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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [229]: Berthold Zins – Facharzt für Innere Medizin, Primarius-Stellvertreter am S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter

Berthold Zins – Facharzt für Innere Medizin, Primarius-Stellvertreter am S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 31.07.2023

Keywords: Berthold Zins, Facharzt für Innere Medizin, Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft, S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter, Wien, Palästina, Arzt, Medizingeschichte

Berthold Zins wurde als Sohn von Israel Mayer Zins und Sprynce Awerbach am 13. Februar 1891 in Tarnów in Galizien (heute: Polen) geboren.

1910 begann er an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 13. Februar 1915 mit seiner Promotion abschloss. Danach war er während des Ersten Weltkrieges als Militärarzt in Gaya in Mähren stationiert. 1916 heiratete er in Wien Leopoldstadt die ebenfalls aus Tarnów stammende Chana Lea Blitz (geb. 18.1.1889).

Nach dem Krieg arbeitete er bis zirka 1923 als Facharzt für Innere Krankheiten als Assistent von Primarius Prof. Julius Donath (1870-1950) an der II. medizinischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft in Döbling. Hier publizierte er gemeinsam mit Alfred Vogl (1889-1973) die Studie „Eine einfache Methode zum Nachweise pathologischer Bilirubinämie“. 1923 eröffnete er in Wien 9, Kinderspitalgasse 10, eine private Ordination, die er zirka 1932 an den Standort Wien 1, Rathausstraße 13, verlegte. Daneben arbeitete er als Primarius-Stellvertreter an dem 1929 in Wien gegründeten S. Canning Childs-Spital sowie als Facharzt für Innere Erkrankungen an der Krankenkasse Wien. Weiters war Zins in den 1920er Jahren Mitglied und wie Alfred Götzl und Alfred Bass im Vollzugsausschuss der Landeszentrale Wien zur Bekämpfung der Tuberkulose,[1] sowie im Ausschuss der Wirtschaftsorganisation der Ärzte Wiens tätig.[2] Zins war mit seiner Ehefrau 1938 in Wien 9, Währinger Straße 16 wohnhaft.

Berthold und Chana Zins, die beide wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, flüchteten Ende 1938 aus Österreich. Zuvor gaben sie bei der Auswanderungsabteilung der IKG Wien als Auswanderungsziel Palästina an. Berthold und Chana Zins erreichten am 2. Jänner 1939 Haifa in Palästina und wurden im Februar 1941 eingebürgert. Sie lebten in Tel Aviv.

Berthold und Chana Zins: zirka 1938: Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Zins Berthold, Chana.

Im Februar 1942 erhielt Zins die Lizenz zur Ausübung seines Arztberufes.[3] Berthold Zins verstarb am 21. März 1967 in Tel Aviv.

Grabstelle: Nahalat Yitshak Cemetery, Tel Aviv, Israel. Zins Berthold, Billion grave.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1916, Zins Berthold.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0679, Zins Berthold (Nationalien Datum 1910/11).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0972, Zins Berthold (Rigorosum Datum: 11.2.1915).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 191-0824, Zins Berthold (Promotion Datum: 13.2.1915).

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Zins Berthold, Chana.

Grabstelle: Zins Berthold, Billion grave.

Literatur:

Vogl, Alfred und Berthold Zins: Eine einfache Methode zum Nachweise pathologischer Bilirubinämie. Aus der II. Medizinischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft (Primarius Priv.-Doz. Dr. Julius Donath). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Urban & Schwarzenberg 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Amtsblatt der Stadt Wien, Nr. 93, Wien 1927, S. 1296

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1930, S 1247.

[3] The Palestine Gazette, Nr. 1177, 19.3.1942, S. 344.

Normdaten (Person): Zins, Berthold: BBL: 41547; GND: 1297758757;

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Letzte Aktualisierung: 2023 07 31

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [228]: Ada Hirsch – Kinder- und Jugendärztin am Jugendamt der Gemeinde Wien, NS-Verfolgte

Ada Hirsch – Kinder- und Jugendärztin am Jugendamt der Gemeinde Wien, NS-Verfolgte

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 20.07.2023

Keywords:  Ada Hirsch, Ada Hirsch-Elias, Kinderärztin, Jugendamt der Gemeinde Wien, NS-Verfolgte, Ärztin, Wien, Medizingeschichte

Ada Hirsch wurde am 28.4.1885 in Wien als Tochter des aus Proßnitz bei Olmütz in Mähren stammenden Buchhalters und späteren Vizepräsidenten und leitenden Verwaltungsrates der Prager Papierfabrik A.G., Emil Hirsch (geb. 10.8.1850 in Prostějov, Olomouc/Tschechien, gest. 8.3.1919 in Prag) und der Wienerin Katharina, geborene Eckstein (geb. 1.3.1862 in Wien, gest. 28.1.1924 in Wien), geboren.

Ada begann 1904 ihr Studium der Medizin an der Universität Prag und führte es an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien bis zu ihrer Promotion fort. Schon vor ihrer Promotion, am 25.11.1910, war sie als Hospitantin an der II. Medizinischen Universitätsklinik tätig, wo sie die mit dem Assistenzarzt Richard Bauer (1879-1959) gemeinsam durchgeführten Untersuchungen 1912 im Aufsatz „Beitrag zum Wesen der Wassermannschen Reaktion“ publizierte. 1913 nahm sie als Referentin an der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien teil.[1] Im selben Jahr veröffentlichte sie, die an der Kinderklinik von Professor Clemens von Pirquet (1874-1929) und an der I. Frauenklinik bei Friedrich Schauta (1849-1919) am Allgemeinen Krankenhaus Wien durchgeführte Studie „Die physiologische Ikterusbereitschaft des Neugeborenen“.

Ab zirka 1915 arbeitete sie am Karolinen-Kinderspital und betrieb daneben in Wien 9, Spitalgasse 27 eine Ordination als Kinderfachärztin. Sie war Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien.

Erster Weltkrieg

Ada Hirsch nahm am Ersten Weltkrieg als freiwillige Ärztin nordöstlich von Lemberg im Epidemiespital in Beresteczko (heute: Berestetschko/Ukraine) teil, wofür sie im Juli 1916 als erste von zwei Frauen das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens mit der Kriegsdekoration verliehen bekam.[2] Weiters war sie während des Krieges unterstützendes Mitglied der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvalide.[3]

Kinder- und Jugendärztin am Jugendamt der Gemeinde Wien

Nach dem Krieg gehörte sie 1919 zu den Mitgründerinnen der Organisation der Ärztinnen Wiens, und nahm neben der Vorsitzenden Dora Brücke-Teleky (1879-1963) und Alfreda Seidl (verh. Widerhofer, geb. 1887) sowie Pauline Feldmann (1884-1986) die Funktion einer Schriftführerin ein.[4] Ebenfalls 1919 erhielt sie mit Beschluss des Gemeinderats-Ausschusses der Stadt Wien das Heimat- und Bürgerrecht der Stadt verliehen.[5] Seit spätestens 1925 war sie am Bezirksamt Leopoldstadt neben Professor August Reuss (1879-1954) im Jugendamt II als Leiterin und für die ärztliche Beratung für Säuglinge und Kleinkinder tätig.[6] Daneben arbeitete sie als Fachärztin der Krankenfürsorgeanstalt der Gemeinde Wien und veranstaltete an der Allgemeinen Poliklinik Säuglingspflegekurse.[7] Ab Mitte der 1920er Jahre übernahm sie noch den schulärztlichen Dienst am Mädchen-Realgymnasium in Wien.[8] 1926 publizierte sie an der I. medizinischen Klinik der Deutschen Universität in Prag „Die Wirkung der parenteralen Einverleibung von Proteinkörpern auf das neutrophile Kernbild“.[9]

1936 heiratete sie den Internisten und Professor an der Medizinischen Fakultät in Wien, Herbert Elias (1885-1975), und verlegte ihre Arztpraxis nach Wien 1, Rathausstraße 15.

Ada und ihr Ehemann Herbert Elias, die beide wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, flüchteten nach dem „Anschluss“ über Antwerpen nach Frankreich, von wo sie im Februar 1939 mit der SS Washington in die USA emigrierten und sich in New York niederließen.

New York, U.S. District Court Naturalization Records, 1824-1991, Petitions for naturalization and petition evidence 1944

Sie unterstütze während des Zweiten Weltkrieges u.a. den Pressefonds und die Organisation der österreichischen Sozialisten in den USA, das Austrian Labor Committee.[10]

Ada Elias-Hirsch verstarb am 7. April 1975 in New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1885, Hirsch Ada.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0225, Hirsch Ada (Rigorosum Datum: 23.11.1910).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-1159, Hirsch Ada (Promotion Datum: 25.11.1910).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 10.615, Elias Ada.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds, Zl. 10.614, Elias Ada Dr.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Sammelstellen A und B SSt, Zl. 6.758, Elias Ada Dr.

