Laboratorium der Frauenklinik der Universität Prag bei Professor Max Saenger (1853-1903), wo er den Aufsatz über „Weitere Untersuchungen über den Keimgehalt der weiblichen Urethra“ verfasste.[1]

Austerlitz lebte ab 1903 in Pilsen, praktizierte als Frauenarzt und heiratete 1904 Reserl Adler. Er war Vorstandsmitglied des Deutschen Schulvereines und Mitglied des Pilsner Schlaraffia-Vereins“.


Pilsner Tagblatt, 26.11.1905, S.11.

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Landsturmassistenzarzt und später als Landsturmoberarzt zunächst in einem Reservespital in Pilsen, dann in Laibach und zuletzt in Gurkfeld (heute Krsko/Slowenien) teil.[2] Austerlitz verstarb am 20. September 1917 in Wien.[3] Nachträglich erhielt er das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille mit den Schwertern verliehen.[4] Seine Ehefrau wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft im Juli 1942 im Ghetto Baranavichy in Polen ermordet.


Prager Tagblatt, 23.9.1917, S. 24.

Literatur:

Austerlitz, Lothar: Ueber die Bakteriendichtheit der Darmwand. Pathologisch-anatomisches Institut Wien. Sonderdruck aus: Centralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1900, S. 319-324.

[2] Prager Tagblatt, 23.9.1917, S. 4.

[3] Pilsner Tagblatt, 22.11.1917, S. 5.

[4] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 42, 1917, Sp. 1867.

Normdaten (Person): Austerlitz, Lothar: BBL: 41673; GND: 1299017401;

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BBL: 41673 (07.08.2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 08 17

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [232]: Dalla Rosa, Alois – Anatom

Dalla Rosa, Alois – Anatom

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 07.08.2023

Keywords: Alois Dalla Rosa, Luigi Dalla Rosa, Anatom, Anatomisches Institut, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Alois (Luigi) Dalla Rosa wurde als Sohn von Giuseppe und Anna Giongo laut Geburtsurkunde am 11. August 1847 (1848 nach seinem von ihm verfassten Lebenslauf) in Civezzano im Trentino geboren. Nachdem er die Schule in Trient und danach in Rovereto und darauf wieder in Trient besucht und 1867 mit der Matura abgeschlossen hatte, begann er an der Universität Prag mit dem Studium der Medizin, das er am 31. März 1874 mit seiner Promotion abschloss.

Dalla Rosa spezialisierte sich in Prag auf anatomische Studien und wurde Assistent vom Professor der Anatomie Carl Toldt (1840-1920). Nachdem er sich am 31. Juli 1884 habilitiert und die Venia Legendi für normale Anatomie des Menschen erhalten hatte, und Toldt im selben Jahr an den zweiten Lehrstuhl für Anatomie an die medizinische Fakultät der Universität Wien berufen worden war, folgte Della Rosa Toldt als Privatdozent und Prosektor nach Wien. Seinem Gesuch vom 28. November 1884, seine Venia Legendi nach Wien zu verlegen, wurde durch das Ministerium für Cultus und Unterricht vom 3. Januar 1885 stattgegeben.[1] Hier arbeitete er eng mit Toldt zusammen. Am Anatomischen Institut in Wien beschäftigte er sich u.a. mit der Verbesserung anatomischer Präparations- und Konservierungstechniken. Zu seinen weiteren Aufgabengebieten am Institut für Anatomie gehörte die Betreuung des Anatomischen Museums. Daneben bildete er an der Universität Turnlehramtstudenten in menschlicher Anatomie im Rahmen des Wiener k.k. Turnlehrer-Bildungskurses aus.[2] Dazu verfasste er als Lehrmittel die 1898 in Wien bei Deuticke erschienene Arbeit „Physiologische Anatomie des Menschen“.[3]

1886 publizierte er „Das Postembryonale Wachstum des menschschlichen Schläfemuskel und die mit demselben zusammenhängenden Veränderungen des knöchernen Schädels. Eine anatomische Studie“ und 1887 „Wachstumsveränderungen des menschlichen Schläfemuskels nach der Geburt und über gewisse anatomische Verhältnisse der menschlichen Schläfegegend“.[4]

Am 23. August 1889 wurde er zum a.o. Professor der Anatomie an der Universität Wien ernannt.[5] Im selben Jahr veröffentlichte er „Beiträge zur Casuistik und Morphologie der Varietäten des menschlichen Bronchialbaumes“.

In Zusammenarbeit mit Toldt gab er einen großen anatomischen Atlas heraus, der seit seinem erstmaligen Erscheinen 1896 mehrfach aufgelegt und Jahrzehnte in der medizinischen Ausbildung Verwendung fand. Die Illustrationen wurden vom Zeichner und akademischen Bildhauer Fritz Meixner und später vom Zeichner und Lithographen Josef Fleischmann (1867-1925) angefertigt. Die Arbeit erschien unter dem Titel „Anatomischer Atlas für Studierende und Ärzte“ [online abrufbar] unter Mitwirkung von Alois Dalla Rosa, herausgegeben von Carl Toldt, zwischen 1896 und 1900 in neun Bänden und enthält über 1.500 Figuren. 1919 wurde bereits die 9. Auflage herausgegeben.

Dalla Rosa war u.a. Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Anatomischen Gesellschaft, und der Anthropologischen Gesellschaft. 1906 wurde er wegen der Wertschätzung, die er unter den italienischen Studenten in Wien genoss, zum Ehrenmitglied des italienisch akademischen Vereins in Wien und 1913 zum Ehrenmitglied der Trientinischen Ärztekammer gewählt.

Am 11. Februar 1911 heiratete er Erminia Polasek, im selben Jahres zog er sich mit seiner Familie nach Calceranica al Lago im Valsugana im Trentino zurück, wo er am 15. Juli 1918 in Calceranica al Lago verstarb.

Quellen:

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.159 Dalla Rosa Alois).

Treccani, Dizionario Biografico degli Italiani – Volume 32, 1986, Dalla Rosa, Luigi.

Literatur:

Dalla Rosa, Alois: Beiträge zur Casuistik und Morphologie der Varietäten des menschlichen Bronchialbaumes. Aus dem anatomischen Institute von Prof. Dr. C. Toldt. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Toldt, Carl und Alois Dalla Rosa: Anatomischer Atlas für Studierende und Ärzte. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/NeuburgerBibliothek, Sign.: 43534]

Referenzen:

[1] Neue Freie Presse, 18.1.1885, S. 4.

[2] Wiener Zeitung, 12.7.18954, S. 11.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 13, 1899, Sp. 625.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1887, Sp. 353-357; Nr. 13, 1887, Sp. 396-400; Nr. 14, Sp. 427-431.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 36, 1889, S. 712.

