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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [335]: Passini, Fritz – Kinderarzt, Leiter des Leopoldstädter Kinderspitals

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 24.07.2025

Keywords: Kinderarzt, Leopoldstädter Kinderspital, Medizingeschichte, Wien

Friedrich (Fritz) Johann Anton Ludwig wurde am 20. November 1868 in Lienz in Osttirol als Sohn des Sektionschefs der bosnisch-herzegowinischen Landesregierung Friedrich Passini (1839-1915) und Maria Anna (zirka 1845-1924), geborene Zeller, geboren. 1896 heiratete er in Berlin Lilli Mendelsohn Bartholdy (1876-1927), die Enkelin des Komponisten und Pianisten Jakob Ludwig Felix Mendelsohn Bartholdy (1809-1847). Sie hatten die drei Kinder Paul Otto (1897-1980), Peter Johann Franz (1897-1978) und Maria Margarethe, verheiratete Crowe (1903-1997).

Passini begann, nachdem er in Kremsmünster die Matura absolviert hatte, sein Studium der Medizin in Berlin, wechselte an die Medizinische Fakultät der Universität Wien, wo er 1890 sein Rigorosum absolvierte und am 23. Dezember 1893 promovierte. Danach leistete er seinen einjährigen Militärdienst beim Tiroler Jäger-Regiment im Garnisonsspital in Agram (heute Zagreb, Kroatien) ab.[1] 1898 erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt in der Reserve des Divisions-Artillerie-Regiments Nr. 7.[2] 1896 eröffnete er eine Privatpraxis in Wien 8, Tulpengasse 3.[3]

Seine weitere Ausbildung erhielt er bei Hermann Widerhofer (1832-1901) an der Klinik für Kinderkrankheiten im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, darauf bei Theodor Escherich (1857-1911) im St. Anna Kinderspital und bei Alexander Hüttenbrenner (1842-1905) am Karolinen-Spital, wo er 1899 die Arbeit „Ueber einen Fall von Noma faciei“ publizierte. Danach arbeitete er als Assistent an der Abteilung von Professor Ferdinand Frühwald (1854-1908) an der Wiener Allgemeinen Poliklinik. Hier veröffentlichte er die Studie „Ueber den normalen Grosszehenreflex bei Kindern“. Daneben beschäftigte er sich bei Richard Paltauf (1858-1924) am Institut für pathologische Histologie und Bakteriologie mit bakteriologischen Studien, die sich in den Arbeiten „Ueber granulosebildende Darmbacterien“, „Studien über fäulniserregende anaerobe Bakterien des normalen menschlichen Darmes und ihre Bedeutung“, „Die bakteriellen Hemmungsstoffe Conradis und ihr Einfluss auf das Wachstum der Anaerobier des Darmes“ und „Ueber Giftstoffe in den Kulturen des Gasphlegmonebazillus“ niederschlugen.

Leopoldstädter Kinderspital

1907 wurde Passini zum Primarius des vom „Leopoldstädter Kinderspitalverein“ gegründeten und 1924 von der Gemeinde Wien übernommenen Leopoldstädter Kinderspital in Wien 2, Obere Augartenstraße 26-28, bestellt, das er bis zu seinem Tode leitete. Hier verfasste er Arbeiten wie „Ueber die Lebensdauer der Tuberkulosebazillen in Kulturen anaerober Fäulnisbakterien“, „Ueber Urobilinbildung durch Reinkulturen anaerober Darmbakterien“ und „Kultureller Nachweis des Kochschen Bazillus im Lumbalpunktate von Meningitis tuberculosa“.

Passini verstarb am 28. November 1935 in Wien.

Passini Fritz: Todesanzeige, Neue Freie Presse, 1.12.1935, S. 34.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-302a, Passini Friedrich (Rigorosum Datum 1890).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-538, Passini Friedrich (Promotion Datum 23.12.1893).

Literatur:

Passini, Fritz und Carl Leiner: Ueber einen Fall von Noma faciei. Aus dem Carolinen-Kinderspitale. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Ueber den normalen Grosszehenreflex bei Kindern. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Ueber granulosebildende Darmbacterien. Vorläufige Mittheilung. Aus dem hygienischen Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Studien über fäulniserregende anaerobe Bakterien des normalen menschlichen Darmes und ihre Bedeutung. Aus dem hygienischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten. Leipzig: Verlag von Veit & Comp. 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Die bakteriellen Hemmungsstoffe Conradis und ihr Einfluss auf das Wachstum der Anaerobier des Darmes. Aus dem hygienischen Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Verlag von Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Ueber Giftstoffe in den Kulturen des Gasphlegmonebazillus. Aus dem hygienischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Ueber die Lebensdauer der Tuberkulosebazillen in Kulturen anaerober Fäulnisbakterien. Aus dem Leopoldstädter KInderspitale der Gemeinde Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz und J. Czaczkes: Ueber Urobilinbildung durch Reinkulturen anaerober Darmbakterien. Aus dem Leopoldstädter Kinderspitale. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Rikola Verlag 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Passini, Fritz: Kultureller Nachweis des Kochschen Bazillus im Lumbalpunktate von Meningitis tuberculosa. Aus dem Leopoldstädter-Kinderspital der Gemeinde Wien. Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Wien, Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Innsbrucker Nachrichten, 31.3.1894, S. 2.

[2] Wiener Zeitung, 29.5.1898, S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1896, Sp. 287.

Normdaten (Person):  : BBL: ; GND:

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Letzte Aktualisierung: 2025.07.24

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [334]: Preindlsberger-Mrazović, Milena – Journalistin, Schriftstellerin, Krankenpflegerin im Ersten Weltkrieg

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.07.2025

Keywords: Journalistin, Schriftstellerin, Medizingeschichte, Bosnien-Herzegowina, Sarajewo, Wien

Milena Mrazović wurde am 28. Dezember 1863 in Bjelovar in Ungarn (heute: Kroatien) als Tochter von Andrija Mrazović geboren. Nachdem sie ihre Schulbildung an einem Mädcheninstitut in Budapest erhalten hatte, zog sie nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas durch die Habsburgermonarchie im Jahre 1878 mit ihrer Familie nach Banja Luka, wo ihr Vater eine Stellung als Verwaltungsbeamter erhalten hatte. Ein Jahr später übersiedelte die Familie nach Sarajewo. Milena widmete sich in Bosnien zunächst der Komposition musikalischer Werke und zunehmend dem Journalismus, darunter seit 1884 als Mitarbeiterin in der gerade in Sarajewo gegründeten einzigen deutschsprachigen Zeitung Bosniens, der „Bosnischen Post“. Nachdem ihr Verlobter Eugen Töpfer, der die Zeitung 1886 aufgekauft hatte, 1889 verstarb, erhielt sie von der bosnischen Regierung die Erlaubnis die Zeitung samt Druckerei als Erbin zu übernehmen. Daneben arbeitete sie als Sprachlehrerin für Französisch an einer Schule.

1896 verkaufte sie den Verlag und die Druckerei, heiratete im selben Jahr den Chirurgen und Chefarzt des bosnischen Landespitals in Sarajewo Josef Preindlsberger (1863-1938), und widmete sich seither ausschließlich ihrer journalistischen Arbeit.

