Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [201]: Pauline Feldmann – Gynäkologin, Vertreterin der Organisation der Ärztinnen Österreichs und NS-Verfolgte

Pauline Feldmann – Gynäkologin, Vertreterin der Organisation der Ärztinnen Österreichs und NS-Verfolgte

Text: Dr. Walter Mentzel

Pauline Feldmann wurde am 19. Juli 1884 als Tochter des aus Teplitz in Böhmen stammenden Rudolf Feldmann (1855-1937) und der aus Prag stammenden Bertha, geborene Feldmann, in Wien geboren.

Feldmann studierte während des Ersten Weltkrieges an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 9. März 1918 mit ihrer Promotion ab. Danach erhielt sie ihre Facharztausbildung für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universitäts-Kinderklinik und an der I. Universitäts-Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien unter dem Vorstand von Dozent Ludwig Adler (1876-1958), wo sie 1920 die Arbeit „Der schematische Dämmerschlaf nach Siegel“ publizierte. Zwischen 1921 und 1924 war sie provisorische Leiterin des Ambulatoriums für Frauenkrankheiten am Kaiser Franz-Josef-Spital in Wien. Danach führte sie eine Privatpraxis in Wien 9, Berggasse 8.

Feldmann war von Beginn an Mitglied in der von Dora Brücke-Teleky (1879-1963) im Februar 1919 gegründeten Organisation der Ärztinnen Österreichs (OÖA), die im Oktober 1919 in die internationale Ärztinnenorganisation Medical Women’s International Association (MWIA) aufgenommen wurde, sowie der ebenfalls im Februar gegründeten Organisation der Wiener Ärztinnen, wo sie in den ersten Jahren als Rechnungsführerin und danach als Schriftführerin fungierte. Im April 1928 nahm sie als Delegierte gemeinsam mit Dora Brücke-Teleky an der Delegiertenversammlung der 3. Internationalen Ärztinnenversammlung in Bologna teil und referierte, so wie auch die teilnehmenden Ärztinnen Frida Becher-Rüdenhof (1874-1951), Marie Proksch, Wilhelmine Brill-Löwenstein (1884-1971), und Else Volk-Friedland (1880-1953), auf der Versammlung.[1] Im September 1931 nahm sie als Ersatzdelegierte an dem in Wien abgehaltenen 6. Internationalen Ärztinnenkongress teil.[2] Daneben engagierte sie sich als Funktionärin in der „Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens“.

New York, Southern District, U.S District Court Naturalization Records, 1824-1946, Pauline Feldmann, 1940.

Pauline Feldmann war nach dem „Anschluss“ wegen ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt und flüchtete nach England, von wo sie im Dezember 1939 über Southampton in die USA emigrierte. Sie nahm in New York ihren Beruf als Ärztin wieder auf und war Mitglied der New York County Medical Society und der Medical Society of the State of New York. Sie verstarb im April 1986 in New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch, 1884, Feldmann Pauline.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0149, Feldmann Pauline (Rigorosum Datum: 2.7.1918)

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 191-1334, Feldmann Pauline (Promotion Datum: 3.9.1918).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 7.149, Feldmann Pauline.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds-Abgeltungsfonds, Zl. 1.636, Feldmann Pauline.

United Kingdom, Outgoing Passenger Lists, 1890-1960, Pauline Feldmann, 1939.

New York, Southern District, U.S District Court Naturalization Records, Pauline Feldmann.

New York, Southern District, U.S District Court Naturalization Records, 1824-1946, Pauline Feldmann, 1940.

New York, Southern District, U.S District Court Naturalization Records, 1824-1946, Pauline Feldmann, 1941.

New York State Journal of Medicine, Nr. 1, January 1987, S. 137.

United States Social Security Death Index, Pauline Feldmann, Apr 1986, U.S. Social Security Administration, Death Master File, database (Alexandria, Virginia: National Technical Information Service, ongoing).

Literatur:

Feldmann, Pauline: Der schematische Dämmerschlaf nach Siegel. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik in Wien. Supplierender Vorstand: Privatdozent Dr. Ludwig Adler. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1920.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Pauline Feldmann, Gynäkologin, Organisation der Ärztinnen Österreichs, NS-Verfolgte, Ärztin, Medizingeschichte, Wien

[1] Neue Freie Presse, 8.4.1928, S. 13.

[2] Das Wort der Frau, 13.9.1931, S. 3.

Normdaten (Person) Feldmann, Pauline: BBL: 40387; GND: 1279518596;

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