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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [191]: Myrdacz, Paul – Militärarzt, Sanitätsstatistiker, Autor, Leiter der Josephinischen Sammlungen und Bibliothekar der Militärärztlich-chirurgischen Bibliothek im Josephinum in Wien

Myrdacz, Paul – Militärarzt, Sanitätsstatistiker, Autor, Leiter der Josephinischen Sammlungen und Bibliothekar der Militärärztlich-chirurgischen Bibliothek im Josephinum in Wien

Text: Walter Mentzel

Paul (Pawel) Myrdacz wurde am 4. Mai 1847 als Sohn von Jerzy Myrdacz (1821-1876) und Zusanna Krzemien in Konská in Österreichisch-Schlesien geboren. Er war mit Emma Zettl verheiratet.

Paul Myrdacz absolvierte 1872 als letzter Jahrgang vor ihrer Schließung die militärärztlich-chirurgischen Josephinische Akademie in Wien mit dem Titel Doktor der gesamten Heilkunde (6.1.1872),[1] und begann unmittelbar darauf seine Karriere als Oberarzt im Infanterieregiment Freiherr von Heß, Nr. 49.[2] 1874 wechselte er zum Infanterieregiment Nr. 39[3] und 1875 zum Garnisonspital Nr. 2.[4] 1878 wurde er als Regimentsarzt dem Chef des militärischen Offizierskorps und dem Generalstab zugeteilt.[5] Zwischen 1879 bis 1888 fungierte er Sekretär des „Unterstützungsvereins der k. k. Militärärzte“. 1885 erfolgte seine Ernennung zum Regimentsarzt 1. Klasse, seinen Dienst versah er in diesen Jahren bei den Infanterieregimentern Nr. 31 und Nr. 55, bis er ab November 1888 wieder dem Garnisonsspital Nr. 2 und ab Mai 1895 dem Garnisonspital Nr. 1 als Stabsarzt zugeteilt wurde.

Paul Mydracz wissenschaftliche Laufbahn

Neben seinem Beruf als Militärarzt schlug Myrdacz schon früh eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Zunächst im „Wissenschaftlichen Verein der Militärärzte in Wien“,[6] in dem er zwischen 1874 und 1887 auch als Schriftführer wirkte,[7] sowie als Herausgeber des vom Unterstützungsverein der k.k. Militär-Ärzte geführten „Jahrbuches für Militärärzte“. Im wissenschaftlichen Verein hielt er regelmäßig Vorträge, die sich in der Zeitschrift „Der Militärarzt“ abgedruckt finden, wie u.a. seine „Reiseerinnerungen aus Russland“ aus dem Jahr 1897,[8] oder zur Internationalen Militär-Sanitätsstatistik im Jahr 1898.[9] Ebenso war er viele Jahre lang Mitarbeiter bei der von Wilhelm August Roth (1833-1892) in Berlin herausgegebenen Schriftenreihe: „Jahresberichte über die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiete des Militärsanitätswesens“. 1875 publizierte er bereits zum preußischen Krankentransportwesen und über die militär-hygienischen Mitteilungen aus der nordamerikanischen Union. Beide Arbeiten erschienen in der „Wiener medizinischen Presse“.[10] Seit 1888 war er auch Mitarbeiter der „Wiener klinischen Wochenschrift“.[11] Regelmäßig schrieb er für die Zeitschrift „Der Militärarzt“.

Sanitätsstatistik und Sanitätsgeschichte

Einen besonderen Arbeitsschwerpunkt legte Myrdacz schon früh auf das Gebiet der Sanitätsstatistik, der Sanitätsgeschichte und dem internationalen Militärsanitätswesen. Seine ersten Arbeiten widmeten sich – 1880 veröffentlicht – der Tätigkeit der Schiffsambulanzen und Eisenbahnsanitätszüge.

Erstmals größere Aufmerksamkeit erhielt er mit seiner 1882 vorgelegten Schrift „Sanitätsgeschichte und Statistik der Occupation Bosniens und der Hercegovina im Jahre 1878“, die die – nach den Beschlüssen des Berliner Kongresses 1878 – von Österreich-Ungarn durchgeführten Okkupationen von Bosnien und Herzegowina und der damit verbundenen Eingliederung in die österreichische Verwaltung thematisierte. 1885 erschien von ihm als Fortsetzung die Sanitäts-Geschichte über die Niederschlagung des Aufstandes in der Herzegowina, in Südbosnien und in Süddalmatien, dem sogenannten „Ostherzgowinischen Aufstand“ im Jahre 1882, der mit einer massiven Brutalität durch die k.u.k. Armee gegen die serbische und muslimische Bevölkerung von statten ging und sich im Ersten Weltkrieg an denselben Schauplätzen wiederholen sollte. Myrdacz verarbeitete in diesen beiden Monografien zeitnah militärhistorisch relevante Quellen, darunter sehr früh schon die sogenannten „Feld-Akten“ aus dem Bestand des Kriegsarchivs im heutigen Österreichischen Staatsarchiv, deren Einsichtnahme ihm durch das Kriegsministerium gewährt worden war. Neben zahlreichen Monografien publizierte er seine historischen Arbeiten regelmäßig in der Zeitschrift „Der Militärarzt“. Darunter: „Der Ileotyphus in den Garnisonen Wien und Budapest in den Jahren 1877-1899, in: Der Militärarzt, 29.7.1892, Nr. 14 und 12.8.1892, Nr. 15“, weiters „Die Malariakrankheit im k.u.k. Heere, in: Der Militärarzt, 17.1.1902, Nr. 1 und 2 und „Die chirurgisch-operative Tätigkeit der k.u.k. Militärheilanstalten in den Jahren 1894-1904, in: Der Militärarzt, 20.7.1906, Nr. 13-14“.