Sie publizierte in zahlreichen deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen, in denen sie den Lesern das multiethnische, vor allem aber das multikonfessionelle Bosnien-Herzegowina aus ethnografischer und anthropologischer Sicht näher zu bringen versuchte. Daneben hielt sie unter anderem Vorträge in Wien, wo sie auch durch ihre zahlreichen Artikel in der Reichspost und der Neuen Freien Presse einen hohen Bekanntheitsgrad genoss und 1889 zum ersten weiblichen Mitglied der „Anthropologischen Gesellschaft in Wien“ ernannt wurde. Des weiteren war sie Mitglied des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wiens.[1]

Unter anderem verfasste sie auch einen Beitrag zu Bosnien-Herzegowina für das von Kronprinz Rudolf konzipierte Werk „Österreich-Ungarn in Wort und Bild“ (1899), vor allem aber wurde sie seit den 1880er Jahren durch ihre in deutscher Sprache publizierten Reiseberichte, Tagebücher und Romane bekannt, in denen sie sich mit dem sozialen und kulturellen Leben der Bevölkerung und der Landeskunde von Bosnien-Herzegowina befasste. Dazu zählen ihre Arbeiten wie „Selam, Skizzen und Novellen aus dem bosnischen Volksleben“, die 1893 (Berlin: Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft) erschien und frühe Texte von Milena enthält, sowie eine Reihe weiterer Monografien wie „Bosnische Volksmärchen“ (Innsbruck: Edlinger 1905), der Roman „Das Grabesfenster. Eine Sarajevoer Geschichte aus dem Beginn der Okkupation“ (Innsbruck: Edlinger 1906), der Reiseführer „Die bosnische Ostbahn. Illustrierter Führer auf den bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnlinien Sarajevo-Uvac und Megjegje-Vardiste“ (Wien: Hartleben 1908), sowie die Tagebuchaufzeichnungen „Bosnisches Skizzenbuch, Landschafts- und Kulturbilder aus Bosnien und der Herzegowina“ (Dresden, Leipzig: E. Pierson’s Verlag 1900). In diesen Arbeiten deklarierte sie sich als Befürworterin der Okkupation Bosnien-Herzegowinas und zu den von Österreich-Ungarn getroffenen Verwaltungsmaßnahmen, denen sie eine Modernisierung, vor allem aber eine friedliche Entwicklung des Landes zuschrieb.

1904 erschien von ihr in der Zeitschrift „Die Zeit“ ein bis heute weitgehend unbekannt gebliebener Artikel unter dem Titel „Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina“. Darin thematisiert sie die Schwierigkeiten, die mit der Durchsetzung der medizinischen Verwaltung Bosnien-Herzegowinas nach der Okkupation 1878 und im speziellen jene der weiblichen Ärzteschaft gegenüber der muslimischen Bevölkerung auftraten. Dabei kam den k.k. Amtsärztinnen eine wesentliche Rolle zu, die – auch im europäischen Vergleich – eine einzigartige institutionalisierte Stellung innerhalb der k.k. Sanitätsverwaltung in Bosnien-Herzegowina einnahmen. Der Grund für die Stärkung der Funktion von Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina lag in der ihnen zugewiesenen spezifischen Aufgabe, die Gesundheitssituation der weiblichen muslimischen Bevölkerung zu verbessern, ihren Zugang zum Gesundheitssystem durchzusetzen und sie darin zu integrieren. Dazu wurden zwischen 1892 und 1918 insgesamt sieben Amtsärztinnen aus der Habsburgermonarchie in die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebiete berufen.

Im Ersten Weltkrieg begleitete sie ihren Ehemannes Josef Preindlsberger als freiwillige Krankenpflegerin an dessen Einsatzorten als Militärarzt bei der mobilen Chirurgengruppe an den Fronten in Serbien, Albanien, Montenegro und Italien. Unter anderem leitete sie 1915 auch das Sanitätsmaterialdepot in Bosnien-Herzegowina. Zudem leitete sie im Jahr 1915 das Sanitätsmaterialdepot in Bosnien-Herzegowina. Für ihren Einsatz wurde sie 1916 mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.[2] Nach dem Krieg wurden sie gemeinsam aus dem Königreich Jugoslawien (SHS) ausgewiesen und nach Österreich deportiert. Sie lebte mit Josef Preindlsberger in Wien und hielt, wie bereits vor dem Krieg, volkskundliche Vorträge über Bosnien und Herzegowina. Sie verstarb am 20. Jänner 1927 in Wien im Sanatorium Löw.

Quellen:

Dzambo Jozo: Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.), „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 173-214.

Fuchs Brigitte: „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajewo, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.): „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 94-127.

Lindemann Kristina: Explaining Bosnia – Milena Preindlsberger-Mrazović, and Austria’s own ‘Orient’, in: Zimmermann Tanja, Jakir Aleksandar (Hg.): Europe and the Balkans. Decades of „Europeanization“? Würzburg: 2015. S. 161-170.

Literatur:

Preindlsberger-Marzović, Milena: Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina. Sonderdruck aus: Die Zeit. Wien: 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-3016]

[1] Jahres-Bericht des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, Wien 1911, S. 22.

[2] Die Zeit, 29.8.10.1916, S. 2.

Normdaten (Person):  : BBL ; GND:

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Letzte Aktualisierung: 2025.07.22

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [333]: Nasch, Leonhart – Bahnhofsarzt in Wien Ottakring, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.07.2025

Keywords: Internist, Betriebsarzt, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Leonhart Nasch wurde am 2. Februar 1895 als Sohn des aus Zohor bei Pressburg in Ungarn (heute Bratislava/Slowakei) stammenden Pinkas Phüllöpp Nasch und Julie, geborene Ehrenhaft, in Wien geboren.

Nasch studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 6. Mai 1921. Nach seiner Promotion führte er eine private Arztpraxis (für innere Krankheiten) in Wien 9, Porzellangasse 30, die er später nach Wien 16, Lienfeldergasse 39, verlegte. Daneben arbeitete er als Hilfsarzt im Kaiser-Franz-Joseph-Spital in Wien und später als Bahnhofsarzt der Betriebskrankenkasse in Wien Ottakring sowie als Vertrauensarzt der Wirtschaftlichen Vereinigung der Haushalte Österreichs.[1] 1931 publizierte er eine Arbeit „Über den Einfluß der Basen auf die Hitzegerinnung der Eiweißkörper“ und 1937 meldete er ein Patent (Formaldehyd in fester Form)[2] an.

Leonhard Nasch war jüdischer Herkunft und wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Am 20. August 1942 wurde er aus einer Sammelwohnung in Wien 2, Zwerggasse 5/8, in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 29. Jänner 1943 in das KZ Auschwitz überstellt und ermordet.

Quellen:

IKG Wien, Geburtsbuch, 1895, Nasch Leonhard.

UAW, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-0576, Nasch Leonhard (Datum Promotion 6.5.1921).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29.308, Nasch Leonhard.

Auswanderungsblätter IKG Wien, jüdische Auswanderungsanträge, 1938-1939, Nasch Familie.

Arolsen-Archiv, Inhaftierungsdokumente, Lager und Ghettos, Ghetto Theresienstadt, Kartei Theresienstadt, Nasch Leonhard.

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Nasch Leonhard.

Literatur:

Nasch, Leonhard: Über den Einfluß der Basen auf die Hitzegerinnung der Eiweißkörper. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Julius Springer 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Die Frau von heute, Nr. 65, 1933, S. 4.

[2] Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung und Hygiene, Nr. 17, 1937, S. 399.

Normdaten (Person)BBL: ; GND:

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL:  47052 (22.07.2025)
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Letzte Aktualisierung: 2025.07.22

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [332]: Weismayr, Alexander – Internist, Balneologe, Tuberkuloseforscher, Chefarzt der Heilanstalt Alland

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 30.06.2025

Keywords: Internist, Balneologe, Tuberkuloseforscher, Heilanstalt Alland, Medizingeschichte, Wien

Alexander Franz Michael Ritter von Weismayr wurde am 24. September 1867 als Sohn des Kreisgerichtspräsidenten in Steyr in Oberösterreich, Michael Weismayr, und Ludowika, geborene Kreil, in Wien Josefstadt geboren.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kremsmünster studierte er an der Universität Wien Medizin und legte 1888 sein Rigorosum ab. Seit 1891 führte er eine private Arztpraxis in Wien 8, Lederergasse 23.[1]

Nach dem Studium trat er im Allgemeinen Krankenhaus in Wien in die III. medizinische Klinik ein und wurde Assistent von Leopold Schrötter von Kristelli (1837-1908). 1898 erhielt er die Dozentur im Fach Innere Medizin.[2] Weismayr beschäftigte sich als einer der Ersten ausschließlich mit der Tuberkuloseforschung und verfasste darüber auf Anregung von Schrötter Monografien wie 1897 „Die medikamentöse und symptomatische Behandlung der Lungentuberkulose“ und im selben Jahr „Zur Klinik der primären Neoplasmen der Pleura“ sowie 1901 „Die Lungenschwindsucht, ihre Verhütung, Behandlung und Heilung“. Weitere Arbeiten von ihm aus seiner Zeit an der Klinik erschienen 1893 „Das Exalgin als schmerzstillendes Mittel“, 1894 „Ein Fall von Stenose der Carotis und Subclavia“ und 1896 „Eine noch nicht beobachtete Complication des Scleroms der Luftwege“, „Ein Beitrag zum Verlauf des tuberculösen Pneumothorax“ und „Tuberculose bei Herzfehlern“.