Normdaten (Person): Dalla Rosa, Alois: BBL: 41639; GND: 141096136;

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BBL: 41639 (07.08.2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 08 07

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [231]: Elias, Herbert – Professor für Innere Medizin an der I. medizinischen Klinik, Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter

Elias, Herbert – Professor für Innere Medizin an der I. medizinischen Klinik, Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 07.08.2023

Keywords: Herbert Elias, Internist, I. medizinische Klinik, Verein jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Herbert Elias wurde am 30. April 1885 als Sohn des Gerichtsadvokaten Salomon Elias (geb. 4.10.1841 Waag Neustadt, heute: Nové Mesto Nad Váhom/Slowakei, gest. 21.2.1935 Wien) und Helene Kauders (geb. 28.10.1854 Eisenstadt, gest. 15.7.1921 Wien) in Wien geboren. Seine Schwester Melita (geb. 28.10.1878 Wien, gest. 18.3.1938 Wien) war mit dem Mediziner Gabor Gabriel Nobl (geb. 12.10.1864 Steinamanger Ungarn, gest. 18.3.1938 Wien) verheiratet. Seine erste Ehe schloss er 1916 mit Ilse von Arnim, mit der er den Sohn und späteren Mediziner Kurt Elias (geb. 3.9.1918 Wien, gest. 1.3.2010 New York/USA) und die spätere Psychologin Hanna hatte. Seit 1936 war er mit der Medizinerin Ada Hirsch verheiratet.

Elias studierte an der Universität Wien Medizin, arbeitete schon während des Studiums am anatomischen Institut bei Emil Zuckerkandl (1849-1910) und beim Professor für physiologische Chemie Franz Hofmeister (1850-1922) in Straßburg und promovierte am 10. Mai 1909 in Wien. Danach begann er seine wissenschaftliche Laufbahn als Arzt und Mediziner an der I. medizinischen Klinik beim Internisten Carl von Noorden (1858-1944), wo er schon 1908 gemeinsam mit Otto Porges (1879-1967) und Hugo Salomon (1872-1954) die Arbeit „Theoretisches über Serumreaktion auf Syphilis“ publiziert hatte. Hier publizierte er noch vor dem Ersten Weltkrieg als Assistent eine Reihe von Arbeiten wie „Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel: Über Säurediabetes“, „Wärmestich und Nebenniere“, oder eine Studie aus dem Physiologisch-chemischen Institut in Straßburg „Über die Kohlensäurebildung im überlebenden blutdurchströmten Muskel“. 1910 erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt der Reserve beim Infanterieregiment Graf Daun Nr. 56,[1] und 1913 zum Oberarzt.[2]

Seinen Militärdienst während des Ersten Weltkrieges leistete er als Kommandant des Epidemiespitales in Strzemieszyce[3] in Galizien, danach in Jedrzejow,[4] und in Beresteczke[5] ab. Dafür wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens am Bande des Militärverdienstkreuzes und dem Silbernen Signum laudis. 1918 publizierte er wieder in Wien an der I. medizinischen Klinik „Alkalitherapie bei komatöser Cholera: aus k. u. k. Epidemiespitälern des I. A. E. K. und aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien“, „Zur Theorie der serologischen Reaktionen auf Fleckfieber. Bemerkungen zur Mitteilung von Dr. A. Felix: Ueber die angeblichen polyagglutinatorischen Eigenschaften des Serums Fleckfieberkranker“ und „Kriegskost und Diabetes. Eine therapeutische Studie“.

Nach dem Krieg nahm er seine Tätigkeit als Assistent von Professor Karl Wenckebach (1864-1940) an der I. medizinischen Klinik wieder auf. 1919 publizierte er hier „Zur Klinik und Pathologie der Grippe“.[6] Im selben Jahr wurde er nach seiner Habilitation zum Privatdozenten für innere Medizin ernannt,[7] 1929 erfolgte seine Ernennung zum a.o. Professor.[8] Neben seiner Tätigkeit an der I. medizinischen Klinik arbeitete er noch seit 1936 als Primararzt und Leiter der inneren Abteilung im Spital der Wiener Kaufmannschaft,[9] und ebenfalls seit 1936 neben Leo Hess (1879-1963) als Leiter der internen Abteilung im Spital der Kultusgemeinde Wien, dem Rothschild-Spital.[10] In den 1920er und 1930er Jahren erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten, die sich heute in der Separata- und in der Neuburger-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden. Darunter „Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel“, „Insulinschock und Zentralnervensystem“, „Insulinbehandlung“ oder „Die Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes bei Kranken mit Aorteninsuffizienz und mit Mitralstenose im kompensierten Zustande“. Mit Nikolaus Jagič (1875-1956) und Alfred Luger (1886-1938) war er 1922 Mitherausgeber und Mitverfasser des „Leitfaden der klinischen Krankenuntersuchung“.

Schon früh, seit spätestens 1911 war Elias in den volksbildnerischen Institutionen Wiens u.a. durch Vorträge im Volksbildungshaus Stöbergasse in Wien tätig. Weiters wirkte er als Vortragender in den internationalen Fortbildungskursen der Medizinischen Fakultät in Wien mit. Neben seinem Engagement im Wiederaufbaufonds Palästina,[11] gehörte er als Vorstandsmitglied dem Verein Mensa academica judaice an,[12] und unterstützte den Bund für Mutterschutz.[13] 1925 trat er der Freimaurerloge „Wahrheit“ der B’nai Brith in Wien bei. Im November 1936 erfolgte seine Wahl zum Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, als Nachfolger von Ludwig Braun (1867-1936),[14] dessen Obmannschaft er bis März 1938 ausübte.

Elias war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Virchow und Pirquet Gesellschaft, der er auch als Präsident vorstand, sowie der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien, wo er auch als Mitherausgeber dessen Organs, „Wiener Archiv für Innere Medizin“ auftrat.

Elias und seine Ehefrau Ada wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Elias wurde am 22. April 1938 seines Amtes enthoben, seine Venia legendi widerrufen und von der Universität Wien vertrieben.

Elias und seine Ehefrau Ada gelang, so wie seinen beiden Kindern aus erster Ehe, die Flucht in die USA. In New York stand Elias als Präsident dem „American Council of Jews from Austria“ vor.[15] Seine Tochter Johanna Elias (1917-2011), verehelichte Kapit, die 1935/36 in Wien die Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingspflege besucht und zuletzt an der Philosophischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert und Psychologie und Kunstgeschichte studiert hatte, arbeitete in New York als Psychologin und Psychoanalytikerin. Sie verstarb am 9. Juni 2011. Sein Sohn Kurt Elias hatte im Wintersemester 1937/38 im 2. Semester an der Medizinischen Fakultät in Wien studiert und setzte ab 1941 am New York Medical College sein Studium fort. Er promovierte 1944 und arbeitete als Arzt in den USA, unter anderem für die österreichische Botschaft in New York. Er verstarb am 1. März 2010 in New York.

Herbert Elias verstarb am 29. Juli 1975 In New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1885, Elias Herbert.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0594, Elias Herbert (Nationalien Datum: 1906/07).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0102, Elias Herbert (Rigorosum Datum: 29.4.1909).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0898, Elias Herbert (Promotion Datum: 10.5.1909).

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Akten Sonderreihe, S. 304 Personalblätter, Senat S 304.218 Elias, Herbert (30.04.1885-1975; Innere Medizin).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVST, VA, Zl. 10.616, Herbert Elias.

