Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [317]: Bing, Albert – Ohrenarzt

Bing, Albert – Ohrenarzt

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 04.02.2025

Keywords: Ohrenarzt, Medizingeschichte, Wien

Albert Bing wurde am 20. September 1844 als Sohn des Schriftstellers Hermann Bing (1811-1888) in Nikolsburg, Mähren (heute: Mikulov, Tschechien), geboren. Im Jahr 1914 heiratete er seine langjährige Dienstbotin Leopoldine Hauer-Fraissl, die aus einer früheren Beziehung eine Tochter, Hermine, in die Ehe einbrachte.

Bing absolvierte 1864 das Gymnasium in Nikolsburg und studierte danach an der Universität Wien Medizin. Am 26. Mai 1871 promoviert er zum Doktor der Medizin, am 3. August 1872 zum Doktor der Chirurgie.

Von 1871 bis 1873 war er als Aspirant und anschließend als supplierender Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Im April 1873 erfolgte seine Ernennung zum Assistenten an der neu gegründeten Klinik für Ohrenheilkunde bei Adam Politzer (1835-1920) und Josef Gruber (1827-1900), eine Position, die er bis Oktober 1876 innehatte. Nach seinem Ausscheiden im Jahr 1876 aus der Klinik habilitierte er sich 1881 mit dem Thema „Die Erkrankungen des Zitzenfortsatzes“ zum Privatdozenten für Ohrenheilkunde. 1902 erhielt er den Titel Titularprofessor sowie außerordentlichen Professor. Seit 1878 leitete er ein Ambulatorium für Ohrenkranke im Spital der Barmherzigen Schwestern in Gumpendorf und war zudem als Ohrenarzt bei der Sicherheitswache tätig.

Bing veröffentlichte eine Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten, darunter zahlreiche in der Zeitschrift Wiener klinische Rundschau, deren Mitarbeiter er seit 1899 war.[1] Zu seinen Arbeiten zählen u.a. aus dem Jahr 1877 „Vorkommen von Blasen mit hämorrhagischem Exsudate im äusseren Gehörgange und am Trommelfell“, 1879 „Ueber Bindegewebs-Strangbildung mitten im äusseren Gehörgang“, in den 1880er Jahren „Akute einseitige Taubheit – Heilung“,[2]Die Erkrankungen des Zitzenfortsatzes und ihre Beziehungen zum Hörorgane“ „Zur Casuistik der Trommelfellentzündung“, „Ueber Fremdkörper im Ohre“, „Warzen und Papillome am äusseren Ohrtheil“, „Ueber die äussere Ohrenentzündung“ und in den 1890er Jahren „Idiopathische acute Periostitis des äusseren Gehörganges“, „Zum therapeutischen Verhalten gegenüber der Entzündung im Warzentheile des Schläfebeins bei Otitis media“, „Ueber Verletzungen des Trommelfelles“[3] und „Ueber einen typischen Fall von Meniere`scher Affection – Heilung“. Weitere Arbeiten von Albert Bing waren „Klinisches zur Fistula auris congenita“,[4]Zum Verhalten der Luftverdichtung bei der Lufteintreibung ins Mittelohr“,[5]Zur Theorie der hörbessernden Wirkung des künstlichen Trommelfells[6]

1921 publizierte er „Über die selektive Schallanalyse und Analoges beim Farbensehen“.[7]

Die beiden Monografien, die 1890 veröffentlichte Arbeit „Vorlesungen über Ohrenheilkunde“ und das 1901 unter seiner Mitwirkung erschienene „Handbuch der Prophylaxe“, gehörten über viele Jahre hinweg zu den Standardwerken in ihrem Fachgebiet.

Bing war Mitglied des Wiener Volksbildungsvereins und 1913 Teil des konstituierenden Gründungskomitees des jüdischen Wanderbundes „Blau-Weiß“.[8]

Er gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Otologischen Gesellschaft in Wien und als korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Warschau an.

Bing verstarb am 5. November 1922 in Wien.