Heilanstalt Alland und Kaiserin-Elisabeth-Spital

Seit den frühen 1880er Jahren verfolgte Schrötter seine Anliegen zum Bau von Heilanstalten. 1890 gründete er dazu den „Verein zur Errichtung und Erhaltung einer klimatischen Heilstätte für Brustkranke in der Nähe Wiens“ und erhielt schließlich die Genehmigung zum Bau einer Lungenheilanstalt in Alland. 1897 wurde Weismayr zum Direktor und Chefarzt der im Oktober 1897 eröffneten Heilanstalt ernannt, in der auch der spätere Sozialmediziner Alfred Götzl (1873-1946) als Assistent tätig war. Im selben Jahr veröffentlichte Weismayr den Aufsatz „Die Schweizer Volksheilstätten für Tuberculose“. Weitere Publikationen waren „Zum Verlaufe der croupösen Pneumonie“ und „Die häusliche Behandlung der Lungentuberkulose“. Anlässlich des 1. Internationalen Tuberkulose-Kongresses in Berlin im Jahr 1899 verfasste er den Aufsatz „Der Congress zur Bekämpfung der Tuberculose als Volkskrankheit“.

Weismayr Alexander (1. Reihe, Links): Das interessante Blatt, 4.9.1902, S. 9.

Nach mehreren Jahren in dieser Funktion trat er als Leiter der Heilanstalt zurück, übernahm die Leitung einer Privatheilanstalt in Arco in Trient, gab diese jedoch nach kurzer Zeit wieder auf und kehrte nach Wien zurück. 1906 wurde er zum Vorstand der II. medizinischen Abteilung im Kaiserin-Elisabeth-Spital berufen.[3]

Volksbildner

Weismayr hielt im Rahmen des Wiener Volksbildungsvereines Vorträge zur Tuberkulose, darunter 1894 zur „Die klimatische Behandlung der Tuberkulose“.[4]

Weismayr war als Redakteur bei der Wiener klinischen Rundschau tätig, er gehörte der Gesellschaft der Ärzte in Wien an und nahm 1900 am 2. Österreichischen Balneologen-Kongress in Triest teil.[5] Weiters war er Träger und Ritter des sächsisch-ernestinischen Hausordens.

Alexander Weismayr verstarb am 10. März 1907 in Wien.[6]

Quellen:

Taufbuch, Erzdiözese Wien, 08, Alservorstadtpfarre, Taufbuch 01-32, 1867, Folio 450, Weismayr Alexander.

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S 304 Personalblätter, Senat S 304.1354 Weismayr, Alexander Ritter von.

Friedhofsdatenbank der Gemeinde Wien, Weismayr Alexander.

Literatur:

Weismayr, Alexander von: Die medikamentöse und symptomatische Behandlung der Lungentuberkulose. Sonderdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien: 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 1543]

Weismayr, Alexander von: Zur Klinik der primären Neoplasmen der Pleura. In: Klinische Medizin und Chirurgie. Wien, Leipzig: Braumüller 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: K-1511/17]

Weismayr, Alexander von: Die Lungenschwindsucht. Ihre Verhütung, Behandlung und Heilung, in gemeinverständlicher Weise dargestellt. Wien: Braumüller 1901.

[Universitätsbibliothek MedUni Wien/Magazin Eben04, Sign.: 2018-05319]

Weismayr, Alexander von: Das Exalgin als schmerzstillendes Mittel. Aus der medicinischen Klinik des Herrn Prof. von Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Ein Fall von Stenose der Carotis und Subclavia. Aus der medicinischen Klinik des Herrn Professor v. Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Eine noch nicht beobachtete Complication des Scleroms der Luftwege. Aus der III. medicin. Klinik des Herrn Hofrath von Schrötter. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde sowie Kehlkopf-, Nasen-, Rachenkrankheiten. Berlin: Druck von Maischner & Stephan 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Ein Beitrag zum Verlauf des tuberculösen Pneumothorax. Aus der III. medizinischen Klinik des Herrn Prof. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Tuberculose bei Herzfehlern. Aus der III. medicinischen Klinik des Herrn Prof. v. Schrötter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Die Schweizer Volksheilstätten für Tuberculose. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Friedrich Jasper 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Zum Verlaufe der croupösen Pneumonie. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Berlin: Gedruckt bei L. Schumacher 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Die häusliche Behandlung der Lungentuberkulose. Sonderdruck aus: Die Krankenpflege- Monatsschrift für die gesamten Zweige der Krankenhauspflege und Krankenhausbehandlung in Wissenschaft und Praxis. Berlin: Verlag von Georg Reimer 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weismayr, Alexander von: Der Congress zur Bekämpfung der Tuberculose als Volkskrankheit. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1891, Sp. 1020.

[2] Wiener Zeitung, 2.10.1898, S. 8.

[3] Wiener Zeitung, 23.9.1906, S. 4.

[4] Wiener Zeitung, 13.11.1894, S. 8.

[5] Neue Freie Presse, 29.3.1900, S. 5.

[6] Wiener Kommunal-Kalender und Städtisches Jahrbuch 1908, Wen 1908, S. 704.

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Letzte Aktualisierung: 2025.06.30

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [329]: Lehndorff-Stauber, Alice – Dermatologin, Ärztin bei der Genossenschaftskrankenkasse Wien, Leiterin des Ambulatoriums für Psychotherapie am Ersten Wiener Kinderkranken-Institut, NS-Verfolgte

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.05.2025

Keywords: Dermatologin, Erste Wiener Kinderkranken-Institut, Ambulatorium für Psychotherapie, Medizingeschichte, Verein für Individualpsychologie, Wien, NS-Verfolgte

Alice Stauber wurde am 29. August 1881 als Tochter des Arztes Adalbert (Bela) Stauber (1847-1909) und Johanna (1856-1930), geborene Kohn, in Wien geboren. Seit 1912 war sie mit dem Kinderarzt Heinrich Alfred Lehndorff (Löwy) (1877-1965) verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hatte.

Stauber besuchte das Mädchen-Lyceum des Wiener Frauen-Erwerb-Vereines[1] und begann im Wintersemester 1902/03 an der Universität Wien mit den Studium der Medizin, das sie am 13. Dezember 1907 mit der Promotion abschloss. Ihre erste Publikation veröffentlichte sie 1906 am Physiologischen Institut der Universität Wien „Über das embryonale Auftreten diastalischer Fermente“. Nach dem Studium führte sie eine Arztpraxis in Wien 3, Rudolfsgasse 25, und arbeitete als Assistenzärztin am Rudolf-Spital, wo sie ihre Fachausbildung für Dermatologie erhielt und 1910 die Arbeit „Zur Frage des Eiweißabbaues im menschlichen Darme“ veröffentlichte. Danach eröffnete sie eine Ordination für Hautkrankheiten bei Frauen in Wien 1, Rathausstraße 8, und arbeitete daneben als Ärztin der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs.

Volksbildung

Alice Lehndorff-Stauber war regelmäßig in der Wiener Volksbildung als Referentin tätig. Ab dem Herbst 1914 hielt sie Lichtbildvorträge zu Schutzvorkehrungen gegen Kriegsseuchen,[2] ab 1915 zu „Krieg und Geschlechtskrankheiten“,[3] im Jahr 1918 erhielt sie dafür das Ehrenzeichen vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration für besondere Verdienste um die militärische Sanitätspflege im Krieg.[4] Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sie ihre Vortragsreihen zu medizinischen Themen in populärwissenschaftlicher Form in den Wiener Volksbildungsinstitutionen wie der Wiener Urania oder der Vereinigung der arbeitenden Frauen fort. Ihre thematischen Schwerpunkte waren dabei ab Mitte der 1920er Jahre Mutterschutz und Kinderpflege sowie Körperpflege und Hygiene.