Gedenkbuch der Universität Wien: Elias Herbert, Johanna Elias, Kurt Elias.

Literatur:

Elias, Herbert, Salomon, Hugo und Otto Proges: Theoretisches über die Serumreaktion auf Syphilis. Aus der I. medizinischen Klinik in Wien (Vorstand: Prof. C. v. Noorden). Sonderdruck. Wien: 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Über die Rolle der Säure im Kohlehydratstoffwechsel. Über Säurediabetes. Aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Wärmestich und Nebenniere. Aus der I. medizinischen Klinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. v. Noorden). Sonderdruck aus: Zentralblatt für Physiologie. Wien: 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Über die Kohlensäurebildung im überlebenden blutdurchströmten Muskel. Aus dem Physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Alkalitherapie bei komatöser Cholera. Aus k.u.k. Epidemiespitälern der I.A.E.K. und aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien. Sonderdruck aus: Therapeutische Monatshefte. Berlin: Verlag von Julius Springer 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Zur Theorie der serologischen Reaktionen auf Fleckfieber. Bemerkungen zur Mitteilung von Dr. A. Felix: Ueber die angeblichen polyagglutinatorischen Eigenschaften des Serums Fleckfieberkranker. Aus der ersten medizinischen Klinik in Wien. (Vorstand: Prof. K. F. Wenckebach). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und Richard Singer: Kriegskunst und Diabetes. Eine therapeutische Studie. Aus der I. medizinischen Klinik Wien (Vorstand Prof. Dr. K.F. Wenckebach). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und U. Sammartino: Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel. IV. Mitteilung. Die Beziehungen von Säure und Alkali zur Adrenalinglykosurie. Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien. (Mit 9 Abbildungen im Text) Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1921.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und J. Goldstein: Insulinschock und Zentralnervensystem (Insulin ein Diagnostikum zur Herddiagnose bei zerebromedullären Prozessen) Aus der I. Medizinischen Klinik in Wien (Prov. Leiter: Prof. Dr. O. Porges). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Insulinbehandlung. Sonderduck aus: Wiener klinische Zeitschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und Rudolf Laub: Die Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes bei Kranken mit Aorteninsuffizienz und mit Mitralstenose im kompensierten Zustande. Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. H. Eppinger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1935.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert, Jagič, Nikolaus von und Alfred Luger: Leitfaden der klinischen Krankenuntersuchung. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 66903]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 19.6.1910, S. 2.

[2] Neue Freie Presse, 4.5.1913, S. 57.

[3] Wiener Zeitung, 2.5.1915, S. 2.

[4] Wiener Zeitung, 11.9.1915, S. 1.

[5] Neue Freie Presse, 21.10.1915, S. 9.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1919, Sp. 393-400.

[7] Neue Freie Presse, 27.6.1919, S. 8.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1929, S. 763.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1936, S. 451; Der Tag, 1.4.1936, S. 4.

[10] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 27-6.1936, S. 9.

[11] Der Tag, 5.11.1936, S. 8.

[12] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 12.5.1935, S. 12.

[13] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz, H. 3, 1914, S. 8.

[14] Der Tag, 25.11.1936, S. 7.

[15] Wiener Kurier, 14.8.1947, S. 2.

Normdaten (Person): Elias, Herbert : BBL: 41629; GND: 1132202329;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [230]: Otto Zinsmeister – Chirurg, Gynäkologe, Primarius am schlesischen Krankenhaus in Troppau

Otto Zinsmeister – Chirurg, Gynäkologe, Primarius am schlesischen Krankenhaus in Troppau

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 31.07.2023

Keywords: Otto Zinsmeister, Chirurg, Gynäkologe, Arzt, Krankenhaus Troppau, Wien, Medizingeschichte

Otto Zinsmeister wurde am 4. April 1860 in Ustron in Österreichisch-Schlesien (heute: Polen) geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Teschen (heute: Opava/Tschechien) studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 28. Juni 1884. 1885 trat er als Operationszögling in die II. medizinische Klinik von Professor Heinrich Bamberger (1822-1888) ein. Noch im selben Jahr bis 1887 war er Operationszögling in der I. chirurgischen Klinik von Professor Eduard Albert (1841-1900) tätig. Ebenfalls 1885 erfolgt seine Ernennung zum Oberarzt der Reserve im Garnisonsspital Nr. 1 in Wien,[1] nachdem er 1884 zum Assistenzarzt der Reserve ernannt worden war.[2] An der Klinik von Bamberger publizierte er „Status epilepticus in sekundären Stadium der Syphilis“.[3] Zwischen 1888 und 1889 arbeitete er als erster Sekundararzt an der II. chirurgisch-gynäkologischen Abteilung bei Professor Friedrich Salzer (1827-1890) und von 1889 bis 1890 wieder als Operationszögling an der II. Frauenklinik bei Prof. Rudolf Chrobak (1843-1910). Während dieser Jahre publizierte er „Ueber die operative Behandlung paralytischer Gewebe (Arthrodese)“, 1888 nach einem Vortrag vor der Gesellschaft der Ärzte in Wien „Beitrag zur Arthodese[4] sowie „Ueber Blasengeschwüre[5] und 1889 „Ein Fall von Blasenscheidenmastdarmstein“.

Im Juni 1890 wechselte er als chirurgischer Sekundararzt an das Krankenhaus in Troppau, wo er 1896 zum Primarchirurg bestellt wurde. Er gehörte als Vorstandsmitglied der Ärztekammer und dem Sanitätsrat von Troppau, sowie als Mitglied dem Verein schlesischer Ärzte an. Er unternahm zahlreiche Studienreisen zu Krankenanstalten im Ausland, deren Ergebnisse im Bau des neuen Landeskrankenhauses und einer „Irren-Krankenanstalt“ einflossen.[6]

Er war seit 1889 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[7]

Zinsmeister verstarb am 26. Juni 1902 in Troppau.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign 177-453, Zinsmeister Otto (Rigorosum Datum: 1881).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign 186-1576, Zinsmeister Otto (Promotion Datum: 28.6.1884).

Literatur:

Zinsmeister, Otto: Ueber die operative Behandlung paralytischer Gewebe (Arthrodese). Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Berlin: Springer 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Zinsmeister, Otto: Ein Fall von Blasenscheidenmastdarmstein. Aus der II. chirurg. Abtheilung des Prof. Salzer. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Österreichischer Soldatenfreund, 30.1.1885, S. 74.

[2] Wiener Zeitung, 15.8.1884, S. 4.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 37, 1885, Sp. 1113-1116; Nr. 38, 1885, Sp.1143-1147.

[4] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 7, 1888, S. 167-169.

[5] Internationale klinische Rundschau, S. 1229.

[6] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 27, 1902, S. 705-706.

[7] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1889, S. 289.