WStLA, VEAV, MA. 1.3.2.119.A41 I-67, Bezirk: 5, Elias Ada Dr.

New York, U.S. District Court Naturalization Records, 1824-1991, Petitions for naturalization and petition evidence 1944 box 905, no 478651-478850; NARA microfilm publication M1972, Southern District of New York Petitions for Naturalization, 1897-1944. Records of District Courts of the United States, 1685 – 2009, RG 21. National Archives at New York, Elias Ada.

Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI), Elias Ada.

Literatur:

Bauer, Richard und Ada Hirsch: Beitrag zum Wesen der Wassermannschen Reaktion. Aus der II. medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. E. v. Neusser). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hirsch, Ada: Die physiologische Ikterusbereitschaft des Neugeborenen. Aus der Neugeborenenstation der Kinderklinik (Prof. v. Priquet) an der I. Frauenklinik (Hofrat Prof. Schauta) in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Kinderheilkunde. Leipzig: Druck der Spamerschen Buchdruckerei 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Medizinische Klinik, 7.9.1913, S. 2049.

[2] Prager Abendblatt, 27.7.1916, S. 4; Teplitz-Schönauer Anzeiger, 29.7.1916, S. 3.

[3] Neue Freie Presse, 11.8.1915, S. 11.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 14, 1919, Sp. 714-715.

[5] Amtsblatt der Stadt Wien, Wien 1919, S. 2438.

[6] Lehmann, Adressbuch, Wien, 1925, Gewerbebehörden, 1925, S. 35.

[7] Die Mutter Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft, 1.12.1925, S. 6.

[8] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht Wien 8, Albertgasse, Wien 1927, S. 6

[9] Wiener Archiv für innere Medizin, Hauptteil Teil 1, 1926, S. 453-468.

[10] Austrian Labor Information, H. 7, 1942, S. 11.

Normdaten (Person): Hirsch, Ada: BBL: 41524; GND: 1296850315;

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Letzte Aktualisierung: 2023 07 31

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [227]: Berthold Beer – Nervenarzt, Leiter des Instituts für elektromagnetische Therapie, Schriftsteller

Berthold Beer – Nervenarzt, Leiter des Instituts für elektromagnetische Therapie, Schriftsteller

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 19.07.2023

Keywords: Beer Berthold, Nervenarzt, Elektrotherapie, Institut für elektromagnetische Therapie, Schriftsteller, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Berthold Beer wurde am 24. April 1859 in Brünn in Mähren (heute: Brno/Tschechien) geboren. Nachdem er das Gymnasium seiner Heimatstadt absolviert hatte, begann er 1878 an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er 1882 mit dem Rigorosum abschloss.

1885 wurde er auch zum militärärztlichen Eleven zweiter Klasse des Garnisonsspitals Nr. 5 in Brünn ernannt,[1] 1893 erfolgte seine Ernennung zum Oberarzt.[2]

Ab 1885 arbeitete er im Allgemeinen Krankenhaus in Wien an der neurologischen Abteilung für Nervenkranke bei Theodor Meinert (1833-1892), wo er die Neuropathie zu seinem Spezialgebiet machte. Danach arbeitete er bis etwa 1911 an der Klinik für Dermatologie und Syphilis. Seit 1899 führte er eine Ordination als Nervenarzt in Wien 9, Maximilianplatz 13, später Nr. 15. Beer arbeitete auf zahlreichen Gebieten der Medizin. 1894 entwickelte er eine neue Methode „Ueber künstliche Atmung“.[3] Zunehmend beschäftigte er sich mit der Elektrotherapie und dem Elektromagnetismus.

Institut für elektromagnetische Therapie

Seit spätestens 1884 war Beer Mitglied des Elektrotechnischen Vereins in Wien.[4] 1902 eröffnete und leitete er das Institut für elektromagnetische Therapie in Wien 9, Maximilianplatz 14.[5]

Inserat: Wiener klinische Wochenschrift, 30.4.1903, S. 549.

1899 erschien von ihm die Arbeit „Ueber Mitbewegungsphänomene“. 1902 meldeten Beer und der Psychiater Julius Adrian Pollacsek aus Berlin eine Einrichtung zur „Hervorrufung von Vibrationen erkrankter Körperteile“ sowie ein elektromagnetisches Gerät (Spule) zur Behandlung von Neurosen und Depressionen als Patente an.

Medizinjournalist

Beer war ein überaus erfolgreicher und vielseitiger Medizinjournalist. Er war Mitarbeiter internationaler Fachzeitschriften wie „Journal of Anatomy“ und „The Lancet“ oder „Nature“, und Redakteur der „Wiener medizinischen Presse“. Häufig schrieb er Artikel für die Neue Freie Presse wie „Unsere Kinderspitäler[6], für die Zeitschrift Die Zeit („Zur Psychologie der Mode“, H. 54, 1895, „Vom Einflusse der fremden Schulen auf die französische Malerei“, H. 47, 1895) und vor allem für die Zeitung Die Zeit („Ärzteüberfluss und Ärzteverstaatlichung“[7] „Die Cholera und ihre Behandlung“).[8] Weiters war er Redakteur bei der 1905 gegründeten und vom Ingenieur Jacob Hellmann (1868-) herausgegeben und in Wien und Leipzig erschienenen medizinisch-technischen Zeitschrift „Medico-technologisches Journal. Centralblatt für das Gesammtgebiet der medicinischen Technologie“, in der die gesamten Gebiete der medizinischen Technologie, wie Apparatekunde, Mikroskopie, Fotografie, Radiologie u.a. thematisiert werden sollten. Die Zeitschrift wurde bereits 1908 wieder eingestellt.[9]

Auf dem medizinischen Gebiet entwickelte er Massageverfahren („manuelle Methode“) bei Muskelschwund. Vor dem Ersten Weltkrieg schlug er eine Berufung an die Universität in Neuseeland ebenso aus, wie die ihm angebotene Position eines Chefredakteurs bei der Zeitschrift „Nature“, oder die Stelle eines Leibarztes des US-Eisenbahnunternehmers Edward Henry Harriman, da er es vorzog in Wien zu bleiben.

Behandlung von Kriegsinvaliden im Schwarzenberg-Garten im Belvedere und die „Entkrüppelungsstelle“ des Landesverbandes Wien des Zentralverbandes

1914 erschien von ihm in der „Österreichischen Rundschau“ eine Studie über „Entkrüppelungsstellen“, in der er die Errichtung dieser Einrichtungen für Kriegsinvalide anregte, in denen auch über einen längeren Zeitraum Therapieangebote für chronische Leiden angeboten werden sollten.[10] 1915 erschien von ihm die Arbeit „Zur Pathologie und Therapie des Tetanus“.

Anfang 1916 wurde er in einem neu errichteten und dem Roten Kreuz unterstehenden therapeutischen Ambulatorium im Schwarzenberg-Garten in Wien[11] zum ärztlichen Leiter ernannt, wo er seine von ihm ausgearbeitete sogenannte „Wiener manuelle (auch „Wiener Massage“) Methode“ der Massage bei Kriegsinvaliden anwandte. Aus dieser Einrichtung ging nach dem Krieg, die von ihm betreute „Entkrüppelungsstelle des Landesverbandes Wien“ hervor, die Teil der „Entkrüppelungsstelle I des Zentralverbandes der deutsch-österreichischen Kriegsbeschädigten in Wien“ wurde. Seine hier weiter praktizierten Methoden beschrieb er 1926 in seinem Aufsatz „Atrophische Muskeln und ihre Behandlung mittels der Wiener manuellen Methode“. Im selben Jahr forderte er in einem Artikel im Illustrierten Wiener Extrablatt den Aufbau von Spitälern für chronisch Erkrankte und bemängelte die Fürsorgeangebote und Leistungen für diese Patientengruppe.[12] Beer sprach sich vehement gegen die Einbeziehung von Ärzt:innen in das Begutachtungsverfahren und der Beurteilungsfindung über die Zuweisung einer materiellen Entschädigung an Invalide aus.[13]

Nachdem er nach dem Krieg die Staatsbürgerschaft der Tschechoslowakei angenommen hatte, jedoch weiterhin in Wien seinen Lebensmittelpunkt hatte, und er die von ihm abverlangten Prüfungen zur Weiterführung seiner ärztlichen Ordination ablehnte, wurde ihm die Ausübung des Arztberufes als praktischer Arzt versagt. Wegen seiner über viele Jahre gepflogenen unentgeltlichen Behandlung mitteloser Patient:innen lebte er nach dem Krieg bis zu seinem Tod zunehmend verarmt. Er verstarb im Juli 1931 in Wien.

Beer war Mitglied des Wiener Medizinischen Klubs und seit 1894 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[14]

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0118, Beer Berthold (Nationalien Datum: 1878/79).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0146, Beer Berthold (Nationalien Datum: 1882/83).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-24a, Beer Berthold (Rigorosum: 1882).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Beer Berthold.