1920 beschäftigte sie sich an der Kinder-Klinik im Allgemeinen Krankenhaus bei Clemens Pirquet (1874-1929) mit der Morphium-Allergie der Haut.[5]

Verein für Individualpsychologie

Ab spätestens 1930 war sie im Verein für Individualpsychologie u.a. als Vorstandsmitglied tätig. Hier leitete sie von 1932 bis 1933 mit Matha Holub (1887-1942) die Arbeitsgemeinschaft „Einführung in die Individualpsychologie durch Übungen und Interpretationen“ und hielt Vorträge, darunter 1933 „Das äußere der Frau und ihr Charakter“,[6] 1934 „Wenn wir altern“,[7] 1935 „Die nervöse Frau“[8] 1936 „Berufswahl der Frau“.[9]

Erstes Öffentliche Kinder-Kranken-Institut

Seit spätestens 1924 arbeitete sie in dem am Ersten Wiener Kinderkranken-Institut eingerichteten Ambulatorium für Psychotherapie in Wien 1, Kleeblattgasse, das sie gemeinsam mit Erwin O. Krausz (1887-1968) und später bis 1935 mit dem Vorstandsmitglied des Vereins für Individualpsychologie, Luise (Luna) Reich (1891-1967), leitete.

New York Petitions for Naturalization, 1897-1944. Records of District Courts of the United States, 1685-2009, RG 21. National Archives at New York.

Alice Lehndorff-Stauber, ihr Ehemann und ihre Kinder waren jüdischer Herkunft und nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Ihnen gelang die Flucht nach England, wo Alice Lehndorff-Stauber nach Kriegsausbruch interniert wurde. Im Dezember 1939 emigrierten sie und ihre Familie mit der SS Georgic von Liverpool in die USA, wo sie im Jänner 1940 in New York ankamen. Sie arbeitete in New York als Social Service Auxiliary am Mount Sinai Hospital.[10] Lehndorff-Stauber verstarb am 22. Juni 1960 in New Rochelle, Westchester, New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch, 1881, Stauber Alice.

Trauungsbuch, Wien. Kirchliche Heiratsurkunden, 1912, Österreich Evangelisch-Lutherische Kirchenbücher 1783-1991, Heinrich Lehndorf and Alice Stauber (5.5.1912).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0587, Stauber Alice (Nationalien Datum 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0795, Stauber Alice (Rigorosum Datum 6.12.1907).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0669, Stauber Alice (Promotion Datum 13.12.1907).

Internees at Liberty in the UK, Home Office: Aliens Department, Internees Index, 1939-1947 Prisoners of War, Alice Lehndorff, 1939-1942.

United Kingdom, Outgoing Passenger Lists, 1890-1960, Alice Lehndorff, 23 Dec 1939.

New York, New York Passenger and Crew Lists, 1925-1958, Lehndorff, 1939.

New York Petitions for Naturalization, 1897-1944. Records of District Courts of the United States, 1685-2009, RG 21. National Archives at New York.

New York, State Health Department, Genealogical Research Death Index, 1957-1963, 22 Jun 1960.

Alice Lehndorff-Stauber: AlfredAdler.at.

Literatur:

Lehndorff-Stauber, Alice: Über das embryonale Auftreten diastalischer Fermente. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Physiologie. Altenburg: Pierer’sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Lehndorff-Stauber, Alice: Zur Frage des Eiweißabbaues im menschlichen Darme. Aus dem pathologischen Laboratorium der k.k. Krankenanstalt „Rudolf-Stiftung“, Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Leipzig: Druck von Gustav Brandstetter 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Siebzehnter Jahresbericht Mädchen-Lyceum des Wiener Frauen-Erwerb-Vereines, Wien 1896, S. 35.

[2] Arbeiter Zeitung, 14.10.1914, S. 7.

[3] Arbeiter Zeitung, 21.10.1915, S. 8.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1918, Sp. 678.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 47, 1920, S. 1024.

[6] Internationale Zeitschrift für Individualpsychologie 1933: Band 11, S. 14.

[7] Internationale Zeitschrift für Individualpsychologie 1934: Band 12, S. 61

[8] Internationale Zeitschrift für Individualpsychologie 1935: Band 13, S. 62

[9] Internationale Zeitschrift für Individualpsychologie 1936: Band 14, S. 62

[10] Annual report by Mount Sinai Hospital (New York, N.Y.), 1948, S. 179.

Normdaten (Person):  Lehndorff-Stauber, Alice: BBL: ; GND:

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [328]: Weiss-Eder, Stephanie – Kinderärztin, erste definitive Assistenzärztin in Österreich am Elisabeth-Spital und am Karolinen-Kinderspital in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 19.05.2025

Keywords: Kinderärztin, Elisabeth-Spital, Karolinen-Kinderspital, Medizingeschichte, Wien

Stephanie Eder wurde am 3. Februar 1878 als Tochter von Elise (Elisabeth) Eder in Wien-Josefstadt geboren. Im Jahr 1905 heiratete sie den Sohn des Mediziners Adolf Weiss, den Hauptmann-Auditor und späteren Oberlandesgerichtsrat Theodor Weiss (1872-). Nachdem sie die gymnasiale Mädchenschule in Wien absolviert und 1898 die Matura am Akademischen Gymnasium bestanden hatte, studierte sie an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. März 1904.

Studentinnen-Verein „Wien“

Während ihrer Studienzeit war sie neben Gabriele Possanner von Ehrenthal (1860-1940), Margarete Hilferding-Hönigsberg (1871-1942) und Bianca Bienenfeld (1879-1929) Mitglied des im Dezember 1898 im wissenschaftlichen Club gegründeten ersten Wiener Studentinnen-Vereins „Wien“ und fungierte hier seit der Vereinsgründung als Vizepräsidentin.[1]

Nach dem Studium arbeitete sie an verschiedenen Kliniken im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bis schließlich im Sommer 1904 nach einer gemeinsamen Petition mit Bianca Bienenfeld ihre Zulassung als Aspirantin in den Spitalsdienst erfolgte. Während Bianca Bienenfeld an der II. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Edmund Neusser (1852-1912) ihre Tätigkeit aufnahm, wurde Stephanie Eder als Aspirantin der Frauenabteilung des Bettina-Pavillon unter Ernst Wertheim (1864-1920) im Elisabeth-Spital in Wien zugewiesen.[2] Im November 1906 erfolgte ihre Ernennung als erste weibliche definitive Sekundarärztin am Karolinen-Spital unter Primarius Wilhelm Knöpfelmacher (1866-1938). Hier publizierte sie 1908 „Ueber Komplikationen und Serumtherapie bei Meningitis cerebrospinalis epidemica“, 1909 erschien von ihr die Arbeit „Orthotische Albuminurie und Scharlachnephritis“.

Weiss-Eder Stefanie: Österreichische Illustrierte Zeitung, H. 12, S. 23.12.1906, S. 273.

Im Jahr 1908 beendete sie ihre Tätigkeit am Karolinen-Spital und eröffnete in Wien 7, Burggasse 6, eine Arztpraxis für Frauen- und Kinderkrankheiten. Darüber hinaus arbeitete sie als Schulärztin an der gewerblichen Fortbildungsschule[3] sowie als Sekundarärztin im Vereinsreservespital Nr. 4 des Österreichisch patriotischen Hilfsvereines in Wien 18 unter den Primarärzt:innen Karl Bondy (1866-1938) und Dora Brücke-Teleky (1879-1963).[4]

Kinderärztin des Jugendamtes der Gemeinde Wien

Im Jahr 1916 wurde sie von der Stadt Wien gemeinsam mit Luise Rollet (1884-) zur Kinderärztin für die Säuglingsfürsorgestellen in Wien Ottakring und Rudolfsheim[5] und im Jahr 1918 als Ärztin für Säuglinge und Kleinkinder an der Bezirksstelle des Jugendamtes in Wien-Fünfhaus[6] bestellt. Weiters war sie Mitglied des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien,[7] sowie als Referentin zu medizinischen Themen in der Wiener Volksbildung u.a. in der Vereinigung der arbeitenden Frauen tätig.

Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs (Rohö)

Weiss-Eder engagierte sich in der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs, in dessen Vereinsorganen sie als Vorstandsmitglied[8] und später in den 1920er Jahren als Präsidentin und in den 1930er Jahren als Vizepräsidentin hohe Funktionen einnahm.

Stefanie Weiss-Eder verstarb am 1. Oktober 1959 in Wien. Ihr Ehemann Theodor Weiss wurde wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt und 1942 in Maly Trostinec ermordet.

Quellen:

Erzdiözese Wien, 8. Maria Treu, Taufbuch 01-055, 1878, Folio 11, Eder Stefanie.

Erzdiözese Wien, 8. Alservorstadt-Pfarre, Trauungsbuch 02-24, 1905, Folio 13, Weiss Theodor, Eder Stefanie.

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Weiss Theodor.

Literatur:

Weiss-Eder, Stephanie: Ueber Komplikationen und Serumtherapie bei Meningitis cerebrospinalis epidemica. Aus dem Karolinen-Kinderspitale in Wien. (Dirig. Primärarzt Doz. Dr. Wilhelm Knoepfelmacher). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weiss-Eder, Stephanie: Orthotische Albuminurie und Scharlachnephritis. Aus dem Karolinen-Kinderspitale in Wien (dirigierender Primararzt: Privatdozent Dr. Wilhelm Knoepfelmacher). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Frauen-Werke, Nr. 2, 1899, S. 2.

[2] Neue Freie Presse, 31.8.1904, S. 7; Blatt der Hausfrau, Nr. 1, 1904, S. 4; Wiener Mode, Nr. 12, 1905, S. 615.

[3] Neues Frauenleben, Oktober 1913, S. 281; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 30.11.1911, S. 10.

[4] Rechenschafts-Bericht des … österreichischen patriotischen Hilfsvereines, 1913, S. 11.

[5] Amtsblatt der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Stadt Wien – Presse- und Informationsdienst, Wien 1916, S. 43.

[6] Aufgaben und Organisation der Wiener städtischen Jugendfürsorge: zum Dienstgebrauche/Jugendamt der Stadt Wien. Wien 1922, S. 7.

[7] Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien, Wien 1905.

[8] Neues Wiener Journal, 21.11.1920, S. 15.

Normdaten (Person):  Weiss-Eder, Stephanie: BBL: 47042; GND: 1365818128;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [327]: Adalbert Stauber – Internist, Arzt der k.k. Staatsbahnen und Direktor des Rekonvaleszentenheims in Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 19.05.2025

Keywords: Internist, k.k. Staatsbahn, Rekonvaleszentenheim für verarmte Frauen, Medizingeschichte, Wien

Adalbert Stauber wurde am 17. Jänner 1840 in Dorog, Ungarn, als Sohn von Samuel Stauber und Juliane (ca. 1819-1893), geborene Szlovak, geboren. Im Jahr 1876 heiratete er die Wienerin Johanna Kohn (1856-1930), mit der er zwei Töchter, darunter die spätere Ärztin und Psychologin Alice Elisabeth Lehndorff-Stauber (1881-1960) hatte.

Stauber studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 17.Jänner 1871 zum Doktor der Medizin sowie am 4. April 1871 zum Doktor der Chirurgie. Danach absolvierte er seinen Militärdienst als Assistenzarzt im Garnisonsspitals Nr. 1 in Wien und wurde im Mai 1871 zum Reserve-Oberarzt ernannt.[1] 1878 erfolgte seine Beförderung zum Regimentsarzt.[2]

Anschließend arbeitete er als Sekundararzt an der II. Chirurgischen Abteilung des Bezirkskrankenhauses in Wieden in Wien.[3] Im Jänner 1874 trat er nach seiner Ernennung zum Bahn-Arzt in den Dienst der Franz-Josefs-Bahn (Station Wien) ein.[4] Daneben war er für die Wiener Bezirkskrankenkasse tätig und bot hier Massagetherapien an. 1883 publizierte er dazu „Beiträge zur Massagebehandlung“. 1877 trat er dem neugegründeten Wiener Humanitätsverein Allianz bei und fungierte hier als Vereinsarzt.[5] Der Verein löste sich 1879 wieder auf.

Rekonvaleszentenheim für arme Frauen in Neu-Gersthof/Hütteldorf (Kaiser-Franz-Josef-Rekoncaleszentenheim)

Stauber war Mitglied in der 1874 vom Wiener Rechtsanwalt Geza Viktor Winter (1850-1924) gegründeten und aus vereinsrechtlichen Gründen in Pressburg ansässigen Freimaurerloge „Freundschaft“, die in Wien den humanitären Verein „Freundschaft“ unterhielt, sowie in dem von Winter gegründeten Ungarn-Verein in Wien.[6]

Um der Mortalität nach der Entbindung – häufig aufgrund der zu raschen Entlassung aus den Wiener Spitälern – entgegenzuwirken, stellte Stauber 1889 als Obmannstellvertreter im Verein „Freundschaft“ den Antrag ein Rekonvaleszentenheim für Wöchnerinnen mit einer längeren Aufenthalts- und Betreuungsdauer von zwei bis drei Wochen ins Leben zu rufen.[7] Einige Jahre später fanden auch Frauen nach operativen Eingriffen oder schweren Erkrankungen hier Aufnahme und Pflege, womit armutsbetroffene Frauen, die sich keine Pflege und Versorgung in ihrem Umfeld leisten konnten, zu frühzeitigen operativen Eingriffen entschieden. Das Heim stand Frauen aller Konfessionen sowie verheirateten wie unverheirateten Frauen offen. Die ärztliche Leitung übernahm mit der Eröffnung des Heimes Adalbert Stauber, Geza Winter fungierte als Obmann des Exekutivkomitees. Der Standort dieses Heimes befand sich zunächst in Neu-Gersthof in der Johannesgasse 10, in einer leerstehenden Villa und wechselte 1898 nach Wien Hütteldorf in die Rosenthalgasse 11. Im selben Jahr wurde das Haus anlässlich des Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I in Kaiser-Franz-Josef-Rekonvaleszentenheim umbenannt.

Rekonvaleszentenheim für arme Frauen: Rosenthalgasse 11, Postkartenansicht

Adalbert Stauber verstarb am 29. September 1909 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 30.9.1909, S.42.

Sein Nachfolger im Rekonvaleszentenheim wurde der Arzt Siegmund Politzer (1866-1925).

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0041, Stauber Adalbert (Nationalien Datum 1866/67).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-257a, Stauber Adalbert (Rigorosen Datum 1870).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-707, Stauber Adalbert (Promotion Datum 27.1.1871).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-493, Stauber Adalbert (Promotion Datum – Chirurgie 4.4.1871).

WStLA, M.Abt. 212, A26, Statuten, 1.3.2.212.A26.4/13, Kaiser Josefs-Rekonvaleszentenheim für arme Frauen, 1906-1912.

WStLA, M.Abt. 119, A32, Gelöschte Vereine, 2099/1938. Humanitärer Verein Freundschaft.

Friedhofsdatenbank der IKG Wien.

Literatur:

Stauber, Adalbert: Beiträge zur Massagebehandlung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: Druck und Verlag von Ludwig Schönberger 1883.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener Zeitung, 11.5.1871, S. 1.

[2] Die Vedette, 22.9.1878, S. 11.

[3] Ärztlicher Bericht des k. k. Bezirks-Krankenhauses Wieden, 1872, S. 273.

[4] Neue Freie Presse, 13.1.1874, S. 5

[5] Illustriertes Wiener Extrablatt, 30.4.1877, S. 3.

[6] Pester Loyd, 16.12.1890, S. 7.