Normdaten (Person): Zinsmeister Otto: BBL: 41557; GND: 1297768590;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [229]: Berthold Zins – Facharzt für Innere Medizin, Primarius-Stellvertreter am S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter

Berthold Zins – Facharzt für Innere Medizin, Primarius-Stellvertreter am S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 31.07.2023

Keywords: Berthold Zins, Facharzt für Innere Medizin, Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft, S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter, Wien, Palästina, Arzt, Medizingeschichte

Berthold Zins wurde als Sohn von Israel Mayer Zins und Sprynce Awerbach am 13. Februar 1891 in Tarnów in Galizien (heute: Polen) geboren.

1910 begann er an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 13. Februar 1915 mit seiner Promotion abschloss. Danach war er während des Ersten Weltkrieges als Militärarzt in Gaya in Mähren stationiert. 1916 heiratete er in Wien Leopoldstadt die ebenfalls aus Tarnów stammende Chana Lea Blitz (geb. 18.1.1889).

Nach dem Krieg arbeitete er bis zirka 1923 als Facharzt für Innere Krankheiten als Assistent von Primarius Prof. Julius Donath (1870-1950) an der II. medizinischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft in Döbling. Hier publizierte er gemeinsam mit Alfred Vogl (1889-1973) die Studie „Eine einfache Methode zum Nachweise pathologischer Bilirubinämie“. 1923 eröffnete er in Wien 9, Kinderspitalgasse 10, eine private Ordination, die er zirka 1932 an den Standort Wien 1, Rathausstraße 13, verlegte. Daneben arbeitete er als Primarius-Stellvertreter an dem 1929 in Wien gegründeten S. Canning Childs-Spital sowie als Facharzt für Innere Erkrankungen an der Krankenkasse Wien. Weiters war Zins in den 1920er Jahren Mitglied und wie Alfred Götzl und Alfred Bass im Vollzugsausschuss der Landeszentrale Wien zur Bekämpfung der Tuberkulose,[1] sowie im Ausschuss der Wirtschaftsorganisation der Ärzte Wiens tätig.[2] Zins war mit seiner Ehefrau 1938 in Wien 9, Währinger Straße 16 wohnhaft.

Berthold und Chana Zins, die beide wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, flüchteten Ende 1938 aus Österreich. Zuvor gaben sie bei der Auswanderungsabteilung der IKG Wien als Auswanderungsziel Palästina an. Berthold und Chana Zins erreichten am 2. Jänner 1939 Haifa in Palästina und wurden im Februar 1941 eingebürgert. Sie lebten in Tel Aviv.

Berthold und Chana Zins: zirka 1938: Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Zins Berthold, Chana.

Im Februar 1942 erhielt Zins die Lizenz zur Ausübung seines Arztberufes.[3] Berthold Zins verstarb am 21. März 1967 in Tel Aviv.

Grabstelle: Nahalat Yitshak Cemetery, Tel Aviv, Israel. Zins Berthold, Billion grave.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1916, Zins Berthold.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0679, Zins Berthold (Nationalien Datum 1910/11).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0972, Zins Berthold (Rigorosum Datum: 11.2.1915).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 191-0824, Zins Berthold (Promotion Datum: 13.2.1915).

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Zins Berthold, Chana.

Grabstelle: Zins Berthold, Billion grave.

Literatur:

Vogl, Alfred und Berthold Zins: Eine einfache Methode zum Nachweise pathologischer Bilirubinämie. Aus der II. Medizinischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft (Primarius Priv.-Doz. Dr. Julius Donath). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Urban & Schwarzenberg 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Amtsblatt der Stadt Wien, Nr. 93, Wien 1927, S. 1296

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1930, S 1247.

[3] The Palestine Gazette, Nr. 1177, 19.3.1942, S. 344.

Normdaten (Person): Zins, Berthold: BBL: 41547; GND: 1297758757;

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Letzte Aktualisierung: 2023 07 31

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [227]: Berthold Beer – Nervenarzt, Leiter des Instituts für elektromagnetische Therapie, Schriftsteller

Berthold Beer – Nervenarzt, Leiter des Instituts für elektromagnetische Therapie, Schriftsteller

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 19.07.2023

Keywords: Beer Berthold, Nervenarzt, Elektrotherapie, Institut für elektromagnetische Therapie, Schriftsteller, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Berthold Beer wurde am 24. April 1859 in Brünn in Mähren (heute: Brno/Tschechien) geboren. Nachdem er das Gymnasium seiner Heimatstadt absolviert hatte, begann er 1878 an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er 1882 mit dem Rigorosum abschloss.

1885 wurde er auch zum militärärztlichen Eleven zweiter Klasse des Garnisonsspitals Nr. 5 in Brünn ernannt,[1] 1893 erfolgte seine Ernennung zum Oberarzt.[2]

Ab 1885 arbeitete er im Allgemeinen Krankenhaus in Wien an der neurologischen Abteilung für Nervenkranke bei Theodor Meinert (1833-1892), wo er die Neuropathie zu seinem Spezialgebiet machte. Danach arbeitete er bis etwa 1911 an der Klinik für Dermatologie und Syphilis. Seit 1899 führte er eine Ordination als Nervenarzt in Wien 9, Maximilianplatz 13, später Nr. 15. Beer arbeitete auf zahlreichen Gebieten der Medizin. 1894 entwickelte er eine neue Methode „Ueber künstliche Atmung“.[3] Zunehmend beschäftigte er sich mit der Elektrotherapie und dem Elektromagnetismus.

Institut für elektromagnetische Therapie

Seit spätestens 1884 war Beer Mitglied des Elektrotechnischen Vereins in Wien.[4] 1902 eröffnete und leitete er das Institut für elektromagnetische Therapie in Wien 9, Maximilianplatz 14.[5]

Inserat: Wiener klinische Wochenschrift, 30.4.1903, S. 549.

1899 erschien von ihm die Arbeit „Ueber Mitbewegungsphänomene“. 1902 meldeten Beer und der Psychiater Julius Adrian Pollacsek aus Berlin eine Einrichtung zur „Hervorrufung von Vibrationen erkrankter Körperteile“ sowie ein elektromagnetisches Gerät (Spule) zur Behandlung von Neurosen und Depressionen als Patente an.

Medizinjournalist

Beer war ein überaus erfolgreicher und vielseitiger Medizinjournalist. Er war Mitarbeiter internationaler Fachzeitschriften wie „Journal of Anatomy“ und „The Lancet“ oder „Nature“, und Redakteur der „Wiener medizinischen Presse“. Häufig schrieb er Artikel für die Neue Freie Presse wie „Unsere Kinderspitäler[6], für die Zeitschrift Die Zeit („Zur Psychologie der Mode“, H. 54, 1895, „Vom Einflusse der fremden Schulen auf die französische Malerei“, H. 47, 1895) und vor allem für die Zeitung Die Zeit („Ärzteüberfluss und Ärzteverstaatlichung“[7] „Die Cholera und ihre Behandlung“).[8] Weiters war er Redakteur bei der 1905 gegründeten und vom Ingenieur Jacob Hellmann (1868-) herausgegeben und in Wien und Leipzig erschienenen medizinisch-technischen Zeitschrift „Medico-technologisches Journal. Centralblatt für das Gesammtgebiet der medicinischen Technologie“, in der die gesamten Gebiete der medizinischen Technologie, wie Apparatekunde, Mikroskopie, Fotografie, Radiologie u.a. thematisiert werden sollten. Die Zeitschrift wurde bereits 1908 wieder eingestellt.[9]

Auf dem medizinischen Gebiet entwickelte er Massageverfahren („manuelle Methode“) bei Muskelschwund. Vor dem Ersten Weltkrieg schlug er eine Berufung an die Universität in Neuseeland ebenso aus, wie die ihm angebotene Position eines Chefredakteurs bei der Zeitschrift „Nature“, oder die Stelle eines Leibarztes des US-Eisenbahnunternehmers Edward Henry Harriman, da er es vorzog in Wien zu bleiben.