Bing Albert, Todesanzeige, Neue Freie Presse, 7.11.1922, S. 15.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0017, Bing Albert (Nationalien Datum 1866/67).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-26a, Bing Albert (Rigorosum Datum 1872).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-794, Bing Albert (Promotion Datum 26.5.1871).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe des Akademischen Senats, S 304 Personalblätter, Senat S 304.76, Bing Albert.

Literatur:

Bing, Albert: Vorkommen von Blasen mit hämorrhagischem Exsudate im äusseren Gehörgange und am Trommelfell. Sonderdruck aus: Dr. Wittelhöfer’s „Wiener medizinische Wochenschrift“. Wien: im Selbstverlage des Verfassers 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Ueber Bindegewebs-Strangbildung mitten im äusseren Gehörgang. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Die Erkrankungen des Zitzenfortsatzes und ihre Beziehungen zum Hörorgane. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Zeitschrift für die gesamte Heilkunde. Wien: Verlag v.L. Bergmann & Comp. 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Zur Casuistik der Trommelfellentzündung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: Verlag von L. Bergmann & Comp. 1880.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Ueber Fremdkörper im Ohre. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Diagnostik und Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Warzen und Papillome am äusseren Ohrtheil. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Ueber die äussere Ohrenentzündung. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesamte Therapie. Wien: o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Idiopathische acute Periostitis des äusseren Gehörganges. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Zum therapeutischen Verhalten gegenüber der Entzündung im Warzentheile des Schläfebeins bei Otitis media. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesamte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bing, Albert: Ueber einen typischen Fall von Meniere`scher Affection – Heilung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Nobiling, Alfred, Jankau, Ludwig und Albert Bing: Handbuch der Prophylaxe. München: Seitz & Schauer 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21255]

Referenzen:

[1] Wiener klinische Rundschau, 19.2.1899, S. 1.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 11, 1880, Sp.288-291.

[3] Internationale klinische Rundschau, Nr. 18, 1890, Sp. 742-746; Nr. 19, 1890, Sp. 782-784.

[4] Wiener klinische Rundschau, 14.8.1904, S. 589-590.

[5] Wiener klinische Rundschau, 7.3.1909, S. 145-146.

[6] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 8, 1910, S. 945-952; Nr. 9, 1910, 1021-1027.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1921, Sp. 262-265.

[8] Neues Wiener Tagblatt, 28.3.1913, S. 11.

Normdaten (Person): Bing, Albert: BBL: 46595; GND: 13281398X;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 46595  (04.02.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=46595

Letzte Aktualisierung: 2025 02 04

Logo Margrit Hartl

Ausstellung und Verlängerung der Bibliothekskarte per E-Mail

Die Ausstellung der Bibliothekskarte ist per E-Mail möglich[en]:

Senden Sie bitte folgende Unterlagen in eingescannter oder fotografierter Form (PDF, JPG) an
bibliothek@meduniwien.ac.at
:

  • Amtlicher Lichtbildausweis  
  • Vollständig ausgefülltes und unterschriebenes Formular >>Antrag auf eine Bibliothekskarte
  • Zusätzlich sind bei allen Personen, die keine MedUni Wien Studierenden/Angehörigen sind, eine
    aktuelle Meldebestätigung und ggf. Studierendenausweis, -bestätigung, Schüler:innenausweis, Bestätigung einer aktuellen Ausbildung, etc. erforderlich. 

Auch die Verlängerung einer bereits aktiven Bibliothekskarte ist per E-Mail möglich.

***

[en]To apply for a library card please send the following documents
(scanned or photographed PDF, JPG), along with the completed registration form and your email address, to bibliothek@meduniwien.ac.at

  • Official photo ID/student identification card/employee identification card
  • Application for a library card
  • In addition, all persons who are not students or members of the Medical University of Vienna must provide a
  • Certificate of registration and, if applicable, student ID, confirmation of student status, school student ID (persons unter 18 years: written waiver signed by a parent or guardian), confirmation of current education, etc. are required.

It is also possible to renew an already active library card by email.

