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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [75]: Medizinier in der Revolution 1848: Ernst Krackowizer

Medizinier in der Revolution 1848: Ernst Krackowizer

Text: Dr. Walter Mentzel

Ernst Krackowizer arbeitete 1848 als Chirurg und Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Wien und gehörte zu jenen Medizinern, die wegen ihrer aktiven Beteiligung an der Revolution von 1848 nach deren Niederschlagung verfolgt wurden und das Kaisertum Österreich verlassen mussten.

Ernst Nepomuk Krackowizer wurde am 3. Dezember 1821 in Spital am Pyhrn in Oberösterreich als Sohn des kaiserlichen Richters Ferdinand Krackowizer (1777-1826) und Theresia Richter (1794-1866) als eines von acht Kindern geboren. Nach dem Besuch des Stiftsgymnasiums in Kremsmünster studierte er an den Universitäten in Wien und Pavia Medizin. 1845 schloss er sein Studium in Wien mit seiner Graduierung zum Doktor der Medizin und der Chirurgie, sowie 1846/47 mit dem Magister der Geburtshilfe ab. Zunächst ließ er sich 1847 in Steyr als Arzt nieder,[1] übernahm jedoch noch im selben Jahr eine Assistentenstelle bei dem Chirurgen Franz Schuh (1804-1865) an der chirurgischen Klinik am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien.[2]

Ernst Krackowizer

An der Revolution von 1848 nahm Krackowizer als Hauptmann der Akademischen Legion teil und beteiligte sich vor allem während des sogenannten „Wiener Oktoberaufstandes“ an den Straßenkämpfen gegen die aus Wien nach Ungarn zur Niederschlagung der Revolution ausziehenden kaiserlichen Truppen und an den darauf anschließenden Kämpfen um die Belagerung Wiens. Nach der Eroberung Wiens durch die kaiserliche Armee wurde er von den Polizeibehörden verfolgt und steckbrieflich gesucht. Nachdem ihm die Flucht aus Wien geglückt war, arbeitete er in Tübingen als Assistent des Chirurgen Victor von Bruns (1812-1883). Da er auch hier vor der Verfolgung aufgrund einer von den österreichischen Behörden verlangten Auslieferung nicht sicher war, flüchtete er zunächst nach Kiel, von wo er schließlich 1850 in die USA emigrierte. In New York heiratete er 1851, die aus der Steiermark stammende und ihm 1850 in die USA nachgefolgte Emilie Forster (1826-1919). Mit ihr hatte er eine Tochter, Maria, die 1887 den Ethnologen, Sprachwissenschafter und Physiker Franz Boas (1858-1942) heiratete. Von Ernst Krackowizer sind eine Reihe von Briefen erhalten, die er während und nach der Revolution von 1848 geschrieben hatte. Sie wurden im „Journal of the history of medicine and allied science“ (Voll III, Nr. 1, December 1948, S. 65-94) von seinem Enkel, Ernst von Boas (1891-1955), unter dem Titel „A Refugee Doctor of 1850“ veröffentlicht.

In den USA arbeitete Krackowizer nach seiner Ankunft zuerst als praktischer Arzt in Williamsburg und nach seiner 1857 erfolgten Übersiedlung nach New York als Chirurg am Brooklyn City Hospital, am German Dispensary und am German Hospital (Lenox Hill Hospital). Krackowizer avancierte in den USA zu einem renommierten Chirurgen und führenden Laryngologen, der hier auch angeblich den Kehlkopfspiegel bekannt gemacht haben soll. Er war Mitglied und Vorsitzender der „Pathological Society“ sowie der „Medical Society of the Country of New York“, Mitbegründer des „Deutsche Hospital“ und gründete 1852 gemeinsam mit Kollegen die „New Yorker medizinische Monatsschrift“. Ebenso engagierte er sich als Mitglied im 1871 gegründeten „Committee of Seventy“, einer Bürgerreformbewegung, die sich zur Kontrolle der Regierung konstituiert hatte.

Während des Sezessionskrieges (1861-1865) diente Krackowizer, der ein deklarierter Gegner der Sklaverei und ein Anhänger des republikanischen Präsidenten Abraham Lincoln war, auf der Seite der Nordstaaten sowohl als Generalinspekteur der Militärspitäler und beratender Chirurg der Unionsarmee, als auch in zwei Schlachten als Chirurg in Feldspitälern.

Krackowizer starb am 23. September 1875 an Typhusfieber auf seinem Landgut Greenmount in Sing-Sing (Ossining) in der Nähe von New York City. 1876 gaben seine Freunde und Kollegen in New York zu seinem Andenken ein Gedenkbuch („In Memory of Ernst Krackowizer“) heraus. [3]

Von Ernst Krackowizer besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin seine 1845 an der Universität Wien approbierte Dissertation mit dem Titel „De Nexu Functionum Organicarum“.

Krackowizer: De Nexu Functionum Organicarum […]. Wien: 1845.

Weiters findet sich an der Zweigbibliothek zu Ernst Krackowizer der von Abraham Jacobi verfasste Nachruf:

Jacobi, Abraham: Biographical Sketch of Ernst Krackowizer. Abschrift aus: In memory of Ernst Krackowizer. New York: Putnam 1875.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr.589]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8590092&pos=1&phys=#

sowie Althof, H.: Rede [über Ernst Krackowizer] Abschrift aus: In memory of Ernst Krackowizer. New York: Putnam 1875.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr. 619]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8536569&pos=0&phys=#

und: Obituary Dr. Ernst Krackowizer. New York: 1875. Abschrift aus: New Yorker Staats-Zeitung, Jg. 41. Nr. 229.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr. 618]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8599586#

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-435, Krackowitzer Ernest (Promotion Datum 18.3.1845).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-0320, Krackowitzer Ernest (Promotion Datum 21.2.1847).

Literaturliste:

Krackowizer, Ernst: Dissertatio Inauguralis Chemico-Physiologica De Nexu Functionum Organicarum, Quam Consensu Et Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Præsidis Et Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, nec non Clarissimorum Et Celeberrimorum D. D. Professorum pro Doctoris Medicinae Laurea Rite Obtinenda in antiquissima ac celeberrima Universitate Vindobonensi. In theses disputabitur in aedibus Universitatis die […] mensis Martii anni 1845. Wien: Typis Carolis Ueberreuter 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D-3058]

Keywords:

1848, Allgemeines Krankenhaus Wien, Chirurgie, Dissertation, Ernst von Boas, Ernst Krackowizer, Franz Boas, Franz Schuh, Kehlkopfspiegel, Laryngologie, Medical Society of the Country of New York, New York, New Yorker medizinische Monatsschrift, Pathological Society, Revolution, USA, Victor von Bruns, Medizingeschichte, Wien, Arzt

[1] Linzer Zeitung. 17.5.1847. S. 14.

[2] Wiener Zeitung. 10.1.1848. S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1876. Sp. 950.

Normdaten (Person) Krackowizer, Ernst: BBL: 30943; GND: 1017307725

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30943 (13.09.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 29
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [69]: Fischer August: Militärarzt, Schriftsteller, Theaterkritiker

Fischer August: Militärarzt, Schriftsteller, Theaterkritiker

Text: Dr. Walter Mentzel

August Fischer wurde am 15. Februar 1821 in Poysbrunn in Niederösterreich geboren. Er wuchs als neuntgeborenes Kind in einer kinderreichen Familie als Sohn von Anton Adolf Fischer (1791-1877), einem Verwalter der Herrschaft Enzersdorf im Thale, und seiner Mutter Anna (1801-1883) geborene Colbrie, auf. Nach dem Besuch der Gymnasien in Horn und Budweis, trat er zum Studium der Medizin in das chirurgisch-militärärztliche Josephinum ein. Am 28. Oktober 1845 schloss er das Studium mit dem Titel des Doktors der Medizin und Chirurgie und eines Magisters der Augenheilkunde und Geburtshilfe ab.

Titelblatt: Fischer, August: […] De exercitiis gymnasticis […]. Wien: 1845

Fischer, August: Dissertatio Inauguralis Medica Physiologico-Diaetetica De Exercitiis Gymnasticis, Quam Consensu Atque Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Praesidis Et Directoris, Clarissimorum Atque Celeberrimorum D. D. Professorum Pro Doctoris Medicinae Et Chirurgiae Laurea Rite Obtinenda In Celeberrima C. R. Academia Josephina Publicae Disquisitioni. Theses adnexae defendentur in aedibus Academiae Josephinae die … mensis Octobris 1845. Wien: Typis Congregationis Mechitaristicae 1845.

Nach seinem Studium begann er seine medizinische Laufbahn als Militärarzt bei der Armee, wo er als Oberarzt dem k.k. Kürassier-Regiment (Nr. 4) von Carl Freiherr von Mengen (1774-1851) zugeteilt wurde.

Daneben setzte er seine bereits während seines Studiums begonnene Arbeit als Schriftsteller fort, schrieb Theaterkritiken und Rezensionen für Zeitungen wie „Sonntagsblätter“, „Wanderer“, „Österreichisches Morgenblatt“ und „Wiener Zuschauer. Zeitschrift für Gebildete“ (Der Österreichische Zuschauer, Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft). Hier publizierte er auch seine Gedichte.

Ab April 1848 nahm er in Italien als Militärarzt an der Niederschlagung des ersten italienischen Unabhängigkeitskrieges durch die österreichische Armee und deren Oberkommandierenden Graf Johann Joseph Wenzel von Radetzky (1766-1858) teil. In diesen Wochen bis zu seinem Tod berichtete er als Kolumnist für die „Wiener Abendzeitung“ über seine Eindrücke und Erlebnisse am Kriegsschauplatz in der Lombardei[1], die er im Stil eines Kriegsberichterstatters verfasste.[2]

August Fischer verstarb am 11. Juli 1848 in einem österreichischen Feldspital in Verona an Typhus[3] und wurde in Enzersdorf im Thale in Niederösterreich bestattet.

Quellen:

Erzdiözese Wien. Niederösterreich, Poysdorf, Taufbuch 01-04, 1788-1836, Folio 119, Fischer August.

Literaturliste:

Fischer, August: Dissertatio Inauguralis Medica Physiologico-Diaetetica De Exercitiis Gymnasticis, Quam Consensu Atque Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Praesidis Et Directoris, Clarissimorum Atque Celeberrimorum D. D. Professorum Pro Doctoris Medicinae Et Chirurgiae Laurea Rite Obtinenda In Celeberrima C. R. Academia Josephina Publicae Disquisitioni. Theses adnexae defendentur in aedibus Academiae Josephinae die … mensis Octobris 1845. Wien: Typis Congregationis Mechitaristicae 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D-1845/8]

Keywords:

1848, August Fischer, Carl Freiherr von Mengen, Italien, Johann Joseph Wenzel von Radetzky, Josephinum, Militärarzt, Arzt, Wien, Medizingeschichte

[1] Wiener Abendzeitung, 2.8.1848, S. 4.

[2] Wiener Abendzeitung, 15.5.1848, S. 1.

[3] Der österreichische Zuschauer (Wiener Zuschauer. Zeitschrift für Gebildete). Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und geistiges Leben, 28.7.1848, S. 951.

Normdaten (Person) Fischer, August: BBL: 30460; GND: 1266890408

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30460 (28.06.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 25
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [67]: Leopold Glück – Dermatologe und Leiter des Landesspitals in Sarajewo-Bosnien-Herzegowina

Leopold Glück – Dermatologe und Leiter des Landesspitals in Sarajewo-Bosnien-Herzegowina

Text: Dr. Walter Mentzel

Leopold Glück war vor dem Ersten Weltkrieg ein international angesehener Dermatologe und Lepraforscher, Gründer des Zentrums für die Behandlung von Lepra und Leiter des Landeskrankenhauses in Sarajevo. Darüber hinaus arbeitete er in Bosnien-Herzegowina auf dem Gebiet der Ethnologie, der Anthropologie und der vergleichenden Philologie.

Leopold (Littmann) Glück wurde 1854 in Neu Sandec (heute: Nowy Sącz/Polen) in Galizien geboren, war jüdischer Herkunft und seit 1880 mit Paulina (geb. 1859, gest. nach 1941), geborene Fink, verheiratet. 1873 begann er mit dem Studium der Medizin an der Universität in Krakau (Promotion 1879) und setzte danach an der Medizinischen Fakultät in Wien seine Ausbildung bei Ferdinand von Hebra (1816-1880) im Fach Dermatologie fort. 1881 eröffnete er zunächst eine ärztliche Praxis, die er jedoch bald aufgab, um seine Karriere als Dermatologe in Bosnien-Herzegowina, das seit 1878 unter österreichischer Verwaltung stand, fortzusetzen. In den ersten zwei Jahren arbeitete er in Prnjavor, danach als Distriktarzt in Foca (um 1884), Travnik und Zenica (um 1890). Im April und Mai 1884 veröffentlichte er in der Wiener medicinischen Presse (Nr. 172 und 173) zwei Arbeiten Über die Sanitäts-Verhältnisse unseres „Occupations-Gebietes, insbebsondere über einige daselbst beobachtete Infections-Krankheiten“ und 1889 „Über das Alter, den Ursprung und die Benennung der Syphilis in Bosnien und der Hercegovna“. In: Archiv für Dermatologie und Syphilis. (21) 1889. S. 347-348.