Sanitäts-Geschichte über die Niederschlagung des Aufstandes in der Herzegowina, in Südbosnien und in Süddalmatien

Diese Arbeiten zählten in Österreich-Ungarn zu den ersten Versuchen eine zusammenfassende Geschichte eines Krieges aus dem Blickwinkel des Militärsanitätswesens zu schreiben. Zu seinen Vorbildern gehörten die Arbeiten des britischen Militärarztes, Professor an der Army Medical School und Mitbegründer des Genfer Konvention im Jahr 1864, Thomas Longmore (1816-1895), der auch eine wesentliche Rolle im internationalen Roten Kreuz einnahm. Ebenso beeinflusste ihn der Zoologe und Militärchirurg Jean-Charles Chenu (1808-1879) und der US-amerikanische Militärarzt George Alexander Otis (1830-1888), der die Reihe „The medical and surgical history of the War of the Rebellion“ (1861-1865) mitverfasste und mitherausgab, sowie die späteren Arbeiten des sächsischen Oberstabsarztes Hermann Frölich (1839-1900) und dessen Publikationen zum deutsch-französischen Krieg 1870/71.

Zwischen 1895 bis 1898 verfasste Myrdacz zahlreiche weitere militärärztlich-historische Arbeiten. Dazu zählt das von ihm ab 1898 herausgegebene „Handbuch für k.u.k. Militärärzte“ , die „Sanitäts-Geschichte des deutsch-französischen Krieges 1870-71“, die 1895 veröffentlichte Monografie „Das französische Militär-Sanitätswesen. Geschichte und gegenwärtige Gestaltung“, sowie weitere Arbeiten wie die „Sanitätsgeschichte des Krimkrieges 1854 bis 1856. 1896 erschienen die „Sanitätsgeschichte des Feldzuges 1859 in Italien“, „Das russische Militärsanitätswesen. Geschichte und gegenwärtige Gestaltung“, 1897 die „Sanitätsgeschichte der Feldzüge 1864 und 1866 in Dänemark, Böhmen und Italien“, und „Das italienische Militär-Sanitätswesen. Geschichte und gegenwärtige Gestaltung“, und 1898 die „Sanitätsgeschichte des russisch-türkischen Krieges 1877 bis 1878 in Bulgarien und Armenien“, sowie „Der englische Sanitätsdienst in Egypten“.

Im März 1883 wurde Myrdacz der statistischen Abteilung des Technischen Militärkomitees zugeteilt,[12] die die seit 1869 in der Abteilung 14 des k.k. Kriegsministerium existierende „Armee-Sanitäts-Statistik“ abgelöst hatte. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Mitglied des Militärsanitätskomitees. In dieser Funktion wirkte er an der Modernisierung der Sanitätsstatistik mit und publizierte regelmäßig umfangreiche statistische Arbeiten über die Gesundheits- und Krankenverhältnisse im österreichisch-ungarischen Militär (rückwirkend bis 1870). 1891 formulierte er in einer zwölfteiligen Artikelserie in der Zeitschrift der Militärarzt seine Vorstellungen zur Militärstatistik.[13]

Auf diesem Arbeitsfeld entstanden von ihm eine Reihe von Publikationen, die sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden, darunter seine Sanitätsstatistiken „Ergebnisse der Sanitäts-Statistik des k.k. Heeres in den Jahren 1870-1882, die „Die Sanitäts-Verhältnisse des k.k. Heeres in den Jahren 1880-1885“, die „Ergebnisse der Sanitäts-Statistik des k.k. Heeres in den Jahren 1883-1887“, die „Die neueren Fortschritte der Militärstatistik in Österreich-Ungarn“, die „Ärztliche Rekrutierungsstatistik von Österreich-Ungarn in den Jahren 1894-1905“, und die 1899 veröffentlichten „Ergebnisse der Sanitäts-Statistik des k.k. Heeres in den Jahren 1883-1896“, sowie die „Sanitätsverhältnisse der Mannschaft des k.u.k. Heeres in den Jahren 1894-1898“, und eine 1906 publizierte Arbeit zur „Epidemiologie der Garnisonen des k.u.k. Heeres in den Jahren 1894-1904“.

Zu einem Standardwerk wurde sein von ihm zusammengestelltes „Handbuch für k.u.k. Militärärzte“ Bd. 1-2. Wien: 1890-1914.

Die Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt als Sonderdruck aus den „Arbeiten der Demographischen Section am VI. Internationalen Congress für Hygiene und Demographie in Wien (1887) seine Studie „Die Verbreitung der zu Kriegsdiensten untauglich machenden Gebrechen der Wehrpflichtigen in Oesterreich-Ungarn“, sowie seine 1894 erschienene Arbeit „Études expérimentales sur l’action du projectile curassé“.