Behandlung von Kriegsinvaliden im Schwarzenberg-Garten im Belvedere und die „Entkrüppelungsstelle“ des Landesverbandes Wien des Zentralverbandes

1914 erschien von ihm in der „Österreichischen Rundschau“ eine Studie über „Entkrüppelungsstellen“, in der er die Errichtung dieser Einrichtungen für Kriegsinvalide anregte, in denen auch über einen längeren Zeitraum Therapieangebote für chronische Leiden angeboten werden sollten.[10] 1915 erschien von ihm die Arbeit „Zur Pathologie und Therapie des Tetanus“.

Anfang 1916 wurde er in einem neu errichteten und dem Roten Kreuz unterstehenden therapeutischen Ambulatorium im Schwarzenberg-Garten in Wien[11] zum ärztlichen Leiter ernannt, wo er seine von ihm ausgearbeitete sogenannte „Wiener manuelle (auch „Wiener Massage“) Methode“ der Massage bei Kriegsinvaliden anwandte. Aus dieser Einrichtung ging nach dem Krieg, die von ihm betreute „Entkrüppelungsstelle des Landesverbandes Wien“ hervor, die Teil der „Entkrüppelungsstelle I des Zentralverbandes der deutsch-österreichischen Kriegsbeschädigten in Wien“ wurde. Seine hier weiter praktizierten Methoden beschrieb er 1926 in seinem Aufsatz „Atrophische Muskeln und ihre Behandlung mittels der Wiener manuellen Methode“. Im selben Jahr forderte er in einem Artikel im Illustrierten Wiener Extrablatt den Aufbau von Spitälern für chronisch Erkrankte und bemängelte die Fürsorgeangebote und Leistungen für diese Patientengruppe.[12] Beer sprach sich vehement gegen die Einbeziehung von Ärzt:innen in das Begutachtungsverfahren und der Beurteilungsfindung über die Zuweisung einer materiellen Entschädigung an Invalide aus.[13]

Nachdem er nach dem Krieg die Staatsbürgerschaft der Tschechoslowakei angenommen hatte, jedoch weiterhin in Wien seinen Lebensmittelpunkt hatte, und er die von ihm abverlangten Prüfungen zur Weiterführung seiner ärztlichen Ordination ablehnte, wurde ihm die Ausübung des Arztberufes als praktischer Arzt versagt. Wegen seiner über viele Jahre gepflogenen unentgeltlichen Behandlung mitteloser Patient:innen lebte er nach dem Krieg bis zu seinem Tod zunehmend verarmt. Er verstarb im Juli 1931 in Wien.

Beer war Mitglied des Wiener Medizinischen Klubs und seit 1894 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[14]

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0118, Beer Berthold (Nationalien Datum: 1878/79).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0146, Beer Berthold (Nationalien Datum: 1882/83).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-24a, Beer Berthold (Rigorosum: 1882).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Beer Berthold.

Literatur:

Beer, Berthold: Ueber Mitbewegungsphänomene. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: Verlag der „Wiener medizinischen Blätter“ 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Beer, Berthold: Zur Pathologie und Therapie des Tetanus. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Die Presse, 23.6.1885, S. 3; Wiener Allgemeine Zeitung, 23.6.1885, S. 15.

[2] Die Presse, 31.10.1893, S. 4.

[3] Wiener medicinische Blätter, Nr. 27, 1894.

[4] Zeitschrift für Elektrotechnik, Teil 5, H. 1, 1884, Verzeichnis der P.T. Herren Mitglieder des Elektrotechnischen Vereines in Wien.

[5] Neues Wiener Journal, 4.11.1902, S. 6.

[6] Neue Freie Presse, 12.4.1900, S. 16-17.

[7] Die Zeit, 2.9.1905, S. 13.

[8] Die Zeit, 2.9.1910, S. 4.

[9] Die Zeit, 14.6.1905, S. 5.

[10] Pester Lloyd, 5.12.1914, S. 3.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 5.1.1916, S. 11; Die Zeit, 23.8.1917, S. 5; Österreichische Volks-Zeitung, 11.3.1917, S. 4.

[12] Illustriertes Wiener Extrablatt, 11.2.1926, S. 7.

[13] Der Invalide, 15.4.1921, S. 2.

[14] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1894, S. 259.

Normdaten (Person): Beer, Berthold: BBL: 41500; GND: 117582034;

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Letzte Aktualisierung: 2023 07 19

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [226]: Gruss, Adolf – Vizepräsident der Ärztekammer Wien, Journalist und Verleger, Obmann des Vereins deutscher Ärzte Österreichs

Gruss, Adolf – Vizepräsident der Ärztekammer Wien, Journalist und Verleger, Obmann des Vereins deutscher Ärzte Österreichs

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 19.07.2023

Keywords: Gruss Adolf, Ärztekammer Wien, Arzt, Verein deutscher Ärzte Österreichs, Journalist, Verleger, Ärztliche Reform-Zeitung, Wien, Medizingeschichte

Adolf Gruss wurde am 9. März 1854 als Sohn des akademischen Malers Johann Gruss (1820-1901) und Anna Bruder in Leitmeritz in Böhmen (heute: Litoměřice/Tschechien) geboren. 1883 heiratete er Klara Büchner. Nachdem er zunächst ein Doktoratsstudium in Philosophie absolviert hatte, begann er an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 18. Mai 1888 mit der Promotion abschloss. Nach seiner Promotion führte er eine private Ordination in Wien Wieden und war ab 1889 als Krankenkassenarzt des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft tätig.[1] 1896 erfolgte seine Bestellung zum städtischen Arzt in Wien.[2]

Gruss war seit den 1880er Jahren in der Deutschnationalen Partei (Georg Ritter von Schönerer-Richtung) und deren Vorfeldorganisationen und später in der 1903 gegründeten deutsch-radikalen Partei um den Politiker und Herausgeber der Ostdeutschen Rundschau, Karl-Hermann Wolf (1862-1941), aktiv. Im Wiener Gemeindebezirk Wieden stand er als Obmann dem „Deutschen Volksverein“ der deutschnationalen Partei vor,[3] 1889 wurde er zum Obmann des Deutschen Gesangsvereins in Wien gewählt,[4] und 1890 gehörte er wie auch Karl-Hermann Wolf den Leitungsorganen des Vereins „Deutsche Geschichte“[5] an, sowie der im selben Jahr gegründeten Mittelstandsorganisation „Selbsthilfe-Genossenschaft Ostmark“, die bereits einen „Arierparagraphen“ statuarisch aufwies.[6] 1891 kandidierte er für die Deutschnationale Partei im 4. Wiener Gemeindebezirk zum 2. Wahlkörper für den Wiener Gemeinderat auf der mit der Christlichsozialen Partei gemeinsamen Liste der „Antiliberalen Wahlgemeinschaft“.[7]