[7] Internationale klinische Rundschau, Nr. 12, 1889, Sp. 520.

Normdaten (Person):  Stauber, Adalbert: BBL: 47040; GND: 1365462064:

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [325]: Neudörfer, Ignaz Joseph – Chirurg und Militärarzt

Neudörfer, Ignaz Joseph – Chirurg und Militärarzt

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 16.04.2025

Keywords: Chirurg, Militärarzt, Privatdozent, Allgemeine Poliklinik, Medizingeschichte, Wien

Ignaz Joseph Neudörfer wurde am 15. März 1825 als Sohn von Moses Neudörfer (zirka 1797-?) und Anna (zirka 1797-1877), geborene Schlesinger, in Hlinik bei Bytca in Ungarn (heute: Hlinik nad Vahom/Slowakei) geboren. In erster Ehe war er mit Emma Emilie Lange (1845-1873) und in zweiter Ehe mit der aus Schlesien stammenden Anna Paulina Lange (1848-1926) verheiratet. Aus diesen Ehen stammten sechs Kinder, darunter der spätere Chirurg und Leiter des Krankenhauses in Hohenems in Vorarlberg, Artur Neudörfer (1877-1952). Neudörfer konvertierte während seines Studiums vom jüdischen zum katholischen Glauben.

Neudörfer studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 3. August 1855 zum Doktor der Medizin und am 19. Jänner 1856 zum Doktor der Chirurgie. Nachdem er 1855 als Cholera-Aushilfsarzt nach Laibach entsandt wurde,[1] arbeitete er als Sekundararzt an der IV. Chirurgischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus und zwischen 1857 und 1858 als supplierender Professor an der Chirurgenschule in Olmütz.[2] Darüber berichtete er in seiner 1858 erschienen Arbeit „Mitteilungen aus der chirurgischen Klinik in Olmütz“. Im Jahr 1857 veröffentlichte Neudörfer den Aufsatz „Der hydrostatische Apparat in der Chirurgie“, basierend auf einem im November 1856 gehaltenen Vortrag an der Akademie der Wissenschaften in Wien und im Jänner 1857 seinen in der Sektion für Physiologie und Pathologie der k.k. Gesellschaft der Ärzte gehaltenen Vortrag „Über Hydrocephalus externus chronicus aquisitus“.

Neudörfer Ignaz: Josephinum – Sammlungen der Medizinischen Universität Wien

Solferino

Im Juni 1859 nahm Neudörfer als Oberarzt im Sardinischen Krieg an der Schlacht von Solferino teil und erhielt dafür das Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens.[1] Ein Jahr darauf wurde er zum Regimentsarzt ernannt.[2] Danach erfolgte 1860 seine Zuteilung zum Garnisonsspital Nr. 1 in Prag und seine Ernennung zum Privatdozenten der Chirurgie an der Universität Prag.

Deutsch-Dänischer Krieg 1864 – Chefarzt der kaiserlichen Armee in Mexiko

Im Jahr 1864 leitete er im Deutsch-Dänischen Krieg zunächst das Offiziers-Spital in Schleswig[3] und danach das Feldspital Nr. 12, wofür er das Ritterkreuz des königlichen Württembergischen Kron-Ordens erhielt.[4] Darüber berichtete er in seiner 63-seitigen Broschüre „Aus dem feldärztlichen Berichte über die Verwundeten in Schleswig“. Anschließend trat er im April 1864 als Chefarzt und Begleiter des späteren Kaisers Maximilian I. in die kaiserliche mexikanische Armee ein[5] und unternahm im Frühjahr 1864 zur Rekrutierung von Ärzten für die mexikanische Armee eine Reise durch Deutschland und die Schweiz.[6] In Mexiko organisierte er das Sanitätswesen in der Armee. Nach seiner Rückkehr nahm er 1866 wieder seinen Dienst in die k.u.k. Armee auf, wurde für seine Tätigkeit als Militärarzt in der kaiserlichen mexikanischen Armee zum Oberstleutnant Stabsarzt befördert[7] und richtete in Reichenberg eine Heilanstalt ein.

Garnisons-Spital Nr. 1 Wien

1867 wechselte Neudorfer vom Garnisons-Spital Nr. 1 in Prag in das Garnisons-Spital Nr. 1 nach Wien[8] und erhielt im selben Jahr die Militärdekoration des Offizierskreuzes des belgischen Leopolds-Ordens sowie das Offizierskreuz des mexikanischen Guadaloup-Ordens.[9]

Seine umfangreichen Erfahrungen als Kriegschirurg fanden ihren Niederschlag in dem von ihm verfassten dreibändigen „Handbuch der Kriegschirurgie“, das über Jahrzehnte als Standardwerk der Kriegschirurgie galt. Neudörfer publizierte darüber hinaus zahlreiche Aufsätze und Artikel in der medizinischen Fachpresse wie 1867 „Ueber die Grösse der abzutragenden Knochenstücke“[10] oder 1871 „Die Endresultate der Gelenksresektion“. Er führte eine Reihe von Neuerungen im militärischen Sanitätswesen ein, darunter eine von ihm konstruierte Feldtrage[11] sowie die Verwendung von Gips- und desinfizierenden Pulverbänden bei Schussverletzungen und die Gelenkssekretion bei Schussbrüchen. Weiters beschäftigte er sich mit Wundinfektionen. 1877 erschien dazu seine Monografie „Die chirurgische Behandlung der Wunden“, 1879 „Aus der chirurgischen Klinik der Militärärzte“, 1880 „Über Desinfektion im Kriege“, 1882 „Zur Chloroformnarkose“ und 1885 „Die moderne Chirurgie in ihrer Theorie und Praxis“.

Militär-Sanitätsreform-Kommission, Josephinum, Mitbegründer der Allgemeinen Poliklinik

Zunächst erfolgte im Jahr 1868 nach seiner Habilitation die Ernennung Neudörfers zum Privatdozenten der allgemeinen und klinischen Chirurgie an der Universität Wien. Im selben Jahr wurde er als Mitglied der Militär-Sanitäts-Reform-Kommission eingesetzt, in der er sich für die Schließung des Josephinums einsetzte.[12] Trotzdem wirkte er hier seit 1870 als Lehrbeauftragter für operative Chirurgie und ab 1875 als Chirurg im Rahmen der militärärztlichen Kurse am Josephinum.[13]

1872 gehörte er dem Kreis der Gründungsmitglieder der Allgemeinen Poliklinik in Wien an und übernahm die Leitung der Chirurgischen Abteilung an der Klinik.[14] 1873 wurde das Verlangen des k.u.k. Kriegsministeriums nach einer Ernennung von Neudörfers zum a.o. Professor vom medizinischen Doctoren-Kollegium abgelehnt.[15] 1874 erhielt er seine Beförderung zum Stabsarzt.

1878: Bosnien-Herzegowina

1878 nahm er als Operateur und Berater des Armee-Chefarztes an der Okkupation Bosnien-Herzegowinas teil.[16]

Nachdem er 1883 zum Sanitätschef des 9. Armeekorps in Josefstadt und 1886 zum Sanitätschef des 5. Armeekorps in Pressburg bestellt worden war, schied Neudörfer 1887 aus der Armee aus, trat in den Ruhestand und erhielt den Titel eines Generalstabsarztes.[17] Seine Tätigkeit an der Poliklinik führte er ab 1891 bis 1895 weiter. In diesen Jahren publizierte er 1888 „Gegenwart und Zukunft der Antiseptik und ihr Verhältnis zur Bakteriologie“ und „Die Impfung als pathogenes, curatives und prophylaktisches Agens“.[18] 1889 erschien von ihm „Die Syphilis“, 1889 „Erfahrungen und Enttäuschungen mit der Ozontherapie“,[19] 1890 „Ueber Spirotherapie“, 1891 „Die lokale Anästhesie“[20] und „Die Aus- und Einrenkungen im Schultergelenk“,[21] sowie 1895 „Behring´s Heilserum und das Wasserstoffsuperoxyd“. Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich heute in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Volksbildung – Ethische Gesellschaft

Neudörfer unterstützte den Wiener Volksbildungsverein und war dort als Referent tätig. Außerdem war er Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und Redaktionsmitglied der von Karl Bettelheim (1840-1895) herausgegebenen „Medizinisch-chirurgischen Rundschau“. Neudörfer gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Ethischen Gesellschaft in Wien, die für eine Trennung von Staat und Kirche eintrat.

