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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [312]: Schmeichler, Ludwig – Professor für Hygiene und Physiologie des Auges in Brünn

Schmeichler, Ludwig – Professor für Hygiene und Physiologie des Auges in Brünn

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 14.01.2025

Keywords: Augenarzt, Blindenarzt, Militärarzt, Medizingeschichte, Wien, Brünn

Ludwig Schmeichler wurde am 4. Februar 1858 als Sohn von Leopold Schmeichler (1820-1894) und Veronika, geborene Schön, in Brünn (heute Brno: Tschechien) geboren. Er war mit Leontine Strakosch verheiratet.

Schmeichler studierte Medizin an der Universität Wien und promovierte am 22. März 1882. Während seines Studiums engagierte er sich aktiv im Medizinischen Unterstützungsverein an der Universität Wien, wo er in den Jahren 1879[1] und 1881 zum Präsidenten des Verwaltungsrates gewählt wurde.[2] Im Jahr 1881 hielt er im Namen der Studierenden der Medizinischen Fakultät sowie des Unterstützungsvereines die Trauerrede beim Begräbnis von Professor Josef Skoda (1805-1881).[3] Nach Abschluss seines Studiums trat Schmeichler als Aspirant an der Augenklinik unter der Leitung von Professor Ferdinand Arlt (1812-1887) in den Dienst, wo er 1882 die Arbeit „Die Staaroperationen an der Klinik des Hofrathes Prof. Dr. v. Arlt“ und 1883 „Die Augenstörungen bei Tabes dorsualis“ publizierte.

Im Anschluss daran war Schmeichler als Militärarzt im Garnisonsspital Nr. 5 in Brünn tätig. Im Juni 1882 wurde er zum Oberarzt in der Reserve ernannt.[4] Im Jahr 1884 trat er in den Aktivstand ein[5] und übernahm 1885 die Funktion des Regimentsarztes im Garnisonsspital.[6] Im selben Jahr publizierte er die Arbeit „Klinische Pupillenstudien“[7] und 1887 die „Ophthalmologische Kasuistik“.[8] Im Jahr 1888 veröffentlichte er in der Zeitschrift „Der Militärarzt“ einen Artikel mit dem Titel „Beiträge zu den Sehfehlern der Soldaten“[9] und hielt zudem einen Vortrag vor dem ärztlichen Verein in Brünn unter dem Titel „Infektion und Desinfektion bei Augenkrankheiten“.[10] 1889 erschien von ihm „Antiseptik an deutschen Augenkliniken“,[11] 1890 in „Der Militärarzt“ wieder „Das Tracom in der Armee[12] und 1891 ebenso hier „Bemerkungen über die neuen Vorschriften zur ärztlichen Untersuchung der Aspiranten bei der Aufnahme in die Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalten“.[13] 1895 veröffentlichte er „Ueber Pyämie mit Chorioditis metastatica[14] und 1899 seinen Vortrag vor dem ärztlichen Verein in Brünn „Ueber Protrusion des Augenapfels“.[15]

1905 trat er als Regimentsarzt des Garnisonsspital Nr. 15 in Krakau aus dem Heer aus.[16]

1902 habilitierte Schmeichler sich an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn zum Privatdozenten für Hygiene und Physiologie des Auges unter besonderer Berücksichtigung der technischen Berufe,[17] 1910 erhielt er den Titel eines a.o. Professors.[18] Neben seiner Arbeit „Bemerkungen zur Trachominfektion“ führte Schmeichler eine Reihe von Studien am bakteriologischen Institut der mährischen Landeskrankenanstalt in Brünn unter dessen Vorstand dem Prosektor Carl Sternberg (1872-1935) aus, darunter „Ueber den Erreger einer Hornhautentzündung beim Kaninchen“, und „Ueber Chlamydozoenbefunde bei nichtgonorrhoischer Blennorrhöe der Neugeborenen“. 1909 veröffentlichte er seinen im November 1908 gehaltenen Vortrag im ärztlichen Verein in Brünn unter dem Titel „Bakteriologische Untersuchung der Bindehaut in der Praxis“. Weitere Publikationen legte er unter den Titeln „Begutachtung einer Augenverletzung auf Grund des histologischen Befundes“, 1912 „Die Trachomgefahr in Mähren[19] und 1927 „Begutachtung von Augenverletzungen : Ergebnis der Zusammenstellung von 2300 Gutachten“ vor.