Literatur:

Beer, Berthold: Ueber Mitbewegungsphänomene. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: Verlag der „Wiener medizinischen Blätter“ 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Beer, Berthold: Zur Pathologie und Therapie des Tetanus. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Die Presse, 23.6.1885, S. 3; Wiener Allgemeine Zeitung, 23.6.1885, S. 15.

[2] Die Presse, 31.10.1893, S. 4.

[3] Wiener medicinische Blätter, Nr. 27, 1894.

[4] Zeitschrift für Elektrotechnik, Teil 5, H. 1, 1884, Verzeichnis der P.T. Herren Mitglieder des Elektrotechnischen Vereines in Wien.

[5] Neues Wiener Journal, 4.11.1902, S. 6.

[6] Neue Freie Presse, 12.4.1900, S. 16-17.

[7] Die Zeit, 2.9.1905, S. 13.

[8] Die Zeit, 2.9.1910, S. 4.

[9] Die Zeit, 14.6.1905, S. 5.

[10] Pester Lloyd, 5.12.1914, S. 3.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 5.1.1916, S. 11; Die Zeit, 23.8.1917, S. 5; Österreichische Volks-Zeitung, 11.3.1917, S. 4.

[12] Illustriertes Wiener Extrablatt, 11.2.1926, S. 7.

[13] Der Invalide, 15.4.1921, S. 2.

[14] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1894, S. 259.

Normdaten (Person): Beer, Berthold: BBL: 41500; GND: 117582034;

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BBL: 41500 (19.07.2023)
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Letzte Aktualisierung: 2023 07 19

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [226]: Adolf Gruss – Vizepräsident der Ärztekammer Wien, Journalist und Verleger, Obmann des Vereins deutscher Ärzte Österreichs

Adolf Gruss – Vizepräsident der Ärztekammer Wien, Journalist und Verleger, Obmann des Vereins deutscher Ärzte Österreichs

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 19.07.2023

Keywords: Gruss Adolf, Ärztekammer Wien, Arzt, Verein deutscher Ärzte Österreichs, Journalist, Verleger, Ärztliche Reform-Zeitung, Wien, Medizingeschichte

Adolf Gruss wurde am 9. März 1854 als Sohn des akademischen Malers Johann Gruss (1820-1901) und Anna Bruder in Leitmeritz in Böhmen (heute: Litoměřice/Tschechien) geboren. 1883 heiratete er Klara Büchner. Nachdem er zunächst ein Doktoratsstudium in Philosophie absolviert hatte, begann er an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 18. Mai 1888 mit der Promotion abschloss. Nach seiner Promotion führte er eine private Ordination in Wien Wieden und war ab 1889 als Krankenkassenarzt des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft tätig.[1] 1896 erfolgte seine Bestellung zum städtischen Arzt in Wien.[2]

Gruss war seit den 1880er Jahren in der Deutschnationalen Partei (Georg Ritter von Schönerer-Richtung) und deren Vorfeldorganisationen und später in der 1903 gegründeten deutsch-radikalen Partei um den Politiker und Herausgeber der Ostdeutschen Rundschau, Karl-Hermann Wolf (1862-1941), aktiv. Im Wiener Gemeindebezirk Wieden stand er als Obmann dem „Deutschen Volksverein“ der deutschnationalen Partei vor,[3] 1889 wurde er zum Obmann des Deutschen Gesangsvereins in Wien gewählt,[4] und 1890 gehörte er wie auch Karl-Hermann Wolf den Leitungsorganen des Vereins „Deutsche Geschichte“[5] an, sowie der im selben Jahr gegründeten Mittelstandsorganisation „Selbsthilfe-Genossenschaft Ostmark“, die bereits einen „Arierparagraphen“ statuarisch aufwies.[6] 1891 kandidierte er für die Deutschnationale Partei im 4. Wiener Gemeindebezirk zum 2. Wahlkörper für den Wiener Gemeinderat auf der mit der Christlichsozialen Partei gemeinsamen Liste der „Antiliberalen Wahlgemeinschaft“.[7]

Journalist, Redakteur, Verleger der Ärztlichen Reform-Zeitung

In diesem Umfeld betätigte sich Gruss schriftstellerisch als auch journalistisch, beispielsweise als Autor im „Deutschnationalen Kalender“, aber auch im Jänner 1899 im von ihm gegründeten und den Interessen der „deutschen Ärzten“ sich verpflichteten „Ärztlichen Reform-Zeitung“, dem Organ des Wiener Ärzte-Vereins und zunächst des Vereins der Ärzte Oberösterreichs, des Pinzgaus, dem Pongau und jener in Schlesien,[8] bei der er als Herausgeber und Schriftleiter fungierte.[9] Hier publizierte er u.a. 1899 „Naturärzte“ und „Die Vergewaltigung der Ärzte durch die Juristen“, 1900 „Berufszwang und Curpfuscherei“ und 1908 „Ein Sanitätsministerium oder eine Zentralstelle für das gesamte Sanitätswesen in Österreich“. 1897 erschien von ihm die Monografie „Über den Ärztestand“ und 1911 „Ärztliche Streiflichter und die Eigenart des ärztlichen Berufes“.

Gründer und Funktionär ärztlicher Standesorganisationen

Neben seinem Engagement in deutschnationalen Organisationen trat Gruss seit den 1890er Jahren als Gründer und Funktionär ärztlicher Standes- und Interessensorganisationen auf, wobei er diese als Instrumentarium für seine politischen Ambitionen zu nutzen verstand. Zunächst war er 1897 Mitbegründer des deutschnational ausgerichteten Wiener Ärztevereines und bis zu seinem Rücktritt 1905 dessen Obmann.[10] Ab 1900 gehörte er dem Präsidium des im Februar 1900 gegründeten „Verband der Ärzte Wiens“ (Präsident Josef Heim) an, wo er auch die Funktion des Vizepräsidenten als Obmann des Wiener Ärztevereins einnahm.[11] In dem im Jahr 1906 gegründeten Reichsverband österreichischer Ärzte erhielt er die Funktion eines Vizepräsidenten, ab 1908 stand er dem Verband als dessen Präsident vor.[12]

Verein deutscher Ärzte:

Im November 1902 kam es zur Konstituierung eines Komitees zur Vorbereitung eines für April 1903 vorzubereitenden Sozialärztlichen Reichskongresses in Wien, das sich zum Ziel setzte einen überregionalen Ärzteverein vorzubereiten, in dem der Wiener Ärztekammerpräsident Ernst Finger (1856-1939) und sein Vize Adolf Gruss mitwirkten.[13] Dieses Vorhaben scheiterte an der von Gruss antisemitisch und antitschechisch motivierten Vorgehensweise.[14] Stattdessen kam es am 31. Mai 1903 in Wien unter dem Vorsitz von Adolf Gruss (1857-1921), Alfred Schmarda (1861-1921) und des Zahnarztes und Mitbegründers der radikal-deutschnationalem Zeitung „Ostdeutschen Rundschau“, Vinzenz Wießner-Freiwaldau, zur Gründung einer überregionalen Organisation für deutschnationale und antisemitische Ärzte: dem Verein deutscher Ärzte, dem auch Ernst Finger angehörte. Auch hier übernahm Adolf Gruss die Obmann-Funktion. Der Verein, der unmittelbar nach seiner Gründung ein Adressbuch „deutsch-arischer“ Ärzte herausgab, konstituierte noch 1903 einen „arischen“ Ausschuss, der in einem Auswahlverfahren die aus dem Kreis der Vereinsmitglieder legitimierte Gruppe um Adolf Gruss, Heinrich Adler (1849-1909), Josef Hein, Karl Jarisch (1839-1915), Josef Scholz (1835-1916), Max Stransky, Wilhelm Svetlich (1849-1914), Alexander Uhlik und Hans Ritter von Woerz, bei der kommenden Wahl zur Ärztekammer in Wien antreten ließ.[15]

Gruss selbst verweigerte als praktizierender Arzt in seiner Ordination die Behandlung jüdischer Patient:innen.[16]

Ärztekammer Wien:

Neben seiner Funktion in der 1906 gegründeten „Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens“, gehörte er seit 1900 als Vorstandsmitglied der Ärztekammer Wien an,[17] ab 1908 nahm er die Funktion des Vizepräsidenten der Wiener Ärztekammer ein, die er bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden im Jahr 1920 behielt[18] und provisorisch bis zu seinem Tod 1921 weiterführte.[19] In diesen Funktionen gehörte er auch ab 1900 als Delegierter der Ärztekammer Wien dem niederösterreichischen Landes-Sanitätsrat an.[20]

1919 erfolgt nach seinem Ansuchen krankheitsbedingt seine Pensionierung als städtischer Oberarzt.[21] Im April 1920 erhielt er den Titel des Obermedizinalrates verliehen.[22]

In seinen Funktionen in den ärztlichen Standesvertretungen nahm er auf verschiedenen Ebenen an der Entwicklung des österreichischen Sanitätswesens teil. Bereits 1895 trat er als Obmann des Wiener Ärztevereines in einer Petition an das Abgeordnetenhaus gegen die geplante Abstrafung im Falle einer unterlassenen ärztlichen Anzeigepflicht auf.[23] Als Funktionär der Ärztekammer war er in den parlamentarischen Verhandlungen und in den Ausschüssen des Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrates beispielsweise zur Gesetzgebung der Sozialversicherung involviert. 1904 publizierte er zur „Die Anzeigepflicht des Arztes nach § 359 des österr. Strafgesetzes“, 1910 erschien von ihm im Selbstverlag die Arbeit „Der Vorentwurf zu einem österr. Strafgesetzbuche, soweit er ärztliche Interessen berührt“, die 1912 im Verlag der österreichischen Ärztekammer ein weiteres Mal veröffentlicht wurde. 1913 erschien von ihm „Die allgemeinen Fahrlässigkeitsparagraphen (§311 und §312) des Entwurfes eines österreichischen Strafgesetzbuches im Lichte der Eigenart des ärztlichen Berufes“.

