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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [255]: Rudolf Paul Königstein – Professor für Interne Medizin und Tropenkrankheiten, NS-Verfolgter

Rudolf Paul Königstein – Professor für Interne Medizin und Tropenkrankheiten, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 28.11. 2023

Keywords: Innere Medizin, Tropenkrankheiten, Primarius, Krankenhaus Wien-Lainz, Shanghai, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Rudolf Paul Königstein war der Sohn des Mediziners Robert Königstein und Marianne, geborene Riesz, und wurde am 10. Jänner 1915 in Wien geboren. Er war der Cousin von Professor Hans Königstein.

Nachdem er im Juni 1933 die Matura abgelegt hatte, studierte Königstein an der Universität Wien Medizin und war im Sommersemester 1938 im 10. Semester inskribiert. Am 7. März 1938 bekam er das Absolutorium ausgestellt. Schon seit 1. April 1936 war er als „Demonstrator“ am Institut für medizinische Chemie bei Professor Otto Fürth (1867-1938) als Mitarbeiter tätig. Für das Sommersemester 1938 erhielt er im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende die Zulassung zum Studium bis zum Semesterende, sein Studium konnte er jedoch nicht mehr abschließen. Als Mitarbeiter der Fakultät erfolgte schon am 31. März 1938 seine Entlassung.

Rudolf Paul Königstein, zirka 1955: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Ärztekammer Wien, A1, Personalakten, Königstein Rudolf.

Königstein gelang wie seinem Vater Robert die Flucht nach Shanghai. Hier setzte er sein Medizinstudium an der St. John’s University fort, promovierte am 31. Mai 1941, und arbeitete danach bis 1945 als Laborarzt im internationalen Ghetto Shanghais. Von 1946 bis 1951 war er als Arzt in Hangzhou an der anglikanisch-neuseeländischen Mission tätig. 1951 emigrierte er im Zuge der Indoktrinierungskampagne Maos nach Wien, wo er jene Prüfungen zum letzten Rigorosum nachholte, die er im Sommersemester 1938 nicht mehr absolvieren konnte. Sein in Shanghai erworbenes Doktorat wurde am 15. Dezember 1951 von der Universität Wien nostrifiziert, mit 1. Juni 1955 bekam er die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin. Königstein arbeitete in den folgenden Jahren als Assistent und Oberarzt an der III. medizinischen Abteilung (Stoffwechselabteilung) des Krankenhaus Wien-Lainz, später erfolgte seine Ernennung zum Primarius des Altersheimes in Lainz.

Hier publizierte er 1952 „Die medizinische Entwicklung in China“ und „Fortschritte auf dem Gebiet der Malariaforschung“, sowie 1967 „Diabetes mellitus und Saluretika“.

Im Februar 1969 habilitierte er sich zum Privatdozenten und bekam die Lehrbefugnis für Interne Medizin verliehen und im Juli 1976 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors für Interne Medizin und Tropenkrankheiten an der Universität Wien verliehen. Am 31. Oktober 1979 ging er als Primarius in Pension und führte danach seine private Arztpraxis, die er seit 1963 betrieb, weiter. Er verstarb am 15. Juli 1985 in Wien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, 1915, Königsstein Paul Rudolf.

AUW, Nationalen MED 1937-1938, Rektorat, Zl. 680 I/1937/38, Königstein Rudolf Paul.

WStLA, Ärztekammer Wien, A1, Personalakten, Königstein Rudolf.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938, Königstein Rudolf.

Friedhofsdatenbank Wien, Königstein Rudolf Paul.

Literatur:

Königstein, Paul Rudolf: Die medizinische Entwicklung in China. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Hollinek 1952.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21636]

Königstein, Paul Rudolf: Fortschritte in der Malariaforschung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Brüder Hollinek 1952.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 24307]

Königstein, Rudolf Paul: Diabetes mellitus und Saluretika. Stuttgart: G. Thieme 1967.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-25374]

Normdaten (Person): Königstein, Rudolf: BBL: 42616; GND: 1311716122;

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BBL: 42616 (28.11.2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 11 28

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