1894 wurde er an das am 3. Juli desselben Jahres eröffnete Landespital in Sarajewo berufen, wo er zunächst als Primarius den Abteilungen für Dermatologie und Syphilis vorstand,[1]und danach bis zu seinem Tode 1907 die Leitung des größten Krankenhauses in Bosnien inne hatte. Auf seine Initiative gingen auch die hier eingerichtete Abteilung und das Heim für Leprakranke zurück. Daneben widmete er sich als Landessanitätsrat dem Aufbau und der Organisation der medizinischen Verwaltung in Bosnien-Herzegowina. Er publizierte zahlreiche medizinisch-wissenschaftliche Arbeiten in in- und ausländischen Zeitschriften. Neben Publikationen in bosnischen Zeitschriften erschienen zahlreiche seiner Arbeiten in der Wiener medizinischen Wochenschrift – darunter:

Weitere Arbeiten als Wissenschafter und Arzt am Landeskrankenhaus in Sarajevo finden sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien und zwar in der Neuburger-Bibliothek:

Glück, Leopold: Mitteilungen aus der Abtheilung für Syphilis- und Hautkranke des Bosnisch-Hercegovinischen Landesspitales in Sarajevo (1. Juli 1894-31. December 1896). Wien: Safar 1898.

In der Separata-Bibliothek befinden sich zwei weitere Arbeiten von ihm und zwar:

Ueber die Behandlung der Syphilis mit hochdosirten intramasculären Sublimatinjektionen.

Und: Ein Beitrag zur Contagienlehre der Syphilis im XVI. Jahrhundert.

Ethnologische – Anthropologische Arbeiten

Neben seiner medizinisch-wissenschaftlichen und ärztlichen Tätigkeit beschäftigte er sich in Bosnien-Herzegowina mit anthropologischen und ethnologischen Themen, unternahm archäologische Ausgrabungen und stellte philologische Studien an. In diesem Zusammenhang forschte er zur sogenannten „Volksmedizin“ in Bosnien vor der Okkupation Österreich-Ungarns. 1898 erschien von ihm dazu in Sarajevo, die von der Landesregierung Bosnien und Herzegowina herausgegebene Arbeit: „Medcinische Volksterminologie in Bosnien und der Hercegovina, unter Berücksichtigung der Nachbarländer“, die eine Sammlung medizinischer Benennungen enthält, die er auf seinen Reisen durch Bosnien zusammenstellte.[2] Weitere Publikationen waren:

  • Die Tätowierung der Haut bei Katholiken Bosniens und der Herzegowina. In: Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Herzegowina. (2) 1894. S. 400-461.
  • Physische Beschaffenheit der Bevölkerung Bosniens. In: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Bosnien-Hercegowina. Wien: k.k. Hofstaatsdruckerei 1901. S. 284.
  • Albanien und Macedonien. Eine Reiseskizze. Würzburg 1892.
  • Die volksthümliche Behandlung der Syphilis in Bosnien und der Herzegowina. In: Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8 1890, Sp. 300-303, (Fortsetzung), 9 1890, S. 350-353.

Eine seiner bekanntesten Arbeiten veröffentlichte er 1894 unter dem Titel:

Glück, Leopold. Skizzen aus der Volksmedicin und dem medicinischen Aberglauben in Bosnien und der Hercegovina. Sonderabdruck aus: Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. Wien: In Commission bei Carl Gerold’s Sohn 1894.

Titelblatt: Glück, Leopold: Skizzen aus der Volksmedicin […]. Wien: 1894.

1895 wurde Leopold Glück von der Münchner anthropologischen Gesellschaft zum Ehrenmitglied ernannt.[3] In Sarajewo arbeitete er auch mit dem hier als Sanitätschef des 15. Armeekorps stationierten Anthropologen Augustin Weisbach (1837-1914) zusammen, der seine Ausbildung an der medizinisch-chirurgischen Josephsakademie in Wien erhalten hatte. Weisbach hatte seine Karriere als Assistent beim Pathologen und Anatomen Josef Engel (1816-1899) am Josephinum begonnen und unternahm seit 1891 am Landesmuseum in Sarajevo anthropologische Studien.

Ein Brief (ein Blatt) von Asaf Sarac über Dr. Josef Glück (Sarajevo) adressiert an das ehemalige Institut für Geschichte der Medizin aus dem Jahr 1957 findet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Eine frühe Darstellung zu Leopold Glück stammt vom Dermatologen Dr. Josip Fleger (1896-1966): Leopold Glück. In: Lijecnicki Vjesnik. (4) 1931. S. 419-429. Hier findet sich auch eine Publikationsliste der von Glück in bosnischen Zeitschriften verfassten Aufsätze und Artikel.

Leopold Glück verstarb am 9. Oktober 1907 in Sarajewo und hinterließ neben seiner Ehefrau die drei Söhne Henryk (1881-1929), Aleksander (1884-1925), der nach dem Studium an der Medizinischen Fakultät in Wien wie sein Vater als Dermatologe und Venerologe arbeitete und nach beruflichen Stationen in Krakau und Wien in Sarajevo die Forschungen seines Vaters zur Syphilis fortsetzte, und Władysław (1886-1942), der in Wien Rechtswissenschaften studierte und ab 1919 in Polen lebte, wo er sich für die polnisch-jugoslawischen Beziehungen engagierte und jugoslawische Literatur ins Polnische übersetzte.

Literaturliste:

Glück, Leopold: Mitteilungen aus der Abteilung für Syphilis- und Hautkranke des Bosn.-Herceg. Landesspitles in Sarajevo (1. Juli 1894-31. December 1896). Wien: Safar 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: I-1939]

Glück, Leopold: Über die Behandlung der Syphilis mit hochdosirten intramusculären Sublimatinjectionen. Sonderdruck aus: Therapeutische Wochenschrift. Wien: 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Glück, Leopold: Ein Beitrag zur Contagienlehre der Syphilis im XVI. Jahrhundert. Sonderdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. Wien: 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Glück, Leopold: Skizzen aus der Volksmedicin und dem medicinischen Aberglauben in Bosnien und der Hercegovina. Sonderdruck aus: Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. Wien: Gerold 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 7644]

Glück, Leopold: Traitement des formes ulcéreuses de la syphilis par les bains a l’iode et a l’iodure de potassium. Avec deux figures dans le texte. Paris: Imprimerie de la Cour d’Appel 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Aleksander Glück, Augustin Weisbach, Bosnien, Dermatologie, Ethnologie, Ferdinand von Hebra, Herzegowina, Josef Engel, Josip Fleger, Landesspital, Leopold Glück, Sarajevo, Spitalswesen, Syphilis, Volksmedizin, Władysław Glück, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Welt-Neuigkeits-Blatt. 13.7.1894. S. 2.

[2] Agramer Zeitung. 2.5.1898. S. 5.

[3] Agramer-Zeitung. 15.2.1895. S. 6.

Normdaten (Person) Glück, Leopold : BBL: 30448;  GND: 1110991088

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30149 (19.04.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 29
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [62]: Emanuel Berghoff – Medizinhistoriker, Widerstandskämpfer und Herausgeber der Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger im Jahr 1948 – Teil 2

Emanuel Berghoff – Medizinhistoriker, Widerstandskämpfer und Herausgeber der Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger im Jahr 1948 – Teil 2

Text: Dr. Walter Mentzel

Im Jahr 1948 erschien aus Anlass des 80. Geburtstages des österreichischen Medizinhistorikers und Gründers des Institutes für Geschichte der Medizin am Standort des Josephinum in Wien, Max Neuburger (1868-1955), eine von seinem langjährigen „Schüler“ und Mitarbeiter, Emanuel Berghoff (1896-1974), herausgegebene Festschrift unter dem Titel:

Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger. Mit 91 internationalen medicohistorischen Beiträgen. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/2). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

Umschlag: Festschrift zum 80. Geburtstag Max Neuburgers. Wien: 1948.

Titelblatt: Festschrift zum 80. Geburtstag Max Neuburgers. Wien: 1948.

Diese Festschrift hatte zum Zeitpunkt ihres Erscheinens eine mehr als zehnjährige Geschichte hinter sich. Berghoff, der schon die Arbeiten an der 1928 zum 60. Geburtstag Neuburgers herausgegebenen Festschrift übernommen hatte,[1] übernahm auch für die 1938 als Sammelband konzipierte Publikation zu dessen 70. Geburtstag die Redaktion. Zur gleichen Zeit schrieb Berghoff an einer ebenso für das Jahr 1938 geplanten Biografie über das Leben und wissenschaftliche Wirken Max Neuburgers, die wie die Festschrift erst zehn Jahre später 1948 publiziert werden konnte.

Berghoff, Emanuel: Max Neuburger. Werden und Wirken eines österreichischen Gelehrten. Mit einem Vorwort von Dr. Henry E. Sigerist. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/III). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

Titelblatt: Berghoff: Max Neuburger. […] Wien: 1948.

Da nach dem „Anschluss“ im März 1938 sowohl Max Neuburger als auch Emanuel Berghoff von der NS-Verfolgung betroffen waren – Berghoff wurde aus „politischen und rassischen“ Gründen verfolgt – konnte die Drucklegung der Festschrift nicht wie geplant verwirklicht werden. Die bis März 1938 eingelangten Manuskripte der Autoren der Festschrift gelangten zunächst bedingt durch die Flucht von Berghoff nach Jugoslawien, wo er im Rahmen des im September 1938 stattgefundenen 11. Internationalen Kongresses für Geschichte der Medizin in Dubrovnik die Drucklegung der Festschrift zu bewerkstelligen versuchte, davon jedoch wegen der „dort schon unsicher gewordenen politischen Verhältnisse“ wieder Abstand nehmen musste. Nachdem sich Berghoff nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien der Widerstandsbewegung von Josip Broz Tito (1892-1980) angeschlossen hatte und er nach seiner Festnahme in das KZ Groß Rosen deportiert worden war, lag das weitere Schicksal der Manuskripte in den Händen seiner Ehefrau Anna Maria Berghoff (1907-1989), die laut der von Berghoff nach 1945 getroffenen Darstellung die Manuskripte in Sicherheit bringen konnte.[2] Nach der Rückkehr von Berghoff nach Wien im Sommer 1945 standen sie so wieder für eine Drucklegung zur Verfügung.

Von den 91 österreichischen vor allem aber internationalen Autoren, die am Sammelband mitwirkten, hatten 20 ihre Manuskripte für die für Publikation bis zum Jahresbeginn 1938 abgegeben. Ihre nunmehr 1948 publizierten Aufsätze sind am Beginn der Texte in Fußnoten mit dem Hinweis „1938 als Manuskript eingelangt“ versehen.

Aus: Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger. Mit 91 internationalen medicohistorischen Beiträgen. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/2). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

Einige dieser Autoren waren bei Erscheinen der Festschrift im Jahr 1948 bereits verstorben, andere waren zu dieser Zeit im Exil. Max Neuburger, dem die Festschrift galt, lebte zum Zeitpunkt der Erscheinung des Sammelbandes 1948 nach seiner Emigration in London bei seinem Sohn in Buffalo/USA. Er kehrte erst 1952 nach Wien zurück. Die Festschrift lässt sich damit als Dokument jener nach dem März 1938 an der Medizinischen Fakultät durch das NS-Regime stattgefundenen Verfolgungen aber auch als Mahnmal der Verfolgungsgeschichte jüdischer Mediziner in Europa von 1933 bis 1945 lesen.

Zu den mit dem Vermerk „1938 als Manuskript eingelangt“ versehenen Autoren zählt zunächst der Beitrag des Herausgebers Emanuel Berghoff selbst, der mit einem Aufsatz über „Die Ausbildung zum ärztlichen Beruf im Wandel der Zeit“ im Band vertreten ist.

Ein Artikel mit dem Titel „Zur Wohnungsfrage im Alten Wien“ stammt vom Dozenten für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät und Chefarzt der Tuberkulosefürsorge der Stadt Wien, Alfred Götzl (1873-1946).