Most Wanted Books: Spannende Fälle aus der Akutmedizin : Von der Notaufnahme zur Intensivstation

Unter den am meisten vorgemerkten Büchern der letzten Buchausstellungen ist:

 
Buch

Spannende Fälle aus der Akutmedizin : Von der Notaufnahme zur Intensivstation

Poetzsch, Marian Cornelius, 1976- [VerfasserIn]
2024
 
Dieses Buch steht auch als E-Book zur Verfügung. MedUni Wien Angehörige können dieses auch via Remote Access downloaden:
 
 
E-Book

Spannende Fälle aus der Akutmedizin : Von der Notaufnahme zur Intensivstation

Poetzsch, Marian Cornelius, 1976- [VerfasserIn]
2024

***

Weitere Infos:

Neuerwerbungen: Februar 2025

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante Neuerwerbungen laufend erweitert. Stöbern Sie in unserer virtuellen Buchausstellung, lesen Sie die eBooks. Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert. Diese Bücher können Sie vormerken und nach der Ausstellung ausleihen.
[en]  Interesting new acquisitions expand our library’s collection. Browse through our virtual book exhibition and read the eBooks! Most of the books are presented in the book exhibition in the reading room, where they can be reserved and borrowed after the exhibition.

>>Neuerwerbungen

Nützliche Links: Buch vormerken, Foto: M.HartlRecherche im Bibliothekskatalog,Benutzer:innenkonto Login, Ausstellung und Verlängerung der Bibliothekskarte per E-Mail

>>alle Neuerwerbungen

Logo Margrit Hartl

TOP-JOURNAL des Monats: NATURE REVIEWS CANCER

NATURE REVIEWS CANCER(Journal Impact Factor: 72.5*)[en]

Die Universitätsbibliothek stellt die medizinischen Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access  (>>Anleitung  ) zur Verfügung.

Das  TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:

NATURE REVIEWS CANCER

Zu den Volltexten: Jg. 1, H. 1 (2001) –

Laut den Habilitationsrichtlinien der MedUni Wien werden die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes in den Journal Citation Reports als Top Journals gewertet. Die zwischen 20% und 60% liegenden Zeitschriften gelten als Standard Journals.

Mit dem 2023 Journal Impact Factor 72.5 ist NATURE REVIEWS CANCER ein Top-Journal in der Kategorie: ONCOLOGY

ISSN: 1474-1768
12 issues/year

***

[en] The University Library offers top medical journals available on the MedUni Vienna campus and via Remote Access .

TOP JOURNAL of the month in the Van Swieten Blog is:

NATURE REVIEWS CANCER

To the fulltexts: Jg. 1, H. 1 (2001) –

According to the habilitation guidelines defined by MedUni Vienna, the first 20% of journals in a specific JCR category are classed as Top Journals. Journals positioned between 20% and 60% are classed as Standard Journals.

In the Impact Factor ranking with the 2023 Journal Impact Factor 72.5 is NATURE REVIEWS CANCER a Top Journal in the category: ONCOLOGY

ISSN: 1474-1768
12 issues/year

*2023 Journal Impact Factor

Habilitationsrichtlinien: https://www.meduniwien.ac.at/web/karriere/karriere-an-der-medizinischen-universitaet-wien/wissenschaftliche-karriere-an-der-meduni-wien/habilitation

habilitation guidelines:
https://www.meduniwien.ac.at/web/en/career/careers-at-the-medical-university-of-vienna/scientific-careers-at-the-meduni-vienna/venia-docendi/

Letzter Abruf: 21.01.2025

***

Weiterlesen: Datenbank des Monats – Journal Citation Reports (JCR)

Datenbank des Monats: Predatory Reports: Datenbank über „Raubjournale“

Die Unterscheidung von seriösen und unseriösen Journals ist mitunter schwierig. Nicht selten wird ein Zeitschriftenname gewählt, der leicht zu einer Verwechslung mit einem etablierten Journal führen kann. Weitere Täuschungsversuche betreffen die Anführung eines Impact Factors, obwohl das Journal nicht ISI-indexiert ist, oder einer intransparenten oder dubiosen Metrik (wie dem „General Impact Factor“).