„Internationale Commission für einheitliche Militär-Sanitätsstatistik“

Gleichzeitig zu dem 1894 in Budapest tagenden VIII. Kongress für Hygiene und Demografie, trat auch eine internationale militärärztliche Kommission zusammen, an der Paul Mydracz als offizieller Vertreter Österreich-Ungarns und des Kriegsministeriums teilnahm. Hier kam es, nachdem die Errichtung einer „Internationalen Commission für einheitliche Militärsanitätsstatistik“ zur Vorbereitung der Zusammenführung und Vereinheitlichung statistischer Normen und des Datenaustausches der nationalen Militärstatistiken beschlossen worden war, zu seiner Bestellung zum „ständigen Sekretär“ der Kommission. Über diese seine Tätigkeit sowie seine Versuche auf diesem Gebiet die internationale Staatenwelt zur Zusammenarbeit zu gewinnen, berichtete er in zwei Teilen (Teil 1 und Teil 2) in der Zeitschrift Der Militärarzt 1898 (Nr. 11-14), in denen er seinen zu diesem Thema am 12. März 1898 gehaltenen Vortrag im Wissenschaftlichen Vereine der Militärärzte bei der Garnison Wien, zusammenfasste. Diese Arbeit befindet sich ebenfalls im Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Weiters nahm er als Delegierter der österreichisch-ungarischen Regierung, sowie des Kriegsministeriums an zahlreichen medizinischen vor allem aber an Kongressen zur Militär- und Sanitätsstatistik teil, wie u.a. im Jahr 1900 am Internationalen medizinischen Kongress in Paris,[14] oder an den internationalen Kongressen zur Hygiene und Demografie, wie dem im September/Oktober 1887 in Wien stattfindenden VI. Kongress, bei dem er im Organisationskomitee vertreten war.[15] 1912 publizierte er dazu „Zur Frage der internationalen Spezialkongresse für Militär- und Marine-Sanitätswesen“.

Myrdacz Versuche der Organisation der „militärärztlich-chirurgischen Bibliothek“ und der Sammlungen im Josephinum:

Bereits 1884 gehörte Myrdacz jener militärischen Kommission an, die sich für die Reaktivierung der seit 1869 aufgehobenen Joseps-Akademie aussprach.[16] Im Mai 1897 erfolgte schließlich seine Ernennung zum ständigen Mitglied des Militär-Sanitäts-Comités[17] und im Dezember 1897 zum Kustos der militärärztlich-chirurgischen Bibliothek und der Sammlung des Sanitätsausrüstungsmaterials am Standort der Josephs-Akademie. Myrdacz wirkte hier durch die Berufung des k.u.k. Militär-Sanitäts-Comités auch als Leiter der heutigen Josephinischen Sammlungen. Die Militärärztliche Bibliothek ging auf die Initiative von Kaiser Joseph II zurück zu deren Erhalt eine Stiftung errichtet wurde, die jährlich den Stiftungsgenuss zur Vermehrung und Instandhaltung der Büchersammlung auszahlte. Die Stiftung war ursprünglich für das 1781 im Gumpendorfer Militärspital errichtete feldärztliche Institut und seit 1785 für die Josephs-Akademie gewidmet worden. Nach Auflassung des feldärztlichen Institutes (1784), wurde die dort eingerichtete Bibliothek dem k.u.k. Militär-Sanitäts-Comité zugewiesen. Seitdem führte die Bibliothek, die heute als eine Sammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besteht, die Bezeichnung „K.u.k. militärärztliche Bibliothek des Militär-Sanitäts-Comités“. 1900 umfasste der Bestand 12.000 Werke in 24.000 Bänden und einen Katalog.[18]

Myrdacz versuchte die Bibliothek neu zu organisieren, zu erweitern und insgesamt für einen größeren Benutzerkreis wiederzubeleben. Dazu begann er mit einer Neukatalogisierung und Neuaufstellung der Bibliothek. In dem von ihm geschaffenen alphabetisch geordnete Zettelkatalog führte er noch ein System von 86 Gruppen ein, innerhalb dieser er noch einen chronologisch geordneten Materien-Katalog erstellte. Die Benutzung der Bibliothek stand für Interessierte Montag, Mittwoch und Freitag von 5-8 Uhr abends offen, weiters wurde ein Entlehndienst für Militärärzte außerhalb Wiens eingerichtet und dafür der gedruckte Katalog samt der Bibliotheks-Ordnung den Garnisonen in der Habsburgermonarchie Vorort zur Verfügung gestellt.[19] Darüber hinaus hielt er am Josephinum Vorträge im Hörsaal 1 u.a. über „Sanitäts-Feldausrüstungs-Material.[20]

Exlibris von Paul Myrdacz

Er selbst bezeichnete sich 1899 als Bibliothekar. Heute finden sich noch an der Zweigbibliothek die Spuren seiner Tätigkeit in Form seiner der Bibliothek überlassenen Büchersammlungen, die sein Exlibris tragen.


Handschriftliches Exlibris von Paul Myrdacz

Während seiner Tätigkeit an dieser Institution verfasste er 1899 die heute noch als Handschrift an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin existierenden „Instruktionen zur Verwaltung der k.u.k. militärärztlichen Bibliothek des Militär-Sanitäts-Comité“.

Instruktionen der Verwaltung der k.u.k. militärärztlichen Bibliothek des Militär-Sanitäts-Comité

Diese in handschriftlicher Form vorliegenden gebundenen Archivalien bestehen aus einer von ihm verfassten Beschreibung der Bibliothek, seiner Vorstellung zur Organisation und Verwaltung der Bibliotheksbestände bis hin zu einer neuen Bibliotheks-Ordnung. Dazu findet sich darin ergänzend eine Sammlung von schriftlichen Quellen zur Bibliotheksgeschichte aus den 1890er Jahre.