Ein weiterer bereits 1938 abgegebener Beitrag stammte von dem deutschen Pathologen und Medizinhistoriker Edgar Goldschmid (1881-1957), der 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft vor den Nationalsozialisten in die Schweiz flüchtete und als Medizinhistoriker an der Universität Lausanne unterrichtete. Er ist mit einem 1938 abgegebenen Beitrag „Handzeichnungen chirurgischer Erkrankungen von J. E. Klemm (1817-1822)“ vertreten.

Ein Aufsatz über „Medizinisches aus einer alten Chronik“ trug der polnische Gynäkologe Jan Lachs (1869-1954) bei, der nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen wegen seiner jüdischen Herkunft der Verfolgung ausgesetzt war. Lachs überlebte den Holocaust als Arzt und Leiter der Gynäkologie- und Geburtshilfeabteilung des israelitischen Krankenhauses in Krakau und nach der Liquidierung des Krakauer Ghettos in einem Versteck. 1947 habilitierte er sich im Fach Geschichte der Medizin und der Pharmazie.

Vom Professor für Kinderheilkunde Ernst Mayerhofer (1877-1957), der seit 1923 in Zagreb arbeitete, stammt der 1938 abgegebene Aufsatz „Paediatrie und Volksmedizin (mit besonderer Berücksichtigung der Südslawen)“. Der Aufsatz enthält die Anmerkung: „Zagreb, Juni 1938; damals wegen der Zustände im Okkupationsbereich nicht zum Drucke gelangt: Der Autor“.

Ein Aufsatz „Über eine arabische Krankenhauspharmakopöe aus Kairo (um 1200 N. Chr.)“ kam vom deutsch-ägyptischen Augenarzt und Medizinhistoriker Max Meyerhof (1874-1945). Meyerhof, der jüdischer Abstammung war, wurde in Hildesheim geboren, studierte in Heidelberg, Freiburg, Berlin und Straßburg Medizin, arbeitete ab 1898 an verschiedenen Augenkliniken in Deutschland und eröffnete 1902 in Hannover eine eigene Praxis. Bereits 1903 emigrierte er nach Ägypten und eröffnete in Kairo eine Augenarztpraxis für Verarmte. Er gehörte ab 1913 zu den Mitherausgebern der „Revue médical d’Égypte“. Ab den 1920er Jahren widmete er sich auch orientalistischen, philologischen und medizinhistorischen Studien und war Übersetzer arabischer medizinischer Text-Überlieferungen. 1932 erhielt er das Angebot den Lehrstuhl für Medizingeschichte an der Universität Leipzig zu übernehmen, das er aufgrund des anwachsenden Antisemitismus und dem Aufstieg der Nationalsozialisten ablehnte. Er gab seine deutsche Staatsbürgerschaft auf, nahm 1936 die ägyptische Staatsbürgerschaft an und engagierte sich in einem jüdischen Hilfswerk für die aus Europa geflüchteten Juden. Am 20. April 1945 starb Meyerhof in Kairo, wo er auf dem jüdischen Friedhof beerdigt wurde.

Beiträge von zwei wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgten Mitgliedern der Wiener Medizinischen Fakultät stammen vom Radiologen und Röntgenologen, Prof. Leopold Freund (1868-1943), der 1943 im Exil in Brüssel unter ungeklärten Umständen verstarb. Sein 1938 abgegebener Aufsatz lautete: „Ein Beitrag zur Geschichte der Entstehung der Röntgentherapie“. Der zweite Aufsatz stammt vom Laryngologen Prof. Emil Fröschels (1884-1972) der den Titel „Ein Versuch, von der Medizin aus die Entstehung und Bedeutung einer Hyroglyphe zu erklären“ trägt. Fröschels flüchtete 1939 in die USA, wo er seine wissenschaftliche Karriere zunächst als Research Professor an der Washington Universität, danach als Direktor der Speech and Voice Clinic des Mount Sinai Hospitals in New York und an der Speech and Voice Clinic am Beth David Hospital in New York fortsetzte.

Weitere 1938 eingebrachte Aufsätze kamen vom französischen Bibliothekar, Medizinhistoriker und Mediziner Ernest Wickersheimer (1880-1965), von dem in Chicago wirkenden Kinderarzt, Isaac Abt (1867-1955), vom in Deutschland geborenen US-Bakteriologen Charles Frederick Bolduan (1873-1950), vom US-Neurologen Robert Foster Kennedy (1884-1952) und vom britischen Medizinhistoriker und Präsidenten der History of Medicine Society und der Royal Society of Medicin, D’Arcy Power (1855-1941). Aus Rumänien kamen 1938 Beiträge von Constantin Ion Parhon (1874-1969), George Zaharia Petrescu (1874–1954) und Hector Sarafidi/Έκτωρ Σαραφίδης (1872-1950), sowie aus Polen ein Aufsatz vom Gründer des Institutes für Geschichte der Medizin und Philosophie an der Jagiellonen-Universität in Krakau, Władysław Szumowski (1875-1954). Ein weiterer 1938 abgelieferter Beitrag stammt von dem mit dem italienischen Faschismus sympathisierenden und involvierten italienischen Medizinhistoriker Davide Giordano (1864-1954).

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Dekanat der Medizinischen Fakultät, Zl. 41/1945-1946 Institut für Geschichte der Medizin

Wiener Stadt- und Landesarchiv:

WStLA, Selbstverwaltungskörper, Ärztekammer Wien, Personalakt Ärztekammer Wien 2.10.1. A1 Berghoff Emanuel Personalakt Ärztekammer.

WStLA, M.Abt. 119, Gelöschte Vereine, Akt 1.3.2.119.A32. Zl. 8.857/1931 Akademische freie Vereinigung für medizinische Geistesgeschichte.

Literaturliste:

Internationale Beiträge zur Geschichte der Medizin. Max Neuburger. Festschrift zur Feier seines 60. Geburtstages am 8. Dezember 1928 gewidmet von Freunden, Kollegen und Schülern. Wien: Verlag des Fest-Komitees 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 6043]

Berghoff, Emanuel: Max Neuburger. Werden und Wirken eines österreichischen Gelehrten. Mit einem Vorwort von Dr. Henry E. Sigerist. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/III). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: K-16771/3]

Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger. Mit 91 internationalen medicohistorischen Beiträgen. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/2). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 69889]

Keywords:

1938, 1945, Alfred Götzl, Charles Frederick Bolduan, Constantin Ion Parhon, D’Arcy Power, Davide Giordano, Edgar Goldschmid, Έκτωρ Σαραφίδης, Emanuel Berghoff, Emil Fröschels, Ernest Wickersheimer, Ernst Mayerhofer, Festschrift, Hector Sarafidi, Institut für Geschichte der Medizin, Isaac Abt, Jan Lachs, Josephinum, Josip Broz Tito, Konzentrationslager, KZ Groß Rosen, Leopold Freund, Max Meyerhof, Max Neuburger, Medizinhistoriker, Nationalsozialismus, Robert Foster Kennedy, Vertriebene, Widerstand, Władysław Szumowski, Arzt, Wien, Medizingeschichte

[1] Festschrift zur Feier seines 60. Geburtstages am 8. Dezember 1928. Max Neuburger gewidmet von Freunden, Kollegen und Schülern. (= Internationale Beiträge zur Geschichte der Medizin). Wien: Verlag des Fest-Komitees 1928.

[2] Berghoff, Emanuel: Max Neuburger. Werden und Wirken eines österreichischen Gelehrten. Mit einem Vorwort von Dr. Henry E. Sigerist. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/III). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948. S. Vorwort.

Normdaten (Person) Berghoff, Emanuel: BBL: 30184;  30149; GND: 1055154361

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [61]: Emanuel Berghoff – Medizinhistoriker und Widerstandskämpfer. Herausgeber der Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger im Jahr 1948 – Teil 1

Emanuel Berghoff – Medizinhistoriker und Widerstandskämpfer. Herausgeber der Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger im Jahr 1948 – Teil 1

Text: Dr. Walter Mentzel

Emanuel Berghoff war Mediziner, praktizierender Zahnarzt und arbeitete ab den 1920er Jahren bis 1938 als Medizinhistoriker eng mit dem Gründer und Leiter des damalig bestehenden Institutes für Geschichte der Medizin, Max Neuburger (1868-1955), am Josephinum zusammen. Nach 1945 versuchte er erfolglos an die Tradition von Max Neuburger anzuknüpfen und seine Nachfolge anzutreten.

Berghoff wurde am 1. Jänner 1896 als Sohn von Lazar Berghoff und Antonia, geborene Beilich, in Suceava/Suczawa/Szucsáva/Сучава in der Bukowina (heute: Rumänien) geboren. Sein Vater war Veterinärmediziner und arbeitete zunächst als Bezirkstierarzt in Suceava, nach seiner Ernennung zum Bezirksobertierarzt (1909) in Gura Humorului/Gura Humora/,גורא הומאָרא und zuletzt in Czernowitz/Bukowina. Berghoff war seit 1936 mit Anna Maria Pisa (1907-1989) verheiratet.[1] Er absolvierte das Gymnasium im Juni 1914 am 1. Staatsgymnasium in Czernowitz, nahm am Ersten Weltkrieg als Sanitätskadett teil[2] und rüstete 1919 im Reserve-Spital Klosterneuburg ab.[3] Sein 1914 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien aufgenommenes Studium schloss er im November 1922 mit der Promotion ab. Danach war er u.a. an der dermatologischen Abteilung bei Prof. Gabriel Nobl (1864-1938) tätig und erhielt anschließend seine fachärztliche Ausbildung im Fach Zahnheilkunde und Kieferheilkunde bei Rudolf Weiser (1859-1928) und Hans Pichler (1877-1949), die er 1923 am zahnärztlichen Institut abschloss. 1924 eröffnete er als Facharzt für Zahn- Mund und Kieferheilkunde eine Ordination in Wien, die er bis 1938 führte.[4] Daneben arbeitete an der Schulärztlichen Klinik und am Krankenkassenambulatorium für Industrieangestellte in Wien.

Archiv Sammlungen Josephinum. Medizinische Universität Wien. MUW-AS-003329.

Seit den frühen 1920er Jahren war er in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SdAPÖ) in der Erwachsenen- und Volksbildung aktiv, wo er sich als Journalist und Vortragender Themen des Mutterschutzes und der Kindererziehung aus medizinsicher Sicht sowie der Lebensreform und der Körperkultur widmete und sich bei den „Naturfreunden“ in der Bezirksgruppe Josefstadt engagierte.[5] Er bot einmal wöchentlich unentgeltliche ärztliche Beratung an,[6] arbeitete in der vom „Bund für Mutterschutz“ organisierten „Arbeitsgemeinschaft für Mutter- und Erziehungsberatung“ („Muttergemeinschaft“)[7] und veröffentlichte laufend Artikel in der Arbeiter-Zeitung, wie im Dezember 1924 zur „Bedeutung der Mundpflege für die Volkswohlfahrt“,[8] zur „Erkrankung des Zahnfleisches als Gewebekrankheit“,[9] und zum Thema „Was soll man essen?“[10]. Weiters publizierte er zahlreiche Artikelserien in der 1924 von der 1938 von den Nationalsozialisten vertriebenen Gina Kaus (1893-1985) herausgegebenen Zeitschrift „Bundes für Mutterschutz“. In der Zeitschrift „Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft, Säuglingshygiene und Kindererziehung“, behandelte er Themen wie „Die Bedeutung der Mundpflege für das Kind“[11], oder „Die sogenannten Zahnungskrankheiten“[12], „Einfluss der Rachitis auf die Zahnentwicklung[13], „Fleisch- oder Pflanzennahrung?“[14], „Hygiene des Mundes“[15], „Der Einfluss der Ernährung auf die Zähne“[16], „Stiefkinder der Natur“ (über missgebildete Kinder)[17] und „Kind und Sonne“.[18] Ab 1927 war er Referent im Verband der sozialistischen Arbeiterjugend.[19] Seit spätestens 1931 war er in der „Gesellschaft für Volksbildung“ und in dessen Vorstand aktiv.[20]

Emanuel Berghoff am Institut für Geschichte der Medizin

Neben seiner Tätigkeit als Zahnarzt arbeitete Berghoff seit spätestens 1928 bei Max Neuburger am Institut für Geschichte der Medizin am Josephinum zu medizinhistorischen Themen. Er galt in den 1930er Jahren als „Schüler“ Max Neuburgers und veröffentlichte einige medizinhistorische Aufsätze in der Wiener medizinischen Wochenschrift unter der Rubrik: „Aus dem Medikohistorischen Institut der Wiener Universität. Vorstand Professor Dr. med. et. phil. M. Neuburger“. Darunter 1930 „Der Anteil der Wiener Schule an der Entwicklung der Lokalanästhesie“,[21] 1932 „Ein Verteidiger des Paracelsus im 17. Jahrhundert in Altösterreich“,[22] 1933 „Franz Anton Mesmer (1733-1833) Anlässlich seines 200. Geburtstages“,[23] 1935 der Aufsatz „Verlebendigung der Medizingeschichte“[24] den er Max Neuburger widmete und 1937 „Zahnärztliches in August Gottlieb Richters ‚Anfangsgründe der Wundarzneykunst‘“.[25] 1937 erschien seine Monografie „Religion und Heilkunde im Wandel der Zeiten.“ Sie befindet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin im Bestand der Neuburger-Bibliothek.