Gruss verstarb am 11.November 1921 in Wien. Seinen Nachruf in der Wiener medizinischen Wochenschrift[24] verfasste der Arzt, Mitglied des Vereins Deutscher Ärzte und des Vereins der Ärzte in Wieden und Favoriten und Botaniker August Edler von Hayek.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Dekanat, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-117a, Gruss Adolf (Rigorosum Datum: 1887).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2242, Gruss Adolf (Promotion Datum: 18.5.1888).

Geburts- und Taufbuch, Rk. Erzdiözese Wien, St. Florian, Taufbuch, 1889 Sign. 01-51, Folio 200, Guss Johanna.

Literatur:

Gruss, Adolf: Über den Ärztestand. Wien: Friedrich Schalk’s Verlag 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12445]

Gruss, Adolf: „Naturärzte“. Sonderdruck aus: Ärztliche Reform-Zeitung. Wien: im Selbstverlag 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Berufszwang und Curpfuscherei. Sonderdruck aus: Ärztliche Reform-Zeitung. Wien: Im Selbstverlage 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31996]

Gruss, Adolf: Die Anzeigepflicht des Arztes nach § 359 des österr. Strafgesetzes. Sonderdruck. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Ein Sanitäts-Ministerium oder eine Zentralstelle für das gesamte Sanitätswesen in Österreich? Referat, gehalten in der Sitzung des Reichsverbandes österreichischer Aerzteorganisationen am 29. März 1908. Wien: Im Selbstverlage 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-806]

Gruss, Adolf: Aerztliche Streiflichter und die Eigenart des ärztlichen Berufes. Vortrag, gehalten in der Hauptversammlung des >Vereines deutscher Aerzte in Oesterreich< am 16. Oktober 1910. [Wien]: [1910].

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12987]

Gruss, Adolf: Der Vorentwurf zu einem österr. Strafgesetzbuche, soweit er ärztliche Interessen berührt. Referat erstattet im Auftrage des XIV. österr. Aerztekammertages u. der IV. Delegiertenversammlung des Reichsverbandes österr. Aerzteorganisationnen (Vorlage für den XV. Aerztekammertag und die V. Deligiertenversammlung des Reichsverbandes.) Wien: Im Selbstver. des Verf. 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Entwurf eines österreichischen Strafgesetzbuches, soweit er ärztliche Interessen berührt. Referat für den XVIII. österreichischen Aerztekammertag in Graz. Wien: Verlag des Geschäftsausschusses der österreichischen Aerztekammern 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17413]

Gruss, Adolf: Die allgemeinen Fahrlässigkeitsparagraphen (§311 und §312) des Entwurfes eines österreichischen Strafgesetzbuches im Lichte der Eigenart des ärztlichen Berufes. Wien: Im Verlage des Geschäftsausschusses der österr. Aerztekammern und des Reichsverbandes österr. Aerzteorganisationen 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 7123]

Gruss, Adolf: Ein noch ungedruckter Brief Billroths. In: Aerztliche Reformzeitung (XV/18) 1913. S. 226-228.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-805]

Referenzen:

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1.9.1889, S. 4.

[2] Neues Wiener Journal, 19.3.1896, S. 2.

[3] Ostdeutsche Rundschau, 10.1.1892, S. 5.

[4] Deutsches Volksblatt, 17.11.1889, S. 8.

[5] Ostdeutsche Rundschau, 16.11.1890, S. 3.

[6] Ostdeutsche Rundschau, 23.11.1890, S. 1-2.

[7] Deutsches Volksblatt, 5.4.1891, S. 8.

[8] Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 1899, S. 591.

[9] Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 1899, S. 88.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1905, Sp. 348.

[11] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin, 1900, S. 374; Deutsches Volksblatt, 21.2.1900, S. 13.

[12] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 22.12.1908, S. 571.

[13] Illustriertes Wiener Extrablatt, 26.11.1902, S, 6.

[14] Leitmeritzer Zeitung, 11.2.1903, S. 12.

[15] Ostdeutsche Rundschau, 18.10.1903, S. 6.

[16] Arbeiter-Zeitung, 9.10.1903, S. 9.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 48, 1900, S. 970.

[18] Internationale klinische Rundschau, Nr. 42/43, 1919, S. 238; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 26.10.1919, S.9.

[19] Neues Wiener Journal, 7.11.1921, S. 7.

[20] Neues Wiener Journal, 29.11.1900, S. 6; Wiener Zeitung, 29.12.1909, S. 2.

[21] Reichspost, 30.3.1919, S. 5.

[22] Neue Freie Presse, 10.4.1920, S. 15.

[23] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 17, 1895, S. 321.

[24] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1921, Sp. 2189.

Normdaten (Person): Gruss, Adolf: BBL: 41491; GND: 172500699;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [225]: Ferdinand Alt – Arzt für Ohrenheilkunde und leitender Arzt der Ohrenabteilung an der Rudolfstiftung

Ferdinand Alt – Arzt für Ohrenheilkunde und leitender Arzt der Ohrenabteilung an der Rudolfstiftung

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 18.07. 2023

Keywords: Alt Ferdinand, Arzt der Ohrenheilkunde, Rudolfs-Stiftung, Arzt, Medizingeschichte, Wien

Ferdinand Alt wurde am 26. Dezember 1867 als Sohn von Elias Alt und Rosalie Alt (1828-1907) in Wischau in Mähren (heute: Vyškov/Tschechien) geboren. Er war seit 1900 mit Sidonie Schwarzmann (1877-1966) verheiratet und hatte mit ihr die beiden Kinder Rudolf (1901-1975) und Ana Margaretha (1903-1925).

Alt absolvierte das Gymnasium in Brünn, studierte ab 1887 an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 10. Juni 1893 mit der Promotion ab. Während des Studiums engagierte er sich u.a. als gewähltes Ausschussmitglied der freisinnigen Studenten im medizinischen Unterstützungsverein.[1] Nach dem Studium arbeitete er im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und durchlief mehrere Abteilungen für innere Medizin und Chirurgie. Hier publizierte er an der I. medizinischen Abteilung im AKH „Traumatische Neurosen oder traumatische Hysterie[2] und „Ein Fall von Morbus Meniere, bedingt durch leukämische Erkrankung des Nervus acusticus“.[3] 1895 trat er zunächst als Demonstrator und 1896 als Assistent in die Ohrenklinik von Professor Josef Gruber (1827-1900) ein, und wurde nach dessen Ausscheiden bis 1900 Assistent von dessen Nachfolger Adam Politzer (1835-1920). 1897 publizierte er hier „Zur Aetiologie der Erkrankungen des schallempfindlichen Apparates“,[4] und 1898 „Zur Pathologie des corticalen Hörcentrums“,[5] und 1900 „Ueber psychische Taubheit“.[6] 1899 habilitierte er sich zum Privat-Dozenten für Ohrenheilkunde,[7] 1909 erfolgte seine Ernennung zum Professor.[8]

Alt arbeitete am Krankenhaus Wieden und im Rudolfsspital, wo er 1900 ein Ambulatorium für Ohrenerkrankte einrichtete, sowie als leitender Arzt im Filialspital des Taubstummeninstitutes des Spitals. Zuletzt übte er von 1910 bis zu seinem Tod die Leitungsfunktion der Ohrenabteilung im Rudolfsspital aus. Weiters befasste er sich mit der Unfallbegutachtung von Ohrenerkrankungen und der Schädigung des Gehörs durch gewerbliche Beschäftigungen, wo er in dem von Ludwig Teleky (1872-1957) herausgegebenen Band der Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der sozialen Medizin die Studie zu „Die Begutachtung der Unfallserkrankungen des inneren Ohres“ verfasste. Zahlreiche weitere Arbeiten von Ferdinand Alt befinden sich in den Beständen der Separata Bibliothek und der Neuburger Bibliothek an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Darüber hinaus engagierte er sich in der Frage des Kinderschutzes sowie während des Ersten Weltkrieges im „Verein Vox – Schutzverband der Schwerhörigen Österreich-Ungarns“.[9] 1916 erhielt er das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration verliehen.[10]

Alt war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, des Wiener medizinischen Klubs und der Österreichischen otologischen Gesellschaft in Wien, zu dessen Präsident er 1921 gewählt wurde.