Ab 1900 war er darüber hinaus noch Lehrer an der neugeschaffenen militärärztlichen Applikationsschule. Seine Tätigkeit am Josephinum endete im August 1902, nachdem er zum Kommandant des Garnisonsspitals Nr. 2 in Mostar in Bosnien und zum Oberstabsarzt 1. Klasse ernannt wurde.[21] Hier verfasste er im Oktober 1904 im Der Militärarzt den Aufsatz „Sanitätsstatistische Streiflichter“.[22] Im Mai 1905 erfolgte schließlich seine Ernennung zum Sanitätschef des 13. Korps und danach des 4. Korps in Budapest[23] und letztlich im Mai 1908 zum Generalstabsarzt.[24] In Budapest schrieb er 1905 im Der Militärarzt die Studie „Die Alkoholfrage in der Armee“,[25] 1907 den „Sanitätsstatistischen Bericht des k.u.k. Heeres für das Jahr 1905,[26] und 1909 die „Ergebnisse der internationalen Militär-Sanitätsstatistik.[27]

Im April 1911 trat Myrdacz in den Ruhestand und lebte bis zu seinem Tod in Graz. In den folgenden Jahren publizierte er weiterhin die sanitätsstatistischen Berichte in der Zeitschrift der Militärarzt wie u.a. 1912 die Sanitätsstatistischen Berichte des k.u.k. Heeres für 1910 und der Statistische Bericht der k.u.k. Kriegsmarine für die Jahre 1910 und 1911.[28] 1917 wurde ihm der Adelstand verliehen.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs wirkte Paul Myrdacz als Sanitätsreferent beim steirischen Roten Kreuz und in der Bundesleitung des Roten Kreuzes in Wien. Daraus resultierte sein 1917 verfasster „Bericht über die Tätigkeit des steirischen Roten Kreuzes auf dem Gebiet des Sanitätswesens in den Jahren 1914-1916“, der 1917 im Bericht der Generalversammlung des Landes- Frauen- Hilfsvereins Rotes Kreuz Steiermark abgedruckt wurde, und auch einen von ihm verfassten Beitrag zu der Arbeit der innerhalb des Roten Kreuzes in Österreich-Ungarn eingerichteten Organisationseinheit, dem „Gemeinsamen Zentralnachweisbüro“ enthält, das während des Krieges auch nachrichtendienstliche Tätigkeiten sowie Zensuraufgaben erfüllte. Schon ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte er in der Zeitschrift Der Militärarzt einen Aufsatz zur Arbeit des Rotes Kreuzes „Militärsanität und Rotes Kreuz“ publiziert.

Myrdacz verstarb am 7. Juli 1930 in Graz. Der ehemalige Generalstabsarzt und Sanitätschef des k.k. Armeeoberkommandos, Johann Steiner (1866-1945), mit dem Myrdacz auch gemeinsam publiziert hatte, verfasste 1930 in der Wiener medizinischen Wochenpresse einen Nachruf.[29]

Von Myrdacz besitzt die Zweigbibliothek noch eine Sammlung von handschriftlichen Abschriften aus verschiedenen Zeitschriften für Paul Myrdacz zum Militärsanitätswesen und als Manuskript, die von ihm 1923 in Graz verfassten Arbeit „Die vollendete Einheitslehre (Monismus absolutus). Bausteine zu einer zeitgemäss geläuterten Welt- und Lebensansicht“. Weiters befindet sich in diesem Bestand auch eine von ihm im Jahr 1900 handschriftlich verfasste und nicht gedruckte Arbeit mit dem Titel „Tabellarische Übersicht der Ergebnisse der interna-tionalen Militär-Sanitäts-Statistik für Österreich-Ungarn, Italien, Russland, England, Niederlande, Vereinigte Staaten von N.A. in den Jahren 1894-1898“.

Literaturliste:

Myrdacz, Paul: Die Verbreitung der zu Kriegsdiensten untauglich machenden Gebrechen der Wehrpflichtigen in Oesterreich-Ungarn. Mit III graphischen Beilagen. Sonderdruck aus: Arbeiten der Demographischen Section. (IV. Demographischer Congress) = VI. Internationaler Congress für Hygiene und Demographie zu Wien 1887/Travaux de la Section de Démographie. (IVème Congrès de Démographie) Wien: Verlag der Organisations-Commission des Congresses 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Myrdacz, Paul: Études expérimentales sur l‘auction du projectile curassé. Bukarest: 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Myrdacz, Paul: Bericht über die Tätigkeit des steirischen Roten Kreuzes auf dem Gebiet des Sanitätswesens in den Jahren 1914-1916. Sonderdruck aus: Bericht der General-Versammlung des unter dem Protektorate Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Blanka stehenden Landes- und Frauen-Hilfsvereines vom Roten Kreuze für Steiermark. Graz: Landes- und Frauen-Hilfsverein vom Roten Kreuze für Steiermark 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Paul Myrdacz, Militärarzt, Militärärztlichen Bibliothek, Josephinum, Militärsanitätsgeschichte, Militärsanitätsstatistik, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Neue Freie Presse. 2.7.1873. S.5.

[2] Wiener Zeitung. 30.1.1872. S. 7.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 40. 1874. Sp. 885.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1875. Sp. 854.

[5] Der Militärarzt. Nr. 18. 1878. Sp.168.

[6] Der Militärarzt. Nr. 5 1874. Sp. 36.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 4. 1874. Sp. 77.

[8] Der Militärarzt. Nr. 5 und 6. 1897. Sp. 49-52; Nr. 7 und 8. 1897. Sp. 65-68; Nr. 9. 1897. Sp. 84-86; Nr. 10. 1897. Sp. 103-105; Nr. 11. 1897. Sp. 118-120.

[9] Der Militärarzt. Nr. 11 und 12. 1898. Sp. 89-94; Nr. 13 und 14. 1898. Sp. 106-110.

[10] Jahrbücher der in- und ausländischen gesamten Medizin. Bd. 171. 1876. S. 343.

[11] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 1. 1888, S. 2.

[12] Der Militärarzt. Nr. 5. 1883. Sp. 40.