Titelblatt: Berghoff: Religion und Heilkunde […]. Wien: 1937.

Der Verein „Akademische freie Vereinigung für medizinische Geistesgeschichte und praktische Medizin“ am Josephinum

Berghoff war in der von Max Neuburger 1931 gegründeten „Akademischen freien Vereinigung für medizinische Geistesgeschichte und praktische Medizin“, die sich dem Studium der „medizinischen Geistesgeschichte und medizinischer Klassiker […] auf ihre Bedeutung für die Praxis der Gegenwart zu fördern […] und allgemeine Probleme des Arzttums und der ärztlichen Wissenschaft im Sinne einer medizinischen Weltanschauung“ widmete, Mitglied, Referent und Schriftführer.[26] Die Ziele und den historischen Kontext der Vereinsgründung beschreibt Isidor Fischer (1868-1943) 1932 in der Wiener medizinischen Wochenschrift.[27] Der Verein wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 vom Stillhaltekommissar Vereine, Organisationen und Verbänden laut § 3 des Gesetzes über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden, GBl. Nr. 136/1938, aufgelöst.

Verfolgung und Widerstand

Berghoff war nach dem „Anschluss“ aufgrund seiner jüdischen Herkunft (er trat 1930 zum röm. kath. Glauben über) der NS-Verfolgung ausgesetzt und verlor seine ärztliche Praxisberechtigung aufgrund der 4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz, das die Approbationen jüdischer Ärzte aufhob.[28] Laut seinen nach 1945 gemachten Angaben, floh er im September 1938 aus „politischen und rassischen“ Gründen aus Österreich. Ebenfalls nach seinen eigenen Aussagen schloss er sich nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien der kommunistischen „Volksbefreiungsarmee“ von Josip Broz Tito (1892-1980) an, wo er als Chefarztstellvertreter bei Partisaneneinheiten in der Gruppe Dalmatien, Abschnitt Split, zum Einsatz kam. Nach seiner Festnahme wurde er im August 1944 in das KZ Groß Rosen deportiert, wo er 1945 befreit wurde.

Nach seiner Rückkehr nach Wien im Mai 1945 setzte er seine Arbeit als Zahnmediziner nach der Wiedereröffnung seiner zahnärztlichen Praxis bis zu seiner Pensionierung fort. Seine Bemühungen im Juli 1945 beim kommunistischen Staatssekretär für Volksaufklärung, Unterricht, Erziehung und Kultus, Ernst Fischer (1899-1972), als Nachfolger Max Neuburgers zum Leiter des Institutes für Geschichte der Medizin am Josephinum bestellt zu werden, scheiterten, da der zu dieser Zeit amtierende Direktor des Wiener AKH, Leopold Schönbauer (1888-1963), bereits die provisorische Leitung des Institutes übernommen hatte und diese bis zur Bestellung von Erna Lesky (1911-1986) 1960 nicht mehr abgab. Seine Vergangenheit in einer kommunistischen Widerstandsorganisation dürfte den Ausschlag für seine Ablehnung gegeben haben. Damit war für Berghoff die weitere Karriere als institutionalisierter Medizinhistoriker versperrt und die Chance einer Anknüpfung, Tradierung und Weiterentwicklung der vor 1938 von Max Neuburger und Isidor Fischer geprägten medizinhistorischen „Schule“ abgeschnitten worden.

Nach 1945 publizierte Berghoff weitere medizinhistorische Arbeiten, war Schriftleiter der Zeitschrift „Hygiene. Zeitschrift für Fragen der prophylaktischen Medizin (= Organ der Österreichischen Gesellschaft für prophylaktische Medizin)“ und Redakteur der Internationalen Zeitschrift für prophylaktische Medizin. 1945 erschien von ihm im Verlag Maudrich die Arbeit „Entwicklungsgeschichte des Krankheitsbegriffs. In seinen Hauptzügen dargestellt“, die 1947 in einer stark erweiterten zweiten Auflage in den Wiener Beiträgen zur Geschichte der Medizin unter dem Titel „Entwicklungsgeschichte des Krankheitsbegriffes“ veröffentlicht wurde. Zuletzt publizierte er 1955 das „Taschenbuch der prophylaktischen Medizin“ und 1956 die Arbeit „Zur Geschichte der Entdeckung der Röntgenstrahlen“. Im April 1951 nahm er an den von der Weltgesundheitsorganisation veranstalteten internationalen medizinischen Seminarabenden in Genf teil. 1948 gab er die Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger heraus.

Seine weiteren Bemühungen um die Übernahme der Leitung des Institutes für Geschichte der Medizin, scheiterten unter anderem auch, da er sich mit Max Neuburger nach dessen Rückkehr aus dem Exil nach Österreich überworfen hatte. Emanuel Berghoff verstarb am 23. September 1974 in Wien.

Quellen:

AUW, Dekanat, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0682, Berghoff Emanuel (Nationalien Datum 1914/15).

AUW, Dekanat, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0728, Berghoff Emanuel (Nationalien Datum 1918/19).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0613, Berghoff Emanuel (Rigorosen Datum 17.11.1922).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1340, Berghoff Emanuel (Promotion Datum 27.11.1922).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1367, Berghoff Emanuel (Promotion Datum 23.12.1922).

Archiv der Universität Wien, Dekanat der Medizinischen Fakultät, Zl. 41/1945-1946 Institut für Geschichte der Medizin.

WStLA, Selbstverwaltungskörper, Ärztekammer Wien, Personalakt Ärztekammer Wien 2.10.1. A1 Berghoff Emanuel.

WStLA, M.Abt. 119, Gelöschte Vereine, Akt 1.3.2.119.A32. Zl. 8.857/1931 Akademische freie Vereinigung für medizinische Geistesgeschichte.

Literaturliste:

Berghoff, Emanuel: Religion und Heilkunde im Wandel der Zeit. Mit 12 Abbildungen. Wien: Ars Medici 1937.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 9616]

Berhoff, Emanuel: Entwicklungsgeschichte des Krankheitsbegriffs, in seinen Hauptzügen dargestellt. Wien: Maudrich 1945.

[Universitätsbibliothek/Magazin, Sign.: 1998-05971]

Berghoff, Emanuel: Entwicklungsgeschichte des Krankheitsbegriffes. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/1) 2. Vollständig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Wien: Maudrich 1947.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: K-16771/1]

Berghoff, Emanuel: Festschrift zum 80. Geburtstag Max Neuburgers. Mit 91 internationalen medicohistorischen Beiträgen. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/2) Wien: Maudrich 1948.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: K-16771/2]

Berghoff, Emanuel: Taschenbuch der prophylaktischen Medizin. Mit 30 Tabellen. Ulm/Donau: Haug 1955.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 68372]

Berghoff, Emanuel: Zur Geschichte der Entdeckungen der Röntgenstrahlen. Wien: Hollinek 1956.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-4882]

Keywords:

1938, Akademische freie Vereinigung für medizinische Geistesgeschichte und praktische Medizin, Emanuel Berghoff, Ernst Fischer, Erwachsenen- und Volksbildung, Gabriel Nobl, Gina Kaus, Hans Pichler, Institut für Geschichte der Medizin, Isidor Fischer, Josephinum, Josip Broz Tito, Konzentrationslager, KZ Groß Rosen, Leopold Schönbauer, Max Neuburger, Medizinhistoriker, Nationalsozialismus, Rudolf Weiser, Sozialdemokratie, Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs (SdAPÖ),Vertriebene, Widerstand, Zahnmedizin, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] WStLA, Selbstverwaltungskörper, Ärztekammer Wien, Personalakt Ärztekammer Wien 2.10.1. A1 Berghoff Emanuel Personalakt Ärztekammer. Friedhofsdatenbank Wien. Weiters: Bukowinaer Post, 22.11.1910, S. 3.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 5. 1917. S. 276.

[3] Archiv-Sammlungen am Josephinum: Sign. AS-001423 Berghoff Emanuel.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 12.3.1924. S. 11.

[5] Arbeiter Zeitung. 10.4.1930. S. 11; Der Wiener Bote (Die Naturfreunde). 1930 H. 9/10. S. 6.

[6] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 16.12.1925 S. 14.

[7] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 16.6.1926. S. 2.

[8] Arbeiter Zeitung. 6.12.1924. S. 11.

[9] Arbeiter Zeitung. 14.3.1925. S. 9.

[10] Arbeiter Zeitung. 5.8.1925. S. 9.

[11] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 1.3.1925. S. 6-7.

[12] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 1.6.1925. S. 6-7.

[13] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 15.7.1925. S. 2.

[14] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 1.9.1925. S. 6.

[15] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 1.10.1925. S. 2.

[16] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 16.12.1925. S. 10.

[17] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 1.4.1926. S. 11.

[18] Die Mutter. Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft. 16.6.1926. S. 8.

[19] Arbeiter-Zeitung. 11.1.1928; 25.5.1928. S. 10; 5.12.1928. S. 9; 27.3.1929. S. 9.

[20] Neue Freie Presse. 23.3.1931. S. 4.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 30. 1930. S. 995-996.

[22] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1932. S. 1192-1194.

[23] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 28. 1933. S. 797-798.

[24] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 50. 1935. S. 1381-1382.

[25] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 2. 1937. S. 57-59.

[26] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 48. 1931. S. 1608; Nr. 12. 1932. S. 404.

[27] Zur Gründung der „Akademischen Vereinigung für medizinische Geistesgeschichte und praktische Medizin“ in: Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 7, 1932. S. 228-229.

[28] GBl. Nr. 320 vom 9.8.1938, Kundmachung des Reichstatthalters in Österreich, wodurch die Vierte Verordnung zum Reichsbürgerschaftsgesetzt vom 25. Juli 1938 bekannt gemacht wird.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [43]: Franz Innhauser, Eduard Nusser, Emil Kammerer und Gregor Schmid. Die ersten „Stadtphysiker“ nach der Sanitätsreform der Gemeinde Wien 1864

Franz Innhauser, Eduard Nusser, Emil Kammerer und Gregor Schmid. Die ersten „Stadtphysiker“ nach der Sanitätsreform der Gemeinde Wien 1864.

Die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts rasant eintretenden städtebaulichen Entwicklungen Wiens, die Eingemeindungen und Stadterweiterungsmaßnahmen sowie die massiven Bevölkerungszunahme im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts – von 401.200 Einwohner im Jahr 1830 auf 900.998 1869 bis 2.083.630 im Jahr 1910 – machte eine Modernisierung des seit 1710 existierenden kommunalen-öffentlichen Sanitätsdienstes notwendig. Treibende Kraft waren seit den 1850er Jahren Mitglieder der Gesellschaft der Ärzte in Wien, die durch Eingaben und Denkschriften Vorschläge für eine sanitäre Erneuerung der Stadt einforderten. 1864 kam es durch den Wiener Gemeinderat (Gemeinderats-Beschluss vom 24.6.1864) zu einer grundlegenden Neuorganisation des Stadtphysikus. Dieses nunmehr als eigenes eingerichtete Amt trug den vielfältigen Zuständigkeiten einer bevölkerungsreichen Stadt Rechnung, brachte eine medizinisch-wissenschaftliche Professionalisierung und bewirkte die direkte Einflussnahme auf die sanitären Maßnahmen bei der Gestaltung der Stadterweiterung. Die Aufgabengebiete des Amtes des Stadtphysikus lagen vor allem bei der Organisation der Seuchenbekämpfung und des Infektionswesens. Das Amt war ab nun von zwei Stadtphysikern besetzt: die ersten zwei Stadtphysiker waren Dr. Franz Innhauser (1815-1898) und Dr. Eduard Nusser (1817-1891).[1] Seit der Neuorganisation des städtischen Gesundheitswesens (Reichsgesetzblatt (RGBl.) vom 30.4.1870) waren die Stadtphysiker als städtische Beamte direkt dem Magistrat unterstellt.