Neudörfer verstarb am 20. Mai 1898 in Abbazia (Opatija, Kroatien).

Quellen:

Taufmatriken, Rk., Erzdiözese Wien, 3. Landstraße, St. Rochus, Taufbuch 01-34, 1851, Folio 117, Neudörfer Ignaz Joseph.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-175a, Neudörfer Ignaz (Rigorosum Datum: 1855).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 181-169, Neudörfer Ignaz (Promotion Datum: 3.8.1855).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 181-102, Neudörfer Ignaz (Promotion Datum: 19.1.1856).

ÖStA, AVA, Unterricht UM, Allg. Akten, 1210.16 Neudörfer Ignaz, Professorenakt, 1856-1863.

ÖStA, AVA, Unterricht UM, Allg. Akten, 628.30 Neudörfer Ignaz, Professorenakt, 1868-1887.

Literatur:

Neudörfer, Ignaz Joseph: Mitteilungen aus der chirurgischen Klinik in Olmütz. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: 1858.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 40376]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Über Hydrocephalus externus chronicus aquisitus. Vorgetragen in der Section für Physiologie und Pathologie der k.k. Gesellschaft der Ärzte am 2. Jänner 1857. Sonderdruck aus: Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien. Wien: Druck von Carl Gerold’s Sohn 1857.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Aus dem feldärztlichen Berichte über die Verwundeten in Schleswig. Berlin: Sittenfeld 1864.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 33431]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Handbuch der Kriegschirurgie. Leipzig: Vogel 1864-1872.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8068]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Die Endresultate der Gelenksresektion. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Druck von F.B. Geitler 1871.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Die chirurgische Behandlung der Wunden. Wien: Braumüller 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29151]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Aus der chirurgischen Klinik der Militärärzte. Wien: Braumüller 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29190]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Über Desinfektion im Kriege. Vortrag, gehalten im Militärwiss. Vereine zu Wien am 13. Februar 1880. Sonderdruck aus: Organ des Militärwiss. Vereines. Wien: Verlag des Militärwiss. Vereines 1880.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46838]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Zur Chloroformnarkose. Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Leipzig: 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29148]

Neudörfer, Ignaz Jospeh: Die moderne Chirurgie in ihrer Theorie und Praxis. Wien: Braumüller 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29191]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Gegenwart und Zukunft der Antiseptik und ihr Verhältnis zur Bakteriologie. Sonderdruck aus: Klinische Zeit- und Streitfragen. Wien: 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 13492/2,1]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Die Impfung als pathogenes, curatives und prophylaktisches Agens. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörfer, Ignaz Jospeh: Die Syphilis. Sonderdruck aus: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörfer, Ignaz Joseph: Ueber Spirotherapie. Vortrag, gehalten in der Sitzung der k.k. Gesellschaft der Aerzte in Wien, am 14. März 1890. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alferd Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neudörger, Ignaz Joseph: Behring´s Heilserum und das Wasserstoffsuperoxyd. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1859, Sp. 557.

[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 17.7.1860, S. 234.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1864, Sp. 157.

[4] Wiener Zeitung, 16.9.1864, S. 1.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1864, Sp. 607. Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 20.12.1864, S. 412.

[6] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 15.8.1864, S. 271.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 68, 1866, Sp. 1094.

[8] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 44, 1867, Sp. 704.

[9] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr.,33, 1867, Sp. 525.

[10] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 11, 1867, Sp. 161-165,

[11] Der Militärarzt, 1875, Sp. 132-133

[12] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 8.9.1868, S. 6.

[13] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 31, 1875, Sp. 725-726.

[14] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 1, 1872, Sp. 20.

[15] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 4, 1873, Sp. 94.

[16] Wiener medizinische Wochenpresse, Nr. 37, 1878, Sp. 1006.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 23, 1887, Sp. 737.

[18] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1888, S. 299-304.

[19] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 20, 1889, Sp. 833-835; Nr. 21, 1889, Sp. 873-876.

[20] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 31, 1891, S. 1177-1180; Nr. 32, 1891, Sp. 1221-1224; Nr. 33, 1891, Sp. 1265-1268.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 40, 1891, Sp. 1601-1605; Nr. 41, 1891, Sp. 1649-1651; Nr. 42, 1891, Sp. 1689-1692; Nr. 43, 1891, Sp. 1733-1736.

[1] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, 1855, S. 584.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 40, 1857, Sp. 733.

Normdaten (Person): Neudörfer, Ignaz Joseph: BBL: 46611; GND: 116952814

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [324]: Bienenstock, Walther – Inspektionsarzt an der Wiener Börse, NS-Verfolgter

Bienenstock, Walther – Inspektionsarzt an der Wiener Börse, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.03.2025

Keywords: Arzt, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Walther (Walter) David Bienenstock wurde am 7. Juli 1867 in Brügge in Belgien, als Sohn von Isaac Bienenstock (1833-1914) und Amalie Spitzer (1833-1912) geboren.

Nachdem Bienenstock 1885 in Wien maturiert hatte, studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 6. Juni 1891. Anschließend arbeitete er als Aspirant an der Wiener Allgemeinen Poliklinik[1] und von 1894 bis 1899 als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus Wien. Nebenbei führte er seine private Arztpraxis in Wien, Leopoldstadt, in der Lichtenauergasse 12, später in der Adlergasse 8, in Wien 1,[2] und ab 1900 in der Wipplingerstraße 18, wo er auch bis 1939 wohnhaft war. Im Jahr 1902 veröffentlichte er den Aufsatz „Mittel und Wege zur Einschränkung der Geschlechtskrankheiten“.

Im Ersten Weltkrieg diente Bienenstock als Oberarzt und wurde 1915 zum Regimentsarzt bei der Landwehr ernannt. Anschließend war er im Landsturmbataillon Nr. 232 in Galizien tätig[3] und erhielt für seine Verdienste hohe Dekorationen. 1915 wurde ihm das goldene Verdienstkreuz mit Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille verliehen, gefolgt vom Eisernen Kreuz im Jahr 1917.[4] Während des Krieges publizierte er 1915 „Zur Behandlung der Furunkulose[5] und 1916 „Improvisation eines Heißluftapparates im Feld“.

Nach seiner Rückkehr nach Wien im Jänner 1918, nach mehr als dreieinhalb Jahren im Kriegsdienst, führte er seine private Arztpraxis weiter und wurde im Februar 1918 mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet.[6]

Arzt an der Wiener Börse

Im Jahr 1924 wurde er zum Inspektionsarzt an der Wiener Börse bestellt.[7] 1932 erschien von ihm der Aufsatz „Zur Organisation der Psychopathen-Fürsorge in Österreich“, der auf seinen Vortrag im April 1932 im Verein für Psychiatrie und Neurologie basierte.

Bienenstock war Mitglied des Vereins der Ärzte des I. Wiener Gemeindebezirkes, wo er Teil der Vereinsorgane war,[8] der Wiener Laryngologischen Gesellschaft, seit 1897 Mitglied des Wiener Medizinischen Clubs,[9] und seit 1912 Mitglied der Gesellschaft für Physikalische Medizin.[10] 1917 erfolgte seine Ernennung zum Medizinalrat.[11] Darüber hinaus war er seit 1919 Mitglied der Loge Eintracht der B’nai Brith und unterstützendes Mitglied des Allgemeinen Frauenvereins.[12]

Bienenstock wurde wegen seiner jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ von den Nationalsozialisten verfolgt. Er verstarb am 30. September 1938 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 2.10.1938, S. 29.

Quellen:

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl.26.326, Bienenstock Walther.

Matriken der IKG Wien, Friedhofsdatenbank, Bienenstock Walther.