Am Ersten Weltkrieg nahm Schmeichler als Militärarzt in Brünn teil, wo 1914 seine Ernennung zum Oberstabsarzt erfolgte[20] und er zum Kommandanten des Vereinsreservespitals Nr. 1 in Brünn bestellt wurde. 1918 publizierte er hier „Erfahrungen bei Kriegsblinden“. 1917 erhielt Schmeichler das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens.[21] Schmeichler wurde Mitglied des Ausschusses des Krankenpflegevereines vom Roten Kreuz in Brünn. 1906 schrieb er einen Artikel über die „Blindenversorgung in Mähren und Schlesien“.[22]

Schmeichler war Mitglied und im Ausschuss der Vereinsleitung des Kaiser Franz Josef-Mädchen-Blindenheims in Brünn,[23] des Landesvereines zur Bekämpfung der Tuberkulose in Mähren[24] und langjähriger Mitarbeiter der Wiener medizinischen Wochenschrift.

Ludwig Schmeichler verstarb am 23. Jänner 1938 in Brünn.

Ludwig Schmeichler, Todesanzeige: Tagesbote, 25.1.1938, S. 12.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-359c, Schmeichler Ludwig (Rigorosum Datum 1879).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 18-1316, Schmeichler Ludwig (Promotion Datum 22.3.1882).

Sterberegister der Israelitischen Kultusgemeinde Brünn, 1938, Folio 288, Schmeichler Ludwig

Literatur:

Schmeichler, Ludwig: Die Staaroperationen an der Klinik des Hofrathes Prof. Dr. v. Arlt. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: bei L.W. Seidl & Sohn 1882.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schmeichler, Ludwig: Die Augenstörungen bei Tabes dorsualis. Mit Fig. 1-5 auf Taf. IX. Sonderdruck aus: Archiv für Augenheilkunde. Wiesbaden: Verlag von J.F. Bergmann 1883.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schmeichler, Ludwig: Bemerkungen zur Trachominfektion. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schmeichler, Ludwig: Ueber den Erreger einer Hornhautentzündung beim Kaninchen. Aus der Prosektur und dem bakteriologischen Institut der mährischen Landeskrankenanstalt in Brünn (Vorstand: Prosektor Dr. Karl Sternberg). Sonderdruck aus: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schmeichler, Ludwig: Ueber Chlamydozoenbefunde bei nichtgonorrhoischer Blennorrhöe der Neugeborenen. Aus dem pathologisch-bakteriologischen Institut der mährischen Landeskrankenanstalt (Vorstand: Professor Dr. Carl Sternberg). Sonderdruck aus: Berliner klinische Wochenschrift. Berlin: Druck von L. Schumacher 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schmeichler, Ludwig: Bakteriologische Untersuchung der Bindehaut in der Praxis. Vortrag, gehalten am 11. November 1908 im ärztlichen Vereine in Brünn. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k. und k. Hof-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schmeichler, Ludwig: Begutachtung einer Augenverletzung auf Grund des histologischen Befundes. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schmeichler, Ludwig: Begutachtung von Augenverletzungen. Ergebnis der Zusammenstellung von 2300 Gutachten. (= Abhandlungen aus der Augenheilkunde und ihren Grenzgebieten/7). Berlin: Karger 1927.

[Universitätsbibliothek MedUni Wien/Magazin, Periodika]

Schmeichler, Ludwig: Erfahrungen bei Kriegsblinden. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1879, Sp. 131.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6. 1881, Sp. 169.

[3] Neue Freie Presse, 15.6.1881, S. 5.

[4] Mährisches Tagblatt, 2.6.1882, S. 4.

[5] Wiener Zeitung, 24.10.1884, S. 2.