Journalist, Redakteur, Verleger der Ärztlichen Reform-Zeitung

In diesem Umfeld betätigte sich Gruss schriftstellerisch als auch journalistisch, beispielsweise als Autor im „Deutschnationalen Kalender“, aber auch im Jänner 1899 im von ihm gegründeten und den Interessen der „deutschen Ärzten“ sich verpflichteten „Ärztlichen Reform-Zeitung“, dem Organ des Wiener Ärzte-Vereins und zunächst des Vereins der Ärzte Oberösterreichs, des Pinzgaus, dem Pongau und jener in Schlesien,[8] bei der er als Herausgeber und Schriftleiter fungierte.[9] Hier publizierte er u.a. 1899 „Naturärzte“ und „Die Vergewaltigung der Ärzte durch die Juristen“, 1900 „Berufszwang und Curpfuscherei“ und 1908 „Ein Sanitätsministerium oder eine Zentralstelle für das gesamte Sanitätswesen in Österreich“. 1897 erschien von ihm die Monografie „Über den Ärztestand“ und 1911 „Ärztliche Streiflichter und die Eigenart des ärztlichen Berufes“.

Gründer und Funktionär ärztlicher Standesorganisationen

Neben seinem Engagement in deutschnationalen Organisationen trat Gruss seit den 1890er Jahren als Gründer und Funktionär ärztlicher Standes- und Interessensorganisationen auf, wobei er diese als Instrumentarium für seine politischen Ambitionen zu nutzen verstand. Zunächst war er 1897 Mitbegründer des deutschnational ausgerichteten Wiener Ärztevereines und bis zu seinem Rücktritt 1905 dessen Obmann.[10] Ab 1900 gehörte er dem Präsidium des im Februar 1900 gegründeten „Verband der Ärzte Wiens“ (Präsident Josef Heim) an, wo er auch die Funktion des Vizepräsidenten als Obmann des Wiener Ärztevereins einnahm.[11] In dem im Jahr 1906 gegründeten Reichsverband österreichischer Ärzte erhielt er die Funktion eines Vizepräsidenten, ab 1908 stand er dem Verband als dessen Präsident vor.[12]

Verein deutscher Ärzte:

Im November 1902 kam es zur Konstituierung eines Komitees zur Vorbereitung eines für April 1903 vorzubereitenden Sozialärztlichen Reichskongresses in Wien, das sich zum Ziel setzte einen überregionalen Ärzteverein vorzubereiten, in dem der Wiener Ärztekammerpräsident Ernst Finger (1856-1939) und sein Vize Adolf Gruss mitwirkten.[13] Dieses Vorhaben scheiterte an der von Gruss antisemitisch und antitschechisch motivierten Vorgehensweise.[14] Stattdessen kam es am 31. Mai 1903 in Wien unter dem Vorsitz von Adolf Gruss (1857-1921), Alfred Schmarda (1861-1921) und des Zahnarztes und Mitbegründers der radikal-deutschnationalem Zeitung „Ostdeutschen Rundschau“, Vinzenz Wießner-Freiwaldau, zur Gründung einer überregionalen Organisation für deutschnationale und antisemitische Ärzte: dem Verein deutscher Ärzte, dem auch Ernst Finger angehörte. Auch hier übernahm Adolf Gruss die Obmann-Funktion. Der Verein, der unmittelbar nach seiner Gründung ein Adressbuch „deutsch-arischer“ Ärzte herausgab, konstituierte noch 1903 einen „arischen“ Ausschuss, der in einem Auswahlverfahren die aus dem Kreis der Vereinsmitglieder legitimierte Gruppe um Adolf Gruss, Heinrich Adler (1849-1909), Josef Hein, Karl Jarisch (1839-1915), Josef Scholz (1835-1916), Max Stransky, Wilhelm Svetlich (1849-1914), Alexander Uhlik und Hans Ritter von Woerz, bei der kommenden Wahl zur Ärztekammer in Wien antreten ließ.[15]

Gruss selbst verweigerte als praktizierender Arzt in seiner Ordination die Behandlung jüdischer Patient:innen.[16]

Ärztekammer Wien:

Neben seiner Funktion in der 1906 gegründeten „Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens“, gehörte er seit 1900 als Vorstandsmitglied der Ärztekammer Wien an,[17] ab 1908 nahm er die Funktion des Vizepräsidenten der Wiener Ärztekammer ein, die er bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden im Jahr 1920 behielt[18] und provisorisch bis zu seinem Tod 1921 weiterführte.[19] In diesen Funktionen gehörte er auch ab 1900 als Delegierter der Ärztekammer Wien dem niederösterreichischen Landes-Sanitätsrat an.[20]

1919 erfolgt nach seinem Ansuchen krankheitsbedingt seine Pensionierung als städtischer Oberarzt.[21] Im April 1920 erhielt er den Titel des Obermedizinalrates verliehen.[22]

In seinen Funktionen in den ärztlichen Standesvertretungen nahm er auf verschiedenen Ebenen an der Entwicklung des österreichischen Sanitätswesens teil. Bereits 1895 trat er als Obmann des Wiener Ärztevereines in einer Petition an das Abgeordnetenhaus gegen die geplante Abstrafung im Falle einer unterlassenen ärztlichen Anzeigepflicht auf.[23] Als Funktionär der Ärztekammer war er in den parlamentarischen Verhandlungen und in den Ausschüssen des Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrates beispielsweise zur Gesetzgebung der Sozialversicherung involviert. 1904 publizierte er zur „Die Anzeigepflicht des Arztes nach § 359 des österr. Strafgesetzes“, 1910 erschien von ihm im Selbstverlag die Arbeit „Der Vorentwurf zu einem österr. Strafgesetzbuche, soweit er ärztliche Interessen berührt“, die 1912 im Verlag der österreichischen Ärztekammer ein weiteres Mal veröffentlicht wurde. 1913 erschien von ihm „Die allgemeinen Fahrlässigkeitsparagraphen (§311 und §312) des Entwurfes eines österreichischen Strafgesetzbuches im Lichte der Eigenart des ärztlichen Berufes“.

Gruss verstarb am 11.November 1921 in Wien. Seinen Nachruf in der Wiener medizinischen Wochenschrift[24] verfasste der Arzt, Mitglied des Vereins Deutscher Ärzte und des Vereins der Ärzte in Wieden und Favoriten und Botaniker August Edler von Hayek.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Dekanat, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-117a, Gruss Adolf (Rigorosum Datum: 1887).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2242, Gruss Adolf (Promotion Datum: 18.5.1888).