[13] Der Militärarzt. Nr. 10. 1891. S. 73-77; Nr. 11. 1891. Sp. 83-86; Nr. 12. 1891. Sp. 91-93; Nr. 15. 1891. Sp. 113-115; Nr. 16. 1891. Sp. 121-123; Nr. 17. 1891. Sp. 129-131; Nr. 18. 1891. Sp. 139-140; Nr. 19. 1891 Sp. 148-149; Nr. 20. 1891. Sp. 153-155; Nr. 21. 1891. Sp. 163-164; Nr. 22. 1891. Sp. 170-172; Nr. 23 und 24. 1891. Sp. 185-192.

[14] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 12.6.1900. S. 9.

[15] Internationale klinische Rundschau. Nr. 1. 1887. Sp. 29.

[16] Wiener Allgemeine Zeitung. 25.5.1884. S. 5; Der Militärarzt. Nr. 8. 1885. S. 1.

[17] Wiener Allgemeine Zeitung. 2.11.1897. S. 505.

[18] Wiener Zeitung. 23.1.1900. S. 6.

[19] Wiener Zeitung. 23.1.1900. S. 6.

[20] Wiener Zeitung. 30.1.1899. S. 3.

[21] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 12.8.1902. S. 6.

[22] Der Militärarzt. Nr. 19. 1904. Sp. 161-164.

[23] Die Zeit. 2.5.1905. S. 3.

[24] Die Zeit. 29.4.1908. S. 2

[25] Der Militärarzt. Nr. 21. 1905. Sp. 193-196.

[26] Der Militärarzt. Nr. 15 und 16. 1907. Sp. 209-211.

[27] Der Militärarzt. Nr. 20. 1909. Sp. 305-313; Nr. 21. 1909. Sp. 321-325; Nr. 22. 1909. Sp. 337-344; Nr. 23. 1909. Sp. 353-359.

[28] Der Militärarzt. Nr. 14. 1912. Sp. 201-203.

[29] Wiener medizinische Wochenpresse. Nr. 31. 1930. S. 1038-1039.

Normdaten (Person) Mydracz, Paul: BBL: 39848; GND: 133715183

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39848 (12.10.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 10 12
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=39848

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Scientific Writing Hacks: Lernplattform: Cite them right online

Hack #1: Lernplattform

Cite them right online

Cite them right online ist eine Informations- und Lernplattform. Die Datenbank bietet Einstiege ins Regelwerk von unterschiedlichen Zitationsstilen, wie APA, Chicago, Harvard, IEEE und MLA sowie Zitationsvorlagen und Lernvideos.

Cite Them Right“ steht auf allen PCs, die mit dem Computernetz der MedUni Wien verbunden sind zur Verfügung.

Auch der Zugang via Remote Access ist möglich.

Sie finden den Link zu dieser Plattform auch in der Liste der Datenbanken der Universitätsbibliothek.

Das dazugehörige, gedruckte Buch, finden Sie im Lesesaal der Bibliothek, bei den Referenzwerken, mit der Standortnummer BK-02.13-165 /<12>.

 
Pears, Richard [VerfasserIn]Shields, Graham J., 1953- [VerfasserIn]
2022
 
 

 Anschaffungsvorschlag: Buch–>

Falls Sie in unserem Katalog ein Buch nicht gefunden haben, und der Meinung sind, dass dieses Buch in der Universitätsbibliothek der MedUni Wien vorhanden sein sollte, können Sie hier einen Anschaffungsvorschlag machen. Bitte geben Sie uns so viele Informationen wie möglich (Autor, Titel, Erscheinungsjahr, Verlag, ISBN). In der Regel können wir Bücher, die innerhalb der letzten 5 Jahre erschienen sind, beschaffen.

Für Studierende und Angehörige der MedUni Wien sind alle lizenzierten, elektronischen Ressourcen jederzeit innerhalb des MedUni Wien Campus und außerhalb des MedUni Wien Campus via Remote Access zugänglich.

 
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [190]: Sterk, Julius – Balneologie und Kurarzt in Marienbad

Sterk, Julius – Balneologie und Kurarzt in Marienbad

Text: Walter Mentzel

Julius Sterk wurde am 7. August 1835 als Sohn von Dr. Hermann Armin Sterk und Eleonore Leonora Wolf in Pest in Ungarn geboren. 1875 heiratete er die in Wien geborene Jenny Eugenie Bettelheim.

Ab 1854 studierte er zunächst in Pest und danach an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1859 mit dem Magister der Gynäkologie und am 16. März 1860 mit dem Doktor der Chirurgie ab. Danach arbeitete er als praktischer Arzt u.a. in Wien 9, Berggasse 4, danach in Wien Neubau, Feldgasse 3.[1] Daneben beschäftigte er sich mit der Balneologie und nahm 1873 eine Stelle als Badearzt in Marienbad in Böhmen an, die er in den Sommermonaten ausübte und ihm von prominenten Kurgästen eine Reihe Ordensverleihungen einbrachte. Unter anderen erhielt er 1878 den Ritter des königl. Ordens des Sterns von Rumänien[2] und 1885 von König Milan von Serbien den Commandeur des königl. Serbischen Takovaorden[3].

Sterk war ständiger Mitarbeiter der „Medizinisch-chirurgischen Rundschau“ und der „Zeitschrift für die gesammte praktische Heilkunde“. 1881 erschien von ihm die Arbeit „Ueber den schädlichen Einfluss der chronischen Stuhlverhaltung auf den Gesammtorganismus“ als Sonderdruck der Wiener medizinischen Presse. Sein Hauptwerk, das auch rasch in mehrere Sprachen übersetzt wurde, war die 1876 im Selbstverlag publizierte die Badeschrift „Marienbad. Handbuch für Kurgäste“.

Sterk verstarb am 14. Jänner 1900 in Budapest.

Neue Freie Presse. 16.1.1900. S. 17

Quellen:

UAW, Medizinische Fakultät, Rigorosenprotokolle, Sign. 170-243r, Sterk Julius.