[6] Wiener Zeitung, 28.4.1885, S. 14.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1885, Sp. 1179-1181; Nr. 40, 1885, Sp. 1209-1211; Nr. 41, 1885, Sp. 1246-1249; Nr. 42, Sp. 1275-1279.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1887, Sp. 89-92; Nr. 5, 1887, Sp. 126-130.

[9] Der Militärarzt, Nr. 4, 1888, Sp. 25-27; Nr. 5, 1888, Sp.33-35; Nr. 6, Sp. 41-44; Nr. 7, Sp. 51-52

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 20, 1888, Sp. 695-698; Nr. 21, Sp.727-728; Nr. 22, Sp. 766-768.

[11] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 32, 1889, Sp. 1233-1236; Nr. 33, 1889, Sp. 1271-1274; Nr. 33, 1889, Sp. 1309-1311.

[12] Der Militärarzt, Nr. 12, 1890, Sp. 89-92; Nr. 13 1890, Sp. 97-100.

[13] Der Militärarzt, Nr. 7, 1891, Sp. 49-51

[14] Wiener medizinische Wochenaschrift, Nr. 34, 1895, Sp. 1465-1468; Nr. 35, Sp. 1514-1516.

[15] Wiener medizinische Wochenaschrift, Nr. 8, 1898, Sp. 351-356; Nr. 9, Sp. 402-408.

[16] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 29.8.1905, S. 9.

[17] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 15, 1902, S. 395.

[18] Die Zeit, 22.12.1910, S. 2.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1912, Sp. 1813-1819; Nr. 28, Sp. 1905-1909.

[20] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 17.11.1914, S. 389.

[21] Wiener medizinische Wochenschau, Nr. 21, 1917, Sp. 953.

[22] Mährisches Tagblatt, 7.11.1906, S. 1-2.

[23] Das Rote Kreuz, April, 1907, S. 13.

[24] Das Rote Kreuz, April, 1904, S. 4.

Normdaten (Person): Schmeichler Ludwig: BBL: 45860; GND: 1157810896;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [265]: Engel, Richard – Internist an der Mährischen Landeskrankenanstalt Brünn

Engel, Richard – Internist an der Mährischen Landeskrankenanstalt Brünn

Autor: Walter Mentzel

Published online: 25.01.2023

Keywords: Internist, Landeskrankenhaus in Brünn, Medizingeschichte, Prag, Brünn

Richard Edler von Engel wurde als Sohn des Bürgermeisters von Olmütz in Böhmen (heute: Olomouc/Tschechien), Josef Edler von Engel (1830-1900) und Emilie (1838-1898), geborene Mandelblüh, am 2. Juli 1863 in Olmütz geboren. Er war seit 1893 mit Ida Pohl verheiratet.[1]

Nachdem er das Gymnasium in Sternberg absolviert hatte, studierte er zunächst in Prag und Wien Medizin, wo er das Studium am 28. Juni 1889 mit seiner Promotion abschloss. Danach arbeitete er ab Juni 1890 als Assistent bei dem Professor und Internisten Rudolf von Jaksch (1855-1947)[2] an der Universität in Prag. Jaksch war 1882 Assistent von Hermann Nothnagel (1841-1905) an der Universität Wien und ab 1989 an der Medizinischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität in Prag als Internist tätig war. Hier publizierte er Richard Engel 1890 „Zwei Fälle von primärer infectiöser Nephritis“, „Ueber die Mengenverhältnisse des Acetons unter physiologischen und pathologischen Verhältnissen“, und 1891 „Ein Fall von Typhus abdominalis und Diabetes mellitus“.

Danach erfolgte seine Ernennung zum Bezirksarzt von Eger (heute: Cheb/Tschechien) und 1893 jene zum Primarius an der internen Abteilung der Mährischen Landeskrankenanstalt Brünn.[3] Hier veröffentlichte er 1894 „Über Polyneuritis mercurialis“ und 1895 „Bericht über die Serumtherapie nach Behring gegen Diphterie.