Die Datenbank „Predatory Reports“ wurde von der Universitätsbibliothek für die MedUni Wien lizenziert. „Predatory Reports“ enthält Informationen zu mehr als 13.000 (!) sogenannten Raubjournalen und steht im Computernetz der MedUni Wien sowie via Remote Access zur Verfügung:

>>Predatory Reports

>>Predatory Reports via Remote Access

PDF-Informationsbroschüre:
Predatory Reports Brochure

Alle Informationen zum Thema finden Sie >>hier

Gastautor Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig: Foveale ‚Intelligenz‘

Foveale ‚Intelligenz‘

Autor: Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig

“Resolution is finer than single cone sampling limits“

Oszillierenden Fixationsbewegungen des Auges, scheinbar ungezielt und ungerichtet, wird ‚Absicht‘ unterstellt (1); dabei wird “sub-cone diameter resolution“ erzielt – eine unerwartet hohe Auflösung – “..exceeding what static sampling limits would predict – resolving spatial orientation of E optotypes smaller than a single photoreceptor diameter.“

Aus alter Gewohnheit wird hier der im ‚digitalen Zeitalter‘ gröblich mißbrauchte Begriff „Intelligenz“ verwendet – in Erinnerung an gemeinsame Arbeiten mit der Psychologie. Scherzhaft wurde damals von der Ophthalmologie keck behauptet: ‚die Netzhaut könne denken‘ und mache somit die Psychologie teilweise arbeitslos. Natürlich wäre ‚Denken‘ ein misnomer – andererseits wird dieser vorgelagerte, zum Teil ziemlich selbständig agierende Rindenanteilm – die Retina, sträflich unterschätzt.

Eine Art ‚Nonius‘ Sehschärfe – “subcone diameter resolution“ wurde nun dokumentiert – infolge komplexer Interaktionen zwischen Visuomotorik mit gezielten fixational drifts und retinaler Zellen-Topographie. Bisher stützte sich die Hypothese visueller Auflösungslimits auf histologische Daten (cone spacing etc.). Sehschärfe korrellierte mit ‚foveolar densitiy‘ und die Vergleiche mit dem Auflösungsvermögen einer Kamera schufen eine einfache, leicht zu verstehenden Welt (‚oversimplification‘ ). ‚Unschärfen‘ und Widersprüchliches wurden suboptimalen optischen Gegebenheiten des Auges samt retinalem Mosaik unterstellt (2,3), Asymmetrien,  auch physiologische – ignoriert bis übersehen.

Der grob vereinfachte Vergleich mit der Kamera hinkt in mancherlei Hinsicht. Allein schon das ’stabilisierte Netzhautbild‘ (steady state stimulation) z.B., die Angioskotome, wäre ein ‚Haar in der Suppe‘ dieser allzu simplen Modellierung. Die Neuronale Aktivität kann durch die Fixationsbewegungen nicht gestört werden – im Gegenteil: “refreshing neural activity und structuring it“ – und all dies unter ständiger zentraler Kontrolle.

Besonders fallen die Unterschiede zwischen den dominanten – und ihren Partner-Augen auf – etwa: “lower thresholds with their dominant eyes – (dominant eyes had a median of 78 cones/deg2 higher densities compared to their fellow eyes). Wie werden  die Resultate bei amblyopen Augen aussehen (2) – Drift-motions, -lengths, – precision etc.? Die Längen und Richtungen der Drifts werden sich deutlich von denen emmetroper normal-sichtiger Augen unterscheiden. Was ist daraus zu lernen? Vielleicht gibt es eines Tages brauchbare Denkanstöße zum Problem der Legasthenien/Maxwell spots (4) und zu den geänderten Fixations-Suchbewegungsmustern bei diversen Skotomen, einem gezielt ‚intelligenten‘ Optimieren physiologisch funktionierender Gesichtsfeldanteile (5,6).