Die Arbeitsergebnisse des Wiener Stadtphysikates finden sich konzentriert in den von dieser Organisationseinheit herausgegebenen Berichten, die von 1866 bis 1885 jährlich und ab 1885 bis 1913 unregelmäßig alle paar Jahre erschienen. Die Jahresberichte waren in zwei thematische Teile gegliedert und zwar in einen hygienisch-sanitätspolizeilichen Teil, der allgemein über die Gesundheitsverhältnisse der Stadt Wien und die städtischen Humanitätsanstalten informiert, und einen zweiten Teil, der den Sanitätsdienst, die Sanitätsstatistik und das Medizinalwesen thematisierte und die Anstrengungen, Erfolge und Problemfelder einer sich rasant entwickelnden Stadt auf dem Weg zu einer europäischen Metropole widerspiegelt. Ab 1882 zeigen die Berichte einen starken Einfluss statistischer Methoden und zahlreiche tabellarische Darstellungen zur Mortalität und Angaben zu Zivilstand, Konfession oder Geschlechterverhältnis auf der Grundlage der ersten Volkszählungen in Wien. Ebenso kam es ab den 1880er Jahren zu neuen Schwerpunktsetzungen zu konkreten Verbesserungsmaßnahmen bei städtischen Bauvorhaben und der sanitären Verhältnisse (Kanalisation, Wasserversorgungssysteme, Regulierungsvorschläge hinsichtlich des Wienflusses und des Donaukanals). Diese Berichte wurden von Franz Innhauser, Eduard Nusser, Emil Kammerer und Georg Schmid sowie von 1882 bis 1901 auch von Adolf Löffler mitherausgegeben.

Abbildung 1

Abbildung 2

Abbildung 3

Abbildung 1-3: Jahres-Bericht des Wiener Stadtphysikates über seine Amtsthätigkeit sowie über die Gesundheitsverhältnisse Wiens und der städt. Humanitäs-Anstalten. Hrsg. von Emil Kammerer, Gregor Schmid und Adolf Löffler. Wien: 12.1883, 17-20.1892, 21-23.1896, 24-26.1898, 27-29.1901.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 4795]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8594095&pos=8&phys=

Die ersten beiden Stadtphysiker der Stadt Wien nach 1864 kamen aus dem sanitätspolizeilichen Dienst. Franz Innhauser (11.10.1815 Wien, gest. 1898 Wien[2]) studierte an der Medizinischen Fakultät in Wien (Promotion 1838)[3], arbeitete danach als k.k. Polizeibezirksarzt in Wien Rossau[4] und wurde 1864 zum Stadtphysikus in Wien ernannt. Zwischen 1870 und 1876 war er Mitglied des Niederösterreichischen Landessanitätsrats.

Eduard Nusser (*23.4.1817 Wien, gest. 14.5.1891 Wien) studierte an der Medizinischen Fakultät in Wien (1841 Promotion Dr. Med. und Chirurgie, Magister der Geburtenhilfe) und war zunächst als k.k. Polizei-Bezirks-Wundarzt in Wien II. im Strafhaus Leopoldstadt und zwischen 1850 bis 1864 als Gerichtsarzt beim Bezirksgericht Leopoldstadt tätig. Von ihm kamen Anfang der 1860er Jahre umfangreiche Vorschläge zu einer Reorganisation des Stadtphysikats und des städtischen Sanitätswesen, u.a. war er im Komitee zur Revision der Sanitätsgesetze als deren Obmann-Stellvertreter tätig. 1864 wurde er zum Stadtphysikus in Wien ernannt und übte dieses Amt bis zum Antritt seines Ruhestandes 1880 aus. Während seiner Amtszeit kam es zu gravierenden Veränderungen und organisatorischen Umgestaltungen des öffentlichen Sanitätswesens. Daneben arbeitete er weiterhin als Arzt, Geburtshelfer und Chirurg in der Leopoldstadt. 1865 wurde er zum Mitglied der „ständigen Medicinal-Commission bei der n.ö. Statthalterei“ ernannt.[5] Von ihm stammen zahlreiche Arbeiten vor allem zu sanitäts-polizeilichen Themen, darüber hinaus war er Mitglied des Wiener Doctoren-Kollegiums. Ein ausführlicher Nachruf zu Eduard Nusser von Anton Gerhold findet sich in den Mittheilungen des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums:

Gerold, Anton: Dr. Eduard Nusser +. In: Mittheilungen des Wiener medicinischen Doctoren-Kollegiums. (17) 1891. S. 123-127.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z4496/17]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=11939103&pos=2&phys=

Gregor Schmid (*ca. 1833 Lichten/Österreichisch-Schlesien, gest. 5.11.1911 Wien) studierte an der Medizinischen Fakultät in Wien und arbeitete zunächst am neu errichteten Rudolfs-Spital in Wien. Danach trat er in den Dienst der Stadt Wien, wo er als städtischer Arzt den Stadtpyhysicis Kammerer und Nusser zugeteilt war und 1884 gemeinsam mit Adolf Löffler zum Stadtphysikus-Stellvertreter ernannt wurde. Gemeinsam mit Kammerer bildete er später den Vorstand des Stadtphysikates. Seine Hauptbetätigungsfelder waren neben Infektionskrankheiten vor allem demografische Fragen und der Einsatz statistischer Methoden in der Gesundheitsverwaltung.

Abbildung 4: Kammerer, Emil und Gregor Schmid: Der gegenwärtige locale Sanitätsdienst der Stadtgemeinde Wien in Bezug auf die Handhabung der prophylaktischen Massregeln bei übertragbaren Infectionskrankheiten. Wien: 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 9818]

Emil Kammerer (*22.1.1846 Schlackenwert/Böhmen, gest. 7.3.1901 Wien) studierte an der Medizinischen Fakultät Wien (15.7.1870 Promotion für Medizin und am 5.5.1871 Promotion zum Dr. der Chirurgie). Danach arbeitete er als Operateur und erster Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Zwischen 1876 und 1879 war er auch als Kurarzt in Gießhübl-Sauerbrunn tätig. Im Jahr 1879 trat er in den Dienst der Stadt Wien ein und arbeitete zunächst zwei Jahre als städtischer Arzt bis er am 5.1.1882 zum Stadtphysikus von Wien ernannt wurde. Während seiner Amtszeit legte er vor allem auf die prophylaktischen Arbeiten im Gesundheitswesen Wert, was auch zu einer Senkung der Sterblichkeitsrate führte, ebenso kam es unter seiner Mitwirkung zu einer Zunahme des Einflusses der öffentlichen Gesundheitspflege in der Verwaltung. Weiters war er Mitglied des Niederösterreichischen Landes-Sanitätsrats.[6] Eine kurze Notiz zu Emil Kammerers Ableben findet sich in den:

Mittheilungen des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums. (27) 1901. S. 29.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z4496/27]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=11932279&pos=38&phys=

Abbildung 5: Kammerer, Emil: Die Organisation des Physikates der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Entwurf für dieselbe sammt Motivenbericht. Wien: Selbstverlag 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12869]

Literatur von Franz Innhauser:

Innhauser, Franz: Beleuchtung der neuen Bauordnung für Polizei vom Standpuncte der Sanitätspolizei. Sonderabdruck aus: Zeitschrift der K.K. Gesellschaft der Ärzte zu Wien. Wien: typ. Ueberreuter 1859.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 27330]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8592072&pos=0&phys=

Innhauser, Franz: Über den Einfluss der a.h. angeordneten Erweiterung der Stadt Wien auf die hygienischen Verhältnisse derselben. Wien: typ. Zamarski und Dittmarsch o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17881]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8592073&pos=1&phys=

Innhauser, Franz: Kanäle oder Senkgruben? Wien: Sonderabdruckaus: Zeitschrift der K.K. Gesellschaft der Ärzte zu Wien. Wien: typ. Ueberreuter [1859].

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 27318]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8592074&pos=2&phys=

Innhauser, Franz: Über Retiraden, Pissoirs, Senkgruben und Canäle in sanitätspolizeilicher Hinsicht mit besonderer Rücksicht auf Wien. Sonderabdruckaus: Zeitschrift der K.K. Gesellschaft der Ärzte zu Wien. Wien: typ. Gerold 1857.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 28968]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8592075&pos=3&phys=

Innhauser, Franz: Die Stadtreinigung in Wien vom Standpuncte der Sanitätspolizei. Sonderabdruck aus: Zeitschrift der K.K. Gesellschaft der Ärzte zu Wien. Wien: typ. Ueberreuter 1859.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46254/2]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8592076&pos=4&phys=

Literatur von Eduard Nusser:

Nusser, Eduard: De systemate nervorum exictomotorium secundum Marshall Hall. Dissertation. Wien: Hirschfeld 1841.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D3465]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8419563&pos=0&phys=

Nusser, Eduard: Die Medizin der Gegenwart in ihrer Stellung zur Rechtspflege. Sonderabdruck aus: Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: typ. Zamarski und Dittmarsch 1858.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14121]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8620412&pos=1&phys=

Nusser, Eduard: Ueber ärztliches Rettungsanstalten. Sonderabdruck aus: Zeitschrift für praktische Heilkunde . Wien: Selbstverlag (typ. Sommer) 1864.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 40369]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8620415#

Literatur von Emil Kammerer:

Kammerer, Emil: Bilanz der öffentlichen Gesundheitswirtschaft in Wien in den letzten zwei Decennien 1871 inclus. 1880 und 1881 inclus. 1890. Sonderabdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Hölder 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 32031]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8594096&pos=0&phys=#

Kammerer, Emil: Die Frage der Beseitigung der Abfallstoffe der Grosscommune Wien. Wien: Verlag des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8827]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8594097&pos=10&phys=

Kammerer, Emil: Massnahmen zur Bekämpfung der Tuberculose. Vorschläge des Wiener Stadtphysicats an den Magistrat. Sonderabdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Hölder 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 25903]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8594099

Kammerer, Emil: Die Morbitäts- und Mortalitätsverhältnisse des Stadtgebietes von Wien. Sonderabdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Braumüller 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 32091]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8594100&pos=12&phys=

Kammerer, Emil: Die Organisation des Physikates der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Entwurf für dieselbe sammt Motivenbericht. Wien: Selbstverlag 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12869]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8594101&pos=16&phys=

Kammerer, Emil und Gregor Schmid: Der gegenwärtige locale Sanitätsdienst der Stadtgemeinde Wien in Bezug auf die Handhabung der prophylaktischen Massregeln bei übertragbaren Infectionskrankheiten. Wien: 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 9818]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8639925&pos=38&phys=

Kammerer, Emil und Gregor Schmid: Verordnung und Einrichtung betreffend das Leichenwesen der Stadtgemeinde Wien. Wien: Verlag des Magistrates 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 4345]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8639926&pos=39&phys=

Kammerer, Emil und Leopold von Schrötter: Vorschläge für die sanitäre Weiterentwicklung Wiens. Sonderabdruck aus: Mittheilungen des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums Wien: 1884.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 30797]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8642420&pos=37&phys=

Jahres-Bericht des Wiener Stadtphysikates über seine Amtsthätigkeit sowie über die Gesundheitsverhältnisse Wiens und der städt. Humanitäs-Anstalten. Hrsg. von Emil Kammerer, Gregor Schmid und Adolf Löffler. Wien: 12.1883, 17-20.1892, 21-23.1896, 24-26.1898, 27-29.1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 4795]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8594095&pos=8&phys=

Literatur von Gregor Schmid:

Schmid, Gregor und Emil Kammerer: Der gegenwärtige locale Sanitätsdienst der Stadtgemeinde Wien in Bezug auf die Handhabung der prophylaktischen Massregeln bei übertragbaren Infectionskrankheiten. Wien: Verlag des Magistrates 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 9818]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8639925&pos=38&phys=

Schmid, Gregor und Emil Kammerer: Verordnung und Einrichtung betreffend das Leichenwesen der Stadtgemeinde Wien. Wien: Verlag des Magistrates 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 4345]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8639926&pos=39&phys=

Jahres-Bericht des Wiener Stadtphysikates über seine Amtsthätigkeit sowie über die Gesundheitsverhältnisse Wiens und der städt. Humanitäs-Anstalten. Hrsg. von Emil Kammerer, Gregor Schmid und Adolf Löffler. Wien: 12.1883, 17-20.1892, 21-23.1896, 24-26.1898, 27-29.1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 4795]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8594095&pos=8&phys=

Text: Walter Mentzel

[1] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 2.1.1864, S. 287.

[2] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 32, 1898, S. 1585.

[3] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1888, S. 1625.

[4] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 16.9.1856, Beilage, S. 9-10.

