Wertheim, Leopold – Dermatologe am Allgemeinen Krankenhaus Wien – NS-Verfolgter
Text: Walter Mentzel
Leopold Wertheim wurde am 28. Juli 1894 als Sohn von Max Wertheim (1852-1907) und Sofie Lederer (verwitwete Ehrenstein) (1853-1936) in Wien geboren. Er war seit 1918 mit Herma Steininger (1890) verheiratet, die Ehe wurde am 7.3.1939 geschieden. Sie hatten beide gemeinsam die Tochter Liane.
Wertheim studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 2. Juli 1920. Danach arbeitete er bis 1938 als Dermatologe – zunächst als Assistent – am Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses Wien unter dem Vorstand Salomon Ehrmann (1854-1926).
1923 publizierte er hier „Über Lichtwirkung und Leukoderma bei Pityriasis versicolor“ sowie „Zur Frage des Leukoderma syphiliticum. Eine klinisch-experimentelle Studie“. 1924 erschienen von ihm die Arbeiten „Ueber Behandlung des Lupus erythematodes“ und „Zur Kenntnis der verrukösen Hämangiome der Haut und des Angiokeratoma Mibelli sowie ihrer Beziehungen zueinander“.
1926 veröffentlichte er die an der dermatologischen Station des Spitals der israelitischen Kultusgemeinde in Wien unter Dozent Dr. Hans Königstein (1878-1960) unternommene Studie „Artrophie der Hypophysis cerebri bei einem der Poikilodermia atrophican vascularis (Jacobi) nahestehenden Fall von Hautatrophie“.
In den 1920er Jahren schrieb er weiters Artikel in der Neuen Freien Presse zur Haarpflege,[1] und zur Kosmetik.[2]
Wertheim, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, flüchtete 1938 nach England. An der Universität Glasgow qualifizierte er sich 1941 zum L.R.C.P. (Licentiate of the Royal College of Physicians) und M.R.C.S. (Membership of the Royal College of Surgeons). Kurz danach praktizierte er in Ashton-under-Lyne, Lancashire, wo er bis zu seinem Tod lebte. Seit 1945 arbeitete er als Dermatologe am Crumpsall Hospital und am Booth Hall Hospital in Manchester. Daneben setzte er seine Tätigkeit als Allgemeinmediziner in Ashton fort. Im Jahr 1948 erhielt er eine unbefristete Anstellung, worauf seine Ernennung zum Senior Hospital Medical Officer (S.H.M.O.) erfolgte. Nachdem er 1959 in den Ruhestand trat, wurde er noch vom Manchester Regional Hospital Board eingeladen, als Facharzt für Dermatologie die Vertretung in den Städten Leigh und Crewe zu übernehmen. Seit 1951 war er Mitglied der North of England Dermatological Society.
Er verstarb am 23. Juli 1965 in Ashton-under-Lyne, Lancashire in England.
Quellen:
Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1894, Wertheim Leopold.
UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0719, Wertheim Leopold (Nationalien Datum 1914/15).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 196-0933, Wertheim Leopold (Rigorosum Datum 14.6.1920).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 192-0281, Wertheim Leopold (Promotion Datum 1914/15).
ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt. VA, Zl. 37.396, Wertheim Leopold.
Manchester Medical Collection: Biographical Files R-ZLeopold Wertheim 1894-1965.
England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Leopold Wertheim, 1965.
Obituary, L. Wertheim, von G. Aukland.
Jüdische Auswanderungsanträge, Wien, Österreich Auswanderungskartei der IKG Wien, Wertheim Hermine und Liane.
Literatur:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Keywords:
Wertheim Leopold, Dermatologie, AKH Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien
[1] Neue Freie Presse, 5.10.1926, S. 18.
[2] Neue Freie Presse, 24.8.1926, S. 16.
Normdaten (Person) Wertheim, Leopold: BBL: 41217; GND: 1292589787;
Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41217 (09.06.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 06 09
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41217