UAW, Rektorat, Medizinische Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 181-404, Sterk Julius.

Literaturliste:

Sterk, Julius: Ueber den schädlichen Einfluss der chronischen Stuhlverhaltung auf den Gesammtorganismus. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Badearzt, Balneologie, Julius Gyula Sterk, Kurarzt, Marienbad, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Frommes Wiener Auskunftskalender. Handbuch des öffentlichen und geschäftlichen Verkehrs. Wien: 1894.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 48. 1878. Sp. 1283.

[3] Teplitz-Schönauer Anzeiger. 8.8.1885. S. 6.

Normdaten (Person) Sterk, Julius Gyula: BBL: 39815; GND: 117496642

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39815 (04.10.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 10 04
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=39815

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Österreich liest – Treffpunkt Bibliothek: #SHOWCASE UB

Österreich liest – Treffpunkt Bibliothek
– das größte Literaturfestival

#SHOWCASE UB: Burkard Eble – Mediziner, Autor und Bibliothekar am Josephinum

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Ub MedUni Wien ist mit über einer halben Million Bände die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs. Neben rezenter Literatur zur Geschichte der Medizin gibt es acht historisch sehr wertvolle Bibliotheken mit Beständen aus 6 Jahrhunderten (15.-20. Jhdt.).

Aus der Josephinischen Bibliothek präsentieren wir im  #SHOWCASE UB zwei Exemplare von
Burkard Eble – Mediziner, Autor und Bibliothekar am Josephinum

Ort: Lesesaal der Universitätsbibliothek

Dauer der Ausstellung: 06.10.2022 bis 09.11.2022

zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek (bitte beachten Sie die pandemiebedingten Hygiene-​ und Sicherheitsbestimmungen).

Ausgestellte Bücher:

Commentatio De Studio Anatomico : Cum Tabula Aenea

Eble, Burkard, 1799-1839 [VerfasserIn] Scherer, Joseph, 1750-1844 [WidmungsempfängerIn]Aigner, Michael, 1805-1864 [StecherIn]
1827
 
 

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Österreich liest – Treffpunkt Bibliothek: Buchausstellung zum Thema „Covid-19“

Österreich liest – Treffpunkt Bibliothek

Buchausstellung zum Thema „Covid-19“

Wir  präsentieren im Lesesaal eine Auswahl des Buchbestandes der Neuerwerbungen (2020-2022) zum Thema.

Ort: Lesesaal der Universitätsbibliothek

Dauer der Ausstellung: 06.10.2022 bis 09.11.2022

zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek (bitte beachten Sie die pandemiebedingten Hygiene-​ und Sicherheitsbestimmungen)

Wir laden Sie ein, in den Büchern zu schmökern oder diese sofort zu entlehnen.

Anschaffungsvorschlag: Buch–>

Falls Sie in unserem Katalog ein Buch nicht gefunden haben, und der Meinung sind, dass dieses Buch in der Universitätsbibliothek der MedUni Wien vorhanden sein sollte, können Sie hier einen Anschaffungsvorschlag machen. Bitte geben Sie uns so viele Informationen wie möglich (Autor, Titel, Erscheinungsjahr, Verlag, ISBN).

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Datenbank des Monats – Scopus

Datenbank des Monats – Scopus

www.scopus.com

Scopus ist eine multidisziplinäre Abstract- und Zitationsdatenbank für Forschungsliteratur und hochwertige Internet-Quellen (peer-reviewed). Zur Verfügung stehen verschiedene Tools zur Verfolgung, Analyse und Visualisierung von Forschungsinformationen aus allen Fachgebieten wie z.B. :

  • Naturwissenschaften, Technik, Medizin und Gesundheitswissenschaften
  • Sozialwissenschaften
  • Kunst- und Geisteswissenschaften

Scopus liefert zudem die Zitierungen der wissenschaftlichen Artikel (References und Citations), die die Zitationsanalyse ermöglichen (Wer zitiert wen? Wer wird durch wen zitiert?).
Die Auswertung erfolgt ab dem Publikationsjahr 1996.

Weitere Daten zu Scopus:

  • 75 Millionen Literaturnachweise und Abstracts aus mehr als 23.500 peer-reviewed Zeitschriften, herausgegeben von mehr als 5.000 internationalen Verlagen (Stand: Juni 2020)
  • tägliche Aktualisierung
  • Abstracts durchsuchbar rückwirkend bis 1970 (teilweise bis 1788)
  • für alle seit 1996 publizierten Artikel zusätzlich zum Abstract auch Literaturverweise, viele davon erstmals in verlinkter Form
  • Verlinkung zu Volltext-Artikeln und anderen bibliografischen Quellen
  • laufend erweitertes Angebot an Open-Access- sowie Electronic-Only-Zeitschriften
  • laufend erweitertes Angebot an Book Titles (Stand Juni 2020: über 194.000)

Neben umfangreichen Rechercheoptionen besteht die Möglichkeit, sich eigene Suchprofile zusammenzustellen und von einem Alert-Dienst Gebrauch zu machen (auch als RSS-Feeds möglich).
Einen Überblick über die Inhalte finden Sie hier.

http://www-scopus-com.ez.srv.meduniwien.ac.at

Für den Campus der MedUni Wien lizenziert und freigeschaltet.

Neuerwerbungen im Oktober 2022

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante
Neuerwerbungen laufend erweitert. Stöbern Sie in unserer virtuellen Buchausstellung, lesen Sie die eBooks, bestellen Sie aktuelle Bücher…ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird auch in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert.