Geburts- und Taufbuch, Rk. Erzdiözese Wien, St. Florian, Taufbuch, 1889 Sign. 01-51, Folio 200, Guss Johanna.

Literatur:

Gruss, Adolf: Über den Ärztestand. Wien: Friedrich Schalk’s Verlag 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12445]

Gruss, Adolf: „Naturärzte“. Sonderdruck aus: Ärztliche Reform-Zeitung. Wien: im Selbstverlag 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Berufszwang und Curpfuscherei. Sonderdruck aus: Ärztliche Reform-Zeitung. Wien: Im Selbstverlage 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31996]

Gruss, Adolf: Die Anzeigepflicht des Arztes nach § 359 des österr. Strafgesetzes. Sonderdruck. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Ein Sanitäts-Ministerium oder eine Zentralstelle für das gesamte Sanitätswesen in Österreich? Referat, gehalten in der Sitzung des Reichsverbandes österreichischer Aerzteorganisationen am 29. März 1908. Wien: Im Selbstverlage 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-806]

Gruss, Adolf: Aerztliche Streiflichter und die Eigenart des ärztlichen Berufes. Vortrag, gehalten in der Hauptversammlung des >Vereines deutscher Aerzte in Oesterreich< am 16. Oktober 1910. [Wien]: [1910].

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12987]

Gruss, Adolf: Der Vorentwurf zu einem österr. Strafgesetzbuche, soweit er ärztliche Interessen berührt. Referat erstattet im Auftrage des XIV. österr. Aerztekammertages u. der IV. Delegiertenversammlung des Reichsverbandes österr. Aerzteorganisationnen (Vorlage für den XV. Aerztekammertag und die V. Deligiertenversammlung des Reichsverbandes.) Wien: Im Selbstver. des Verf. 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Entwurf eines österreichischen Strafgesetzbuches, soweit er ärztliche Interessen berührt. Referat für den XVIII. österreichischen Aerztekammertag in Graz. Wien: Verlag des Geschäftsausschusses der österreichischen Aerztekammern 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17413]

Gruss, Adolf: Die allgemeinen Fahrlässigkeitsparagraphen (§311 und §312) des Entwurfes eines österreichischen Strafgesetzbuches im Lichte der Eigenart des ärztlichen Berufes. Wien: Im Verlage des Geschäftsausschusses der österr. Aerztekammern und des Reichsverbandes österr. Aerzteorganisationen 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 7123]

Gruss, Adolf: Ein noch ungedruckter Brief Billroths. In: Aerztliche Reformzeitung (XV/18) 1913. S. 226-228.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-805]

Referenzen:

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1.9.1889, S. 4.

[2] Neues Wiener Journal, 19.3.1896, S. 2.

[3] Ostdeutsche Rundschau, 10.1.1892, S. 5.

[4] Deutsches Volksblatt, 17.11.1889, S. 8.

[5] Ostdeutsche Rundschau, 16.11.1890, S. 3.

[6] Ostdeutsche Rundschau, 23.11.1890, S. 1-2.

[7] Deutsches Volksblatt, 5.4.1891, S. 8.

[8] Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 1899, S. 591.

[9] Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 1899, S. 88.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1905, Sp. 348.

[11] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin, 1900, S. 374; Deutsches Volksblatt, 21.2.1900, S. 13.

[12] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 22.12.1908, S. 571.

[13] Illustriertes Wiener Extrablatt, 26.11.1902, S, 6.

[14] Leitmeritzer Zeitung, 11.2.1903, S. 12.

[15] Ostdeutsche Rundschau, 18.10.1903, S. 6.

[16] Arbeiter-Zeitung, 9.10.1903, S. 9.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 48, 1900, S. 970.

[18] Internationale klinische Rundschau, Nr. 42/43, 1919, S. 238; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 26.10.1919, S.9.

[19] Neues Wiener Journal, 7.11.1921, S. 7.

[20] Neues Wiener Journal, 29.11.1900, S. 6; Wiener Zeitung, 29.12.1909, S. 2.

[21] Reichspost, 30.3.1919, S. 5.

[22] Neue Freie Presse, 10.4.1920, S. 15.

[23] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 17, 1895, S. 321.

[24] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1921, Sp. 2189.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [225]: Alt, Ferdinand – Arzt für Ohrenheilkunde und leitender Arzt der Ohrenabteilung an der Rudolfstiftung

Alt, Ferdinand – Arzt für Ohrenheilkunde und leitender Arzt der Ohrenabteilung an der Rudolfstiftung

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 18.07. 2023

Keywords: Alt Ferdinand, Arzt der Ohrenheilkunde, Rudolfs-Stiftung, Arzt, Medizingeschichte, Wien

Ferdinand Alt wurde am 26. Dezember 1867 als Sohn von Elias Alt und Rosalie Alt (1828-1907) in Wischau in Mähren (heute: Vyškov/Tschechien) geboren. Er war seit 1900 mit Sidonie Schwarzmann (1877-1966) verheiratet und hatte mit ihr die beiden Kinder Rudolf (1901-1975) und Ana Margaretha (1903-1925).

Alt absolvierte das Gymnasium in Brünn, studierte ab 1887 an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 10. Juni 1893 mit der Promotion ab. Während des Studiums engagierte er sich u.a. als gewähltes Ausschussmitglied der freisinnigen Studenten im medizinischen Unterstützungsverein.[1] Nach dem Studium arbeitete er im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und durchlief mehrere Abteilungen für innere Medizin und Chirurgie. Hier publizierte er an der I. medizinischen Abteilung im AKH „Traumatische Neurosen oder traumatische Hysterie[2] und „Ein Fall von Morbus Meniere, bedingt durch leukämische Erkrankung des Nervus acusticus“.[3] 1895 trat er zunächst als Demonstrator und 1896 als Assistent in die Ohrenklinik von Professor Josef Gruber (1827-1900) ein, und wurde nach dessen Ausscheiden bis 1900 Assistent von dessen Nachfolger Adam Politzer (1835-1920). 1897 publizierte er hier „Zur Aetiologie der Erkrankungen des schallempfindlichen Apparates“,[4] und 1898 „Zur Pathologie des corticalen Hörcentrums“,[5] und 1900 „Ueber psychische Taubheit“.[6] 1899 habilitierte er sich zum Privat-Dozenten für Ohrenheilkunde,[7] 1909 erfolgte seine Ernennung zum Professor.[8]

Alt arbeitete am Krankenhaus Wieden und im Rudolfsspital, wo er 1900 ein Ambulatorium für Ohrenerkrankte einrichtete, sowie als leitender Arzt im Filialspital des Taubstummeninstitutes des Spitals. Zuletzt übte er von 1910 bis zu seinem Tod die Leitungsfunktion der Ohrenabteilung im Rudolfsspital aus. Weiters befasste er sich mit der Unfallbegutachtung von Ohrenerkrankungen und der Schädigung des Gehörs durch gewerbliche Beschäftigungen, wo er in dem von Ludwig Teleky (1872-1957) herausgegebenen Band der Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der sozialen Medizin die Studie zu „Die Begutachtung der Unfallserkrankungen des inneren Ohres“ verfasste. Zahlreiche weitere Arbeiten von Ferdinand Alt befinden sich in den Beständen der Separata Bibliothek und der Neuburger Bibliothek an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Darüber hinaus engagierte er sich in der Frage des Kinderschutzes sowie während des Ersten Weltkrieges im „Verein Vox – Schutzverband der Schwerhörigen Österreich-Ungarns“.[9] 1916 erhielt er das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration verliehen.[10]

Alt war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, des Wiener medizinischen Klubs und der Österreichischen otologischen Gesellschaft in Wien, zu dessen Präsident er 1921 gewählt wurde.