[5] Vierteljahreszeitschrift für die praktische Heilkunde, 2. Hauptteil, 1865, S. 1.

[6] Wiener Zeitung, 8.3.1901, S. 6.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [41]: Die Sammlung „Cholera-Epidemie 1831-1832“ an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Die Sammlung „Cholera-Epidemie 1831-1832“ an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

In der Neuburger Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet sich unter der Signatur Sign. 3285 die Sammlung „Cholera-Epidemie 1831-1832“ zu den Cholera-Epidemien im 19. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa der Jahre 1831 und 1832. Diese Sammlung umfasst über 200 Titel mit dem Schwerpunkt Österreich, aber auch mit dieser Pandemie sich beschäftigende zeitgenössische Werke aus Deutschland, Italien, England oder Frankreich.

Zu Beginn der 1830er Jahre brach in Europa eine bisher unbekannte Epidemie (die erste Pandemie trat 1817 bis 1824 in Asien, Afrika, Russland und Kleinasien auf), die Cholera, aus, die sich seit 1829 endemisch von Indien über das Gebiet am Schwarzen Meer bis nach Europa ausweitete. 1830 erreichte die Krankheit mit Galizien erstmals den Osten der Habsburgermonarchie und – trotz der Seuchenbekämpfung im Nordosten Ungarns – Mitte August 1831 Wien, wo sie in der Nacht vom 13. auf den 14. September abrupt ausbrach.

Brigham, Amariah: A treatise on epidemic cholera; including an historical account of its origin and progress, to the present period. Compiled from the most authentic sources. Harford: Published by H. and F.J. Huntington 1832 (Cholera Nr. 17).

Bereits 1830 war die immer näher rückende Epidemie in Mitteleuropa Gegenstand von öffentlichen Erörterungen und warf Fragen zu deren Bekämpfung und vor deren Schutz auf. Erste Maßnahmen der Verwaltungen wurden bereits 1830 veröffentlicht darunter:

Instruction für die Sanitäts-Behörden, und für das bei den Contumaz-Anstalten verwendete Personale, zum Behufe die Gränzen der k.k. österreichischen Staaten vor dem Einbruche der im kaiserlich-russischen Reiche herrschenden epidemischen Brechruhr (Cholera morbus) zu sichern und im möglichen Falle des Eindringens ihrer Verbreitung zu hemmen. Auf allerhöchsten Befehl verfasst. Wien: typ. k.k. Hof- und Staats Aerarial-Druckerey 1830 (Cholera Nr. 93).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/93]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8592169&pos=47&phys=

Erst im Frühjahr 1832 klang in Wien die Epidemie ab und erreichte im Juni 1832 einen neuerlichen Höhepunkt, der erst im September 1832 abebbte. Die Cholera gelangte in Wien über den Wienfluss und die Donau in die Abwässer der Vorstädte und so in das Grundwasser, womit auch die für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung existenziell benötigten Brunnen verseucht wurden. Als Reaktionen auf die Cholera-Epidemie der Jahre 1831 und 1832 kam es kurz darauf zum Bau der Sammelkanäle am Wienfluss.

Die Epidemie des Jahres 1831 hatte zunächst einen massiven Ausbau von zusätzlichen Abteilungen in den Wiener Spitälern und die Errichtung von Notspitälern zur Folge, trotzdem erreichte die Sterberate bei Erkrankten 64%. Die Epidemie beanspruchte in Wien das gesamte Gesundheitswesen und führte zu einer Überforderung der Verwaltung, deren Gegenmaßnahmen weitgehend wirkungslos blieben und dazu führte, dass sich in der Bevölkerung eine Panik breitmachte und das gesamte gesellschaftliche Leben zusammenzubrechen drohte.

In der Sammlung „Cholera-Epidemie 1831-1832“ spiegelt sich auch die gesellschaftliche Brisanz und die vehemente Suche nach rascher Abhilfe im Umfang an der dazu veröffentlichter Literatur wider. Ein großer Teil der Publikationen setzt bereits 1831 ein. Darunter befindet sich die Arbeit des Mediziners, k.k. Hofmedicus, Mitglied der Medizinischen Fakultät in Wien und Ordinarius an der k.k. höheren Bildungsanstalt für Weltpriester zum Hl. Augustin, Carl Joseph Meyer:

Meyer, Carl Joseph: Ein Wort zu seiner Zeit über die herrschende Cholera. Zur Belehrung und zum Troste für die guten Bewohner Wiens und dessen Umgegend. Wien: 1831 (Cholera Nr. 100).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/100]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8613982&pos=1&phys=

oder des Arztes und Dompredigers Johann Emanuel Veith (1787-1876):

Veith, Johann Emanuel: Die Cholera im Lichte der Vorsehung. Ein Kanzelvortrag, gehalten am Schlusse der öffentlichen Bittgänge in der Metropolitankirche zu St. Stephan am 9. September 1831. Wien: Druck und Verlag der Mechitaristen-Congregations-Buchhandlung 1831 (Cholera Nr. 101).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/101]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8657703&pos=8&phys=

sowie die Arbeit des österreichischen Mediziners Moritz Rohrer, der die die Entstehung der Cholera und deren Bekämpfung thematisierte:

Rohrer, Moritz: Die epidemische Brechruhr zu Lemberg, beobachtet und beschrieben. Brünn: Trassler 1831 (Cholera Nr. 42).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/42]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8633458&pos=0&phys=

Von Joseph Riedl (1803-1870), der 1832 das größte Choleraspital in Lemberg leitete und ab der Eröffnung 1853 der erste Leiter der k.k. Irren-, Heil- und Pflegeanstalt am Brünnlfeld war, stammt die Arbeit:

Riedl, Joseph: Die asiatische Brechruhr nach der in Galizien gemachten Erfahrungen und Beobachtungen. Prag: Haase 1832 (Cholera Nr. 44).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/44]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8632093&pos=21&phys=

Vom Referent für Choleraangelegenheiten bei der niederösterreichischen Regierung, Joseph Johann Knolz (1791-1862) befinden sich in dieser Sammlung zwei Arbeiten zur Cholera-Epidemie:

Knolz, Joseph Johann: Darstellung der Brechruhr-Epidemie in der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, wie auch auf dem flachen Lande in Österreich unter der Enns in den Jahren 1831 und 1832, nebst den dagegen getroffenen Sanitäts-polizeylichen Vorkehrungen. Wien: Mayer 1834 (Cholera Nr. 111).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/111]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597452&pos=36&phys=

Knolz, Joseph Johann: Beobachtungen über die Brechruhr-Epidemie und ihre Behandlungsweise während des dreimaligen Erscheinens derselben in den Jahren 1830, 1831 und 1836 in der Haupt- und Residenzstadt Wien mit Angabe des eigenthümlichen Verhaltens und den erwähnenswerten Heilarten während ihres gegenwärtigen in Galizien aus amtlichen Quellen geschöpft und zusammengestellt. Wien: Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei 1849. (Cholera Nr. 159).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/159]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8597451&pos=34&phys=

Von August Zink, Mitglied der Josephinischen Akademie in Wien und praktizierender Arzt in Fulnek in Mähren stammt die Arbeit:

Zink, August: Geschichtliche Bemerkungen über die epidemische Cholera während ihres Eintrittes und Herrschens in Wien, nebst einem Versuch des aetiologische Verhältnis derselben aufzuklären. Wien: Gerold 1832 (Cholera Nr. 110).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/110]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8668103&pos=16&phys=

Vom Mitglied der Medizinischen Fakultät Wien, Anton Edler von Eisenstein (1799-1867), befindet sich in der Sammlung die Monografie:

Eisenstein, Anton von: Lebens- und Vorbeugungsmaßregeln bei der Epidemie der nervösen Cholera. Seinen Mitbürgern zur Beherzigung empfohlen. Wien: Druck von Carl Gerold und Sohn 1848 (Cholera Nr. 166).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/166]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8564116&pos=0&phys=

Weiters die Arbeiten vom Primararzt am AKH in Wien, Arthur Leopold Köstler, der 1831 auch als Polizei-Bezirksarzt in Wien tätig war und zuvor die Cholera in Galizien beobachtet hatte und in den 1830er Jahren wegen seiner Arbeiten zu „Irrenanstalten“ in Westeuropa bekannt wurde.[1]

Köstler, Arthur Leopold: Anweisung, sich gegen die epidemische Cholera zu schützen, und dieselbe bey ihrem Beginn zweckmäßig zu behandeln. Wien: Bey Mörschner & Jasper 1831 (Cholera Nr. 98).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/98]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8598326&pos=1&phys=

Köstler, Arthur Leopold: Aus der Erfahrung geschöpfte Andeutungen zur Erkenntnis und Behandlung der epidemischen Cholera. Wien: Mörscher & Jasper 1831 (Cholera Nr. 99).

[Zweigbibilothek für Geschichte der Medizin, Neuburger  Bibliothek, Sign. 3285/99]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8598325#

Von Joseph Magnus Winkler (gest. 25.10.1841), der seit 1824 Sekundararzt im AKH in Wien, später Arzt in Mährisch-Neustadt[2] und zuletzt Kreisarzt in Hradisch in Mähren war, stammt die Arbeit:

Winkler, Joseph Magnus: Die orientalische Cholera, ihre Geschichte der Entstehung und bisherigen Verbreitung, Verlaufsweise, Symptome, ausführliche Vergleichung und Übereinstimmung mit den vorzüglichsten Contagionen, und die hieraus hervorgehende Folgerung ihrer Beschaffenheit und Vorbauungsweise. Olmütz: typ. Skarnitzel 1831 (Cholera Nr. 4).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/4]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8664696&pos=0&phys=

Vom Professor für Anatomie in Wien und früheren Arzt eines Cholera-Spitals in Lemberg, Joseph Berres (1796-1844) [Bitte Link zu Berres-Blog 21] findet sich in der Sammlung der Artikel:

Berres, Joseph: Praktische Erfahrungen über die Natur der Cholera in Lemberg und Behandlungsart derselben. Sonderabdruck aus Mnemosyne. Lemberg: typ. Schnayder 1831 (Cholera Nr. 43).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/43]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8544791&pos=0&phys=

Vom Mediziner Anton Dominik Bastler (zirka 1802, gest. 11.3.1886 Wien), a.o. Prof. an der Medizinischen Fakultät in Wien und seit 1830 Herausgeber und Redakteur der „Populäre Gesundheits-Zeitung“ erschien 1832 die Publikation:

Bastler, Anton Dominik: Die Cholera in Wien. Ein Beytrag zur Lösung der wichtigen Fragen: Worin besteht das wahre Wesen der Krankheit? – Wie wird ihr zuverlässig vorgebeugt? – Durch welche Cur-Methoden werden selbst die im höchsten Grade befallenen schnell wieder gerettet? – Wie ist man im Stande diese Seuche minder verheerend zu machen, und die Furcht vor ihr selbst ganz zu verbannen? – Als Resultat hiesiger Beobachtungen und eines Heilverfahrens, durch welches von 143 Cholerakranken in den Tagen der großen Gefahr 139 gerettet und vollkommen wieder hergestellt wurden. Zur allgemeinen Beruhigung mitgetheilt. Wien: Gedruckt bey A. Strauß’s sel. Witwe 1832 (Cholera Nr. 108).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/108]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8541451&pos=78&phys=

Weitere internationale Autoren aus dieser Sammlung sind:

Elsässer, Karl Ludwig von: Die epidemische Cholera nach eigenen aus Auftrag der Königl. Würtembergischen Regierung angestellten Beobachtungen in Wien und Mähren, besonders Brünn. Stuttgart: Löflund 1832 (Cholera Nr. 113).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/113]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8564499&pos=10&phys=

Bräunlich, Friedrich Gustav: Cholera asiatica. Deren Wesen und Behandlung. Freyberg: Craz & Gerlach 1881 (Cholera Nr. 73)

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/73]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8549061&pos=13&phys=

Blum, Sigmund: Versuche einer näheren Betrachtung der nächsten Ursachen und des Wesens der orientalischen Cholera nebst einer bewährten Heilmethode. Rzeszów: typ. Skielski 1850 (Cholera Nr. 170).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/170]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8547140&pos=14&phys=

Brigham, Amariah: A treatise on epidemic cholera; including an historical account of its origin and progress, to the present period. Compiled from the most authentic sources. Harford: Published by H. and F.J. Huntington 1832 (Cholera Nr. 17).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/17]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8550037&pos=16&phys=


Buniva, Michele: Trattato delle varie specie di cholera-morbus coll’addizione di alcune delle più applaudite memorie sullo stesso argumento. Torino: typ. Cassano, Marzorati & Vercellotti 1831 (Cholera Nr. 138).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/138]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8552118&pos=18&phys=

 

Pfeiffer, Ludwig: Erfahrungen über die epidemische Cholera, gesammelt in den Hospitälern zu Warschau im Sommer 1831. Kassel: 1831 (Cholera Nr. 39).