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Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Der blinde Seher

   Der blinde Seher

 „So bin ich nichts denn andres als nach deinem Sinn ein Tor, jedoch voll Witzes deinen Erzeugern wohl“. Teiresias*

   – Teiresias (Τειρεσίας) habe die Göttin Pallas Athene im Bade erspäht, berichtet die Mythologie. Geblendet wurde er dafür zur Strafe. Auf die Bitten seiner Mutter, der Nymphe Chariklo, machte Athene ihm ein nobles Geschenk: die Vogelschau, das Auspicium. Seither verstand er trotz seiner Blindheit Göttliche Zeichen zu deuten und das ‚Omen zu künden‘. Sogar Odysseus ‚der Listenreiche‚, hatte seine Dienste in Anspruch genommen – im sagenumwobenen Reich der Schatten.

Zur Frau wurde Teiresias transformiert – nach einer anderen mythologischen Sage – und später wieder zurück verwandelt. Auf die Frage von Zeus und Hera, wem der größere Liebesgenuss zufalle, antwortete er: „Neun von zehn Anteilen der Frau“. Hera blendete ihn daraufhin. Doch Zeus verlieh ihm die Gabe der Auguren (‚inner vision‘) und siebenfache Lebenszeit. 

Satire und Humor würzen manch mythologisches Histörchen. ‚Homerisches‘ Gelächter erscholl immer wieder vom Olymp, aber auch Irdische amüsierten sich über ‚klassische‘ Komödianten; die Gastgeber antiker Festivitäten wollten ihre Gäste bei Laune halten und zum Lachen zu bringen: Hephaistos der Schmied, ließ über Aphrodite und Ares, nachdem er sie inflagranti ertappt hatte, ein kunstvoll gestaltetes Netz fallen. Diese und ähnliche Episoden erheiterten nicht nur Götter des Olymp, sondern auch das Auditorium antiker Amphitheater. Die Griechischen Komödien erfuhren staatliche Unterstützung – im Sinne von ‚panem et circenses‘. In der Komödie Lysistrata drohten Frauen sich so lange ihren Männern zu verweigern, bis diese den Kriege beendeten. Weibliche List spielt auch in einer weiteren Komödie die Hauptrolle, in ‚Frauen in der Volksversammlung‘ (Ἐκκλησιάζουσαι) des Aristophanes, unter dem Motto: Frauen an die Macht – im Sinne des Friedens.

‚Kurative‘ Wirkung durch die Katharsis ‚philosophical purification‘ (Plato) der Tragödie galt als Faktum in der Antike. Auch der Humor in Satire und Komödie vertrieb damals nicht nur ‚die Laus, welche über die Leber gelaufen war‘, sie heilte dieses Organ, den ‚Sitz der Gefühle‘ vom Sauertöpfischen. Eine historische Episode dazu: Einem jungen Mann wurden Laxantien oder Purgativa verordnet – und einem in die Jahre gekommenen Herrn ein ‚Diasatyrion‘ („a kind of Renaissance viagra“). Diese Medizinen wurden jedoch irrtümlich vertauscht – zum allgemeinen Gaudium. Obwohl die Astrologie damals hoch im Kurs stand und allerhöchste Kriegsherren entscheidend beeinflusste, übte die Satire Kritik an hochgelahrten Sterndeutern und amüsierte sich über deren merkwürdige Therapie- Empfehlungen, welche womöglich noch mehr Unheil anrichteten als die Kunst antiker Quacksalber; wer den Schaden hat..

Doch zurück zur Blindheit des Teireisias: Über seinen unglückseligen Zustand äußerte er niemals Unmut“ , er, welcher „auch im Tode die Helligkeit des Geistes bewahrt hatte“. Eine junge blinde Frau versichert ihren Lesern in einem bemerkenswerten Buch: „Es mag für Nicht-Blinde unglaubwürdig klingen, aber ich bin ganz sicher, dass ich gerade aufgrund dieses Unvermögens die Welt auch im Bild wahrnehmen zu können – zu dem geworden, was ich bin. Ich habe nie mit meinem Schicksal gehadert“ (K. Hill). Ist dies ein bemerkenswerter Einzelfall? Nein, vielleicht eine Einladung und eine Zielvorstellung.

Laus caecitatis – das Lob der Blindheit, klingt befremdlich. Was an physischen Fähigkeiten verloren gehe, werde ersetzt und übertroffen durch geistige, innerliche Schau. Andere Sinne werden geschärft und weitere  Perspektiven tun sich auf. Blinde Musiker, wie Ray Charles, Stevie Wonder oder Otto Lechner (http://ottolechner.at/), blinde Philosophen und Schriftsteller sowie blinde Physiotherapeuten, ‚die mit den Händen sehen‘, belegen dies. Zu den musikalischen Höhenflügen eines Otto Lechner drängt sich unwillkürlich die Assoziation ‚Weltmeister‘ auf.

Blinde Kinder und Jugendliche brauchen mehr als nur wohlgemeinte Zuwendung. Und die Alten -? Sehstörungen bis Blindheit, der Verlust anderer Sinne, Nachlassen körperlicher  und geistiger Fähigkeiten, des Gedächtnisses, der Orientierung, der Handlungsfähigkeit werden zur Herausforderung für Angehörige und Pflegeberufe. Einfühlsam-intuitives Mit-Empfinden, behutsames Hineinhorchen und viel Geduld sind erforderlich. Auch Phantasie wäre ein wertvolles Desideratum beim Umgang mit Blinden oder Erblindeten. Nie sollte ein Blinder in die jeweils erforderliche Richtung geschoben oder gestoßen werden. Niemals darf – mit ‚falschem Mitleid‘ – ‚Salz in die Wunden‘  gestreut werden. Nur am Rande: Das Fremdwort Empathie sollte im Procedere von Ämtern, Ministerien, Geld-Instituten etc. nicht bis in alle Ewigkeit fremd bleiben – ein frommer Wunsch vermutlich. „Vernimm, dieweil du höhntest auch als Blinden mich: Selbst sehend schaust du deines Jammers Größe nicht“   Sophokles, Oidipus Tyrannos.