Ferdinand Alt verstarb am 6. Jänner 1923 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 10.1.1923, S. 14.

Seiner Ehefrau und seinem Sohn Rudolf gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten in die USA. Seine Ehefrau verstarb im April 1966 in Newark in New Jersey, sein Sohn 1975 in Monterey in Kalifornien.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign 134-0352, Alt Ferdinand (Rigorosum Datum 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign 177-9b, Alt Ferdinand (Rigorosum Datum 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign 187-934, Alt Ferdinand (Promotion Datum 10.6.1893).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Alt Ferdinand.

Referenzen:

[1] Neue Freie Presse, 25.5.1892, S. 8.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1895, Sp. 237-241.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 38, 1896, S. 849-851.

[4] Wiener klinische Rundschau, Nr. 40, 1897, S. 657-658.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 10, 1898, S. 229-232.

[6] Wiener klinische Rundschau, Nr. 12, 1900, S. 225-228.

[7] Wiener klinische Rundschau, Nr. 24, 1899, S. 397.

[8] Neue Freie Presse, 2.12.1909, S. 3.

[9] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 31.7.1915, S. 15.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1916, Sp. 1040.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [224]: Favarger, Heinrich – Kurarzt in San Remo und Bad Aussee

Favarger, Heinrich – Kurarzt in San Remo und Bad Aussee

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 06.07. 2023

Keywords: Favarger Heinrich, Kurarzt, Badearzt, Bad Aussee, San Remo, Arzt, Medizingeschichte, Wien

Heinrich Favarger wurde als Sohn des Triestiner Verlegers Heinrich Franz Favarger und Anna Maria (1819-1897), der Tochter des Buchdruckers und Verlagsbuchhändlers Carl Gerold, am 11. Juni 1848 in Triest geboren. Er kam mit seiner verwitweten Mutter und seinen Geschwistern in den frühen 1860er Jahren nach Wien und absolvierte hier 1869 das Akademische Gymnasium.[1] Danach studierte er an der Universität Wien Medizin, promovierte am 29. Jänner 1875, und arbeitete zunächst als praktischer Arzt am Standort seiner elterlichen Wohnung in Wien 1, Postgasse 6. Favarger war mit Bernardine Schmidt (gest. 14.7.1924) verheiratet. Mit ihr hatte er die Töchter, Rosa Elisabeth „Lily“ (1880-1973), verehelicht mit dem Botaniker Karl Rechinger, Frieda Favarger, und Johanna, verehelicht mit Rechtsantwalt, CSP-Politiker und späteren Präsidenten der österreichischen Nationalbank Viktor Kienböck (1873-1956).

1877 trat Favarger als Nachfolger des verstorbenen Arztes Julius Loewy (1846-1877) die Stelle eines Kurarztes in San Remo an,[2] die er bis zirka 1881 in den Wintermonaten ausübte.

Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 42, 1879, Sp. 1117.

Von 1878 bis zu seinem Tod wirkte er in den Sommermonaten als Kurarzt in Bad Aussee im Salzkammergut, wo er in der Braungasse 194 eine eigene Villa besaß. Er war in Bad Aussee Mitglied der „freien Vereinigung der Ärzte des Ausseer Tales“ und seit 1906 deren gewählter Obmann,[3] und gehörte gemeinsam mit u.a. Prof. Heinrich Obersteiner jun. der Curkommission von Bad Aussee an. 1900 nahm er am 2. Österreichischen Balneologen-Kongress in Ragusa (heute: Dubrovnik) teil.[4] Weiters war er Mitarbeiter der Zeitung Steirische Alpenpost.

1884 publizierte Favarge eine von ihm in San Remo durchgeführte Untersuchung „Ein Fall von Tetanus traumaticus“.[5] Seit den 1880er Jahren beschäftigte er sich mit den Auswirkungen des Nikotin- und Tabakkonsums. 1887 veröffentlichte er „Ueber die chronischen Tabakvergiftung und ihren Einfluss auf das Herz und den Magen“, 1906 eine am Institut für allgemeine und Experimentelle Pathologie in Wien unter dem Vorstand Prof. Richard Paltauf durchgeführte Studie „Zur Frage der chronischen Tabakvergiftung“ und 1914 den Aufsatz „Experimentelle und klinische Beiträge zur chronischen Tabakvergiftung“.

1901 publizierte er einen von ihm untersuchten Fall „Eine in Obersteiermark beobachtete autochthone Elephantiasis“. 1905 veröffentlichte er „Beitrag zur Aetiologie der Herzmuskelschwäche. (Myasthenia cordis.)

Favarger war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, 1885 bekam das Ritterkreuz des kaiserlich brasilianischen Ordens der Rose verliehen.

Favarger verstarb am 2. April 1916 in Wien.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 186-228, Favarger Heinrich (Promotion Datum: 29.1.1875).

Sterbebuch, Wien, Evangelische Kirche, H.B., Innere Stadt (Reformierte Stadtkirche), Sign. STB11, 1916, Folio 64, Favarger Heinrich.

Friedhofsdatenbank Wien: Favarger Heinrich.

Sterbebuch, Wien, Evangelische Kirche, H.B., Innere Stadt (Reformierte Stadtkirche), Sign. STB08, 1897, Folio 143, Favarger Anna Maria.

Literatur:

Favarger, Heinrich: Ueber die chronische Tabakvergiftung und ihren Einfluss auf das Herz und den Magen. Vortrag gehalten in der Sitzung der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien am 18. Februar 1887. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Favarger, Heinrich: Zur Frage der chronischen Tabakvergiftung. Aus dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie in Wien (Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Favarger, Heinrich: Experimentelle und klinische Beiträge zur chronischen Tabakvergiftung. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Baumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Favarger, Heinrich: Eine in der Obersteiermark beobachtete autochthone Elephantiasis. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Favarger, Heinrich: Beiträge zur Aetiologie der Herzmuskelschwäche. (Myasthenia cordis.) Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Jahresbericht Akademisches Gymnasium Wien, Wien 1869, S. 55.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1877, Sp. 810.

[3] Steirische Alpenpost, 14.7.1906, S, 270.

[4] Neue Freie Presse, 29.3.1900, S. 5.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1884, Sp. 1463-1465.

Normdaten (Person): Heinrich Favarger: BBL: 41350; GND: 1254313168;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41350 (06.07.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 07 06
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41350

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