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/39]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8624721&pos=22&phys=

Lichtenstädt, Jeremias Rudolph: Die asiatische Cholera in Russland in den Jahren 1830 und 1831. Nach russischen Aktenstücken und Berichten sowie nach eigenen Erfahrungen. Berlin: Haude & Spencer [1830]-1831 (Cholera Nr. 22).

 

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/22]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8606153&pos=44&phys=

Larrey, Dominique Jean: Mémoire sur le choléra-morbus. Paris und Londres: Baillière 1831 (Cholera Nr. 129).

 

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 3285/129]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8603120&pos=1&phys=

Text: Walter Mentzel

Quellen:

Callisen, Adolph Carl Peter: Medicinisches Schriftsteller-Lexikon der jetzt lebenden Ärzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker. Copenhagen: 1830-1845.

[1] Callisen, Adolph Carl Peter, Medicinisches Schriftsteller-Lexikon der jetzt lebenden Ärzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker. Bd. 29. Copenhagen: 1830-1845, S. 311.

[2] Callisen, Adolph Carl Peter, Medicinisches Schriftsteller-Lexikon der jetzt lebenden Ärzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker. Bd. 21. Copenhagen: 1830-1845, S. 261.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [35]: Anton Drasche und die letzte Cholera-Epidemie in Wien im Jahr 1873

Anton Drasche und die letzte Cholera-Epidemie in Wien im Jahr 1873

Im Juli 1873 – im Jahr der am 1. Mai eröffneten Weltausstellung in Wien – kam es in Wien ein letztes Mal (mit Ausnahme während des Ersten Weltkrieges) zum Ausbruch einer über Ungarn und Galizien eingeschleppten Cholera-Epidemie. Die ersten Erkrankungen traten Ende Juni in Wien II., Nordbahnstraße 50 auf und breiteten sich von hier in die dichtbewohnten Elendsvierteln und vor allem in den dritten Wiener Gemeindebezirk aus, wo die meisten Todesopfer zu beklagen waren. Davon betroffen waren vor allem Personen aus den unteren sozialen Schichten, die konzentriert unter katastrophalen hygienischen Bedingungen in den Vorstädten auf engsten Raum lebten und unter der unzulänglichen Trinkwasserversorgung, der mangelhaften Wasserqualität und der fehlenden Abwasserbeseitigung litten. Die Epidemie erreichte im August 1873 ihren Höhepunkt und ebbte im September wieder ab. Von Juli bis Oktober 1873 starben 2.983 Menschen, während die Gesamtzahl der Cholera-Opfer in der Monarchie eine halbe Million Menschen betrug. Erste Gerüchte über den Ausbruch einer Cholera-Epidemie Anfang Juli 1873, die in der ausländischen Presse verbreitet wurden, wurden zunächst als Falschmeldungen dementiert, um einen reibungslosen und ungestörten Verlauf der Weltausstellung zu garantieren.

Zu dieser Zeit galt der in Wien an der Rudolfstiftung arbeitende Mediziner und Epidemiologe Anton Drasche als Experte auf dem Gebiet der Cholera, der er sich bereits in seiner 1853 fertiggestellten Dissertation und einer 1860 veröffentlichten Monografie gewidmet hatte. Seit 1856 beschäftigte er sich mit der Verbreiterung der Cholera-Epidemien und versuchte deren Wege nachzuzeichnen und statistisch zu erfassen.

Abbildung 1: Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.

Abbildung 2 und 3: Karte: Die Cholera im österreichischen Kaiserstaat und der Lombardei und in der Krain im Jahre 1855, in: Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.

Anton Drasche (*1.7.1826 Lobendau/Böhmen (heute: Šluknov, Tschechien), gest. 23.8.1904 Bad Vöslau/Niederösterreich) studierte Medizin in Prag, Wien und Leipzig, promivierte 1853 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und leitete danach 1854 im Auftrag der Regierung den Unterricht ägyptischer Mediziner in Wien. Nachdem er 1854 als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien seine medizinische Laufbahn begann wurde er bereits ein Jahr später Leiter der provisorischen Choleraabteilung.

Abbildung 4: Bildnis Anton Drasche. In: Drasche, Anton: Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40-jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.

1858 habilitierte er sich für spezielle Pathologie und Therapie und war bis 1866 als Sekundararzt der dritten medizinischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Ab 1867 bis 1877 wechselte er – zum Primararzt ernannt – in das sogenannte „städtische Choleraspital“, an die erste medizinische Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung, wo er die 1873 in Wien ausbrechende Choleraepidemie bekämpfte.

Über die Choleraepidemie in Wien 1873 verfasste er eine Studie:

Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934/Anhang]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561731&pos=7&phys=

Abbildung 5 und 6: Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

Ein Jahr später, 1874, wurde er dafür zum a. o. Prof. für Epidemiologie ernannt und war im selben Jahr offizieller Vertreter der österreichischen Regierung am Internationalen Sanitätskongress in Wien, der sich der Cholera widmete:

Anton, Drasche: Vorschlag und Begründung einer in Wien baldigst abzuhaltenden internationalen Cholera-Konferenz. Wien: Braumüller 1873.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 28716]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561742#

Ab 1877 war Drasche wieder als Primararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Die Abteilung, die er bis 1897 leitete wurde als „therapeutische Klinik“ bezeichnet. Drasche war seit 1880 Mitglied des Obersten Sanitätsrates, von Juni 1875 bis März 1887 Mitglied des Wiener Gemeinderates (Mitglied der liberalen „fortschrittlichen Partei“) und hier in der öffentlichen Gesundheitspolitik aktiv.

Seine zahlreichen Arbeiten, die er bis 1893 veröffentlicht hatte, sind anlässlich seines akademischen 40-Jahrjubiläums in einem Sammelband veröffentlicht worden.

Drasche, Anton: Prof. Dr. Anton Drasche’s Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561725&pos=0&phys=#

Beachtet und gewürdigt wurden – neben seine Arbeiten zur Cholera – seinen Studien „Über den Einfluss der Hochquellenleitung auf die Salubrität der Bevölkerung in Wien“ (1883), über Strophanthus, und zur Tuberkulose. Seine medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse versuchte er einem breiten Publikum durch die Veröffentlichung von Artikel in der „Neuen Freien Presse“ zugänglich zu machen.

Ein ausführlicher Nachruf findet sich in der „Neuen Freien Presse“ vom 24.8.1904, S. 6-7.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=19040824&seite=6&zoom=33&query=%22drasche%22&ref=anno-search

Anton Drasche publizierte zur Cholera-Epidemie folgende Arbeiten, die sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden:

Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3273]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561729&pos=6&phys=

Drasche, Anton: Über die Unwahrscheinlichkeit einer diesjährigen Choleraepidemie in Wien, unter Rücksichtnahme auf die Verbreitung der Seuche im letzten Decennium (1855-1865). In: Wiener Medizinische Wochenschrift. (15) 1865. Sp. 1061-1064/1081-1085.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z 10.002/15]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561741#

Drasche, Anton: Der Pilzfund [Robert] Koch’s bei der Cholera. In: Neue Freie Presse. 1884.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 51630]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561737#

Drasche, Anton: Über die Bedeutung der Commabacillen für die Cholera-Prophylaxe. Sonderabdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 25471]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561726#

Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934/Anhang]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561731&pos=7&phys=

Weitere Publikationen von Anton Drasche an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin:

Drasche, Anton: Prof. Dr. Anton Drasche’s Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/NeuburgerBibliothek, Sign.: 21934]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561725&pos=0&phys=#

Drasche, Anton: Über das Heilserum bei der Diphtherie. Abschrift aus: Wiener medizinische Wochenschrift. 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Abschr. 168]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561733&pos=8&phys=

Drasche, Anton: Über Pasteurs Schutzimpfung gegen Tollwut. Sonderabdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31373]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561738#

Drasche, Anton: Über die Wirkung des Strophanthus auf das Herz. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Blätter. 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46869]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561743#

Drasche, Anton: Über die Infektionsfähigkeit der Hadern. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Blätter. 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46873]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561734&pos=9&phys=

Drasche, Anton: Influenza. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 47068]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561735#

Drasche, Anton: Flecktyphus. Erfahrungen aus vier eigens beobachteten Flecktyphus-Epidemien in Wien. Sonderabdruck aus: Österreichisches Sanitätswesen. 1900.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8429538&pos=0&phys=

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Senat S. 304.187 (Personalbogen).

Text: Walter Mentzel

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [27]: Wertheim, Zacharias: Versuch einer medicinischen Topographie von Wien. Wien: Bey Kupffer & Wimmer 1810.

Wertheim, Zacharias: Versuch einer medicinischen Topographie von Wien. Wien: Bey Kupffer & Wimmer 1810.

Text: Dr. Walter Mentzel

1810 erschien bei Kupfer & Wimmer ein 458 Seiten umfassendes Werk des Wiener Augenarztes Zacharias Wertheim unter dem Titel „Versuch einer medicinischen Topographie von Wien.“ Diese Arbeit, die er dem Stadt-Pyhsikus von Wien und Landes-Protomedicus der niederösterreichischen Regierung, Vincenz Peter Anton Guldner von Lobes (1762-1827), widmete, galt bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein als Standardwerk zur medizinischen Versorgung Wiens und deren medizinischen Einrichtungen.

Zacharias Wertheim wurde am 5. Juli 1780 als Sohn von Samson Simon Samuel Wertheimer (1739-1810) und Karoline „Schönele“ (1741-1816), geborene Neustadtl, in Wien geboren. Seine Familie lebte bereits in der fünften Generation in Wien und stammte ursprünglich aus Worms, wo sie bis in das 16. Jahrhundert nachweisbar ist. Wertheim war mit Johanna (1792-1864), geborene Baruch verheiratet, mit der er acht Kindern hatte, darunter den Chemiker Theodor Wertheim (1820-1864), den Physiker Wilhelm Wertheim (1815-1861) und Gustav Wertheim (1822-1888), der als Professor für Dermatologie und Syphilis sowie als Primarius an der Rudolfstiftung tätig war und in Wien eine Heilanstalt besaß.

Wertheim studierte an der Universität Wien Medizin, promovierte 1802 zum Doktor der Medizin und war ein Schüler von Johann Peter Frank (1745-1821). Nach Abschluss seines Studiums folgten weitere Studienjahre an Universitäten im Ausland u.a. über längere Jahre in Göttingen. Nach seiner Rückkehr nach Wien war er nach dem fünften Koalitionskrieg zwischen Österreich und Frankreich im Jahr 1809 während einer Typhusepidemie an der ungarischen Grenze als Arzt tätig. Ein Jahr darauf veröffentlichte er seine „medicinische Topographie von Wien“. 1816 wurde er zum Primararzt an das Israelitischen Spital in Wien berufen, wo er bis zu seinem Tod arbeitete und als dessen Leiter fungierte.

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Zacharias Wertheim: Lithographiertes Portrait eines Ölgemäldes von Georg Decker. Hergestellt anlässlich des 50-Jahrjubiläums der Verleihung der Titels Doktor Med. 1852.

Wertheim war Mitglied des Doktoren-Kollegiums und seit deren Gründung 1837 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Zacharias Wertheim verstarb am 31. Dezember 1852 in Wien.

Über ihn verfasste Nekrologe erschienen in der Wiener medizinischen Wochenschrift[1] sowie in der Allgemeinen Zeitung des Judenthums.[2]

Wertheim, Zacharias: Versuch einer medicinischen Topographie von Wien. Bey Wien: Kupffer & Wimmer 1810.

Wertheim schuf mit dieser Arbeit erstmals eine „medizinische Topografie“ für Wien, wie sie zu dieser Zeit nur für Städte wie Berlin und Hamburg vorlagen. Wertheim konnte für seine Arbeit nur auf wenige Statistiken und Vorarbeiten zurückgreifen, vielmehr versuchte er selbst die ihm notwendig erscheinenden Daten zu erheben. Das Buch enthält sechs Kapitel, die sich in zwei Themenbereiche gliedern. In den ersten Kapiteln (Klima, Bevölkerung Wiens, Physische und moralische Bildung, Speisen und Getränke) werden die Resultate seiner Beobachtungen zur Stadt und Bevölkerung Wiens dargestellt. In den beiden letzten Abschnitten wird auf die Beschaffenheit des Gesundheitswesens, die geläufigen Krankheitsformen und deren Häufigkeiten, das „Medicinal- und Armenwesen“, die Entwicklung der Medizinischen Fakultät und das Universitätsleben, die Organisation des Gesundheitswesens, die Kliniken, das Zwangs- und Arbeitswesen sowie die Besserungsanstalten, Waisen- und Gebärhäuser, Irrenanstalten, Taubstummen-Institute und Spitäler (Siechenhäuser) skizziert.

