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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [318]: Flechner, Anton Emmerich – Praktischer Arzt, Landesgerichtsarzt, Bergphysikus, Krippenfunktionär

Flechner, Anton Emmerich – Praktischer Arzt, Landesgerichtsarzt, Bergphysikus, Krippenfunktionär

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 12.02.2025

Keywords: Landesgerichtsarzt, Bergphysikus, Medizingeschichte, Wien

Anton Emmerich Flechner wurde am 2. Oktober 1807 als Sohn des Salinen-Hüttenmeisters Christian Ambrosius Flechner (1760-1849) und Konstancja Anna Adelgunge, geborene Blum (1774-1853), in Drohobycz in Galizien (heute Ukraine) geboren. Seit 1835 war er mit Floriane (Flora) Ernestine Gersdorff (1816-1899), Tochter des Berghofrates Johann Rudolf von Gersdorff (1781-1849), verheiratet und hatte mit ihr einen Sohn, den späteren Bergdirektor Rudolf Flechner (1837-1909), und eine Tochter, die spätere Malerin Pauline Flechner (1836-1921).

Flechner studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte mit seiner Dissertation „De cholera“ am 13. Juni 1831, weiters erhielt den Magister der Geburtshilfe. Ein weiteres Doktorat erlangte er durch sein Studium der Physik. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als praktischer Arzt in Wien Innere Stadt, Grünangergasse 2.

Central-Verein für Kostkinder-Beaufsichtigung und Krippenin Wien

Daneben engagierte sich Flechner als Mitglied der Direktion und später als Vorstands-Stellvertreter im Zentral-Verein Krippen für Kostkinder-Beaufsichtigung und Krippen in Wien sowie in der Vereinskrippe in Wien Brigittenau und Innere Stadt, wo er die Funktion des Lokaldirektors übernahm.[1]

Bis in die 1850er Jahre war noch er als k.k. Bergphysikus in Reichenau in Niederösterreich und als Oberphysikus in Eisenerz in der Steiermark tätig. Im Medizinischen Doctoren-Collegium nahm er als Mitglied des Geschäftsrates eine hohe Funktion ein.

Landesgerichtsarzt

Seit 1858 war Flechner vom k.k. Landesgericht in Wien auf Empfehlung des Doctoren-Collegiums als einer von sechs Landesgerichtsärzten (mit Ausschluss der gerichtlichen Leichenobduktion) beim Landesgericht Wien und den städtisch delegierten Bezirksgerichten in Wien bestellt worden. Sein Aufgabengebiet umfasste die Untersuchung geisteskranker Personen sowie die Überprüfung von Frauen, die wegen Verstöße gegen die „Sittlichkeit“ behördlich verfolgt wurden.[2]

Flechner war seit 1844 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[3] Im Jahr 1847 publizierte er in der Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien „Analecten aus dem Gebiet der Pathologie, Therapie und Pharmakologie[4] und 1853 „Praktische Analecten“.[5] In der Vereinszeitschrift der Gesellschaft veröffentlichte er in den Jahren 1844 bis 1847 die von ihm im Rahmen des „Comites zur Prüfung von Arzneien“ durchgeführten Prüfungsberichte unter den Beiträgen zur Physiologie der Arzneiwirkungen.[6] 1871 erschien von ihm die Arbeit „Zur Lehre der Pyromanie“.

Weiters war er Mitglied des Vereins für Psychiatrie und forensische Psychologie in Wien.[7] 1881 erhielt er den Titel kaiserlicher Rat verliehen.

Flechner verstarb am 30. Oktober 1883 in Wien.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-56a, Flechner Anton (Rigorosum 1831).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 175-407, Flechner Anton Emmerich (Promotion Datum 13.6.1831).

Trauungs-Matriken, Wien, Rk. Erzdiözese Wien, 01 St. Peter, Sign. 02-03, 1835, Folio 150, Flechner Anton, Gersdorff Ernestine Floriane.

Literatur:

Flechner, Anton: Zur Lehre der Pyromanie. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde. O.O.: 1871.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Krippen-Kalender für 1853. Jahrbuch für Frauen und Mütter, S. 42.

[2] Österreichische Zeitschrift für praktische Medizin, Nr. 1, 1858, S. 21.

[3] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Bd. 1, 1844, S. 22.

[4] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Bd. 1, 1856, S. 121-128.

[5] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Bd. 1, 1853, S. 178-181; S. 246-254; S. 356-360; S. 526-540.-

[6] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Bd. 1, 1847, S. 85-113 und 159-188.

[7] Psychiatrisches Centralblatt, 1871, S. 14

Normdaten (Person): Flechner, Anton Emmerich: BBL: 46597; GND: 1356013104;

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BBL: 46597 (12.02..2025)
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Letzte Aktualisierung: 12.02.2025

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