1896 wurde er als Kandidat der liberalen deutsch-fortschrittlichen Partei in die Gemeindevertretung der Stadt Brünn gewählt.[4] In Olmütz gehörte er der Sektion des Centralvereines deutscher Ärzte an.[5]

1898 erschien von ihm die Studie „Ueber die Prognose bei Typhus  abdominalis[6] und zuletzt 1899 publizierte er in der Prager Medizinischen Wochenschrift Nr. 14 die Arbeit „Ueber das Auftreten von Nierenelementen bei schweren inneren Darmstenosen und bei eitriger Peritonitis“.[7] Im selben Jahr wurde Engel zunächst in ein Sanatorium und danach in die Landesirrenanstalt nach Sternberg überwiesen, wo er am 1. Februar 1904 verstarb.[8]

Quelle:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-73b, Engel Richard (Rigorosum Datum: 1886).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2596, Engel Richard (Promotion Datum: 1886).

Mährisches Tagblatt, 3.2.1904, S. 3.

Literatur:

Engel, Richard von: Zwei Fälle von primärer infectiöser Nephritis. Aus der medicinischen Klinik des Professors R. v. Jaksch. Sonderdruck aus: Prager medizinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Richard von: Ueber die Mengenverhältnisse des Acetons unter physiologischen und pathologischen Verhältnissen. Aus der medicinischen Klinik von Prof. R. v. Jaksch in Prag. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medicin. Prag: 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Richard von: Ein Fall von Typhus abdominalis und Diabetes mellitus. Aus der medicinischen Klinik des Herrn Prof. v. Jaksch zu Prag. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Richard von: Über Polyneurits mercuralis. Aus der Mährischen Landeskrankenanstalt zu Brünn. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: im Selbstverlag des Verfassers 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Richard von: Bericht über die Serumtherapie nach Behring gegen Diphterie. Aus der Mährischen Landeskrankenanstalt zu Brünn. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Prager Tagblatt, 23.11.1893, S. 6.

[2] Mährisches Tagblatt, 28.6.1890, S. 4.

[3] Mährisches Tagblatt, 19.5.1893, S. 5.

[4] Neue Freie Presse, 22.12.1896, S. 3.

[5] Mährisches Tagblatt, 22.11.1897, S. 3.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1898, Sp. 687-691; Nr. 16, 1898, Sp. 744-750; Nr. 17, 1898, S, 795-798; Nr. 18, Sp. 847-852.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 14, 1900, Sp. 653.

[8] Mährisches Tagblatt, 3.2.1904, S. 3.

Normdaten (Person): Engel, Richard: BBL: 43088; GND: 131690816X;

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Letzte Aktualisierung: 20240125

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [218]:Igl, Johann – Stadtphysikus von Brünn, Militärarzt

Igl, Johann– Stadtphysikus von Brünn, Militärarzt

Text: Walter Mentzel

Johann Igl wurde am 15. April 1846 in Nikolsburg in Mähren (heute: Mikulov/Tschechien) geboren, und war mit Klothilde, geborene Götz, verheiratet. Nach seinem Studium in Wien an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie, das er im Jahr 1871 mit seiner Promotion abschloss, wurde er im April 1871 als Oberarzt dem Garnisons-Spital Nr. 5 in Brünn[1] und 1877 dem 69. Infanterieregiment[2] und zuletzt dem 8 und 36. Infanterieregiment zugeteilt.[3]

1878 errichtete er im Zuge des Okkupationsfeldzuges in Bosnien als Regimentsarzt in Fiume (heute: Rijeka/Kroatien) und Zengg (heute: Senj/Kroatien) in Dalmatien Feldspitäler für verwundete Wehrangehörige ein.[4] Im Jänner 1880 wurde er zum Garnisonsspital in Brünn[5] und hier 1882 in den Stand der Reserve des mährischen Landwehr-Infanterieregimentsbataillon Kremsier versetzt.[6] In Brünn nahm er seit 1879/80 die Stelle eines Bezirksarztes bis zu seiner Ernennung zum Stadtphysikus im Jahr 1888 ein.[7] Als Stadtphysikus reorganisierte er die Evidenzhaltung der Infektionskrankheiten, legte ein Sanitätskataster für die Stadt an, und errichtete neben einem Epidemie- und Notspital ein Versorgungshaus und eine Desinfektionsanstalt. Igl war ein zentraler Proponent bei der sanitären und baulichen Regulierung der Landeshauptstadt Brünn und deren Umgebung, und der Erste, der in Österreich die Einführung von Schulärzten anregte.