Ferdinand Alt verstarb am 6. Jänner 1923 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 10.1.1923, S. 14.

Seiner Ehefrau und seinem Sohn Rudolf gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten in die USA. Seine Ehefrau verstarb im April 1966 in Newark in New Jersey, sein Sohn 1975 in Monterey in Kalifornien.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign 134-0352, Alt Ferdinand (Rigorosum Datum 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign 177-9b, Alt Ferdinand (Rigorosum Datum 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign 187-934, Alt Ferdinand (Promotion Datum 10.6.1893).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Alt Ferdinand.

Referenzen:

[1] Neue Freie Presse, 25.5.1892, S. 8.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1895, Sp. 237-241.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 38, 1896, S. 849-851.

[4] Wiener klinische Rundschau, Nr. 40, 1897, S. 657-658.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 10, 1898, S. 229-232.

[6] Wiener klinische Rundschau, Nr. 12, 1900, S. 225-228.

[7] Wiener klinische Rundschau, Nr. 24, 1899, S. 397.

[8] Neue Freie Presse, 2.12.1909, S. 3.

[9] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 31.7.1915, S. 15.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1916, Sp. 1040.

Normdaten (Person): Alt, Ferdinand: BBL: 41465; GND: 127421890;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [224]: Heinrich Favarger – Kurarzt in San Remo und Bad Aussee

Heinrich Favarger – Kurarzt in San Remo und Bad Aussee

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 06.07. 2023

Keywords: Favarger Heinrich, Kurarzt, Badearzt, Bad Aussee, San Remo, Arzt, Medizingeschichte, Wien

Heinrich Favarger wurde als Sohn des Triestiner Verlegers Heinrich Franz Favarger und Anna Maria (1819-1897), der Tochter des Buchdruckers und Verlagsbuchhändlers Carl Gerold, am 11. Juni 1848 in Triest geboren. Er kam mit seiner verwitweten Mutter und seinen Geschwistern in den frühen 1860er Jahren nach Wien und absolvierte hier 1869 das Akademische Gymnasium.[1] Danach studierte er an der Universität Wien Medizin, promovierte am 29. Jänner 1875, und arbeitete zunächst als praktischer Arzt am Standort seiner elterlichen Wohnung in Wien 1, Postgasse 6. Favarger war mit Bernardine Schmidt (gest. 14.7.1924) verheiratet. Mit ihr hatte er die Töchter, Rosa Elisabeth „Lily“ (1880-1973), verehelicht mit dem Botaniker Karl Rechinger, Frieda Favarger, und Johanna, verehelicht mit Rechtsantwalt, CSP-Politiker und späteren Präsidenten der österreichischen Nationalbank Viktor Kienböck (1873-1956).

1877 trat Favarger als Nachfolger des verstorbenen Arztes Julius Loewy (1846-1877) die Stelle eines Kurarztes in San Remo an,[2] die er bis zirka 1881 in den Wintermonaten ausübte.

Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 42, 1879, Sp. 1117.

Von 1878 bis zu seinem Tod wirkte er in den Sommermonaten als Kurarzt in Bad Aussee im Salzkammergut, wo er in der Braungasse 194 eine eigene Villa besaß. Er war in Bad Aussee Mitglied der „freien Vereinigung der Ärzte des Ausseer Tales“ und seit 1906 deren gewählter Obmann,[3] und gehörte gemeinsam mit u.a. Prof. Heinrich Obersteiner jun. der Curkommission von Bad Aussee an. 1900 nahm er am 2. Österreichischen Balneologen-Kongress in Ragusa (heute: Dubrovnik) teil.[4] Weiters war er Mitarbeiter der Zeitung Steirische Alpenpost.

1884 publizierte Favarge eine von ihm in San Remo durchgeführte Untersuchung „Ein Fall von Tetanus traumaticus“.[5] Seit den 1880er Jahren beschäftigte er sich mit den Auswirkungen des Nikotin- und Tabakkonsums. 1887 veröffentlichte er „Ueber die chronischen Tabakvergiftung und ihren Einfluss auf das Herz und den Magen“, 1906 eine am Institut für allgemeine und Experimentelle Pathologie in Wien unter dem Vorstand Prof. Richard Paltauf durchgeführte Studie „Zur Frage der chronischen Tabakvergiftung“ und 1914 den Aufsatz „Experimentelle und klinische Beiträge zur chronischen Tabakvergiftung“.

1901 publizierte er einen von ihm untersuchten Fall „Eine in Obersteiermark beobachtete autochthone Elephantiasis“. 1905 veröffentlichte er „Beitrag zur Aetiologie der Herzmuskelschwäche. (Myasthenia cordis.)

Favarger war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, 1885 bekam das Ritterkreuz des kaiserlich brasilianischen Ordens der Rose verliehen.

Favarger verstarb am 2. April 1916 in Wien.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 186-228, Favarger Heinrich (Promotion Datum: 29.1.1875).

Sterbebuch, Wien, Evangelische Kirche, H.B., Innere Stadt (Reformierte Stadtkirche), Sign. STB11, 1916, Folio 64, Favarger Heinrich.

Friedhofsdatenbank Wien: Favarger Heinrich.

Sterbebuch, Wien, Evangelische Kirche, H.B., Innere Stadt (Reformierte Stadtkirche), Sign. STB08, 1897, Folio 143, Favarger Anna Maria.

Literatur:

Favarger, Heinrich: Ueber die chronische Tabakvergiftung und ihren Einfluss auf das Herz und den Magen. Vortrag gehalten in der Sitzung der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien am 18. Februar 1887. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Favarger, Heinrich: Zur Frage der chronischen Tabakvergiftung. Aus dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie in Wien (Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Favarger, Heinrich: Experimentelle und klinische Beiträge zur chronischen Tabakvergiftung. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Baumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Favarger, Heinrich: Eine in der Obersteiermark beobachtete autochthone Elephantiasis. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Favarger, Heinrich: Beiträge zur Aetiologie der Herzmuskelschwäche. (Myasthenia cordis.) Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Jahresbericht Akademisches Gymnasium Wien, Wien 1869, S. 55.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1877, Sp. 810.

[3] Steirische Alpenpost, 14.7.1906, S, 270.

[4] Neue Freie Presse, 29.3.1900, S. 5.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1884, Sp. 1463-1465.

Normdaten (Person): Heinrich Favarger: BBL: 41350; GND: 1254313168;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41350 (06.07.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 07 06
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [223]: Aladár (Alfred) Békéss (Fried) – Bahn-Arzt, Leiter des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter

Aladár (Alfred) Békéss (Fried) – Bahn-Arzt, Leiter des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Aladár Alfred Békéss wurde am 13. Oktober 1868 in Raab (heute: Györ) in Ungarn unter dem Namen Alfred Franz Fried geboren. Nach seinem Austritt aus der IKG Wien im Jahr 1894 konvertierte er zum evangelischen Glauben (AB) und nahm den Namen Aladar Bekes an.

Békéss studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 14. Juli 1891. Danach besaß er eine Arztpraxis in Wien 2, Praterstraße 11[1] und arbeitete als Assistent bei dem Direktor-Stellvertreter der Poliklinik, Professor Ludwig Mauthner (1840-1894), an der ophthalmologischen Abteilung. Hier publizierte er 1895 die Arbeit „Ein Fall von Wunddiphterie der Conjunctiva“ und 1898 „Zum 80. Geburtstage Semmelweiss (1.Juli 1898)“ sowie „Blepharorrhagia im frühesten Kindesalter“.

Bahn-Arzt

Seit 1899 arbeitete er zunächst als Augen- und Bahn-Arzt, danach als Bahn-Oberarzt in der Nordwestbahndirektion in Wien, und danach als Chefarztstellvertreter in der Direktion für die Linien der Staatsbahngesellschaft.[2] Daneben war er seit spätestens 1901 Obmann des Vereines der Bahnärzte der k.k. priv. Nordwestbahnen und der k.k. priv. südnorddeutschen Verbindungsbahn. Zuletzt war er noch bis 1932 Obmann der Landesgruppe Wien und Burgenland des Verbandes österreichischer Bahnärzte (VöB), bevor der Verband während des austrofaschistischen Regimes 1935 gleichgeschalten und in die berufsständischen Strukturen integriert wurde.