Die hohe Schule des Sehens beginnt in der Retina; schon in dieser ersten Station startet  hochkomplexes Aufarbeiten des Lichtreizes, ‚processing‘ – die Phototransduktion mit den  Ionenkanälen und Membranpotentialen, De- und Hyperpolarisierungen, biochemischen Prozessen etc. Die Aktionspotentiale, frequenzmoduliert, Träger retinal aufgearbeiteter Informationen, zwängen sich durch den Flaschenhals Opticus; im lateralen Kniehöcker und in der Sehrinde entstehen die Vorstufen der bewegten Bilder, welche ausgeklügelt in den komplexen kognitiven Prozessen ergänzt, korrigiert, angepasst um schließlich bottom up–top down weiter ‚auf Hochtouren gebracht‘ werden. Abgeglichen mit den Daten der visuellen Erinnerungszentren und gleichsam gewürzt mit dem thalamischen Menue der Sinneseindrücke werden komplexe Seh- und Wahrnehmungs-Potentiale Praefrontalen Instanzen kredenzt. 

All dies geschieht in Gedankenschnelle – sogar die ‚filling in-Prozesse‘ fehlender Inputs, ohne welche die Seh-Eindrücke höchst unvollständig, geradezu verstümmelt wären (7,8, 9), wie unser blaues, physiologisches Zentralskotom. Dermaßen unsichtbar (bzw. nicht wahrnehmbar) wurde es à la longue, sodass Webdesigner blaue Schrift für besonders Wichtiges und Überschriften verwenden (9), allerdings schafft dies Probleme im ‚Dark Mode‘.. Der blinde Fleck (papilla n. optici) ist länger bekannt: Wie ein Magier ließ Edme Mariotte im Jahre 1660 – am französischen Hof – eine kleine Münze ‚verschwinden‘ (10). 


Die Komplexität sowie die unvorstellbare Geschwindigkeit der oben erwähnten Prozesse überfordern ‚triviale Biochemie und Biophysik‘ – ohne Halbgott Newton zu ignorieren – doch die verblüffende – an Gleichzeitigkeit grenzende – Vorgänge sprengt den Rahmen (11,12).

Epilog: “Currently, the usage of quantum biology in ophthalmology remains an alien concept to most ophthalmologists and ophthalmic researchers“ und – “quantum biology can potentially lead to the development of non-invasive ophthalmic therapeutic devices and new drugs to heal the eye“ (12)

1 Witten JL et al (2024) Sub-cone visual resolution by active, adaptive sampling in the human foveola. Elife;13:RP98648.

2 Sampson DM et al (20219 Retinal Differential Light Sensitivity Variation Across the Macula in Healthy Subjects: Importance of Cone Separation and Loci Eccentricity. Transl Vis Sci Technol;10(6):16.

3 Heilig P, Thaler A (2023) A-Symmetrisches. Concept Opth 2/2023 Sinnesphysiologie 1-2  cpt_202302_med_asymmetrien (https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40483)

4 Verghese P et al (2023)  Eye movements in visual impairment. Vision Res;211:108296.

5 Heilig P et al (2023) A-Symmetrisches. Concept Opth 2/2023 Sinnesphysiologie 1-2 cpt_202302_med_asymmetrien                https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40483

6 Yu H et al (2023) Altered Eye Movements During Reading With Simulated Central and Peripheral Visual Field Defects. Invest Ophthalmol Vis Sci;64(13):21.

7 Zur D et al (2003) Filling-in of retinal scotomas. Vision Re;43(9):971-82.

8 Peli E (2023) The Invisibility of Scotomas I: The Carving Hypothesis. Optom Vis Sci; 100(8):515-529.

9 Heilig P (2018) Blaue Schrift im Blauskotom https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=31486

10 Grzybowski A et al (2007) Edme Mariotte (1620-1684): Pioneer of Neurophysiology. Surv Ophthalmol. Jul-Aug;52(4):443-51.

11 Waisberg E et al (2024) Quantum biology in ophthalmology. Eye (Lond);38(16):3040-3041.

12 Heilig P (2013) Quantum satis est  https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=16917

Gender : beyond. Interest: no conflict   

_________________________
Einladung
ALLOTRIA
p heilig UND*
ZEIT: am Dienstag, 10. Oktober 2025 um 19 Uhr
ORT: Otto-Mauer-Zentrum
Einladung: PDF
Nähere Infos: Einladung.pdf
_________________________

Interessenkonflikt:
Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung
des Beitrags kein Interessen –
konflikt im Sinne der Empfehlung des
International Committee of Medical
Journal Editors bestand.

Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Peter Heilig
Augenheilkunde und Optometrie
peter.heilig@univie.ac.at
_________________________

Weitere Beiträge »

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [316]: Boxer, Siegfried – Frauenarzt, Leiter des Frauen-Krankeninstituts Charité, Primararzt im Wöchnerinnenheim „Lucina“, NS-Verfolgter

Boxer, Siegfried – Frauenarzt, Leiter des Frauen-Krankeninstituts Charité, Primararzt im Wöchnerinnenheim „Lucina“, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 28.01.2025

Keywords: Frauenarzt, Primararzt, Frauen-Krankeninstitut Charité, Wöchnerinnenheim „Lucina“, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Siegfried Boxer wurde am 23. August 1877 in Wien als Sohn von Maier Boxer und Jeanette Betthauer geboren. Seit 1906 war er mit Ella Weinberger (1883-?) verheiratet. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Oswald (1907), Hans (1916), Herbert Ernst (1920) und Harry (1920) hervor.

Nachdem er das Akademisches Gymnasium abgeschlossen hatte, studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 16. Mai 1902. Im Anschluss daran absolvierte er seinen Militärdienst und wurde als Reserve-Assistenzarztstellvertreter dem Garnisonsspital Nr. 1 zugeteilt.[1]

Danach war er zunächst Sekundararzt und anschließend als Assistent an der gynäkologischen Abteilung der k.k. Krankenanstalt Rudolfstiftung beschäftigt. Hier veröffentlichte er 1905 „Blutnährboden zur Differenzierung der Streptokokken und Pneumokokken“, 1906 „Ueber das Verhalten von Streptokokken und Diplokokken auf Blutnährböden“ und 1909 „Beitrag zur Kenntnis des Tubenkarzinom“. Danach setzte er seine Tätigkeit als Operateur an der II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien unter der Leitung von Alfons von Rosthorn (1857-1909) fort, wo er 1910 die Arbeiten „Zur Casuistik der Dermoidcysten und ihrer Metastasen“ und „Experimentelle Untersuchungen über Drainage“ publizierte. Zudem führte er eine Arztpraxis als Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe in Wien 1, Salztorgasse 2 und später in Wien 3, Landstraße Hauptstraße Nr. 5.

Im Jahr 1919 engagierte er sich als Vertreter des jüdischen Humanitätsvereines „B’nai B’rit Wien für die österreichischen Kriegsgefangenen in Russland.[2]

Frauenkranken-Institut „Charité“ und Wöchnerinnenheim „Lucina“

Im Jahr 1920 erfolgte seine Bestellung zum Direktor des 1890 vom Verein Charité gegründeten Frauenkranken-Institutes „Charité“.[3] Hier wirkte er auch bis 1938 als Vorstandsmitglied neben Hugo Fasal (1873-1941), Koloman Freuder (1883-1946), oder Klara Liebmann (1896-1994).[4] 1925 erhielt er die Ernennung zum Primararzt des von Hugo Klein (1863-1937) 1896 gegründeten Wöchnerinnenheimes „Lucina“,[5] eine Funktion, die er bis 1937 innehatte. 1931 publizierte er „Der kombinierte Gummi-Thermophor“.[6] Anschließend arbeitete er bis zum „Anschluss“ als Facharzt in seiner Arztpraxis.

Boxer war seit 1904 Mitglied der Gesellschaft für Innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien,[7] weiters der Gesellschaft der Ärzte in Wien sowie der Geburtshilflich-Gynäkologischen Gesellschaft in Wien.

Die Familie Boxer war aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der Verfolgung der Nationalsozialisten ausgesetzt. Ihnen gelang im Februar 1939 die Flucht nach England, wo Siegfried Boxer zwischen Oktober 1939 und März 1940 interniert wurde. Nach seiner Freilassung emigrierte er mit seiner Familie im März 1940 an Bord der SS Samaria von Liverpool in die USA. Noch im selben Jahr suchte er um die US-Staatsbürgerschaft an, die ihm 1945 verliehen wurde. Zuletzt war er als medizinischer Direktor des Outpatient Department of Gouverneur Hospital in New York City tätig.[8]

New York, Southern District Naturalization Index

Siegfried Boxer verstarb am 7. Juli 1949 in New York.[9]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1877, Boxer Siegfried.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0510, Boxer Siegfried (Nationalien Datum 1898/99).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-018b, Boxer Siegfried (Rigorosum Datum 1898/99).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0971, Boxer Siegfried (Promotion Datum 16.5.1902).