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Titelblatt: Wertheim: Versuch einer medicinischen Topographie von Wien: 1810.

Das Buch ist im Stil einer Reportage geschrieben und stellt die Stadt Wien und ihre Bevölkerung am Beginn des 19. Jahrhunderts und ihre diversen gesellschaftlichen Schichten, Milieus und Bevölkerungsgruppen aus ethnologischer, kulturalistischer und sozialpsychologischer Perspektive, mit durchaus gesellschaftskritischen – häufig humoristisch versehenen – Bemerkungen dar. Im Mittelpunkt seiner Beobachtungen steht das Alltagsleben der Bevölkerung, deren Lebensbedingungen und -gewohnheiten, sowie die Wohnverhältnisse aber auch die städtebauliche Beschaffenheit Wiens in Wechselwirkung zu den medizinischen und gesundheitlichen Verhältnissen. Insgesamt stellt diese Arbeit eine umfassende Beschreibung der Stadt und Bevölkerung Wiens um 1800 und damit eine frühe Kultur- und Sozialgeschichte Wiens unter besonderer Berücksichtigung der hygienischen und sanitären Verhältnisse der Stadt dar.

Quellen:

Taufbuch/Konversion, Rk, Erzdiözese Wien, 4. Bezirk, St. Karl Borromaeus, 1859, Folio 119, Wertheim Gustav.

UAW, Rigorosenbände des Dekanats für Chirurgen, Pharmazeuten und Hebammen, Med. 9.5 Doktoren der Medizin 1752 – 1821, Wertheim Zacharias (Promotion Datum, 13.4.1892).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Wertheim Zacharias (31.12.1853, Friedhof Währing, Gruppe 652, reihe 2, Grab 198a)

Vaterländische Blätter. 2.5.1812. S. 213-216.

Medizinisch-chirurgische Zeitung. Nr. 8. 28.1.1811. S. 129-131.

Literaturliste:

Wertheim, Zacharias: Versuch einer medicinischen Topographie von Wien. Mit fünf Tabellen. Wien: Bey Kupffer & Wimmer 1810.

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-5634]

Wertheim, Leopold: Die Doktorjubiläums-Feier des Herrn Zacharias Wertheim. Mitglied des Doctoren-Collegiums der med. Facultät, der k.k. Gesellschaft der Aerzte, Primararzt am Spitale der israelitischen Cultus-Gemeinde in Wien. Am 20 Juli 1852Wien: Druck von U. Klopf sen. & Alex. Eurich 1852.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 40291]

Keywords:

Israelitisches Spital Wien, Medizinische Topografie, Sozialgeschichte, Zacharias Wertheim

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. 1.1.1853. Sp. 27-28.

[2] Allgemeinen Zeitung des Judenthums. 31.1.1853. S. 69.

Normdaten (Person) Wertheim, Zacharias: BBL: 27749; GND: 122721012

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 27749 (18.05.2017); Letzte Aktualisierung: 2022 05 30
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [22]: Josef GRÜNFELD – Syphilidologe und Urologe

Josef GRÜNFELD – Syphilidologe und Urologe

Text: Dr. Walter Mentzel, Harald Albrecht, BA

Josef Jehuda Grünfeld wurde am 19. November 1840 als Sohn von Samuel Grünfeld und Rachel, geborene Roth, in Györke in Ungarn (heute: Durkov/Slowakei) geboren. Er war mit Sofie Schneider (1856-1946) verheiratet, eines seiner Kinder war sein Sohn Richard Leo Grünfeld (1874-1914), der ebenfalls die berufliche Laufbahn eines Mediziners einschlug.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kaschau (heute: Košice/Slowakei) und der Matura 1861, studierte er zuerst an der Universität in Budapest und danach an der Universität Wien Medizin. Aufgrund seiner schlechten finanziellen Situation, die ihn zwang nebenbei als Lehrer zu arbeiten, verzögerte sich sein Studium, das er schließlich 1867 mit seiner Promotion zum Doktor der Medizin und im selben Jahr mit dem Magister der Geburtshilfe abschloss. 1869 promovierte er noch zum Doktor der Chirurgie. Nachdem er einige Zeit im Wiener Allgemeinen Krankenhaus zuerst an einer chirurgischen, danach an einer internen Abteilung gearbeitet hatte, trat er als Assistent in die Abteilung von Carl Ludwig Sigmunds (1810-1883), der späteren Klinik für Syphilidologie und Dermatologie, ein. Grünfeld initiierte im Oktober 1869 die Gründung des „Ärztlichen Lesezimmers im allgemeinen Krankenhause in Wien“, der Vorgängerinstitution der heutigen Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Neben seiner Tätigkeit am AKH führte er ab 1873 in Wien eine Arztpraxis.

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Abb. 1    Josef Grünfeld. Josephinum – Medizinische Sammlungen, MedUni Wien. Sign.: MUW-FO-IR-001869-0001

Grünfeld war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, des Wiener Medizinischen Doctoren-Collegiums sowie korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Warschau. Weiters war er Vorstand der österreichisch-israelitischen Union in Wien und Mitglied des Vorstandes der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Grünfeld und seine Ehefrau Sofie, die auch in der österreichischen Frauenbewegung aktiv war und 1939 wie ihre Kinder wegen ihrer jüdischen Herkunft in die USA flüchteten musste, wo sie 1946 verstarb, engagierten sich in zahlreichen Initiativen zur Bekämpfung der Armut, der Kinderfürsorge und in jüdischen Wohlfahrtseinrichtungen. Als Mediziner unterstützten er an der Universität den „Verein zur Unterstützung mitteloser israelitischer Studierender“ als dessen Präsident und als Ehrenpräsident und Mitbegründer den „Arbeitsvermittlungsverein für jüdische Hochschüler“.

1900 publizierte er im Israelitischen Kalender für 5661 (1900/1902) „Die Geschichte des jüdischen Spitals in Wien und dessen Wandlungen seit dem Mittelalter“. [Neuburger-Bibliothek, Sign. 2901] und 1902 in der Monatsschrift der Österreichisch-israelitischen Union die Arbeit „Antiseptik und Judenthum“

[Neuburger-Bibliothek, Sign. 12446]

Bereits als Student beschäftigte er sich mit der Augenheilkunde und verfasste mit dem Privat-Dozenten an der Augenklinik in Wien, Max Tetzer (*1834, gest. 28.4.1866 Wien), ein „Compendium zur Augenheilkunde“ [Neuburger Bibliothek, Sign. 3953], das erst nach dem Tode von Tetzer erschien.

Josef Grünfeld zählt zu den Pionieren der Endoskopie und Begründer der modernen Harnspiegelung. Noch vor der Einführung der elektrischen Lichtquelle in die Endoskopie durch Max Nitze (1848-1906) konstruierte er ein Zystoskop, das vorne trichterförmig ausgestaltet war und einen Konduktor zur Erleichterung der Einführung in die Harnblase besaß. Ab 1872 entwickelte Grünfeld, inspiriert von Benjamin Tarnowski (1838-1906), einen eigenen Harnröhrenspiegel als reine Lufturethroskopie mit Lichteinspiegelung und demonstrierte seine Methode erstmals am 13. Februar 1874 in der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien. 1876 sah er mit seinem Urethroskop erstmals – allerdings nur bei Frauen – die Uretermündung (Harnleitermündung), 1885 entfernte er als erster kleine Blasentumore durch einen offenen Tubus unter Sicht.

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und dem an der Medizinischen Fakultät zusehends wachsenden Antisemitismus blieb Grünfeld lange Zeit die Habilitierung verwehrt. Erst durch die Intervention Theodor Billroths (1829-1894) konnte er sich 1881 für Dermatologie und Syphilidologie habilitieren.[1] 1885 wurde er zum Abteilungs-Vorstand an der für ihn geschaffenen II. Dermatologischen Abteilung der Wiener Allgemeinen Poliklinik berufen, der er bis zu seiner Emeritierung 1907 vorstand und wo er auch Patienten mit urologischen Erkrankungen betreute.

1881 erschien von ihm die Arbeit „Die Endoskopie der Harnröhre und Blase“


[Neuburger-Bibliothek, Sign. LS-32380/51].

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Abb. 2    Endoskopische Untersuchung: Grünfeld: Die Endoskopie der Harnröhre und Blase. Stuttgart: 1881. S. 68.

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Abb. 3    Instrumente: Grünfeld: Die Endoskopie der Harnröhre und Blase. Stuttgart: 1881. S. 189.

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Abb. 4    Endoskopische Bilder: Grünfeld: Die Endoskopie der Harnröhre und Blase. Stuttgart: 1881. Tafel III.

Grünfeld verstarb am 14. Mai 1910 in Wien.
 

Abb. 5    Neue Freie Presse 15.5.1910, S. 98.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Sterbebuch 1910, Grünfeld Josef.

AUW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.399 Grünfeld Josef.

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-79r, Grünfeld Josef (Rigorosen Datum 1866).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-128, Grünfeld Josef (Promotions- Sponsionsdatum, 12.2.1867).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-288, Grünfeld Josef (Sponsionsdatum Chirurgie, 21.5.1869).

Homepage: European Museum of Urology. Stand: 27.03.2017.
http://history.uroweb.org/biographies/gruenfeld-josef/

Reuter, Matthias A.: Geschichte der Endoskopie. Handbuch und Atlas Band 1-4. Stuttgart und Zürich: Karl Krämer Verlag 1998.

Klein-Bäringer, Salomon: Privatdozent Dr. Josef Grünfeld. 1840-1910. Separatabdruck von: Medicinische Blätter. Wochenschrift für die gesamte Heilkunde. (26) 1910. Wien: Verlag der „Medicinischen Blätter“ 1910.

Klein-Bäringer, Salomon: Privatdozent Dr. Josef Grünfeld. 1840-1910. Separatabdruck von: Medicinische Blätte. Wochenschrift für die gesamte Heilkunde. (26) 1910. Wien: Verlag der „Medicinischen Blätter“ 1910. S. 3.

Reuter, Matthias A.: Geschichte der Endoskopie. Handbuch und Atlas Band 1-4. Stuttgart und Zürich: Karl Krämer Verlag 1998. S. 63.

Homepage: European Museum of Urology. Stand: 27.03.2017 http://history.uroweb.org/biographies/gruenfeld-josef/

Literaturliste:

Von Josef Grünfeld besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin im Bestand der Separata-Bibliothek eine Reihe von Arbeiten.

Grünfeld, Josef: Die Geschichte des jüdischen Spitales in Wien und dessen Wandlungen seit dem Mittelalter. Sonderdruck aus: Kalender für Israeliten. Wien: Druck und Verlag von Moritz Waizner & Sohn 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2901]

Grünfeld, Josef: Antiseptik und Judenthum. Vortrag, gehalten in der Plenarversammlung der „Oesterreichisch-Israelitischen Union“ am 25. Jänner 1902. Sonderdruck aus: Monatsschrift der Oesterreichisch-Israelitischen Union. Wien: Buchdruckerei „Indurstrie“ 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12446]

Tetzer, Max und Josef Grünfeld: Compendium der Augenheilkunde. Nach weil. Dr. Max Tetzer’s systematischen Vorträgen. Mit 3 lithographirten Tafeln. Wien: Verlag von Sallmayer & Comp. 1870.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3953]

Grünfeld Josef: Die Endoskopie der Harnröhre und Blase. Mit 22 Holzschnitten und 3 Tafeln in Farbendruck. Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: LS-32.380/51]

[1] Klein-Bäringer, Salomon: Privatdozent Dr. Josef Grünfeld. 1840-1910. Separatabdruck von: Medicinische Blätter. Wochenschrift für die gesamte Heilkunde. (26) 1910. Wien: Verlag der „Medicinischen Blätter“ 1910. S. 3.

Keywords:
Augenheilkunde, Josef Grünfeld, Syphilidologie, Urologie, Wien, Dermatologe, Syphilis, Medizingeschichte, Arzt

Normdaten (Person) Grünfeld, Josef:  GND134060628; BBL: 27489

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Josef Grünfeld in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Grünfeld (Stand: 16.02.2022)

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der MedUni Wien, BBL: 27489 (30.03.2017); Letzte Aktualisierung: 2022 02 16
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=27489

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