1912 entwickelte er im Rahmen seiner Tätigkeit als Bahn-Arzt sogenannte Rettungskästen zur Mitnahme von medizinischen Rettungsutensilien in Eisenbahnzügen für Notfallsituationen und Eisenbahnunfällen.[3] 1913 nahm er am Internationalen Kongress für Rettungswesen und Unfallverhütung in Wien teil.[4]

Daneben war er in der Volksbildung tätig, wie 1908 als Teilnehmer und Referent an der Enquete zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten[5] und am Kongress der Alkoholgegner in Wien,[6] sowie 1911 als Vortragender vor dem Neuen Wiener Frauenclub zum Thema Gesundheitsfragen.[7] Er war Mitglied der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten in Wien.[8]

Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch

Sein Engagement gegen die Folgen des Alkoholmissbrauchs – vor allem innerhalb der Berufsgruppe der Eisenbahnbediensteten – nahm er sowohl in seiner Funktion als Bahn-Arzt, wo er auch als Präsident des 1906 gegründeten Eisenbahn-Alkoholgegner-Verbandes fungierte,[9] als auch in seinem Tätigkeitsbereich als Funktionär der Sozialdemokratischen Partei und Gewerkschafter wahr. Innerhalb der Strukturen der Sozialdemokratischen Partei widmete er sich diesem Thema als Referent – beispielsweise 1906 in der Ortsgruppe Leopoldstadt[10] – sowie in den Bildungsveranstaltungen der Arbeiterkammer im Jahr 1923.[11] Darüber hinaus war er in den Antialkoholorganisationen wie dem Arbeiterabstinenzbund aktiv,[12] vor allem aber als Mitglied und Obmann der innerösterreichischen Organisation[13] der Guttempler, die er auch einem breiteren Publikum durch seine Referententätigkeit u.a. 1927 im Rahmen der Aktion „Schutz der Jugend vor den Volksseuchen“,[14] oder 1928 vor dem Arbeiterabstinenten-Bund, näher zu bringen versuchte.[15]

1905 nahm er am Internationalen Antialkoholkongress in Budapest,[16] und Ende 1905 in Berlin am Kongress der „enthaltsamen Eisenbahner“ teil.[17] 1906 referierte er vor dem Wissenschaftlichen Club über „Alkohol und Eisenbahn“,[18] 1913 vor dem Reichsverband der Hebammen zum Thema „Alkohol und Mutter“,[19] und im Juli 1914 am 4. Österreichischen Alkoholgegnertag in Brünn.[20] 1906 erschien von ihm die Studie „Alkohol und Eisenbahn im Verlag der Zeitschrift „Eisenbahnhygiene“,[21] und 1908 „Die Prüfung des Sehorgans beim Eisenbahn- und Dampfschiffpersonal“.[22]

Auch in der Ersten Republik führte er im Rahmen seiner weiteren Tätigkeit als Bahn-Arzt seine Aktivitäten gegen den Alkoholmissbrauch weiter. 1923 wurde er vom Stadtschulrat als Referent bei Elternversammlungen an Schulen zu der vom Stadtschulrat initiierten Aktion zur Bekämpfung des Alkoholismus durch die Schule eingesetzt.[23] 1920 organisierte er eine Ausstellung am Nordwestbahnhof zum Thema „Alkoholismus und Geschlechtskrankheiten“,[24] und 1935 nahm er am Internationalen Eisenbahner-Alkoholgegner-Kongress in Wien teil.[25] 1927 publizierte er eine Artikelserie zur „Begutachtung von Unfallschäden“ in den Eisenbahnberufen aber auch der Passagiere bei Eisenbahnunfällen und der Problematik der Haftpflichtversicherung im Unfallsfall.[26]

In den 1920er Jahren errichtete er am Nordwestbahnhof eine Behandlungsstelle mit Elektro- und Bestrahlungsbehandlung,[27] woraus das Ambulatorium des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie bei der Krankenkasse der Österreichischen Bundesbahnen, Nordostdirektion entstand und dessen Leitung er überantwortet bekam.[28]

Nachdem er schon im Juli 1914 den Titel eines Sanitäts-Konsulenten erhalten hatte, erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg seine Ernennung zum Sanitäts-Konsulenten der österreichischen Bundesbahnen. 1924 bekam er vom Bundespräsidenten den Titel eines Medizinalrates verliehen.[29] 1921 kandidierte er in der „Wirtschaftlichen Organisation“ der Ärzte Wiens.[30]

Wiener Gemeinderat

Auch sein politisches Engagement setzte er in der Ersten Republik fort, indem er 1919 bei den Gemeinderatswahlen für die Sozialdemokratische Partei im 20.Wiener Gemeindebezirk kandidierte. 1923 erhielt er als Ersatzmann für die Nachfolge des verstorbenen Rudolf Beer (1863-1923) ein Mandat für den Wiener Gemeinderat, das er bis 1924 behielt.[31] 1926 kandidierte er für die freien Gewerkschaften in der Arbeiterkammer Wien für die Sektion der Verkehrsangestellten,[32] 1929 war er innerhalb der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien in der Sektion der Verkehrsangestellten vertreten, ebenso vertrat er die Arbeiterkammer Wien im Abstinentenbund.[33]

Békéss war 1938 in Wien 20, Wasnergasse 41 wohnhaft. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt, und am 22. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 3. August 1942 ermordet wurde. 1943 wurde sein gesamtes Vermögen gemäß §1 der Verordnung über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens im Lande Österreich vom 18.11.1938 (RGBl. I, S. 1620) zugunsten des Deutschen Reiches an die Finanzverwaltung eingezogen.

An ihn erinnert heute sein Name auf der am 10. März 1988 beim Sitzungssaal des Gemeinderates enthüllten Gedenktafel für die von den Nationalsozialisten ermordeten Mitglieder des Wiener Landtags und Gemeinderats im Wiener Rathaus.

Quellen:

UAW, Dekanat, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-4247, Fried Alfred (Nationalien Datum 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-35b, Bekes Alfred (Fried) (Rigorosum Datum 1889).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-324 Bekes (früher Fried) Alfred (Promotion Datum 14.7.1891).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, 35.054, Bekes Franz Alfred (Geburtsdatum13.10.1868).

Arolsen-Archiv:

Inhaftierungsdokumente, Deportationen und Transporte, Deportationen aus dem Gestapobereich Wien, Transport 33: Deportation von Wien nach Theresienstadt, 22.07.1942, Bekes Aladar Alfred.

Inhaftierungsdokumente, Lager und Ghettos, Ghetto Theresienstadt, Kartei Theresienstadt, Totenbuch, Bekes Alfred Aladar Franz.

Staudacher Anna L., «…meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben». 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868-1914: Namen – Quellen – Daten, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2009.

Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962, in: Handbuch der Stadt Wien, Wien 1953.

Literatur:

Békéss, Aladár: Ein Fall von Wunddiphterie der Conjunctiva. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Békéss, Aladár: Zum 80. Geburtstage Semmelweiss (1. Juli 1898). Sonderdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien, Berlin, Leipzig: Rothschild 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Békéss, Aladár: Blepharorrhagia im frühesten Kindesalter. Sonderdruck aus: Archiv für Kinderheilkunde. Stuttgart: Enke 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Bekess Aladar, Bahn-Arzt, bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1891, Sp. 1385.

[2] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie, 7.12.1901, S. 1269.

[3] Feuerwehr-Signal, 5.10.1912, S. 15.

[4] Neue Freie Presse, 11.9.1913, S. 7.

[5] Illustriertes Wiener Extrablatt, 28.3.1908, S. 4.

[6] Der Fremdenverkehr, 27.9.1908, S. 9.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 24.1.1911, S. 13.

[8] Medizinische Klinik, Wochenschrift für praktische Ärzte, Nr. 15, 1908, S. 547.

[9] Verkehrszeitung, 20.11.1906, S. 6; Arbeiter Zeitung, 15.10.1908, S. 7.

[10] Arbeiter Zeitung, 25.11.1906, S. 11.

[11] Arbeiter Zeitung, 18.9.1923, S. 5.

[12] Arbeiter Zeitung, 27.12.1924, S. 7.

[13] Neue Freie Presse, 6.6.1913, S. 9.

[14] Kleine Volks-Zeitung, 16.2.1927, S. 4.

[15] Arbeiter Zeitung, 24.2.1928, S. 12.

[16] Neue Freie Presse, 16.9.1905, S. 31.

[17] Die Zeit, 28.12.1905, S. 7.

[18] Arbeiter Zeitung, 2.3.1906, S. 9.

[19] Arbeiter Zeitung, 9.9.1927, S. 11.

[20] Arbeiter Zeitung, 7.6.1914, S. 8.

[21] Eisenbahn- und Industrie, H. 13, 1906, S. 246.