Johann Igl gehörte der 1881 gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege an, wo er u.a. 1901 einen Vortrag zum Thema „Anlage, Führung und Wert eines Sanitätsgrundbuches“[8] hielt. 1902 erschien von ihm nach einem Vortrag in der Vollversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege am 23. Oktober 1901 die Arbeit „Ein Beitrag zur Epidemieforschung bei Darmtyphus“. 1903 referierte er wieder vor der Gesellschaft zum Thema „Die Krebssterblichkeit in Brünn seit 100 Jahren. Ein Beitrag zur Krebsforschung“.[9] 1906 erschien von ihm der Aufsatz „Förderung der Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande“, nach einem von ihm 1905 unter demselben Titel gehaltenen Vortrag vor der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege.[10]

Igl war seit 1898 Träger des Ritterkreuzes des Franz Josefs-Ordens.[11] Er verstarb am 12. Mai 1913 in Wien.

Quellen:

Sterbebuch, Rk. Erzdiözese Wien, 09. Votivkirche, Sign. 03-11, Folio 6, Igl Johann.

Nachruf: Johann Igl in: Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1913, Sp. 1328.

Literatur:

Igl, Johann: Ein Beitrag zur Epidemieforschung bei Darmtyphus. Vortrag, gehalten in der Vollversammlung der „Oesterr. Gesellschaft für Gesundheitspflege“ am 23. October 1901. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Brünn: im Verlag des Verfassers 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Igl, Johann: Förderung der Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande. Vortrag, gehalten in der Vollversammlung der „Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege“ am 25. Oktober 1906. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Wien: im Selbstverlage des Verfassers, Druckerei der kaiserl. Wiener Zeitung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31959]

Keywords:

Igl Johann, Stadtphysikus, Brünn, Militärarzt, Arzt , Medizingeschichte, Wien

[1] Die Neue Zeit. Olmützer politische Zeitung, 25.4.1871, S. 5.

[2] Der Kamerad. Österreichisch-ungarische Wehr-Zeitung, 1.7.1877, S. 5.

[3] Österreichischer Soldatenfreund, 7.6.1879, S. 361.

[4] Die Presse, 18.9.1878, S. 10.

[5] Prager Tagblatt, 16.1.1880, S. 6.

[6] Wiener Allgemeine Zeitung, 6.1.1882, S. 3.

[7] Internationale klinische Rundschau, 1888, Sp. 351.

[8] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie, 30.3.1901, S. 309.

[9] Wiener klinische Rundschau, Nr. 47, 1903, S. 862.

[10] Wiener klinische Rundschau, Nr. 42, 1905, S. 754.

[11] Wiener klinische Rundschau, Nr. 51, 1898, S. 826.

Normdaten (Person) Igl, Johann: BBL: 41093; GND: 1290173923;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41093 (22.05. 2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 05 22
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [150]: Moritz Nedopil – Assistent von Theodor Billroth und Primararzt an der chirurgischen Abteilung des Landeskrankenhauses Brünn – aus der Separata-Bibliothek

Moritz Nedopil – Assistent von Theodor Billroth und Primararzt an der chirurgischen Abteilung des Landeskrankenhauses Brünn – aus der Separata-Bibliothek