Literatur:

Bienenstock, Walther: Mittel und Wege zur Einschränkung der Geschlechtskrankheiten. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenstock, Walther: Improvisation eines Heißluftapparates im Feld. Sonderdruck aus: „Militärwesen“ aus Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bienenstock, Walther: Zur Organisation der Psychopathen-Fürsorge in Österreich. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Jahresbericht der […] Allgemeinen Poliklinik in Wien für 1891, Wien 1892, S. 19.

[2] Wiener Allgemeine Zeitung, 26.2.1899, S. 6.

[3] Neue Freie Presse, 9.4.1915, S. 11.

[4] Illustriertes Wiener Extrablatt, 16.11.1915, S. 8; Neues Wiener Journal, 6.10.1917, S. 6.

[5] Der Militärarzt, Nr. 16, 1915, Sp. 266-267.

[6] Neue Freie Presse, 2.2.1918, S. 10.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 11.5.1924, S. 16.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1907, Sp. 106.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 27, 1897, S. 660.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1912, Sp. 1508.

[11] Medizinische Klinik, Nr. 43, 1917, S. 1154.

[12] Neues Frauenleben, Nr. 7, 1905, S. 22.

Normdaten (Person): Bienenstock, Walther: BBL: 46609; GND: 1361358084;

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Letzte Aktualisierung: 2025 03 25

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [322]: Fleischmann, Walter – Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, NS-Verfolgter

Fleischmann, Walter – Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 17.03.2025

Keywords: Physiologe, Pathologe, Endokrinologe, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Walter Fleischmann wurde als Sohn des Gynäkologen Carl Fleischmann und Mathilde Fleischmann am 10. Dezember 1896 in Wien geboren. Er war in erster Ehe seit 1923 mit Gertrude Fodor (1899-1947), seit 1933 in zweiter Ehe mit Gertrude Fürth (1899-1990) und zuletzt seit 1948 mit Susanne Kann (1904-1996), der Schwester Historikers Robert Adolf Kann (1906-1981), verheiratet.

Fleischmann studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 10. Oktober 1922. Im selben Jahr publizierte er gemeinsam mit Otto Fürth (1867-1938) „Über die Ermittelung des Tyrosingehaltes von Proteinen“. Nach seinem Studium arbeitete er am Physiologischen Institut der Universität Wien, wo er zahlreiche Arbeiten publizierte u.a. 1925 „Gibt es eine Wirkung des Lichtes auf die Phagocytose“, 1926 „Zur Frage der Beeinflussung der Phagocytose durch das Hormon der Schilddrüse“, 1927 „Über den Stoffwechsel und Leucocyten“, 1928 „Die physiologischen Lebenserscheinungen der Leukocytenzellen“, „Untersuchungen zur Frage der Permeabilität pflanzlicher und tierischer Zellmembranen für Kohlehydrate“, „Über das Vorkommen von Lipase in polymorphkernigen Leucocyten“, 1929 „Über die Permeabilität der Leukocyten für Ionen“, 1931 „Zur Prüfung der Vitalität von Leukocyten mittels Farbstoffen“ 1933 „Pathologische Physiologie des Stoffwechsels weißer Blutzellen[1] und 1937 „Vergleichende Physiologie der inneren Sekretion“.

1931 habilitierte er sich als Dozent für Physiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.[2] Fleischmann verband seine wissenschaftliche Arbeit mit seinem Engagement als Volksbildner, vor allem als Referent in den Wiener Volksbildungseinrichtungen, zuletzt am 2. März 1938 in der Volkshochschule in Wien Ottakring.[3]

Walter Fleischmann war wie seine Familie jüdischer Herkunft und musste nach dem „Anschluss“ im März 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen.

Indexes to Naturalization Petitions to the U.S. Circuit and District Courts for Maryland

Er reiste im März 1938 aus Österreich nach England aus und gelangte im Juli 1938 über Havanna, Kuba, mit der S.S. T.E.L. Oriente nach New York. Er ließ sich zunächst in Baltimore, Maryland nieder und nahm die US-Staatsbürgerschaft an. Hier arbeitete er an der Johns Hopkins University und während des Krieges am Johns Hopkins Hospital. Darüber hinaus forschte er am Army Chemical Center in Edgewood. Daneben arbeitete er als Pathologe an verschiedenen Spitälern wie am Veterans Administration Hospital in Oteen, New York, und Memphis. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand war er als Leiter der Laboratory Services in Johnson City, Tennessee tätig. Fleischmann nahm in den USA auch seine wissenschaftliche Publikationsarbeit wieder auf, u.a. veröffentlichte er 1941 im Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism „Hypothyroidism in Childhood“ und 1951 „Comparative Physiology of the Thyroid and Parathyroid Glands“ und war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Organisationen wie der American Medical Association, der Tri-Country Medical Society, der American Physiological Society und Fellow Emeritus des American College of Pathologists.

Walter Fleischmann verstarb am 19. März 1979 in Johnson City, Tennessee, USA.[4]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1896, Fleischmann Walter.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0762, Fleischmann Walter (Nationalien Datum: 1918/19).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0161, Fleischmann Walter (Rigorosum Datum: 3.7.1922).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1186, Fleischmann Walter (Promotion Datum: 10.7.1922).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalblätter S 304, Senat S 304.277 Fleischmann Walter

UAW, Medizinische Fakultät, Dekanat, Zl. 1073/1937/38, Fleischmann Walter.

Indexes to Naturalization Petitions to the U.S. Circuit and District Courts for Maryland, 1797-1951; Maryland, Naturalization Indexes, 1797-1951, Entry for Walter Fleischmann, 1943. U.S., Federal Naturalization Records, Fleischmann Walter.

Philadelphia, Pennsylvania, United States Aufzeichnungen, Aufnahme 2631 von 3244; United States. National Archives and Records Administration. Mid Atlantic Region, Fleischmann Walter.

United States, Social Security Death Index, Fleischmann Walter, Mar 1979; citing U.S. Social Security Administration, Death Master File, database (Alexandria, Virginia: National Technical Information Service, ongoing).

Literatur:

Fürth, Otto von und Walter Fleischmann: Über die Ermittelung des Tyrosingehaltes von Proteinen. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Gibt es eine Wirkung des Lichtes auf die Phagocytose. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Zur Frage der Beeinflussung der Phagocytose durch das Hormon der Schilddrüse. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter und Fritz Kubowitz: Über den Stoffwechsel und Leucocyten. Aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie, Berlin-Dahlem. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Braunschweig: Druck von Friedrich Vieweg & Sohn 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Die physiologischen Lebenserscheinungen der Leukocytenzellen. Sonderdruck aus: Ergebnisse der Physiologie. München: Verlag von J.F. Bergmann 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Untersuchungen zur Frage der Permeabilität pflanzlicher und tierischer Zellmembranen für Kohlehydrate. Aus dem physiologischen Institut der Universität Kiel. Sonderdruck aus: Pflüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Leipzig: Druck der Spamerschen Buchdruckerei 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Über das Vorkommen von Lipase in polymorphkernigen Leucocyten. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Über die Permeabilität der Leukocyten für Ionen. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien. Sonderdruck aus: Pfüger’s Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Tiere. Leipzig: Druck der Spamerschen Buchdruckerei 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Zur Prüfung der Vitalität von Leukocyten mittels Farbstoffen. Aus dem physiologischen Institut der Universität Wien und der chirurgischen Abteilung am Krankenhaus Wieden in Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. München: Verlag von J.F. Bergmann 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fleischmann, Walter: Vergleichende Physiologie der inneren Sekretion. Wien: Perles 1937.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21180]

Fleischmann, Walter: Comparative Physiology of the Thyroid and Parathyroid Glands. (=American lecture series/118). Springfield/Ill: Thomas 1951.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 30765/118]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1933, S. 215-217.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1931, S. 1111.

[3] Die Stunde, 1.3.1938, S. 3.

[4] Johnson City Press, 25.3.1979, S. 2.

Normdaten (Person): Fleischmann, Walter: BBL: 46605; GND: 1252259182;

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BBL: 46605 (17.03.2025)
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Letzte Aktualisierung: 2025 03 17

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