[22] Internationale klinische Rundschau, Nr. 33, 1909, S. 521.

[23] Verordnungsblatt des Stadtschulrates für Wien, Nr. 32, 1923, S. 38.

[24] Arbeiter Zeitung, 13.8.1920, S. 6.

[25] Neues Wiener Tagblatt (Tagesausgabe), 1.9.1935, S. 9.

[26] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1927, S. 1139-1142; Nr. 36, 1927, S. 1194-1195.

[27] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1927, S. 1158.

[28] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1928, S. 764.

[29] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 6.5.1924, S. 9.

[30] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1921, Sp. 1171.

[31] Arbeiter Zeitung, 18.9.1923, S. 1.

[32] Arbeiter Zeitung, 11.6.1926, S. 6.

[33] Arbeiter Zeitung, 27.12.1934, S. 7.

Normdaten (Person) : Békéss, Aladár: BBL: 41263; GND: 1168179130;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [222]: Leopold Wertheim – Dermatologe am Allgemeinen Krankenhaus Wien – NS-Verfolgter

Leopold Wertheim – Dermatologe am Allgemeinen Krankenhaus Wien – NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Leopold Wertheim wurde am 28. Juli 1894 als Sohn von Max Wertheim (1852-1907) und Sofie Lederer (verwitwete Ehrenstein) (1853-1936) in Wien geboren. Er war seit 1918 mit Herma Steininger (1890) verheiratet, die Ehe wurde am 7.3.1939 geschieden. Sie hatten beide gemeinsam die Tochter Liane.

Wertheim studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 2. Juli 1920. Danach arbeitete er bis 1938 als Dermatologe – zunächst als Assistent – am Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses Wien unter dem Vorstand Salomon Ehrmann (1854-1926).

1923 publizierte er hier „Über Lichtwirkung und Leukoderma bei Pityriasis versicolor“ sowie „Zur Frage des Leukoderma syphiliticum. Eine klinisch-experimentelle Studie“. 1924 erschienen von ihm die Arbeiten „Ueber Behandlung des Lupus erythematodes“ und „Zur Kenntnis der verrukösen Hämangiome der Haut und des Angiokeratoma Mibelli sowie ihrer Beziehungen zueinander“.

1926 veröffentlichte er die an der dermatologischen Station des Spitals der israelitischen Kultusgemeinde in Wien unter Dozent Dr. Hans Königstein (1878-1960) unternommene Studie „Artrophie der Hypophysis cerebri bei einem der Poikilodermia atrophican vascularis (Jacobi) nahestehenden Fall von Hautatrophie“.

In den 1920er Jahren schrieb er weiters Artikel in der Neuen Freien Presse zur Haarpflege,[1] und zur Kosmetik.[2]

Wertheim, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, flüchtete 1938 nach England. An der Universität Glasgow qualifizierte er sich 1941 zum L.R.C.P. (Licentiate of the Royal College of Physicians) und M.R.C.S. (Membership of the Royal College of Surgeons). Kurz danach praktizierte er in Ashton-under-Lyne, Lancashire, wo er bis zu seinem Tod lebte. Seit 1945 arbeitete er als Dermatologe am Crumpsall Hospital und am Booth Hall Hospital in Manchester. Daneben setzte er seine Tätigkeit als Allgemeinmediziner in Ashton fort. Im Jahr 1948 erhielt er eine unbefristete Anstellung, worauf seine Ernennung zum Senior Hospital Medical Officer (S.H.M.O.) erfolgte. Nachdem er 1959 in den Ruhestand trat, wurde er noch vom Manchester Regional Hospital Board eingeladen, als Facharzt für Dermatologie die Vertretung in den Städten Leigh und Crewe zu übernehmen. Seit 1951 war er Mitglied der North of England Dermatological Society.

Er verstarb am 23. Juli 1965 in Ashton-under-Lyne, Lancashire in England.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1894, Wertheim Leopold.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0719, Wertheim Leopold (Nationalien Datum 1914/15).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 196-0933, Wertheim Leopold (Rigorosum Datum 14.6.1920).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 192-0281, Wertheim Leopold (Promotion Datum 1914/15).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt. VA, Zl. 37.396, Wertheim Leopold.

Manchester Medical Collection: Biographical Files R-ZLeopold Wertheim 1894-1965.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Leopold Wertheim, 1965.

Obituary, L. Wertheim, von G. Aukland.

Jüdische Auswanderungsanträge, Wien, Österreich Auswanderungskartei der IKG Wien, Wertheim Hermine und Liane.

Literatur:

Wertheim, Leopold: Über Lichtwirkung und Leukoderma bei Pityriasis versicolor. Aus der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Dermatologische Zeitschrift. Berlin: Karger 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ehrmann, Salomon und Leopold Wertheim: Zur Frage des Leukoderma syphiliticum. Eine klinisch-experimentelle Studie. Aus der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. Dr. S. Ehrmann) (Mit 3 Textabbildungen) Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Leopold: Ueber Behandlung des Lupus erythematodes. Aus dem Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Leopold: Zur Kenntnis der verrukösen Hämangiome der Haut und des Angiokeratoma Mibelli sowie ihrer Beziehungen zueinander. Aus dem Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Leopold: Artrophie der Hypophysis cerebri bei einem der Poikilodermia atrophican vascularis (Jacobi) nahestehenden Fall von Hautatrophie. Mit 5 Textabbildungen. Aus der dermatologischen Station des Spitals der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. – Dozent: Dr. Hans Königstein. Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Wertheim Leopold, Dermatologie, AKH Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Neue Freie Presse, 5.10.1926, S. 18.

[2] Neue Freie Presse, 24.8.1926, S. 16.

Normdaten (Person) Wertheim, Leopold: BBL: 41217; GND: 1292589787;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [221]: Robert Wertheimer – Mitarbeiter der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Facharzt für Atemorganerkrankungen – NS-Verfolgter

Robert Wertheimer – Mitarbeiter der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Facharzt für Atemorganerkrankungen – NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Robert Wertheimer wurde am 26. April 1898 als Sohn des aus Bratislava stammenden Miksa Max Wertheimer und Sophie, geborene Pollak (gest. 14.8.1926 Wien), in Wien geboren.

Nach dem Studium der Medizin an der Universität Wien und der Promotion am 6. April 1922 arbeitete er zunächst an der I. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Professor Karel Frederik Wenckebach (1864-1940). 1924 erschien von ihm nach einem von ihm am 26. Oktober 1923 in der Gesellschaft der Ärzte in Wien gehaltenen Vortrag die Arbeit „Pankreashormon und Zuckerverwertung“ und 1925 die Publikation „Krampfhusten, ein Symptom des Herzversagens“. Danach war er als Assistent an der Abteilung für innere Medizin an der Wiener Allgemeinen Poliklinik tätig. Nach seinem Ausscheiden aus der Klinik arbeitete er in seiner privaten Ordination – zuletzt von 1932 bis 1938 in Wien 2, Praterstraße 25 – und als Facharzt für Atemorganerkrankungen. Daneben publizierte er u.a. 1927 „Ueber Santonin[1] und 1935 „Zur Therapie funktioneller Obstipation“.[2]

Wertheimer war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien

Wertheim und sein Bruder Jacques (*1884), die beide jüdischer Herkunft waren, flüchteten nach dem „Anschluss“ im März 1938 vor den Nationalsozialisten nach Shanghai in China, wo Robert Wertheimer 1939 verstarb. Sein Bruder Jacques verstarb im April 1945 an Unterernährung in der japanischen Internierungshaft.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1898, Wertheimer Robert.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0952, Wertheimer Robert (Rigorosum Datum: 3.4.1922).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1058, Wertheimer Robert (Promotion Datum: 6.4.1922).

UAW

Arolsen-Archiv, Registrierungen und Akten von Displaced Persons, Kindern und Vermissten,  3.1 Aufenthalts- und Emigrationsnachweise, 3.1.1 Registrierung und Betreuung von DPs innerhalb und außerhalb von Lagern, 3.1.1.4 Erfassung von überwiegend nach dem Krieg verstorbenen ehemaligen Verfolgten an unterschiedlichen Orten (AL7-Listen): Listen über Juden, die im Zeitraum 1939-1948 in Shanghai verstarben und beerdigt wurden. Mit Angabe von Zuname, Vorname, Geburtsdatum, Sterbedatum und -ursache. Wertheimer Robert Dr.

Literatur:

Wertheimer, Robert: Pankreashormon und Zuckerverwertung. Diese Arbeit wurde am 26. Oktober 1923 in der Gesellschaft der Ärzte in Wien als Mitteilung vorgetragen. Aus der I. Medizinischen Klinik der Wiener Universität (Vorstand: Prof. K.F. Wenckebach). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Druck von L. Schumacher 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheimer, Robert: Krampfhusten, ein Symptom des Herzversagens. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Wertheimer Robert, Allgemeine Poliklinik Wien, Facharzt für Atmungsorganerkrankungen, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Pharmazeutische Rundschau, 10.4.1927

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1935, S. 981-982.