Text: Dr. Walter Mentzel

Moritz Nedopil wurde am 13. September 1847 als Sohn des Verwalters der Freiherr Sina’schen Güter, Mitgliedes des mährischen Landtages und Mitgliedes des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrates Jakob Nedopil (1811-1894) und Friederike Nedopil in Eichhorn (heute: Veverská Bítýska) bei Brünn in Mähren geboren. Er besuchte und absolvierte das Schottengymnasiums in Wien[1] und studierte ab 1867 an der Universität Wien Medizin. Nach seiner Promotion im Jahr 1873 erfolgte im Oktober 1874 seine Ernennung zum Assistenten an der chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus Wien bei Professor Theodor Billroth (1829-1894).[2] Während dieser Zeit publizierte er die heute sich in der Separata-Bibliothek befindenden Arbeiten:

Nedopil, Moritz: Aus der chirurgischen Klinik des Hofrathes Professor Billroth in Wien. Sieben geheilte penetrirende Schussverletzungen des Thorax. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Nedopil, Moritz: Casuistische Mittheilungen aus der Klinik des Professors Billroth in Wien. I. Exstirpation der Scapula und eines Theiles der Clavicula des Armes. Sonderdruck aus: Langenbeck’s Archiv. Berlin: Druck von Trowitsch und Sohn o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Nedopil, Moritz: Mittheilungen aus dem Ambulatorium von Prof. Billroth´s chirurg. Universitäts-Klinik in Wien: I. Symmetrische Gangrän der Extremitäten. II. Symmetrische Spontanfraktur der Oberschenkel. III. Vollständiger Schwund einer Radiusdiaphyse. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1878.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Nedopil, Moritz: Das Ambulatorium in den Jahren 1871-1877. Aus der chirurgischen Universitäts-Klinik des Hofrathes Prof. Dr. Th. Billroth in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1878.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

1879 habilitierte er sich zum Privatdozenten für Chirurgie an der Medizinischen Fakultät[3] und 1881 erfolgte seine Wahl zu Abteilungsvorstand an einer der beiden chirurgischen Abteilungen der Allgemeinen Poliklinik in Wien.[4] Hier entstanden seine beiden Aufsätze:

Nedopil, Moritz: Die Laparosplenotomie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift: Wien: Selbstverlag des Verfassers 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Nedopil, Moritz: Ueber tuberkulöse Erkrankungen der Zunge. Sonderabdruck aus: Wiener Klinik. Wien: Urban & Schwarzenberg 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

1883 beendete er an der Klinik seine Tätigkeit und emigrierte nach Konstantinopel, wo er sich als praktischer Arzt niederließ.[5] Bereits ein Jahr später, 1884, wurde Nedopil zum Primararzt der chirurgischen Abteilung des Landeskrankenhauses in Brünn ernannt[6] 1893 erfolgte seine Beförderung zum Spitalsdirektor.[7] Daneben wurde er mehrmals als Mitglied in den k.k. Landes-Sanitätsrat für Mähren bestellt.[8] In Brünn setzte er seine Publikationstätigkeit fort mit der 1886 erschienen Arbeit „Zur Herniotomie und Darmsektion“ und 1903 mit dem Bericht über „Zwei operativ geheilte Fälle Invaginatio ileocoecalis bei Erwachsenen“.

Nedopil verstarb am 25. Dezember 1909 in Brünn.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle 1872, Sign. 177.264a, Nedopil Moritz.

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle 1873, Sign. 182.31, Nedopil Moritz.

Matrikenbuch, Geburtsbuch, Veverská Bítýska, Register 1784-1892, Pag. 157, Nedopil Moritz.

Matrikenbuch, Geburtsbuch, Teil 2, Veveri 1845-1868, Pag. 3, Nedopil Moritz.

Matrikenbuch, Sterbebuch (Úmrtni kniha), Staré Brno u Nanebevzetí Panny Marie, Nr. 17188 1892-1914, Pag. 572, 1909 Dezember, Nedopil Moritz.

[1] Jahresbericht Schottengymnasium Wien. 1868. S. 50.

[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 27.10.1874. S. 363.

[3] Die Presse. 24.12.1879. S. 9.

[4] Wiener Zeitung. 13.4.1881. S. 10.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 15. 1883. Sp. 456.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 16. 1884. Sp. 486.

[7] Mährisches Tagblatt. 8.3.1893. S. 4.

[8] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie. 2.3.1901. S. 200.

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