Seit der Antike beschäftigt das Phänomen Blindheit Dichter und Philosophen: Der Verlust des ‚wertvollsten aller Sinne‘ sei keine schicksalhafte Strafe rachsüchtiger Gottheiten (Philip Molstetter’s Laus caecitatis (1593)) Cave: caecitas kann auch Verblendung [mentis; animi] bedeuten – dies wäre allerdings schlimmer als Verlust der physischen Sehfähigkeit. Der Heilige Audomarus erblindete im Alter; jedoch after having seen the corruption of the worldbat er Gott ihn wieder erblinden zu lassen – dies wurde ihm gewährt. Ergo – nichts Neues unter der Sonne. Die antike Philosopie, insbesondere die Stoa zweifelte daran, dass Blindheit ein vernichtender, nicht kompensierbarer Schicksalschlag wäre. Als das wesentliche Argument dieser Denker wurde angeführt, dass Blindheit dem Menschen nichts raube, was ihn hindern könnte glücklich zu sein. Cicero zitierte Epikur: „Der Weise ist immer glücklich“. Homer – abgeleitet von ho me horon (χο με χορόν, der Nicht-Sehende) war blind, Helen Keller war blind und taub, James Joyce und Jorge Luis Borges erblindeten.

Demokrit ließ seine Augen durch die Sonne zerstören um klarer denken und meditieren zu können und scharfsinnger, einfühlsamer, tief blickender, weiser etc. zu werden – und frei von unerwünschten Ablenkungen (Gellius, Noctes Atticae). Der Geist und der Verstand sind die Quellen wahren Wissens, nicht die Sinne (De remediis II.96, Petrarch). „The ability to see with the mind’s eye was a requisite for humanity. Men did not see, even with their eyes open“ (Jacques Gouthière oder Guthierres, ~ 1575–1638) Tiresias, seu caecitatis encomium (1616)). Das letzte Wort gebührt hier – verdienterweise – dem Kleinen Prinz:

 „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut.

 Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“  Antoine de Saint Exupéry.

Eine Physiotherapeutinnen-Anekdote.. Sie: „Es wird wieder Zeit ihr Turngewand zum Waschen zu bringen.“ Er (alter Stammkunde): „das ist nicht mein’s.“ Sie: „Es riecht aber nach ihnen!“ Ihr – im Rahmen einer Sehbehinderung (D: Cone Rod-Dystrophy) verfeinerter Geruchsinn überzeugte ihn doch, schlussendlich. 

 Fortuna, die Göttin des Glücks wird nicht selten mit verbundenen Augen dargestellt, auch  Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit. Um etwa 1500 symbolisierten ihre verbundenen Augen die Blindheit der Justiz. Später hieß es, daß sie immer blind urteile – angeblich ohne Ansehen der Person, Justitia – whom the ancient Egyptians had imagined as being headless“

Theatermasken: ‚persona‘ (personare – hindurchtönen), Rolle im Leben/Theater.

Lit.:

Roscher WH, Ed. (1916-1924) Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie Bd V. BG Teubner

https://archive.org/details/ausfhrlichesle05rosc/page/n4/mode/1up?view=theater

Hunger H (2006) Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Brüder Hollinek

Hill K (2018) Ich seh, ich seh, was du nicht siehst. Denn ich bin blind. ueberreuter

Kivistö S (2009) Medical Analogy in Latin Satire. palgrave macmillan

Lu A et al (2019) Neuroticism and depression: a moderated mediation model of secure peer attachment and blindness. J Child Adolesc Ment Health. 31(1):63-75.

Osaba M et al (2019) Relationship Between Legal Blindness and Depression. Med Hypothesis Discov Innov Ophthalmol. 8(4):306-311.

Gascoyne B et al (2022) Vision impairment and self-reported anxiety and depression in older adults in Nigeria: evidence from a cross-sectional survey in Kogi State. Int Health. 14(Suppl 1):i9-i16.

https://www.lebenshilfen-sd.at/Aktuelles/Brailleschrift-Warum-Innovationen-wie-diese-nach-wie-vor-zur-aktiven-Teilhabe-in-der-Gesellschaft-beitragen (Maßnahmen gegen den ‚Schriftkompetenzverlust‘).

https://www.hilfsgemeinschaft.at/beratung/psychologische-beratung

https://www.anderes-sehen.de/weitere-info/erziehungstipps-fur-eltern-und-padagogen-blinder-kinder/

Gender: beyond

Conflict of Interest: nein

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Katharina und Peter Heilig
VIDEO ON DEMAND: KUNSTLICHT IN UNSEREN AUGEN:
https://youtu.be/k9k_wG5lacA

Weitere Beiträge »

Publikations- u. Zitierungsanalyse: Mag. Bruno Bauer, Leiter der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien (2005-2020)

Der ehemalige Leiter der Universitätsbibliothek MedUni Wien war als Präsident der Vereinigung Österreichischer Bibliothekar:innen maßgeblich an der Entwicklung des österreichischen Bibliothekswesens beteiligt. Durch seine zahlreichen Publikationen und seine Vortragstätigkeit gab er sein großes Wissen weiter.

In der folgenden Publikations- u. Zitierungsanalyse wird seine umfangreiche Publikationstätigkeit und sein Wirken für den Bereich Library and Information Sciences dargestellt.

Publikations- u. Zitierungsanalyse:
Mag. Bruno Bauer PDF

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