Normdaten (Person) Wertheimer, Robert: BBL: 41207; GND: 1292588152;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41207 (09.06.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 06 09
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [220]: Richard Wittelshöfer – Chirurg, Redakteur der Wiener medizinischen Wochenschrift, Übersetzer

Richard Wittelshöfer – Chirurg, Redakteur der Wiener medizinischen Wochenschrift, Übersetzer

Text: Dr. Walter Mentzel

Richard Wittelshöfer wurde am 21. April 1853 als Sohn des vom Judentum zum katholischen Glauben konvertierten Mediziners und Gründers, Herausgebers und Redakteurs der „Wiener medizinischen Wochenschrift“, Leopold Wittelshöfer (1818-1889), und Bertha, geborene Landau, in Wien geboren. Sein Bruder war der Bahndirektor, Nationalökonom und Gründer der Wiener Fabier-Gesellschaft Otto Wittelshöfer (1855-1901).

Wittelshöfer studierte in Heidelberg und Wien Medizin, wo er am 25. Juni 1877 das Studium mit seiner Promotion abschloss. Während des Studiums aber auch noch danach als Arzt engagierte er sich im Asylverein für hilfsbedürftige Studenten der Universität Wien in dem er auch die Funktion des Vizepräsidenten einnahm.[1] 1877 erfolgte seine Zuweisung als militärärztlicher Eleve in der Reserve zum Garnisonsspital Nr. 1 in Wien.[2] Nach dem Studium begann er mit seiner Ausbildung im Fach Chirurgie zum Operateur an der II. chirurgischen Klinik bei Theodor Billroth (1829-1894), danach arbeitete er als Sekundararzt an der chirurgischen Abteilung von Leopold Dittel (1815-1898) im Allgemeinen Krankenhaus Wien.

Als Operateur an der Universitätsklinik bei Billroth publizierte er 1879 „Schussverletzungen an der Aussenseite des linken Oberschenkels. Entfernung des Projektils vier Monate später aus der Harnblase[3] sowie im Langenbecks‘ Archiv „Anus praeternaturalis. Enterorrhapie. Heilung“[4] und „Ueber angeborenen Riesenwuchs der oberen und unteren Extremitäten“.[5] 1881 veröffentlichte er an der Klinik von Billroth „Operation am Darm“.[6] Darauf folgte seine – mittlerweile zum Regimentsarzt in der Reserve ernannt – Arbeit „Ein Vorschlag zu den Krankentransporten in der Herzegovina, mit besonderer Rücksicht auf die Divisions-sanitäts-Anstalten“, die er in einem Sanitätslager in Avtovac bei Gacko (heute: Republika Srpska in Bosnien und Herzegovina) im Mai 1882 verfasste hatte.[7] Im selben Jahr publizierte er als Sekundararzt an der Klinik von Dittel den Aufsatz „Ein Instrument zur Operation der Phimose“[8] und einen Bericht „Von der Elektrizitäts-Ausstellung“ in München.[9]

1884 habilitierte er sich an der Universität Wien zum Dozenten der Chirurgie. Im selben Jahr erschien von ihm die Arbeit „Die Tumoren der Harnblase mit Rücksicht auf Diagnostik und Therapie“ nach einem von ihm gehaltenen Vortrag vor dem Wiener medizinischen Doktoren-Kollegium.[10] 1885 wurde er vom Ministerium des Äußeren gemeinsam mit Anton Bum (1856-1925) zur Unterstützung der medizinischen Versorgung der im Zuge des serbisch-bulgarischen Krieg verwundeten Wehrangehörigen nach Sofia entsandt.[11] Darüber berichtete er in dem Artikel „Nachrichten aus Bulgarien und Serbien. Kriegschirurgische Erfahrungen in Bulgarien“[12] sowie einem Vortrag vor der Gesellschaft der Ärzte in Wien im Jänner 1886.[13] Nach einer mehrjährigen Reisetätigkeit durch Europa (Deutschland, Paris, London) war er als Ordinarius am Sofien-Spital in Wien tätig und unterhielt eine private chirurgische Praxis. 1887 veröffentlichte er den Artikel „Ueber Vorkommen, Bedeutung und Behandlung der Phimose bei Kindern“.[14] Seit 1880 gehörte Wittelshöfer als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien an.[15]

Wiener medizinische Wochenschrift

Schon seit 1877 arbeitete er in der Wiener medizinischen Wochenschrift und war zeitweise anstelle seines Vaters Leopold alleinig für die Redaktion verantwortlich. Mit Jahresbeginn 1883 trat er auch endgültig als Redakteur in die Zeitschrift seines Vater der „Wiener medizinischen Wochenschrift“ ein, und begann seine journalistische Tätigkeit mit der Rubrik „Aerztliche Reisebriefe“, in denen er aus seinen zahlreichen Reisen nach Deutschland und aus Paris berichtete.[16] 1888 trat er als Redakteur krankheitsbeding zurück und übergab Heinrich Adler (1849-1909) die redaktionelle Führung der Wiener medizinischen Wochenschrift.[17]

Übersetzer

Wittelshöfer trat auch als Übersetzer medizinischer Monografien hervor, wie jene „Die Osteotomie mit Rücksicht auf Aetiologie und Pathologie von genu valgum, genu varum und anderen Knochenverkrümmungen an den unteren Extremitäten“ von William Macewen (1848-1924),[18] oder 1884 „Die Tumore der Harnblase mit Rücksicht auf Wesen, Symptome und Behandlung derselben“ von Henry Thompson (1820-1904).[19]

Richard Wittelshöfer starb am 20. März 1889 in Graz.

Wittelshöfer Richard, Todesanzeige, in: Neues Wiener Tagblatt (Tages Ausgabe), 22.3.1889, S.11.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-430a, Wittelshöfer Richard (Rigorosum Datum: 1874).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-621, Wittelshöfer Richard (Promotion Datum: 26.6.1877).

ÖStA, AVA, Unterricht UM allg. Akten, 633.49, Wittelshöfer, Richard, Professorenakt, 1884.

Rk Erzdiözese Wien, Sterbebuch, 01. St. Peter, Sign. 03-05, Folio 114, Wittelshöfer Richard.

Literatur:

Wittelshöfer, Richard: Ueber angeborenen Riesenwuchs der oberen und unteren Extremitäten. (Hierzu Tafel I) Sonderdruck aus: Langenbeck’s Archiv. Berlin: L. Schumacher 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wittelshöfer, Richard: Operation am Darm. Kasuistische Beiträge aus Hofrath Prof. Billroth’s chirurgischer Klinik. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wittelshöfer, Richard: Ueber Vorkommen, Bedeutung und Behandlung der Phimose bei Kindern. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Macewen, Henry: Die Osteotomie mit Rücksicht auf Aetiologie und Pathologie von genu valgum, genu varum und anderen Knochenverkrümmungen an den unteren Extremitäten. Mit 40 Holzschnitten des Originals. Autorisierte deutsche Ausgabe herausgegeben von Dr. Richard Wittelshöfer. Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29144]

Thompson, Henry: Die Tumoren der Harnblase mit Rücksicht auf Wesen, Symptome und Behandlung derselben. Mit Abbildungen des Originals (40 Holzschnitten und 6 Tafeln). Autorisierte deutsche Ausgabe bearbeitet von Dr. Richard Wittelshöfer. Wien: Toeplitz und Deuticke 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57247]

Keywords:

Wittelshöfer Richard, Militärarzt, Chirurgie, Journalist, Wiener medizinische Wochenschrift, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Illustriertes Wiener Extrablatt, 15.4.1874, S. 5; Fremden-Blatt, 21.11.1876, S. 12.

[2] Wiener Zeitung, 29.7.1877, S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1879, Sp. 76-78.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1879, Sp. 1316.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1879, Sp. 744-745.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 3, 1880, Sp. 63-66; Nr. 5, Sp. 116-120; Nr. 7, Sp. 185-188.

[7] Der Militärarzt, Nr. 13, 1882, S. 97-99.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 1882, Sp. 12-13.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1882, Sp. 1228-1229.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1885, Sp. 1033-1036: Nr. 35, Sp. 1060-1064; Nr. 36, Sp. 1091-1094.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1885, Sp. 1516.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1886, Sp. 55-58.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1886, Sp. 143-145.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1887, Sp. 153-156.

[15] Neue Freie Presse, 23.3.1880, S. 1.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1883, Sp. 289-292; Nr. 16, Sp. 487-492; Nr. 17, Sp. 521-524.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 52, 1888, Sp. 2089.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30, 1881, Sp. 881.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 51, 1884, Sp. 1535-1536.

Normdaten (Person) Wittelshöfer, Richard: BBL: 41104; GND: 1255178957;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41104 (23.05.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 05 23
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