Auswanderungsabteilung der IKG, Fürsorge-Zentrale, Boxer Siegfried.

New York, New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1958, Entry for Siegfried Boxer, 1940.

New York, Southern District Naturalization Index, 1917-1950, Entry for Siegfried Boxer, from 1917 to 1950.

United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968, Boxer Siegfried.

Literatur:

Boxer, Siegfried: Blutnährboden zur Differenzierung der Streptokokken und Pneumokokken. Sonderdruck aus: Verhandlungen der deutschen pathologischen Gesellschaft. Jena: Frommansche Buchdruckerei (Hermann Pohle) 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Boxer, Siegfried: Ueber das Verhalten von Streptokokken und Diplokokken auf Blutnährböden. Aus der Prosektur der k.k. Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien (Vorstand: Prof. Dr. Richard Paltauf). Sonderdruck aus: Centralblatt für Bakteriologie und Infektionskrankheiten. Jena: frommansche Buchdruckerei (Hermann Pohle) 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Boxer, Siegfried: Zur Casuistik der Dermoidcysten und ihrer Metastasen. Aus der II. Frauenklinik, weil. Prof. v. Rosthorn in Wien – Laboratoriumsvorstand: Prof. Dr. Schottlaender. Sonderdruck aus: Archiv für Gynäkologie. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Boxer, Siegfried: Experimentelle Untersuchungen über Drainage. Aus der II. Universitäts-Frauenklinik in Wien (weil. Hofrat Prof. v. Rosthorn). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bafgdlg 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Die Zeit, 29.5.1903, S. 4.

[2] Wiener Morgenzeitung, 20.12.1919, S. 4.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1920, Sp. 2046.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 28.5.1937, S. 32.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 47, 1925, Sp. 2617.

[6] Pharmazeutische Rundschau, 25.11.1931, S. 8-9.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1904, Sp. 177.

[8] The New York Times, 8.7.1949, S. 18.

[9] Das Journal der American Medical Association, Volume 141, Nr. 5, 1.10.1949, S. 342.

Normdaten (Person): Boxer, Siegfried: BBL: 46593; GND: 1354540530;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  46593 (28.01.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=46593

Letzte Aktualisierung: 28.01.2025

Logo Margrit Hartl

Recently Added in MedUniWien ePub: Aktuelle Hochschulschriften im Volltext recherchieren und lesen!

MedUni Wien ePub ist der Publikationsserver der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, über den Sie in die approbierten Abschlussarbeiten der Medizinischen Universität Wien Einsicht erhalten. Ebenso erhalten Sie Zugriff auf Open Access Zeitschriftenartikel, an denen Mitarbeiter:innen der Medizinischen Universität Wien beteiligt sind oder als korrespondierende Autor:innen fungieren. Zudem stehen Ihnen digitalisierte Materialien vornehmlich aus den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin zur Verfügung.[en]

Aktuelle Neuzugänge im Repositorium der UB MedUni Wien ePub  sind/New Additions of the UB MedUni Vienna ePub repository are:

[en]: Med Uni Wien ePub is the publication server of the university library of the Medical University of Vienna which grants access to the approbated theses of the Medical University of Vienna. It also grants access to open access articles where the corresponding author is affiliated with the Medical University of Vienna. You can furthermore find digitized materials, mainly from the branch library for history of medicine.

Scientific Writing Hacks: aktualisiertes, kommentiertes Muster für eine Abschlussarbeit in MS Word

Hack #60:
Für die Erstellung Ihrer perfekten Abschlussarbeit wird auf der Website ein äußerst hilfreiches, kommentiertes Muster in MS Word zum Download zur Verfügung gestellt, welches aktualisiert wurde.

>Download

>>Scientific Writing Hacks